In Entwicklungsländern leiden Menschen an einer Unterversorgung an bereits entwickelten Impfstoffen und Medikamenten.
Zeitgleich erwirtschaften pharmazeutische Unternehmen enorme Profite. In Industrienationen boomt der Absatzmarkt für Medikamente, die der Behandlung von „Zivilisationskrankheiten“ dienen, die aus einem Überangebot an Nahrung und zu wenig Bewegung resultieren.
In Entwicklungsländern sterben Kinder an HIV, da die Medikamente aus wirtschaftlichen Gründen nicht für Kinder adaptiert werden.
Solch ein im Grunde unmoralischer Gegensatz entsteht durch einzig marktorientierte Forschung und Entwicklung (F&E) innerhalb der pharmazeutischen Industrie. Die Politik versucht dem mit provisorischen Aktionsplänen und Hilfspaketen etwas entgegen zu setzen. Der nachhaltige Nutzen solcher Aktivitäten ist sehr vage. Letztlich kann die pharmazeutische Industrie auf dem Markt für Arzneimittel frei agieren. Wirtschaftlich unattraktive Märkte für die Arzneimittelforschung - wie HIV bei Kindern - bleiben unterversorgt, da der Profit die Forschung bestimmt.
Doch bald schon werden auch die Industrienationen merken, dass ein marktorientiertes, patentbasiertes F&E System globale nachteilige Folgen haben kann. Das lässt sich z.B. gut am Thema der Antimikrobiellen Resistenzen (AMR) erkennen, das zunehmend zum Gegenstand der öffentlichen Wahrnehmung und der Politik wird. Die zunehmenden Resistenzbildungen gegen bekannte Antibiotika, die diese wirkungslos und dadurch als Umsatzbringer wertlos machen, bedingen eigentlich eine Forcierung der F&E in diesem Feld. Wenn aber ein neu zu entwickelndes Antibiotikum ein wegen erwartbarer zukünftiger Resistenz zeitlich nicht zu bestimmendes Verfallsdatum hat, wird eine Entwicklungsinvestition unattraktiv für ein nach maximalem Profit strebendem Pharmaunternehmen. Der Ansatz, die Investitionen in F&E letztlich durch Patente abzusichern, versagt. Es entsteht ein Entwicklungs- und Innovationsstau der globale Auswirkungen haben kann.
Das aktuelle marktorientierte, patentbasierte Innovationssystem gibt keine Antwort darauf, wie F&E in solchen Szenarien wirtschaftlich attraktiv sein kann. Und folglich werden Pharmaunternehmen nicht investieren. Die Kosten für die Gesellschaften aber, die durch die Nichtverfügbarkeit wirksamer Medikamente entstehen würden, übersteigen bei weitem die Kosten, die üblicherweise verfügbare Medikamente für die Gesundheitssysteme bedeuten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Zugang zu Medikamenten im globalen Vergleich
- III. Bedeutung von Patenten in der Arzneimittelforschung
- A. Mehr Innovation und Qualität durch Patente
- B. Die blockierenden Wirkung von Patenten
- IV. Aufgabe der Politik: Neue Innovationsanreize für F&E
- V. Patent Buyouts
- VI. Patent Pools
- A. Upstreampool
- B. Downstreampools
- VII. Patent Pools und Patent Buyouts: Zum Für und Wider der beiden Instrumente
- VIII. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen im globalen Zugang zu Medikamenten, insbesondere die Auswirkungen von Patenten auf die Innovationsförderung und die Verfügbarkeit essentieller Arzneimittel. Sie stellt die Frage, ob Patente den Zugang zu Medikamenten behindern und analysiert zwei politische Instrumente – Patent Pools und Patent Buyouts – als potenzielle Lösungsansätze.
- Der Zugang zu Medikamenten im globalen Vergleich
- Die Rolle von Patenten in der Arzneimittelforschung
- Die Notwendigkeit politischer Intervention zur Steigerung der Innovationsanreize
- Die Funktionsweise von Patent Pools und Patent Buyouts
- Die Vor- und Nachteile der beiden Instrumente im Vergleich
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des globalen Zugangs zu Medikamenten ein und stellt den Konflikt zwischen dem wirtschaftlichen Interesse der Pharmaindustrie und dem gesundheitlichen Bedarf in Entwicklungsländern dar. Sie verdeutlicht die Bedeutung von Patenten als Instrument zur Innovationsanreizsetzung und gleichzeitig als Hindernis für einen breiteren Zugang zu essentiellen Medikamenten.
- II. Der Zugang zu Medikamenten im globalen Vergleich: Dieses Kapitel beleuchtet die Disparitäten im Zugang zu Medikamenten zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es analysiert die „10/90 Gap“ und erklärt die Herausforderungen, die mit dem marktorientierten F&E-Ansatz der Pharmaindustrie verbunden sind.
- III. Bedeutung von Patenten in der Arzneimittelforschung: Dieses Kapitel untersucht die positiven und negativen Auswirkungen von Patenten auf die Innovationsförderung in der Arzneimittelforschung.
- IV. Aufgabe der Politik: Neue Innovationsanreize für F&E: Dieses Kapitel betont die Notwendigkeit von politischer Intervention, um das F&E-System zu reformieren und neue Anreize für die Entwicklung essentieller Medikamente zu schaffen.
- V. Patent Buyouts: Dieses Kapitel beschreibt die Funktionsweise von Patent Buyouts als Instrument zur Verbesserung des Zugangs zu Medikamenten.
- VI. Patent Pools: Dieses Kapitel erläutert die Funktionsweise von Patent Pools, einschließlich Upstream- und Downstreampools, als Mittel zur Förderung der Innovation und der Zugänglichkeit von Medikamenten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen: global health, Zugang zu Medikamenten, Patente, Innovationsanreize, Arzneimittelforschung, Patent Pools, Patent Buyouts, politische Intervention, Entwicklungsländer, Industrieländer, „10/90 Gap“, F&E-System.
- Citar trabajo
- Maximlian Salzwedel (Autor), 2018, Der Streit um Patente. Wem gehört Innovation?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492131