Chinas Globalisierungsstrategien zu Wasser und Land

Die Seidenstraßeninitiative des 21. Jahrhunderts


Bachelorarbeit, 2017

101 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Terminologische Grundlagen
2.1 Globalisierung im 21. Jahrhundert
2.1.1 Definition der Globalisierung
2.1.2 Dimensionen der Globalisierung
2.1.2.1 Wirtschaftliche Globalisierung
2.1.2.2 Politische Globalisierung
2.1.2.3 Rechtliche Globalisierung
2.2 Politische Strategie
2.3 Politische Globalisierungsstrategie

3. Darstellung der Belt and Road Initiative
3.1 Verkündungsrede durch Xi Jinping
3.2 BRI in Zahlen
3.3 Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel als Landweg
3.3.1 Öl- und Erdgaspipelines im SREB
3.3.2 Wirtschaftskorridore im SREB
3.3.3 Charakter des SREB
3.4 Maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts als Seeweg
3.4.1 Bau und Pachtung von Häfen
3.4.2 Ausbau der Perlenkette
3.4.3 Charakter der MSR
3.5 Luftseidenstraße als Luftweg
3.6 Ziele der BRI

4. Projekte der Belt and Road Initiaitive
4.1 Asien
4.1.1 Pakistan
4.1.2 Sri Lanka
4.1.3 Kasachstan
4.2 Afrika
4.2.1 Ägypten
4.2.2 Kenia
4.3 Europa
4.3.1 Deutschland
4.3.2 Griechenland

5. Implizite Strategien der Belt and Road Initiative
5.1 Darstellung der BRI in der Öffentlichkeit
5.2 Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung
5.3 Stabilisierung der Grenzen und Entwicklung des Hinterlandes
5.4 Gestaltung der multipolaren Weltordnung
5.5 Errichtung internationaler Organisationen
5.6 Internationalisierung des Renmimbi
5.7 Durchsetzung der Hoheitsansprüche im Südchinesischen Meer

6. Schlussbetrachtung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Indikatoren der wirtschaftlichen Globalisierung

Abb. 2: Verlauf des SREB und der MSR im historischen Vergleich

Abb. 3: Verlauf des SREB

Abb. 4: Öl- und Erdgaspipelines des SREB

Abb. 5: Wirtschaftskorridore des SREB

Abb. 6: Verlauf der MSR

Abb. 7: Häfen mit chinesischer Beteiligung und geplante Hafenprojekte

Abb. 8: Verlauf der Perlenkette im Südchinesischen Meer und im Indischen Ozean

Abb. 9: Die 50 größten Häfen nach Umschlagsvolumen mit chinesischer Beteiligung

Abb. 10: Bestehende Güterzugverbindungen über den kasachischen Korridor

Abb. 11: Zustand und Verlauf des afrikanischen Schienennetzes

Abb. 12: Verlauf der Zugstrecke der East Africa Community

Abb. 13: Prozentualer Beitrag ausgewählter Länder zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt

Abb. 14: Prozentuale Stimmanteile ausgewählter Länder in der Weltbank im Jahr 2015

Abb. 15: Prozentuale Stimmanteile ausgewählter Länder in der AIIB im Jahr 2015

Abb. 16: Mitgliedsländer und Interessenten der AIIB in 2017

Abb. 17: Offizielle und ableitbare territoriale und maritime Ansprüche im Südchinesischen Meer

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Asiatisches Jahrhundert. So werden Historiker in ferner Zukunft womöglich unsere Gegenwart bezeichnen. Zu den spannendsten Entwicklungen dieses asiatischen Jahrhunderts gehört der Aufstieg Chinas zur bestimmenden Wirtschaftsmacht der Welt. Also die Rückkehr zu der Dominanz, über die die Chinesen verfügten, bevor Europas Seemächte die Welt eroberten. Ein Symbol für diese chinesische Dominanz war die antike Seidenstraße. Eine mehrere tausend Kilometer lange Route durch Trockengebiete, Wüsten und hohe Gebirge, die Ostasien mit dem Mittelmeer verbunden hat. Gewürze, Glas, politische und religiöse Ideen und eben auch innovative, teure Textilgewebe wie Seide wurden über den Handelsweg transportiert. Zurzeit ist die antike Seidenstraße allenfalls nur noch eine touristische Attraktion. Doch dabei soll es nach chinesischer Auffassung nicht bleiben. Rund 900 Milliarden US-Dollar beabsichtigt die chinesische Führung in die Wiederbelebung der Handelsstraße zu investieren und damit ihre Handelswege nach Europa und Afrika auszubauen. Mit dem Großprojekt „Neue Seidenstraße“ auch bezeichnet als „Belt and Road Initiative“ (BRI) möchte China ein neues Handelsnetz zwischen Asien und Europa spannen, um den Warenverkehr per Eisenbahn, LKW oder Schiff zu beschleunigen. Dafür ist ein Landweg entlang der historischen Handelsrouten von China bis Europa sowie die Errichtung einer maritimen Seidenstraße über Südostasien durch den indischen Ozean bis nach Europa vorgesehen. Entlang dieser Routen sollen Straßen, Zugstrecken und Häfen errichtet werden mit dem Ziel, auf diese Weise ein modernes Verbindungsnetz zu etablieren. Die Initiative gilt als favorisiertes Projekt des amtierenden Staatspräsidenten Xi Jinping. Um den Rest der Welt für dieses Vorhaben zu begeistern, hat das chinesische Staatsoberhaupt seit dem Jahr 2013 zahlreiche Staatsbesuche durchgeführt, gemeinsame Austauschplattformen geschaffen und 40 Milliarden US-Dollar für einen Seidenstraßen-Fonds bereitgestellt. Chinas offizielle Botschaft in der Kommunikation ist eindeutig und transparent. Alle Länder entlang der Seidenstraßen sollen von dem Projekt profitieren. Die Volksrepublik China (VR) will eine Infrastruktur finanzieren und zugleich erbauen, die die Länder so dringend benötigen. Auf diese Weise sollen Win-Win-Kooperationen geschaffen werden. Laut Xi Jinping sei die BRI das Zeichen einer neuen Ära der Globalisierung.

Diese Ansicht hat er insbesondere auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum 2017 in Davos herausgestellt. Während der amerikanische Präsident Donald Trump gegen den Freihandel redet, ist es ausgerechnet Chinas Staatschef, der sich gegen Abschottung sowie Protektionismus stemmen will und für eine offene Weltwirtschaft wirbt. Mit Bezug auf die wirtschaftliche Globalisierung plädiert er für eine Liberalisierung des internationalen Handels. Ein mögliches Vehikel könnte dabei die Seidenstraßeninitiative darstellen.

Aufbau der Arbeit

Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit liegt in der Darstellung und Beschreibung der BRI. Ferner soll der Charakter der Initiative, also die planerische Ausprägungsform aus der Sicht Chinas interpretiert und eine Einordnung in das Konstrukt der politischen Strategie vorgenommen werden. Abschließend wird reflektiert, welche Dimensionen die politische Globalisierungsstrategie verändert. Im Rahmen der Arbeit sollen dadurch drei zentrale Forschungsfragen beantwortet werden:

- Kann die BRI in das Modell der politischen Strategie eingeordnet werden?
- Wenn ja, kann ihr zugleich der Charakter einer politischen Globalisierungsstrategie zugesprochen werden?
- Welche übergreifenden strategischen Ziele verfolgt China mit der Seidenstraßeninitiative?

Im zweitem Kapitel ist es dafür zunächst notwendig, die relevanten Dimensionen der Globalisierung zu beschreiben. Dies ist insofern von Relevanz, als dass eine spätere Deutung an Hand konkreter Seidenstraßenprojekte vorgenommen wird. Die Projekte sollen als Beispiele herangezogen werden, um aufzuzeigen, welche Bereiche der Globalisierung China durch die BRI verändern und mitgestalten will. Da es sich bei dem Vorhaben um ein politisch initiiertes Projekt handelt, beschreibt das Kapitel insbesondere den Strategiebegriff im Kontext der Politik, um im Anschluss die politische Globalisierungsstrategie definieren zu können.

Die Kapitel drei und vier konzentrieren sich auf die ganzheitliche Darstellung der Initiative. Dafür wird zunächst der Verlauf der Routen sowie das Ausmaß des Vorhabens beschrieben und analysiert. Anschließend werden beispielhaft bereits laufende Projekte aufgegriffen, in denen die politische Globalisierungsstrategie besonders gut darstellbar ist.

In Kapitel fünf sollen die impliziten Strategien untersucht werden, die China mit Hilfe der BRI durchsetzt. Da diese Strategien unmittelbar auf die Gestaltung der Globalisierung abzielen, aber nicht transparent von China kommuniziert werden, dienen sie als Grundlage zur Formulierung der übergreifenden politischen Strategie.

2. Terminologische Grundlagen

2.1 Globalisierung im 21. Jahrhundert

Der Begriff der Globalisierung ist allgegenwärtig. Er findet nicht nur in der Wissenschaft, in Fach- sowie Lehrbüchern Einzug, sondern wird vor allem in der medialen Öffentlichkeit zur Deutung zahlreicher Phänomene genutzt. Die dabei verwendeten Erklärungsansätze variieren jedoch inhaltlich stark, je nachdem, in welchem Kontext der Begriff verwendet wird. Zurückzuführen ist dies auf die Komplexität des Gegenstandes der Globalisierung sowie die verschiedenen Bezugssysteme, denen sich die Globalisierungsdiskussion bedient. Als Kernbezugssysteme sind die Bereiche Wirtschaft, Politik, Kultur, Recht und Kommunikation zu nennen, die durch die Globalisierung gestaltet werden. Die sich immer schneller verändernde Weltwirtschaft sowie die zunehmenden Informations- und Kommunikationstechnologien haben dazu geführt, dass nationale Grenzen für die weltweit agierenden Akteure an Bedeutung verloren haben. Auf der einen Seite stehen internationale Großkonzerne, sogenannte Global Player oder auch als transnationale Unternehmen (TNU) bezeichnet, die globale Netzwerke bilden und die Globalisierung aktiv mitgestalten. Im Fokus der Globalisierungsdebatte sind nun auch Staaten wie China. Transnationale Unternehmen sind Unternehmen mit Betriebsstätten in mehr als einem Staat, die aufgrund von Direktinvestitionen entstanden sind.1 Dadurch, dass die Transaktionen der TNU von globalem Ausmaß sind und deren Tätigkeiten einen nicht-territorial eingeschränkten Charakter besitzen, können sie sich immer mehr der staatlichen Kontrolle entziehen.2 Auf der anderen Seite stehen die Staaten, die sich zunehmend zu regionalen Vereinigungen zusammenschließen und bestrebt sind, wirtschafts- und finanzpolitische Probleme auf globaler Ebene zu lösen. Auch durch wirtschaftliche Transaktionen, die grenzüberschreitend unter den Ländern stattfinden, wird erkennbar, dass einzelne Staaten nur noch räumliche „Verdichtungen“ oder „Transferriemen“ innerhalb eines regionalen oder weltweiten Wirtschaftsnetzes sind.3 Oder gibt es demnächst eine Welt- und Supermacht China, die über alle Unternehmen und Staaten herrscht? Mit einer derartigen Fragestellung werden mehrere Aspekte problematisiert, nämlich dass zwischen einer kulturellen und politischen sowie zwischen einer volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Sichtweise bei der Globalisierungsdebatte differenziert werden muss. Während die betriebswirtschaftliche Sicht die einzelwirtschaftlichen Aktivitäten der multinationalen Unternehmen betrachtet, beschreibt die volkswirtschaftliche Sicht hingegen die Interaktionen zwischen den Staaten selbst und deren Versuch, den Einsatz von Produktionsfaktoren durch den Abbau von nationalen Grenzen zu optimieren. Im Kontext der Globalisierung soll in der weiteren Betrachtung der Fokus auf den Staaten selbst, der volkswirtschaftlichen Sichtweise und nicht auf den TNU, der betriebswirtschaftlichen Sichtweise, liegen. Dafür erfordert die Komplexität des Globalisierungsbegriffes zunächst eine definitorische Erklärung, auf der die spätere Erläuterung der Globalisierungsstrategie aufbauen kann.

2.1.1 Definition der Globalisierung

Bis zum heutigen Tag ist es der Wissenschaft nicht gelungen, eine konsensfähige Definition des Phänomens Globalisierung zu fixieren, der ihren Gegenstand, die Dimensionen und Aspekte treffend beschreibt und erklärt. Die vorherrschenden Ansätze zur Begriffsdeutung variieren inhaltlich stark, weswegen nachfolgend nur ein Überblick, jedoch keine allgemeingültige Definition geliefert werden kann.

Bereits im Jahr 1795 greift Immanuel Kant in seiner veröffentlichten Schrift „Zum ewigen Frieden“ im Kern die Grundaussage zur Globalisierung auf. „Unter den ‚Völkern der Erde’, so Kant, sei es realgeschichtlich zu einer Form von ‚Gemeinschaft’ gekommen, die nunmehr die materielle Bedingung dafür sei, dass die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an allen gefühlt werde.“4 Mit seiner These beschreibt Kant die globale wechselseitige Verbundenheit der Menschen und unterstellt den Befund, dass die Menschen nunmehr in einem praktischen Zusammenhang zueinanderstehen.5 Knapp 50 Jahre später erweitern die Philosophen Karl Marx und Friedrich Engels in ihrem kommunistischen Manifest im Jahr 1848 die Deutung Kants, indem sie die Globalisierung in Verbindung mit dem globalen Kapitalismus bringen. „Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnten Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muss sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen. Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet.“6 Die Philosophen sehen in der Globalisierung, vorher als Kolonialisierung bezeichnet, nicht nur die Ausbildung und Durchsetzung kapitalistischer Gesellschaftsverhältnisse, sondern geben ihr zugleich einen prozessualen Charakter. Die Betrachtungsweise, dass es sich bei der Globalisierung um einen fortschreitenden Prozess seit hunderten, wenn nicht tausenden von Jahren handelt, teilt auch der Soziologe Anthony Giddens. Laut Giddens kann unter der Globalisierung die weltumspannende Verflechtung und Intensivierung wirtschaftlicher, politischer, sozialer sowie kultureller Strukturen und Aktivitäten verstanden werden.7 Sein Ansatz zur Erklärung der Globalisierung durch die Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen sowie das Handeln auf Distanz ist definitorisch bis heute einschlägig.8 In der weiteren Betrachtung des Globalisierungsbegriffs baut die Arbeit auf der Definition Anthony Giddens auf.

[...]


1 Vgl. Herkenrath (2003), S. 19.

2 Vgl. Essis (2008), S. 6.

3 Vgl. Koch (2017), S. V.

4 Kant (1977), S. 216, zitiert nach Niederberger/Schink (2011), S. 2.

5 Vgl. Niederberger/Schink (2011), S. 2.

6 Marx/Engels (1970), S. 5 zitiert nach Weede, et al. (2011), S. 10.

7 Vgl. Lange, et al. (2016), S. 2.

8 Vgl. Niederberger/Schink (2011), S. 3.

Ende der Leseprobe aus 101 Seiten

Details

Titel
Chinas Globalisierungsstrategien zu Wasser und Land
Untertitel
Die Seidenstraßeninitiative des 21. Jahrhunderts
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
101
Katalognummer
V453197
ISBN (eBook)
9783668912274
ISBN (Buch)
9783668912281
Sprache
Deutsch
Schlagworte
chinas, globalisierungsstrategien, wasser, land, seidenstraßeninitiative, jahrhunderts
Arbeit zitieren
Hannes Ortmeier (Autor:in), 2017, Chinas Globalisierungsstrategien zu Wasser und Land, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/453197

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