Die vorliegende Arbeit untersucht die Reaktionen auf das Buch "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948" von Binjamin Wilkomirski. Erzählt wird das Leben eines noch sehr kleinen Jungen, der aufgrund des Einmarsches der lettischen Miliz in Riga nach Polen flieht und schließlich in das Konzentrationslager "Majdanek" deportiert wird. Er übersteht einen weiteren Transport in ein anderes Lager und wird nach der Befreiung in ein Kinderheim in Krakau gebracht. Daraufhin wird er in die Schweiz geschmuggelt und nach einem weiteren Aufenthalt in einem Schweizer Kinderheim von einer Familie adoptiert.
Das Buch erhielt durchweg positive Kritiken und der Autor mehrere wichtige Preise. Wenige Jahre später stellte sich heraus, dass Wilkomirski weder Überlebender eines Konzentrationslagers noch Jude ist. Dies hatte zur Folge, dass der zunächst unangefochtene literarische Rang des Buches zunehmend kritisiert und in Frage gestellt wurde.
Ziel der vorliegenden Arbeit wird es also sein zu prüfen, ob dem Buch auch nach der Enthüllung ein literarischer Wert zugesprochen werden kann. Darf ein solch sensibles Thema der Erinnerungskultur des Holocaust in einer Biografie erfunden werden? Verliert das Buch damit nicht seine Authentizität? Um sich mit diesen Fragen auseinandersetzen zu können, werden diejenigen Aspekte genauer untersucht, die für Kindheitsautobiografien zur Shoah grundlegend erscheinen. Im weiteren Verlauf soll erörtert werden, ob dieses Werk, unabhängig von der Einordnung als Autobiografie oder fiktionale Geschichte, als angemessen bewertet werden kann. Abschließend erfolgt vor der endgültigen Auswertung der errungenen Erkenntnisse ein Einblick in die Diskussion um Bruchstücke.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition Autobiographie
- Der autobiographische Pakt in Wilkomirskis „Bruchstücke“
- Verwendete Merkmale der Holocaust-Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den literarischen Wert von Binjamin Wilkomirskis „Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948“ nach der Enthüllung der Fälschung. Es wird geprüft, ob dem Buch trotz der fehlenden Authentizität ein literarischer Wert zukommt und ob die Erfindung eines solch sensiblen Themas in einer Biografie gerechtfertigt ist. Die Arbeit analysiert den autobiographischen Pakt und die Rezeption des Buches im Kontext der Holocaust-Literatur.
- Der literarische Wert von „Bruchstücke“ nach der Enthüllung der Fälschung
- Der autobiographische Pakt und seine Bedeutung für die Rezeption
- Die Verwendung von Erzählmustern der Holocaust-Literatur in „Bruchstücke“
- Die ethische Frage der Erfindung von Holocaust-Erlebnissen
- Die Rezeption und Kritik an „Bruchstücke“ in der Literaturwissenschaft und Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt das Buch „Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948“ von Binjamin Wilkomirski vor, beschreibt seine anfängliche positive Rezeption und den späteren Skandal um die Fälschung. Sie umreißt die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, den literarischen Wert des Buches trotz der Enthüllung zu untersuchen und die ethischen Fragen im Umgang mit der Erinnerungskultur des Holocaust zu diskutieren. Die Einleitung skizziert die zentralen Forschungsfragen der Arbeit und den methodischen Ansatz.
Definition Autobiographie: Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten, den Begriff der Autobiographie gattungstheoretisch zu definieren. Es präsentiert verschiedene Ansätze und Definitionen und argumentiert, dass die Identität von darstellender und dargestellter Person das wichtigste Merkmal darstellt. Die Ausführungen bieten einen fundierten Überblick über die Herausforderungen bei der Einordnung autobiographischer Texte.
Der autobiographische Pakt in Wilkomirskis „Bruchstücke“: Dieses Kapitel analysiert den autobiographischen Pakt nach Philippe Lejeune und dessen Bedeutung für die Rezeption von Wilkomirskis Werk. Es untersucht, wie die implizite und explizite Behauptung der Identität von Autor, Erzähler und Protagonist die Leser beeinflusst und wie die Enthüllung der Fälschung die Bewertung des Buches grundlegend verändert hat. Der Fokus liegt auf der Wirkung des Paktes auf die Rezeption und die daraus resultierenden ethischen Fragen. Die Ausführungen beleuchten den Unterschied zwischen Autobiographie und autobiographischem Roman anhand von Lejeunes Theorie.
Schlüsselwörter
Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948, Binjamin Wilkomirski, Holocaust-Literatur, Autobiographie, autobiographischer Pakt, Fälschung, Erinnerungskultur, literarischer Wert, Authentizität, Rezeption, Philippe Lejeune.
Häufig gestellte Fragen zu „Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948“ von Binjamin Wilkomirski
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den literarischen Wert von Binjamin Wilkomirskis „Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948“, insbesondere nach der Enthüllung der Fälschung. Es wird analysiert, ob dem Buch trotz der fehlenden Authentizität ein literarischer Wert zukommt und ob die Erfindung eines solch sensiblen Themas in einer Biografie gerechtfertigt ist. Die Analyse konzentriert sich auf den autobiographischen Pakt und die Rezeption des Buches im Kontext der Holocaust-Literatur.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem literarischen Wert von „Bruchstücke“ nach der Enthüllung der Fälschung, dem autobiographischen Pakt und seiner Bedeutung für die Rezeption, der Verwendung von Erzählmustern der Holocaust-Literatur in „Bruchstücke“, der ethischen Frage der Erfindung von Holocaust-Erlebnissen und der Rezeption und Kritik an „Bruchstücke“ in der Literaturwissenschaft und Öffentlichkeit.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition von Autobiographie, ein Kapitel zur Analyse des autobiographischen Paktes in Wilkomirskis Werk, und eine Zusammenfassung der Kapitel. Zusätzlich werden die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter genannt.
Was wird unter dem „autobiographischen Pakt“ verstanden?
Das Kapitel zum autobiographischen Pakt analysiert die Theorie von Philippe Lejeune und deren Bedeutung für die Rezeption von Wilkomirskis Werk. Es untersucht, wie die implizite und explizite Behauptung der Identität von Autor, Erzähler und Protagonist die Leser beeinflusst und wie die Enthüllung der Fälschung die Bewertung des Buches verändert hat. Der Unterschied zwischen Autobiographie und autobiographischem Roman wird anhand von Lejeunes Theorie beleuchtet.
Welche ethischen Fragen werden angesprochen?
Die Arbeit thematisiert die ethische Frage der Erfindung von Holocaust-Erlebnissen und die damit verbundenen Herausforderungen für die Erinnerungskultur. Die Fälschung von Wilkomirskis Werk wird als Fallbeispiel genutzt, um die ethischen Implikationen solcher Handlungen zu diskutieren.
Wie wird der literarische Wert von „Bruchstücke“ bewertet?
Die Arbeit untersucht, ob „Bruchstücke“ trotz der Fälschung einen literarischen Wert besitzt. Die Analyse berücksichtigt dabei die verwendeten literarischen Mittel, die Rezeption des Buches und die ethischen Aspekte der Thematik.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bruchstücke aus einer Kindheit 1939-1948, Binjamin Wilkomirski, Holocaust-Literatur, Autobiographie, autobiographischer Pakt, Fälschung, Erinnerungskultur, literarischer Wert, Authentizität, Rezeption, Philippe Lejeune.
Wie wird der Begriff der Autobiographie definiert?
Das Kapitel zur Definition von Autobiographie beleuchtet die Schwierigkeiten, den Begriff gattungstheoretisch zu definieren. Es präsentiert verschiedene Ansätze und Definitionen und argumentiert, dass die Identität von darstellender und dargestellter Person das wichtigste Merkmal darstellt.
- Citar trabajo
- Vanessa Arlt (Autor), 2017, Holocaust und Autobiografie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451628