Sucker Punch. Feministisches Rache-Epos oder ein Potpourri aus Geek-Fantasien?


Dossier / Travail, 2012

22 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. AllgemeinesuberSUCKERPUNCH

3. Mulvey, Eisenstein und Immersion

4. Thesenund Theorie

5. Fazit

Literatur- und Internetquellen Erwahnte Filme Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Sucker Punch ist wohl einer der umstrittensten Filme der letzten Zeit, in Hinsicht ob der Film sehenswert ist oder nicht. Von den meisten Kritikem zerrissen, von vielen Zuschauern nicht verstanden, von selbsternannten Kritikern auf Blogs und Filmseiten als schlechtester Film des Jahres bezeichnet und von wenigen umso mehr in den Himmel gelobt. Was kann man von so einem Film erwarten? Wie geht man an so einen Film heran? Lohnt es sich ihn zum Thema einer Hausarbeit zu machen? Aber wie Francois Truffaut schon sagte: ,,Wenn Sie nicht sehen, worin das Geniale von Sucker Punch besteht, dann haben Sie und ich nicht dieselbe Vorstellung vom Kino, wobei meine selbstverstandlich die richtige ist.ul Die Trailer versprachen ein imposantes Actionfeuerwerk indem sich leichtbekleidete Madchen durch unterschiedliche Welten kampfen. Ich habe den Film nicht im Kino gesehen sondern in der Extendet Cut Version auf Blu-Ray in unserem Heimkino und ich hatte nicht sehr grofie Erwartungen in Bezug auf eine tiefgrundige Storyline. Vielleicht lag es genau an daran, dass mich Sucker Punch sofort vereinnahmt hat und ich mich unbedingt weitergehend mit dieser ersten Verfilmung eines Zack Snyder Drehbuchs befassen wollte. Ich war frei von hohen Anspruchen an die Narration, wollte mich nur den fantasievollen Bildern hingeben und dann traf mich der Film mit einer Wucht die ich nicht fur moglich gehalten habe.

In meiner Hausarbeit mochte ich Sucker Punch unter feministischen Gesichtspunkten betrachten und schliefilich die Frage meines Titels klaren: Ist Sucker Punch ein feministisches Rache Epos oder ein Potpourri aus Geek-Fantasien? Dazu werde ich zunachst die Grundlage schaffen durch eine Beschreibung des Films und das Erlautern der feministischen Theorie nach Laura Mulvey, der Montagetheorie nach Sergej Eisenstein und der Thematik der Immersion. Danach versuche ich die Aspekte der Theorien an Sucker Punch nachzuweisen. Weil ich personlich danach immer noch das Verlangen hatte ein paar ungeklarte Fragen zu klaren, werde ich ein paar Thesen diskutieren.[1]

2. Allgemeines zu SUCKER PUNCH

SUCKER PUNCH aus dem Jahr 2011 ist der erste Film von Zack Snyder bei dem er nicht ein fremdes Drehbuch verfilmte. Um eine kommerziell eintraglichere Altersfreigabe zu bekommen, wurden einige eindrucksvolle und wichtige Szenen heraus geschnitten. Im meiner kurzen Inhaltsangabe beziehe ich mich allerdings nicht auf die geschnittene Kinofassung sondern auch die Extended Cut Blu-Ray Version. Der Film beginnt mit einer Stimme aus dem Off welche uns auf den Film einstimmt. Ein Vorhang offnet sich und wir sehen ein blondes Madchen auf einem Bett sitzen. Die Szenen bis zum Erscheinen des Filmtitels kommen ohne Dialoge aus, wir horen nur eine Frau ,,Sweet Dreams“ singen. Die Mutter des Hauptcharakters Baby Dolls stirbt. Als ihr Stiefvater herausfindet, dass er nichts von ihrem Erbe erhalten wird, wird er sauer und sperrt Baby Doll in ihrem Zimmer ein. Sie beobachtet wie er ihre kleinere Schwester Vergewaltigt und versucht sie zu retten dabei totet sie ausversehen ihre Schwester und ihr Stiefvater lasst sie in eine psychiatrische Anstalt einweisen. Baby Doll soll in 5 Tagen eine Lobotomie[2] erhalten. In der Anstalt wird ein Theaterspiel als Therapieform angewandt an dem auch Baby Doll teilnimmt. Wir sehen in einer Art Zeitraffer die Tage bis der Arzt anwesend ist um die Lobotomie durchzufuhren. Bevor diese durchgefuhrt wird versetzt Baby Doll sich (und uns) in eine zweite Ebene, eine zweite Welt, im folgendem das Bordell-Level genannt. In diesem Bordell ist sie eine jungfrauliche Zwangsprostituierte die in 5 Tagen vom ,,High Roller“ entjungfert werden soll. Bis dahin muss sie wie alle anderen Madchen unteranderem am Tanztraining teilnehmen. Dabei stellt sich ihre besondere Fahigkeit heraus: wenn sie tanzt sind alle Manner die sie beobachten hypnotisiert, wahrenddessen sie selbst in eine dritte Ebene entflieht. Diese dritte Welt, das Quest-Level, ahnelt sehr stark einem Videospiel. Sie trifft dort auf den „Wise-Man“ welcher ihr erklart das sie 5 Dinge benotigt um zu entfliehen: Eine Karte, einen Schlussel, Feuer und ein Messer, das letzte ist ein Ratsel. Wieder im Bordell-Level uberredet sie Sweet Pea, Rocket, Blondi und Amber ihr zu helfen diese Gegenstande zu besorgen und gemeinsam zu fliehen. Der Plan ist, dass Baby Doll tanzt und die anderen Madchen die Gegenstande besorgen. Die Quest Ebene ist eine bunte Mischung aus alien Epochen und typischen Spielelementen. Ein Madchen nach dem anderen stirbt, bis nur noch Baby Doll und Sweet Pea ubrig sind. Sie versuchen zu fliehen und Baby Doll opfert sich damit Sweet Pea entkommen kann. Wir sehen wie der High Roller ihr die Jungfraulichkeit nehmen will bzw. sie befreien mochte. In diesem Moment ist die Lobotomie durchgefuhrt wurden, Baby Doll wird in eine Toilette gebracht und wir sehen wie Sweet Pea in die Freiheit entkommt. Wieder ertont die Off-Stimme vom Beginn des Films und wir bemerken, dass es Sweet Pea’s Stimme ist.

3. Mulvey, Eisenstein und Immersion

Grundsatzlich gibt es drei filmtheoretische Aspekte die ich fur meine Arbeit relevant finde. Es handelt sich um die feministische Filmtheorie nach Laura Mulvey, die Montage Theorie von Sergej Eisenstein und das Theorem der Immersion. Ich versuche diese so kurz wie moglich zu erlautern um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen. Beginnen mochte ich mit Laura Mulvey Grundlage fur die feministische Filmtheorie aus „Visual Pleasure an Narrativ Cinema“ von 1975. Laura Mulvey sieht die Filmsprache grundsatzlich durch die Geschlechterherrschaft strukturiert. Filme reflektieren bestehende und etablierte Interpretationen der Geschlechterrollen und gehen durch erotische Perspektiven und Darstellungen noch weiter. Sie stellt eine direkte Verbindung zur Skopophilie (Schaulust) nach Freud her, indem sie sagt, dass die Schauspieler durch die Zuschauer als Objekt zur sexuellen Stimulation benutzt werden. Da die Kinowelt eine geschlossene ist, wird dem Publikum das Eingreifen verwehrt und der Film wird zum Einblick in einer private Welt. Es wird mit den voyeuristischen Fantasien der Zuschauer gespielt. Die Frau ist Reprasentant der Kastrationsangst, das geheimnisvolle Andere aufgrund des fehlenden Phallus. Aus dem Kastrationskomplex resultieren fur Mulvey der mannliche Blick und die Rolle der Frau im Film. Blicke sind Dimensionen unseres sozialen Handelns und konnen deswegen nicht neutral sein. Sie erortert drei Bli name="_ftnref3" title="">[3]

Sergej Eisenstein beschreibt in ,,Montage der Attraktion“ von 1923 wie durch filmische Mittel bzw. Methoden des Theaters einen bestimmten Effekt und die Stimulation des Publikums erreicht. Man reiht Attraktionen durch Montage und Koppelung aneinander. Zwischen die Szenen des eigentlichen Filmes werden Szenen oder Bilder aus einem anderen Zusammenhang geschnitten. Die beispielsweise negative Konnotation der Bilder bewirkt beim Zuschauer, dass er die Szenen des Filmes auch negativ bewertet. Das Empfinden der Figuren in einer bestimmten Situation wird uns somit begreiflicher gemacht, wir konnen es leichter nachempfinden.[4]

Immersion beschreibt kurz gesagt das ,,in etwas hineinziehen lassen“, das ,,sich auf etwas vollstandig einlassen“. Es ist die Wirkung von etwas, dass hohen Aufmerksamkeitswert erfordert. Man muss sich auf dieses Etwas konzentrieren und darauf einlassen. Die besten relevanten Beispiele sind wohl Computerspiele oder Filme bei denen man die Zeit um sich rum vergisst. Teilweise verliert man sich in diesen fiktionalen Welten und vergisst, dass man grade vor einem Bildschirm oder einer Leinwand sitzt. Diese Welten umschliefien uns, was unter anderem durch panaoramatische Blickfuhrung von Bildern und Installationen erzielt wird.“[5] Filmische Immersion fufit meistens auf Effekten wie simulierte Fahrten durch zum Beispiel den

Weltraum. In virtuell erschaffenen Raumen tragen aber auch die Figuren die sich in ihnen bewegen, dazu bei. Umso realistischer die Animationen auf uns wirken umso leichter fallt es uns in diese We lten einzutauchen.[6]

Zusammengefasst beschreiben Mulvey, Eisenstein und die Immersion wie Bilder auf uns wirken und warum sie es tuen. Aber auch wie einfach unsere Empfindungen durch Bilder gesteuert werden konnen.

4. Thesen und Theorie

Nun mochte ich die theoretische Grundlage die ich erlautert habe direkt an Sucker Punch nachweisen und weil, dass trotzdem nicht alle Fragen des Filmes beantwortet werde ich noch Thesen aufstellen um diese zu klaren. Der Film erregte zuerst mein Interesse wegen seiner spektakularen Bilder, ich wollte leichtbekleidete Madchen die sich durch verschiedene We lten gegen ubermachtig erscheinende Gegner kampfen. So fesselnd Baby Dolls Tanz fur die Figuren im Bordell-Level ist, sind die We lten des Quest-levels fur uns. Diese Schauplatze bieten uns keine Orientierungspunkte, weil wir so gut wie gar keine Entsprechung in den anderen Realitaten finden konnen. Die Wirkung der Bilder beansprucht unsere gesamte Aufmerksamkeit, so dass wir uns in dem Quest-Level verlieren konnen. Die Anlehnung an Videospiele, sowohl durch die Optik als auch die Charaktere, Gegner und Equipment, er leichtert uns das versinken in diese dritte Ebene.

Neben diesem Sog in den uns Sucker Punch hineinzieht, ist aber auch sehr deutlich Mulveys Theorie zu erkennen. Es gibt wohl kaum eine pragnantere Umsetzung des aktiven Blickes einer Frau und den darauf folgenden Mechanismen. Den gesamten Film uber halt Baby Doll aber auch die anderen Madchen einen aktiven Blick in die Kamera und somit auch dem Publikum gegenuber. Es beginnt mit ihrem Blick durch das Schlusselloch; wenn sie ihr Stiefvater mit dem Pfleger Blue unterhalt sehen wir immer eine ihrer Gesichtshalften im Vordergrund des Bildes; wenn die Madchen im Bordell- Level miteinander reden, tuen sie das teilweise durch Spiegel und es erscheint so als wenn wir hinter diesem Spiegel sitzen; und zuletzt jedes Mal wenn Baby Doll uns in die

Quest We It mitnimmt, sieht sie uns direkt an, die Kamera fahrt immer naher auf sie zu bis sie ihre Augen schliefit und wir wieder in die dritte Ebene gezogen werden.[7] Mulvey sagt, wenn eine Frau einen solchen aktiven Blick halt, wird sie in die Opferrolle gedrangt oder zum Fetisch, aber auf jeden Fall dafur bestraft. Baby Doll wird nach dem Blick durch das Schlusselloch zum Opfer, indem ihr und uns gezeigt wird das der Mann (in diesem Fall der Stiefvater) immer noch mehr Macht uber sie hat und lasst sie einweisen bzw. in der Bordellebene verkauft er (als Priester) sie an ein Bordell und ein neuer Mann hat Macht uber sie. Doch Baby Doll fugt sich nicht ihrem fremdbestimmten Schicksal, sie begehrt weiterhin gegen ihre Machthaber auf und da sie sich nicht in die Opferrolle drangen lasst, wird sie zum Fetisch. Ihr langes blondes Haar, die grofien blauen Augen, ihr Outfit das einer Schulmadchenuniform gleicht und auch ihr Name ,,Baby Doll“ bilden eine klassische Mannerfantasie. Sie sieht schwach und zerbrechlich aus, wie eine Puppe. Die anderen Madchen sehen aus wie Spielfiguren in einem Videospiel, welche zwar Machtvoll sind aber fremdgesteuert werden mussen. Auch gibt es sehr viele Annaherungen an Animes, Marshallart-, Zombie- und Science-Fiction- Filme, wie SAILOR MOON - DAS MADCHEN MIT DEN ZAUBERKRAFTEN, SOUL EATER, THE MATRIX RELOADED, KILL BILL, HERR DER RINGE und DEAD SNOW.[8] Die Annaherungen an diese Filme und Animes ist als ein Kommentar zu unserer Gesellschaft zusehen. Wurde der Film nicht uber drei Ebenen Mannerfantasien zeigen wurden die Madchen viel bedrohlicher wirken in ihrem Handeln. Wurden ihre Handlungen auf der Ebene der Anstalt prasentiert werden, wurde der Kastrationskomplex greifen und konnte nicht abgewendet werden, weil die Madchen sich nicht in die zwei traditionellen Rollen drangen lassen. Indem sie fiktive Figuren wie auf Comic-Conventions wiederspiegeln wird dieses Problem umgangen. Das ist eine gangige Methode seit den 90er Jahren laut Reitz: die neue Strategie ist die Gefahr nicht mehr zu verbannen sondern durch Verniedlichung weg zu definiert. Der Weiblichkeit haftet etwas Kindliches und Pubertares an es existiert also keine Bedrohung.[9] Gleichzeitig tragen sie Schwerter, Maschinengewehre und steuern todliche Flugmaschinen. Die Madchen und allen voran Baby Doll rebellieren gegen ihre Opferrolle aber auch gegen die Fetischisierung. ,,Dem Zugriff ihrer mannlichen Partner

[...]


[1] Zitiert nach Dr. Alex Roderich Werner Abschrift seines Vortrages „A Film is a Girl and a 20 Feet Gatling Gun Samurai. Zack Snyders SUCKER PUNCH und die ecriture filmique im digital cinema“ S.3

[2] Ein schwerer neurochirurgischer Eingriff der bis ca. in den 60er Jahren gangige Methode war bei Depressionen und Psychosen. Dabei wird mittels einer langen, spitzen Werkzeug welches einem Eispickel nachempfunden ist, durch die Augenhohle hindurch ein Teil des Gehirns zerstort. Es bedeutete fur den Patienten eine Personlichkeitsveranderung gekoppelt mit einer Storung der Emotionalitat und des Antriebes.

[3] Vergl. Mulvey, Laura: „Visuelle Lust und narratives Kino“; In: Albermeier, Franz-Josef (Hersg.): „Texte zur Theorie des Films“, Reclam, Stuttgart; 2003

[4] Vergl. Eisenstein, Sergej M., Lenz&Diederichs (Hersg.): „Jenseits der Einstellung - Schriften zur fruhen Filmtheorie“, Stw Suhrkamp, Frankfurt am Main; 2005

[5] Curtis, Robin; Voss, Christiane : „ Theorien asthetischer Immersion” auf http://www.montage- av.de/a 2008 2 17.html

[6] Vergl. Internetquellen von Curtis, Robin; Voss, Christiane : „Fielding und die movie-ride-Asthetik: Vom Realismus zur Kinesis“ und Lehmann, Ann-Sophie: „In der Ratte. Der Korper als immersiver Ort in 3D- Computeranimationsfilmen“

[7] SieheAbb. 1-4

[8] SieheAbb. 5-10

[9] Vergl. Reitz, Christiane: „Marilyns starke Schwestern: Frauenbilder im Gegenwartskino“, Klein, Hamburg; 1995

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Sucker Punch. Feministisches Rache-Epos oder ein Potpourri aus Geek-Fantasien?
Université
http://www.uni-jena.de/
Note
1,3
Auteur
Année
2012
Pages
22
N° de catalogue
V439561
ISBN (ebook)
9783668793279
ISBN (Livre)
9783668793286
Langue
allemand
Mots clés
Sucker Punch, Feminismus, Mulvey, Eisenstein, Zack Snyder, Immersion, Spektakel, Sailor Moon, Kill Bill, Matrix, Herr der Ringe, Soul Eater, Identity, Dead Snow
Citation du texte
Patricia Cramer (Auteur), 2012, Sucker Punch. Feministisches Rache-Epos oder ein Potpourri aus Geek-Fantasien?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439561

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