Aufgaben, Methoden und Herausforderungen der Schulsozialarbeit

Kindheit, Jugend, Familie


Term Paper (Advanced seminar), 2019

17 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


I. Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

III. Hinweis auf geschlechtergerechte Formulierung

Einleitung - Einführung in das Thema

1. Kinder- und Jugendhilfe als Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit
1.1. Kurzer Überblick über die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit
1.2. Kurze Einführung in das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe
1.3. Schulsozialarbeit als niedrigschwelliges Angebot der Kinder- und Jugendhilfe

2. Die Schulsozialarbeit als Tätigkeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe
2.1. Aufgaben und Ziele der Schulsozialarbeit
2.2. Methoden der Schulsozialarbeit
2.2.1. Einzelfallhilfe und Beratung
2.2.2. Sozialpädagogische Gruppenarbeit
2.2.3. Gemeinwesenarbeit
2.3. Wichtige Kompetenzen der Sozialarbeitenden
2.3.1. Notwendige Kenntnisse
2.3.2. Kommunikation und Kooperation
2.3.3. Handlungsansätze
2.3.4. Methodische Kompetenzen
2.3.5. Administration und Organisation
2.4. Die Trägerlandschaft

3. Wenn Professionen aufeinandertreffen - Lehrer und Sozialarbeitende
3.1. Die unterschiedlichen Anforderungen an Schule und Jugendhilfe
3.2. Die verschiedenen Kooperationsmodelle
3.3. Die Kooperation verbessern

4. Aktuelle Herausforderungen
4.1. Demografischer Wandel und seine Auswirkungen
4.2. Digitaler Wandel und seine Auswirkungen

5. Schlussfazit

IV. Literaturverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III. Hinweis auf geschlechtergerechte Formulierung

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.

Einleitung - Einführung in das Thema

Einen großen Teil des Tages verbringen Kinder und Jugendliche in der Schule, sie stellt somit neben dem familiären Umfeld und der Peer Group einen Lebensmittelpunkt der Schüler dar. Hier wird nicht nur gelernt und ein erheblicher Beitrag zur Sozialisation geleistet, sondern Konflikte ausgetragen, kommuniziert und kooperiert. Neben dem Lernen gehören gemeinsame Aktivitäten wie gemeinsamer Sport oder gemeinsame Pausen zum Schulalltag. Die Schule stellt eine Miniatur unserer Gesellschaft dar, denn die Probleme aus den Herkunftsfamilien der Kinder werden auch hier sichtbar. Schule und Schulumfeld spiegeln die aktuellen Tendenzen wieder, Armut und soziale Benachteiligung, Migration und Integrationsschwierigkeiten, pluralistische Lebensformen und Wegfall der Kernfamilie sowie digitaler Wandel und Herausforderungen aus diesem, sind nur einige wenige Beispiele die man nicht nur in der Gesellschaft sondern eben auch in den Auswirkungen an der Schule beobachten kann. Eine Trennung von Schule und Gesellschaft ist somit nicht möglich, wenn man bedenkt das sie als Teil der Gesellschaft auf die Entwicklungen und Tendenzen ebendieser reagiert. In einer sich schneller wandelnden Gesellschaft, in der immer wieder neue Erwartungen und Werte festgelegt werden und es viele mögliche Lebensformen gibt, steigen auch die Probleme und Herausforderungen des Einzelnen.

Diese Entwicklungen sorgen für Probleme, denen nicht allein die Lehrer begegnen können und aufgrund der fehlenden sozialpädagogischen Sichtweise auch nicht sollten. Das Angebot von Ganztagsschulen und der Ausbau von Schulsozialarbeit bestätigt die Notwendigkeit der Sozialen Arbeit vor Ort in den Schulen. Sie stellt als Teil der Kinder- und Jugendhilfe einen niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten der Sozialarbeit an Schulen dar.

Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Tätigkeitsfeld der Schulsozialarbeit, dessen Aufgaben und Methoden sowie Herausforderungen. Auch geht es darum die notwendigen Kompetenzen der Sozialarbeitenden in diesem Teilfeld aufzuzeigen und die Kooperation von Lehrern und Sozialarbeitern zu beleuchten. So werde ich zunächst einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit vorstellen, anschließend wird die Kinder- und Jugendhilfe vorgestellt, da ihr die Schulsozialarbeit zugeordnet wird. Aufgaben und Methoden sowie Schlüsselkompetenzen die ein Schulsozialarbeiter mitbringen muss, sowie ein kurzer Exkurs in die Trägerlandschaft der Schulsozialarbeit, die sich zwischen staatlichen und privaten Trägern bewegt werden ebenfalls aufgezeigt. Da die Schule nicht nur aus Pädagogen sondern auch aus Lehrern besteht, deren Anforderungen und Zielsetzungen anders gelagert sind, wird auch das Aufeinandertreffen der zwei Professionen Lehrer vs. Sozialarbeitende aufgezeigt und wie eine Kooperation von Jugendhilfe und Schule optimiert werden kann.

Das vierte Kapitel widmet sich schließlich zwei aktuellen Herausforderungen, denen sich die Schulsozialarbeit stellen muss. Hier werden vorrangig Demografischer Wandel sowie Digitaler Wandel und seine Auswirkungen auf die Schüler und letztendlich auf die Sozialarbeit an Schulen behandelt. Den Abschluss bildet ein abschließendes Fazit.

1. Kinder- und Jugendhilfe als Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit

1.1. Kurzer Überblick über die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit

Die Soziale Arbeit muss sich als Profession immer wieder neu erfinden, ständig kommen neue Herausforderungen und Aufgaben bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel auf sie zu, was eine Einteilung nach Handlungsfeldern erschwert, da die Soziale Arbeit mit ihrer großen Bandbreite an Herausforderungen, Zielgruppen etc. sich nicht einheitlich definieren lässt und die einzelnen Handlungsfelder unterschiedliche Systematiken verfolgen (Erath/Balkow 2016, S. 37). In der vorliegenden Arbeit verwende ich die Einteilung der Arbeitsfelder nach Bieker und Floerecke, diese definieren sieben wesentliche Handlungsfelder Sozialer Arbeit:

- Kindheit, Jugend, Familie
- Arbeitsmarktintegration
- Wohnen
- Migration
- Alter- und Pflegebedürftigkeit
- Gesundheit
- Abweichendes Verhalten und Resozialisierung (Bieker/Floerecke 2011, S. 7)

Diese Einteilung gilt als nicht abschließend, je nachdem welche Aufschlüsselung vorgenommen wird kommen noch weitere Arbeitsfelder, wie z. B.: Armut und Ausgrenzung, Interkulturelle/Internationale Soziale Arbeit hinzu (Erath/Balkow 2016, S. 37). Die Schulsozialarbeit wird dem Arbeitsfeld Kindheit, Jugend, Familie (Kinder- und Jugendhilfe) zugeordnet.

1.2. Kurze Einführung in das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe

Unter Kinder- und Jugendhilfe versteht man sämtliche Arbeitsbereiche die der Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen dienen und zur Entwicklung sozialer und personaler Kompetenzen beitragen (Erath/Balkow 2016, S. 38)

Nach Bieker und Floerecke ist auch das Arbeitsfeld Kindheit, Jugend und Familie in Teilbereiche zu differenzieren:

- Frühkindliche Bildung und Erziehung
- Offene Kinder- und Jugendarbeit
- Soziale Arbeit auf der Straße / Mobile Jugendarbeit
- Schulsozialarbeit
- Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)
- Ambulante Erziehungshilfen
- Stationäre Erziehungshilfen
- Trennungs- und Scheidungsberatung, Familiengerichtshilfe
- Soziale Arbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen (Bieker/Floerecke 2011)

Andere Einteilungen z. B. Chassé/Wensierski (2008) sehen eine Trennung zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Frühkindlicher Bildung und Erziehung vor (Erath/Balkow 2016, S. 37), diese wird in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht angewandt, da sich diese Trennung ohnehin nicht auf die Schulsozialarbeit auswirkt, da frühkindliche Bildung und Erziehung ohnehin nicht Thema der Schulsozialarbeit ist.

Die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sind vielfältig, grundsätzlich geht es darum Kinder und Jugendliche in ihrer Gesamtentwicklung zu fördern. Hierbei umfasst die Zielgruppe grundsätzlich alle Kinder und Jugendlichen unter 27 Jahren ohne festgelegte Problemlagen (d. h. grundsätzlich sind alle Problemlagen denkbar), wobei sich die meisten Angebote an die 6- bis 18-Jährigen und somit Schulpflichtigen richten (Heimgartner 2009, S. 208 ff.). Die rechtlichen Grundlagen finden sich im achten Sozialgesetzbuch.

1.3. Schulsozialarbeit als niedrigschwelliges Angebot der Kinder- und Jugendhilfe

Die Schule und das Schulumfeld sind zugleich Lernort und Lebensort der Schüler, die dort den größten Teil ihrer Zeit verbringen. Gesellschaftliche Zustände und Tendenzen, wie soziale Ungleichheit, soziale Probleme und Konflikte spiegeln sich in der Schule wieder. Die Schulsozialarbeit soll niedrigschwellig d. h. direkt an der Schule und dem schulischen Umfeld Leistungen erbringen, die zur Lösung von Problemen der schulischen und sozialen Integration, zur Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten und zur Lebensbewältigung beitragen (Bieker/Floerecke 2011, S. 82).

2. Die Schulsozialarbeit als Tätigkeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe

Wie vorhergehend erwähnt zählt der Arbeitsbereich der Schulsozialarbeit zum Tätigkeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe. Die folgenden Abschnitte sollen ihre Aufgaben und Ziele sowie angewandte Methoden und notwendige Kompetenzen der Sozialarbeitenden aufzeigen.

2.1. Aufgaben und Ziele der Schulsozialarbeit

Durch die Schulsozialarbeit sollen die allgemeinen Ziele und Aufgaben der Jugendhilfe nach § 1 SGB VIII in der Schule und im Sozialraum verwirklicht werden. Wie im vorangegangen Abschnitt bereits erwähnt sollen Leistungen erbracht werden, die zur Lösung von Problemen der schulischen und sozialen Integration, zur Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten und zur Lebensbewältigung beitragen sollen (Bieker/Floerecke 2011, S. 82).

Nach dem Kooperationsverbund Schulsozialarbeit hat die Schulsozialarbeit vier allgemeine Aufgaben und Ziele, die denen der Kinder- und Jugendhilfe entsprechen:

1. Die individuelle und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen soll gefördert werden. Es sollen Fähigkeiten entfaltet, Anerkennung erfahren und soziale Prozesse durch die Kinder und Jugendlichen gestaltet werden. Dies wird durch Aktivitäten an der Schule, die über das schulische Angebot hinausgehen erreicht. Wichtig ist das die Sozialarbeiter gemeinsam mit den Akteuren der Schule (Lehrer) handeln. Kapitel 3 widmet sich dieser Zusammenarbeit genauer(Pötter/Segel 2009, S. 35).
2. Benachteiligungen sollen vermieden bzw. abgebaut werden indem schlechtere oder sozial benachteiligte Schüler unterstützt werden bei der Entfaltung von Stärken, Erschließung von Ressourcen und Entwicklung von Lebensperspektiven (ebd.).
3. Lehrkräfte und Eltern sollen bei Erziehungsfragen beraten werden. Die Sozialarbeiter bringen hierbei ihre professionelle sozialpädagogische Sicht ein und bilden ein Bindeglied zwischen den einzelnen Sozialisationsinstanzen (z. B. Familie, Peer-Group, Schule). Auch steht der Schutz des Kindeswohls im Vordergrund (ebd.).
4. Da die Schule Lern- und Lebensraum zugleich ist, soll eine positive Lern- und Lebensatmosphäre erhalten bzw. geschaffen werden. Jedes Kind bzw. jeder Jugendliche soll seinen Platz in der Schule und deren Umfeld finden und diesen aktiv mitgestalten können (ebd.).

Diese allgemeinen Aufgaben und Ziele der Kinder- und Jugendhilfe setzt die Schulsozialarbeit als integrativer Ansatz um. Das bedeutet, dass die Soziale Arbeit an Schulen aus Elementen der Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und erzieherischen Maßnahmen des Kinder- und Jugendschutzes und der Vernetzung mit Angeboten anderer Träger besteht (Pötter/Segel 2009, S. 36).

Die Jugendarbeit nach § 11 SGB VIII richtet sich generell an alle Kinder und Jugendlichen und ist somit unabhängig vom Bedarf (Pötter/Segel 2009, S. 36). Zu ihr gehören nach § 11 SGB VIII z. B.: außerschulische Bildung oder außerschulische Sportangebote.

Die Jugendsozialarbeit nach § 13 SGB VIII hingegen richtet sich an Kinder- und Jugendliche mit sozialen Benachteiligungen oder individueller Beeinträchtigung (z. B. Behinderung) und ist somit abhängig vom Bedarf (Pötter/Segel 2009, S. 36). Vorrangiges Ziel nach § 13 SGB VIII ist hierbei Förderung von schulischer und beruflicher Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und soziale Integration.

Der erzieherische Kinder- und Jugendschutz nach §§ 14 und 16 SGB VIII soll zum Einen und somit im Sinne § 14 SGB II die Schüler befähigen, sich vor negativen Einflüssen zu schützen, gleichzeitig sollen Kritik- und Entscheidungsfähigkeit, Eigen- und Fremdverantwortlichkeit herausgebildet werden. Zum Anderen im Sinne des § 16 SGB VIII sollen Eltern in Erziehungsfragen beraten und präventive Angebote für Kinder und Jugendliche angeboten werden (Pötter / Segel 2009, S. 36).

Die Schulsozialarbeit handelt somit intervenierend, wenn es um die Lösung vorhandener Problemlagen geht und präventiv, um Problemlagen zu vermeiden bzw. die Schüler vor negativen Einflüssen zu schützen. Hierzu wird sich verschiedener Methoden bedient, die das nächste Kapitel veranschaulicht.

2.2. Methoden der Schulsozialarbeit

Um die in Kapitel 2.2. genannten Aufgaben und Ziele erfüllen zu können, nutzt die Schulsozialarbeit verschiedene Methoden, die in diesem Abschnitt beleuchtet werden. Nach dem Kooperationsverbund Schulsozialarbeit bedient sich die Schulsozialarbeit den Methoden der Jugendhilfe, hierzu gehören:

- Beratung,
- Gruppenarbeit,
- Einzelfallarbeit,
- Krisenintervention,
- Deeskalation und
- Konfliktlösung (Kooperationsverbund Schulsozialarbeit (2015), S. 13-14).

Diese Methoden finden sich wiederum in den drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit, Einzelfallarbeit, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit wieder (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 67).

Zwar kann sich die Schulsozialarbeit auch weiterer Methoden wie der Erlebnispädagogik bedienen, in der Praxis sind diese jedoch aufgrund von Ressourcen- und Personalmangel eher seltener zu finden (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 68).

2.2.1. Einzelfallhilfe und Beratung

Die Einzelfallhilfe befasst sich mit dem konkreten Fall, der unterschiedlich gelagert sein kann und von schulischen bis zu privaten Problemen reichen kann. Es soll ein diagnostisches Fallverstehen praktiziert werden, bei dem nicht nur die nach außen gezeigte Wirkung (z. B. Aggression) sondern vielmehr auch die subjektiven Sinneszusammenhänge (Ursache) des Schülers einbezogen werden (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 70.). Somit soll ein Verständnis dafür entwickelt werden, warum der Schüler ein gewisses Verhalten zeigt bzw. warum er dieses in sein Handlungsrepertoire aufgenommen hat (ebd.). So könnte die gegen andere gerichtete Aggression des Schülers beispielsweise an dem gegen ihn gezeigten aggressiven Verhalten eines Elternteils liegen.

Ebenfalls ist die Strukturierung eines Falls wichtige Voraussetzung der Einzelfallhilfe. Hierbei empfiehlt es sich, die Einzelfallarbeit multiperspektivisch auszurichten. Die häufigste Unterteilung nach Perspektiven ist die von Müller (2004) in die drei Perspektiven “Fall von…”, “Fall für…”, “Fall mit…” (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 70).

Aus der ersten Perspektive “Fall von…” betrachtet man zunächst den sachlichen Hintergrund, z. B. Schulverweigerung. In der zweiten Perspektive “Fall für…” geht es dann darum, ob man den Fall an andere Instanzen zur weiterführenden Hilfe verweist, z. B. Jugendamt. In der letzten Perspektive muss geklärt werden, ob noch weitere Personen berücksichtigt werden müssen, z. B. Erziehungsberechtigte (Spies, A / Pötter, N. (2011), S. 71).

Der Ablauf der Einzelfallhilfe erfolgt nach Müller (2004) grundsätzlich in vier Schritten:

1. Anamnese: Vorinformationen sammeln
2. Diagnose: Identifikation des Problems und Indikation
3. Intervention: Eingriff (z. B. Vermittlung in eine andere Einrichtung)
4. Evaluation: Bewertung und (Selbst-)Kritik (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 71).

Eine zentrale Rolle in der Einzelfallhilfe -gerade in der Schulsozialarbeit- nimmt die Beratung ein. Diese ist zwischen der schulpsychologischen Beratung (als eigene Profession) und den Grenzen der Laienhilfe im sozialen Umfeld angesiedelt. Lernbedingungen und Lebenssituationen sollen durch sie verbessert werden (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 74). Die sozialpädagogische Beratung in der Schule verfügt über eine für die Soziale Arbeit typische Allzuständigkeit, d. h. sie kann alle Alltagsprobleme der Schüler sowie Lehrer und Erziehungsberechtigen zum Gegenstand haben. Sie richtet sich aber in erster Linie an Schülerinnen und Schüler und bezieht hierbei auch immer den gesellschaftlichen Kontext und die Alltagswelt des Schülers mit ein. Intersektionale Kenntnisse (z. B. Gender, kulturelle Unterschiede bei Migranten etc.) sowie Kenntnisse der Jugendkultur sind in der Beratung von elementarer Bedeutung (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S, 72-73).

2.2.2. Sozialpädagogische Gruppenarbeit

Die sozialpädagogische Gruppenarbeit ist in der Schule allgegenwärtig, wenn man bedenkt, dass eine Schulklasse ebenfalls eine Gruppe ist und der Unterricht und dessen didaktische Gestaltung (z. B. Kleingruppenarbeiten im Rahmen von Projekttagen) sowie interessensgeleitete Gruppen (z. B. Sportunterricht) von Gruppendynamiken bestimmt werden. Generell spricht man von Gruppenarbeit, wenn zwei oder mehrere Personen von Angesicht zu Angesicht versuchen gemeinsame Aufgaben zu lösen (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 76).

Die Anzahl der Schüler einer Klasse übersteigt zwar i. d. R. die für die sozialpädagogische Gruppenarbeit empfohlene Größe, allerdings ist die Schulsozialarbeit gerade in Fällen des Sozialen Lernens gefragt, die Gruppenarbeit auch mit ganzen Klassen durchzuführen (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 76).

Die Gruppenarbeit kann in arbeitsgleichen oder arbeitsteiligen, homogenen oder heterogenen Gruppen sowie episodisch oder dauerhaft erfolgen. Der Schulsozialarbeiter nimmt als Gruppenleitung eine dezentrale, moderierende Rolle ein und hat die Aufgabe die Gruppenprozesse zu initiieren, zu beobachten, zu beeinflussen und sie planvoll und zielgerichtet zu lenken ohne sie dabei zu stark zu beeinflussen. Die Schüler sollen in der Gruppenarbeit Kommunikations-, Kooperations- und Kritikfähigkeit erwerben bzw. verbessern, Initiative zeigen, sich für Ziele engagieren sowie Selbstbestimmung, Selbstentwicklung und Selbstverwirklichung erfahren (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 76-77).

Auch dient die Gruppenarbeit der Krisenintervention (z. B. bei Mobbing), Konfliktbewältigung und der Gewaltprävention an Schulen (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 79).

Beispiele für Gruppenarbeiten in der Schulsozialarbeit sind u. a.:

- Sportangebote zur Schulung der Team- und Kooperationsfähigkeit
- Ausbildung von Schülern zu Streitschlichtern
- Mobbingintervention usw.

2.2.3. Gemeinwesenarbeit

Die Schule ist auch immer Teil der sozialen Struktur einer Gemeinde, umso wichtiger ist es, dass sich die Schulsozialarbeit als Vermittler zwischen Schule und Lebenswelt engagiert. Die Schulsozialarbeit erfüllt hierbei zwei wichtige Aufgaben, zum Einen vernetzt sie die Schule mit sozialen Diensten und Einrichtungen der Jugendhilfe, zum Anderen stellt sie Kontakt zu Initiativen, Vereinen und Betrieben her (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 84-85).

Die Vernetzung mit sozialen Diensten und Einrichtungen der Jugendhilfe ist so wichtig, damit die Angebote der Schulsozialarbeit um weitere außerschulische Angebote erweitert werden können. Die wesentlichen Vorteile einer Vernetzung ins Gemeinwesen sind hierbei u. a.:

- Es können besser ausgestattete Räume genutzt werden
- Es können gute konzeptionelle Verbindungen von offenen und geschlossenen Angeboten genutzt werden
- Die Sozialen Dienste und Jugendeinrichtungen haben oftmals langjährige Erfahrungen in der Freizeit- und Erlebnispädagogik
- Räume außerhalb der Schule sind “neutral”, d. h. Kindern und Jugendlichen fällt es leichter ihre Probleme anzusprechen und sich zu öffnen
- Es werden größere und heterogenere Zielgruppen erreicht (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 84).

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Gemeinwesenarbeit nicht zu den eigentlichen Tätigkeitsfeldern der Schulsozialarbeit gehört. Gemeinwesenarbeit ist vielmehr Aufgabe der Kommunal- und Bildungspolitik (Spies, A. / Pötter, N. (2011), S. 86).

2.3. Wichtige Kompetenzen der Sozialarbeitenden

Die in Kapitel 2.1. erwähnten Aufgaben und Ziele können nur erreicht und die Methoden aus Kapitel 2.2. nur angewandt werden, wenn Sozialarbeitendende über notwendige Kompetenzen verfügen, das folgende Kapitel widmet sich den wichtigsten Kompetenzen von Schulsozialarbeitern.

Schulsozialarbeitende müssen gewisse Anforderungen erfüllen, um Arbeitsabläufe, Konflikte und Prozesse analysieren zu können und ihren Arbeitsalltag erfolgreich gestalten zu können. Hierzu gehören nach dem Kooperationsverbund Schulsozialarbeit folgende Merkmale:

- Basiswissen,
- Orientierungswissen,
- Handlungsfähigkeit und
- Reflexionsfähigkeit (Pötter / Segel 2009, S. 40).

Der Kooperationsverbund Schulsozialarbeit hat hierbei ein genaues Anforderungsprofil an Schulsozialarbeiter festgelegt, dieses enthält die eben erwähnten Merkmale und wird unterteilt in Notwendige Kenntnisse, Kommunikation und Kooperation, Handlungsansätze, Methodische Kompetenzen und Administration und Organisation (Pötter / Segel (2009), S. 40).

2.3.1. Notwendige Kenntnisse

Die notwendigen Kenntnisse gehören zum Basiswissen und beinhalten sowohl die Sozialpädagogische Kompetenz als auch die Sozialrechtliche Kompetenz. Somit müssen Schulsozialarbeiter die Theorie der Kinder- und Jugendhilfe sowie Theorien angrenzender Disziplinen wie Entwicklungs- und Lernpsychologie kennen und verstehen. Auch müssen sie die rechtlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit (insbesondere SGB VIII) sowie relevante Landesgesetze kennen. Des Weiteren umfasst das Basiswissen auch Kenntnisse über das Schulsystem sowie die aktuellen Entwicklungen des Bildungswesens sowie der Jugend- und Bildungspolitik (Pötter / Segel 2009, S. 41).

2.3.2. Kommunikation und Kooperation

Schulsozialarbeiter regen Kommunikationsprozesse an und gestalten diese, hierbei vermitteln sie zwischen verschiedenen Personenkreisen (z. B. Eltern, Lehrer, Schüler). Hierzu sind Kommunikationskompetenzen genauso unabdingbar wie Kooperationskompetenzen, die sich besonders in Teamfähigkeit und interdisziplinärer Zusammenarbeit wiederfinden und Sozialkompetenzen, die sich in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Personenkreisen wiederfinden. Auch müssen Sozialarbeitende sicher in ihrem Auftreten sein, wenn es z. B. darum geht mit Einzelnen oder Gruppen zusammenzuarbeiten (Pötter / Segel (2009, S. 42).

2.3.3. Handlungsansätze

Da sich die Schulsozialarbeit immer auch im Sozialraum bewegt und hier Vernetzung schaffen will, sind Kenntnisse vom Aufbau des Sozialraums sowie der Vernetzungsarbeit grundlegend. Auch sollen die Kinder und Jugendlichen ganzheitlich gesehen werden und präventiv gearbeitet werden, weshalb Wissen um den ganzheitlichen und präventiven Ansatz gekannt und genutzt werden können muss. Die Schüler sollen emanzipiert und zum eigenverantwortlichen Handeln ermutigt werden, auch dies verlangt vom Sozialarbeitenden entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen. In einer interkulturellen Gesellschaft ist der Sozialarbeiter auch gegenüber unterschiedlicher Kulturen und Sozialmilieus sensibilisiert, sein Verhalten ist von Rücksicht, (streitbarer) Toleranz und Akzeptanz geprägt. Dieses Verhalten gibt er auch an die Kinder und Jugendlichen weiter. Aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe der modernen Gesellschaft soll der Schulsozialarbeiter auch über fundierte und reflektierte Kenntnisse des Gender-Ansatzes verfügen (Pötter / Segel (2009), S. 43).

[...]

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Details

Title
Aufgaben, Methoden und Herausforderungen der Schulsozialarbeit
Subtitle
Kindheit, Jugend, Familie
College
International University of Applied Sciences
Grade
1,0
Author
Year
2019
Pages
17
Catalog Number
V463923
ISBN (eBook)
9783668927377
ISBN (Book)
9783668927384
Language
German
Keywords
aufgaben, methoden, herausforderungen, schulsozialarbeit, kindheit, jugend, familie
Quote paper
Martin Poser (Author), 2019, Aufgaben, Methoden und Herausforderungen der Schulsozialarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463923

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