Einleitung
Die Quelle, aus dem die menschliche Gemeinschaft als Kultur entspringt, ist das kommunikative Handeln und damit das Spiel. Darunter subsumiert ist die Sprache, die Entstehung sozialer Verhaltensregeln und das Gedächtnis als der diachrone Bezug von Geschehenem. Spielen bedeutet stets kommunizieren, bedeutet Übermittlung von Information und ist damit Ausdruck einer kulturellen Leistung. In der vorliegenden Arbeit möchte ich die These untersuchen, ob historisch und kulturell bedingte Inhalte durch das Spielen tradiert werden können - dabei dient das Spiel u.a. auch als kulturelles Gedächtnis. Spielelemente sind auch im Theater enthalten, welches gleichzeitig innerhalb einer Kultur als Wissenssystem und Wissensspeicher dienen kann.
Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen Kultur, Geschichte, Spiel und Gedächtnis im afro-brasilianischen Kampfspiels capoeira, welches ich in meiner Arbeit als Beispiel für die Verknüpfung zwischen Spiel, Theater und kulturellem Gedächtnis näher untersuchen möchte. Die capoeira ist ein orales, bewegungs- und körperorientiertes Wissenssystem, das spielerisch tradiert wird. Ich versuche zu zeigen, dass das Spiel die Struktur des kulturellen Gedächtnisses bildet, eng an das religiöse Ritual anknüpft und dadurch als eine Bewältigungsstrategie für ein soziales Drama, das sich in Kultur- und Sozialsysteme fortschreibt, funktionieren kann.
Die capoeira weist wesentliche Elemente des Kampfs auf. Dennoch ist sie eher den Spielen zuzuordnen, bedeutet doch das brasilianische Wort "jogar" spielen. Die nach Caillois definierten Spielelemente des Wettkampfs (Agon), der Nachahmung und Verkleidung (Mimikry) und des Rauschs (Ilinx) sind in diesem Spiel enthalten.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- BESCHREIBUNG UND HERKUNFT DER CAPOEIRA
- BESCHREIBUNG DER CAPOEIRA
- HERKUNFT UND ENTSTEHUNG
- CAPOEIRA ALS THEATER UND SPIEL
- THEATRALE ELEMENTE
- Der capoeirista als Schauspieler
- DIE RODA ALS SEMIOTISCHES SYSTEM
- RITUAL UND SPIEL - DAS SOZIALE DRAMA IN DER CAPOEIRA
- THEATRALE ELEMENTE
- CAPOEIRA ALS WISSENSSYSTEM: DAS KULTURELLE GEDÄCHTNIS
- DIE KONNEKTIVE STRUKTUR DER CAPOEIRA
- DAS KULTURELLE GEDÄCHTNIS
- ZUSAMMENFASSUNG
- GLOSSAR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die These, ob historisch und kulturell bedingte Inhalte durch das Spielen tradiert werden können, wobei das Spiel auch als kulturelles Gedächtnis fungiert. Dabei wird das afro-brasilianische Kampfspiel Capoeira als Beispiel für die Verknüpfung zwischen Spiel, Theater und kulturellem Gedächtnis herangezogen. Die Arbeit zeigt, wie das Spiel die Struktur des kulturellen Gedächtnisses bildet, eng an das religiöse Ritual anknüpft und als Bewältigungsstrategie für ein soziales Drama dient, das sich in Kultur- und Sozialsysteme fortschreibt.
- Die Capoeira als Verbindung von Spiel, Theater und kulturellem Gedächtnis
- Die Rolle des Spiels in der Tradierung von Wissen und Geschichte
- Die theatralen Elemente der Capoeira und deren Bedeutung für die kulturelle Kommunikation
- Das kulturelle Gedächtnis als Wissenssystem und Bewältigungsstrategie
- Die Rolle der Capoeira als Ausdruck der afro-brasilianischen Kultur und Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die These der Arbeit vor, welche die Übertragbarkeit historischer und kultureller Inhalte durch das Spielen untersucht. Die Capoeira wird als Beispiel für die Verknüpfung von Spiel, Theater und kulturellem Gedächtnis vorgestellt. Das erste Kapitel beschreibt die Entstehung der Capoeira und ihre unterschiedlichen Ausprägungen und Funktionen im historischen Wandel. Das zweite Kapitel untersucht die theatralen Elemente der Capoeira, wobei die Begriffe des Rituals und des Spiels im Mittelpunkt stehen. Das dritte Kapitel betrachtet die kulturelle Funktion der Capoeira als Wissenssystem und Gedächtnis.
Schlüsselwörter
Capoeira, Spiel, Theater, kulturelles Gedächtnis, Ritual, Wissenssystem, afro-brasilianische Kultur, Geschichte, soziales Drama, performative Elemente, Bewegung, Musik, Raum, Stimme, Gesang.
- Citation du texte
- Sabine Kahlenberg (Auteur), 2002, Spiel als kulturelles Gedächtnis am Beispiel des afro-brasilianischen Kampfspiels Capoeira, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4908