„Das 21. Jahrhundert wird spirituell sein oder es wird nicht sein1.“ (André Malraux)
Verschiedene Prognosen, die über die Beschaffenheit und Ausrichtung des neu angebrochenen Jahrhunderts aufgestellt werden, legen nahe, dass mit einem Wiedererstarken der Spiritualität im Sinne von Neuen Religionen zu rechnen ist. Ein Zeitalter, das durch die Radikalisierung der Gedanken der Moderne gekennzeichnet ist, samt der Fülle ihrer hieraus resultierenden Paradoxien, Ambivalenzen und Unübersichtlichkeiten, bringt neu die Sehnsucht nach Einbettung, Ganzheitlichkeit und verfügbaren Sinnstrukturen zum Tragen.
Dort, wo durch den modernen Säkularisierungsprozess an der Stelle der Religiosität ein Vakuum entstanden ist, stehen die religiös motivierten Kräfte freigesetzt zur Verfügung. Hier findet offensichtlich lediglich ein Umlenken dieses dem Menschen intrinsischen Potentials statt. Religiöse Gefühle werden neu gebündelt und kanalisiert und können ihren Ausdruck in „säkularisierten Religionen“ finden, wie im Nationalismus, der Technologisierung oder im Staat als gottähnlicher Versorger- und Orientierungsinstitution, werden bei letzterem also „unter politischen Perspektiven organisiert“. Andererseits zeichnet sich in der Gegenwart eine zunehmende „Sakralisierung des Profanen“ (besonders in den Medien) ab, ein Hang zur Fetischisierung des Alltags, der dieselbe Kanalisationsfunktion und Sogwirkung belegt.
Jedoch soll es in dieser Arbeit nicht so sehr um die verschleierte Instrumentalisierung religiöser Energien gehen, als vorwiegend um die „Neuen Religionen“, eine Spiritualität, die offen als solche „gehandelt“ wird, und sich innerhalb dieses Prozesses – überraschend? - flächendeckend ausbreitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Errungenschaften und Charakteristika der Postmoderne
- Das Erbe der Moderne
- Postmoderne und Dekonstruktion
- Pluralität als Kennzeichen postmodernen Denkens
- Ambivalenzen
- Zusammenfassung
- Bedürfnisse des postmodernen Menschen
- Sinngebung und Identität
- Stabilität
- Werte
- Ganzheitlichkeit
- Zusammenfassung
- Die Rolle der christlichen Tradition
- „Steinzeit- Glaube“
- „Fähnchen im Wind“
- Krisen und Versäumnisse der Volkskirchen
- Möglichkeiten und Chancen christlicher Gemeinschaften
- Zusammenfassung
- Der Supermarkt spiritueller Angebote
- „Interpretativer Mehrwert von Religionen“
- Demokratisierung der Religionen
- Die Attraktivität von New Age und Neuen Religionen
- Rückzugstendenzen und Realitätsflucht
- Zusammenfassung
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wechselwirkung von Postmoderne und Spiritualität im Kontext des neu aufkommenden Interesses an „Neuen Religionen“. Sie setzt sich zum Ziel, die Bedürfnisse des postmodernen Menschen zu analysieren und zu zeigen, wie diese durch neue spirituelle Angebote befriedigt werden. Dabei wird besonders auf die Rolle der christlichen Tradition und die Attraktivität von New Age und anderen neuen spirituellen Strömungen eingegangen.
- Postmoderne als Radikalisierung der Moderne
- Bedürfnisse des postmodernen Menschen nach Sinngebung, Identität und Ganzheitlichkeit
- Die Krise der christlichen Tradition im postmodernen Kontext
- Der „Supermarkt spiritueller Angebote“ und die Attraktivität von New Age und neuen Religionen
- Die Frage nach der Problemlösungskompetenz spiritueller Angebote im Angesicht postmoderner Verunsicherungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass das 21. Jahrhundert von einem spirituellen Wiedererstarken geprägt sein wird. Sie erklärt, wie die Radikalisierung der Moderne und der daraus resultierende Verlust von Sinngebung und Orientierung neue Formen der Spiritualität hervorbringen. Das zweite Kapitel analysiert die Charakteristika der Postmoderne, die aus der Verabsolutierung der Vernunft und dem damit einhergehenden Wandel zur Individualisierung entstanden sind. Das dritte Kapitel fokussiert auf die Bedürfnisse des postmodernen Menschen nach Sinngebung, Identität und Ganzheitlichkeit. Im vierten Kapitel werden die Herausforderungen der christlichen Tradition im postmodernen Kontext beleuchtet und die Frage nach ihrer Rolle in einer pluralistischen Gesellschaft aufgeworfen. Das fünfte Kapitel schließlich analysiert den „Supermarkt spiritueller Angebote“ und erklärt, warum New Age und neue Religionen so attraktiv für den postmodernen Menschen sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen und Konzepten der Postmoderne, dem Wandel von Spiritualität im 21. Jahrhundert, neuen Religionen, New Age, der Rolle der christlichen Tradition und den Bedürfnissen des postmodernen Menschen nach Sinngebung und Ganzheitlichkeit.
- Citation du texte
- Andrea Heß (Auteur), 2005, Supermarkt der spirituellen Angebote im säkularisierten Zeitalter der Postmoderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45389