Rhetorik als politisches Mittel. Überzeugungskraft oder Manipulation?


Pre-University Paper, 2018

28 Pages, Grade: 14 Punkte


Excerpt


Inhaltverzeichnis

Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition Rhetorik

3 Die Rhetorik im Rahmen von politischen Reden
3.1 Abgrenzung von Manipulation und Überzeugung
3.2 Die Anpassung des politischen Sprachgebrauchs an die Zielgruppe - Die Bernstein-Hypothese

4. Analyse zweier Redebeiträge
4.1 Antrittsrede von Barack Obama
4.2 Antrittsrede von Donald Trump

5 Fazit

6. Quellenverzeichnis

7. Anhang

1 Einleitung

Heute werden in jeder politischen Rede bestimmte Mittel genutzt, um den Zuhörer zu überzeugen, auch wenn wir es gar nicht wahrnehmen. Gerade in einer Zeit in der bestimmte Politiker oder ganze Partei Inhalte oft sehr populistisch verbreiten, hat die Rhetorik eine große Bedeutung im politischen Sprachgebrauch.

Platon bezeichnete die Rhetorik als „magisch-verführerische Kunst der Wahrheitsmanipulation“ (Schnyder 1999). Auch heute werden Politiker eigens geschult, um den Zuhörer von sich zu überzeugen, indem Wissen, Werte, Einstellungen und Gefühle genutzt werden, um den Willen des Zuhörers durch das gesprochene Wort zu gewinnen (vgl. Grieswelle 1978).

In dieser Facharbeit soll untersucht werden, ob Platons These zutrifft und die Rhetorik im politischen Sprachgebrauch ein Instrument der Manipulation ist.

Um Platons These zu überprüfen werden Antrittsreden von Donald Trump und Barack Obama dienen, die vor dem Hintergrund der Manipulation von rhetorischen Mitteln analysiert werden. Zusätzlich soll darauf eingegangen werden, ob sich die linguistischen Eigenschaften beider Redner unterscheiden, um eine von ihnen gewählte Zielgruppe zu bestimmen. Darüber hinaus soll versucht werden, bestimmte rhetorische Mittel einer Zielgruppe zuzuordnen.

Im ersten Kapitel soll die Definition der Rhetorik geklärt und zudem rhetorische Mittel vorgestellt werden. Daraufhin wird die Bedeutsamkeit der Rhetorik in politischen Reden thematisiert. Um die Manipulation später von der Überzeugung zu unterscheiden wird versucht, eine Abgrenzung zwischen beiden Begriffen zu finden. Daraufhin soll die Bernstein-Hypothese vorgestellt werden, damit eine Aussage über die Zielgruppe der beiden Redner getroffen werden kann. In den Kapiteln 4 bis 4.2 werden die beiden Antrittsreden von Trump und Obama vor dem Hintergrund gleicher Aspekte analysiert. Im fünften Kapitel sollen schließlich die Ergebnisse erläutert und die beiden Reden vergleichen werden.

2 Definition Rhetorik

Der Begriff der Rhetorik leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet „Redekunst“ (vgl. Pöhm o.J.). Der Ursprung der Rhetorik liegt in der Antike, als die Rhetorik als Schlichtungswerkzeug in Rechtsstreitigkeiten benutzt wurde und der Recht zugesprochen bekam, der den Richter am besten von sich überzeugen konnte (vgl. Rhetorikpirat o.J.). Sogar schon in der griechischen Antike war die Rhetorik Bestandteil der höheren Bildung, die von Rhetorikern wie Isokratis, Aristotelis und Platon gelehrt wurden (vgl. Zur Geschichte der Rhetorik o.J.). Aristotelis war auch der erste, der als Platons Schüler die Rhetorik in die Theorie der Argumentation (argumentio) und in die der Sachverhalte (narratio) teilte und rhetorische Mittel mit politischen Reden verband (vgl. Bachem 1994). Im Mittelalter ging jedoch die antike Rhetorik aufgrund der neuen sozialen- und politischen Verhältnisse verloren (vgl. Zur Geschichte der Rhetorik o.J.). Erst in der Renaissance wurde sie wieder gehäuft verwendet und verbreitete sich nach (vgl. ebd.).

In der modernen Zeit ist die Rhetorik fast in alle Gebieten unseres Lebens vorgedrungen ohne, dass viele es wirklich merken. Der Journalismus ebenso wie alle anderen Bereiche der Massenmedien sind von ihr betroffen (vgl. ebd.). Den größten Wirkungsbereich hat die Rhetorik heute aber in der Politik, da besonders Politiker die Zuhörer von sich überzeugen müssen, um bei Wahlen zu gewinnen.

Die Funktionsweise der Rhetorik bezieht sich meist auf die vom Redner gewollte Meinungsänderung und ein damit verbundenes gewolltes Verhalten des Zuhörers (vgl. Grieswelle 1978). Rhetorische Mittel sind damit meistens dafür verantwortlich, Sachverhalte dem Zuhörer einprägsam zu machen, bestimmte Gefühle hervorzurufen oder Thematik drastischer beziehungsweise verschönert darzustellen. Der Redner muss dabei seine kommunikativen Inhalte und seine Redeweise an den Zuhörer anpassen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Im Folgenden werden bestimmte rhetorische Mittel vorstellt.

Rhetorische Mittel:

Allegorie:

Die Allegorie ist eine bildliche Darstellung und soll beim Zuhörer ein bestimmtes Bild erzeugen, um abstrakte aber auch konkrete Thematiken besser folgen zu können. Das erzeugte Bild steht dann für ein Symbol (vgl. Rhetorikpirat o.J.).

Alliteration:

Die Alliteration besteht aus mehreren hintereinander folgenden Wörtern die mit der gleichen Klang beginnen. Der Zuhörer kann die Thematik besser verinnerlichen und merkt sie sich länger (vgl. ebd.)

Antithese:

Eine verneinte These stellt eine Antithese dar. Diese wird meistens verwendet, um zuvor gesagte Thesen zu entwerten. Zudem können Satzteile gegenübergestellt werden, die sich einander widersprechen (vgl. ebd.).

Anapher:

Bei der Anapher beginnen mehrere Sätze oder Satzteile mit demselben Wort oder denselben Wörtern. Dies hilft dem Publikum, das Gesagte besser zu verinnerlichen und macht es bedeutsamer (vgl. ebd.).

Euphemismus:

Der Euphemismus wird verwendet, um bestimmte Thematiken mit Synonymen beschönigend darzustellen. So lassen sie sich besser anhören und unwichtiger erscheinen. Zudem sollen mit dem Euphemismus abschreckende Wörter vermieden werden (vgl. ebd.).

Dysphemismus:

Der Dysphemismus stellt das Gegenteil zum Euphemismus dar. Sachverhalte werden übertrieben negativ dargestellt. Überdies werden oft Wörter verwendet, mit denen der Zuhörer eine negative Assoziation verbindet (vgl. ebd.)

Metapher:

Metaphern sollen eine Thematik bildhaft beschreiben, die kein eigenes Wort hat. Dabei dienen Dinge, die aus einem anderen Kontext kommen, um sich die Thematik besser vorstellen und merken zu können (vgl. ebd.)

Rhetorische Frage:

Eine rhetorische Frage ist in sich geschlossen und hat eine offensichtliche Antwort. Diese Frage dient nicht dazu, dem Zuhörer neue Erkenntnisse zu vermitteln, sondern ihn an eine offensichtliche Thematik zu erinnern. Das Publikum kann so leichter von einem Standpunkt überzeugt werden (vgl. ebd.).

Schlüsselwörter:

In einer politischen Rede dienen bestimmte Wörter als Vermittler positiver Emotionen und Werte. So lassen uns Wörter wie Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit das Gesagte in einen positiven Kontext erscheinen.

Ebenso können Wörter wie Unfreiheit und Tyrannei ein negatives Bild erzeugen und werden oft mit politischen Gegnern in Zusammenhang gebracht (vgl. Zimmermann 2013).

Wir-Gruppe:

Das Personalpronomen „wir“ wird in einer politischen Rede sehr häufig verwendet um beim Zuhörer ein Gemeinschaftsgefühl zu erwirken. Zudem lädt es ihn ein, sich mit der Thematik und dem Redner zu identifizieren (vgl. ebd.).

3 Die Rhetorik im Rahmen von politischen Reden

Die Politik gilt heutzutage als der größte Rahmen für die Verwendung der Rhetorik. Eine politische Rede ist meist eine vorbereitete mündliche Rede, die in der Regel an eine Zuhörerschaft gerichtet ist. Für den Redner gibt es zudem wertvolle Informationen, die für seine Rede wichtig sind. Eine große Bedeutung für den Redner haben besonders die gegebene Situation (z.B. Trauerrede), der Wissensstand, die Wertvorstellung und die Erwartung der Zuhörer an die Rede, um diese auf das Publikum abzustimmen (vgl. Grieswelle 1978), da diese Voraussetzungen die Schlussfolgerungen des Publikums maßgebend beeinflussen (vgl. Bachem 1994). Die möglichen Ebenen für den Redner, das Publikum zu überzeugen, setzen sich aus dem Inhalt, der Rhetorik und der nonverbalen Botschaft zusammen (vgl. ebd.). Die Wirkung einer Rede kann durch die nonverbale Botschaft unterstützt werden, indem die Botschaft der Rede durch eine äußerliche Inszenierung verstärkt wird (vgl. ebd.). Für die Rede bedeutender aber sind neben dem Inhalt die Formulierung und die Nutzung der Rhetorik. So nimmt der Zuhörer eine wörtliche und eine indirekte Mitteilung auf, die durch Schlussfolgerungen des Zuhörers aufgrund seines Wissensstandes verstanden werden können (vgl. ebd.). Dies ermöglicht dem Redner mithilfe eines rhetorischen Mittels, eine bestimmte indirekte Wirkung zu erzielen, und diese später zu dementieren, falls diese eine Kontroverse auslöst (vgl. ebd.). Durch das Zusammenspiel der wörtlichen und indirekten Mitteilungen versucht der Redner, das Publikum von seiner Meinung zu überzeugen, sich selbst besser darzustellen oder den politischen Gegner anzuprangern. Dabei besteht die Gefahr, die Zuhörer nicht mehr durch sachliche Argumentation zu überzeugen, sondern auch durch Manipulation für sich zu gewinnen.

3.1 Abgrenzung von Manipulation und Überzeugung

„Als Manipulation bezeichnet [man] die gezielte und verdeckte Einflussnahme auf das Erleben und Verhalten eines einzelnen Menschen oder einer Gruppe […], wobei Manipulation zwischen Zwang und Überzeugung liegt“ (Strangl 2015). Die Voraussetzung für die Manipulation im politischen Rahmen ist zudem die „Wählerlenkung und die Erforschung der Absatzaussichten durch […] hochentwickelte Meinungsforschung“ (Drechsler 2013).

Die Grundlage der Manipulation besteht also ebenso wie eine rein argumentio- und narratio- Rede aus den gegebenen Informationen über die Zuhörerschaft, weshalb eine klare Abtrennung zwischen Überzeugung und Manipulation nicht immer möglich ist. Trotzdem versuche ich für meine Arbeit eine Abgrenzung zu finden. Eine eindeutige Manipulation stellt der Gebrauch von bestimmten rhetorischen Mittel wie der Euphemismus dar, da Thematiken, die negative Folgen für den Redner haben könnten beschönigt dargestellt werden, um dem Leser ein besseres Bild zu vermitteln oder eigene Fehler zu vertuschen. Ähnliche Wirkungen haben der Dysphemismus und die Metapher. Zudem kann die Metapher ebenfalls dazu benutzt werden, den Zuhörer emotional zu berühren, um ihn so offener gegenüber der Intention des Redners zu machen. Aber auch die versteckte Einflussnahme durch das Ansprechen einer emotionalen Ebene oder das Erzeugen eines starken positiven Gefühls zugunsten des Redners halte ich für manipulativ. In Abgrenzung dazu wird jemand überzeugt, wenn er klare Fakten aufgezeigt bekommt und so mit der Nutzung seines Verstandes zu einer Entscheidung kommt, die mit der des Redners übereinstimmt. Als ein typisches rhetorisches Mittel der Überzeugung kann die Antithese genannt werden. Diese entwertet auf einer argumentativen Grundlage die These eines anderen. Das Publikum kann mit einfacher Schlussfolgerungen die Wahrheit des Gesagten erkennen und sich überzeugen lassen. Als ein Höhepunkt der Manipulation in der deutschen Politik gilt der Germanistiktag 1984 in Passau, als die zwei hochrangigen Politiker P. Glotz (SPD) und H. Geißler (CDU) „ sich gegenseitig Mythenbildung und systematische Manipulation vorwarfen“ (Bachem 1994).

3.2 Die Anpassung des politischen Sprachgebrauchs an die Zielgruppe - Die Bernstein-Hypothese

Um aufgrund der Sprache des Redners Rückschlüsse auf dessen politische Zielgruppe zu tätigen, muss dafür klargestellt werden, welche linguistischen Eigenschaften eine bestimmte Zielgruppe mehr ansprechen als eine andere. Als Grundlage dafür wird die Bernstein-Hypothese dienen. Sie wurde 1958 vom Amerikaner Basil Bernstein entwickelt und behandelt den spezifischen Sprachgebrauch unterschiedlicher sozialer Schichten (vgl. Ernst 2004). Nach Bernstein würde sich der allgemeine Sprachgebrauch der Ober- und Mittelschicht einer Gesellschaft von der, der Unterschicht unterscheiden (vgl. ebd.). Die zwei Varianten teilt Bernstein in den elaborierten Code als den Sprachgebrauch der Mittel- und Oberschicht und in den restringierten Code der Unterschicht (vgl. ebd.). Bernstein begründet diese Hypothese mit der engen Verknüpfung von sozialen Strukturen einer Gesellschaft mit dem Sprachgebrauch der Angehörigen (vgl. ebd.). Der elaborierte Code zeichnet sich durch den häufigen Gebrauch von Fremdwörtern, des Passivums und den unpersönlichen Pronomen „man“ und „er“ aus (Bernstein-Hypothese o.J.). Zudem sind Sätze meist länger, sehr explizit, grammatikalisch korrekt und argumentativ strukturiert formuliert (vgl. ebd.). Der Sprachgebrauch des restringierten Codes dagegen, zeichnet sich durch die begrenzte Anzahl von Adjektiven und Adverbien, der oft persönlichen Sprechweise und der kurzen, grammatikalisch einfachen und oft unvollständigen Sätzen aus (vgl. ebd.). Dies wird durch den Gebrauch von Sprichwörtern als ein Anzeichen für den restringierten Code ergänzt (vgl. ebd.). Bernstein ergänzt aber, dass auch die Mittel- und Oberschicht situativ wie im Familienkreis den restringierten Code sprechen (vgl. Ernst P. 2004). Um die politischen Reden gegebenenfalls einer sozialen Schicht zuordnen zu können, werden diese vor dem Hintergrund des restringierten und elaborierten Codes untersucht.

4. Analyse zweier Redebeiträge

In den folgenden zwei Kapiteln werden zwei Antrittsreden von Barack Obama aus dem Jahre 2008 und von Donald Trump aus dem Jahre 2017 analysiert (siehe Anhang M1, M2). Dabei wird besonders auf die Wahl und Nutzung von rhetorischen Mitteln eingegangen. Aber auch die angesprochenen Themen der beiden Reden werden eine Rolle spielen. Ziel soll es sein zu ermitteln, ob einige rhetorische Mittel in Reden dazu benutzt wurden, den Zuhörer zugunsten des Präsidenten zu manipulieren. Vor dem Hintergrund der Bernstein-Hypothese werden zudem die linguistischen Eigenschaften der Sprache untersucht, um sie in Verbindung mit den genutzten rhetorischen Mittel einem Code, und somit einer Zielgruppe zuzuordnen. Dabei sollen gegebenenfalls Rückschlüsse gezogen werden, welche rhetorischen Mittel mehr im elaborierten oder im restringierten Code benutzt werden und welche Zielgruppe die Redner mit ihren Reden ansprechen wollen. Die Wahl der Redner fiel auf Donald Trump und Barack Obama, da sich beide Politiker sehr in den linguistischen Eigenschaften unterscheiden. Da die Reden auf Englisch gehalten worden sind, kann es zu Übersetzungsfehlern gekommen sein, was in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht konkreter berücksichtigt werden soll.

4.1 Antrittsrede von Barack Obama

Die Rede Obamas steigt mit einer Begrüßung Chicagos ein und gibt dann als „Antwort“ (Obama 2008 Z. 4) auf die „Frage zur Kraft [der amerikanischen] Demokratie“ (ebd. Z. 3) seine eigene Wahl zum Präsidenten der USA. Dabei bringt er die Rede in Verbindung mit den Schlüsselwörtern „Demokratie“ und „Antwort“ (ebd. Z. 3f.). Er schafft einen positiven Kontext und verleiht der „Demokratie“ (ebd. Z. 3) zusätzlich Bedeutung. Als Begründung nennt Obama mithilfe einer Aufzählung die langen Schlangen und die hohe Wartezeit der Wähler vor „Schulen und Kirchen“ (ebd. Z. 5), „die den Unterschied ausmachen“ (ebd. Z. 8), womit er seinen Wählern zudem ein verstecktes Lob ausspricht und seinem Sieg Bedeutung verleiht. Obama nutzt dabei lange hypotaktische Sätze, die seine Aufzählung sprachlich interessanter machen. Im weiteren Verlauf der Rede greift Obama die „Antwort“ (ebd. Z. 9) wieder auf und nennt in einer weiteren Aufzählung die unterschiedlichen, in den USA zu findenden sexuellen, politischen oder ethnischen Ausrichtungen und appelliert daraufhin mit dem Personalpronomen „wir“ (ebd. Z. 12) an die Gemeinschaft der „Vereinigten Staaten von Amerika“ (ebd. Z. 14f.). Obama versucht so zu vermitteln, dass sich alle Bürger von ihm angesprochen fühlen und ruft zudem ein Gemeinschaftsgefühl unter ihnen hervor. Daraufhin spricht Obama den lang ersehnten „Wandel“ (ebd. Z. 16) an, der mit seiner Wahl zum Präsidenten „in Amerika angekommen“ (ebd. Z. 16f.) ist und stellt so einen mit ihm zu erwartenden Fortschritt in den Raum. Anschließend kommt er auf „Senator McCain“ (ebd. Z. 19) zu sprechen, der Obama gedankt habe und zudem „noch länger und härter für das Land gekämpft“ (ebd. Z. 20f.) habe und stellt in so als ein Musteramerikaner dar, obwohl dieser sein politischer Gegner ist. Obama stellt seine eigene Person als unbedeutender dar und macht sich so gegenüber den Bürgern sympathischer. Dieser Eindruck verstärkt sich, als Obama sich im folgenden Absatz bei „Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, Joe Biden“ (ebd. Z. 29) und bei seiner Frau und Familie bedankt (vgl. ebd. Z. 29-32). Auch im weiteren Verlauf setzt Obama seine eigene Position herab, indem er den „Sieg“ als ein „Sieg“ (ebd. Z. 33) des amerikanischen Volkes bezeichnet und zudem erläutert, dass sein „Wahlkampf […] nicht in den Sälen, […] [sondern] in den Hinterhöfen […] und Wohnzimmern“ begann (ebd. Z. 35ff.). Obama macht sich so als ein einfacher Bürger greifbarer für seine Wähler. Im weiteren Verlauf der Rede kommt Obama auf seine „Aufgaben“ (ebd. Z. 43) zu sprechen. Mit der anschließenden Aufzählung der anstehenden „Herausforderungen“ (ebd. Z. 44f.) kritisiert er indirekt seine politischen Gegner, die diese noch nicht in den Griff bekommen haben. Diese Kritik unterfüttert er anschließend mit Negativbeispielen wie die „Mütter und Väter, die wach liegen […] und sich fragen, wie sie ihre Hypothek finanzieren“ (ebd. Z. 49f.). Obama bringt seine Rede so auf eine emotionale Ebene und lässt einige Amerikaner ihr eigenes Schicksal in dieser wiederfinden, womit er die schlecht soziale Lage einer seiner Zuhörerschaften ausnutzt und diese so klar manipulativ beeinflusst. Anschließend präsentiert Obama innerhalb einer weiteren Aufzählung einige Lösungsansätze, um die aktuellen Verhältnisse zu verbessern (vgl. ebd. Z. 53ff.) und macht so deutlich, dass er genau weiß, was Amerika fehlt. Daraufhin beginnt er zuerst die Erwartungen seiner Zuhörer zu senken, indem er mit der Metapher „[d]ie Straße vor uns wir lang sein. Unser Anstieg wird steil sein.“ (ebd. Z. 55f.) einen langen Weg prophezeit, anschließend aber sagt, dass „[er] […] nie hoffnungsvoller als heute Abend [war]“ (ebd. Z. 57f.) und so den Zuhörer trotz des mahnenden Hinweises von seiner eigenen starken Position überzeugt. Obama nutzt so die aktuelle emotionale Lage seiner Zuhörer, indem er sich fast als Heilsbringer präsentiert. Seine starke Position wird mit dem darauffolgenden Versprechen verdeutlicht, dass „wir als ein Volk […] dort hingelangen [werden]“ (ebd. Z. 59), wobei das Personalpronomen „wir“ (ebd. Z. 59) erneut die Identifikation des Zuhörers mit Obama verbessert. Dieses Vorgehen nutzt er auch im folgenden Absatz, indem er vor „Rückschlägen“ (ebd. Z. 61) warnt, aber auch an seine Ehrlichkeit appelliert (vgl. ebd. Z. 64). Zudem bittet er seine Zuhörer, mit ihm Amerika weiter zu erneuern „wie dies in Amerika seit 221 Jahren getan worden ist“ (ebd. Z. 68f.) mit der Metapher „Block um Block, Stein um Stein, schwielige Hand um schwielige Hand“ (ebd. Z. 69). In diesem Zug stellt sich Obama nicht als ein Einzelgänger dar und erinnert zudem an die Erfolge seine Nation, die unter ihm weiter geführt werden sollen. Folglich erklärt Obama, dass sein Wahlkampf „vor 21 Montanen in den Tiefen des Winters begann“ (ebd. Z. 70) und bringt die damalige Zeit mit diesen Schlüsselwörtern in einen negativen Kontext unter einem anderen Präsidenten und kritisiert so seinen politischen Gegner. Daraufhin erläutert Obama, dass sein „Sieg“ (ebd. Z. 71) die „Chance“ (ebd. Z. 72) einer Änderung im Land sein kann und verdeutlicht daraufhin die Bedeutsamkeit des Volkes, indem er mit der Anapher „[e]s kann nicht ohne euch geschehen, ohne einen neuen Geist des Dienstes, einen neuen Opfergeist. […] einen neuen Geist des Patriotismus“ (ebd. Z. 73ff.) an ein Mithelfen der Zuhörer appelliert. Außerdem verändert er die zuvor erzeugte negative Assoziation mit „einen neuen Geist“ (ebd. Z. 73) und einem „Geist des Patriotismus“ (ebd. Z. 75) zu einem positiven unter seiner Präsidentschaft. Auch hier profitiert Obama von der emotionalen Anfälligkeit seiner Zuhörerschaft, da er den Eindruck macht, dass unter seiner Präsidentschaft alles besser werde. Dies bestätigt sich auch im weiteren Verlauf der Rede, indem er vor dem Hintergrund der Beziehungen mit anderen Nation von „eine[r] neue[n] Morgendämmerung der amerikanischen Führungskraft“ spricht (ebd. Z. 89f.). Anschließend geht Obama auf die Folgen seiner Präsidentschaft ein, indem er mit der Anapher „[a]n diejenigen, die diese Welt niederreißen wollen: Wir werden euch besiegen. An diejenigen, die Frieden und Sicherheit wollen: Wir unterstützen euch.“ (ebd. Z. 91f.) die Zuhörer von der zukünftigen Stärke der USA unter seiner Präsidentschaft überzeugen möchte. Dies unterstützt er mit der darauf folgenden Frage nach dem „Leuchtfeuer Amerikas“ (ebd. Z. 93), die er mit den positiven Schlüsselwörtern „Demokratie, Freiheit, Chancen und unablässiger Hoffnung“ (ebd. Z. 96f.) beantwortet. Obama verbindet damit die positiven Attribute einer Nation mit der der USA unter seiner Führung und zeigt so ebenfalls die Werte auf, nach denen er sein Land regieren möchte und „vervollkommne[n] werde“ (ebd. Z. 99). Folglich erzählt Obama eine Anekdote über die 106 jährige „Ann Nixon Cooper“ (ebd. Z. 105), die bei dieser Wahl, genauso „wie die Millionen anderen“ (ebd. Z. 103f.) ihre Stimme abgegeben habe, wobei Obama besondere Bedeutsamkeit ihrem Alter zuschreibt, indem er dieses erst am Ende des Satzes präsentiert. Der Grund dafür wird deutlich, indem er sie nutzt, um die Zuhörer auf eine „Generation nach der Sklaverei“ (ebd. Z. 106) aufmerksam zu machen, „in der es keine Autos auf den Straßen und keine Flugzeuge am Himmel gab“ (ebd. Z. 107). Daraufhin macht er mit den Schlüsselwörtern „Hoffnung, […] Kampf und […] Fortschritt“ (ebd. Z. 111f.) deutlich, was sein Land bis heute geschafft hat und schlägt den Bogen zur heutigen Zeit und den heutigen Aufgaben, der in seinem Wahlkampfspruch „Ja, wir schaffen das“ (ebd. Z. 113) endet. Dieses Vorgehen wiederholt Obama einige Male, indem er zurückliegende Krisen und Erfolge wie den Börsencrash, den zweiten Weltkrieg, den Austritt aus der Apartheit oder den Fall der Berliner Mauer anspricht und darauf aufmerksam macht, dass Amerika diese Herausforderungen bewältigt hat (vgl. ebd. Z. 128-134). Zudem endet jedes seiner Beispiele erneut mit seinem Wahlkampfspruch „[j]a, wir schaffen das“ (ebd. Z. 120, 124). Obama entfacht durch die früheren Erfolge seiner Nation einen Enthusiasmus, den er mit seinem Wahlkampfspruch auf die heutigen Aufgaben überträgt. Er stellt so sicher, dass der Zuhörer eine positive Vorstellung seiner Präsidentschaft hat. Zudem stärken die wiederholenden Rufe des Publikums „Yes we can“ (ebd. Z. 117, 121, 125) das schon zuvor implizierte Gemeinschaftsgefühl in der Zuhörerschaft, was diese emotional offener für seine Worte macht. Dies nutzt er, indem er mit Verweis auf „Ann Nixon Cooper“ (ebd. Z. 136) die positiven Fragen stellt, welchen Wandel und welchen Fortschritt seine Töchter erleben werden (vgl. ebd. Z. 136f.). Auffällig ist zudem, dass Obama seinen schon am Anfang begonnenen Trend während der gesamten Rede weiter führt uns sehr häufig hypotaktische Sätze nutzt, um die Rede für den Zuhörer interessanter zu machen. Am Ende seiner Rede fasst Obama mit Schlüsselwörtern zusammen, dass seine bevorstehende Amtszeit „Chancen“ (ebd. Z. 138) für „Arbeit“ (ebd. Z. 139), „Wohlstand“ (ebd. Z. 140) und „fundamentale Wahrheit“ (ebd. Z. 142) bietet. Daraufhin arbeitet er sich zu seinem Wahlkampfspruch hin, indem „wir“ (ebd. Z. 134), das amerikanische Volk auf „Zynismus und Zweifel“ (ebd. Z. 143) mit dem „zeitlosen Glauben“ (ebd. Z. 145) antwortet „[j]a, wir schaffen das“ (ebd. Z. 143). Obama nimmt dem Zuhörer schon vorweg, dass aufkommende „Zweifel“ (ebd. Z. 143) sein Vorgehen gefährden könnten. Allerdings gibt er mit „[j]a, wir schaffen das“ (ebd. Z. 145) eine Antwort, die auf der Stärke des amerikanischen Volkes basiert. Obama schließt die Rede mit einer Danksagung und mit „Gott segne euch. Und möge Gott die Vereinigten Staaten von Amerika segnen“ (ebd. Z. 147) ab. Im Hinblick auf die Bernstein-Hypothese kann man zwar sagen, dass Obamas Rede durch das häufige Nutzen von hypotaktischen Sätzen dem elaborierten Code ähnelt, aber durch den Nichtgebrauch von Fremdwörtern und den Gebrauch von persönlichen Pronomen die Rede nicht klar diesem zuordnen lässt. Vielmehr ermöglicht Obama durch seine linguistischen Eigenschaften der Rede, diese für alle Personen unabhängig der sozialen Schicht zugänglich zu machen.

[...]

Excerpt out of 28 pages

Details

Title
Rhetorik als politisches Mittel. Überzeugungskraft oder Manipulation?
Grade
14 Punkte
Author
Year
2018
Pages
28
Catalog Number
V458711
ISBN (eBook)
9783668909465
ISBN (Book)
9783668909472
Language
German
Keywords
Rhetorik, Trump, Obama, Manipulation, Sprache
Quote paper
Jacob Ricking (Author), 2018, Rhetorik als politisches Mittel. Überzeugungskraft oder Manipulation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458711

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Rhetorik als politisches Mittel. Überzeugungskraft oder Manipulation?



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free