Einer zwar nicht allzu ernst gemeinten, jedoch im Grunde wahren Definition zufolge ist der Bayer „(...) ein Mensch, der innere Befriedigung dabei empfindet, wenn er Fremden den falschen Weg zum Hofbräuhaus zeigt.“ (Richard McCormack)
Doch diese eigentümlich-witzige Gastfreundlichkeit vieler Bewohner Bayerns, die Fremde oft schlicht als „Zuagroaste“ betiteln, ist natürlich bei weitem nicht die einzige wesentliche Charaktereigenschaft des süddeutschen Volkes. Hinzu kommt ein ausgeprägtes National- bzw. Heimatgefühl, das nicht zuletzt aus der erwähnten bajuwarischen Xenophobie heraus resultiert. Dieses Volksempfinden, diese „Mir san mir-Mentalität“ führt oft dazu, dass der Bayer unverhohlen und deutlich seine ureigene Meinung äußert und dass es ihm „Wurscht“ ist, was der Rest der Nation dabei über ihn denkt oder sagt.
Da man dem bayerischen Volk also getrost einen starken Drang zur Unabhängigkeit und einen ausgeprägten Hang zum Eigensinn attestieren kann, ist es kaum verwunderlich, dass sich im Freistaat Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg eine Mitte-Rechts-Partei gebildet hat, die sich als bayerisches Pendant zu den christ-demokratischen Unionsparteien (CDU) versteht, die in den Ländern Restdeutschlands entstanden sind. Diese Partei, die Christlich-Soziale Union (CSU) hat sich seit ihrer Gründung 1946 in kürzester Zeit von einer autonomen, bayerischen Regionalpartei zu einer Partei entwickelt, deren zunehmender politischer Einfluss in ganz Deutschland und zuletzt auch immer mehr in Europa unverkennbar geworden war und ist.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zum einen, die CSU in ihrer Gesamtheit zu skizzieren. Hierbei wird auf die Entstehungsgeschichte, Programmatik und Organisationsstruktur der Partei eingegangen.
Zum anderen wird die besondere Rolle der CSU auf bundespolitischer Ebene im Allgemeinen und ihr - oft etwas gespaltenes - Verhältnis zur Schwesterpartei CDU im Besonderen behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. Porträt der Christlich-Sozialen Union
- 1.1 Die Entstehungsgeschichte
- 1.2 Die programmatischen Grundsätze
- 1.3 Die Organisationsstruktur
- 1.3.1 Mitgliederstruktur und Mitgliederentwicklung
- 1.3.2 Organisatorische Gliederung
- 1.3.3 Die Organe des Landesverbandes
- 2. Der Sonderstatus der CSU in der Bundespolitik
- 2.1 Ideologische, traditionelle und verfassungspolitische Grundlagen
- 2.1.1 Beharren auf einen streng föderalistischen Staatsaufbau
- 2.1.2 Das „Ja“ zu Deutschland
- 2.2 Das Verhältnis zur Schwesterpartei CDU – Eine konkurrierende Kooperation
- 2.2.1 Ursachen und Auswirkungen der starken Position der CSU gegenüber der CDU und die bilaterale Abhängigkeit zwischen beiden Parteien
- 2.2.2 Diskrepanzen und Krisen zwischen beiden Parteien
- 2.2.3 Sonderrechte der CSU innerhalb der Bundestagsfraktion und die Funktion im Bund
- 2.1 Ideologische, traditionelle und verfassungspolitische Grundlagen
- 3. Ist ein Ende der CSU-Hegemonie in Bayern in Sicht?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Christlich-Soziale Union (CSU) und ihre besondere Stellung im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Sie verfolgt das Ziel, die Entstehungsgeschichte, Programmatik und Organisationsstruktur der CSU zu skizzieren und ihre Rolle auf Bundesebene, insbesondere im Verhältnis zur CDU, zu beleuchten.
- Die Entstehungsgeschichte der CSU und ihre Wurzeln in der Bayerischen Volkspartei (BVP)
- Die programmatischen Grundsätze der CSU und ihre Positionierung im politischen Spektrum
- Die Organisationsstruktur der CSU und ihre Besonderheiten im Vergleich zu anderen Parteien
- Der Sonderstatus der CSU in der Bundespolitik und ihre starke Position gegenüber der CDU
- Die Auswirkungen der CSU-Hegemonie in Bayern auf die Bundespolitik und die Zukunft der CSU
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die CSU, beginnend mit ihrer Entstehung aus der BVP. Es werden die programmatischen Grundsätze der Partei sowie ihre Organisationsstruktur mit ihren Besonderheiten, wie der Mitgliederentwicklung und der organisatorischen Gliederung, beleuchtet.
Kapitel zwei widmet sich der besonderen Rolle der CSU in der Bundespolitik. Hierbei werden die ideologischen, traditionellen und verfassungspolitischen Grundlagen ihrer starken Positionierung, insbesondere die Betonung eines föderalistischen Staatsaufbaus und das „Ja“ zu Deutschland, untersucht. Im Fokus steht auch das Verhältnis zur Schwesterpartei CDU, einschließlich der Ursachen und Auswirkungen der starken Position der CSU gegenüber der CDU sowie der bilateralen Abhängigkeit zwischen beiden Parteien. Des Weiteren werden Diskrepanzen und Krisen zwischen den beiden Parteien betrachtet und die Sonderrechte der CSU innerhalb der Bundestagsfraktion sowie ihre Funktion im Bund analysiert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Christlich-Sozialen Union (CSU), ihrer Entstehungsgeschichte, ihren programmatischen Grundsätzen und ihrer besonderen Rolle in der Bundespolitik. Die Analyse konzentriert sich auf Themen wie föderalistische Staatsstruktur, das „Ja“ zu Deutschland, die Beziehung zur CDU, die Hegemonie in Bayern und die Auswirkungen der CSU auf die Bundespolitik.
- Arbeit zitieren
- Werner Martin (Autor:in), 2000, Die Christlich-Soziale Union (CSU) und ihre Sonderstellung in der Bundespolitik: Ursachen und Erscheinungsformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46026