Islamistischer Terrorismus am Beispiel "Islamischer Staat"


Dossier / Travail, 2018

23 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition des Terminus ,Jslamistischer Terrorismus “

3. Was ist der Islamische Staat?
3.1. Sein Ursprung und der Weg zur Entstehung eines Imperiums

4. Die Lehre des Dschihad als Missbrauch zur Legitimation von Terror
4.1. Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten

5. Hybride Kriegsführung beim Islamischen Staat
5.1. Kurze Definition des Terminus ,JTybride Kriegsführung“
5.2. Hybride Kriegsformen: Erfolgreiche Strategien des IS

6. Gewaltpotential in Europa: Christen hängen sich dem IS an

7. Konfliktbewältigung mit dem IS - auch gewaltfrei möglich?

8. Resümee

9. Abkürzungsverzeichnis

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den Weltreligionen1 haben Grundhaltungen wie Frieden und Liebe, neben anderen Moralitäten, einen sehr hohen Stellenwert und werden Gläubigen schon seit jeher von religiösen Gelehrten, die die Glaubensinhalte der jeweiligen Heiligen Schrift vermitteln, für ein tugendhaftes und harmonisches Zusammenleben gepredigt. Die sog. ״Goldene Reger stellt eine Gemeinsamkeit dieser Religionen dar und bedeutet für alle einheitlich kurz gefasst ״Tue nicht anderen, was du nicht willst, dass sie dir tun.2

Dennoch kam es bereits im Jahre 1979 zum Auftreten religiöser (bzw. islamistischer) Gewalt, als bei der iranischen Revolution skrupellos das Ziel verfolgt wurde, den Iran in einen Islamischen Staat zu verwandeln. Seitdem vermehrte sich die Anzahl an Terrorübergriffen, Tyrannei und sonstigen Unruhen - jedoch lagen die Quellen und der Nährboden dafür meist in islamischen Ländern. So wurde im modernen Zeitalter alle Aufmerksamkeit auf den Islam gelenkt, da dieser zunehmend mit dem Terrorismus verbunden wurde und heute in dieser Hinsicht die umstrittenste Religion der Welt zu sein scheint. Dabei ist der weltbekannte Anschlag vom 11. September 2001, bei dem der (bereits verstorbene) islamische Fundamentalist Osama Bin Laden und seine damalige Terrororganisation ״al-Qaida“ mit zwei Flugzeugen das berühmte World Trade Center in New York zu Sturz brachten, nur ein Beispiel für die enorme Machtfülle des religiösen Terrorismus.

Nach dem Zusammenbruch von al-Qaida ist jedoch der sog. ״Islamische Staat“ entstanden. Er gilt als die bisher mächtigste und reichste salafistische Terrormiliz der Welt und gibt dem Schrecken und der Gewalt auf unserer Erde eine neue Dimension. Im Nahen Osten kontrollierte die Gruppe bereits weite Gebiete, jedoch sind auch andere Staaten auf ihrer Zielscheibe. Aber wie begründen die selbsternannten ״Gotteskrieger“ ihre grausamen Handlungen und in welchem Ausmaß wird der Krieg tatsächlich geführt?

Der Islamische Staat soll als Beispiel religiöser bzw. spezifisch islamistischer Gewalt durch die vorliegende Arbeit ausführlich demonstriert werden. Eingeleitet wird diese durch eine Definition des Terminus islamistischer Terrorismus. Danach soll die Entstehungsgeschichte der Gruppe veranschaulicht, und ihre Lehre des Dschihad sowie der Konflikt der zwei großen innerislamischen Strömungen erläutert werden. Anschließend werden ihre Formen der Kriegsführung durchleuchtet und geprüft, wie hoch die Terrorgefahr für Europa tatsächlich ist - oder, ob es nicht auch Möglichkeiten für gewaltfreie bzw. friedfertige Formen für die Konfliktbewältigung mit der Organisation gibt. Die Arbeit wird mit einem Resümee und kurzer eigener Stellungnahme zu der Thematik abgeschlossen.

Alle Kürzungen und Quellennachweise sind dem Abkürzungs- und Literaturverzeichnis zu entnehmen.

2. Definition des Terminus ״Islamistischer Terrorismus“

Vor dem Einstieg in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islamischen Staat, soll kurz erläutert werden, was mit dem Begriff Islamistischer Terrorismus konkret gemeint ist.

Terrorismus leitet man aus dem Lateinischen von dem Wort terror ab, was mit Furcht bzw. Schrecken übersetzt wird3 und demnach vorerst keine Gewalthandlung gemeint ist, sondern eine psychische Wirkung. Schlägt man beispielsweise den Begriff Terror heute klassisch im deutschen Duden nach, so findet man folgende Definition: ״(Systematische) Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewaltaktionen (besonders zur Erreichung politischer Ziele)“4. Die Determination des Terrorismus wurde als ״Einstellung und Verhaltensweise, die darauf abzielt, (politische) Ziele durch Terror durchzusetzen“5 beschrieben. Auch Synonyme wie Extremismus, Radikalismus oder auch Gewalt- und Schreckensherrschaft wurden dazu aufgeführt. Terrorismus ist also kein eindeutiges Ereignis oder Geschehen und lässt sich demnach nicht exakt definieren. Schlussfolgernd lässt sich der Terminus jedoch aus den genannten Erläuterungen wie folgt bestimmen: Es handelt sich bei Terrorismus um eine langfristige strategische Wahl mit verschiedenen illegalen taktischen Mitteln als eine Form der Kommunikation zu den Gegenakteuren. Allerdings ist der Begriff Terror davon abzugrenzen, denn dieser meint Instrumente staatlicher Repressionspolitik (totalitäre Diktatur), d.h. ״von oben“. Dagegen meint Terrorismus die Mittel, die nichtstaatliche Akteure nutzen, um einen Staat zu bekämpfen, also ״von unten“6. Mit diesem sind i.d.R. immer internationale politische Ziele verbunden, allerdings führen bestimmte fanatische Weltanschauungen dazu, dass dieser Weg auch für das Erreichen religiöser Absichten gegangen wird.

So beschreibt der Islamismus (bzw. das islamistisch Sein) dem islamischen Fundamentalismus eine zugrunde liegende Ideologie, d.h., dass islamische Fundamentalisten die Welt ״neu ordnen“ wollen, indem sie diese ״entwestlichen“, also westliche Normen und Werte durch islamische ablösen und die weltweite Herrschaft bzw. Ordnung des Islams nach dem Vorbild des Korans und Propheten Mohanmied etablieren. Genauer gesagt ist die Errichtung eines Kalifats gemeint. Dies basiert auf einer extremistischen Interpretation dieser Religion und ihrer Rechtsquellen7. Zur Erreichung dieses Ziels wird der Terrorismus als Machtinstrument genutzt, was zur Entstehung des Ausdrucks ״islamistischer Terrorismus“ führte.

In den folgenden Kapiteln soll daher der Islamische Staat als Beispiel für dieses Phänomen präsentiert werden.

3. Was ist der Islamische Staat?

Wie bereits erwähnt wurde, handelt es sich beim ״Islamischen Staat“ (oder kurz auch ״IS“) um eine seit ca. 2003 terroristisch-salafistische Organisation aus geschätzt zehntausenden bis hunderttausenden islamistischen Anhängern und Mitgliedern, die sich zu einer radikalen Auslegung des Korans bzw. der Sunna bekennen. Zur weltweiten Errichtung des Kalifats zerstört und vernichtet die Gruppe kulturelles Erbe und tötet ״Ungläubige“, also aus ihren Augen ״Anti-Islamisten“. Bereits 2015 kontrolliert und herrscht der IS mit hochgradiger Gewalt über große Gebiete, die von Aleppo im Norden Syriens bis an den Stadtrand von Bagdad reichen8, allerdings soll sich dieses langfristig auf weitere Staaten wie Z.B. Israel, Libanon, Palästina und Jordanien erstrecken. Die Gruppe hat zwar laut der Anti-IS-Koalition in den letzten Jahren einige Niederlagen erlebt, da sie durch Bekämpfungsmaßnahmen einige Teile Syriens wieder verloren haben, allerdings ist der IS mit seiner durchdachten Organisation und globalen Vernetzung immer noch in der Lage, ״einen transnationalen Jihad (deutsch: Dschihad, meint den ״Heiligen Krieg“) zu führen“9. Die Terrormiliz ist durch eine hierarchische Ordnung strukturiert und arbeitet durch ein raffiniertes Management, die anhand der folgenden Darstellung veranschaulicht werden sollen.

Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten10

An der obersten Spitze des Syndikats steht der Kalif Abu Bakr al-Baghdadi, dessen Leiter und Führer. Er ist der Entscheidungsträger für alle Vorhaben und Geschehnisse und ernennt die Leitungen der einzelnen Gremien, was nach einer Besprechung mit seinem Schura-Rat beschlossen wird 11. Der elementare Schura-Rat aus 9-11 Mitgliedern ist die Stofe direkt unter dem Kalifen, die diesen theoretisch sogar wegordnen könnte. Ansonsten fungiert dieser als Ratgeber des Kalifen und überwacht die untergeordneten Organe. In der vorletzten Ebene befinden sich weitere drei Dienststellen, zum einen der Rat der Weisen, welcher u.a. aus Stammesfürsten, Gelehrten und einflussreichen Personen aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen besteht. Dieser dient zur Kommunikation zwischen dem IS und der Bevölkerung, als auch zur Erschaffung der Legitimation und Anerkennung der Gruppe. Neben dem Rat der Weisen agiert die wichtige Scharia-Kommission aus Mitgliedern benachbarter Golfstaaten als multipler Funktionsträger: Sie kümmert sich u.a. um die Verbreitung der extremistisch-islamischen Ideologie, kontrolliert die Arbeit der Scharia­Wächter und überwacht die Medien. Die Medien-Kommission als letzter Mitwirkender dieser Ebene stellt den Ansprechpartner für westliche Regierungen und internationale Akteure dar und betreibt intensive Propaganda zur Teilnahme neuer Kämpfer und Anhänger sowie Sponsoren für die finanzielle Sicherheit. Untereinheiten der Kommission wie Z.B. Online-Magazine und Radio-Stationen und ihre Mitglieder, hauptsächlich aus dem Westen der Erde, ermöglichen Erfolge12. Die unterste Stufe des Systems besteht aus der Haushaltskommission, welche die Geldquellen des IS verwaltet (z.B. Lösegelder/Schutzgeld, eroberte öl- und Gasressourcen, Spenden etc.), dem Militärrat, der sich mit Fach- und Spezialgruppen um die Kriegsführung, Waffenproduktion sowie die strategische Vorgehensweise kümmert und zuletzt zwei weiteren Gremien. Zum einen ist das der Sicherheitsrat, der mit dem irakischen Geheimdienst für jeglichen Schutz und Beobachtung rund um das Kalifat sorgt und zuletzt der zivile Verwaltungsrat, welcher alle bürokratischen Fälle der Zivilbevölkerung bearbeitet.

Wie zu erkennen ist, besteht die Terrorgruppe aus einem professionell durchdachten, vernetzten und unzulässigen System, weshalb sie kaum zu durchbrechen ist. Aber wie konnte sich trotz den mächtigen Geheimdiensten unserer Welt überhaupt so ein kriminelles Imperium etablieren?

3.1. Sein Ursprung und der Weg zur Entstehung eines Imperiums

In diesem Kapitel soll dargestellt werden, wie der IS über die Jahre zu dem geworden ist, was er heute ist, wobei nicht alle Details der Entstehungsgeschichte genannt werden können, da sonst der Rahmen der Arbeit gesprengt werden würde.

Die Wurzeln zur Entstehung des IS hegen im sog. Irakkonflikt■ In den 90- und 2000er Jahren entstanden viele extremistisch-islamistische Gruppierungen, beispielsweise aus Jordanien, Pakistan oder Afghanistan heraus, die sich gegen die amerikanische Besatzung und den neuen irakischen Staat verfeindeten und deren Kampf hauptsächlich gegen diese geführt werden sollte13.

- Tawhid wa Jihad“

Eine dieser Gruppen hieß al Qaida (=“Die Basis“). Sie war die bekannteste und entstand aus der ersten Ur-Organisation Tawhid wa Jihad (-‘Vereinigung der Einheit Allahs und des Dschihads“) dessen Anführer der jordanische Islamist Abu Musab al-Zarqawi war und den Islamismus bis heute geprägt hat14.

Er erklärte die Schiiten offiziell zu einem Hauptfeind der Sunniten (Terroristen sind hauptsächlich sunnitisch) und gewann somit viele dschihadistische Anhänger aus den umliegenden Staaten des Iraks, darunter sehr viele aus der Gruppe al Qaida.

״al Qaida im Irak“ (AOD

Zarqawis Organisation schloss sich al Qaida an und wurde offiziell zur eng-verbündeten Neben- bzw. Partnergruppe. Zu diesem Anlass gab es die erste Namensänderung im Jahr 2004 zu al Qaida im Irak. Allerdings gab es unter den Partnern Zweifel und Auseinandersetzungen, ob die Ziele beider tatsächlich dieselben sind und vereinbar sind, denn den Mitgliedern aus al Qaida ging es in erster Linie um nationale Interessen im Irak und nicht ausschließlich um einen globalen Dschihad15.

-Mudschaheddin Schura Rat im Irak“ (MSR)

Nach einer Einigung der Zielsetzungen, nämlich laut dem Motto ״lokal handeln, global denken“ wurde erneut eine Namensänderung vorgenommen, wobei es sich inmier noch um eine Dach- bzw. Mutterorganisation vieler differenzierter dschihadistischer Gruppen handelt. Nach den neu abgesprochenen einheitlichen Absichten fokussierten sich die Krieger u.a. insbesondere auf irakische Sicherheitsleute, Amerikaner und ihre Verbündeten sowie schiitische Milizen. Dennoch agierten sie auch global, Z.B. haben sie 2006 russische Geheimdienstmitarbeiter entführt um islamistische Häftlinge aus den russischen Geiangnissen zu befreien.

-Islamischer Staat im Irak“ (ISI)

Im Jahr 2006 verstarb Zarqawi durch einen Luftschlag der USA, weshalb sein Nachfolger Abu Omar al-Baghdadi die Führung der Gruppe übernahm und die Etablierung des Islamischen

[...]


1 Gemeint: Das Christentum, der Islam, das Judentum, der Hinduismus und Buddhismus.

2 Berghof Foundation, Was sagen Religionen zum Frieden?, in: https://www.frieden- fragen.de/entdecken/frieden/was-sagen-religionen-zum-frieden.html (Abruf am 04.06.2018)

3 Pfahl-Traughber, Annin, Tenorismus. Merkmale, Formen und Abgrenzungsprobleme, in: http://www.bpb.de/apuz/228864/tenorismus-merkmale-formen-und-abgrenzungsprobleme (Abrufam 05.06.2018)

4 Duden online, in: https://www.duden.de ( Abruf am 05.06.2018)

5 Ebd.

6 Pfahl-Traughber, Tenorismus.

7 Goertz, Stefan, Islamistischer Terrorismus, 29.

8 Hermann, Rainer, Endstation Islamischer Staat?, 69.

9 Goertz, 69.

10 Folgende Angaben zur Darstellung stützen sich auf die Datenlage des Jahres 2015.

11 Bilal, Ghiath, Der ״Islamische Staat“: Interne Struktur und Strategie, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/202373/der-islamische-staat-inteme-struktur-und-strategie (Abruf am 05.06.2018)

12 Vgl., Bilal, Der ״Islamische Staat“.

13 Armbrost, Andreas, Der Islamische Staat im Irak und seine Vorgängerorganisationen, 1.

14 Vgl., Hermann, 59.

15 Vgl., Armbrost, 2.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Islamistischer Terrorismus am Beispiel "Islamischer Staat"
Université
University of Frankfurt (Main)
Note
1,0
Auteur
Année
2018
Pages
23
N° de catalogue
V452533
ISBN (ebook)
9783668852389
ISBN (Livre)
9783668852396
Langue
allemand
Mots clés
Terrorismus, Islam, Islamistisch, Islamismus, Terror, Terrororganisation, IS, Islamischer Staat, Religiös, Gewalt, Friedensethik, Frieden, Muslime, Koran, Sunna, Hybrid, Krieg, Kriegsführung, Attentate, Gewaltakt, International
Citation du texte
Daniela Mioc (Auteur), 2018, Islamistischer Terrorismus am Beispiel "Islamischer Staat", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452533

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