Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der Leitfrage, mit welchen Mitteln versucht wurde, das faschistische Italien als rechtmäßigen Erben des Imperium Romanums zu legitimieren.
Am 9. Mai 1936 um 21:45 Uhr verkündete Benito Mussolini auf dem Balkon des Palazzo Venezia: „L'Italia ha finalmente il suo impero“. Italien als „Imperium“ auszurufen war für Mussolini nicht nur die einfache Verwendung eines Terminus, sondern sollte den Grundstein darstellen für die groß angelegte Adaption des Imperium Romanums. Abgesehen von der Ausrufung des Imperiums: „Il popolo italiano ha creato col suo sangue l‟impero“, rühmt er sich mit der Stärke der Antike: „della potenza del littorio romano“. Mussolini sah sein Werk: „la riapparizione dell‟impero sui colli fatali di Roma“, als vollbracht.
Zur Legitimation der Wiederherstellung stellte er den Anwesenden an diesem Tag folgende Frage: „ne sarete voi degni?“ Diese antworteten ihm entschieden mit „Sì“. Mit dieser Verkündung sollte für Italien ein neues Zeitalter anbrechen, „che il secondo secolo sia ancora più ricco di gloria del primo!“ Das besagte Jahr wurde von Mussolini damals auch bedeutungsschwer als „Anno primo dell'impero“ angepriesen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Integrationsideologie vor dem Faschismus
- 2.1 Das Leitbild Roms im Risorgimento
- 2.2 „Vittoria mutilata“ nach dem Ersten Weltkrieg
- 2.3 Aufkommen des imperialistischen Drangs
- 3. Identifikation mit dem Fasces
- 4. Inszenierung des Römertums
- 4.1 Organisation des Marsches auf Rom
- 4.2 Selbstdarstellung Mussolinis als zweiter Augustus
- 4.3 Die Paradestraße Via dell'Impero
- 5. Berufung auf Polybios Verfassungstheorie
- 6. Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare"
- 7. Intervention in Abessinien
- 7.1 Strategische Vorbereitungen
- 7.2 Legitimation des Abessinienkrieges
- 7.3 Gleichsetzung mit Scipio Africanus
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie das faschistische Italien das Erbe des Römischen Reiches zur Legitimation seiner Politik nutzte. Sie analysiert die Strategien und Methoden, mit denen Mussolini und seine Anhänger die Verbindung zwischen dem faschistischen Regime und dem antiken Rom herstellten. Der Fokus liegt auf der ideologischen Konstruktion dieser Nachfolge und deren Auswirkungen.
- Das antike Rom als Leitbild im Risorgimento und im Faschismus
- Die Symbolisierung des Faschismus durch den Fasces und die Inszenierung des Römertums
- Mussolinis Selbstdarstellung und die Propagandamittel zur Legitimierung des faschistischen Imperiums
- Die Rolle der Abessinien-Intervention in der Konstruktion des faschistischen römischen Erbes
- Die Verwendung von historischen Referenzen (Polybios) zur Rechtfertigung des faschistischen Regimes
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt Mussolinis Ausrufung des italienischen Imperiums 1936 und dessen Legitimation durch die Bezugnahme auf das Römische Reich. Sie skizziert die vorherige Verwendung des antiken Roms als Leitbild im Risorgimento und legt die Forschungsfrage fest: Mit welchen Mitteln wurde das faschistische Italien als rechtmäßiger Erbe des Imperium Romanums legitimiert?
2. Integrationsideologie vor dem Faschismus: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des antiken Roms als Leitbild bereits vor dem Faschismus, im Risorgimento. Es analysiert die "Vittoria mutilata"-Stimmung nach dem Ersten Weltkrieg und das daraus resultierende Aufkommen imperialistischer Bestrebungen, die den Boden für den Aufstieg des Faschismus bereiteten. Die Kapitel unterstreichen den Wunsch nach Wiederherstellung der einstigen Größe Roms als treibende Kraft der italienischen Nationalidentität.
3. Identifikation mit dem Fasces: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung des Fasces, des römischen Liktorenbündels, als Symbol des italienischen Faschismus. Es analysiert, wie dieses Symbol zur Stärkung der faschistischen Identität und zur Herstellung einer Verbindung zur römischen Vergangenheit eingesetzt wurde, ihm einen Wahrzeichencharakter verliehen wurde und somit die Identifikation mit der faschistischen Bewegung gefördert wurde.
4. Inszenierung des Römertums: Dieses Kapitel beschreibt die gezielte Inszenierung des Römertums durch das faschistische Regime. Es analysiert den Marsch auf Rom, Mussolinis Selbstdarstellung als zweiter Augustus und den Bau der Via dell'Impero als Beispiele für die bewusste Konstruktion eines faschistischen Roms ("romanità fascista"). Die Maßnahmen dienten der Legitimierung der faschistischen Herrschaft und der Inszenierung nationaler Größe und Stärke.
5. Berufung auf Polybios Verfassungstheorie: Dieses Kapitel erörtert die geschichtsphilosophische Legitimation des Faschismus durch den Rückgriff auf Polybios' Verfassungstheorie. Es untersucht die Parallelen zwischen der römischen Republik und dem faschistischen System, die von Mussolini zur Rechtfertigung seiner Herrschaft verwendet wurden, mit dem Ziel eine historische Kontinuität und Rechtmäßigkeit zu demonstrieren.
6. Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare": Diese Kapitel analysiert Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare" und untersucht, wie Mussolini den Aufstieg Roms zur Seemacht interpretierte und für die Ziele des faschistischen Italien nutzbar machte. Die Analyse konzentriert sich auf die Parallelen, die Mussolini zwischen dem antiken Rom und dem faschistischen Italien zog, um dessen imperiale Ambitionen zu rechtfertigen.
7. Intervention in Abessinien: Dieses Kapitel beleuchtet die faschistische Intervention in Abessinien, analysiert die strategischen Vorbereitungen und die Legitimation des Krieges durch die Bezugnahme auf das römische Erbe. Der Sieg über Abessinien und die anschließende Ausrufung des italienischen Imperiums werden im Kontext der Gleichsetzung Mussolinis mit Scipio Africanus untersucht. Der Krieg diente als Vehikel für die Inszenierung nationaler Größe und der Errichtung eines neuen Imperiums im Geiste des antiken Roms.
Schlüsselwörter
Faschismus, Italien, Imperium Romanum, Mussolini, Risorgimento, Fasces, Propaganda, Legitimation, Imperialismus, Abessinienkrieg, Polybios, "Vittoria mutilata", Römische Antike, Nationalismus, Ideologie.
Häufig gestellte Fragen zu: Die Konstruktion des faschistischen römischen Erbes
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, wie das faschistische Italien das Erbe des Römischen Reiches zur Legitimation seiner Politik nutzte. Sie analysiert die Strategien und Methoden, mit denen Mussolini und seine Anhänger die Verbindung zwischen dem faschistischen Regime und dem antiken Rom herstellten. Der Fokus liegt auf der ideologischen Konstruktion dieser Nachfolge und deren Auswirkungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem das antike Rom als Leitbild im Risorgimento und im Faschismus, die Symbolisierung des Faschismus durch den Fasces und die Inszenierung des Römertums, Mussolinis Selbstdarstellung und die Propagandamittel zur Legitimierung des faschistischen Imperiums, die Rolle der Abessinien-Intervention in der Konstruktion des faschistischen römischen Erbes und die Verwendung von historischen Referenzen (Polybios) zur Rechtfertigung des faschistischen Regimes.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Integrationsideologie vor dem Faschismus, Identifikation mit dem Fasces, Inszenierung des Römertums, Berufung auf Polybios' Verfassungstheorie, Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare", Intervention in Abessinien und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt der Nutzung des römischen Erbes durch das faschistische Regime.
Was wird in Kapitel 2 ("Integrationsideologie vor dem Faschismus") behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des antiken Roms als Leitbild bereits vor dem Faschismus, im Risorgimento. Es analysiert die "Vittoria mutilata"-Stimmung nach dem Ersten Weltkrieg und das daraus resultierende Aufkommen imperialistischer Bestrebungen, die den Boden für den Aufstieg des Faschismus bereiteten. Es unterstreicht den Wunsch nach Wiederherstellung der einstigen Größe Roms als treibende Kraft der italienischen Nationalidentität.
Welche Rolle spielt der Fasces?
Kapitel 3 untersucht die Verwendung des Fasces, des römischen Liktorenbündels, als Symbol des italienischen Faschismus. Es analysiert, wie dieses Symbol zur Stärkung der faschistischen Identität und zur Herstellung einer Verbindung zur römischen Vergangenheit eingesetzt wurde.
Wie inszenierte das faschistische Regime das Römertums?
Kapitel 4 beschreibt die gezielte Inszenierung des Römertums durch das faschistische Regime. Es analysiert den Marsch auf Rom, Mussolinis Selbstdarstellung als zweiter Augustus und den Bau der Via dell'Impero als Beispiele für die bewusste Konstruktion eines faschistischen Roms ("romanità fascista").
Welche Bedeutung hat Polybios' Verfassungstheorie?
Kapitel 5 erörtert die geschichtsphilosophische Legitimation des Faschismus durch den Rückgriff auf Polybios' Verfassungstheorie. Es untersucht die Parallelen zwischen der römischen Republik und dem faschistischen System, die von Mussolini zur Rechtfertigung seiner Herrschaft verwendet wurden.
Welche Rolle spielt Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare"?
Kapitel 6 analysiert Mussolinis Werk "Roma Antica Sul Mare" und untersucht, wie Mussolini den Aufstieg Roms zur Seemacht interpretierte und für die Ziele des faschistischen Italien nutzbar machte.
Wie wird der Abessinienkrieg im Kontext des römischen Erbes dargestellt?
Kapitel 7 beleuchtet die faschistische Intervention in Abessinien, analysiert die strategischen Vorbereitungen und die Legitimation des Krieges durch die Bezugnahme auf das römische Erbe. Der Sieg über Abessinien und die anschließende Ausrufung des italienischen Imperiums werden im Kontext der Gleichsetzung Mussolinis mit Scipio Africanus untersucht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind Faschismus, Italien, Imperium Romanum, Mussolini, Risorgimento, Fasces, Propaganda, Legitimation, Imperialismus, Abessinienkrieg, Polybios, "Vittoria mutilata", Römische Antike, Nationalismus und Ideologie.
- Citation du texte
- Lucius Müller (Auteur), 2014, Das faschistische Italien als Erbe des Imperium Romanums. Zelebrierung des Römertums als ideologisches Legitimationswerkzeug, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458085