Inwiefern kann die Deprivationstheorie Unterschiede im Rechtsextremismus zwischen West- und Ostdeutschland erklären?


Trabajo Escrito, 2015

18 Páginas, Calificación: 2,0

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Der Begriff des Rechtsextremismus

2. Theorien zum Rechtsextremismus im Überblick

3. Die Deprivationstheorie

4. Empirische Befunde aus der Rechtsextremismusforschung

5. Inwiefern kann die Deprivationstheorie Unterschiede im Rechtsextremismus zwischen West-und Ostdeutschland erklären?

Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Einleitung

Gerade jetzt in Zeiten von Pegida und zum Teil gewalttätigen Aktionen gegen Asylbewerbern ist das Thema Rechtsextremismus wieder sehr aktuell. Die „Patriotischen Europäer“ protestierten zum ersten Mal im Oktober letzen Jahres in Dresden gegen die „Islamisierung des Abendlandes“. Die Kundgebungen weiteten sich schnell auch auf andere Städte in Deutschland aus (Vgl. Geiges et al. 2015: S. 11). Die Zahl der Demonstrationsteilnehmer jedoch schwankt je nach Gebiet.

In dieser Hausarbeit soll also untersucht werden, ob es Unterschiede im Rechtsextremismus zwischen West- und Deutschland gibt und vor allem inwiefern diese durch die Theorie der relativen Deprivation erklärt werden können. Dafür wird zunächst einmal der Begriff Rechtsextremismus definiert, anschließend erfolgt ein Überblick über verschiedene Theorierichtungen, die dieses Phänomen erklären wollen. Danach wird die Idee der relativen Deprivation näher vorgestellt und schließlich auf empirische Befunde angewandt.

Im gesamten Text wird bei Personenbezeichnungen stets die männliche Form verwendet, wobei die weibliche immer mitgedacht ist.

1. Der Begriff des Rechtsextremismus

Wenn man den Begriff des Rechtsextremismus näher bestimmen will fällt zunächst auf, dass es hierbei keine allgemein gültige Definition gibt, sondern verschiedene Konzeptionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten nebeneinander bestehen (Vgl. Heiland/Lüdemann 1996: S. 11). Der Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke schlägt folgende Begriffsbestimmung vor, an der man sich in dieser Hausarbeit orientiert:

„ Un t e r ‚Rechtsextremismus‘ verstehen wir die Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen, organisiert oder nicht, die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und das Gleichheitsgebot der Menschenrechts Deklaration ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterordnung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig machen wollen.“ (Jaschke 1994: S. 31)

Rechtsextremismus meint hier also sowohl Denkweisen als auch Handlungen, die sich an ethnischen Differenzen zwischen Menschen orientieren und demokratische Politik verneinen. Zentrale Kennzeichen sind ein übertriebener Nationalismus bei einer negativen Haltung gegenüber anderen Völkern oder Nationen, das universale Recht auf Freiheit und Gleichheit aller Menschen wird geleugnet, parlamentarische und pluralistische Herrschaftsformen werden abgelehnt und zudem erfolgt der Verweis auf eine natürlichen Ordnung, welche durch Rassentheorien gerechtfertigt wird. Gleichzeitig ist aber noch zu betonen, dass aufgrund der heterogenen Ideologie des Rechtsextremismus nur eine Annäherung an diesen Begriff darstellt werden kann (Vgl. Stöss 2010: S. 19/20).

2. Theorien zum Rechtsextremismus im Überblick

Will man das Auftreten von Rechtsextremismus verstehen, zeigt sich in der Literatur, dass es hierbei verschiedene Vorschläge gibt, wie die vielen bestehende Theorien unter einer Oberkategorie subsumiert werden können (Vgl. u.a. Winkler 1996; Fröhlich 1994; Heitmeyer 1995). Winkler schlägt eine Unterteilung bezugnehmend auf Persönlichkeitsmerkmale, Ungleichgewichtszustände, Integration in die Gesellschaft und politischem Wirken vor. Dies soll im Folgenden erläutert werden:

Die erste Theoriefamilie versucht, Rechtsextremismus als Folge der Persönlichkeitsstruktur von Menschen zu beschreiben. Die bedeutendste Theorie ist hierbei die des Autoritarismus, welche auf Adorno zurückgeht. Diese geht davon aus, dass sich Personen mit einer autoritären Persönlichkeitsstruktur gehorsam gegenüber Autoritäten und aggressiv gegenüber Schwachen verhalten. Autoritarismus begünstigt die Unterstützung von rechtsextremistischen Ideologien (Vgl. Adorno 1995). Persönlichkeitsbezogene Theorien konzentrieren sich häufig darauf, inwiefern familiäre Sozialisation in einem Zusammenhang mit dem Phänomen des Rechtsextremismus steht (Vgl. Winkler 1996: S. 31).

Eine zweite Gruppe setzt bei der Erklärung von Rechtsextremismus in der Wirkung von Ungleichgewichtszuständen an. Hierbei spielen Aspekte wie Unzufriedenheit, Status, Deprivation und Frustration eine wichtige Rolle. Während Winkler derartige Theorien für problematisch hält, erscheinen die Deprivationstheorie im Hinblick darauf interessant, wie Unterschiede in der situativen Zufriedenheit bei West- und Ostbürgern sich auf Rechtsextremismus auswirken (Vgl. Winkler 1996: S. 33/34). Nähere Erläuterungen zu dieser Theorie folgen.

Mit der Rolle der Integration in die Gesellschaft befasst sich die dritte Theorierichtung. Da die Folgen des sozialen Wandels zu anomischen Zuständen und dem Fehlen von sozialen Normen, führen, wird so eine rechtsextremistische Sichtweise begünstigt (Vgl. Winkler 1996: S. 37). Hier ist nun die These von der pathologischen Persönlichkeit zu nennen, die von einem „Auseinanderklaffen“ zwischen dem ökonomischen und soziokulturellen Wandel ausgeht, was wiederum eine pathologische Persönlichkeitsstruktur begünstigt und somit indirekt auch Rechtsextremismus (Vgl. Winkler 1996: S. 38).

Die letzte Kategorie sieht Rechtsextremismus in einem Zusammenhang mit der Politik. Die Einstellung von Personen gegenüber politischen Institutionen und Akteuren wirkt sich zum einen auf die Sozialisation, als auch auf Ungleichgewichtszustände aus und beeinflusst somit Rechtsextremismus. In dieser Tradition verortet sich auch Winkler (Vgl. Winkler 1996: S. 41).

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Rechtsextremismus ein weites Forschungsfeld ist und es eine große Anzahl an Untersuchungen und Theorien zu diesem Thema gibt, die sich zum Teil stark unterscheiden und keinen Anspruch darauf erheben, das Auftreten von Rechtsextremismus endgültig klären zu können. Dies hängt vermutlich auch damit zusammen, dass Rechtsextremismus ein Begriff ist, der oft schwer zu fassen ist, da es keine allgemein gültige Definition gibt und es daher Unterschiede in der Art der Operationalisierung gibt. Zudem handelt es sich beim Rechtsextremismus um eine Erscheinung, die von verschiedenen Wissenschaften untersucht wird, was sich dann auch in der Herangehensweise an den Forschungsgegenstand widerspiegelt.

Dieser Abschnitt erhebt also keinen Anspruch auch Vollständigkeit, sondern erfüllt lediglich den Zweck eines allgemeinen Überblicks.

3. Die Deprivationstheorie

Wenn man an klassische rechte Parolen denkt, kommen einem oft Sätze wie „Die Ausländer nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg“ in den Sinn. Dahinter verbirgt sich ein Gefühl der Benachteiligung, da man davon ausgeht, dass „die Ausländer“ einen Vorteil am Arbeitsmarkt erlangen und man selbst dadurch einen Nachteil erfährt. Diese Unzufriedenheit zeigt sich aber nicht nur an Aussagen, die sich auf die ökonomische Situation beziehen, sondern auch bei kulturellen Dimensionen, wie zum Beispiel Religion. Pegida Anhänger demonstrieren gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ (Geiges/Marg/Walter 2015: S. 11). Dies könnte ein Ausdruck davon sein, dass man durch den stark wahrgenommenen Einfluss des Islams eine Benachteiligung der eigenen Religion und Lebensweise erwartet, wenn der islamische Glauben die Strukturen in Deutschland durchdringt. Typisches rechtsextremistisches Gedankengut ist also ein Indiz dafür, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen einem Gefühl der Benachteiligung und Rechtsextremismus. Kliche sagt in diesem Zusammenhang, dass Rechtsextremismus „sozialen Abstieg [entschuldigt] durch die Benachteiligung Deutscher als ‚Fremde im eigenen Land‘“ (Kliche 1996: S. 58)

Es sollen nun wesentliche Aspekte der Deprivationstheorie dargestellt werden.

Der Begriff der relativen Deprivation wurde geprägt durch Stouffer, der damit das Material von American Soldier interpretierte, in dem die Zufriedenheit von Soldaten und Gründe dafür untersucht werden sollten (Stouffer 1949). Ein Vorschlag für eine Begriffsklärung ist, dass man unter relativer Deprivation

„ ei n e n Zustand der Enttäuschung und Unzufriedenheit [versteht], dessen Grund in einer Kluft zwischen dem Ist und dem Wunsch liegt. Deprivation meint also die Nicht-Erfüllung bestimmter Erwartungen beziehungsweise Bedürfnissen (…)“

(Winkler 1996: S. 34)

Es geht allerdings hierbei nicht nur um eine Unzufriedenheit mit Bezug auf ökonomische, sondern auch soziale, kulturelle und politische Dimensionen spielen eine Rolle (Vgl. Winkler 1996: S. 34). Ein weiteres Moment ist, dass es bei der relativen Deprivation nicht nur um eine objektive Benachteiligung geht, sondern auch das subjektive Empfinden eine Rolle spielt (Vgl. Merton 1995: S. 226).

[...]

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Inwiefern kann die Deprivationstheorie Unterschiede im Rechtsextremismus zwischen West- und Ostdeutschland erklären?
Universidad
LMU Munich
Calificación
2,0
Año
2015
Páginas
18
No. de catálogo
V456087
ISBN (Ebook)
9783668878112
ISBN (Libro)
9783668878129
Idioma
Alemán
Palabras clave
inwiefern, deprivationstheorie, unterschiede, rechtsextremismus, west-, ostdeutschland
Citar trabajo
Anónimo, 2015, Inwiefern kann die Deprivationstheorie Unterschiede im Rechtsextremismus zwischen West- und Ostdeutschland erklären?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456087

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