Senioren im Familienrat. Das Hilfeplanverfahren


Tesis (Bachelor), 2019

41 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

MSH Medical School Hamburg

University of Applied Sciences and Medical University

II. Abstract

1. Einleitung

2. Stand der Forschung/ Theoretischer Hintergrund

3. Alter
3.1 Definition
3.2 Demografischer Wandel
3.3 Kulturelle Differenzierung des Alters
3.4 Lebenssituation alter Menschen
3.5 Singularisierung und die damit einhergehenden Gefahren

4. Aktiv Altern

5. Bedeutung sozialer Kontakte im Alter

6. Familienrat
6.1 Entstehung und Geschichte

7. Durchführung und Ablauf eines Familienrates in Deutschland
7.1 Das Vorgespräch
7.2 Die Formulierung der Sorge und Einleitung des Familienrates durch Informationsaustausch

8. Anwendung des Verfahrens Familienrat mit Senioren

9. Diskussion

10. Literaturverzeichnis

- Genderbezogene Begriffe beziehen sich auf beide Geschlechter

II. Abstract

‚Alter‘ ist vielschichtig und der demografische Wandel kann negative Effekte wie Singularisierung und Einsamkeit älterer Menschen mit sich bringen. Es gibt jedoch positive Effekte wie die Langlebigkeit durch bessere Ernährung, Medizin und viele weitere Errungenschaften. Alte Menschen haben die Chance diese neue, längere Lebensphase Alter neu zu gestalten und positiv Einfluss auf ihren späten Lebensabschnitt zu nehmen. Aktiv zu altern sollte das Ziel eines jeden Menschen sein. Soziale Kontakte können im Alter abnehmen, jedoch an Wichtigkeit gewinnen. Hier kann das Verfahren Familienrat älteren Menschen helfen. Dessen Anwendung in der Altenhilfe könnte älteren Personen eine Sinnvolle Tätigkeit geben die sie erfüllt und Ratsuchende könnten Entscheidungshilfe und Beistand erhalten. Die Kombination der beiden Themen Altenhilfen und dem Verfahren Familienrat aus der Kinder- und Jugendhilfe, ist das was diese Arbeit befürwortet und vorzuschlagen versucht.

1. Einleitung

„Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.“

(Abraham Lincoln)

In dieser Arbeit wird die Möglichkeit der Anwendung des Verfahrens ‚Familienrat‘ aus der Kinder- und Jugendhilfe in der Altenhilfe aufgezeigt und erklärt. Die Lebensphase Alter wird nicht rein physisch, psychisch und kalendarisch, sondern auch sozial und gesellschaftlich betrachtet. All dies sind Faktoren, die wie diese Arbeit zeigen wird, darauf Einfluss nehmen ob die Anwendung des Verfahrens Familienrat für den jeweiligen Klienten das richtige ist.

Der Autor interessiert sich in diesem Zusammenhang von Familienrat und Lebensphase Alter mit folgender Frage:

Wie lassen sich die Erkenntnisse und Prozesse aus der Anwendung des partizipativen Hilfeplanverfahrens ‚Familienrat‘ in einer für die Klienten förderlichen Weise abstrahieren und auf das Handlungsfeld der Altenarbeit anwenden?

Weiter stellt der Autor folgende Hypothesen auf:

Es kann erfüllend für eine ältere Person sein, anderen zu helfen und gebraucht zu werden. Die Teilnahme an einem Familienrat bietet dieses.

Das Hilfeplanverfahren Familienrat ist ein für die Altenarbeit geeignetes Verfahren.

Es unterstützt die Klienten bei schwierigen Entscheidungsprozessen der späten Lebensphase

Die Teilnahme an einem Familienrat kann für Senioren aufgrund Beschäftigung und dem Prozess des ‚Helfens‘ erfüllend und sinnstiftend sein.

Die Gesellschaft in Deutschland erlebt durch den demografischen Wandel, anders gesagt die demografische Alterung, eine klare Veränderung der Altersstruktur betont Neubart (2018). Es gibt mehr alte Menschen und besonders einen höheren Anteil an hochaltrigen Personen. Aus der Praxiserfahrung des Autors mit alten Menschen, verdeutlicht sich, dass viele alte Menschen in ihrem Leben Tätigkeiten brauchen, die sinnstiftend sind. Weiterhin sind viele Senioren von Singularisierung gefährdet oder betroffen merkt Neubart (2018) an. In den nächsten Jahren wird der Bevölkerungsanteil an alten Menschen in Deutschland weiter ansteigen betont Naegele (2015). Dies stellt für die Soziale Arbeit eine Herausforderung und auch eine Verantwortung dar. Exklusion muss vermieden werden und Singularisierung stellt eine Gefahr für ein positives Altern und eine schöne späte Lebensphase dar. Soziale Arbeit soll alle Möglichkeiten nutzen, um diesen Menschen zu helfen, ihre ‚Lebensphase Alter‘ positiv zu erleben. Bei der derzeitigen und in Zukunft absehbaren demografischen Entwicklung, nimmt der Bedarf an Fachkräften in der Altenhilfe zu. Diese Arbeit versucht, durch einen neuen Ansatz, die zukünftig in der Altenhilfe tätigen Sozialarbeiter zu entlasten und Hilfesuchende zu unterstützen.

Diese Bachelorarbeit wird das Thema Familienrat und das Thema Alter behandeln und versuchen, diese beiden auf eine für Senioren förderliche Weise zu kombinieren. Der Familienrat ist ein Verfahren, das seit einigen Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe angewandt wird. Auch bekannt unter dem Namen „Family Group Conference“ – Das Ursprungsland ist Neuseeland. In der deutschen Fachliteratur wird zusätzlich der Begriff ‚Familiengruppenkonferenz‘ verwendet. Der Familienrat beruht auf der Überzeugung, dass eine Familie ihre Probleme am besten durch Beratungen innerhalb der eigenen Gruppe lösen kann.

2. Stand der Forschung/ Theoretischer Hintergrund

Im Kontext der Fragestellung ist relevant, dass in dieser Arbeit die Form des bereits bestehenden Verfahrens der Kinder- und Jugendhilfe ‚Familienrat‘ in Deutschland, in der Altenhilfe angewandt werden soll. Die Methode, die diese Arbeit nutzt, ist die einer Literaturarbeit. Genutzt wurde die Datenbank der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und deren Bibliothek. Bei der Suche nach, in der Datenbank entdeckten Büchern, wurden vor Ort in der Bibliothek weitere zum Thema passende Werke gefunden. Diese weitere Literatur war nicht durch die Stichwortsuche in der Datenbank aufzufinden, stand jedoch physisch im selben Regal. Zu den wichtigsten Autoren, derer Werke, sich diese Arbeit bedient gehören: Frank Früchtel und Erzsébet Roth, Peter Hansbauer et al., Christian Hilbert et al. und Rainer Neubart.

3. Alter

Um das Thema Alter genau zu betrachten, muss dessen Vielschichtigkeit aufgezeigt werden. Der Autor tut dies, um zu verdeutlichen, wie gut sich diese Lebensphase für die Anwendung des Verfahrens Familienrat eignet.

Mitte des 20. Jahrhunderts begann die durchschnittliche Lebenserwartung zu steigen. Das „Alter“ wurde zu einer eigenständigen Lebensphase. Es ist heute für jede Person auch eine Aufgabe, diese Lebensphase so angenehm und positiv wie möglich zu gestalten. Neubart (2017) merkt an, dass wir es als Fortschritt sehen sollten, im Vergleich zu früheren Generationen, eine Steigerung der Lebensspanne erhalten zu haben.

3.1 Definition

Der Standarddefinition der UNO zufolge sind ältere Menschen jene, die 60 Jahre oder älter sind. Es muss jedoch zur Kenntnis genommen werden, dass das biologische Alter als Maßstab allein nicht ausreicht, um die Veränderungen zu beschreiben, die Menschen durchleben, während sie altern.

Die WHO (2002) betont, dass Menschen, die derselben Altersgruppen angehören, sich stark voneinander unterscheiden können. Dies bezieht sich auf die Gesundheit, den Grad der Unabhängigkeit und die Teilnahme am aktiven Leben.

Höpflinger&van Wezemael (2014) betonen, dass sie das Alter selbst in vier verschiedene Abschnitte unterteilen. Sie lauten wie folgt:

1.) Senioren, die noch erwerbstätig sind (ab 50 Jahre)
2.) Senioren im gesunden Rentenalter (ab 65 Jahre)
3.) Senioren, befindlich im Lebensalter von verstärkter Fragilität (ab 80 Jahre)
4.) Senioren in der Phase der Pflegebedürftigkeit (ab 85 Jahre)

Betrachtet man diese Aufteilung wird schnell klar, dass 'Alter‘ nicht einfach ‚Alter‘ ist. Es ist weitaus vielschichtiger durch die höhere Lebenserwartung geworden.

Vogel&Motel-Klingebiel (2013) merken an, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahre 1870 noch bei 37 Jahren lag und bis zur Jahrtausendwende auf 80 Jahre angestiegen ist.

Schimany (2003) betont, dass es mittlerweile sogenannte „junge Alte“ (65 – Jahre) und sogenannte „alte Alte“ (ab 80 Jahren) gibt. Dies verstanden zu haben, hilft zu erkennen, wie lang die Lebensphase Alter geworden ist. Auch zeigt es die Wichtigkeit des positiven Alterns und das positive Erleben dieser späten Lebensphase, die noch so viel zu bieten hat.

Weiter gibt es nach Hierholzer (2015) noch zusätzliche Sichtweisen auf das Alter. Es sollte nicht rein kalendarisch betrachtet werden. Es gibt andere hochinteressante Perspektiven darauf. Das chronologische Alter ist die Betrachtung in Jahren, wie wir sie gewöhnlich kennen, das biologische Alter beschreibt körperliche Gesundheit, Fitness und bestimmt so die biologische Alterung des Individuums.

Das psychologische Alter lässt sich anhand des Verhaltens einer Person erkennen. Ist diese eher ‚jung‘ geblieben, oder verhält sie sich zum Beispiel bereits in jungen Jahren ‚alt‘? Es kommt noch das soziale Alter hinzu, wir leben in einer Gesellschaft mit klaren Regeln und festgesetzten Abgrenzungen. So ist es doch eher merkwürdig, wenn eine 80-Jährige Person, obwohl geistig sowie körperlich fähig, noch einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Diese Person hat eine gewisse soziale Grenze überschritten und sollte sich ‚normalerweise‘ im Ruhestand befinden. Dies diente nur als Beispiel zur Verdeutlichung. Das soziale Alter bezieht sich also stark auf die Aufgabe, beziehungsweise Rolle, die man gerade in der Gesellschaft einnimmt. Eine Person kann sich beispielsweise erst in der Lernphase befinden (Schule / Ausbildung Universität), später in der Arbeitsphase (Beruf) und danach in der Phase nach der aktiven Arbeitsphase, dem Ruhestand. Es ist jedoch schwierig, den Ruhestand heutzutage als Altersgrenze zu benennen, da es so viele verschiedene Formen von Alter gibt. Manche Menschen sind aktiver, andere weniger. Klar ist, dass das Wegfallen der gesellschaftlichen Produktivität durch den Antritt der Rente, nach wie vor eine Art sozialer Abstieg ist.

Die verschiedenen Definitionen von Alter zu betrachten, ist aus Sicht des Autors wichtig, um die Vielseitigkeit des Begriffes zu verstehen. Dieses Verständnis essentiell, um die Altersgruppe zu ermitteln, die sich optimal für die Nutzung Verfahrens Familienrat eignet.

3.2 Demografischer Wandel

Unsere Gesellschaft hat sich demografisch bereits so gewandelt, dass mit der Zeit eine immer weiter steigende Zahl an Arbeitskräften in Bereichen wie Altenpflege oder Geriatrie benötigt werden. Viele Sozialarbeiter arbeiten bereits heute in diesen Arbeitsfeldern. Gleichwohl sind diese unter den jungen, angehenden Sozialarbeitern nicht sehr beliebt, merkt Kramer (2009) an. Kramer (2009) betont, dass fachliche- und berufsständische Organisationen der Sozialen Arbeit, sowie die Politik, dazu aufgerufen seien durch die richtige Steuerung die Arbeitsbedingungen im Feld der Altenarbeit für Sozialarbeiter reizvoller zu gestalten. Berücksichtigt man die Prognosen für die zukünftige demografische Entwicklung in Deutschland erscheint dies unabdingbar. Weiter merkt Kramer (2009) an, dass eine bereits im Jahr 2002 an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin durchgeführte Studie empirisch bestätigt, dass die jüngere Generation sich nicht für Altenhilfe und Geriatrie begeistern kann. Dies galt bis dahin eher als Vermutung, die Studie befasste sich mit den professionellen Werten von Studierenden der Sozialen Arbeit.

Bereits heute hat der demographische Wandel Einfluss auf die Gesellschaft. Schnurr (2015) betont, dass sich in Zukunft alle in Deutschland lebenden Personen auf sich verstärkende Problemstellungen, aufgrund der demografischen Alterung der Gesellschaft einstellen müssen.

Trotz der angestiegenen Zuwanderung, besonders jüngerer Menschen in Deutschland steht bereits fest, dass die Bevölkerung in naher Zukunft weitaus älter sein wird als jetzt. Prognosen der Bundeszentrale für politische Bildung besagen, dass in ungefähr 40 Jahren jeder Dritte über 65 Jahre alt sein wird.

Nach Kramer (2009) wird der aktuelle demografische Standpunkt und die zukünftige Entwicklung von zwei fundamentalen Tendenzen geprägt:

- kontinuierliche Verringerung der Gesamtbevölkerung
- stetiger Anstieg des Anteils alter Menschen in der Gesamtbevölkerung

Genau prognostizierte Zahlen sind wegen unbekannter, offener Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Geburtenraten, Migration und Lebenserwartung nicht vorherzusagen. Es gibt jedoch Daten von Herwig Birg (2001), die die Verschiebung der Altersstruktur in der Spanne der Jahre 1998 bis 2100 betrachtet. Wir wollen nun einen kurzen Blick auf die wichtigsten Aussagen dieser Daten werfen.

Kramer (2009) merkt an, dass die Zahl der Gesamtbevölkerung Deutschlands sich von 1998 bis 2030 von 82,1 Millionen auf 77,5 Millionen verringern wird. Bis zum Jahr 2050 soll sie sogar auf 68 Millionen gesunken sein.

Weiter betont Kramer (2009), dass der Anteil von über 60-Jährigen im Jahre 1998 noch bei 21,8 % lag. Im Jahr 2030 soll dieser schon auf 37,9% angestiegen sein und bis zum Jahr 2050 sogar über 40% betragen.

Nach Kramer (2009) wird dies noch weitaus deutlicher, wenn man den ansteigenden Bevölkerungsanteil der über 80-Jährigen in Deutschland betrachtet. Dieser lag 1998 noch bei 3,7% und soll bis zum Jahr 2050 auf 14,7% ansteigen.

Weiter merkt Kramer (2009) an, dass auch dieser Trend durch zwei fundamentale Tendenzen geprägt wird:

- die Geburtenrate sinkt
- die Lebenserwartung steigt

Die Daten der Studie von Birg (2001) besagen, dass bis zum Jahr 2050 mindestens 188 Millionen junge Einwanderer nach Deutschland kommen müssten, um den Anstieg des Altersquotienten zu verhindern. Es gibt verschiedene Gründe für die problematische, zukünftige, demografische Entwicklung in Deutschland. Sicher ist, dass Deutschland die sogenannte ‚Replacement-Rate‘ nicht erreicht. Also die Anzahl an Geburten pro Frau im Land, um eine Bestandserhaltung der Bevölkerung zu sichern. Diese beträgt in Deutschland 1,36 Kindern. Ein Durchschnitt von Kindern wäre nötig, um die ‚Replacement-Rate‘ nach dem HDI (Human Develop Index) zu erreichen. Länder mit den höchsten Lebensstandards haben zum Vergleich eine Geburtenzahl von 1,1 bis 1,8 Kindern pro Frau.

Naegele (2015) spricht von einem dreifachen Altern der Gesellschaft. Es müssen folgende Aspekte in Betracht gezogen werden:

- Anstieg der Gesamtzahl älterer Menschen
- Die Zunahme des Anteils älterer Menschen bezogen auf die gesamte Bevölkerung
- Die sich erhöhende Zahl an hochaltrigen Menschen (80+)

Mit der Zeit wurde also immer klarer, dass Deutschland große demografische Herausforderungen zu bewältigen hat. Dies ist eine enorm wichtige Aufgabe für die Soziale Arbeit.

3.3 Kulturelle Differenzierung des Alters

Da ältere Menschen mit Migrationshintergrund, sogenannte Gastarbeiter und Spätaussiedler, zunehmend dauerhaft in Deutschland blieben, veränderte sich auch dadurch bedingt, die kulturelle Zusammensetzung der Altenbevölkerung in Deutschland. Diese Menschen haben in ihrem Berufsleben vor allem körperlich gearbeitet und teilweise gesundheitsbelastende Tätigkeiten ausgeübt, was dazu führen kann, dass sie früh aus dem Arbeitsleben aussteigen müssen und eventuell auch früher pflegebedürftig werden.

Umso wichtiger ist es, die spezifischen Bedürfnisse dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe in der Alten- und Sozialpolitik zu berücksichtigen. Diese Herausforderung ist abhängig von der Höhe des Anteils der Menschen mit Migrationshintergrund in einer Stadt bzw. einem Stadtteil. Allerdings sind in dieser Bevölkerungsgruppe die familiären Hilfeleistungen stärker ausgeprägt und häufig werden Pflegetätigkeiten und Betreuung innerhalb der Familie geleistet. Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass das so bleiben wird, denn auch in diesen Familienverbänden wird die Individualisierung der Lebensformen stärker zunehmen und die oft geforderte räumliche Mobilität und berufliche Flexibilität wird auch hier das Leben verändern und bestimmen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich ein neuer Handlungsbedarf der Kommunen erkennen. Ältere Menschen mit Migrationshintergrund sollten über das örtliche Seniorenangebot aufgeklärt werden und ihr Bedarf und ihre Interessen erfragt werden. Singualisierung droht auch hier, kann aber durch kultursensible Konzepte, die entwickelt und die an die unterschiedlichen Bedürfnisse in diesem Bereich angepasst werden müssten, aufgefangen werden. Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen müssten weiter qualifiziert und sensibilisiert werden. Eine Zusammenarbeit mit Kulturvereinen ist dabei auch denkbar.

3.4 Lebenssituation alter Menschen

Die Lebensphase Alter lässt sich heute positiver gestalten denn je, dennoch wird sie oft negativ betrachtet. Natürlich ist sie bei vielen Menschen verbunden mit einem geringeren Einkommen und körperlich höheren Risiken, wie auch dem Ausbleiben einer sinnstiftenden Tätigkeit. Mit dem Alter wird sehr oft etwas Negatives assoziiert. Zum Beispiel, das Ende seines Lebens krank und abhängig von der Pflege Anderer in einem „Heim“ zu verbringen. So wird die letzte Lebensphase als weitgehend problematisch gesehen, merkt Naegele (2015) an.

Es muss klar unterschieden werden, welche Möglichkeiten ein Mensch im Alter hat, sein Leben positiv zu verändern bzw. gestalten. Dies ist stark abhängig vom Individuum und seiner Befindlichkeit in der Lebensphase Alter. Wie den Definitionen von ‚Alter‘ zu entnehmen ist, kommen noch weitere Einflussfaktoren als das kalendarische Alter hinzu. Wie ist der körperliche Zustand des Individuums, unabhängig von seinem kalendarischen Alter? Wie der psychische Zustand? Zählt die Person zu den nach Schimany (2003) sogenannten „jungen Alten“ oder „alten Alten“?

Es wird ersichtlich, dass wie jemand alt ist, starken Einfluss auf die Lebenssituation dieser Person haben kann. Durchaus bringt die Lebensphase Alter heute viele Möglichkeiten mit sich, sie positiv und schön zu gestalten. Bei den verschiedenen Phasen des Alters und der erhöhten Länge der Lebensphase selbst, ist so früh wie möglich positiven, nachhaltigen Einfluss auf sein Leben auszuüben, jeder Person zu raten. Bei uns steigt die durchschnittliche Lebenserwartung immer noch stetig an. Das ist die gute Nachricht. Doch manche fragen sich, verlängert sich nicht nur das Leben, sondern auch das Leiden? Also die körperlichen Alterserscheinungen, die in zunehmendem Alter auftreten.

Das lässt sich sicher nicht generell beantworten, doch eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung kann die ‚guten‘, beschwerdefreien Lebensjahre verlängern. Neubart (2018) betont, dass Sport und Bewegung das biologische Altern und den Alterungsprozess im Allgemeinen senkt. Das gilt für körperliche Befindlichkeiten aber auch für Demenz und psychische Erkrankungen. Regelmäßig angewendet fördert Bewegung das Wohlbefinden und steigert das Leistungsvermögen. Optimalerweise wird eine Leistungssportart betrieben, jedoch genügen auch regelmäßige Bewegungseinheiten.

Im Gegensatz zu früher wird den ‚Modernen Menschen‘ körperlich schwere Arbeit durch Maschinen abgenommen. Bus, Bahn oder das eigene Auto bringen die Menschen zu gewünschten Destinationen, ohne dass sie sich körperlich betätigen müssen merkt Neubart (2018) an. Einerseits eine erfreuliche Errungenschaft und Entwicklung der Technik, besonders für Senioren, die so erheblich mobiler sind. Andererseits bringt es gleichzeitig deutliche Risiken mit sich. Wer sich also wenig bewegt und sich möglicherweise auch noch schlecht ernährt, raucht oder Alkohol zu sich nimmt, läuft Gefahr das Herz-Kreislauf-System zu belasten, an Übergewicht zu leiden und an Schädigungen im Muskel- und Skelettbereich zu erkranken betont Neubart (2018). Natürlich spielen genetische Faktoren eine Rolle aber entscheidend ist der Lebenswandel. Neubart (2018) merkt an, dass besonders das Zusammenspiel zwischen ausgewogener Ernährung, einem gesunden Lebensablauf und körperlicher Aktivität, auch geistigem Abbau, Demenz und Alzheimer-Erkrankungen entgegenwirken können.

Gelegentliche Spaziergänge sind für viele Senioren ein guter Einstieg in eine Bewegungsroutine. Tägliche kleine Dosen an Bewegung helfen viel. Schon ein 30 minütiger Spaziergang etwa 3 Mal pro Woche kann den systolischen Blutdruck spürbar senken. Das heißt, dass eventuell langfristig sogar auf Tabletten verzichtet werden kann merkt Neubart (2018) an.

Was den meisten Senioren fehlt, ist der Ausgleich: sich bewegen, ausruhen, Sport treiben, mit Freunden zusammensitzen, Bücher lesen, diskutieren. Bei Motivationsproblemen wird empfohlen mit anderen Gleichgesinnten zusammen zu kommen und an einem Gesundheitsprogramm teilzunehmen.

Naegele (2015) betont, dass eine Verjüngung des „Alters“ stattgefunden hat. Veränderungen in der Ökonomie und soziale Veränderungen wirken jedoch auf eine Weise, dass Menschen sozusagen alt gemacht werden, obwohl sie rein kalendarisch gesehen noch nicht alt sind merkt Naegele (2015) an. Ein Beispiel dem Arbeitsmarkt ist, dass es ab einem gewissen Alter weitaus schwieriger für eine Person ist, eine Anstellung zu finden, als sich dies für eine junge Person gestaltet. Das steht der Selbsteinschätzung der alten Menschen in der heutigen Zeit gegenüber. Sie fühlen sich nicht so früh „alt“. Naegele (2015) merkt an, dass Menschen sich heute erst nach dem 75. Lebensjahr als alt ansehen. Zwischen 40. und dem 85. Lebensjahr fühlen sich die Menschen heute durchschnittlich um etwa 10 Jahre jünger.

3.5 Singularisierung und die damit einhergehenden Gefahren

19 Prozent der 65 – 85 Jährigen kennen das Gefühl der Einsamkeit und empfinden es manchmal. Der Großteil kennt dieses Gefühl so gut wie gar nicht, betont die Generali Altersstudie (2017). Bei den 80 – 85 Jährigen sehen diese Zahlen schon ganz anders aus, die Einsamkeit nimmt zu.

Ganze 36 Prozent der 65 – 85 Jährigen fühlen sich häufiger einsam. Am stärksten sind Menschen, die von Krankheiten geplagt sind und jene ohne Partner betroffen, merkt die Generali Altersstudie (2017) an.

Neubart (2018) merkt an, dass Einsamkeitsgefühle sich im hohen Alter, indem sich kognitive Einbußen, körperliche Gebrechen und das Auftreten von sozialen Verlusten vereinen können, häufen. Weiter betont Neubart (2018), dass chronische Einsamkeit nicht nur der Psyche, sondern auch der körperlichen Gesundheit schadet. Aus diesem Grund sollte einer solchen Entwicklung immer schnellstmöglich etwas entgegengesetzt werden.

Nach Neubart (2017) stellt Einsamkeit den größten Faktor für geringere Lebensqualität bei alten Menschen dar. Gleichzeitig ist es jedoch auch der größte Motivationsfaktor für Ehrenamtliches Engagement.

Basierend auf den gelesenen Werken von Neubart (2017) und der Generali Altersstudie (2017) werden im folgenden Abschnitt ‚Singularisierung im Alter‘ aus Sicht des Autors mit eigenen Worten beschrieben.

In dieser späten Lebensphase des Menschen trifft es auf viele zu, dass sie bereits seit Jahrzehnten mit einem Partner zusammenleben. Wenn dann im höheren Alter einer der beiden Ehepartner verstirbt, kann dies schwerwiegende Auswirkungen die verbliebene Person haben. Generell ist diese erst einmal allein, das ist wahrscheinlich auch das schlimmste. Der Familie können zum Beispiel auf einmal Schwächen auffallen, die vorher noch gut zu verstecken waren.

Dies liegt daran, dass man vorher noch als Team gearbeitet hat und oft Alterserscheinungen und Kräfteverfall von dem Partner und als Gemeinschaft bewältigt und auch überspielt werden konnten. Selbst eine langsam fortschreitende Demenz kann auf diese Weise versteckt werden, solange die Symptome im Anfangsstadium für Außenstehende nur leicht bis kaum erkennbar sind. Oft sind es natürlich genau die Partner der erkrankten Person, die diese Symptome zuerst bemerkten. Teils werden besonders in den älteren Generationen diese entweder nicht erkannt, ernst genommen oder aus Scham, wie oben bereits erwähnt, für Außenstehende durch den Partner überspielt. Dieser dient der erkrankten Person in der beschriebenen Situation als eine Art „Stütze“. Verstirbt der Partner dann in so einer Situation, fällt die vorher noch vorhandene Hilfe und Unterstützung weg. Schnell wird man viel älter eingeschätzt und auch eine Krankheit, wie Demenz bleibt dann nicht mehr lange unentdeckt.

[...]

Final del extracto de 41 páginas

Detalles

Título
Senioren im Familienrat. Das Hilfeplanverfahren
Calificación
2,7
Autor
Año
2019
Páginas
41
No. de catálogo
V492817
ISBN (Ebook)
9783668972872
ISBN (Libro)
9783668972889
Idioma
Alemán
Palabras clave
Senioren Familienrat Sozial Soziale Arbeit Soziologie Bachelor Arbeit
Citar trabajo
Lucas Bunke (Autor), 2019, Senioren im Familienrat. Das Hilfeplanverfahren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492817

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