Die vorliegende Hausarbeit hat den Traum als Topos im Wandel der Zeiten, nämlich zwischen Antike und Mittelalter, zum Thema. Im besonderen aber sollen zwei Träume diachron, also durch die Zeit hinweg, verglichen werden. Zum einen der antike Traum des Scipio, zum andern der davon inspirierte spätmittelalterliche Traum des Hans von Hermansgrün. Hierzu
soll zunächst auf Forschungsstand und Quellenlage eingegangen werden. Daraufhin folgt ein Abschnitt über die Autoren und ihren historischen Kontext. Danach beginnt mit dem diachronen Vergleich der Somnia der namensgebende Hauptteil dieser Arbeit. In ihm wird zunächst der Inhalt der jeweiligen Träume beschrieben und der Versuch einer Deutung unternommen. Nachdem beide Träume einzeln thematisiert worden sind folgt dann die Zusammenführung im direkten Vergleich. Abschließend steht ein Fazit.
Bereits in der Antike beschäftigte den Menschen die Deutung und Bedeutung des Traumes. Träume galten als potenziell prophetisch und als kommunikatives Mittel göttlicher oder dämonischer Einflussnahme. Allerdings wurde dabei qualitativ zwischen Träumen unterschieden.
Auch jenseits von Divination und Mantik hielt der Traum früh Einzug in die abendländische Kultur. Bereits der griechische Dichter Homer verwendete das Motiv des Traumes literarisch. In den Jahrhunderten nach Homer nahm das Traummotiv zunehmend allegorische Gestalt an und fand Verwendung als stilistisches Mittel im attischen Drama. Außerdem begannen Philosophen, sich mit dem Phänomen des Traums zu beschäftigen. Die Pythagoreer bestätigten den vorherrschenden Volksglauben insofern, als sie an den übersinnlichen Ursprung der Träume glaubten und in ihnen ein legitimes Mittel der Wahrsagung sahen. Aristoteles ging ebenfalls von der Traumvermittlung durch höhere Wesen aus, sah die Träume selbst aber als Ausdruck der physischen und psychischen Befindlichkeit des Träumenden. Andere Philosophen, wie beispielsweise Epikur, lehnten die Traumdivination gänzlich ab. Auch Cicero ging in seinem philosophischen Werk über die Wahrsagung, De divinatione, davon aus, daß Traumdeutung nicht offenbaren kann, wie die Zukunft aussehen wird und eine Form des Aberglaubens darstellt. Die zahlreichen Meinungen über den Traum und seinen Wahrheitscharakter bezüglich der Divination und Prophetie schlugen sich ebenfalls in zahlreichen Traumbüchern nieder, deren Rezeption auch im Mittelalter fortlief.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Quellenlage
- Die Autoren in ihrem historischen Kontext
- Cicero und die Zeit der späten römischen Republik
- Hans von Hermansgrün: Leben zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit
- Ciceros Somnium Scipionis und der Traum des Hans von Hermansgrün im diachronen Vergleich
- Der Traum des Scipio: Inhalt und Deutung
- Der Traum des Hans von Hermansgrün: Inhalt und Deutung
- Die Träume im direkten Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Traum als Topos im Wandel der Zeiten, insbesondere im Vergleich zwischen Ciceros "Somnium Scipionis" aus der Antike und dem spätmittelalterlichen Traum des Hans von Hermansgrün. Sie beleuchtet die Kontinuitäten und Zäsuren im Umgang mit dem Traummotiv zwischen den Epochen, die sich in der Verwendung des Traumtopos für politische Kommunikation auf abstrakter Ebene äußern.
- Der Traum als literarischer Topos und sein Einfluss auf den Diskurs in der Antike und im Mittelalter
- Die Verwendung des Traumes als Mittel der politischen Kommunikation
- Die Interpretation und Deutung von Träumen in unterschiedlichen historischen Kontexten
- Der diachrone Vergleich von Ciceros "Somnium Scipionis" und dem Traum des Hans von Hermansgrün
- Die Einflüsse antiker, christlicher und jüdischer Traumvorstellungen auf das mittelalterliche Traumverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Traumes als literarischen Topos ein und beleuchtet den Forschungsstand und die Quellenlage zu Ciceros "Somnium Scipionis" und dem Traum des Hans von Hermansgrün. Das zweite Kapitel stellt die Autoren in ihrem historischen Kontext vor und beleuchtet die jeweiligen Epochen der Antike und des Spätmittelalters.
Das dritte Kapitel widmet sich dem diachronen Vergleich der beiden Träume: Zuerst wird der Inhalt und die Deutung des "Somnium Scipionis" vorgestellt. Anschließend folgt eine Analyse des Traumes des Hans von Hermansgrün, einschließlich seiner Inhalte und Deutungsmöglichkeiten. Abschließend werden die beiden Träume im direkten Vergleich gegenübergestellt.
Schlüsselwörter
Der Traum als literarischer Topos, politische Kommunikation, Antike, Mittelalter, Cicero, "Somnium Scipionis", Hans von Hermansgrün, diachroner Vergleich, Traumdeutung, Divination, Prophetie, Macrobius, Augustinus, Hildegard von Bingen.
- Quote paper
- Kevin Grossart (Author), 2014, Der Traum als Topos im Wandel der Zeiten. Der Traum des Hans von Hermansgrün und Ciceros Somnium Scipionis im diachronen Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458895