Aufgrund der EU-Osterweiterung und der damit zusammenhängenden Liberalisierung und Globalisierung des Arbeitsmarktes wird künftig auch die Zahl der Arbeitnehmer aus Tschechien steigen, die in Deutschland und besonders in den grenznahen Gebieten Arbeit suchen.
Daher stellt sich nun die Frage, ob das Berufsbildungssystem der Tschechischen Republik den Qualitätsanforderungen des deutschen Bildungssystems gerecht wird und somit die tschechischen EU-Bürger als genauso qualifizierte Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen oder Defizite in der Berufsausbildung aufweisen.
Zunächst werden, ausgehend von der Darstellung der Kernpunkte des deutschen Berufsbildungssystems, sowie den Forderungen der Modernisierungsdebatten, die Qualitätsansprüche an die berufliche Bildung in Deutschland herausgearbeitet.
Im weiteren Verlauf wird das Berufsbildungssystem der Tschechischen Republik dargestellt. Hierbei wird zunächst auf den organisatorischen Rahmen eingegangen, um die Berufe und Berufsbilder sowie den Aufbau und die Institutionen des Systems aufzuzeigen. Weiter wird dann noch näher auf die Kernpunkte des tschechischen Berufsbildungssystems eingegangen, dabei speziell auf die Prüfungsorganisation, die Finanzierung und die beteiligten Akteure. In diesem Zusammenhang müssen außerdem noch die Reformen und Veränderungen des Systems, besonders im Hinblick auf die Vorbereitung für den Beitritt zur EU, betrachtet werden.
Als eigentlicher Kern der Arbeit erfolgt nun ein Vergleich des tschechischen mit dem deutschen Berufsbildungssystem, um herauszuarbeiten inwieweit die Qualitätsansprüche des deutschen Systems durch das tschechische System erfüllt werden. Umgekehrt wird anschließend betrachtet, ob aus der Darstellung der Kernpunkte des tschechischen Systems Qualitätskriterien abgeleitet werden können, mit denen sodann ein Vergleich bezüglich der Kompatibilität des deutschen Systems erfolgt.
Im nächsten Schritt wird die Qualifikation der Tschechen für den deutschen Arbeitsmarkt betrachtet und ob aufgrund ihrer Ausbildung eine Konkurrenzsituation zu deutschen Bewerbern entsteht.
Zum Abschluss der Arbeit soll noch überprüft werden, ob die Implementierung verschiedener Erkenntnisse und Kernpunkte des tschechischen Berufsbildungssystems ins deutsche Berufsbildungssystem eine Option darstellen. Hierbei muss überlegt werden, ob dies überhaupt möglich ist und vor allem sinnvoll geschehen könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung und Gang der Untersuchung
- 2. Das Berufsbildungssystem der BRD
- 2.1 Das duale System
- 2.1.1 Voraussetzungen
- 2.1.2 Ausbildung
- 2.1.3 Lernort Betrieb
- 2.1.4 Lernort Berufsschule
- 2.1.5 Rechtliche Grundlagen
- 2.1.6 Zuständige Stellen
- 2.1.7 Ausbildungsordnungen
- 2.1.8 Berufsausbildungsvertrag
- 2.1.9 Ausbildungsvergütung, Sozialversicherung
- 2.1.10 Probezeit, Kündigung
- 2.1.11 Prüfungen
- 2.1.12 Übergang auf den Arbeitsmarkt
- 2.2 Berufsfachschulen
- 3. Entwicklung von Qualitätskriterien
- 3.1 Praxisnähe der Berufsausbildung
- 3.2 Berufsfeldbreite Ausbildung
- 3.3 Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen
- 3.4 Akzeptanz des Berufsbildungssystems durch alle Beteiligten
- 3.5 Einheitliche Regelungen der Ausbildungsdurchführung
- 3.6 Anpassungsfähigkeit und Modernität des Berufsbildungssystems
- 3.7 Ausbildungskosten
- 3.8 Erwerbsmöglichkeiten für Zusatzqualifikationen
- 3.9 Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung
- 3.10 Internationalität
- 3.11 Innovationsbereitschaft
- 4. Das Berufsbildungssystem der Tschechischen Republik
- 4.1 Formen der Berufsausbildung und Abschlüsse
- 4.1.1 Lehrberufe-Ausbildung
- 4.1.2 Berufsfach- und Berufsoberschulen
- 4.1.3 Integrierte Sekundarschulen
- 4.1.4 Höhere Fachschulen
- 4.2 Zugangsvoraussetzungen
- 4.3 Rechtliche Stellung der Auszubildenden
- 4.4 Trägerschaft der Berufsausbildung
- 4.5 Finanzierung der Berufsaubildung
- 4.6 Ausbildungsberufe
- 4.7 Ausbildungsordnungen und Prüfungsorganisation
- 4.8 Curricula
- 4.8.1 Berufsfach- und Berufsoberschulen
- 4.8.2 Lehrberufe-Ausbildung
- 4.9 Weiterbildung
- 4.10 Personal im beruflichen Bildungswesen
- 4.11 Berufsbildungsforschung
- 4.12 Internationale Berufsbildungszusammenarbeit
- 4.13 Tendenzen in der Berufsausbildung
- 5. Qualität der beruflichen Bildung in der Tschechischen Republik
- 5.1 Praxisnähe der Berufsausbildung
- 5.2 Berufsfeldbreite Ausbildung
- 5.3 Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen
- 5.4 Akzeptanz des Berufsbildungssystems durch alle Beteiligten
- 5.5 Einheitliche Regelungen der Ausbildungsdurchführung
- 5.6 Anpassungsfähigkeit und Modernität des Berufsbildungssystems
- 5.7 Ausbildungskosten
- 5.8 Erwerbsmöglichkeiten für Zusatzqualifikationen
- 5.9 Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung
- 5.10 Internationalität
- 5.11 Innovationsbereitschaft
- 6. Qualitätskriterien abgeleitet vom tschechischen Berufsbildungssystem
- 6.1 Berufsausbildung für „alle“
- 6.2 Möglichkeit und Grad der Identifikation mit der gewählten Berufsausbildung
- 7. Qualifizierung der Tschechen für den deutschen Arbeitsmarkt?
- 8. Überlegungen welche Elemente des tschechischen Berufsbildungssystems sinnvoll in das deutsche Berufsbildungssystem integriert werden könnten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert und vergleicht das deutsche und das tschechische Berufsbildungssystem. Ziel ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Systeme aufzuzeigen und auf Basis von definierten Qualitätskriterien eine Bewertung der jeweiligen Stärken und Schwächen vorzunehmen. Die Arbeit untersucht, ob und inwieweit die Tschechische Republik eine sinnvolle Ergänzung für den deutschen Arbeitsmarkt darstellt und welche Elemente des tschechischen Systems sich für eine Integration ins deutsche System eignen könnten.
- Vergleich des deutschen und tschechischen Berufsbildungssystems
- Analyse von Qualitätskriterien in beiden Systemen
- Bewertung der Stärken und Schwächen der Systeme
- Potenziale der tschechischen Arbeitskräfte für den deutschen Markt
- Mögliche Integration von Elementen des tschechischen Systems in das deutsche System
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 beschreibt das duale Berufsbildungssystem der BRD und erläutert dessen Struktur, Rechtliche Grundlagen und Organisation. Kapitel 3 entwickelt Qualitätskriterien, die zur Bewertung beider Systeme dienen. Kapitel 4 fokussiert auf das Berufsbildungssystem der Tschechischen Republik, beleuchtet die verschiedenen Formen der Berufsausbildung und die Rahmenbedingungen. Kapitel 5 analysiert die Qualität der beruflichen Bildung in der Tschechischen Republik anhand der zuvor entwickelten Qualitätskriterien. Kapitel 6 leitet aus dem tschechischen System weitere Qualitätskriterien ab und untersucht die Bedeutung von Berufsausbildung für alle. Kapitel 7 befasst sich mit der Qualifizierung tschechischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt. Abschließend wird im Kapitel 8 diskutiert, welche Elemente des tschechischen Systems sinnvoll in das deutsche System integriert werden könnten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Berufsbildungssystem, duale Ausbildung, Qualitätskriterien, Praxisnähe, Berufsfeldbreite, Vergleichbarkeit, Akzeptanz, Anpassungsfähigkeit, Internationalität, Innovationsbereitschaft, Tschechien, Deutschland, Arbeitsmarktintegration.
- Citation du texte
- Dipl.-Handelslehrer Martin Liebl (Auteur), 2005, Vergleich des tschechischen und deutschen Berufsbildungssystems auf der Basis bildungspolitischer Qualitätskriterien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48359