Lost in Translation. Warum die Übersetzung häufig nicht so witzig ist wie das Original


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmungen
2.1 Humor, Komik und Witz
2.2 Kultur und Interkulturalität

3.Übersetzung audiovisueller Medien
3.1 Übersetzungsformen
3.2 Vorgehensweise des Übersetzers
3.3 Übersetzung von kulturspezifischen Elementen

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Was heißt übersetzen? Die erste und einfachste Antwort könnte lauten: dasselbe in einer anderen Sprache sagen. Nur ist es leider so, daß wir erstens nicht ohne weiteres angeben können, was es heißt, das selbe zu sagen, und wir wissen es nur sehr ungenau bei all jenen Operationen, die wir Paraphrase, Definition, Erklärung, Umformulierung nennen, ganz zu schweigen von Ersetzungen durch angebliche Synonyme. Zweitens wissen wir angesichts eines zu übersetzenden Textes nicht immer, was eigentlich da gesagt werden soll. Und drittens ist in manchen Fällen auch ungewiss, was sagen heißt. (Eco 2006: 9)

Wie Eco schon andeutet, ist das, was eine Übersetzung überhaupt ausmacht, gar nicht so einfach zu bestimmen, wie zunächst vielleicht angenommen. Eine der ersten Definitionen, die nach kurzem Überlegen in den Sinn kommt, könnte etwas wie: ‘die Übertragung eines Texts von einer Sprache in eine andere‘ lauten. Doch was ist, wenn es sich um ein Gedicht handelt, welches sich in der Ausgangssprache reimt und nach der Übertragung in die Zielsprache in gewöhnlichen Sätzen vorliegt? Und was ist mit Metaphern und idiomatischen Phrasen? Müssen sie wirklich wörtlich übersetzt werden oder ist eine rein inhaltliche Übersetzung vielleicht eine bessere Lösung? Wie sieht es mit der Kultur aus, in die ein Inhalt eingebettet ist, muss diese berücksichtigt oder gar ‘mit übersetzt‘ werden? Und schließlich: was ist eigentlich mit Witzen und Wortspielen? Können diese überhaupt übersetzt werden, da sie doch meist sehr stark an die Originalsprache gebunden sind? Diese und viele weitere Fragen müssen sich Übersetzer stellen, um einen Text oder Dialog ideal von einer in die andere Sprache übertragen zu können. Übersetzen bedeutet nämlich nicht nur einen Text in die jeweilige Zielsprache zu transferieren, es ist vielmehr eine „komplexe Handlung, in der jemand unter neuen funktionalen und kulturellen und sprachlichen Bedingungen in einer neuen Situation über einen [...] Ausgangssachverhalt berichtet“ (Vermeer 1986: 33). Gerade deshalb kann man bei einer Übersetzung auch von einem „interkulturellen Transfer“ (Reiss/Vermeer), also von einem Transfer zwischen Kulturen sprechen.

Besonders das Übersetzen von Witzigem gilt als Königsdisziplin für Translatoren und Dolmetscher. Dies liegt zum einen daran, dass Humor nicht zwangsläufig kulturübergreifend funktioniert und zum anderen, dass es sowohl eine linguistische, kulturelle, inhaltliche sowie - zu Zeiten - eine formale Ebene gibt, die es so gut wie möglich zu berücksichtigen gilt, um eine optimale Übertragung des Inhalts zu gewährleisten. Da Übersetzungen von Filmen und Fernsehserien fast immer mit Informationsverlust einhergehen, ist es schwierig, etwas so delikates und komplexes wie Humor zu vermitteln. Doch wie wir daran sehen, dass die Vereinigten Staaten der größte Exporteur von Filmwerken sind, muss es Wege und Möglichkeiten geben, diese Schwierigkeiten zu umgehen. Welche Probleme beim Übersetzen von Humor wirklich auftreten und welche Lösungsstrategien es hierfür gibt und ob diese funktionieren, soll in dieser Arbeit am Beispiel von The Big Bang Theory gezeigt werden.

2. Begriffsbestimmungen

2.1 Humor, Komik und Witz

Der Humorbegriff wird im allgemeinen und alltäglichen Sprachgebrauch als selbstverständlich vorausgesetzt, ohne, dass eine Präzisierung nötig wäre (vgl. Santana 2004: 46). Doch werde ich hier, um über Witziges im Filmwerk sprechen zu können und eine wissenschaftlich fundierte Sicht darauf zu ermöglichen, eine grundlegende Definition von Humor aufstellen.

Das Lustige hat viele Namen und ebenso viele Bedeutungen, doch was genau versteht man unter Komik, Witz und Humor überhaupt? Das Wort Humor kommt von dem lateinischen Wort umor, was Flüssigkeit oder Körpersaft bedeutet. Die Mischung der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle waren nach Hippokrates für das Befinden eines Menschen verantwortlich und wer sich bester Gesundheit freute, hatte ‚guten Humor‘ (vgl. Dimova 2008: 7). Seit dem 18. Jahrhundert jedoch hat dem Wort Humor seine heutige Bedeutung inne, was nach dem Duden als „Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren“ beschrieben wird. Humor ist also als eine Einstellung der Person zu verstehen und lässt darauf schließen, dass ein Mensch zwar Humor haben kann, ihn aber nicht zwangsläufig auch produzieren können muss (vgl. Belz 2008: 18).

Komik leitet sich vom Adjektiv komisch ab, welches sich wiederum auf das französische Wort comique zurückführen lässt und sich mit ‘zum Lachen bringend‘ übersetzen lässt. Laut Duden ist Komisches „durch eigenartige Wesenszüge belustigend in seiner Wirkung, zum Lachen reizend“ und hat seit dem 17. Jahrhundert ebendiese Bedeutunginne.

Beim Wort Witz lässt sich eine Ambiguität erkennen, da es sich ursprünglich vom Verb „wissen“ ableitet und demnach mit Wissen, Verstand und Weisheit gleichzusetzen ist, aber gleichzeitig auch als „kurze Geschichte, die mit einer unerwarteten Wendung, einem überraschenden Effekt, einer Pointe am Ende zum Lachen reizt“ (Duden) verstanden werden kann.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Lustige eine Assoziation nahelegt, welche in den meisten Fällen aufgrund einer unvorhergesehenen Bisoziation, ein mehrdeutiges Element vermittelt und seinen Sinn letztendlich auf einer anderen als der vom Rezipienten erwarteten Ebene innehat. Das Witzige entsteht durch ein Rätselmoment, was wider Erwarten aufgelöst wird (Kotthoff 2004: 2). Im Folgenden werden die Begriffe Humor, Komik und Witz als Synonyme verwendet werden.

Komik ist an verschiedenste Faktoren, wie beispielweise Kultur gebunden. Besonders für die Übersetzung, die eine Übertragung zwischen Kulturen darstellt, ist die Mitübersetzung von kulturspezifischen Elementen essentiell. In welchem Verhältnis Humor und Kultur zueinander stehen, wird im nächstes Kapitel bearbeitet werden.

2.2 Kultur und Interkulturalität

Kultur wird im alltäglichen Sprachgebrauch immer wieder und vor allem in Komposita mit anderen Worten, wie z.B. Fankultur oder Popkultur verwendet, ohne, dass eine einheitliche Definition dieses Begriffs besteht. Es gibt eine Vielzahl an Definitionen und Kulturbegriffen, welche sich in ihrer Basis zumeist ähneln. Im Folgenden soll der moderne Kulturbegriff näher beleuchtet werden und als Arbeitsgrundlage dienen.

Das Wort Kultur stammt vom lateinischen Verb colere, also ‚pflegen‘ und cultura bzw. cultus, was sich mit ‚Landbau‘ oder ‚Bebauung‘ übersetzen lässt. Gemeint ist mit Kultur also eine metaphorische Ausweitung des landwirtschaftlichen Bebauungsaspekts auf andere gesellschaftliche Bereiche, die die Grundlage für menschliches Leben bilden (vgl. Ort 2008: 19). Kultur umfasst die „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft“ (Duden), also das, was den höheren Entwicklungsstatus des Menschen gegenüber dem Tier ausmacht. Diese Gemeinschaften können unterschiedlich große Zusammenschlüsse ethnischer, sozialer, religiöser uvw. Gruppen sein, die oft als homogen angesehen werden, aber selbst wiederum aus einer Vielzahl an Angehörigen anderer Kollektive bestehen können. Ein solches Kollektiv entsteht – nicht aktiv, sondern passiv – durch einen gemeinsamen Konsens oder Ähnlichkeiten der Gruppenzugehörigen und dient gleichzeitig als Basis einer individuellen und kollektiven Identitätsbildung und als Standardisierung des Denkens, Handelns, Fühlens und Verhaltens sowie der Werte der Personengruppen (vgl. Nünning 2009: 6). Auch Humor fällt hierunter, da er von Wertvorstellungen, Wissen und Überzeugungen geprägt wird und seine ideale Wirkung bei Personen mit gleichen Einstellungen erzielt.

Anhand dieser Definition lässt sich feststellen, dass es nicht nur eine einzige Kultur geben kann, sondern unzählig viele. Spricht man über den Kontakt zwischen verschiedenen Kulturen unterscheidet man zwischen inter- und intrakultureller Kommunikation. Während der Begriff der intrakulturellen Kommunikation ausschließlich für die Interaktionen innerhalb der gleichen Kultur sowie ihrer Subkulturen verwendet wird, handelt es sich sobald von mehreren Kulturen die Rede ist, um Interkulturalität bzw. interkultureller Kommunikation.

Treffen zwei Kulturen aufeinander, so werden sich die Akteure meist ihrer eigenen Kultur bewusst, was dazu führt, dass die Rezeption der jeweils anderen Kultur auf Basis der eigenen stattfindet (vgl. ikud.de). Dies kann, muss aber nicht, in einem Vergleich der beiden Kulturen miteinander münden. Doch hat diese bewusste Kenntnisnahme vor allem eine Reflexion der eigenen Kultur zur Folge, welche sich im gegenseitigen Austausch mit einer sich von dieser Unterscheidenden befindet. Dieser Austausch wird auch Interkulturelle Kommunikation genannt. Ziel der Interkulturellen Kommunikation ist das Verstehen der jeweils anderen Kultur (vgl. ebd.).

Bei der Übersetzungsforschung muss stets auch über Interkulturalität gesprochen werden. Die Übertragung eines Inhalts von einer Sprache in eine andere und somit auch von einer Kultur in eine zweite, fordert neben sprachlichen auch kulturelle Kompetenzen, die es zu beachten gilt, um Kommunikationsprobleme zu vermeiden. Der Translator ist demnach Sprach- und Kulturmittler zugleich. Heutzutage, ist es so, dass der kulturelle Austausch vor allem über Filme und Serien stattfindet. Deswegen ist es besonders wichtig, die Übersetzung audiovisueller Medien zu betrachten.

3. Übersetzung audiovisueller Medien

Da die meisten Filme und Serien im angloamerikanischen Raum produziert, aber in beinahe alle Nationen exportiert werden, müssen sie in die jeweilige Landessprache übersetzt werden. Übersetzungen von audiovisuellen Medien gibt es in vielen verschiedenen Formen. Zu den beliebtesten gehören die Synchronisation, die Untertitelung und das Remake – auch wird in manchen Auflistungen das Voice-over mit in diese Reihe aufgenommen (vgl. Korycińska-Wegner 2011: 63). Normalerweise sind die verschiedenen Länder in die unterschiedlichen Übersetzungsformen unterteilt. So sind beispielsweise Deutschland und Frankreich Synchronisationsländer und die Niederlande und Dänemark Untertitelungsländer. Ein „Remakeland“ zu bestimmen, ist in diesem Fall schwieriger, da es sich hierbei um eine Form handelt, die zwar immer wieder Verwendung findet, aber in wohl keinem Land die Hauptart der Übersetzung darstellt. Im Folgenden sollen die drei Hauptübersetzungsformen und anschließend die Vorgehensweise der Komikübersetzung näher beleuchtet werden.

3.1 Übersetzungsformen

Wie bereits zu Beginn dieser Arbeit erwähnt, ist die Untertitelung die beliebteste Übersetzungsform in den Niederlanden, den Beneluxstaaten und den skandinavischen Ländern. Sie leitet sich aus Zwischentiteln des Stummfilms ab, welche zwischen den Filmszenen als Beschreibung des Gesehenen dienten (vgl. Jüngst 2010: 26). Dadurch, dass bei dieser Form der Übersetzung die ursprüngliche Tonspur erhalten bleibt und der Rezipient das Gesamtbild des Originalfilms zu sehen bekommt, werden der Untertitelung besonders kultivierte Eigenschaften zugesprochen (vgl. ebd. 27). Neben dieser sehr positiv konnotierten Auffassung, werden aber auch kritische Stimmen laut. Vor allem geht es diesen darum, dass die zusätzlich zum Film ablaufende Schrift eine ablenkende Wirkung hat und dem Zuschauer die Möglichkeit nimmt, die Einheit von Bild und Ton wahrzunehmen (vgl. Bräutigam 2009: 28).

Die Synchronisation ist die Hauptübersetzungsform in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Ein Hauptgrund hierfür ist sicherlich die Menge der potentiellen Zuschauer, die das Land stellt und eine recht teure Übersetzungsform rechtfertigen, interessant ist allerdings auch, dass drei dieser Länder eine faschistisch-totalitäre Vergangenheit haben. Die übersetze Tonspur zu verändern bzw. zu verfälschen, um unwillkommene Inhalte zu eliminieren, ist einfacher oder viel mehr sicherer als nur den Originalton mit den gewünschten Untertiteln zu versehen, da dem Zuschauenden bei dieser Rezeptionsweise mögliche Unstimmigkeiten auffallen können, sollte dieser die Ausgangssprache, wenn auch nur wenig, beherrschen (vgl. Jüngst 2010: 4). Eine solche Verwendung der Synchronisation ist heutzutage eher unwahrscheinlich, aber durch die damit zusammenhängende Industrie und die lange Tradition, werden Synchronisationsländer wohl zunächst solche bleiben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lost in Translation. Warum die Übersetzung häufig nicht so witzig ist wie das Original
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Interkulturelle Kommunikation
Note
1,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V465679
ISBN (eBook)
9783668933880
ISBN (Buch)
9783668933897
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle Kommunikation, Übersetzung, Übersetzungstheorie, Komödie, Sitcom, The Big Bang Theory, TBBT
Arbeit zitieren
Miriam Boos (Autor:in), 2019, Lost in Translation. Warum die Übersetzung häufig nicht so witzig ist wie das Original, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465679

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