Struktur und Mitarbeiter der Erwachsenenbildung in Österreich


Seminararbeit, 2005

36 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Begriffsabgrenzung
2.1 Erwachsene – Teilnehmer in der Erwachsenbildung
2.2 Lernen
2.3 Erwachsenenbildung
2.4 Resümee

3. Erwachsenenbildungslandschaft in Österreich
3.1 Erwachsenenbildung im engeren Sinn
3.1.1 Arbeitsgemeinschaft der Bildungsheime Österreichs (ARGE)
3.1.2 Berufsförderungsinstitut Österreich (BFI)
3.1.3 Büchereiverband Österreichs (BVÖ)
3.1.4 Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich (FORUM)
3.1.5 Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI)
3.1.6 Ring Österreichischer Bildungswerke (RÖBW)
3.1.7 Volkswirtschaftliche Gesellschaft Österreich (VG-Ö)
3.1.8 Verband Österreichischer Schulungs- und Bildungshäuser (VÖSB)
3.1.9 Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV)
3.1.10 Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI)
3.2 Erwachsenenbildung darüber hinaus
3.3 Resümee

4 Erwachsenenbildung als Berufsfeld
4.1 Mitarbeiter der Erwachsenenbildung
4.2 Angestelltenverteilung
4.3 Ausbildung der Erwachsenenbildner – Zugang zur Erwachsenenbildung
4.4 Resümee

5. Zusammenfassende Darstellung der Arbeit mit Schlussbemerkungen

6. Literaturverzeichnis

7. Abbildungsverzeichnis

8. Tabellenverzeichnis

Vorwort

Als Studentin der Studienrichtung Bildungswissenschaften habe ich im Rahmen des 48stündigen Wahlbereiches als dritten Studienschwerpunkt Erwachsenenbildung gewählt. Gespräche mit Studienkollegen bzw. Absolventen dieses Studienschwerpunktes und eigene Erfahrungen zeigten mir, wie schwer es fällt, Außenstehenden und sogar potentiellen Arbeitgebern gegenüber zu argumentieren, was einen Erwachsenenbildner ausmacht, welche Tätigkeiten er verrichtet und in welchen Bereichen er eingesetzt wird.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, eine Arbeit über die aktuelle Situation der Erwachsenenbildung in Österreich zu verfassen, in der ich mich zunächst mit den grundlegenden Strukturen der österreichischen Erwachsenenbildung und anschließend mit den Aufgaben und der Ausbildung der in dieser Branche Tätigen auseinandersetze.

Vorweg möchte ich darauf hinweisen, dass in dieser Arbeit der Einfachheit halber auf eine Differenzierung zwischen männlicher und weiblicher Formulierung verzichtet wird.

Die Zitierung erfolgt in folgender Weise: An erster Stelle steht die Zahl, unter der das Werk im Literaturverzeichnis angeführt ist, an zweiter Stelle steht die Angabe der Seite(n), auf die Bezug genommen wird, zum Beispiel (03, S. 22-23).

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Situation der Erwachsenenbildung in Österreich. Die Universitätsprofessorin Elke Gruber (2004) macht darauf aufmerksam, dass trotz der zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung des lebenslangen Lernens und der permanenten Ausweitung des Bildungsangebotes für Erwachsene der Berufsstand des Erwachsenenbildners in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird (vgl. 02, S. 221). Die Berufsbezeichnung „Erwachsenenbildner“ hat sich selbst in einschlägigen Einrichtungen nicht durchgesetzt, sondern wird durch Begriffe wie Trainer, Kursleiter, Bildungsmanager, pädagogischer Mitarbeiter, etc. umgangen. Zudem ist nicht klar definiert, was einen Erwachsenenbildner ausmacht, in welchen Bereichen er eingesetzt werden kann und welche Aufgaben in seinen Tätigkeitsbereich fallen (vgl. 02, S. 213).

Aufgrund der von der Universitätsprofessorin Elke Gruber aufgezeigten Tendenzen der Erwachsenenbildung wird es als sinnvoll erachtet, zu klären, was unter Erwachsenenbildung zu verstehen ist, welche Institutionen primär zur Erwachsenenbildung in Österreich zählen, wer in der Erwachsenbildungsbranche tätig ist und welche Funktionen Mitarbeiter der Erwachsenenbildung übernehmen. Zu diesem Zweck wurde folgende Forschungsfrage formuliert, deren Beantwortung Ziel der vorliegend Arbeit ist: „Wodurch ist die aktuelle Situation der Erwachsenenbildung in Österreich hinsichtlich der Struktur der Erwachsenenbildungslandschaft und deren Mitarbeitern gekennzeichnet?“

Inkludiert der Begriff Erwachsenenbildung alle Bildungsangebote für Erwachsene, so wird hypothetisch angenommen, dass die österreichische Erwachsenenbildungslandschaft aus einer Vielzahl uneinheitlicher, vielfältiger und zahlenmäßig unerfassbarer Erwachsenenbildungseinrichtungen und -angebote besteht.

Als zweite Hypothese wird vermutet, dass pädagogisch tätige Mitarbeiter der Erwachsenenbildung über unterschiedliche Quellberufe bzw. Aus- und Weiterbildungen Zugang zur Erwachsenenbildung erlangen und damit gewinnbringend für die Erwachsenenbildungseinrichtungen sind.

Als Methode zur Beantwortung der Fragestellung dient eine Literaturanalyse. Die literarische Basis stellt in erster Linie die Weiterbildungsstudie „Die Qualifizierung von ErwachsenenbildnerInnen“ von Anneliese Heilinger (2000), die als Grundlagenforschung in der Erwachsenenbildung gilt, dar. Als Einführung in die Thematik erfolgt in einem ersten Schritt eine Definition der Begriffe „Erwachsener“, „Lernen“ und „Erwachsenenbildung“. Anschließend wird ein Überblick über die Erwachsenenbildungslandschaft in Österreich gegeben, um die Vielfalt des Bildungsangebotes für Erwachsene zu verdeutlichen. Das dritte Kapitel widmet sich dem Berufsfeld Erwachsenenbildung und gibt darüber Aufschluss, welche Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung tätig sind, welche Funktionen sie übernehmen und über welche Ausbildung sie verfügen. In der abschließenden zusammenfassenden Darstellung der Arbeit erfolgt ein Rückblick auf die in der Einleitung formulierten Forschungsfrage und die ihr zugrunde liegenden Hypothesen.

2. Begriffsabgrenzung

Dieses Kapitel dient der Definition der grundlegenden Begriffe „Erwachsener“, „Lernen“ und „Erwachsenenbildung“. Zunächst wird erläutert, welche Personen in Österreich als „Erwachsen“ gelten und somit Zielgruppe der Erwachsenenbildung sind. Anschließend wird erklärt, was unter „Lernen“ zu verstehen ist und wodurch sich das Lernen Erwachsener vom kindlichen Lernen abhebt. Im Weiteren erfolgt eine Klärung des Terminus Erwachsenbildung.

2.1 Erwachsene – Teilnehmer in der Erwachsenbildung

Es ist nicht eindeutig definierbar, was sich unter dem Begriff „Erwachsener“ subsumiert. Einerseits ist das Erwachsensein ein Status, der dem Bürger im Zusammenhang mit der Volljährigkeit, die in Österreich mit Vollendung des 18. Lebensjahres erreicht wird, zugesprochen wird. Er beinhaltet die Übernahme verschiedener Rechte und Pflichten, wie dem Wahlrecht, dem Recht eine Ehe einzugehen, dem Recht einen Führerschein zu erwerben, der Verpflichtung zum Wehrdienst, etc. Andererseits werden auch andere Kriterien zur Begriffsbestimmung des Erwachsenen herangezogen. So werden bspw. abgeschlossene Ausbildung, Berufseinstieg und materielle Unabhängigkeit als Maßstab für das Erwachsensein betrachtet. Solche Definitionsversuche sind jedoch fraglich, da z. B. materielle Unabhängigkeit bei Personen mit niedrigem Einkommen oder Arbeitslosen ebenso nicht gegeben ist. Dennoch würde ihnen der Status des Erwachsenen nicht abgesprochen werden. So würden z.B, Schüler und Studenten nach dieser Definition weniger erwachsen sein als ihre gleichaltrigen Mitmenschen, die schon im Erwerbsleben stehen. Begriffsauslegungen dieser Art bleiben daher strittig, zeigen jedoch auch, dass in die Bestimmungen des Erwachsenenstatus Wertvorstellungen der jeweiligen Kultur einfließen. Es ist nicht empirisch überprüfbar, was ein Erwachsener ist. Das Erwachsenenalter wird heute nicht mehr als erworbener Reifezustand, sondern als Entwicklungsprozess angesehen (vgl. 05, S. 72-74).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die Erwachsenenbildung einem nicht endgültig definierten Adressaten gegenüber sieht (vgl. 05, S. 74). Folglich sind Erwachsenenbildner mit Teilnehmern konfrontiert, die sich hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Vorkenntnisse stark unterscheiden.

2.2 Lernen

Der Begriff „Lernen“ ist nicht eindeutig definiert, wodurch eine klare Begriffsabgrenzung schwierig wird. Zunächst bedeutete Lernen lediglich die Aneignung von Informationen. Der moderne Lernbegriff schließt jedoch auch die Verarbeitung von Informationen und Erfahrungen sowie eine Verhaltensänderung aufgrund von Interaktionen mit der Umwelt ein (vgl. 08, S. 6). Es existiert zwar keine einheitliche Lerntheorie, aber in allen Lerntheorien gilt Veränderung als der generelle Indikator für Lernen. Der Unterschied der Lerntheorien besteht in der Beschreibung und Erklärung der Bedingungen und Faktoren, unter denen Veränderungen möglich werden (vgl. 07, S. 352-353).

In Bezug auf die Erwachsenenbildung wird in der Regel von organisiertem Lernen gesprochen. Dieses ist zum Einen durch das Vorliegen einer Lernabsicht und zum Anderen durch das Angebot von Hilfe zur Realisierung der Lernabsicht gekennzeichnet (vgl. 08, S. 6).

Erwachsene Lerner heben sich in einigen Punkten grundlegend von kindlichen Lernern ab. Professor Dr. Ekkehard Nuissl von Rein, Spezialist für Erwachsenenbildung, beschreibt die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Lernen von Kindern und dem Lernen von Erwachsenen folgendermaßen: „Kinder wachsen in eine Welt hinein, die von den Erwachsenen gestaltet ist. Sie müssen sich auf die geltenden Regeln einlassen, grundlegende Kulturtechniken aneignen, die ‘Welt so aneignen, wie sie ist. Erwachsenen verfügen über diese Kulturtechniken, sie sind diejenigen, welche die Welt gestalten. Erwachsene verfügen über ein großes Wissen im Beruf und im Privaten, haben zu allen Fragen ihrer Person und ihres gesellschaftlichen Umfeldes Kenntnisse und vor allem eine eigene Meinung und Interpretation, haben eine persönliche und berufliche Identität. Alles das, was Erwachsene neu lernen, bedeutet gleichermaßen ein Verlernen bereits vorhandenen Wissens, vor allem aber ein Uminterpretieren von Kenntnissen, eine Arbeit an der eigenen Identität. Erwachsene lernen interessengeleitet, von ihren eigenen Erfahrungen ausgehend, ordnen alles neue in schon bestehende kognitive und subjektive Wahrnehmungen ein. Das Lehren von Erwachsenen muss berücksichtigen, dass Erwachsene bereits ihr Leben meistern, selbstbewusst und kompetent sind“ (vgl. 01, o. SA.).

Diese Aussagen weisen deutlich auf die Verschiedenheit von erwachsenen und kindlichen Lernern hin. Während das Lernen Erwachsener aufgrund ihrer individuellen Biographie durch Anschlusslernen und Umlernen geprägt ist, handelt es sich beim Lernen von Kindern hauptsächlich um Neulernen. Erwachsene und kindliche Lerner stellen zwei unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die in der Unterrichtsgestaltung berücksichtigt werden müssen, dar. Das Lehren Erwachsener muss sich daher grundsätzlich vom Lehren der Kinder unterscheiden.

2.3 Erwachsenenbildung

Der Begriff Erwachsenenbildung bezeichnet eine Branche, die ein vielfältiges Spektrum von Bildungsangeboten an Erwachsene richtet. Sie ist als Stätte organisierten Lernens zu verstehen, in der Bildungsprozesse angeregt, begleitet und unterstützt werden. Erwachsenenbildung inkludiert sowohl die Ausbildung als auch die Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen (vgl. 04, S. 13). Um zu verdeutlichen, welche Bildungsmöglichkeiten damit zur Verfügung stehen, erfolgt eine kurze Beschreibung der genannten Begriffe.

Eine Ausbildung befähigt zur Ausübung einer beruflichen bzw. ganz speziellen Tätigkeit, indem sie dazu notwendiges Wissen und Können sowie erforderliche Fertigkeiten, Einstellungen und Haltungen vermittelt. Weiters ist eine Ausbildung durch die Orientierung an berufsrechtlichen Regelungen und fachspezifischen Standards gekennzeichnet. Zudem folgt sie einem Curriculum, welches die vorgesehene und für alle verpflichtende Dauer bzw. das vorgeschriebene Stundenausmaß und einen (formalen) Abschluss enthält. Eine Bescheinigung des Abschlusses gilt als branchenanerkannter Ausbildungsnachweis für einen Beruf oder eine ganz spezielle Tätigkeit (vgl. 04, S. 13).

Eine Fortbildung ist berufsbezogen und dient zur Sicherung bestehender Kenntnisse sowie zur Aktualisierung von Wissen und Können. Fortbildung wird bspw. durch veränderte Rahmenbedingungen, technische Entwicklungen, Ausweitungen des Tätigkeitsbereiches oder durch Verwendung neuer Methoden im jeweiligen Fachgebiet notwendig (vgl. 04, S. 13).

Unter Weiterbildung wird jede Art der beruflichen sowie privaten Erweiterung von Wissen, Kenntnissen, Können und Fähigkeiten verstanden. Sie kann sowohl selbstorganisiert erfolgen, als auch durch den Besuch von organisierten Bildungsveranstaltungen (vgl. 04, S. 13).

Die Erläuterung dieser Begriffe zeigt, welch großen Bereich die Erwachsenenbildung umfasst. Sie ermöglicht Erwachsenen sowohl den Erwerb beruflicher (Zusatz-)Quali­fikationen und Abschlüsse als auch die Erweiterung von beruflichen oder privaten Wissen, Kenntnissen und Fähigkeiten.

2.4 Resümee

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Branche der Erwachsenenbildung sowohl die Ausbildung als auch die Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen umfasst und somit ein breites Spektrum an Bildungsangeboten zur Verfügung stellt. Die Adressaten der Erwachsenenbildung können nicht endgültig definiert werden. Fest steht, dass sich die Teilnehmer nicht nur von kindlichen Lernern abheben, sondern sich auch untereinander hinsichtlich Erfahrung und Vorkenntnisse stark unterscheiden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Struktur und Mitarbeiter der Erwachsenenbildung in Österreich
Hochschule
Universität Wien
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
36
Katalognummer
V45047
ISBN (eBook)
9783638425216
ISBN (Buch)
9783638657815
Dateigröße
851 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Struktur, Mitarbeiter, Erwachsenenbildung
Arbeit zitieren
Silke Hirschberger (Autor:in), 2005, Struktur und Mitarbeiter der Erwachsenenbildung in Österreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45047

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