Unmännlich, Stutzer, Geek, Snob, Buck, Homosexueller, Spinner, Schwachsinniger, Clown, Kopie, Modenarr… Stöbert man zum Thema ‘Dandy’ in der Literatur, kommen einem die verschiedensten Begrifflichkeiten entgegen, die mehr oder weniger treffend den Dandy beschreiben sollen. Eine allgemein gültige Definition scheint es nicht zu geben und immer wieder dreht sich alles nur um fashion. Doch wer oder was ist ein Dandy?
Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen ‘Dandy’ im Allgemeinen sowie mit seiner Darstellung in der französischen Literatur- und Kulturwissenschaft und nimmt anhand der Masculinity Studies Stellung zu dessen ambivalenter Männlichkeit im 19. Jahrhundert. Dafür ist es dienlich sich mit dem Typus des Dandys sowie mit dem Dandytum zu beschäftigen, was unweigerlich an George Beau Brummell vorbeiführt.
Es stellt sich die Frage, wie ein „derart verabscheuungswürdiger Mensch zum Inbegriff des Dandytums werden [konnte], einer Ethik der Eleganz, des Adels, des guten Geschmacks und der Individualität?“.
Hiernach geht das zweite Kapitel genauer auf die Masculinity Studies ein, zeigt verschiedene Konzepte zur Männlichkeit auf und durchleuchtet die französische Literatur auf ihre verschiedenen Männlichkeitsinszenierungen vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ebendieses Jahrhundert, das als Blütezeit des Dandyismus in die Kulturgeschichte eingehen soll. Darauffolgend werden drei verschiedene Dandys aus der französischen Literatur betrachtet. Beginnend mit Jules Amédée Barbey d’Aurevilly, der als erster Autor eine Art Theorie über das Dandytum verfasst hat, indem er über sein ‘Idol’ Beau Brummell traktiert. Im Anschluss folgt der zweite Theoretiker Charles Baudelaire mit seiner Abhandlung über den Dandy in seinem Werk Le Peintre de la vie moderne, ehe gegen Ende auf Honoré de Balzac als Schriftsteller und Dekadenzfigur eingegangen wird. Der in seiner Comédie humaine auftauchende, scheinbar formvollendete Dandy Henri de Marsay, folgt seinem Schöpfer auf dem Fuße.
Was ist also ein Dandy und gibt es den einen Prototypen, den einen Dandyismus? Wie konstruieren diese Herren ihre Performanz, ihre Individualität sowie ihre Männlichkeit(en) in einem Jahrhundert, in dem der hart arbeitende „pater familias“ ein Pars pro toto für die gesamte Männlichkeit darstellt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kulturgeschichte des Dandytums
- 1.1. Der Typus des Dandys
- 1.2. Leben und Macht des Urvaters aller Dandys
- 1.3. Brummells Modereformen: Des Mannes neue Kleider
- 2. Masculinity Studies - mehr als ein Geschlecht
- 2.1. Modelle der Männlichkeitsforschung
- 2.1.1. Raewyn Connells Ansatz der hegemonialen Männlichkeit
- 2.1.2. Pierre Bourdieus Konzept der männlichen Herrschaft
- 2.2. Vom Ritter zum Dandy - Männlichkeiten in der französischen Literatur
- 2.3. Der Dandy und die Masculinity Studies
- 2.1. Modelle der Männlichkeitsforschung
- 3. Androgyn, Asket, Verführer - literarische Dandyfiguren
- 3.1. Jules Amédée Barbey d'Aurevilly
- 3.1.1. Aristokratischer Dandy, armer Literat
- 3.1.2. Du dandysme et de George Brummell
- 3.2. Charles Baudelaire
- 3.2.1. Dichter, Dandy, Asket
- 3.2.2. Le Dandy und Le Peintre de la vie moderne
- 3.3. Honoré de Balzac
- 3.3.1. Das Schöne und ein Lebemann
- 3.3.2. Comte Henri de Marsay - Der reinste aller Dandys
- 3.1. Jules Amédée Barbey d'Aurevilly
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Dandys und seiner ambivalenten Männlichkeit im 19. Jahrhundert. Dabei werden die Darstellung des Dandy in der französischen Literatur- und Kulturwissenschaft sowie die Masculinity Studies herangezogen.
- Der Typus des Dandys und seine historische Entwicklung
- Die Bedeutung von George Beau Brummell als Urvater des Dandytums
- Die verschiedenen Konzepte und Modelle der Männlichkeitsforschung
- Die Inszenierung von Männlichkeiten in der französischen Literatur
- Die literarische Darstellung von Dandyfiguren bei Barbey d'Aurevilly, Baudelaire und Balzac
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach der ambivalenten Männlichkeit des Dandys im 19. Jahrhundert. Kapitel 1 befasst sich mit der Kulturgeschichte des Dandytums, analysiert den Typus des Dandys und beleuchtet den Einfluss von George Beau Brummell. Kapitel 2 widmet sich den Masculinity Studies und zeigt verschiedene Modelle der Männlichkeitsforschung sowie deren Bedeutung für die französische Literatur auf. Kapitel 3 untersucht drei literarische Dandyfiguren – Jules Amédée Barbey d'Aurevilly, Charles Baudelaire und Honoré de Balzac – und analysiert deren jeweilige Darstellung von Männlichkeit. Der Fokus liegt dabei auf den Ambivalenzen und Konflikten, die mit dem Dandy-Ideal verbunden sind.
Schlüsselwörter
Dandy, Dandytum, Männlichkeit, Masculinity Studies, französische Literatur, 19. Jahrhundert, Barbey d'Aurevilly, Baudelaire, Balzac, George Beau Brummell, Ambivalenz, Hegemoniale Männlichkeit, Literarische Figuren, Androgyn, Asket, Verführer.
- Citar trabajo
- Bruno Minniti (Autor), 2018, Barbey d'Aurevilly, Baudelaire und Balzac. Zur ambivalenten Männlichkeit des Dandys im 19. Jahrhundert, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451905