Vor dem Irak-Krieg standen die Vereinten Nationen im Zentrum des öffentlichen Interesses. Durch die Entscheidung, den militärischen Einsatz gegen den Diktator Saddam Hussein auch ohne UNO-Mandat durchzuführen, hat diese bedeutende Organisation nach Ansicht vieler Wissenschaftler schweren Schaden genommen. Nach Ende dieser kriegerischen Auseinandersetzung wird die Diskussion um die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Bedeutung der UNO voraussichtlich intensiv wieder aufgenommen.
Aus diesem Grund soll diese internationale Organisation einmal im Lichte Kants betrachtet werden, der schon vor über 200 Jahren die Vorstellung eines Friedenbundes zur Herstellung und Sicherung eines dauerhaften Friedens in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ festgehalten hat. Auch wenn zu erwarten ist, dass zwischen der Vorstellung Kants und der UNO, wie sich heute darstellt, erhebliche Diskrepanzen bestehen, halte ich es dennoch für interessant, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und daraus Schlüsse für die heutige Situation herzustellen.
Daher werde ich zunächst die die wichtigsten Punkte der Vorstellungen Kants aus seinem berühmten Traktat darstellen und erläutern. Anschließend sollen dann die Vereinten Nationen im Hinblick auf ihre Aufgaben, Struktur und Zielsetzung hin beleuchtet werden. Im nächsten Punkt werden dann die Ausführungen Kants mit den Erkenntnissen über die Organisation der Vereinten Nationen verglichen. Außerdem soll versucht werden, aus diesem Vergleich Rückschlüsse auf die aktuelle Situation und andere Problemfelder der heutigen UNO zu ziehen und daraus einige Ansätze für eine Reform dieser Organisation abzuleiten.
Die gesamte Untersuchung wird sich dabei an folgenden Fragen orientieren: Hat man sich bei der Errichtung der UNO an Kant orientiert? Mit welcher Zielsetzung wurde die UNO gegründet? Ist die UNO, wie sie sich heute darstellt, vergleichbar mit der Vorstellung Kants? Kann sie sogar als Friedensbund im Sinne Kants gesehen werden?
Czempiel weist darauf hin, dass der „kantische Republikbegriff dem heutigen liberaldemokratischen Demokratieverständnis“1entspricht. Daher werden in dieser Arbeit die Begriffe Demokratie und Republik ebenso synonym verwendet werden wie die Begriffe demokratisch und republikanisch.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kants „Zum ewigen Frieden“
- Frieden durch Demokratisierung (1. Definitivartikel)
- Frieden durch Institution (2. Definitivartikel)
- Kants Vorläufer
- Kants Vorstellung einer „Föderation freier Staaten“
- Frieden durch eingeschränktes Weltbürgerrecht (3. Definitivartikel)
- Die Vereinten Nationen
- Völkerbund
- Vereinte Nationen
- Vergleich der VN mit den Vorstellungen Kants zum Frieden durch Institution
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Vereinten Nationen im Lichte von Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“. Sie analysiert, inwiefern sich die Organisation der Vereinten Nationen mit den in Kants Werk dargelegten Ideen zu einem dauerhaften Frieden vereinbaren lässt.
- Kants Vorstellung eines Friedensbundes
- Die Rolle der Demokratie und des Rechts im Friedensprozess
- Die Aufgaben und Struktur der Vereinten Nationen
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kants Ideen und der Praxis der Vereinten Nationen
- Möglichkeiten der Reform der Vereinten Nationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Hintergrund der Arbeit. Das zweite Kapitel stellt Kants „Zum ewigen Frieden“ vor und analysiert die wichtigsten Punkte des Werkes. Die Kapitel 2.1 bis 2.3 befassen sich mit den drei Definitivartikeln, die Kants Vorstellung eines dauerhaften Friedens durch Demokratisierung, Institution und eingeschränktes Weltbürgerrecht beschreiben. Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Vereinten Nationen und ihre Geschichte. Im vierten Kapitel werden die Ausführungen Kants mit den Erkenntnissen über die Vereinten Nationen verglichen. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Rückschlüsse auf die aktuelle Situation der Vereinten Nationen.
Schlüsselwörter
Immanuel Kant, „Zum ewigen Frieden“, Friedensbund, Demokratie, Institution, Weltbürgerrecht, Vereinte Nationen, Völkerbund, Rechtsordnung, internationales Recht, Friedenssicherung, Reform, Krieg, Frieden, Kriegstheorie, Friedensforschung.
- Quote paper
- Anne-Meike Stuke (Author), 2003, "Zum ewigen Frieden" von Immanuel Kant - Die UNO im Lichte Kants, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48849