Dieses Dissertationsprojekt beruht auf der Annahme, dass die Ideologisierung durch die Medien Einfluss auf die Entstehung des Konflikts zwischen Fatah und Hamas und die Spaltung zwischen Westjordanland und Gazastreifen hatte und hat. Indem manipulierte Nachrichten produziert wurden und die jeweils gegnerische Gruppierung als Verräter oder Betrüger abgewertet wurde, förderten die Medien die Eskalation des Konflikts. In Wort, Bild und Ton wiegelten sie Menschen gegeneinander auf und mobilisierten sie für gewalttätige Übergriffe. Der Prozess der Versöhnung zwischen Fatah und Hamas wurde und wird zudem von Fehlinformationen und aufgebauten Feindbildern begleitet, die durch die Medien verbreitet werden.
Das Hauptziel dieser Studie besteht darin, die Rolle der palästinensischen Medien bei der politischen Teilung zu beleuchten. Dabei liegt der Fokus auf Fernsehen und Radio und speziell auf der Rolle der beiden Sender Filastin und Al-Aqsa. Die Frage, wie die beiden Sender sich mit dem Thema der palästinensischen Spaltung befassen und inwieweit sie sich den professionellen Regeln und Grundlagen und der von ihnen an die Gesellschaft gerichteten Botschaft verpflichten, ist ebenfalls ein Schwerpunkt dieser Arbeit. Diese Arbeit möchte sowohl den Charakter der palästinensischen Medien erklären als auch die Art und Weise, in der sie durch die Verbindung von Parteinahme und Medienarbeit zur Vertiefung der Spaltung beitrugen. Es werden ferner die Unterschiede zwischen dem nach eigener Darstellung an alle Palästinenser gerichteten und zum Präsidentenbüro gehörenden nationalen Fernsehsender Filastin und dem Hamas-nahen Sender Al-Aqsa, der unmittelbar von der Parteiführung gesteuert wird, illustriert.
Es wird zudem die Kommunikationsweise der untersuchten Sender analysiert und ermittelt, welche rhetorischen Mittel sie anwenden, auf die palästinensische Gesellschaft Einfluss zu nehmen. Darüber hinaus wird die Frage geklärt, welcher Art die Botschaften sind, mit denen die beiden Parteien Hamas und Fatah über die ihnen nahestehenden Medienunternehmen Anhänger zu gewinnen und an sich zu binden versuchen. Dazu gehört auch die Frage, wie sie die eigene Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft festigen und mit dem Gegner umgehen. Ferner wird geklärt, aus welchen Gründen die Medien im bestehenden Konflikt eine wichtige Rolle spielen und welche Besonderheit dieser Rolle speziell in Palästina zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Hauptziel dieser Arbeit
- 1.2 Gliederung der Arbeit
- 1.3 Gründe für die Auswahl der untersuchten TV-Kanäle
- 1.4 Untersuchungszeitraum
- 1.5 Die Methodik der Studie
- 1.5.1 Die Methode der Materialienauswahl
- 1.5.2 Hindernisse für die Forschungsarbeit
- 1.6 Forschungsstand
- 1.7 Zur Umschrift der arabischen Begriffe
- 2. Identität und Kultur der Palästinenser
- 2.1 Das „Magische Dreieck“ der Cultural Studies von Hall
- 2.2 Kollektive Identität
- 2.3 Faktoren für die Entstehung des Nationalismus in Palästina
- 2.4 Die palästinensische Kultur
- 2.5 Das Fehlen einer sukzessiv entwickelten Kultur
- 2.6 Kulturelle Folgen der Zersplitterung
- 2.7 Das Selbstbild der Palästinenser
- 3. Parteienlandschaft
- 3.1 Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO)
- 3.2 Auf dem Weg zur Hamas
- 3.2.1 Der islamische Diskurs in Palästina
- 3.2.2 Scheich 'Izz ad-dīn al-Qassām
- 3.2.3 Die islamische Widerstandsbewegung Hamas
- 3.2.4 Die Ideologie der Hamas
- 3.3 Die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP)
- 3.4 Die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas
- 3.5 Die Palästinensische Volkspartei
- 3.6 Die al-Jihad al-'islāmī-Bewegung
- 3.7 Hamas und Fatah - eine geplante Konfrontation?
- 4. Die Entwicklung der Medien in Palästina
- 4.1 Die Entwicklung in der osmanischen Ära
- 4.2 Die Entwicklung zwischen den Weltkriegen
- 4.3 Die Entwicklung von der Nakba bis Oslo
- 4.4 Die Entwicklung seit 1993 (Osloer Vereinbarung)
- 4.4.1 Die Printmedien
- 4.4.2 Der Hörfunk
- 4.4.3 Das Fernsehen
- 4.5 Manipulationspotential der Medien in Palästina
- 4.6 Das Mediengesetz und seine Diskussion
- 4.6.1 Gilt die Medienvielfalt als Ausdruck der Meinungsfreiheit in Palästina?
- 4.6.2 Der Gesetzentwurf zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Rundfunk- und Fernsehanstalten
- 4.6.3 Anwendung der Gesetze in der Praxis
- 4.6.4 Medienvielfalt und ihre Einschränkung in Palästina
- 5. Die palästinensische Medienlandschaft
- 5.1 Statistiken zur palästinensischen Medienlandschaft von 2000
- 5.2 Empirische Statistik von 2006
- 5.3 Empirische Statistik von 2014
- 5.4 Empirische Forschung von „Internews“
- 5.5 Vergleich der Mediennutzung Palästina – Deutschland
- 6. Entstehung der TV-Kanäle Filastin und Al-Aqsa
- 6.1 Filastin-TV
- 6.1.1 Die Vision des Fernsehsenders Filastin-TV
- 6.2 Der gesetzliche Rahmen für die Rundfunk- und Fernsehanstalt
- 6.3 Die absolute Dominanz der Präsidentschaft über das Fernsehen
- 6.4 Al-Aqsa-TV
- 6.5 Gehören Filastin-TV der Fatah und Al-Aqsa-TV der Hamas an?
- 7. Der Mediendiskurs und der Beginn der politischen Spaltung
- 7.1 Der Sieg der Hamas und die Bildung der 10. Regierung Palästinas
- 7.1.1 Der Beginn des Konflikts zwischen Fatah und Hamas
- 7.1.2 Höhepunkt der Krise
- 7.2 TV als parteiliches Instrument
- 7.3 Medientheorie
- 7.3.1 Das Modell des Kodierens und Dekodierens von Stuart Hall
- 7.3.2 Die Agenda-Setting-Theorie
- 7.3.3 Der Unterschied zwischen dem Modell der Kodierung/Dekodierung und der Agenda-Setting-Theorie
- 7.4 Komparative Inhaltsanalyse der Berichterstattung der Sender Filastin-TV und Al-Aqsa-TV
- 7.4.1 Sprache als Instrument zur Fragmentierung der Gesellschaft
- 7.4.2 Meinungen statt Informationen
- 7.4.3 Die Berichterstattung über die nationale Schlichtung
- 7.5 Der Mediendiskurs der Hamas
- 7.5.1 Die Dualität des Diskurses
- 7.5.2 Die „absolute Wahrheit“ im Parteiendiskurs
- 7.5.3 Die Strategie der Rechtfertigung
- 7.5.4 Die Eliminierung des Anderen
- 7.6 Der Mediendiskurs der Fatah
- 7.6.1 Zweifel an der politischen Glaubwürdigkeit der Hamas
- 7.6.2 Ein Diskurs von zwei Führern und der Streit um Legitimität
- 7.6.3 Der Diskurs von Korruption und wechselseitiger Beschuldigung
- 7.6.4 Ausnutzung der Hungersnot für politische Zwecke
- 7.6.5 Der Anspruch auf die einzige Legitimität
- 7.6.6 Der Diskurs der Abhängigkeit von Fremden
- 7.6.7 Sunnitischer und schiitischer Extremismus im Mediendiskurs
- 7.7 Der Beitrag der beiden Fernsehanstalten zur Vertiefung der Spaltung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Berichterstattung palästinensischer Fernsehstationen, die der Fatah und der Hamas nahestehen, mittels einer vergleichenden Inhaltsanalyse. Ziel ist es, die Rolle der Medien im palästinensischen Konflikt zu beleuchten und deren Beitrag zur politischen Spaltung zu analysieren.
- Die palästinensische Identität und Kultur im Kontext des Konflikts
- Die politischen Parteienlandschaften und die Rolle von Fatah und Hamas
- Die Entwicklung der palästinensischen Medienlandschaft
- Der Vergleich der Berichterstattung von Fatah- und Hamas-nahen Sendern
- Der Einfluss der Medien auf die politische Polarisierung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema ein, beschreibt das Hauptziel der Arbeit – die Untersuchung des Einflusses von Fatah- und Hamas-nahen Fernsehsendern auf die palästinensische Gesellschaft – und skizziert die Methodik der Studie. Es werden die Gründe für die Auswahl der untersuchten TV-Kanäle erläutert, der Untersuchungszeitraum definiert und die Herausforderungen der Forschungsarbeit angesprochen. Der Forschungsstand wird zusammengefasst, und es wird die Umschrift arabischer Begriffe thematisiert. Der Fokus liegt auf der Begründung der Relevanz der Untersuchung und der methodischen Vorgehensweise.
2. Identität und Kultur der Palästinenser: Dieses Kapitel untersucht die palästinensische Identität und Kultur im Kontext des Konflikts. Es analysiert den Einfluss von Hall's "Magischem Dreieck" auf die kollektive Identität und beleuchtet die Faktoren, die zur Entstehung des Palästinensischen Nationalismus beitrugen. Die komplexe und fragmentierte Natur der palästinensischen Kultur wird untersucht, einschließlich der kulturellen Folgen der Zersplitterung und des Selbstbildes der Palästinenser. Es wird der Mangel an einer sukzessiven kulturellen Entwicklung aufgezeigt und deren Einfluss auf den gegenwärtigen Zustand diskutiert. Der Zusammenhang zwischen Identität, Kultur und dem politischen Konflikt wird herausgestellt.
3. Parteienlandschaft: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die wichtigsten palästinensischen Parteien, mit einem Schwerpunkt auf Fatah und Hamas. Es zeichnet den historischen Weg der Hamas nach, von ihren Anfängen im islamischen Diskurs bis zu ihrer Entwicklung als politische Bewegung. Die Ideologie der Hamas wird untersucht, ebenso wie die Rolle anderer wichtiger Parteien wie der PLO und PFLP. Die Geschichte und Ideologie der verschiedenen Parteien werden ausführlich analysiert, um deren Einfluss auf die mediale Landschaft zu verstehen. Es wird der Konflikt zwischen Fatah und Hamas als ein zentraler Aspekt der palästinensischen Politik dargestellt.
4. Die Entwicklung der Medien in Palästina: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der palästinensischen Medien, beginnend mit der osmanischen Ära bis zur Gegenwart. Es analysiert die Veränderungen der Medienlandschaft in verschiedenen Phasen, von der Nakba bis zum Oslo-Abkommen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Printmedien, Hörfunk und Fernsehen sowie dem Manipulationspotenzial der Medien im palästinensischen Kontext. Die Diskussion um das Mediengesetz und die Frage der Medienvielfalt als Ausdruck der Meinungsfreiheit werden eingehend behandelt, sowie die Anwendung der Gesetze in der Praxis und die damit verbundenen Einschränkungen der Medienvielfalt.
5. Die palästinensische Medienlandschaft: In diesem Kapitel werden Statistiken und empirische Daten zur palästinensischen Medienlandschaft aus den Jahren 2000, 2006 und 2014 präsentiert. Die Ergebnisse der empirischen Forschung von „Internews“ werden eingehend analysiert, und es findet ein Vergleich der Mediennutzung zwischen Palästina und Deutschland statt. Der Schwerpunkt liegt auf der quantitativen und qualitativen Beschreibung der Medienlandschaft und der Mediennutzung in Palästina, sowie deren Vergleich zu einem anderen Kontext, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
6. Entstehung der TV-Kanäle Filastin und Al-Aqsa: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der Fernsehstationen Filastin (Fatah-nah) und Al-Aqsa (Hamas-nah). Es analysiert die Vision von Filastin-TV, den gesetzlichen Rahmen für Rundfunk und Fernsehen und die dominante Rolle der Präsidentschaft. Die Zugehörigkeit der Sender zu den jeweiligen Parteien wird erörtert, wobei die komplexen Beziehungen und Einflüsse beleuchtet werden. Die Analyse konzentriert sich auf die Gründung und die institutionellen Hintergründe der Sender.
Schlüsselwörter
Palästinensische Medien, Fatah, Hamas, Inhaltsanalyse, Vergleichende Medienforschung, Politische Kommunikation, Mediendiskurs, Identität, Kultur, Nationalismus, Konflikt, Medienentwicklung, Medienlandschaft, Medienvielfalt, Meinungsfreiheit, Politische Spaltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Analyse der Berichterstattung palästinensischer Fernsehstationen"
Was ist das Hauptthema der Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Berichterstattung palästinensischer Fernsehstationen, die der Fatah und der Hamas nahestehen, mittels einer vergleichenden Inhaltsanalyse. Das zentrale Ziel ist die Untersuchung der Rolle der Medien im palästinensischen Konflikt und deren Beitrag zur politischen Spaltung.
Welche Fernsehstationen werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Sender Filastin TV (Fatah-nah) und Al-Aqsa TV (Hamas-nah). Die Auswahl begründet sich auf deren Einfluss und Nähe zu den jeweiligen politischen Parteien.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Inhaltsanalyse der Berichterstattung beider Sender. Die Methodik beinhaltet die Auswahl von Materialien, die Berücksichtigung von Hindernissen in der Forschung und die Berücksichtigung des Forschungsstands.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt diverse Themen, darunter die palästinensische Identität und Kultur, die politischen Parteienlandschaften (mit Fokus auf Fatah und Hamas), die Entwicklung der palästinensischen Medienlandschaft, einen Vergleich der Berichterstattung der untersuchten Sender, sowie den Einfluss der Medien auf die politische Polarisierung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert. Kapitel 1 dient als Einleitung. Kapitel 2 behandelt die palästinensische Identität und Kultur. Kapitel 3 beleuchtet die Parteienlandschaft. Kapitel 4 beschreibt die Entwicklung der Medien in Palästina. Kapitel 5 präsentiert Statistiken zur palästinensischen Medienlandschaft. Kapitel 6 beschreibt die Entstehung der Sender Filastin und Al-Aqsa. Kapitel 7 analysiert den Mediendiskurs und die politische Spaltung.
Welche Theorien werden angewendet?
Die Arbeit bezieht sich auf relevante Medientheorien wie das Modell des Kodierens und Dekodierens von Stuart Hall und die Agenda-Setting-Theorie. Diese Theorien helfen, die Prozesse der Medienproduktion und -rezeption zu verstehen.
Welche Ergebnisse werden erwartet?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Einfluss von Fatah- und Hamas-nahen Fernsehsendern auf die politische Spaltung in Palästina aufzuzeigen. Durch die vergleichende Inhaltsanalyse sollen Unterschiede in der Berichterstattung und deren Wirkung auf das Publikum identifiziert werden.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen werden die Rolle der Medien im palästinensischen Konflikt und deren Beitrag zur Polarisierung der Gesellschaft beleuchten. Es wird analysiert, inwieweit die Sender als Instrumente der politischen Propaganda eingesetzt werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Palästinensische Medien, Fatah, Hamas, Inhaltsanalyse, Vergleichende Medienforschung, Politische Kommunikation, Mediendiskurs, Identität, Kultur, Nationalismus, Konflikt, Medienentwicklung, Medienlandschaft, Medienvielfalt, Meinungsfreiheit, Politische Spaltung.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das vollständige Inhaltsverzeichnis und die Kapitelzusammenfassungen sind im HTML-Dokument enthalten. Weitere Details können der vollständigen Forschungsarbeit entnommen werden (falls verfügbar).
- Quote paper
- Alla Ahmed (Author), 2018, Palästinensische Medien im Widerstreit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445134