Einer althergebrachten Ansicht entsprechend offenbarte sich die außergewöhnliche Qualität des Königs von Frankreich im Mittelalter nicht nur durch die Salbung mit dem Himmelsöl des heiligen Remigius, sondern vor allem durch die Gabe, Skrofeln heilen zu können. Zunächst sei die Kraft, Kranke von ihrem Leiden zu befreien, bei Robert II noch nicht als eine auf ein bestimmtes Krankheitsbild gerichtete Fähigkeit aufgetreten, bei seinen Nachfolgern Philipp I und Ludwig VI habe sie sich aber zu einer auf Skrofeln spezialisierten Amtsheiligkeit entwickelt, sodass sie sich so stark etablieren konnte, dass noch bis in das 19. Jahrhundert hinein den Königen Heilungsversuche aufgebürdet wurden. Jedoch finden wir neben französischen Berichten auch in England Darstellungen über das sogenannte „königliche Wunder“, erstmalig für Eduard den Bekenner, der von 1042 bis 1066 herrschte.
Ebenso bemerkenswert wie das scheinbar plötzliche Wirken der französischen und englischen Kronträger als Wunderheiler ist, dass man einem merowingischen, ottonischen, staufischen oder karolingischen König niemals einzigartige Begabungen hinsichtlich der Heilung von Kranken zusprach.
Die Untersuchung der Entstehung und Entwicklung der königlichen Wundertätigkeit beschäftigte die neuzeitlichen Forscher gerade deshalb, so Ehlers, weil eine adäquate Beantwortung dieser Frage gleichermaßen Auskunft über die Eigentümlichkeit der Monarchie des Mittelalters bietet. So folgten neben Joachim Ehlers auch Historiker wie Frank Barlow und Marc Bloch, der wohl das umfangreichste Werk auf diesem Gebiet vorlegte, den Spuren der Heilungswunder der Könige.
Die vorliegende Arbeit setzt sich entsprechend den Fragen moderner Forschung mit den Ursprüngen des Heilungswunders der Skrofeln auseinander. Dementsprechend soll zunächst auf die allgemeine Entwicklung der Wunder aus religionsgeschichtlicher und christlicher Sicht sowie auf den Oberbegriff „Heilungswunder“ eingegangen werden. Anschließend wird speziell die Wundertätigkeit der französischen und englischen Könige des Mittelalters beleuchtet. Dazu soll die Herkunft des Begriffs der Skrofeln untersucht, den Anfängen der Berührung dieser gefolgt und dem Erfolg der Heilung nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wunder im Mittelalter
- Die Entwicklung des Wunders aus religionsgeschichtlicher und christlicher Sicht
- Die Heilungswunder
- Die Wundertätigkeit der mittelalterlichen Könige
- Die Herkunft des Begriffs „Skrofeln“
- Die Anfänge der königlichen Wundertätigkeit
- Die Popularität des Wunders
- Schlussbemerkungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Wundertätigkeit der mittelalterlichen Könige, speziell mit den Heilungswundern der Skrofeln. Die Untersuchung analysiert die Entstehung und Entwicklung dieser Wunder aus religionsgeschichtlicher und christlicher Perspektive, sowie die besondere Rolle der französischen und englischen Könige im Mittelalter.
- Die Entwicklung des Wunderbegriffs in der Geschichte
- Die Rolle der Skrofeln als Krankheitsbild im Mittelalter
- Die Entstehung und Entwicklung der königlichen Wundertätigkeit
- Die Popularität und Bedeutung der Heilungswunder für die Könige
- Die historische und gesellschaftliche Bedeutung der königlichen Wundertätigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der königlichen Wundertätigkeit ein und beleuchtet die historische Bedeutung des Phänomens. Sie stellt die Frage nach den Ursprüngen des Heilungswunders der Skrofeln und skizziert den Forschungsstand.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff des Wunders aus religionsgeschichtlicher und christlicher Sicht. Es zeichnet die Entwicklung des Wunderbegriffs von der Antike bis zum Mittelalter nach, beleuchtet die Rolle der Wunder im Alltag und untersucht die unterschiedlichen Perspektiven der griechischen Philosophie und des Christentums.
Im dritten Kapitel wird die Wundertätigkeit der mittelalterlichen Könige im Fokus stehen. Es werden die Herkunft des Begriffs "Skrofeln", die Anfänge der königlichen Wundertätigkeit und die Popularität des Wunders behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themenbereiche Wunderglaube, Heilungswunder, Skrofeln, mittelalterliche Monarchie, königliche Wundertätigkeit, Frankreich, England, Religionsgeschichte, Christentum.
- Citation du texte
- Johanna Roth (Auteur), 2017, Die Wundertätigkeit der mittelalterlichen Könige, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443016