Sueton und die Biographie der Kaiserzeit


Dossier / Travail de Séminaire, 2005

14 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

2. Römische Geschichtsschreibung und Biographie

3. Caius Tranquillus Suetonius
3.1. Biographisches
3.2. Werk und Methode
3.3. Wirkungsgeschichte

4. Zusammenfassung und Ausblick

5. Quellen und Literatur

1. Einleitung und Fragestellung

Als Caius Suetonius Tranquillus um 120 n.Chr. sein Werk de vita caesarum veröffentlichte, ahnte er wahrscheinlich nicht, dass er damit eine Literaturform geschaffen hatte, die für mehrere Jahrhunderte ein Vorbild für andere Autoren werden sollte.[1] Sueton verband in diesem Werk erstmals Elemente der Biographie mit denen der Geschichtsschreibung und schuf mit der „historischen Biographie“ eine Möglichkeit, das Privatleben der Kaiser im Kontext mit den staatlichen Aktionen der Zeit darzustellen. Während bei anderen Autoren vor allem die Schilderung und Deutung von Kriegszügen und großen Schlachten in der Historiographie Berücksichtigung fanden, setzte Sueton bewusst auf die Darstellung des Privatlebens der von ihm beschriebenen Persönlichkeiten. Dieses Interesse an vertraulichen Details, Suetons Vorliebe für anekdotische und oft auch kompromittierende Einzelheiten macht seine Biographien zu einem in vielerlei Hinsicht interessanten Gegenstand und bietet ein Gesamtbild der porträtierten Charaktere sowie ihrer Zeit.[2]

Die folgende Arbeit will zunächst einen Überblick über das Problem der antiken Geschichtsschreibung geben. Dabei soll geklärt werden, welche Traditionen es gab und worin das Neue in Suetons Schriften besteht.

Der darauf folgende Abschnitt wird sich mit dem Leben des Autors Sueton auseinandersetzen und die Wechselwirkung zwischen Ämterlaufbahn und literarischem Schaffen zu klären suchen. Dieser Punkt ist von besonderer Bedeutung, da Suetons Dienste für die Kaiser Traian und Hadrian und sein jeweiliges Verhältnis zum Kaiserhof von entscheidender Bedeutung für die Möglichkeiten einer schriftstellerischer Betätigung waren.

Anschließend werden die beiden erhaltenen Werke Suetons sowie die dabei verwendeten Methoden vorgestellt und ihre Wirkungsgeschichte erläutert. Im letzten Punkt werden die in der Arbeit berührten Themenkomplexe und die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst.

2. Römische Geschichtsschreibung und Biographie

Die Anfänge der römischen Geschichtsschreibung gehen bis zum Beginn der Geschichte der Stadt Rom zurück. Auf weißgetünchten Tafeln hielt der pontifex maximus die wichtigsten Begebenheiten eines Jahres fest. Diese Einträge, die so genannten annales maximi, waren allerdings keine Literatur, sondern kurze Vermerke, die die Möglichkeit boten, sich der relevanten Ereignisse zu erinnern. Zu diesen zählten die Getreidepreise des Jahres und Naturerscheinungen wie Dürren und Sonnenfinsternisse, aus denen der Priester den Willen der Götter ersah.[3]

Die eigentliche Geschichtsschreibung, die sich der Ereignisgeschichte und besonders den römischen Kriegen und Siegen zuwendete, begann in der Zeit der Auseinandersetzung Roms mit Karthago. Fabius Pictor verfasste um 200 v. Chr. ein Werk über die Geschichte Roms, dessen Aufgabe es war, den römischen Standpunkt, besonders im damals karthagofreundlichen Griechenland, deutlich zu machen.[4]

In der weiteren Entwicklung bildete sich die Historiographie als fester Bestandteil der römischen Literatur heraus.[5] Vorrangiges Ziel war es, die Geschichte des römischen Volkes und seine Berufung zur Weltherrschaft darzustellen, wobei die Taten einzelner Personen hinter ihrer weltgeschichtlichen Aufgabe zurücktraten.[6] Eine genaue Darstellung des Lebens einzelner Personen war hingegen nur im nichtpolitischen, das heißt im philosophischen und literarischen, Bereich üblich.[7]

Nach der Konsolidierung des Prinzipats allerdings, in der Epoche, in der Sueton seine Schriften verfasste, hatte sich die politische Situation entscheidend geändert. Die Entscheidungsträger waren inzwischen nicht mehr jährlich wechselnde Beamte, die dem Staat als oberster Instanz dienten, sondern die Kaiser. Der römische Staat wurde somit durch die Person des Kaisers verkörpert, seine Taten und Entscheidungen waren die des Staates und umgekehrt. Diese besondere Situation legte es nahe, eine Darstellung der Reichsgeschichte mit der einer Biographie der Kaiser zusammenzufassen.[8]

Suetons Leistung besteht darin, Elemente beider Formen zusammenzufügen und mit der „historischen Biographie“ eine neue Form des Umgangs mit den historischen Tatsachen zu entwickeln.[9] Das beinhaltet, dass Sueton seine Schriften nicht als Geschichtsschreibung im herkömmlichen Sinne auffasste, sondern bei seinen Lesern ein Vorwissen voraussetzte und dieses mit zusätzlichen Informationen aus dem Privatleben der Kaiser ergänzte.[10]

3. Caius Tranquillus Suetonius

3.1. Biographisches

Durch vier verschiedene Quellen ist das Leben Suetons relativ gut dokumentiert.[11] Zum einen gibt Sueton selbst Auskunft über sein Leben und seine Herkunft. In der Otho-Vita berichtet er von seinem Vater, dem ritterlichen Tribun Suetonius Laetus, der im Jahre 69 in der 13. Legion diente.[12] An anderer Stelle erzählt Sueton von seinem Großvater, der unter Caligula zum näheren Umfeld des princeps gehörte und von diesem ins Vertrauen gezogen wurde.[13] Diese beiden Stellen verdeutlichen Suetons Herkunft aus einer ritterlichen Familie, die von einer gewissen Bedeutung gewesen zu sein scheint, auch wenn sie nicht zur senatorischen Führungsschicht des Reiches gehörte.

[...]


[1] So bereits Steidle 1963, 9f; Dihle 1989, 476, 485, 544; Sallmann 1997, 50; zur Frage nach der genauen Datierung der Kaiserviten: Abramenko 1994, 80ff.

[2] Mehl 2001, 146. Für Mehl sind Suetons Principes „wahrscheinlich der historischen Wahrheit näher als die [...] zugespitzten Principes des Tacitus.“

[3] Cic., De oratore 2,51-53; Cato (Cato, orig. IV, 1J=77P) beklagte das Auswahlverfahren der Priester, die nur das vermerkten, was unter sakralen Gesichtspunkten wichtig war; vgl. Flach 1992, 58.

[4] Meister 1964, 17. Die von Fabius begründete Geschichtsschreibung war also primär dazu angetan, auf andere einzuwirken und sie im römischen Sinne zu beeinflussen, erst in zweiter Hinsicht war die „wissenschaftliche“ Leistung wichtig, mit der die Ursprünge des römischen Staates erklärt wurden.

[5] Wallace-Hadrill 1995, 10.

[6] Die Hervorhebung des Volkes gegenüber den handelnden Männern ging so weit, dass Cato die einzelnen Namen gänzlich wegließ und lediglich die Amtsbezeichnungen der betreffenden Männer nannte.

[7] Lambrecht 1984, 12; Perl 1984, 571; Fuhrmann 1999, 58ff. Fuhrmann unterscheidet weiterhin zwischen den aristokratischen Geschichtsschreibern, deren Tätigkeit praktischen Zwecken diente (Propaganda, Wahrung staatserhaltender Traditionen) und den nichtaristokratischen Dichtern, die die Leistungen ihrer Patrone verherrlichten.

[8] Fuhrmann 1999, 54; Sallmann 1997, 49: „Wenn der Kaiserbios mit dem Staatsbios identisch ist, beziehen sich die Tugenden und Lasterkataloge, ja das ethische Prinzip der Biographie nicht mehr nur auf den Princeps privat, sondern auf Politik und die Geschichte Roms überhaupt.“

[9] Gugel 1977, 148; Lambrecht 1984, 21.

[10] Kierdorf 1992, 19; Dihle 1989, 270, 272;Wallace-Hadrill 1995, 12f. So vermerkt Sueton Caesars langjährige Kriege in Gallien, die für die weitere Geschichte von so großer Bedeutung waren, nur nebenbei und erklärt dafür ausführlich an Beispielen, wie Caesar auf Grund seiner Eigenschaften (Redekunst, Hartnäckigkeit) siegreich aus den Kämpfen hervorgehen konnte.

[11] Syme 1984, 1337ff; Sallmann 1997, 14f.

[12] Suet., Otho 10,1.

[13] Suet., Cal. 19,3.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Sueton und die Biographie der Kaiserzeit
Université
University of Rostock  (Heinrich-Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften)
Cours
Hauptseminar
Note
1,3
Auteur
Année
2005
Pages
14
N° de catalogue
V44316
ISBN (ebook)
9783638419437
Taille d'un fichier
527 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sueton, Biographie, Kaiserzeit, Hauptseminar
Citation du texte
M.A. Carl Christian Wahrmann (Auteur), 2005, Sueton und die Biographie der Kaiserzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44316

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