Unternehmen sind permanenten Veränderungsprozessen unterworfen, um am Markt überleben zu können. Der Aufbau von Vertrauen zwischen den Mitgliedern und in die Organisation scheint dabei der Erfolgsfaktor zu sein, um im immer komplexer werdenden Umfeld den Überblick zu behalten und gestärkt aus Veränderungsprozessen hervorzugehen, da Vertrauen Komplexität zu reduzieren vermag.
Ziel dieser Ausarbeitung ist, die Kameradschaftspflicht in der Bundeswehr als Vorbild für Vertrauen genauer zu untersuchen und Ansätze des Kameradschafts-Gedankens abzuleiten, die sich in einem Unternehmen etablieren lassen. Sowohl Kameradschaft (in der Bundeswehr) als auch Kollegialität (in Unternehmen) beinhalten ein friedfertiges Verhalten und die unterstützende Zusammenarbeit von Mitgliedern, unterscheiden sich diese jedoch enorm in ihrer Tragweite. Kameradschaft kann dabei als die höher entwickelte Form angesehen werden, da sie auch über die Grenzen der Organisation hinaus wirkt. Eine Aktivierung der militärischen Kameradschaft findet im Wesentlichen über Vertrauen statt. Um den direkten Zusammenhang zwischen Kameradschaft und Vertrauen herauszustellen, kann Vertrauen in die Einzelbereiche Systemvertrauen, Personenvertrauen und Selbstvertrauen eingeteilt werden. Aus der Zuordnung ergibt sich, dass Kameradschaft als einzige Ausprägungsform über alle drei Kernbereiche des Vertrauens wirkt und daher das intensivste Vertrauen gebildet wird. Der Aufbau von Vertrauen kann dabei wesentlich über die drei vertrauensbildenden Faktoren Transparenz, Kommunikation und Partizipation unterstützt werden. Kameradschaft zielt so vor allem auf Komplexitätsreduktion ab und stärkt gleichzeitig die Kohäsion („Wir-Gefühl“), die Lokomotion sowie das Commitment.
Die gesetzlich normierte Kameradschaftspflicht ermöglicht zudem eine Verkürzung des Teambildungsprozesses und fördert das Mitunternehmertum. Daneben kann sie zur Stressreduktion beitragen und wirksamen Schutz vor Mobbing bieten. Mit der Formalisierung der „Kameradschaftspflicht“ nimmt die Bundeswehr aktiv Einfluss das erwartete Verhalten ihrer Mitglieder. Die militärischen Rahmenbedingungen und Strukturen können als wesentlich Stütze für den Vertrauensaufbau (Kameradschaft) verstanden werden. Um Kameradschaft erfolgreich in ein Unternehmen zu integrieren, müssen die hilfreichen militärischen Rahmenbedingungen und Strukturen in das Unternehmen überführt werden und vor allem vertrauens-bildende Maßnahmen in den Fokus der Betrachtung rücken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Motivation für die Themenwahl
- Ziel und Aufbau der Arbeit
- Begriffsdefinitionen und Abgrenzung
- Kollegialität
- Kameradschaft
- Abgrenzung von Kollegialität und Kameradschaft
- Vertrauen
- Grundlagen des Vertrauens
- Systemvertrauen, Personenvertrauen, Selbstvertrauen
- Wie entwickelt sich Vertrauen
- Funktionen und Wirkungen von Vertrauen
- Soziale Ausprägungsformen von Vertrauen im Privat- und Arbeitsleben
- Freundschaft
- Loyalität
- Solidarität
- Commitment
- Zivilcourage
- Einordnung der Ausprägungsformen ins Vertrauensmodell sowie Abgrenzung zum Kameradschaftsbegriff
- Kameradschaftspflicht als Vertrauensprinzip
- Einordnung der Kameradschaftspflicht als Teil der Inneren Führung in den gesetzlichen Kontext
- Wie entsteht Kameradschaft
- Ziele der Kameradschaft für das Militär - Auslösen von System-, Personen- und Selbstvertrauen
- Auswirkungen der Kameradschaft
- Kohäsion, Lokomotion, Commitment
- Laterale Kooperation, Teambildung und Zielerreichung
- Mitunternehmertum
- Komplexitäts- und Stressreduktion
- Arbeitszufriedenheit
- Mobbingschutz
- Schutz vor innerer Kündigung
- Rahmenbedingungen, welche die Integration der Kameradschaft in der Bundeswehr unterstützen
- Kameradschaft als normierter Wert
- Militärische Sozialisation
- Das Leitbild „Staatsbürger in Uniform“
- Hierarchie und Verantwortung
- Der Vorgesetzte
- Der militärische Führungsprozess
- Das Prinzip „Führen mit Auftrag“
- Zusammenfassender Überblick über den Zusammenhang zwischen Vertrauen, der Kameradschaftspflicht und den Rahmenbedingungen in der Bundeswehr
- Ansätze zur Integration des militärischen Kameradschafts-Gedankens in ein privatrechtlich strukturiertes (deutsches) Unternehmen und deren Auswirkungen
- Ziele und Vorgehen zur Ableitung der Ansätze
- „Sodalität“ als Inbegriff des Kameradschaftsgedankens
- Möglichkeiten zur Integration einer „Sodalitätspflicht“ unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten
- Sozialisation/Integration
- Das Leitbild
- Der Vorgesetzte
- Der Führungsprozess
- Auftragstaktik
- Hinderungsgründe
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Integration des militärischen Kameradschaftsgedankens in privatwirtschaftlich strukturierte Unternehmen. Die Arbeit analysiert die Bedeutung von Kameradschaft und Vertrauen in der Bundeswehr und entwickelt Ansätze, um diese Prinzipien in ein privates Unternehmen zu übertragen.
- Definition und Abgrenzung von Kollegialität und Kameradschaft
- Analyse der Funktionsweise von Vertrauen und Kameradschaft in der Bundeswehr
- Entwicklung eines Modells zur Integration von Kameradschaft in Unternehmen
- Untersuchung der Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Integration
- Bewertung der Auswirkungen einer Integration des Kameradschaftsgedankens auf Unternehmen und Mitarbeiter
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problemstellung und Motivation für die Themenwahl dar. Sie erläutert das Ziel und den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: In diesem Kapitel werden die Begriffe Kollegialität und Kameradschaft definiert und voneinander abgegrenzt.
- Kapitel 3: Die Funktionsweise von Vertrauen wird untersucht, einschließlich der verschiedenen Formen und Ausprägungen von Vertrauen.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Kameradschaftspflicht als Vertrauensprinzip innerhalb der Bundeswehr und untersucht ihre Auswirkungen auf Kohäsion, Lokomotion und Commitment.
- Kapitel 5: Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Integration des Kameradschaftsgedankens in der Bundeswehr werden beleuchtet.
- Kapitel 6: Das Kapitel präsentiert Ansätze zur Integration des militärischen Kameradschafts-Gedankens in ein privatrechtlich strukturiertes Unternehmen und analysiert die möglichen Auswirkungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen Kameradschaft, Vertrauen, Führung, Sozialisation, Integration und Organisationsprinzipien. Sie untersucht das Konzept der Kameradschaft im Kontext der Bundeswehr und entwickelt Ansätze für die Integration dieser Prinzipien in private Unternehmen. Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Kohäsion, Lokomotion, Commitment, Teambildung, Arbeitszufriedenheit und Mobbingschutz.
- Citar trabajo
- Martin Strietzel (Autor), 2015, Ableitung von Ansätzen zur Integration des militärischen Kameradschafts-Gedankens in privatrechtlich strukturierte (deutsche) Unternehmen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/464522