Das "fairplayer.manual". Eine wissenschaftliche Untersuchung des Anti-Mobbing-Programms und seiner schulpraktischen Einbindung an einer ausgewählten Schule


Hausarbeit, 2017

20 Seiten, Note: 1,3

Ma Ho (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das fairplayer.manual gegen Mobbing und Gewalt in der Schule
2.1 Definition und Erscheinungsformen von Mobbing und Gewalt in der Schule
2.2 Die durch Studien belegte Notwendigkeit Mobbing und Gewalt in der Schule entgegenzuwirken
2.3 Das fairplayer.manual als Ansatz zur Lösung der geschilderten gesellschaftlichen Probleme
2.4 Die Entscheidungsgründe für den Einsatz des fairplayer.manuals
2.4 Die Grundgedanken und Materialien des fairplayer.manuals
2.6 Die Implementierung des fairplayer.manuals an der Beispielschule
2.6.1 Die Einbindung des fairplayer.manuals in den Unterricht und seine Struktur
2.6.2 Eine exemplarische fairplayer Stunde A
2.6.3 Eine exemplarische fairplayer Stunde B
2.6.4 Das fairplayer.manual auf einem städtischen Präventionstag

3. Fazit zum fairplayer.manual als Instrument zur Prävention gegen Mobbing und Gewalt in der Schule

4. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
4.1 Literaturverzeichnis
4.2 Abbildungsverzeichnis

5. Anhang

1. Einleitung

Die folgende Arbeit analysiert das fairplayer.manual gegen Mobbing und Gewalt und untersucht dessen praktische Einbindung in den schulischen Unterricht an einer Beispielschule. Bei dieser Beispielschule handelt es sich um eine ausgewählte Realschule in Hessen.

Die Analyse des fairplayer.manuals geschieht in nachfolgender Gliederung: Zunächst wird als Grundlage für die wissenschaftliche Untersuchung in 2.1 mit der Definition von Mobbing und der kurzen Skizzierung seiner Erscheinungsformen begonnen. Gliederungspunkt 2.2 belegt anschließend durch empirische Studien die gesellschaftliche Notwendigkeit, Mobbing und Gewalt bereits in der Schule entgegenzuwirken. Punkt 2.3 stellt das Verständnis der ausgewählten Beispielschule dar, nach welchem Mobbing und Gewalt präventiv im Rahmen einer schulischen Friedenserziehung aufgelöst werden sollen. Der anschließende Gliederungspunkt 2.4 arbeitet die Gründe heraus, weshalb sich die hessische Realschule für die Realisierung der Friedenserziehung mit Hilfe des fairplayer.manuals entschieden hat. 2.5 stellt zunächst die Grundgedanken und Materialien des fairplayer Programms vor, bevor in 2.6 seine konkrete Implementierung in den Unterricht an der Beispielschule detailliert geschildert wird. Im Fazit in Punkt 3 werden diese Aspekte abschließend zusammenfassend bewertet.

2. Das fairplayer.manual gegen Mobbing und Gewalt in der Schule

Das fairplayer.manual wird an Schulen zur Prävention und Bekämpfung von Mobbing und Gewalt unter den Schülern eingesetzt bzw. durchgeführt. Es handelt sich hierbei um ein von der Universität Berlin entwickeltes Anti-Mobbing-Programm zur Förderung sozialer Kompetenzen und der Zivilcourage bei Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren.1 Seine Relevanz für den Einsatz im schulpraktischen Alltag zeigt sich unter anderem darin, dass es sowohl vom Bundesministerium des Innern (BMI) als auch vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK) unterstützt und empfohlen wird.2

2.1 Definition und Erscheinungsformen von Mobbing und Gewalt in der Schule

Ethymologisch betrachtet leitet sich der Begriff Mobbing aus dem englischen „to mob“ ab, was so viel wie „jemanden angreifen“ bzw. „jemanden bedrängen“3 bedeutet. Im englischen Sprachgebrauch wird statt Mobbing meist der Begriff „Bullying“4 verwendet. Von Mobbing kann gesprochen werden, wenn Personen vorsätzlich „schikaniert, angegriffen oder sozial ausgegrenzt“5 werden. „Um solche Angriffe aber als Mobbing bezeichnen zu können, müssen sie wiederholt, regelmäßig (z.B. wöchentlich) und über einen längeren Zeitraum (z.B. sechs Monate) hinweg erfolgen sowie irgendwann zu einer Eskalation führen und den Betroffenen nach anfänglichem Widerstand in eine unterlegene Position bringen (sofern er sich nicht schon von Anfang an darin befand).“6

Begünstigt wird Mobbing in der Schule insbesondere durch die Institutionalisierung. Schule stellt zwar grundsätzlich einen Ort der sozialen Gemeinsamkeit dar, allerdings existiert ein institutioneller Zwang bezüglich des Schulbesuchs, bei dem sich die Schüler dieses Umfeld in der Regel nur eingeschränkt selbst aussuchen können. Damit herrscht ein heterogenes Klima, in dem viele unterschiedliche Schüler aufeinandertreffen. Alleine schon deshalb besteht eine Vorprogrammierung von Inkompatibilitäten, in deren Kontext zwangsläufig Konflikte in der Schule auftreten, die nur schwer vermieden werden können. Eine häufige Erscheinungsform, in der diese Konflikte dann ausgetragen werden, ist das schulische Mobbing7,konkret, das vorsätzliche Schikanieren, Angreifen und soziale Ausgrenzen 8 von Schülern durch andere Mitschüler. Bereits diese begrifflichen Aufzählungen der drei Erscheinungsformen machen deutlich, wie eng Mobbing und Gewalt miteinander zusammenhängen: Mobbing bedient sich weitgehend immer physischer und / oder psychischer Gewalt. Deshalb werden in dieser Arbeit Mobbing und Gewalt stets als verknüpfte Begriffe verwendet. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Mobbing und Gewalt lässt sich bereits durch die Förderer des fairplayer.manuals ablesen: Wie eingangs bereits erwähnt, wird dieses manual sowohl vom Bundesministerium des Innern (BMI) als auch vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK) empfohlen.9 Also von jenen Institutionen, die für den inneren Frieden und die innere Sicherheit in unserem Land eine Mitverantwortung tragen. Noch deutlicher belegt wird die Handlungsnotwendigkeit allerdings durch die im nachfolgenden Kapitel dargestellten statistischen Zahlen.

2.2 Die durch Studien belegte Notwendigkeit Mobbing und Gewalt in der Schule entgegenzuwirken

Die bildungspolitische Relevanz und die akute gesellschaftspolitische Notwendigkeit, gegen Mobbing und Gewalt vorzugehen, wird durch diverse statistische Erhebungen bewiesen. Eine empirische Studie hierzu wurde im Jahr 2016 von der UNESCO durchgeführt, an der 100.000 Jugendliche aus insgesamt 18 Ländern teilnahmen. Das alarmierende Ergebnis dieser quantitativen Erhebung: 25 Prozent aller befragten Schüler gaben an, dass sie wegen ihres Aussehens, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung bzw. wegen ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft bereits mindestens ein Mal gemobbt wurden.10 Das heißt, jeder vierte Schüler war schon einmal Opfer von Mobbing und damit psychischer oder physischer Gewalt von Mitschülern ausgesetzt.

Die nachgewiesenen schädigenden Wirkungen von Mobbing und Gewalt in der Schule lassen sich in drei Kategorien fassen: 1. die Auswirkungen auf das Schulgeschehen, 2. die Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit und 3. die Folgewirkungen auf die spätere gesellschaftliche Teilhabe des Mobbingopfers. Zur ersten Kategorie gehört beispielsweise das Abfallen der schulischen Leistungen, der Rückzug aus der Klassengemeinschaft oder die Vermeidung von Schule durch Schwänzen von Unterrichtsstunden bzw. eine erhöhte Anzahl von Fehltagen. Als unmittelbare langfristige gesundheitliche Folgen können Mobbingopfer an psychosomatischen Beschwerden leiden, die sich beispielsweise in einem gestörten Essverhalten zeigen. Ebenso verbreitet sind Depressionen bzw. Angstzustände als Reaktion auf erlittene Mobbing- bzw. Gewaltattacken,11 verbunden mit dem Gefühl von Hilflosigkeit, isoliert bzw. ausgeschlossen zu sein und sich selbst zu beschuldigen, dem Verlust von Selbstwert und Kontrolle bis hin zu ernsthaften Suizidgedanken 12. Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese physischen und psychischen Beeinträchtigungen der individuellen Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung, die ihren Anfang im Kindes- und Jugendalter in der Schule nehmen, sich auch langfristig auf die Zukunft der Betroffen auswirken. Als Resultat dieser gesundheitlichen Beeinträchtigungen stehen ihnen dann nur eingeschränkte Möglichkeiten für ihr künftiges ökonomisches, familiäres, berufliches und gesellschaftliches Leben offen. Bereits aus diesen Befunden lässt sich ableiten, dass aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht unabdingbar eine bildungspolitische Verantwortung und Handlungsnotwendigkeit besteht, Mobbing und der damit verbundenen Gewalt bereits in der Schule nachhaltig entgegenzuwirken.

2.3 Das fairplayer.manual als Ansatz zur Lösung der geschilderten gesellschaftlichen Probleme

Nach Gesprächen mit der Schulleitung und diversen Lehrkräften der ausgewählten hessischen Realschule, die in der weiteren Analyse als exemplarisches Beispiel fungiert, kann zwar festgestellt werden, dass dort keine enorm hohe Gewaltrate unter den Schülern zu verzeichnen ist. Dennoch sind auch hier empirische Studienergebnisse zu Mobbing und Gewalt bekannt. Diese werden zum Anlass genommen, präventive Maßnahmen im Unterricht einzusetzen und bei Anzeichen von Mobbing und Gewalt umgehend einzugreifen. Für die Beispielschule ist der friedliche Umgang miteinander, ohne Gewalt und Mobbing, in zweifacher Hinsicht ein äußerst wichtiges bildungspolitisches und kulturelles Gut. Zum Ersten gehört es zum schulischen Bildungsauftrag, das Bewusstsein für den friedlichen Umgang miteinander bei den Schülern bereits in jungen Jahren zu schaffen. Denn als spätere Erwachsene sind sie es, die das zukünftige Denken und die Kultur der nachfolgenden Gesellschaftsgeneration prägen. Zum Zweiten ist dieser innere Frieden gleichzeitig auch der Garant für ein fruchtbares und störungsfreies schulisches Klima, als Voraussetzung für einen möglichst hohen Lehr- und Lernerfolg, von dem sowohl die Schüler als auch die Schule mit ihren Lehrern profitieren. Zur Erreichung dieser Ziele sollen die Schüler gezielt lernen, dass die Verantwortung für einen solch friedvollen Umgang insbesondere in ihren eigenen Händen liegt. Allerdings befindet es sich auch in der Verantwortung der Lehrer bzw. der Schule, Störungen des individuellen und schulischen Friedens durch Mobbing und Gewalt zu unterbinden bzw. präventiv entgegenzuwirken. Das heißt, diese Missstände erst gar nicht entstehen zu lassen, und dort, wo sie doch auftreten sollten, wirksam zu intervenieren.

Organisatorisch trägt man dieser Verantwortung an der Beispielschule Rechnung, in dem Lehrkräfte einer Klasse jeweils längerfristig (d.h. von der 5. bis 10. Klasse) zugeteilt werden und sich so ein umfassenderes Bild über die Leistungsentwicklung ihrer Schüler machen können und dadurch soziale Auffälligkeiten leichter erkennen. Darüber hinaus wurde zusätzlich ein sogenanntes Präventionsteam gegen Mobbing und Gewalt an der Realschule etabliert. Natürlich können sich Schüler bei akuten persönlichen und / oder schulischen Problemen jederzeit bzw. während fester Sprechstunden gezielt an dieses aus vier Lehrern bestehende Team wenden, um sich unter anderem Rat und Hilfe bei Mobbing und Gewalt zu holen. Hauptaufgabe dieses Präventionsteams ist aber, wie im Namen bewusst zum Ausdruck kommt, eine präventiv ausgerichtete Denk- und Arbeitsweise, die primär eine vorausschauende Vorbeugung und Aufklärung zum Thema Mobbing und Gewalt an der Beispielschule umfasst. Zur methodisch-inhaltlichen Umsetzung hat das Präventionsteam dieser Schule das fairplayer.manual gegen Mobbing und Gewalt ausgewählt, welches von der Universität Berlin entwickelt wurde.13 Die Gründe, die zu dieser Auswahl geführt haben, werden im anschießenden Kapitel behandelt.

2.4 Die Entscheidungsgründe für den Einsatz des fairplayer.manuals

Einer der wichtigsten Gründe der Beispielschule für das fairplayer.manual liegt darin, den Schülern nicht nur bloßes Fachwissen zu vermitteln, sondern zur Steigerung ihrer persönlichen Zukunftschancen und als Gestalter unserer Gesellschaft von morgen darüber hinaus eine allumfassende Bildung zu ermöglichen. Eine solch umfassende Bildung beinhaltet auch das Wissen darüber, wie Menschen in einer Gesellschaft ohne Gewalt und Mobbing respektvoll miteinander umgehen, zusammen arbeiten und friedlich miteinander leben. Gerade in Anbetracht der aktuellen Situation, mit vielen durch die Medien aufgedeckten Tendenzen von Konflikten in unserer Gesellschaft, kommt insbesondere der präventiven Stiftung von sozialem Frieden innerhalb der Schülerschaft eine wichtige Bedeutung für eine friedliche Gesellschaftsentwicklung zu. Vor allem, weil sich junge Menschen leichter für das Ziel des inneren Friedens gewinnen lassen, als Erwachsene, deren Denken schon verfestigt ist. Um den Grundstein für einen friedvollen Umgang zu legen, entschied sich die Beispielschule für das von der Universität Berlin entwickelte fairplayer.manual. Die Schüler sollen mit Hilfe des fairplayer.manuals für ein friedliches Miteinander sensibilisiert werden, Sozialkompetenz und Zivilcourage vermittelt bekommen.14 Zunächst für den friedlichen Umgang in ihrer eigenen Schule und darüber hinaus für ihren zukünftigen persönlichen Lebensweg. Ein weiterer Grund für den Einsatz des fairplayer.manuals sind seine didaktischen Materialen. Die Konzeption dieser Materialien sowie ihre multimediale Einsetzbarkeit macht es möglich, Prävention, Aufklärung und Intervention bei Mobbing und Gewalt 15 in der Beispielschule dauerhaft in den schulischen Lehrplan bzw. das Unterrichtsgeschehen zu integrieren. Nicht im Rahmen einer bloßen theoretischen Friedenserziehung, sondern auf einer anwendungs- und lösungsorientierten Ebene. Anhand nachvollziehbarer Beispiele wird den Schülern konkret vermittelt, woran sie Mobbing und Gewalt erkennen, wie sie darauf richtig reagieren, auftretende Konflikte lösen, mit Zivilcourage handeln und ihr Wissen über den Umgang mit Mobbing und Gewalt nicht nur im Schulalltag sondern auch darüber hinaus umsetzen können.16

[...]


1 Vgl. Zeitbild Stiftung, 2017.

2 Vgl. Zeitbild Stiftung, 2017.

3 Hemetsberger, 2017a.

4 Clark, Thyen, 1999, S.534.

5 Stock, 2011, S.6.

6 Stock, 2011, S.6.

7 Vgl. Teuschel, Heuschen, 2013, S.6.

8 Vgl. Stock, 2011, S.6.

9 Vgl. Zeitbild Stiftung, 2017.

10 Vgl. UNESCO, 2017.

11 Vgl. Stock, 2011, S.50.

12 Vgl. Bull, Scheithauer, 2008, S.16.

13 Vgl. Zeitbild Stiftung, 2017.

14 Vgl. Freie Universität Berlin, 2017.

15 Vgl. Freie Universität Berlin, 2017.

16 Vgl. Fairplayer e.V., 2017.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das "fairplayer.manual". Eine wissenschaftliche Untersuchung des Anti-Mobbing-Programms und seiner schulpraktischen Einbindung an einer ausgewählten Schule
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
20
Katalognummer
V446878
ISBN (eBook)
9783668837621
ISBN (Buch)
9783668837638
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anti-Mobbing, fairplayer.manual, fairplayer, Mobbing, Gewalt, Anti-Mobbing-Programm, Friedenserziehung, Schule, Erziehungswissenschaft, Schulpraxis
Arbeit zitieren
Ma Ho (Autor:in), 2017, Das "fairplayer.manual". Eine wissenschaftliche Untersuchung des Anti-Mobbing-Programms und seiner schulpraktischen Einbindung an einer ausgewählten Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446878

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