„Arbeitgeber halten Langzeitarbeitslose für unmotiviert“ (Süddeutsche Zeitung 2014) oder "Anreiz zur Nichtarbeit - Regierung will Hartz-IV-Regelsatz 2016 um fünf Euro anheben“ (Focus Online 2015) - Diese und ähnliche Schlagzeilen tauchen bei der Berichterstattung seit Einführung des Zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II) im Jahr 2005 häufig in den Medien auf. Es scheint, als ob in weiten Teilen der Bevölkerung die Meinung vorherrscht, dass Arbeitslose unmotiviert sind und ihnen der Anreiz fehlt eine Beschäftigung aufzunehmen. Damit einhergehend sind auch die Auskömmlichkeit der bestehenden Sanktionsregelungen und der Wunsch nach Bestrafung für das Ausruhen in der „sozialen Hängematte“ (vgl. Beste et al. 2010: 2) immer wieder Thema in öffentlichen Debatten.
In Bezug auf eine Neuausrichtung des SGB II gibt es unterschiedliche Reformansätze und Meinungen. Beispielhaft sei hier das Positionspapier aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion - der AG Arbeit und Soziales – genannt, welches unter dem Titel „Arbeitsmarktpolitik 2020 – Schritt in die Zukunft“ Vorschläge zu einer Weiterentwicklung des SGB II unterbreitet. Unter anderem sollen die aktuellen Sanktionsregelungen um ein Prämiensystem und positive Anreize ergänzt werden. Damit sollen die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb), die Teilziele oder Ziele in Richtung Eingliederung in Arbeit (z. B. erfolgreich absolvierte Fortbildungen) erreichen, durch Anreize gefördert und belohnt werden. In Modellprojekten soll die Wirkungsweise solcher positiven Anreize im Hinblick auf die Integration in Arbeit erprobt werden (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit e.V.).
Diese Bachelorarbeit greift die Aspekte der öffentlichen Diskussion rund um die Arbeitsbereitschaft von Bezieher_innen von Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II auf. Der Fokus ist hierbei vor allem auf die Anreize gerichtet, welche von der Struktur und den Instrumenten des SGB II ausgehen. Die Schaffung von Anreizen zur Aufnahme und Ausübung einer Erwerbstätigkeit ist in § 1 Abs. 2 Nr. 6 SGB II gesetzlich verankert. Welche Anreize gehen von dem SGB II aus, damit eLb eine Beschäftigung aufnehmen? Und wie wirken sich diese Anreize auf das Verhalten aus? Gibt es Anreize, die ihre Wirkung verfehlen und somit genau das Gegenteil auslösen und dazu führen, dass eLb demotiviert sind und im Leistungsbezug verbleiben?
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Anlagenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Das SGB II – Entstehung, Ziele und Grundlagen
- Von der aktiven zu einer aktivierenden Arbeitsmarktpolitik
- Die Zielsetzung des SGB II
- Das Solidarprinzip im SGB II
- Eigenverantwortung und Aktivierung im SGB II
- Grundsatz des Forderns und Förderns
- Der Grundsatz des Forderns
- Der Grundsatz des Förderns
- Kritik am Grundsatz des Forderns und Förderns
- Motivation und Anreize in der Psychologie
- Die Motivationspsychologie
- Die Verhaltensausrichtung
- Die Persistenz (Ausdauer)
- Verhaltensintensität
- Anreize und Anreiztheorien
- Die Motivation
- Die Selbstbestimmungstheorie
- Die kognitive Bewertungstheorie
- Die Theorie der Basisbedürfnisse
- Motivation und Anreize im SGB II
- Die Anreize im SGB II
- Das Solidarprinzip
- Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes
- Leistungen zur Eingliederung
- Die Sanktionen
- Pflichtverletzungen nach § 31 SGB II
- Rechtsfolgen bei Pflichtverletzungen nach § 31a SGB II
- Mögliche Anreize
- Die Motivation im SGB II
- Die Arbeitsmotivation von eLb
- Motivationstheoretische Ansätze im Sanktionskontext
- Die Kundenbefragung
- Die Erhebungsmethode
- Die Fragebogengestaltung
- Die Aufbereitung der Daten und die Auswertungsmethode
- Auswertung
- Die Zielgruppenmerkmale im Überblick
- Anreize für Maßnahmeteilnahme
- Sanktionen
- Der Perspektivenwechsel
- Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse
- Mögliche Handlungsoptionen
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anlage 1
- Entstehung und Entwicklung des SGB II
- Motivation und Anreiztheorien
- Anreize im SGB II und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation
- Sanktionen und ihre Rolle im SGB II
- Empirische Untersuchung der Anreize im SGB II
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit analysiert die Anreize im Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II), insbesondere deren verborgene Effekte und deren Auswirkungen auf die Grundsicherung für Arbeitsuchende.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 erläutert die Entstehung des SGB II und dessen Ziele. Es werden die Grundlagen des Sozialgesetzbuches vorgestellt, einschließlich der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik, des Solidarprinzips und des Prinzips der Eigenverantwortung. Kapitel 3 befasst sich mit Motivation und Anreizen in der Psychologie, wobei verschiedene Theorien und Konzepte vorgestellt werden. Kapitel 4 analysiert die Motivation und Anreize im SGB II und untersucht die Auswirkungen von Leistungen und Sanktionen auf die Arbeitsmotivation von Leistungsempfängern. Kapitel 5 beschreibt eine empirische Kundenbefragung, die durchgeführt wurde, um die Wahrnehmung von Anreizen und Sanktionen im SGB II durch Leistungsempfänger zu untersuchen.
Schlüsselwörter
SGB II, Grundsicherung für Arbeitsuchende, Anreize, Motivation, Sanktionen, Aktivierende Arbeitsmarktpolitik, Solidarprinzip, Eigenverantwortung, Kundenbefragung, Empirische Forschung.
- Citar trabajo
- Annalena Schmidt (Autor), 2016, Die Anreize im Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Verborgene Effekte und ihre Auswirkungen in der Grundsicherung für Arbeitsuchende, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455074