Es mag nicht nahe liegen, heute anstehende Glaubensfragen, die vor allem einer rigiden Dogmatik das Wort reden und nichts desto trotz darin eng verschlungen mit modernen wissenschaftlichen Ansprüchen einhergehen, mit Aristoteles` Metaphysik kritisch beantworten zu wollen. Doch bei näherer Betrachtung gewisser Teile der Metaphysik fällt auf, dass auch heutige Dogmen, seien sie nun in erster Linie religiös oder aber (pseudo-)wissenschaftlich geleitet, nicht im Stande sind, über das, was Aristoteles schon vor mehr als zweitausend Jahren suchte – und fand – hinaus zu gehen. Im Blick steht vor allem der Begründungszusammenhang, wie also von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der antiken und der heutigen Zeit auf etwas geschlossen wurde, das man mit Namen häufig als Gott benennen oder, Nietzsche im Ohr, durch das Wirken okkulter Kräfte oder ominöser Mächte ebenso diffus umschreiben wollte - und es auch heutzutage noch will, zieht man die Konzeptionen der Kreationisten und der Verfechter des sog. „Intelligent Design“ heran.
In folgender Arbeit soll zum einen behauptet und begründet werden, dass Aristoteles, und speziell die umfangreiche Schrift Metaphysik, die bekanntermassen ein bis heute zu vielen Forschungen anregendes, oftmals Herausgeber und den Verfasser betreffendes Werk geblieben ist, aktuell genug sind, auf die heute gestellten gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Belange kompetent eingehen zu können. Zum anderen soll danach gefragt werden, ob das Programm der Metaphysik dazu geeignet ist, als quasi undogmatische Alternative für die heute vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika affirmativ, selbst in Regierungskreisen dozierten Dogmen bzw. weltanschaulichen Positionen des „Kreationismus“ oder der anderen, neueren Variante, das „Intelligent Design“, zu dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Aristoteles Programm der „gesuchten Wissenschaft“ oder der „Ersten Philosophie“
- 1.1 Aristoteles` Ursachenlehre
- 1.1.1 „Wesen und Sosein“ – Formursache (causa formalis)
- 1.1.2 „Stoff und Substrat“ - Stoff-/Materialursache (causa materialis)
- 1.1.3 „Anfang der Bewegung“ – Bewegungs-/Wirkursache (causa efficiens)
- 1.1.4 „Weswegen und Gute“ – Zweck-/Finalursache (causa finalis)
- 1.2 Metaphysik als Wissenschaft vom „Seienden als solchem“
- 1.1 Aristoteles` Ursachenlehre
- II. Neue Bewegung
- 2.1 Kreationismus
- 2.2 Intelligent Design
- III. Kritik an der „neuen Bewegung“ auf Grundlage der aristotelischen Metaphysik
- 3.1 Logisch-formale Kritik
- 3.2 Kritik an der Vermischung von Glaube und „Wissenschaft“
- 3.3 Kritik an der Vermischung von Staat und Religion bzw. Glauben
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Relevanz der aristotelischen Metaphysik für die heutige Zeit, insbesondere im Hinblick auf die Debatte um Kreationismus und „Intelligent Design“. Ziel ist es, zu zeigen, dass Aristoteles' Werk aktuell genug ist, um auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Herausforderungen der Gegenwart kompetent einzugehen und eine undogmatische Alternative zu den Dogmen des Kreationismus und des „Intelligent Design“ zu bieten.
- Begründung des Begriffs „Gott“ aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
- Das Programm der aristotelischen Metaphysik als Alternative zu Kreationismus und „Intelligent Design“
- Die Rolle der Wissenschaft im Verhältnis zu Metaphysik und Religion
- Der „Schulterschluss“ zwischen Aristoteles' Metaphysik und der modernen Wissenschaft
- Die Bedeutung der Kritikfähigkeit und Evaluierbarkeit in der Wissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar und führt in die Themengebiete Kreationismus und „Intelligent Design“ sowie die Relevanz der aristotelischen Metaphysik für die gegenwärtige Debatte ein. Kapitel I erläutert Aristoteles' Programm der „gesuchten Wissenschaft“ und behandelt seine Ursachenlehre sowie die Metaphysik als Wissenschaft vom „Seienden als solchem“. Kapitel II beleuchtet die „neue Bewegung“ des Kreationismus und „Intelligent Design“ und deren wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Kapitel III stellt eine kritische Auseinandersetzung mit der „neuen Bewegung“ auf der Grundlage der aristotelischen Metaphysik dar, indem es logisch-formale Argumente, die Vermischung von Glaube und „Wissenschaft“ sowie die Vermischung von Staat und Religion bzw. Glauben in den Fokus nimmt. Die Schlussbetrachtung fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen und zeigt die Relevanz der aristotelischen Metaphysik für die heutige Zeit auf.
Schlüsselwörter
Aristoteles, Metaphysik, Kreationismus, Intelligent Design, Wissenschaft, Glaube, Religion, Kritik, Dogma, „neue Bewegung“, Ursachenlehre, „Seiendes als solches“, teleologisches Denken, Evolution, Naturwissenschaft, Philosophie, Wissenschaftsgeschichte.
- Citation du texte
- Anton Distler (Auteur), 2005, Zur Aktualität der aristotelischen Metaphysik anhand einer philosophischen Kritik am Kreationismus und 'Intelligent Design', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45854