Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Forschungsstand
2. Erarbeitung des Themas
3. Methode
4. Analyse
4.1 Kaufen
4.2 Nachkaufen
4.3 Beraten
4.4 Schenken
4.5 Ausleihen
5. Theoretische Einbettung
6. Selbstreflexion / Methodenreflexion
7. Schluss / Erkenntnisse
8. Literaturverzeichnis
9. Anhang
9.1 Interview 1
9.2 Interview 2
9.3 Interview 3
9.4 Interview 4
Einleitung
Es ist keine neue Erkenntnis, dass soziale Beziehungen eine Basis für unser Handeln darstellen. Als kompetente Mitglieder der Gesellschaft, wissen wir, wie man mit Eltern, Verkäufern, Freunden et cetera umgeht und besitzen Erwartungen, wie wir von Eltern, Verkäufern, Freunden et cetera behandelt werden wollen. Das „Hände-Halten“ ist zum Beispiel eine Umgangsform zwischen zwei Intimpartnern oder einem Elternteil und einem Kind, die eine bestimmte soziale Beziehung erwartbar macht. Es könnte dagegen irritierend wirken, wenn diese Umgangsform von zwei Freunden ausgeführt wird. Von Freunden erwarten wir andere Umgangsformen beziehungsweise Konventionen. Darüber hinaus wird das Thema der Konventionen in dieser Lehrforschung mit dem Thema Kleidung verknüpft. Damit wird die basale Frage gestellt, wie Menschen untereinander mit Kleidung umgehen und welche Aussagen sich aus diesem Umgang über die Beziehungsformen ableiten lassen? Dazu wurde das episodische Interview als Methode ausgewählt, um verschiedene Situationen, in denen eine Handlung mit Kleidung passiert, von den Interviewpartnern in kurzen Geschichten erzählen zu lassen. Eine Handlung mit Kleidung meint, dass ein Kleidungsstück gekauft, nachgekauft, verschenkt, verliehen oder Beratung zur Kleidung geleistet wird. In dieser Lehrforschung liegt der Fokus auf den Rechtfertigungsformen für bestimmte Handlungen mit Kleidung und wie mit bestimmten Konventionen umgegangen wird.
Ich werde in dieser Lehrforschung den Forschungsprozess skizzieren, indem ich die Erarbeitung des Themas und die Methode vorstelle, und das Forschungsdesign in Abhängigkeit der Forschungsfrage erläutere. Des Weiteren werde ich das Thema theoretisch einbetten, den gesamten Forschungsprozess reflektieren und zum Schluss die Ergebnisse und Hypothesen zusammenfassen, um abschließend einen Ausblick für weitere Forschung zu geben.
1. Forschungsstand
Die Breite der soziologischen Arbeiten zum Thema Mode und Bekleidung ist sehr groß. Ein Teil der Soziologen beschäftigt sich mit Bekleidung als einen Ausdruck von Selbstdarstellung aufbauend auf den Arbeiten der Chicago School, vor allem Erving Goffman (zum Beispiel Elke Drengwitz 1986). Außerdem wird in der Soziologie Bekleidung mit einem Ausdruck des Lebensstils assoziiert. Ein berühmter Vertreter ist Pierre Bourdieu (1987), dessen Forschung sich damit beschäftigte, wie sich ausgehend vom Lebensstil eines Menschen Aussagen zu dessen sozialer Klasse ableiten lassen. Ein weiterer bekannter Soziologe, der sich mit Mode beschäftigt hat, ist Georg Simmel (1992). Er verfolgt die These, dass Modehandlungen aus dem Antagonismus von Abgrenzung und Zugehörigkeit bestehen. Er entwickelte auch die These, dass Mode einen ständigen Kreislauf darstellt, in dem obere Schichten sich von den unteren durch neuartige Mode abgrenzen und die unteren Schichten möglichst versuchen, die oberen Schichten nachzuahmen. Darüber hinaus existieren viele Ethnographien über das Thema Mode in unterschiedlichen Kontexten (zum Beispiel Alois Döring 1999).
Allgemein gesagt, wird, wie bei Bourdieu und Simmel, über Bekleidung auf Prozesse auf der Makroebene verwiesen oder individuelle Strategien beim Gebrauch von Mode analysiert. Das Thema dieser Lehrforschung ist insofern neuartig, weil Bekleidung als ein Gegenstand, mit all seinen Eigenschaften, betrachtet wird. Anknüpfend an das Seminarthema der symbolischen Wirklichkeit von Stoffen wird in dieser Arbeit eine Verbindung zwischen Bekleidung als etwas Materielles und dem sozialen Umgang mit dieser materiellen Basis hergestellt.
2. Erarbeitung des Themas
Zunächst habe ich mir viele mögliche Themen für diese Lehrforschung überlegt, weil mich das Thema Stoff allgemein sehr interessiert. Die Rolle eines Modecoachs („Welche Funktion erfüllt die bezahlte Beratung beim Thema Kleidung in der heutigen Gesellschaft?“) oder wie ein Bekleidungsgeschäft, das sich auf Outdoor- und Casualbekleidung spezialisiert hat, damit umgeht, dass es ausschließlich Unisexgrößen anbietet („Welche sozialen Prozesse machen die Unisexgröße zur Unisexgröße?“ oder „Verkaufsberatung ohne vermeintliches Geschlecht?“) wären mögliche Themen gewesen. Das Thema der Konventionen von Menschen mit ihrer Kleidung entstand letztendlich dadurch, dass während der Themafindungsphase meine Freundin sich oft Kleidung von mir ausgeliehen hat und ich sie dabei beobachtet habe, wie sie eigentlich Männermode für sich gekauft hat. Ich habe mich dafür entschieden mich mit dem ersteren Thema intensiver auseinanderzusetzen, weil das Ausleihen wesentlich häufiger passierte als der Kauf von Männermode.
Bei der weiteren Beschäftigung mit dem Thema fiel mir auf, dass viele weitere Handlungen mit Kleidung charakteristisch für bestimmte soziale Beziehungen sind. Da es sich um spontane Hypothesen handelte, bot sich mir im Rahmen der Lehrforschung, dieses Thema genauer zu untersuchen.
Mein Forschungsinteresse war zunächst quantitativ ausgerichtet. Mein erster Fragebogen bestand aus Fragen mit bereits vorgefertigten Antworten und einer multiple choice Frage zu Beginn, um die Interviews hinterher vergleichen zu können. Teilweise war auch angedacht, die Interviewpartner zu hypothetischen Szenarien zu befragen, um zu erfassen, wie sich gleiche Situationen (spezieller der Kleiderkauf) verändern, sobald eine andere Begleitung mitkommt. Bei einem ersten Testinterview stellte sich jedoch heraus, dass Interaktionen, die Kleidung miteinschließen, nicht genau genug durch einen Fragebogen beschrieben werden könnten, weil dem Ersteller eines Fragebogens nicht alle Details der Situation der Befragten bekannt sind. Bei einem Test-Interview sind dem Befragten einige der beschriebenen Situationen bereits einmal begegnet, er machte jedoch deutlich, dass sie wegen dem einmaligen Charakter keine Bedeutung für ihn hätten. Daraus resultierte, dass lediglich die großen Bereiche Beraten, Kaufen, Nachkaufen, Ausleihen, Schenken und der Partnerlook erhalten blieben und ich dazu überging, die Interviewpartner nach typischen Situationen zu den jeweiligen Bereichen zu befragen. Alle erzählten Geschichten würden dadurch nicht mehr vergleichbar sein, aber durchaus Hinweise zu den Beziehungsformen, die mit bestimmten Handlungen mit Kleidung einhergehen, geben. Somit verschob sich mein Forschungsinteresse von der quantitativen zur qualitativen Methodik.1
3. Methode
Ich habe mich für das episodische Interview als Methode entschieden, um die Forschungsfrage zu beantworten. Diese Methode soll in diesem Kapitel dargestellt werden. Außerdem soll gezeigt werden, wieso diese Methode zu der Forschungsfrage passt.
Im episodischen Interview wird zwischen semantischem und episodischem Wissen unterschieden. Episodisches Wissen besteht aus Erinnerungen an Situationen und semantisches Wissen ist um Begriffe und ihre Beziehungen untereinander herum aufgebaut. Das Erstere ist über Erzählanstöße und Erzählungen zu erheben und das Zweite über Fragen und Antworten. Semantisches Wissen entwickelt sich teilweise aus den im episodischen Wissen enthaltenen Erfahrungen (Vgl. Flick 2011: 273): Aus der Erzählung über das erste Bewerbungsgespräch und die Begegnung mit einem Personaler und weiteren Begegnungen mit Personalern entwickelt sich eine Vorstellung, was ein guter Personaler ist, worin er sich von einem schlechten Personaler unterscheidet und welche Arten von Personalern es allgemein gibt. Für diese Lehrforschung liegen die Erzählanstöße und Erzählungen im Mittelpunkt. Semantisches Wissen zielt auf allgemeine Aussagen der Interviewten und ist in dieser Lehrforschung weniger relevant, weil nicht nach allgemeinen Konzepten von Freundschaft, Partnerschaft und Familie oder Kaufen, Schenken und Ausleihen gefragt wird, sondern die Erzählungen zu einzelnen Situationen.
„Um den Interviewpartner mit der Interviewform in Bezug auf das Thema der jeweiligen Studie vertraut zu machen, wird zunächst das Grundprinzip des episodischen Interviews einführend erläutert (z.B.: „Im Folgenden werde ich Dich immer wieder bitten, mir Situationen zu erzählen, die mit dem Thema „Krankheit“ – mit Deiner eigenen, aber auch mit Krankheit ganz allgemein– zu tun haben.“) (Flick 2011: 274). Im Sinne meiner Fragestellung habe ich die Einführung um den allgemeinen Teil gekürzt. In das episodische Interview wird in der Regel durch eine Verständnisfrage zu dem Untersuchungsgegenstand eingestiegen (Vgl. Flick 2011: 274).
Uwe Flick empfiehlt Untersuchungen zu wählen, „die auf Wissen, Erfahrungen und Veränderungen aus der Sicht der befragten abzielen, ohne jedoch einen eindeutigen und ausschließlichen Fokus auf biographische Prozesse zu legen“ (Flick 2011: 278). Dies würde für diese Lehrforschung bedeuten, dass biographische Prozesse nicht explizit erfragt werden sollen, sondern aus dem Interviewgespräch hervorgehen können. Beim Thema Veränderungen würden dadurch mehr mögliche Begründungen für Handlungen mit Kleidung entstehen, als nur der Verweis auf die eigene Biographie.
Uwe Flick schreibt außerdem zum Schluss, dass nicht in jedem Fall zu allen Bereichen Erzählungen zu konkreten Situationen stimuliert werden können. Häufig werden Situationen nur genannt und nicht ausführlich erzählt oder es werden regelmäßig wiederkehrende Situationen geschildert. Es würden auch Beispiele geschildert werden, die nicht auf selbst erlebte Situationen bezogen sind (Vgl. Flick 2011: 278 f.).
Das episodische Interview stellt eine Mischung aus dem Leitfadeninterview und dem narrativen Interview dar (Vgl. Helfferrich 2009: 107). Diese Methode ist als Mischung des narrativen und des Leitfadeninterviews insofern passend, weil viele kurze Erzählungen hintereinander entstehen können. Das Erfragen von selbst erlebten Situationen eignet sich hervorragend zu meiner Forschungsfrage, die darauf abzielt kurze alltägliche Episoden beim Umgang mit Kleidung sichtbar zu machen.
Einer anderen Methode, wie dem narrativen Interview, wäre es zum Beispiel schwer möglich gewesen, die Interviewten auf die von mir gewählten Themen zu stimulieren. Es wäre auch nicht sicher, dass eine lange Erzählung alle von mir gewählten Themen umfassen würde, weil zum Beispiel das Thema Umgang mit Kleidung zu allgemein ist.Innerhalb des episodischen Interviews sind Erzählstimuli, Aufrechterhaltungsfragen, Bitten um Detailierung und Einführungen neuer Themen zulässig (Vgl. Helfferich 2009: 107).
Erzählstimuli werden jeweils am Anfang der jeweiligen Episoden gesetzt und sind eigentlich keine Fragen, sondern Aufforderungen (Vgl. Helfferich 2009: 102). Die Aufforderung hat meist die Form: „Erzählen Sie (doch/einmal), wie …“. Es folgt eine Gegenstandsbestimmung, die erstens konkret genug ist, um verstanden zu werden und zweitens offen genug ist, um eine längere Erzählung zu erzeugen (Helfferich 2009: 102).
Aufrechterhaltungsfragen haben die Funktion, eine Erzählung aufrecht zu erhalten. Sie lassen sich in Fragen, die in der Situation bleiben (z.B. „Wie war das für Sie?“) und in die, die den Erzählgang vorantreiben (z.B. „Wie ging das dann weiter?“) differenzieren. Diese Art von Fragen sind inhaltsleer (Vgl. Helfferich 2009: 104).
Bitten um Detailierung sollen bestimmte Sachverhalte aufgreifen und noch einmal zur Thematisierung gebracht werden (z.B. „Können Sie … noch einmal ein wenig ausführlicher beschreiben?“, „Können Sie ein Beispiel für … nennen?“). Diese Fragen bringen keine externen Themen ein und sollten sie inhaltsleer sein, können sie auch als Aufrechterhaltungsfragen bezeichnet werden. Sollten sie inhaltliche Aspekte herausgreifen, fokussieren diese Art von Fragen das Interview (Vgl. Helfferich 2009: 105).
Einführungen neuer Themen bringen neue Aspekte ein, die vorher nicht genannt wurden und die dem Relevanzsystem der Interviewenden entspringen (z.B. „Spielt das … eine Rolle?“). Bei dieser Art von Fragen liegt eine deutliche Steuerung vor, indem Themen, die für den Forschenden wichtig sind, ausdrücklich an die Erzählpersonen heran getragen werden, auch wenn sie für diese nicht relevant erscheinen (Vgl. Helfferich 2009: 105).
4. Analyse
Insgesamt wurden von mir vier Interviews durchgeführt, um die Forschungsfrage ausreichend beantworten zu können. Die Namen der Interviewten wurden dabei in Interviewpartner 1 bis 4 anonymisiert. Ich werde in den folgenden Kapiteln Ausschnitte aus den Interviews präsentieren, diese analysieren und erste Hypothesen bilden.
4.1 Kaufen
Pt1: meistens bin ich alleine manchmal ist mein freund dabei aber selten
In: uh hum
Pt1: ja und wirklich grundsätzlich alleine weil das mir das zu lange dauert
Bei der ersten Kategorie „Kaufen“ scheint für I nterviewpartner 1 das Kaufen von Kleidung zu lange zu dauern, dass jemand, mit seltener Ausnahme des Intimpartners („Freund“), mitgenommen wird. Die interessante Ausnahme könnte damit zu tun haben, dass der Intimpartner nicht aus eigenem Interesse, sondern mit dem Motiv der Unterstützung am Kauf der Kleidung teilnimmt.
Pt2: uhm ja also normalerweise dann wenn ich feststelle dass äh zum beispiel irgendein kleidungsstück das ich bereits hab nicht mehr funktioniert weil es eingelaufen ist zum beispiel weil ichs zu heiß gewaschen hab oder weil ich merke dass es kaputt geht äh oder weil ich merke dass irgendwie die jahreszeit wechselt und ich plötzlich was anderes brauche was wärmer ist und so also es gibt immer einen konkreten anlass jetzt bei mir ist jetzt weniger so dass ich denke oh jetzt hab ich bock irgendwie auf nen neuen style so und deswegen geh ich jetzt einkaufen sondern es ist schon so okay fuck ich brauch ne neue hose weil die fünf die ich hab davon sind zwei irgendwie zu kalt und die andere geht gerade kaputt so und das ist dann so ne situation wo ich sage okay ich geh jetzt in die stadt und dann versuch ichs auch kurz zu halten auf jeden fall die shoppingerfahrung ist dann halt irgendwie so so schnell wie möglich das bekomme was man braucht also ich mach dann vorher so nen plan und schreib dann auf okay ich brauch eine hose die so und so dick ist und die und die farbe hat und die so und so viel geld kostet und nicht mehr und dann kauf ich ein und auf dem weg wenn ich durchs kaufhaus gehe vielleicht findet man noch was zufällig oder so aber ja
Auch Interviewpartner 2 reflektiert die Dauer des Kaufens von Kleidung vor dem Einkauf. Seine Strategie beim Kleidungskauf besteht aus einem im Voraus gemachten Plan („also ich mach dann vorher so nen plan und schreib dann auf okay ich brauch eine Hose die so und so dick ist und die und die Farbe hat und die so und so viel Geld kostet“), um „die Shoppingerfahrung […] kurz zu halten“. Ein neuer Aspekt ist der Grund, um einkaufen zu gehen. Dabei werden funktionale Begründungen, wie „Jahreszeit wechselt“, „funktioniert nicht mehr“, Kleidung ist „eingelaufen […] weil ichs zu heiß gewaschen hab“ oder „geht gerade kaputt“ aufgeführt. Es wird auch Abstand genommen zum Einkaufen, um neue Mode zu haben („ist jetzt weniger so dass ich denke oh jetzt hab ich bock irgendwie auf nen neuen style so und deswegen geh ich jetzt einkaufen“). Interessant ist auch, dass Pt2 sich nicht zu möglichen Begleitern äußert.
Pt3: also online irgendwelchen bekleidungs also titus keine ahnung okay gibts als geschäft gibts
In: uh hum
Pt3: online hab ich schon bei beiden eingekauft oder zalando auch mal äh sonst offline esprit
In: uhmm
Pt3: sportscheck jack and jones und halt irgendwelche geschäfte wo es alle möglichen marken gibt
In: uh hum
Pt3: und halt eher so kleine geschäfte
In: und wenn du einkaufen gehst bist du da alleine oder gehst du mit jemand anderem
Pt3: meistens mit jemand anderem
In: okay und wer ist das kannst du das ausführlicher machen
Pt3: öhm hab ich eigentlich also familie oder freunde ja weil ich irgendwie doch die beratung oder so brauche
In: uh hum
Pt3: ja
Für Interviewpartner 3 ist gegenüber den ersten beiden Interviewpartnern Begleitung beim Kleidungskauf wichtig, weil er die Beratung braucht. Interessant an dieser Aussage ist, dass in Modeläden in der Regel Personal für die Beratung zur Verfügung steht. Die Bevorzugung von „Familie oder Freunde“ könnte damit zusammenhängen, dass diese die Wünsche von Pt3 besser kennen und die Kommunikation persönlicher als mit einem normalen Mitarbeiter verläuft. Das Thema online ist bei diesem Interviewpartner neu. Es werden jedoch keine Personen erwähnt, die beim online Kaufen anwesend sind.
Pt4: ja typischste situation ist ich brauche irgendwas gezielt irgend was weiß ich ein top oder so oder ein t shirt weil ich ein altes irgendwie schon zu alt ist oder irgendwie löcher drin sind keine ahnung das sind gibt ja immer verschiedene gründe und dann gehst du los und willst dir halt ein neues kaufen und dann äh findest du im laden vielleicht irgendwas was dir noch gefällt kaufst es dann dazu es sind dann diese angebotsdinge die dann oft auch ne rolle spielen oder ähm wenn ich in die stadt gehe und danach noch zeit habe gehe ich manchmal in läden wo ich standardgemäß hingehe und schaue dann einfach mal nach ähm das ist dann auch das spielt dann auch zum beispiel ne rolle ob du dann geld zur verfügung hast oder nicht und wie viel und ähm wenn dann beispielsweise son sale ist wo dann von dem jahr zuvor die sachen verkauft werden oder von der saison ja dann guckt man halt mal weil dann kommt man günstiger an klamotten und ähm ansonsten ähm second hand läden ganz oft bei mir ein thema also dass ich dann zuerst da gucke weil das ist einfach ne
In: uh hum
Pt4: bessere variante weil man da klamotten holt die dann sowieso schon mal im kreislauf drin waren
Wieder taucht das Motiv der Funktionalität bei Interviewpartner 4 auf („weil ich ein altes irgendwie schon zu alt ist oder irgendwie Löcher drin sind keine Ahnung das sind gibt ja immer verschiedene Gründe“). Dabei ist nicht klar, was mit „alt“ gemeint ist. Zum einen könnte damit gemeint sein, dass ein Kleidungsstück wegen dem langen Tragen verschleißt oder aus modischen Gesichtspunkten veraltet ist. Neues Aspekte bei der Motivation zum Kleiderkauf sind außerdem saisonale Angebote („es sind dann diese angebotsdinge die dann oft auch ne Rolle spielen […] wenn dann beispielsweise son sale ist wo dann von dem Jahr zuvor die Sachen verkauft werden oder von der Saison ja dann guckt man halt mal weil dann kommt man günstiger an Klamotten“) und Second-Hand-Läden („ansonsten ähm second hand Läden ganz oft […] das ist einfach ne bessere Variante weil man da Klamotten holt die dann sowieso schon mal im Kreislauf drin waren“).
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass beim Kleidungskauf bis auf eine Ausnahme (siehe Interview 3) auf Begleitung verzichtet wird. Der Kleidungskauf wird unter anderem wie ein Ersetzen der bisherigen Kleidung beschrieben. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Stoffe je nach Gebrauch nach einer gewissen Zeit immer verschleißen und meine Interviewpartner etwas Ähnliches einkaufen gehen und dafür keine Begleitung benötigen. Die Begleitung, wie bei Interview 3, erfüllt dagegen die Funktion der Beratung, weil wahrscheinlich etwas Neues gekauft und nicht bloß ersetzt wird. Da, wie bei Interview 2, sehr genau im Voraus reflektiert wird, welche Kleidung gebraucht wird, scheint nicht genug Motivation zu existieren, um jemanden zum Einkaufen einzuladen. Weitere Personen können außerdem das Einkaufen von Kleidung verzögern, was den Zielen von Pt1 und Pt2 entgegenwirkt.
4.2 Nachkaufen
Pt2: ja bestimmt bestimmt ich überleg gerade uhm doch schon wobei ich dann immer darauf achte dass ich halt dann also vielleicht den stil irgendwie ganz nett finde und dann was ähnliches kaufe was halt ähnlich gut aussieht
In: okay
Pt2: aber ich vermeide dann immer genau das selbe auch zu kaufen also ich versuch dann sogar eher was ähnliches zu kaufen was dann auch bisschen geiler aussieht so
In: uh hum
Pt2: öhm aber ja also das das genau wär so ne situation ich stelle fest okay ey man das sieht irgendwie ganz gut aus bei dem und dann versuche ich sofort das aufzuteilen und zu sagen okay das ist jetzt die hose oder ist das der pulli oder ist das die schuhe oder so öhm und dann kauf ich die halt eher angepasst an meinen sowieso schon bestehenden stil nach so guck dann in welcher form das vielleicht zu meinem stil passen würde
In: ähm kannst du mir ähm also du hast gesagt das es geiler ist kannst du mir das äh ausführlicher beschreiben dieses geiler
Pt2: uhmm ja ähm das ich dann vielleicht noch bisschen besser aussehe mit ähnlichen klamotten als der der die zum ersten mal an hatte verstehst du dass ich irgendwie dann denke okay äh ja vielleicht kann man das dann noch also ist meistens so dass ich da was übernehme so und mir denke okay vielleicht kann man das mit irgendnem accessoire noch aufwerten oder so oder vielleicht kombinieren mit irgendwie nem pulli der dazu passt oder so
In: uh hum
Pt2: ja
Bei Interview 2 wird nicht genau gesagt, wem nachgekauft wird. Jedoch wird erwähnt, dass nur ein bestimmtes Kleidungsstück und nicht ein komplettes Outfit nachgekauft wird („dann versuche ist sofort das aufzuteilen und zu sagen okay das ist jetzt die Hose oder ist das der Pulli oder ist das die Schuhe oder so“). Außerdem wird der übernommene Gegenstand mit einem Accessoire aufgewertet oder mit etwas anderem als beim Ursprungsoutfit kombiniert („dass ich irgendwie dann denke okay äh ja vielleicht kann man das dann noch, also ist meistens so dass ich da was übernehme so und mir denke okay vielleicht kann man das mit irgendnem Accessoire noch aufwerten oder so oder vielleicht kombinieren mit irgendwie nem Pulli der dazu passt“). Beim Nachkaufen scheint es auch wichtig zu sein, etwas Ähnliches und nicht etwas Identisches zu finden („ich vermeide dann immer genau dasselbe auch zu kaufen also ich versuch dann sogar eher was ähnliches zu kaufen“).
Pt3: ja da kann ich mich vielleicht besser erinnern als ich jünger war äh da war es öfters so da gabs irgendwie immer so trends vielleicht auch mit den freunden mit denen ich damals abgehangen hab äh zum beispiel irgendwelche begging äh jeans beggy jeans ähm hat halt ein kumpel so ne bestimmte von ner bestimmten firma sone jeans gekauft und dann hat man die sich auch so gekauft weil das so äh
In: uh hum
Pt3: angesagt war so oder halt so ne kappi oder so oder einen bestimmten pullover ähm den dann aber tatsächlich eher in einer anderen farbe
In: ja
Pt3: weil man sich auch so ein bisschen absetzen wollte aber sonst vom stil relativ ähnlich ja aber es ist irgendwie mittlerweile nicht mehr so das war ja früher
In: uh hum
Pt3: ja so da kann ich mich auch relativ konkret erinnern dass ich da unbedingt genau das selbe haben wollte so
In: uh hum hast du vielleicht ne typische situation wo du so während deines studiums vielleicht etwas nachgekauft hast was du woanders bei jemand anderem gesehen hast
Pt3: direkt das selbe öhm wenn dann war das ähm ich hab mal son t shirt mit nem bestimmten aufdruck oder so
In: uh hum
Pt3: irgendwas popkulturelles oder so aber vom stil
In: also was wär das zum beispiel ähm ein t shirt mit aufdruck was was wär das zum beispiel jetzt ausführlich
Pt3: öhm ja das hab ich mal aber hab dann nicht beim bei
jemand das jemand bekanntem gesehen sondern so einfach in der öffentlichkeit war so ein aufdruck
In: uh hum
Pt3: von ner serie öhm ja und dann hab ich das halt gegoogelt
In: uh hum
Pt3: hab ich mir das auch bestellt
In: okay
Pt3: ja nicht sehr konkret aber
In: ne ne ist alles gut
Pt3: aber ansonsten jetzt nicht direkt das selbe so würd ich nachkaufen so [...] vielleicht manchmal seh ich dann sachen denke oh so ist ganz cool so in der richtung oder so aber ich such dann nicht so aktiv genau nach dem selben kleidungsstück
In: was machst du stattdessen
Pt3: nur wenns wenns mir über den weg läuft oder ich versuch was ähnliches zu finden oder so ja
Im Interview 3 wird vom Interviewten auf seine Jugend rekurriert und dort Situationen beschrieben, in denen er einem „Kumpel“ Kleidung nachgekauft hat, denn heute wäre das nicht mehr so („als ich jünger war äh da war es öfters so da gabs irgendwie immer so Trends vielleicht auch mit den freunden mit denen ich damals abgehangen hab äh zum Beispiel irgendwelche begging äh Jeans beggy Jeans ähm hat halt ein Kumpel so ne bestimmte von ner bestimmten Firma sone Jeans gekauft und dann hat man die sich auch so gekauft weil das so […] ja aber es ist irgendwie mittlerweile nicht mehr so das war ja früher“). Wieder wird erwähnt, dass nicht genau dasselbe Kleidungsstück, sondern ein ähnliches nachgekauft wurde („ansonsten jetzt nicht direkt das selbe so würd ich nachkaufen so“). Während der Interviewte jünger war, wollte er jedoch „unbedingt genau dasselbe haben“. Die Konstellation, dass genau das gleiche Kleidungsstück gekauft wurde, ergab sich, als der Interviewte eine Person mit einem T-Shirt mit Aufdruck von einer Serie in der Öffentlichkeit sah, das Produkt gegoogelt hat und sich bestellt hat. Das T-Shirt mit Aufdruck einer Serie scheint eine Sonderrolle einzunehmen, weil wahrscheinlich nur ein Model eines solchen T-Shirts existiert und wenig daran variiert werden kann. Die geringe Anzahl an Variationen könnte das Nachkaufen eines identischen Kleidungsstücks legitimieren.
In: und was machst du stattdessen wenn du nicht genau nach dem gegenstand suchst
Pt3: joa dann such ich danach nicht also meinst du jetzt ja
versuch ich halt was ähnliches zu finden oder ich will halt nicht weiß nicht es würde mir irgendwie nicht in sinn kommen bei jemandem zumindest den ich kenne bei dem ich das cool finde genau das selbe zu kaufen
In: uh hum
Pt3: das fänd ich irgendwie unangenehm oder weird
In: und bei wem öhm bei welchen personen öhm fallen dir solche sachen auf die die du magst und bei denen du das irgendwie weird findest
Pt3: bei denen wenn ich das auch kaufe würde
In: ist das irgendwie familie ist das
Pt3: eher freunde familie halt leute die ich enger kenne oder die ich jetzt nicht so gut kenne äh da wärs mir dann relativ egal eigentlich äh leute die man öfters sieht halt
In: uh hum okay
Pt3: weil dann ist halt die es erzeugt irgendwie ein komisches gefühl wenn man halt so zufällig dasselbe kleidungsstück dann irgendwie trägt weil das ja dann absichtlich
aussieht obs
In: uh hum
Pt3: obwohls gar nicht unbedingt absichtlich ist
In: uh hum jetzt interessiert mich ähm neues thema wieder
Pt3: ich weiß gar nicht woher das kommt dieses gefühl aber okay ich darf keine rückfragen
In: ne erzähl wenn da
Pt3: vielleicht kennst du das ja auch wenn halt genau dasselbe kleidungsstück trägt
In: ja
Pt3: oder halt auch nur so ähnlich irgendwie so von der farbe oder vom stil ja wird man ja manchmal aufgezogen oh habt ihr euch abgesprochen so woher kommt eigentlich dieses gefühl dass äh wenn man was das selbe trägt das dann das irgendwie so unangenehm wird oder so
In: ja ich glaub
Pt3: ist das so dieser individualismus jeder muss so anders irgendwie aussehen
Als Grund für die Wahl von etwas Ähnlichem, anstatt etwas Identischem, liegt für Interviewpartner 3 darin, dass es „ein komisches Gefühl“ erzeugt, wenn „man halt so zufällig dasselbe Kleidungsstück […] trägt, weil das ja dann absichtlich aussieht“. Dabei differenziert Pt3 noch zwischen Freunden, Familie und allgemein Leuten, die er enger kennt oder öfters sieht und Leuten, die er nicht gut kennt. Bei der ersten Gruppe würde das komische Gefühl auftreten, sobald man „zufällig dasselbe Kleidungsstück […] trägt, weil das ja dann absichtlich aussieht“ und bei der zweiten Gruppe wäre es ihm relativ egal. Es ist ihm auch unangenehm, wenn er damit aufgezogen wird, dass ihm das Motiv zugeschrieben wird, sich mit jemand anderem abgesprochen zu haben, sobald zufällig die gleiche Kleidung getragen wird.
Pt4: uhm ja uhm ja wenn du wenn man im internet halt irgendwelche kleidungsstücke sieht die einem unglaublich gefallen an anderen menschen und es gibt ja genug leute die dann auch beischreiben oder internetplattformen wo die auch tatsächlich also kompletten klamotten listen aufschreiben was sie anhaben oder sowas es gibt alles und dann findest du halt irgendwas was dir gefällt und das kam auch schon vor das war ne mantel also nicht der gleiche mantel aber ne sorte von mantel mit so ner großen kapuze und den hab ich jetzt gekauft also gabs dann ich hab den dann gesehen und hab dann entschieden so jetzt endlich hols den das war zwar zwei jahre später aber ich hab in den zwei jahren die ganze zeit gedacht so wenn ich nen neuen mantel brauche dann hol ich mir so eine sorte
In: uh hum
Pt4: weil ich den einfach gut fand
In: und ähm kannst du das näher beschreiben mit internet wo genau
Pt4: mehrere plattformen also bei instagram zum beispiel
schreiben einige bei von wo sie das herhaben und ähm ich überlege gerade wie die seite heißt wo ich das immer gesehen hab uhm es fällt mir nicht ein
In: öhm kannst du vielleicht sagen ob was von ne art das war war das ein video ein forum oder
Pt4: achso ne das ist einfach ne internetseite wo die leute ihre outfits posten jeder hat halt seine eigenen seiten seite auf dieser großen
In: uh hum
Pt4: und die posten ihre outfits und schreiben dann wenn du die fotos anklickst von den outfits da kannste dann halt sehen was genau sie getragen haben ob sies im second hand gekauft haben oder ob sies aus regulären läden gekauft haben oder im internet aus shops und dann hat man hal die möglichkeit wenns einem gefällt hat man die möglichkeit es nachzukaufen das ist eigentlich ganz gut
I nterviewpartner 4 eröffnet eine weitere Facette des Nachkaufens. Personen bei denen etwas nachgekauft wird, finden sich auf Internetplattformen, wie Instagram oder eine eher spezialisierte „Internetseite, wo die Leute ihre Outfits posten“, und nicht face-to-face. Das im Interview 3 beschriebene komische Gefühl wird in diesem Interview wahrscheinlich nicht erwähnt, weil es weniger wahrscheinlich ist, die „Personen des Internets“ zu treffen und zufällig die gleiche Kleidung anzuhaben. Es scheint sogar erwünscht zu sein, dass Outfits kopiert oder nachgeahmt werden, weil „Klamottenlisten“ mit Angaben zur Kleidung und dem Ort, wo sie gekauft wurde, mitveröffentlicht werden. Das könnte der Grund dafür sein, warum Pt4 nicht näher ausführt, ob ein identisches oder ein ähnliches Teil gekauft wird. Es wird lediglich erwähnt, dass die gleiche „Sorte“ gekauft wurde.
Insgesamt fällt auf, dass nachgekauft wird, jedoch ähnliche und nicht identische Kleidung gewählt wird. Dies wird mit Optimierung (I nterview 2), einem komischen Gefühl, sobald zufällig die gleiche Kleidung bei zwei Personen zu sehen ist (I nterview 3) begründet und im Interview 4 wird die selbe Kleidung von Benutzern von Internetplattformen nachgekauft, wobei das Nachkaufen der Kleidung von den Benutzern wahrscheinlich erwünscht ist.
4.3 Beraten
In: uh hum okay und wirst du beraten mal in kleidung oder wie suchst du das immer selber aus hörst du auf jemanden
Pt1: bevor ich das kaufe oder anziehe meinst du
In: ja ja ja
Pt1: ja ähm ich sag immer das mir das egal ist was andere sagen wie ich mich anziehe aber wenn jemand sagt dem mir die meinung wichtig ist ähm irgendwie ein kommentar fallen lässt wie das sieht jetzt gerade nicht so aus oder heh das ist komisch
In: uh hum
Pt1: dann merke ich selber dass ich beim nächsten mal anziehen zweimal drüber nachdenke oder das sogar lasse
In: uh hum
Pt1: und das ist quasi die beratung aber ich äh und beraten lasse ich mich explizit auch wenn ich frage bevor ich rausgehe ob es so okay ist oder wie das aussieht aber
In: uh hum
Pt1: ja
I nterviewpartner 1 fasst zunächst „beraten“ als zufälligen oder erfragten Kommentar zur eigenen Kleidung. Diese Kommentare bringen Pt1 dazu, „zweimal“ über die gewählte Kleidung nachzudenken. Die Meinung anderer wird als wichtig für Pt1 beschrieben. Die Anderen werden jedoch nicht spezifiziert.
Pt2: boah ey das ist ähm also es kommt erstens ultra selten vor
In: okay
Pt2: und wenns vorkommt dann auf jeden fall so dass äh ich halt versuche das so schnell wie möglich zu machen also ich versuche halt dann so zu beraten wie ich glaube dass derjenige beraten werden möchte damit er sich möglichst schnell entscheidet damit ich möglichst schnell auch wieder nachhause kann und nicht weiter beraten muss so ist halt auch eher also umgekehrt auch interessant wie man sich gerne beraten lässt ähm also auch das ist halt so ne sache irgendwie also ich finds immer ziemlich unangenehm mich beraten zu lassen von jemandem der da mitentscheidet so es sei denn es geht halt wirklich um so sachen okay passt die oder ist die zu eng irgendwie oder sowas halt
In: okay der das zweite wär quasi hast du jetzt beantwortet
ähm ne typische situation wo du beraten wirst
Pt2: uhm
In: würdest du noch was hinzufügen oder ist das genug
Pt2: ja ist halt genau dasselbe auch da will ich dass es halt möglichst schnell vorbei ist uhm wobei es natürlich dann bisschen konfliktaufgeladener ist weil ich halt versuche also wenn ich halt feststelle okay das was mir da geraten wird gefällt mir nicht dann musst du das gleichzeitig vertreten ohne dass der andere einen alternativ vorschlag macht weil dann wirds noch länger dauern
In: uh hum
Pt2: so ist dann halt einfach ein bisschen nervig weil du dann so taktieren musst und sagen musst ja äh ich ja schön
okay mach ich vielleicht so damits halt schnell vorbei ist aber gleichzeitig du ja auch nichts anziehen kannst was dir danach nicht steht
Interviewpartner 2 berät selbst „ultra selten“ und wenn er es tut, versucht er die Beratung „so schnell wie möglich zu machen“. Seine Strategie ist, den Anderen so zu beraten, wie er glaubt, dass der Andere beraten werden möchte. Pt2 beschreibt Beratung durch andere als etwas „unangenehmes“ und „konfliktgeladenes“, weil das Ablehnen von Vorschlägen von anderen dazu führen kann, dass weitere Vorschläge folgen und Pt2 das Einkaufen von Kleidung möglichst kurzhalten will. Dies gilt, sobald jemand berät, der „mitentscheiden“ kann. Pt2 findet die Vorschläge „nervig“, weil er die Vorschläge auf der einen Seite annehmen muss, („ja schön okay mach ich vielleicht“) damit keine weiteren Vorschläge folgen und auf der anderen Seite nichts anziehen kann, was ihm nicht steht. Eine Ausnahme, bei der die Beratung nicht als „unangenehm“ oder „konfliktgeladen“ empfunden wird, ist, wenn die Größe von Kleidungsstücken Thema der Beratung wird („es sei denn es geht halt wirklich um so Sachen okay passt die oder ist die zu eng irgendwie“).
[...]
1 Ab diesem Zeitpunkt im Forschungsprozess wurden die Interviews geführt. Die Arbeit mit den Interviews wird im Kapitel 6. Selbstreflexion / Methodenreflexion beschrieben.