Yoga. 100 Lehrbriefe aus heiltherapeutischer Sicht


Libro Especializado, 2019

366 Páginas


Extracto


Wir alle sind Indoeuropäer

Viele Lehren, eine Familie

Die 8 Pfade

Die 7 Hindernisse

Die Grundfesten des Lebens

Lebenswerte Wertesysteme

Spiritualität
Meditation: Gegenseitige Abhängigkeiten

Der Laut OM
Meditation – OM rezitieren

Yoga im Alltag

Kleshas und Unkraut

Kleshas und die Bhagavad Gita

Vertrauen in eine höhere Kraft
Meditation – Getrennt-sein überwinden (Ausdehnungsmeditation)

Präsenz

Der Bodyscan
Meditation - Bodyscan

Deine Bestimmung
Meditation: Deine Bestimmung

Vom Glück
Meditation - Vorstellen und zurückholen

Genügsamkeit

Nörgeln
Meditation – nörgeln

Santosha - ein Niyama

Zufriedenheit

Die Endlichkeit und der Tiger

Angst und Gewalt
Meditation – der letzte Streit

Ärger
Meditation: Erden – in der Mitte bleiben

Askese
Meditation - Lebensziel

Verzichten auf Runtermachen

Lebensenergie – Leben ohne durchzuhängen

Der Lebensweg

Die kleinen Zeichen des Lebens

Meditation
Meditation – einfach meditieren

Das Lächeln bewahren
Meditation – inneres Lächeln

Lächeln und Haltung bewahren

Lachyoga
Meditation – ein Witz
Meditation – Nahrung für die Dämonen

Das Labyrinth
Labyrinth - Meditation:

Die Kraft der Haare

Die Kula - Weltsicht
Meditation – kommen und gehen

Krisen bewältigen
Meditation - Atemzählen

Stress und Unruhe überwinden
Meditation - Entspannung

Manipulationen und Konditionierungen

Gleichheit

Identität
Meditation - Einheit

Den Stock empfangen
Meditation - Sich selbst ertragen

Sich mit seinem Kōan abmühen

Wahrhaftigkeit (Satya)

Asteya – Frei von Verlangen sein

Die Naturgesetze - Dura lex, sed lex
Meditation - Tunnelblick

Den Tunnelblick erkennen
Meditation – Tunnelblick Ziege
Objektmeditation - Konzentration der Sinne

Eine unlösbare Aufgabe

Reinigung von zwanghaftem Denken

Die Maya – Illusion

Das Gesetz der Anziehung
Meditation - Ziele verfolgen

Mudras - Handgesten
Meditation – Freude tanken

Herausforderungen

Der Schwarmtrieb - Die Weisheit der Vielen

Die Disziplinierung der Sinne
Meditation – einförmige Eindrücke

Rückbeugen

Nein sagen

Unfälle
Meditation - Unfall

Schönheit

Perfektion

Neue Vorsätze

Nicht nachtragen

Der erste Eindruck

Frühling

Sommer

ebensfreude

Yoga im Spätsommer und Herbst

Askese - Kochsalzfasten im Herbst

Adventsaskese – Mehlstärkefasten

Adventszeit

Askese - Adventsentbehrungen

Weihnachten
Meditation - Lichtmeditation

Stille Nacht

Geben und nehmen
Meditation – Hoch des Tages

Hast, Ungeduld und Zeitnot
Meditation - Zeitlosigkeit

Neuanfang

Arbeiten und Leben

Perfektion

Fehler machen

Sammel dich

Pause und Urlaub

Vertraue dem Fluss

Hör auf zu denken

Mut zu Farbe

Das Lebensgesetz der Polaritäten

Ganzheitliche Nahrung

Nächtliches Fasten

Vegetarische Ernährung

Yogische Ernährung

Detox und Übersäuerung

artgerechte Ernährung

Essen statt trinken

Wassermangel

Askese - Jodsalzfasten

40.000 B.C

Zeitgemäße Ernährung

Getreide und Kuhmilch

Stoffwechselgerechte Ernährung

Eiweiß macht schön... krank

Der Verbrennungstyp

Wärmende Lebensweise

Sonnennahrung

Sonnenkraft

Gesundheit ist mehr als eine Substanz

Leben ohne Brot

Keine Angst vor natürlichem Grün

Lebens - Mittel

Genuss - Mittel

Karma vermeiden

Anhaften

Von Giftpfeilen
Meditation – Achtsamkeitsmantra

Vorbeugung ohne Medikamente

Von Giften

Die 7 Bewegungsrichtungen des Rückens

Die Schnellatmung
Atemübung - Bauchatmung

Pranayama – Atemübungen
Meditation - Verbinden

Unser Atem

Halt die Luft an
Pranayama - Aktivierungsatmen

Bikram oder Hot - Yoga

Unsere Augen

Unsere Füße

Knochen und Gelenke

Unser Herz

Unsere Zähne

Körper und Geist entgiften

Biorhythmus

Kundalini und Energiekörper
Meditation - Energiearbeit: Stirnchakra

Das Dritte Auge

Asanas – Yogastellungen

Über sich hinauswachsen

Sonne und Mond (-gruß)

Unser Beckenboden

Die fünf Tibeter

Unsere Stimme
Meditation – Mantrameditation

Umkehrstellungen

Der Schlaf – Yoga Nidra

Heilung mit der Natur
Meditation - Zeitreise

Sich selbst belügen

Kranke Seelen

Meditation - Eigenschaftsmeditation

Die eingeimpfte Mikrobophobie unserer Zeit

Ungeliebte Freunde – Thema Mikroben

Schmerzen als Lehrer

Den Geist lenken

Heil machen

Heil werden

Zu diesem Buch

Dieses Buch ist eine Sammlung von ca. 150 zeitgemäßen Yoga – Lehrbriefen aus heil-therapeutischer Sicht, daneben finden sich viele einfache Meditationsübungen.

Dieses Buch beinhaltet keine designten Hochglanzbilder, keine hochtrabenden fremdsprachlichen Yogabegriffe und keine oder kaum Anleitungen für die exakte Ausführung von Asanas (Yogastellungen), Atemübungen und anderen Yogapaktiken. Letzteres lernt man auf der Yogamatte.

Das Bestreben war es, genau das niederzuschreiben, was ich immer gern in einem Yogabuch gelesen hätte. Denn wir sind Europäer, die sich zwar gerne mit fernöstlicher Weisheit auseinandersetzen, von Kindheit an aber an analytische Kritik gewöhnt sind. Das hier vertretene Yoga bietet deshalb weder Ambiente, ist kein Wellnessprogramm, noch Leistungssport. Weder auf der Yogamatte noch im Leben. Der Spagat zwischen fernöstlicher Tradition, Moderne und eigener Kultur kann unser Leben jedoch enorm bereichern.

Wer eine Yogastunde aufsucht, sollte nicht dem Schein trauen. Wenn man sich unwohl fühlt, dann ist etwas faul. Die Zeiten, als man noch an Legenden, Personenkult und Zertifikate glaubte, sind lange vorbei.

Leider ist es selbst in Indien mit der Kenntnis über das eigene Yoga nicht weit bestellt. Jeder halbwegs belesene Yoga - Anhänger im Westen weiß da vermutlich mehr über verschiedene Richtungen, deren Hintergründe und körperliche, wie auch geistig-seelische Vorgänge. Eine erfreuliche Entwicklung ist jedoch, dass man auch in Fernost Yoga als Heiltherapie wieder entdeckt hat.

Heil werden und heil bleiben sind jedoch ganzheitliche Erfahrungen. Aus diesem Grunde finden sich diese Themen auch erst in den letzten Lehrbriefen.

Dieses Buch soll keine Yogarichtung herabsetzen. Jede Yogarichtung hat schwache und starke Punkte. Einige sind gut für die körperliche Gesundheit, andere besser in der geistigen Arbeit. Einige Yogarichtungen erfüllen Marktinteressen, bei anderen liegt der Schwerpunkt in der Lehre. Viele erfüllen Bedürfnisse, die andere nicht oder nur am Rande befriedigen können. Sie alle gehören zur großen Familie des Yoga.

Alle Yogarichtungen haben einen unschätzbaren Wert, der über das Thema dieses Buches weit hinausgeht. Wer im Yoga nur die Bewegung sieht, hat nur die Hälfte der Lehre erfasst. Wer die Tätigkeit seines Yogalehrers für eine Dienstleistung hält, verkennt die Traditionen und Prinzipien. Der Yogalehrer ist sicherlich nicht der Diener seines Schülers, und etwas leisten soll in der Yogastunde der Schüler und nicht der Lehrer. Es wird nämlich oftmals vergessen, dass das Preis - Leistungsverhältnis im Yoga überhaupt nicht stimmt. Der Lehrer gibt mehr, als der Schüler zahlt.

Es wird berichtet, dass jeder Sechste in der deutschen Bevölkerung Yogaerfahrung hat. Nur jeder Zwanzigste jedoch betreibt Yoga einigermaßen regelmäßig. Erfolgreiches Yoga bedeutet nämlich nicht nur Asanas (Stellungen) ausführen, Atemübungen und Entspannung, sondern eine umfassende Begegnung mit dir selbst. Kein Wunder, dass viele nach einiger Zeit das Handtuch werfen.

wichtiger rechtlicher Hinweis:

Dieses Buch ersetzt keinen Yogalehrer und im Krankheitsfalle nicht den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker und deren Empfehlungen!

Dieses Buch ist eine Fortführung von „Auf der Suche nach dem Lächeln des TAO“, 458 Seiten, Berlin 1998 (vergriffen), das schwerpunktmäßig Kampfkünste und Lebensführung behandelte. Eine Fortführung dieser Lehrbuchsammlung wird voraussichtlich 2021 unter dem Titel „Heil werden mit Yoga“ erfolgen.

Steffen Hanniske 2019

YOGA

Yoga ist offen für alle Menschen.

Zeitgemäßes Yoga ist weder Religion noch Philosophie oder Sport.

Yoga kann Gesundheit und Lebensqualität steigern.

Yoga in Indien ist anders als in Europa, und doch das Gleiche.

Zu den Lehrbriefen praktiziert wird ein bewegungsbetontes Yoga,das Sequenzen der Entspannung beinhaltet,neben der Vermittlung von Wissen zu verschiedenen Themen.

Die Übungssprache ist Deutsch.

Thematisiert wird ein zeitgemäßes Yoga in indischer Tradition,unter Beachtung der Ursprünge, die aus einer

Ansammlung verschiedener Wege bestehen,wobei auch parallele und nicht-indische Entwicklungen Ihren

Fingerabdruck hinterlassen haben.

Wir alle sind Indoeuropäer

Flüchtig betrachtet dachten wir schon immer, Yoga sei ein exotischer Import aus Indien. Doch Indien und Europa verbinden Wurzeln des gleichen Baumes.

Die meisten der 22 wichtigen, in Indien gesprochenen Sprachen gehören nämlich der indogermanischen Sprachfamilie an. So auch die deutsche Sprache und das Sanskrit, die Sprache der Mantras, nicht jedoch des indischen Alltags. Ähnlich, wie es sich im Westen mit der lateinischen Sprache verhält. Indogermanisch oder indoeuropäisch, wie es international in der Sprachwissenschaft heißt, ist der Sammelbegriff für einen großen gemeinsamen Sprachraum, mit enger sprachlicher Verwandtschaft und Herkunft, der der Vorzeit entstammt. Dieser Sprachraum mit gemeinsamen Wurzeln zieht sich, mit wenigen Ausnahmen, von Indien bis nach Westeuropa und erstreckt sich nach der Besiedlung Nordostasiens, Amerikas und Südafrikas durch die Europäer auch dorthin. Wo sich Sprache mit den Völkerwanderungen ausbreitete, breiteten sich auch kulturelle Wurzeln, Erfahrungen und Überlieferungen der Vorfahren aus.

Das Wort Yoga (aus dem Sanskrit) entstammt der Wortwurzel „yuj“. Diese verweist auf einen sehr alten indogermanischen Sprachstamm, den man heute noch in vielen indogermanischen Sprachen vorfindet. Auch diese gemeinsamen Sprachwurzeln lassen auf ursprünglich gemeinsame kulturelle Grundlagen, wie auch auf regen vorzeitlichen Austausch zwischen den Völkern dieses Gebietes schließen. So ist die Veda (auch vedische Schriften genannt) eines der wichtigsten Werke im Hinduismus. Sie bildet eine gigantische Sammlung des Wissens und gehört zu den ältesten schriftlichen Überlieferungen der Menschheit. Die schriftlich überlieferte Veda wird auf über 5000 Jahre geschätzt, manche behaupten sogar die mündlichen Überlieferungen seien über 50.000 Jahre alt.

Wenn man sich darüber bewusst wird, dass die Veda, neben vielen anderen Aspekten, wohl schon immer ein, wenn auch unbewusster und möglicherweise nicht vollständiger Teil der Grundlagen auch unserer Kultur war, dann verwundert es nicht mehr, dass uns Übungssysteme, Lehren und Spiritualität des Yoga in seinen vielen unterschiedlichen Ausprägungen womöglich auf den ersten Blick etwas exotisch, gleichwohl jedoch so außerordentlich begreifbar vorkommen.

Der Begriff Yoga geht auf besagte indogermanische Wurzel „yuj“ zurück. Yuj“ steht für „Anjochen“ oder „Anschirren“, wie auch für „Vereinigung“ oder „Integration“. Das bedeutet einerseits die Zügel von Körper, Geist und Seele „in die Hand zu nehmen“, als auch „eins zu werden“, indem alles zu einem Gespann zusammen gefügt wird. Auch unsere Kultur kennt Disziplinen des "Zügel in die Hand Nehmens", die sich mit dem Körper, der Philosophie und Psychologie, wie auch dem Seelenheil befassen. Wenngleich auf eine eher analytisch - kritische Art, mit erhobenem Zeigefinger oder verobjektiviert.

Das hat dazu geführt, dass Körper, Geist und Seele im Westen vielfach voneinander entkoppelt sind. Der anhaltende Fortschritt und das zunehmende Wissen lassen uns allerdings auch hierzulande Schwachpunkte in unserer Lebensführung selbst erkennen. Dazu zählt die wiederkehrende Einsicht, dass die Entkopplung von Körper, Geist und Seele wohl zu einem der größten Mankos unserer Zeit gehört. Die wachsende Globalisierung schließlich führt uns die Wurzeln unserer Vorfahren wieder vor Augen, nicht nur mit dem Yoga. Ob das traditionelles Yoga des Ostens oder das moderne des Westens. Alle haben deshalb ihre Berechtigung, solange der Praktizierende sich damit wohl fühlt.

So schließen sich die Kreise.

Viele Lehren, eine Familie

Yoga ist einer von vielen Wegen zu sich selbst zu finden und die eigene Spiritualität zu entdecken. Doch auch innerhalb des Yoga gibt viele Richtungen. Denn die Yoga Bewegung in Indien war nie organisiert. Yoga war schon immer religionsübergreifend und ist es auch heute noch. Daher lehrt und entwickelt fast jeder Yogalehrer, einmal auf dem Weg angekommen, hier wie dort, sein eigenes Yoga. Sich zum Yogalehrer ausbilden zu lassen ist nämlich etwas anderes, als es sich selbst zu erarbeiten.

Typische traditionelle Yogarichtungen sind beispielsweise:

- Hatha Yoga: das Yoga des Körpers, der Gesundheit und der Verbindung von Körper und Geist,
- Kundalini Yoga: das Yoga der Energie, der Urkraft und der Stärkung,
- Raja Yoga,: das Yoga der Meditation, der menschlichen Psyche,
- Karma Yoga: das Yoga der Handlung, des Alltags, der Erfüllung,
- Bhakti Yoga: das Yoga der Hingabe, des Herzens, der Gefühle,
- Jnana Yoga: das Yoga des Wissens, der Antworten und der Einheit.

Raja Yoga gilt traditionell als der „Königsweg“, die Vereinigung aller Yogawege. Aus dem Raja Yoga leitet sich Hatha Yoga, die körperliche Vervollkommnung, ab.

Im Westen werden hauptsächlich die Körper- und Atemübungen des Hatha Yoga praktiziert, die sich aber nicht gänzlich von den Ursprüngen und den anderen Yogawegen abtrennen lassen. Viele modernere Yogarichtungen folgen jedoch dem Trend der Zeit, den Ambitionen des Lehrers oder dem Ambientebedürfnis zahlungskräftiger Kunschaft: Power - Yoga, Lachyoga, Detox - Yoga, Bikram oder Hot-Yoga, Kinderyoga, Schwangerenyoga, Yoga Nidra (Schlaf des Yoga), Yinyoga (passiv, weich), Hormonyoga.

Alle Yogarichtungen die die Ursprünge nicht aus den Augen verloren haben sind indes wichtig und wertvoll. Finde und gehe den Yogaweg, der deiner Natur nahe kommt, wo du dich wohl fühlst.

Willkommen in der Familie.

Die 8 Pfade

Der traditionelle Weg des Yogis beinhaltet 8 Aspekte, die sich in allen Ausprägungen des Yoga mehr oder weniger wiederfinden:

1. Yamas: eine Art Verhaltenskodex (nach außen gerichtet)
2. Niyamas:eine Art Verhaltenskodex (nach innen gerichtet)
3. Asanas: bewusste Körperstellungen und –bewegungen, geistig nach innen gerichtet, um Blockaden und Widerstände zu lösen, Entspanntheit zu erzeugen
4. Pranayama: die Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen, zur Steigerung der Lebensenergie
5. Pratyahara: die Disziplinierung der Sinne; Sinnes- eindrücke sollen bewusster und kontrollierbarer werden; die geistige Ausrichtung ganz auf das Selbst
6. Kriyas: körperliche Reinigungstechniken, um Ausscheidungssysteme des Körpers anzuregen und zu unterstützen
7. Meditation: durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen, wie die Verwendung von Mantras; Verbindung herstellen und Einswerden mit dem Meditationsgegenstand
8. Askese: beharrliche Selbstschulung; eine asketische Schulung hinsichtlich des Denkens, Wollens als auch des Verhaltens

Ein zeitgemäßer Weg des Yogas ist wie alle Dinge den sich ständig wandelnden Prozessen ausgesetzt. Er beachtet die vielen neu hinzugekommenen Erkenntnisse, ohne jedoch den traditionellen Weg aus den Augen zu verlieren.

So nährt neue Nahrung stetig den Yoga-Baum, der sich im Sturm neigt ohne zu brechen.

Die 7 Hindernisse

Die einen nennen sieben, andere neun Hindernisse auf dem Yogaweg. In der Tat, Hürden gibt es viele: Krankheit, Antriebslosigkeit, Ungeduld, Blendung, Unfähigkeit, Unwissenheit, Resignation. Hast und Ungeduld führen zu Energieverschwendung und schließlich zu Antriebslosigkeit. Unwissenheit führt schnell zur Blendung und Verblendung. Krankheit und Unfähigkeit sind oft ein Vorwand und Folge zu großer Ansprüche an uns selbst. Auch mangels sofort greifbarer Alternativen und Erfolge resignieren viele Menschen sehr schnell. Das sind alles selbst verschuldete Hindernisse. Das Selbst ist unser eigener größter Feind.

Jeder fängt mit einfachen Dingen an: Mit richtigem Stehen, Bewegen, Gehen, Sehen, Atmen. Wir lernen nicht (nur) durch fragen oder lesen, sondern erfahren durch tun, durch Sich-Mühe-Geben. Sorgfältig und gründlich zu lernen, weil uns die kleinste Abweichung meilenweit in die Irre führt.

"Wer seinen eigenen Geist überwindet, gewinnt die ganze Welt"[1], heißt es. Gib dich nicht auf! Schau nicht so viel nach rechts und links. Lass den Ehrgeiz weg. Richte deine Aufmerksamkeit nach innen. Folge der Stimme deines Körpers und deiner Intuition. Fang einfach an!

Schon Kinder lernen sehr schnell, in dem Moment in dem die Spannung nachlässt, auf das nächste Programm umzuschalten. Aber (Yoga-) Lehrer lassen sich nicht umschalten. Hör deshalb nicht auf, wenn es langweilt. Auch nicht, wenn du dich ständig abgelenkt fühlst. Ungefähr drei Monate regelmäßige Yogapraxis braucht es, dann wirst du es schaffen, schon in den ersten Minuten der Yogastunde unruhige Gedanken abzulegen. Die ersten Asanas (Stellungen) schaffst du schon sehr viel früher.

Das bewegte Yoga kann Entspannung, aber auch Sport sein, in dem man sich an anderen orientiert und mit diesen misst. An sich ist es aber egal, welche Form Yoga man betreibt, solange wir immer daran denken, unser Yoga sanft und fordernd, aber nicht verpflichtend zu gestalten.

Wirf einen Kiesel in das Wasser. Du kannst es beobachten. Die Kreise werden immer größer und es werden mehr.

Die Grundfesten des Lebens

Wir alle gehören einer Generation an, wo jeder steinalt wird......sofern uns keine Schicksalsschläge heimsuchen und mit dem Geschenk des Lebens nicht hausiert wird. Gleichwohl haben viele schon in mittleren Jahren Probleme ihrem Leben einen Sinn zu verleihen, ihre Mitte zu finden oder in ihr zu bleiben. Grund hierfür sind innere wie auch äußere Umstände und die Konflikte zwischen innerer und äußerer Haltung. Ein Grund mehr, um solche Wege wie Yoga anzugehen.

Swami Vivekananda kam 1893 als einer der ersten Yogameister in den Westen (nach Chicago, USA). Er legte den Grundstein für die Verbreitung der indischen Spiritualität im Westen. Seine Vermittlung des Yoga war eine wesentliche Vereinfachung der Komplexität indischer Spiritualität, denn er musste sich der (nach wie vor) in Zeiten der Mittelmäßigkeit lebenden westlichen Welt anpassen. So vereinigte er klassische nach innen gekehrte Yogawege und verlagerte den Schwerpunktes mehr vom Ziel der Erleuchtung weg und hin zu Atemübungen und Asanas. Die Freiheit des Selbst im Menschen war sein wichtigstes Anliegen.

Viele aktuelle Yogakonzepte bauen auf dieser Basis auf und erweitern konsequent um fehlende Teile. Es ist nämlich wie bei einem Haus. Alle Bauteile - Wände, Decke, Dach - sind wichtig, damit es nicht beim nächsten kleinen Sturm einstürzt. Das wichtigste Bauteil ist jedoch ein stabiles Fundament: die Geisteshaltung. Die weiteren Grundfesten sind Ernährung, Bewegung, Erholung, Vorbeugung und Heilung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2

Kein Mensch kann mit Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit oder Gesundheit rechnen, wenn auch nur einer dieser Bausteine seines Lebens im Chaos versinkt. Ob wir unsere geschenkte Lebenszeit in Gesundheit und Wohlbefinden oder chronischer Unzufriedenheit oder Krankheit verbringen, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Insbesondere aber von der Qualität unserer persönlichen Lebensführung.

Lebenswerte Wertesysteme

Wertesysteme gibt es viele. Die einen betonen die eigene Ehre, anderen geht es zuvorderst um Respekt, Mensch oder Tier gegenüber, um Personenkult, Regelhörigkeit, Moral, Ethik, oder aber um Nächstenliebe. Den meisten Wertesystemen gemein sind auf ein oder einige wenige Themen isolierte Betrachtungsweisen. So wertvoll viele der Wertesysteme im Einzelnen sind, das ist schade. Hier kann Yoga die Lücken auffüllen; helfen, das Große und Ganze (wieder) zu erkennen und auch zu erkennen, das alles mit allem verbunden ist.

Was im Leistungssport die erfolgsorientierte Einstellung, beim Boxen der Kampfgeist, in der Religion der Glaube und in der Wissenschaft der Forscherdrang, ist im Yoga die Geisteshaltung: Bin ich noch bereit, so viel Selbstdisziplin zu üben, dass ich meine Lebensführung bewusst unter Kontrolle behalte und Bewegung, Ernährung, Erholung, Vorbeugung, möglicherweise auch der Wiederherstellung meiner Gesundheit, aber auch meiner seelischen Verfassung und meinem Sozialleben genug Aufmerksamkeit schenke oder lasse ich mich fremd steuern, ablenken oder gehen? Oder lege ich vielleicht zu viel Selbstkontrolle an den Tag, die sich irgendwann selbst besiegt?

Bei allen Freuden und Problemen die der Alltag bietet: Eine der schmerzhaftesten Erfahrungen im Leben ist es, wenn man jemanden so sehr liebt, dass man seine eigenen Bedürfnisse darüber vergisst. Viele Menschen opfern jedoch das eigene Leben für den Beruf, die Familie, ihre Gewohnheiten oder sonst was. Wenn wir uns aber für andere (auf-)opfern, wird bei denen, für die wir uns geopfert haben, immer ein Rest Traurigkeit verbleiben. Sie werden nie (wieder) vollends glücklich sein können.

Wir können nur dann Leben und Seelen retten, wenn wir gut auf das eigene Leben und die eigene Seele achten. Es ist schnell vergessen, dass das eigene Leben das wertvollste ist was wir besitzen. Das eigene Leben, das verbunden ist mit einer unendlichen Vielzahl anderer Wesen. Deshalb beginnt Yoga bei dir und endet bei dir.

Mögen alle Wesen glücklich zufrieden und frei sein.

Mögen wir mit unseren Worten, Gedanken und Taten ständig dazu beitragen.

Loka Samastha Sukino Bhavantu.

Om Shanti, Shanti, Shanti.

(Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein.

Friede sei in allem Sein)

Spiritualität

Hörst du auch dieses ganz leise tiefe durchdringende Brummen, was im Hintergrund immer da ist? Dann bist du ein spiritueller Mensch. Ob du es willst oder nicht. Und sei dir gewiss, mit ein wenig Konzentration können alle Menschen dieses leise tiefe Brummen hören. Es ist "OM". Der universelle Klang des Absoluten. Der transzendente Urklang des Universums. Und noch so viel mehr.

Spiritualität heißt nach einem höheren Sinn zu streben, sich geistig damit zu verbinden und das Leben auf die Erfahrung und Verbindung mit einer höheren Wirklichkeit auszurichten.

Es gibt viele Gründe sich stetig spirituell weiter zu entwickeln und die eigene Persönlichkeit zu vervollkommnen.

Achtsamkeit, Großzügigkeit, Toleranz, Einsicht, Mitgefühl und Dankbarkeit sind Folge einer spirituellen Lebensweise und machen solche Menschen liebenswert. Wer ist nicht gern mit einem solchen Menschen zusammen? Aber noch viel mehr: Die Ängste des Alltags treffen spirituelle Menschen weitaus weniger. Die Zufriedenheit, die diese Menschen ausstrahlen fasziniert. Insgeheim wünscht sich jeder diesen inneren Frieden. Spirituelle Menschen sind weise, gleichmütige Menschen, geprägt von einer Art Gottvertrauen, gleich ob sie religiös sind oder nicht. Sie vertrauen darauf, dass alles gut wird und kommen später in den Himmel als andere.

So, wie du so, wie du bist, gut bist;

Und alles gut ist, wie es ist.

OM

Meditation: Gegenseitige Abhängigkeiten

- Denke über die wechselseitige Abhängigkeit aller Phänomene auf dieser Erde nach.
- Deine Lebensführung hat Einfluss auf dein Wohlergehen, wie deine Geisteshaltung.
- Aber auch global ist alles verknüpft; jeder kennt jeden über max. 6 Ecken.
- Wenn du so darüber nachdenkst und meditierst, verlieren deine kleinen, regional begrenzten Probleme vielleicht etwas an Gewicht.
- Du wirst anfangen, die Dinge ganz selbstverständlich auf globale Weise zu sehen, die ganze Menschheit und alle Wesen betreffend.
- Vorstellungen, wie ich, mein, dein, die anderen treten in den Hintergrund.
- Auch Gefühle, die dich unglücklich machen, wie Aggressive Gedanken, Hochmut, Eifersucht und vor allem die Tendenz nach rechts und links zu schauen – zu rivalisieren.
- Du betrachtest das Wohl des Ganzen.
- Innerer Frieden breitet sich aus. Auf ganz natürliche Art und Weise.

Der Laut OM

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3

Als Kind hast du vielleicht auch abends im Bett, kurz vor dem Einschlafen, dieses tiefe leise Brummen gehört. Und dachtest, es seien Flugzeuge am Himmel. Irgendwann war das Brummen dann weg. Flugzeuge fliegen aber immer noch. Entspann dich und konzentriere dich. Du wirst es wiederfinden. OM und Shanti.

"OM" ist der universelle Klang des Absoluten. "Shanti" steht für "Frieden". Es ist aber so viel mehr. Viele Lehren gibt es zu Om und Shanti. Alle gehören einer Familie an. Shanti beschreibt den Zustand inneren Friedens, innerer Stille; das Ruhen der Sinne, Leidenschaften, Gefühle, Empfindungen und Impulse. Es ähnelt den Friedensgrüßen "Shalom" (hebräisch) und "Salaam" (arabisch). Der englische Begriff "Peace" steht in seiner umfassenden Bedeutung ebenfalls im Zusammenhang mit Gemütszuständen wie Ruhe, Gelassenheit, Gleichmut und meditativen Erfahrungen, der Seelenruhe.

Die Dogmatik des OM, phonetisch eigentlich die drei Buchstaben AUM und im Sanskrit mit vier, statt drei Schriftzeichen, wird gern etwas belächelt. Dabei steht das vierte Schriftzeichen, der Punkt, für die Stille, Weite und Verbundenheit, die danach (nach dem Klang OM) kommt. Letztlich sind alle Klänge des Universums zurückzuführen auf OM. OM, das sind stärkste Schwingungen. Sie stehen für tieffrequente Schwingungen, die so wohltuend sind. Und für eine tiefe natürliche Atmung. Wer OM singt, bekommt eine starke schöne Stimme. Und erhält sich seine Vitalität.

Die Hormonproduzenten, die Quelle unserer Lebensenergie, sind unsere Drüsen, in anderen Kulturen auch Chakren oder Energiezentren genannt. Die wichtigsten sind die Hypophyse, die Zirbeldrüse, die Schilddrüse und die Thymusdrüse, sowie die Bauchspeicheldrüse, die Nebennieren und die Keimdrüsen. Ohne regelmäßige Stimulation, lassen diese Drüsen in ihrer Funktion nach. Die Folge ist körperlicher und geistiger Verfall. Alles was nötig ist, um diese Drüsen zu stimulieren ist eigentlich Bewegung. Auch Stimme ist Bewegung. Durch eine tiefe Stimmlage, wie beim OM – Singen, werden Schwingungen ausgelöst, die sich vor allem im Kopf, Hals- und Brustbereich, aber auch Bauch und Unterleib ausbreiten. Dort wirken sie auf die Drüsen.

In vielen Kulturkreisen singen die Gläubigen manchmal stundenlang, unisono in einer tiefen Tonlage. Die Bedeutung liegt dabei nicht im Singen selbst und weniger in der Bedeutung der Worte, sondern in der Schwingung und Resonanz ihrer Stimmen und deren Wirkung auf die Energiezentren (Drüsen). Denn ihre Vorfahren haben entdeckt, dass die Schwingungsfrequenz des Klanges „Oh - mmm...“ besonders mächtig und wirkungsvoll ist. Der berühmte Laut OM.

Trainiere deine tiefe Stimmlage deshalb immer, wenn du alleine bist oder wenn die Lärmkulisse ausreicht, deine Stimme zu übertönen. Höre das OM hinter allen Klängen - so kann dich alles an das Unendliche erinnern. Im Rauschen des Windes, Klang der Autos, Klang des Computers, Klang deines Atems, deines Herzens, eventuell selbst in deinen Ohrgeräuschen. Halte im Alltag immer wieder inne, um den OM - Klang zu genießen und zu praktizieren. OM ist deine spirituelle Nahrung. OM ist dein spirituelles und körperliches Stärkungsmittel. Schöpfe aus OM. Alle Wünsche werden verschwinden. Du wirst Selbstverwirklichung erreichen.

Frieden für Körper, Geist und Seele.

Frieden mit dir selbst,

Frieden mit deinen Mitmenschen,

Frieden für die ganze Welt.

Om shanti

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4

Meditation – OM rezitieren

- Setze dich bequem und aufrecht hin.
- Schließe die Augen.
- Nimm einige tiefe langsame Atemzüge.
- Dann rezitiere „OM“, immer wieder,
- als „OM“ oder „AUM“,
- in deinem natürlichen Atemrhythmus,
- mit tiefer Stimme, in deiner natürlichen Tonlage.
- Nach deinem letzten „OM“ achtest du auf die Stille, die danach kommt.

Yoga im Alltag

Yoga im Alltag ist anfangs eine große Herausforderung. Denn die meisten Menschen sind es gewohnt mit einer Art Doppelmoral oder Gentleman Agreement zu leben, was auch nichts anderes als eine Fassade ist. Menschen, die das Wesen der kleinen Dinge, die sie für unwichtig erachten, nicht erkennen. Menschen die keine Ahnung von Karma, Beseeltheit und solchen Dingen haben.

Unser Alltag ist voll von Konflikten, bei denen uns eine yogische Sichtweise beistehen kann. Ein Beispiel: Dich trifft eine Ärgerlichkeit. Im Yoga heißt es dazu Ahimsa, gewaltfrei in Gedanken, Wort und Tat bleiben. Werde dir deshalb deines Ärgers bewusst. Erkenne, dass Ahimsa kein Verbot beinhaltet, sich über Ungerechtigkeiten zu empören. Auch verbietet dir Ahimsa nicht, sich freundlich der Kooperation mit unliebsamen Menschen zu verweigern, was der Weg Mahatma Gandhis war, der Indien von der britischen Kolonialbesatzung befreite.

Jeder Weg zur Selbsterkenntnis kann als Yoga bezeichnet werden. Deshalb gibt es zahlreiche Wege. “Ein spiritueller Weg der nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg!” heißt es. Gerade in unserem Alltag vergessen wir oft, wie wichtig es ist, auf uns und unser Karma zu achten. Das Gesetz des Karmas bezeichnet die Abhängigkeit von Ursache und Wirkung. Du hast das, was dir geschieht, selbst geschaffen. Du bist verantwortlich für das, was dir in der Zukunft geschieht.

Lebensereignisse sind aber nicht Belohnung oder Bestrafung, sondern Möglichkeiten zum Wachsen anhand der Erfahrungen. Das heißt, behandelst du deinen Körper schlecht, oder andere, wird es dir nicht gut ergehen. Tust du Gutes und hast dabei Erwartungshaltung, wird es dir auch nicht besser ergehen!

Wir sollten uns immer wieder fragen, welche Assoziation weckt es in uns? Yoga lebt nämlich in allem was wir tun. Es lebt darin, wie wir uns bewegen, in was wir unsere Lebenszeit investieren, wie ernst und wichtig wir uns nehmen. Und es lebt darin, wie wir andere Menschen behandeln.

Yoga ist, wenn du deine Träume verfolgst, dich auch gewaltfrei ernährst, du in deinem Leben präsent bist. Es ist alles Yoga. Yoga ist, wenn Du nicht einfach vorgegebenen Regeln folgst, sondern aus Erfahrung, Einsicht und Weisheit handelst.

OM, OM, OM

Shanti, Shanti, Shanti

Frieden, Frieden, Frieden

Kleshas und Unkraut

Im Yoga nennen wir sie Kleshas. Kleshas sind eine Ursache des Leidens. Kleshas sind bestimmte Strukturen, Muster und Kräfte im menschlichen Geist, die unsere Wahrnehmung steuern und unsere Handlungsweise bestimmen. Kleshas bringen uns immer wieder in Situationen, die leidvoll erfahren werden. Der Grund: Wir wollen sie nicht hinnehmen, sondern streiten um ein Für und Wider, wir stellen uns „tot“ und ignorieren oder verdrängen unser Missempfinden.

Im Yoga werden 5 Kleshas genannt: Ignoranz (Unwissenheit, nicht wissen wollen), egozentrisches Verhalten (Identifizierung), Anziehung (Wunsch), Abneigung, Angst (Furcht). Kleshas sind eine dynamische, schwer fassbare Energie. Sie können endlose Kettenreaktionen auslösen. Eine Emotion verstrickt sich mit der nächsten. Eine Qual für uns selbst und die Anderen.

Eine Ausprägung der Kleshas ist die Neidkultur (Ego). Neid ist diabolisch, sät Misstrauen. Obwohl die Person mit ihrem Wohlstand, auf die wir neidisch sind, vielleicht trotzdem viel gegeben hat. Auf ihre Art. Wir wissen es nicht. Deshalb dürfen wir uns, statt neidisch zu sein, für andere freuen, dürfen andere feiern. Auch diejenigen, mit denen wir nicht gern tauschen würden. So zum Beispiel die hart arbeitende Krankenschwester oder den Müllmann. Ohne sie gäbe es unseren Wohlstand auch nicht. Andere ehren macht dich nicht kleiner, gefährdet dich nicht. Erweise allen deine Ehrerbietung und setze so den Kleshas einen Gegenpol entgegen.

Ein Klesha - Beispiel aus der Yogapraxis: Stell dir vor dein Yogalehrer kündigt Seitbeugen an. Mit Rückenschmerzen eine Qual. Dann löst allein schon die Ankündigung Warnsignale in dir aus. Der Körper nimmt deine Gedanken als Realität wahr. Entsprechend erfolgen die biochemischen Reaktionen. Abneigung und Angst zeigen sich, vielleicht auch Gereiztheit. Kopf und Körper reagieren. Die Folge: Stress, Aggression, Egokonflikte, Schmerzen.

Was können wir in so einer Situation tun? Im Yoga heißt die Antwort: Kleshas nicht ausleben und auch nicht unterdrücken. Schwäche sie ab durch Aufmerksamkeit. Welche Gedanken hast du gerade? Wo sitzt das Klesha im Körper. Am Beispiel der Seitbeugen: Wo sitzt der Rückenschmerz?

Kleshas werden gern mit „Unkraut“ verglichen und der menschliche Geist mit einem Garten. Kleshas (Unkräuter) brauchen keine Pflege, um groß und allgegenwärtig zu werden und den Geist zu beherrschen. Sie sind einfach da. Sich aber selbst überlassen, wird der Geist durch die Kleshas geprägt: Ignoranz (Unwissenheit, nicht wissen wollen), egozentrisches Verhalten (Identifizierung), Anziehung (Wunsch), Abneigung, Angst (Furcht). Die Aufmerksamkeit, die wir ihnen jedoch entgegensetzen, ist hingegen wie ein Wächter, der uns schützt, nicht immer die gleichen Fehler zu machen und alte Gewohnheiten zu stärken. Absichtliche Aufmerksamkeit bringt uns immer in Kontakt mit der Welt des Willens und trainiert unsere Fähigkeit bewusst zu handeln. Kleshas können so innere Klarheit schaffen und nährende und heilsame Gefühle mit sich bringen.

Kleshas und die Bhagavad Gita

Die 5 Kleshas (Ignoration, Ego, Anziehung, Abneigung, Angst) sind Kräfte im menschlichen Geist, die wie Unkraut wuchern wollen. Weil wir etwas wollen oder nicht, oder uns „tot“stellen. Das führt zu endlosen Kettenreaktionen, nicht selten hoch emotional. Eine Qual für uns selber und andere. Was können wir dagegen tun? Abschwächen durch Aufmerksamkeit. Und die Gedanken erden. Eine große Hilfe dazu sind die überlieferten Sagen, klassische oder heilige Schriften und Schriften großer Gelehrter oder Meister. Diese Schriften beinhalten das gesammelte Wissen und die Erfahrungen der Menschheit. Manchmal offensichtlich, oft jedoch versteckt, doppeldeutig oder in Gleichnissen. Im Zuge der Völkerwanderungen sind sie zum weltweit verteilten Wissen geworden. Wenngleich man manchmal ihre wahre Herkunft nicht (mehr) kennt oder verleugnet.

Bevor wir uns jedoch mit den Überlieferungen anderer Kulturen befassen, sollten wir die großen Schriften unseres eigenen Kulturkreises kennen. In der christlich geprägten Kultur gehört dazu sicherlich auch die Bibel, ganz gleich ob wir getauft sind oder nicht. Denn dann werden wir die eigenen Wurzeln auch in fremden Schriften erkennen. Wir werden erkennen, dass wir, unser Leben und unsere Kultur Teil eines Jahrtausende alten großen Ganzen sind.

So auch in den Veden. Die ältesten, ursprünglichen indischen Schriften, zu deren vollständiger Lektüre mehr als ein Menschenleben notwendig wäre. Eine weitere Empfehlung wären die Schriften des 14. Dalai Lama. Seine klare verständliche Sprache setzt auf Logik und Vernunft, weniger auf Religion.

Die Bhagavad-Gita, eine weitere große Schrift aus dem indischen Raum berichtet vom wahren Leben, ohne Frontallehre. Sie hilft den Alltag bewusst zu leben und zu spiritualisieren. Es ist eines der meist gelesenen Bücher in Indien. So behandelt Kapitel 1 der Bhagavad-Gita das Dilemma zwischen Pflichterfüllung (Dharma) und Ahimsa (Gewaltfreiheit): Es findet der Beginn der Entscheidungsschlacht eines Erbfolgekriegs statt. Arjuna und seine Brüder wollen für ihren rechtmäßigen Anteil am Königreich kämpfen. Arjuna will helfen wieder eine gerechte Ordnung zu schaffen, wo die Menschen ohne Angst und Sorge leben können. Auf dem Schlachtfeld wird er sich jedoch bewusst, dass auch auf der Gegenseite nicht nur Bösewichte sind. Im Gegenteil, es sind alles Menschen wie er, teilweise sogar seine eigenen Verwandten und Lehrer.

Eine der ersten Erkenntnisse aus der Bhagavad Gita ist hier, dass im weiteren Sinne alle Menschen unsere Verwandten sind.

Die Bhagavad-Gita ist zeitlos, weil sie unser inneres Schlachtfeld abbildet. Am Anfang des spirituellen Weges fangen wir an, an uns zu arbeiten. Das „Schlechte“ soll überwunden werden, das „Gute“ muss siegen. Wenn wir dann genauer hinschauen, sehen wir, dass das „Schlechte“ eigentlich nicht nur schlecht war. Warum sollten wir nun dagegen etwas tun? Das Leben selbst ist voller ethischer Konflikte. Jeden Tag treffen wir Entscheidungen, und jede Entscheidung hat Auswirkungen. Die Weise, wie wir uns entscheiden, prägt unseren Tag, unseren Charakter, unser Leben. So schließt sich der Kreis zu Kleshas und Karma.

Vertrauen in eine höhere Kraft

Der Himmel ist Blau, das Gras ist grün, dein Atem tief und ruhig. Und aller Stress und alle Sorgen relativieren sich, weil da einer ist, der es gut mit dir meint.

Ishvarapranidhana, das 5. Niyama (Verhaltensregel) bedeutet im Sanskrit die Hinwendung zu Gott, oder, wenn wir nicht religiös sind, das landläufige Gottvertrauen. Es genügt, zu wissen, dass wir unser Bestes getan haben: Die Gott – Gläubigen können dann den Rest getrost in Gottes Hände legen. Alle anderen verlassen sich auf ihre Art Grundvertrauen in das Leben an sich oder auch in eine höhere Kraft.

Oft zweifeln Menschen, grübeln, haben schlechte Gefühle oder Furcht vor der Zukunft: Vertrauen in eine höhere Kraft bedeutet, sich von Ängsten und Zweifeln zu befreien. Entweder in Form der Hingabe an eine Göttlichkeit. Einfach zu wissen, dass Gott es gut mit uns meint und den richtigen Weg weiß. Mit ausgesprochener Wunschlosigkeit, weil Gott viel besser weiß, was wir wirklich brauchen. Oder, weil wir die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren, dass vieles nicht im Einflussbereich der eigenen Macht liegt. Akzeptanz bedeutet Loslassen. Sein Bestes getan zu haben und trotzdem die Endlichkeit aller Dinge zu akzeptieren.

Om Namah Shiva(ya),

Thy Will Be Done.

Meditation – Getrennt-sein überwinden (Ausdehnungsmeditation)

- Setze dich bequem hin.
- Atme ein paar mal tief aus und ein.
- Spüre Deine Füße und Beine und lächle in Deine Füße und Beine hinein.
- Spüre Dein Kreuz und Rücken und lächle in Kreuz und Rücken hinein.
- Spüre Deinen Bauch und Brust und schenke ihnen ein Lächeln.
- Spüre Schultern, Hals und Kopf und schenke ihnen ein Lächeln.
- Spüre Dich als Ganzes, und schenke Dir als Ganzes ein Lächeln.
- Werde Dir der Menschen um Dir bewusst (Arbeitskollegen, Familie, Nachbarn o.ä.) und lächle ihnen innerlich zu.
- Werde Dir der ganzen Gegend bewusst und lächle in die ganze Gegend.
- Spüre die Erde unter Dir und lächle in die Erde hinein.
- Erhebe Deine Bewusstheit zum Himmel und lächle nach oben.
- Dehne Deine Bewusstheit in alle Richtungen aus und verharre ein paar Atemzüge im Gefühl dieser Weite.
- Öffne Deine Augen, schaue Dich um, denke an das, was Du jetzt / heute noch zu tun hast und lächle zuversichtlich.

Präsenz

Opfertypen, mit ihrem wehrlos wirkenden Verhalten, sind nicht präsent. Das leuchtet ein. Genauso wenig präsent sind aber auch Menschen mit übersteigertem Geltungsdrang oder einnehmendem Wesen. Denn die Schöpfung hat uns nicht nur die Aufgabe gegeben, Kinder groß zu ziehen, sondern auch aufzurichten: aufrechte Körperhaltung, feste Stimme, klare Wortwahl. Präsenz führt deshalb zu einer Durchdringung aller Aspekte unseres Seins: Körper – Atem – Energie – Denken – Spüren – Bewusstsein.

Innere Präsenz heißt Dasein, hier und jetzt! Das ist spürende Wahrnehmung für Körper, Bewegungen, Atem und die Verbindung. Du bekommst eine verfeinerte Selbstwahrnehmung. Entdeckst die heilsamen Kraft von Gegenwärtigkeit (wie in der Meditation „Bodyscan“). Die Präsenz des Geistes erhöht die Flexibilität und die Flexibilität, vor allem der Wirbelsäule, bringt einen flexiblen Geist mit sich. Denn es gibt einen Zusammenhang zwischen Körper und Geist. So bleiben wir authentisch.

Die eigene Präsenz breitet sich aus und eine tiefe innere Klarheit und Stille kann erfahren werden. Dann wächst auch die äußere Präsenz: Die Art wie wir auftreten, die individuelle Ausstrahlung, wird von anderen als irgendwie „verstärkt anwesend“ empfunden. Wenn die Energie sich richtig bewegt, werden wir gesund, stark und friedvoll, wir strahlen Stärke und Vitalität auf andere aus. Unsere einfache Präsenz wird anderen Energie und Stärke bringen. Entdecke Präsenz mit Meditation, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration.

So verändert Yoga viel. Yoga zwingt auf sanfte Art zu Präsenz. Mit der Zeit hören wir auf, beim Gehen ständig auf die eigenen Schuhspitzen zu starren. Das gesamte Auftreten verändert sich. Die Gedanken werden positiver, die Stimme wird tiefer, der Gang wird aufrechter und selbstsicherer. Wir sehen den Leuten direkt in die Augen. Wir besitzen Würde. Und Energie. Wir werden einfach ein anderer Mensch. Es ist etwas Besonderes, die Gegenwart von Menschen zu spüren, die auf ihrem spirituellen Weg weit fortgeschritten sind. Denn wenn zwei das Gleiche tun oder nicht tun, ist es noch lange nicht Dasselbe.

Der Bodyscan

Was ist der "Bodyscan"? Er ist an sich ziemlich nüchtern und stammt aus dem Buddhismus. Heutzutage wird er gern therapeutisch eingesetzt. Bei Schmerzen und Stress. Bodyscan bedeutet das achtsame innere „Abtasten“ des Körpers, in Ruhe, ohne Anhaften. Es ist weder eine "Entspannungs"- noch eine "Wohlfühl"-Übung. Der Bodyscan ist eine ausgesprochen wirkungsvolle Meditation, kann aber auch „wahnsinnig“ machen.

Übe den Bodyscan im Liegen und am Besten morgens, damit du dem zähen Ringen zwischen Einschlafen und Wachbleiben nicht erliegst. Du setzt im Liegen den unbewussten und automatisch ablaufenden Mustern Achtsamkeit entgegen.

Meditation - Bodyscan

- Leg dich hin, schließe die Augen, Atme aus, lass los, entspanne dich.
- Nimm deinen Atem wahr.
- Nimm dein rechtes Bein wahr.
- Dann atme durch dein rechtes Bein hindurch ein und wieder aus. Von den Zehenspitzen bis zur Hüfte.
- Spüre einen Atem in deinem rechten Bein. Spüre den Weg deines Atems.
- Spüre das Kribbeln oder Strömen.
- Dann verfahre genauso mit deinem linken Bein und den Armen.
- Spüre deinen Atem dort. Spüre den Weg deines Atems.
- Dann atme durch deinen Rumpf hindurch. Spüre auch dort an jeder Stelle deinen Atem.
- Atme schließlich durch deinen gesamten Körper hindurch. Vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen.
- Spüre den Weg des Atems. Spüre das Strömen oder Kribbeln.
- Nimm noch einige kräftige Atemzüge und löse dann sanft die Meditation auf.

Der Bodyscan entfaltet erstaunlich schnelle Wirkungen. Wunder kann er jedoch nicht vollbringen. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich die Erfolge des Übens einstellen. Übe deshalb wenigstens 8 Wochen lang je 20 Minuten.

Die meisten Bedrohungen, die wir empfinden, sind nicht real, sondern entstehen in unserem Bewusstsein. Das Gehirn macht jedoch keine Unterscheidung zwischen Realität und innerer Einbildung und ruft den Körper zu den Waffen. Der Bodyscan verändert das Körperbewusstsein. Wir signalisieren dem Körper: Es ist zwar unangenehm, aber kein Grund, das gesamte Stressprogramm zu mobilisieren. Denn bei ehrlicher Betrachtung findet sich in allem scheinbar Schlechtem, wie Schmerzen, etwas Gutes und im scheinbar Guten auch etwas Schlechtes. Wir alle sind es nämlich gewohnt Partei zu ergreifen. Dafür oder dagegen. Durch bewusstes Handeln und regelmäßige Innenschau lässt sich jedoch diese Sichtweise lernen. So entsteht Gleichmut, so bleiben wir in unserer Mitte. Gleichmut schließt es nämlich aus Partei ergreifen zu können und verhindert damit unendlich viel Leid.

Deine Bestimmung

Es gibt eine weitere Ebene im Yoga: deine Bestimmung, dein Lebensziel. Denn es gibt viele verschiedene Lebensmodelle. Wir alle folgen einem Lebensmodell. Folgen wir diesem bewusst oder unbewusst? Woran orientiert sich unser Lebensmodell? An anderen? Am Mainstream?

Wer sich immer nur an anderen orientiert, lässt praktisch andere für sich denken und über das eigene Tun entscheiden. Und damit können wir unsere persönlichen Möglichkeiten natürlich nie voll ausschöpfen.

Nach einiger Zeit verwechselt man sich schnell mit „seinem“ Lebensmodell. Man hat vergessen, wie sehr Zufall, Laune, Willkür, frühe Prägungen oder Stimmungslagen entscheidend waren, als man zu seinem Lebensmodell fand und wie viel andere Lebensmodelle man statt dessen hätte verfolgen können.

Wirklich zufriedene Menschen tun einfach das, was sie aus tiefsten Herzen wollen. Andere haben vielleicht im täglichen Leben ihre Bestimmung vor Augen, schaffen aber den Absprung dorthin nicht. Großen Respekt verdienen deshalb Menschen, die in mittleren Jahren ihrem Leben eine komplett neue Kehrtwendung geben. Denn worauf wir immer wieder unsere Aufmerksamkeit richten, daran denken wir. Woran wir immer wieder denken, daran glauben wir. Woran wir glauben, das machen wir.

Im Yoga wird es als unmenschlich angesehen, ständig nach etwas zu streben, zu suchen, sich um etwas zu bemühen. Vielmehr ist es Ziel als Mensch präsent zu sein. Alles ist gut so wie es ist. Bestimmung und Präsenz halten uns in unserer Mitte und verschaffen uns Gleichgewicht.

Meditation: Deine Bestimmung

- Überlege, was ist Sinn deines Lebens?
- Schreibe die Antworten auf einen Zettel.
- Markiere emotionale Antworten,
- bis du auf eine Antwort stößt, die dir Tränen in die Augen treibt.
- Das ist deine Bestimmung.

Vom Glück

Das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde bedeutet Leid für die Tiere. Gleichwohl stand das Glück in früheren Zeiten auch sehr eng mit Pferden in Verbindung. Dazu später.

Buddha sagte einst: „Es gibt keinen Weg zum Glück, Glücklichsein ist der Weg“. Trotzdem sind wir ständig auf der Suche nach dem Glück. Yoga ist einer von vielen Wegen um zumindest richtig zu suchen.

Kennst du das selbstvergessene Spiel der Kinder oder erinnerst du dich daran? Das eine Kind still und zufrieden, das andere schaut erst mal, das nächste quietschvergnügt. Je nach Charakter. Jede Zelle, jede Pore der Kinder ist aber offen für Glück. Kinder geraten beim Spiel in Streit, bis es kracht. Nach ein paar Minuten ist alles vergessen und sie spielen in schönster Harmonie. Kinder weinen jeden Tag, doch scheinen sie viel glücklicher als Erwachsene zu sein. Dann kommt die Erziehung und Sozialisierung, die uns zeigt, wie weit wir Emotionen wie Wut, Glück, Angst und Ärger ausleben dürfen. Erwachsene, die ihre Emotionen ausleben gelten im besten Falle dann als temperamentvoll, naiv oder authentisch. Aber man eckt schnell an, wenn man ständig Freudentänze aufführt, aufdringliche Neugier zeigt, über andere Personen her- oder sich sozial zurück zieht.

Später, als Erwachsener, wächst die Sehnsucht nach Freiheit und Verbundenheit. Unser Glück können wir aber nur selbst finden. Wege zu Glück sind jedoch tief in jedem von uns verankert. Wenn wir ehrlich sind, Gelegenheiten froh zu sein, gibt es genug.

Yogische Empfehlungen zum Glück sind Genügsamkeit und Bescheidenheit, genannt Santosha. Dazu kann zum Beispiel auch gehören, weniger zu arbeiten, als uns möglich wäre. Zugegeben, diese Vorschläge sind nicht üblich, nicht gesellschaftskonform und entsprechen nicht unbedingt der Erziehung und Prägungen des Elternhauses. Seien wir uns aber gewiss: Alles zum Leben zu haben macht glücklich, mehr, nicht unbedingt. Wohl auch deshalb liegt Deutschland, als eines der wohlhabendsten Länder der Erde, auf dem Glücksatlas nur im Mittelfeld.

Glücklich zu sein bedarf nach der Wissenschaft eines sozialen Zusammenhalts, der Lust Neues auszuprobieren, Sanftmut, Vertrauen, Offenherzigkeit, Familie, Freundschaft, Geborgenheit und vor allem einer anderen Umgangskultur zwischen den Menschen, als wir sie oft in Familie, Beruf, Nachbarschaft, Wirtschaft oder Politik vorfinden. Würdest du dich nach diesen Maßstäben als glücklichen Menschen bezeichnen?

Glücklichsein ist eine Emotion. Genauso wie Ärger und Angst. Emotionen sind nicht das Problem. Sondern die Art, wie offen wir damit umgehen, wie sie andere treffen und ob wir sie unterdrücken und verdrängen, so dass sie uns krank machen können. Deshalb ist es wichtig Emotionen immer dort abzuladen, wo sie hingehören. Gute, wie auch vermeintlich schlechte. Das Glück mit der Familie in der Familie. Den Stress mit dem Chef bei diesem. Natürlich auf sozialverträgliche und gewaltfreie Art und Weise.

Emotionen sind pure Energie, die wir ja auch für unser Glück nutzen können. Große Freude und Liebe machen mutig und kreativ. Ärger und Wut können nützlich sein, um Dinge in Bewegung zu bringen oder zu verändern.

Emotionen sind weder Freund noch Feind. Sie zeigen uns lediglich, wo wir gerade stehen. Emotionen können auch bei uns, wie bei den Kindern, kommen und gehen. Wichtig ist nur, das wir nicht in ihnen stecken bleiben, weil sie uns dann als die einzige Wahrheit erscheinen.

Ein an eine alte Zen-Geschichte erinnerndes Erlebnis holte einen Autofahrer schlagartig ins Hier und Jetzt des Glücks zurück: Auf einer viel befahrenen Straße landete eine vom langen Flug geschwächte Brieftaube und wurde von einem Fahrzeug angefahren. Welch ein Pech für die Taube. Im Vorbeifahren bemerkte der Autofahrer jedoch die verletzte Taube und hielt rechts an, um ihr zu helfen. Was für ein Glück für die Taube, dass sie vom nachfolgenden Auto gesehen wurde. Noch bevor der Fahrer jedoch aus seinem Fahrzeug aussteigen konnte, erfasste ein weiteres Fahrzeug die Taube und fuhr sie tot. Welch ein Pech für die Taube. Als der hilfsbereite Fahrer eine halbe Stunde später nochmals an dieser Straßenstelle vorbeifahren musste, bemerkte er einen kleinen Trupp junger Krähen, die sich über die tote Taube als unerwartete Nahrungsquelle hermachten. Welch ein Glück für die Jungkrähen...

"Man wird sehen" (aus dem Zen)

Ein Bauer hatte ein Pferd, aber eines Tages lief es fort und der Bauer und sein Sohn mussten ihre Felder selbst pflügen. Die Nachbarn sagten: “Was für ein Pech, dass euer Pferd weggelaufen ist!” Aber der Bauer antwortete: “man wird sehen” Eine Woche später kam das Pferd zum Bauernhof zurück und brachte eine ganze Herde wilder Pferde mit. “So viel Glück!” riefen die Nachbarn, aber der Bauer sagte: “man wird sehen” Kurz danach versuchte der Sohn des Bauern, die wilden Pferde einzureiten – aber er wurde abgeworfen und brach sich ein Bein. “Oh, so ein Pech!” Die Nachbarn hatten Mitleid, aber der Bauer sagte wieder: “man wird sehen” Ein paar Tage später zog der Landesherr alle jungen Männer in sein Heer ein, um in die Schlacht zu ziehen. Aber den Sohn des Bauern ließen sie wegen seines gebrochenen Beins zu Hause. “Was für ein Glück, dass dein Sohn nicht in die Schlacht ziehen muss!” freuten sich die Nachbarn. Aber der Bauer bemerkte nur: “man wird sehen.”[2]

Man könnte diese Geschichten endlos weiter erzählen.

Wir müssen verstehen, dass unser Glück nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt, sondern dazwischen. Im Hier und Jetzt. Wir dürfen die Gewichtung von innerem und äußerem Glück nicht vertauschen.

Nach der Wissenschaft ist unser Glücksniveau zu 50 Prozent abhängig von unserem körperlichen Zustand. Das heißt, von unseren Genen, unserem Stoffwechselzustand und unserem Hormonhaushalt. Nur zu 10 Prozent haben unsere äußeren Lebensverhältnisse Anteil an unserem Glücksniveau. Schon allein durch Arbeit an unseren Gedanken können wir unser Glücksniveau um 40 Prozent verändern.

Das bedeutet dann aber auch, dass es normalerweise nicht so wichtig ist, seine äußeren Lebensumstände zu verändern, um glücklich zu werden. Für das persönliche Glück ist es relativ unbedeutend, einen besseren Beruf, einen besseren Partner, bessere Kinder oder eine schönere Wohnung zu bekommen. Daraus folgt aber auch: 1. Sorge gut für deinen Körper. 2. Baue innere Verspannungen ab. Finde dazu die passenden Übungen und die passende Lebensführung. Innere Verspannungen sind ein Hauptgrund der uns daran hindert auf einer tiefen Ebene glücklich zu sein. Es sind Prägungen, Ängste, Stress und Süchte bzw. Gewohnheiten. Mache daraus eine positive Flow-Erfahrung. Fließe positiv mit dem Leben.

Ein weiterer Grund, der maßgebend am Nicht-Glücklich-Sein beteiligt ist, ist das Leben über den ehrlicherweise erträglichen eigenen Verhältnissen und Bedürfnissen. Wir sollten uns bewusst für ein gewisses Maß an Bescheidenheit entscheiden. Vielleicht gehört dazu auch weniger als möglich zu arbeiten. Wir wissen ja: Alles zum Leben zu haben macht glücklich, mehr nicht unbedingt.

Und 3. Stärke deine Selbstdisziplin. Soziale Unterstützung und Kontakt zu anderen Menschen sind hier wichtig. Halte dich von Menschen und Situationen fern, die dir nicht gut tun.

Mögen alle Wesen glücklich zufrieden und frei sein.

Mögen wir mit unseren Worten, Gedanken und Taten

immer dazu beitragen.

Meditation - Vorstellen und zurückholen

- Schließe die Augen.
- Stell dir das selbstvergessene Spiel der Kinder vor.
- Versetze dich in diese Stimmung.
- Öffne jede Zelle, jede Pore dafür.
- Erkenne: Gelegenheiten froh zu sein gibt es genug.
- Der Weg zum Glück steckt auch tief in dir.

[...]

Final del extracto de 366 páginas

Detalles

Título
Yoga. 100 Lehrbriefe aus heiltherapeutischer Sicht
Autor
Año
2019
Páginas
366
No. de catálogo
V459877
ISBN (Ebook)
9783346108630
ISBN (Libro)
9783346108647
Idioma
Alemán
Palabras clave
Yoga Heilung Gesundheit Heilkunde Heilpraktiker heilen Ernährung Lebensführung Krankheit Heiler Yogapraxis Alltag, Bruno Gröning Beratung Lebensberatung, Ernährungsberatung, Spiritualität
Citar trabajo
Steffen Hanniske (Autor), 2019, Yoga. 100 Lehrbriefe aus heiltherapeutischer Sicht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459877

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