Inwiefern versucht E.T.A. Hoffmann die Leser in die doppelsinnige Welt des goldenen Topfes einzubinden?


Dossier / Travail, 2016

18 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhalt

1 Einleitung

2 Aufbau
2.1 Formenanalyse
2.2 Personenkonstellation

3 Analyse
3.1 Ästhetikmodell
3.2 Der Atlantis-Mythos
3.3 Die zwei Welten
3.4 Zweideutigkeit der Wirklichkeit
3.5 Höhere Welt
3.6 Dualismus zwischen phantastischer und bürgerlicher Welt
3.7 Sprache und Natur
3.8 Alchemie und Magnetismus
3.9 Tiere, Symbole und Metaphern

4 Schluss

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der Literat E.T.A Hoffmann (1776-1822) gilt als ein vorzüglicher Repräsentant der deutschen Dichtung, indem er durch seine Werke zu einer entfernten historischen Figur geworden ist[1]. „Der goldne Topf“, mit dem Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“, welches 1813 entstand, gilt als das bedeutendste Stück aus Hoffmanns Werken in „Die Fantasiestücke in Collot´s Manier.“Der goldne Topf thematisiert die Entwicklung einer Künstlerfigur und ihr Verhältnis zur Realität. Eines der bedeutsamsten Inhalte des Märchens ist die Darstellung der doppelsinnigen Welt durch die Verknüpfung von wunderbaren und realen Elementen. Inwiefern gelingt es Hoffmann jedoch die Leser in die doppelsinnige Welt des goldenen Topfes einzubinden?

Gegenstand dieser Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Märchen, um einen Überblick in die Struktur, der Figuren und der Motivik zu erhalten. Die Frage nach der Wirklichkeit ist für eine Betrachtung von Hoffmanns Werk von zentraler Bedeutung. Hierbei dient der Kontrast zwischen der Realität und der phantastischen für die Analyse als interessanten Einblick in das Gesamtwerk und in die Forschung dieser Gegenüberstellung. Auch wird das Ästhetikmodell angesprochen, welches die Bereiche „Künstler und Wahnsinn“ und „Duplizität des Seins“ aufgreift. Der goldne Topf basiert auf dem Modell der negativen Ästhetik. Es wird als poetisches Gedicht bezeichnet und vermittelt zwischen Kunst und Leben. Dem folgen Ausführungen zu Symbolen, Elemente und Metaphern des Märchens. Eine Untersuchung der Figuren und Erzählebene soll die Frage beantworten, inwiefern diese Aspekte in Hoffmanns Poetik realisiert werden. Eine Erörterung von weiteren Aspekten rundet die Untersuchung ab.

2 Aufbau

2.1 Formenanalyse

Der goldne Topf von E.T.A Hoffmann besteht aus zwölf Vigilien, was Nachtwachen bedeutet. Das Märchen beginnt mit einer „streng realistischen, topographischen genau fixierten Zeichnung und erfüllt somit zunächst die Erwartung einer ‚auktorialen‘ Erzählhaltung in keiner Weise[2].“ Die komprimierten Inhaltsangaben vor den einzelnen Vigilien, unterstützen die Tatsache, dass diese Methode dem Märchen einen auktorialen Erzählcharakter verleihen. Hierbei ist zu beachten, dass der Erzähler über die Geschehnisse der einzelnen Charaktere bestens Bescheid weiß. Die Erzählung erfolgt im Wesentlichen chronologisch, jedoch gibt es hier Ausnahmen. Der Zeitsprung in Vigilie 7 knüpft an Vigilie 5 und es finden mehrere Rückblenden statt. Die „antithetisch aufgebaute Handlung endet in zwei Schlüssen“.[3] Hierbei wird der Dualismus deutlich, indem jedoch in dem zweiten Ende eine Veränderung des Erzählmodus stattfindet und der „Ich-Erzähler“ die letzte Vigilie abschließt.

Der Erzähler dringt oft in das Märchen ein und kommuniziert direkt mit dem Leser. So wird er beispielsweise in Vigilie 12 direkt angesprochen: „Aber vergebens bleibt alles Streben, dir, günstiger Leser (…)“[4]. Dadurch, dass der auktoriale Erzähler ironisch wird, gelingt es dem auktorialen Erzähler die Verbindung der gegensätzlichen Welt darzustellen. Der fiktive Erzähler durchbricht anhand der persönlichen Anrede die Grenzen des fiktiven Märchens. Die Phantasie der Leser wird dadurch immer stärker in die Geschichte einbezogen. Ein weiteres Beispiel lässt sich auf S. 57 finden: „Ich wollte, dass du, günstiger Leser! Am dreiundzwanzigsten September auf der Reise nach Dresden begriffen wärest (…)“[5]. Auch wird sehr oft der Konjunktiv verwendet um Wünsche darzustellen.

Das Tempus der Geschichte ist im Präteritum, welches eine typische Erzählzeit ist. Der Leser wird automatisch Teil der Geschichte, da er immer mehr in die Geschichte verstrickt wird.

Dies lässt sich auch anhand Anselmus kenntlich machen, der in eine Welt eintaucht, die er anfangs nur kopiert. Die Neugier und das Interesse an die Geschichte wird durch ein raffiniertes Überspringen der Erzähler-Leser-Grenze geweckt. Diese Eigenschaft, dass der Leser an der Herstellung der erzählten Welt beteiligt wird, ist in keinem anderen Kunstmärchen gelungen wie im „Goldenen Topf“. Der Ich-Erzähler, in Form des Autors, greift oftmals in den Erzählvorgang ein und fordert den Leser auf, die eigene Phantasie einzusetzen. In der vierten Vigilie wird diese Aufforderung deutlich: „Wohl darf ich geradezu dich selbst guter Leser fragen, ob du in deinem Leben (…)[6].“

2.2 Personenkonstellation

Das Märchen erzählt über den tollpatschigen Hauptprotagonisten und Studenten Anselmus. Dieser ist mit dem Konrektor Paulmann sowie dem Registrator Heerbrand befreundet. Paulmanns Tochter Veronika interessiert sich für Anselmus und möchte Frau Hofrätin genannt werden. Sie findet ihr Glück jedoch Letzen Endes bei Heerbrand. Der Archivarius Lindhorst, welcher auch Salamander genannt wird, verbindet den Studenten zwischen Dresden und Atlantis, welches die Märchenwelt darstellt. Er stellt Anselmus für eine Arbeit ein und hat die Absicht seine Tochter Serpentina, welche aus einer Mischung von Schlange und Märchen besteht, zu verheiraten. Lindhorst steht die Aufgabe bevor, seine drei Töchter zu verheiraten um anschließend zum Atlantis zurückkehren zu können. Die Hexe, die zudem noch Apfelweib, Liese und Alte genannt wird, repräsentiert das Böse im Märchen und steht dem Lindhorst gegenüber.

Sie versucht durch eine Allianz mit Veronika den Plan des Archivarius zu vereiteln. Bezüglich der Personenkonstellation ist zu erwähnen, dass diese bereits vor Beginn der Geschichte bestand.

3 Analyse

3.1 Ästhetikmodell

In fast allen Werken von Hoffmann steht die künstlerische Subjektivität im Mittelpunkt, in der sie einen Gegensatz zur äußeren Realität darstellt.[7] Dies hat den Hintergrund in der Autonomieästhetik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der veränderte Kunstgedanke besagt, dass sich die Kunst als in sich selbst begründet und nicht mehr durch soziale Zwecke und äußeren Erwartungen gebunden ist.

Die Kunst wird als Erkenntniswerkzeug angesehen, mit der die Schaffung des Schönen korrespondiert wird und eine universelle Daseinsbetrachtung ermöglicht wird. Die Künstler erheben durch den Subjektivismus und der Genieästhetik des Sturm und Drang eine eigene Gegenwelt. Die Gefahren der übersteigerten Subjektivität sind jedoch Wirklichkeitsverlust und Selbstzerstörung.[8] Das Denken der Romantik fördert den Antagonismus der Poesie und des Lebens[9]. Durch den hohen Stellenwert der Kunst, wird eine Vermittlung zwischen der Poesie und des Alltags und der Subjektivität und Realität obstruiert[10]. Die ästhetische Frage der Wirklichkeitsauffassung, bedingt durch die Kunstproduktion resultiert sich. Neben den Grundlagen des Schönen, beschäftigt sich die Ästhetik auch mit der gesellschaftlichen Funktion von Kunst sowie deren Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Durch die Trennung der Gesellschaft entsteht eine Spannung zwischen Poesie und Leben, welche das Künstlerdasein prägt und zu Konflikten der künstlerischen Innerlichkeit führt, was bedingt durch die Anforderungen der Außenwelt entsteht[11]. Das Verhältnis von Kunst und Leben, sowie Kunst und Gesellschaft wird hinterfragt. Diese Grundfrage wird in mehreren Werken von Hoffmann aufgegriffen und kennzeichnen sich durch die negative Ästhetik. Nach der Definition von Claudia Liebrand, ist unter negativen Ästhetik, die prinzipielle Unvermittelbarkeit von ‚Kunst‘ und ‚Leben‘ gemeint. Die Folge des poetischen Absolutismus, ist eine unüberwindbare Kluft zwischen diesen Bereichen.[12]

Bedingt durch die Spaltung der Gesellschaft, wird die Wirkungsmöglichkeit des Kunstwerks eingeschränkt. Der goldne Topf basiert auf dem Modell der negativen Ästhetik. Die Vermittlung von Poesie und Realität findet jedoch nicht statt. Das Märchen wird als poetisch eingeordnet und weicht somit den Aporien der negativen Ästhetik aus. Eine Vermittlung zwischen Kunst und Leben wird jedoch eingeleitet. Eine Ausführung zu Hoffmanns Poetik, welche notwendig ist, soll das ästhetische Problem der Vermittlung zwischen Kunst und Leben zeigen, welches poetologische Schwierigkeiten enthält.

Dieses Verhältnis wirkt sich auf die Kunstproduktion, die ästhetische Qualität des Werks und dessen Rezeption aus.

[...]


[1] Vgl. Fritz: Die Märchendichtung E.T.A. Hoffmanns, S. 158.

[2] Königs: Königs Erläuterungen und Materialien, S. 52.

[3] Steineke: E.T.A. Hoffmann, S. 87.

[4] Hoffmann: Der goldne Topf, S. 5.

[5] Ebd., S. 57.

[6] Hoffmann: Der goldne Topf, S. 28.

[7] Vgl. Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, S. 2.

[8] Vgl. Liebrand: Aporie des Kunstmythos, S. 13f.

[9] Vgl. Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, S. 1.

[10] Vgl. Liebrand: Aporie des Kunstmythos, S. 9f.

[11] Vgl. Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, S. 2.

[12] Vgl. Vgl. Liebrand: Aporie des Kunstmythos, S. 9f.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Inwiefern versucht E.T.A. Hoffmann die Leser in die doppelsinnige Welt des goldenen Topfes einzubinden?
Université
University of Paderborn
Cours
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Märchen (mit fachdidaktischem Schwerpunkt)
Note
1,7
Auteur
Année
2016
Pages
18
N° de catalogue
V438273
ISBN (ebook)
9783668782686
ISBN (Livre)
9783668782693
Langue
allemand
Mots clés
E.T.A. Hoffmann, E.T.A., Germanistik, Märchen, Der goldene Topf, goldene Topf
Citation du texte
Rania Mani (Auteur), 2016, Inwiefern versucht E.T.A. Hoffmann die Leser in die doppelsinnige Welt des goldenen Topfes einzubinden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438273

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