Ungleichheiten im Bildungswesen im Hinblick auf Behinderung. Von der Exklusion zur Inklusion


Seminararbeit, 2017

14 Seiten, Note: 2,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Behinderung als Parameter für Ungleichheiten
2.1. Ungleiche Verteilung

3.Begriffserklärung
3.1. Exklusion (Ausschluss, Ausgrenzung)
3.2. Segregation (Absonderung)
3.3. Integration (getrenntes wieder zusammenfügen)
3.4. Inklusion (beinhalten, einschließen)

4.Geschichtliche Aspekte
4.1. Euthanasie in der NS-Zeit

5.Integration & Inklusion
5.1. Entwicklung der Sonder- und Förderschulen
5.2. Von der Integration zur Inklusion

6.Voraussetzungen zur Umsetzung von inklusivem Unterricht
6.1. Individualisierung und Differenzierung

7.Resümee

8.Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich unteranderem mit den Begriffen der Ungleichheit und der Exklusion bis hin zur Inklusion genauer beschäftigen. Außerdem befasse ich mich mit der Entstehung der integrativen und inklusiven Schulbildung, also welche Schritte für eine inklusive Unterrichtsgestaltung nötig sind.

Ein Teil der Arbeit wird sich mit dem geschichtlichen Aspekt ab dem 16. Jahrhundert auseinandersetzten, sowie den Bruch im Nationalsozialismus behandeln.

Darüber hinaus sollen die Fragen, was Integration und Inklusion bedeutet, wie sich die schulische Bildung von Menschen mit Beeinträchtigung nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat und wie man von dem integrativen Schulmodell auf das inklusive Schulmodell kam, beantworten werden.

2. Behinderung als Parameter für Ungleichheiten

Eine Differenz zwischen behindert und nichtbehindert ist deshalb ein Parameter für Ungleichheit, da es immer um die Frage geht, was alles „nicht getan werden kann“ oder „was alles nicht geht“. In der Schulbildung geht es oftmals um Kompetenzerwerb, hierbei kommt es wiederum zu einer Differenzierung, da beeinträchtigte Kinder oftmals das Verlangte nicht erfüllen können.

Behinderung spielt also eine entscheidende Rolle im Erziehungssystem, wenn das Lernen nicht so funktioniert, wie es im System vorgesehen ist. Wenn demzufolge von Lernproblemen gesprochen wird, meint man keine „Lernbehinderungen“ der Kinder, sondern alle Aspekte, die das Kind behindern an dem Bildungsprozess teilzunehmen.

Als nächstes möchte ich auf die Ungleichheiten im Bildungswesen eingehen.

2.1. Ungleiche Verteilung

Das Bildungssystem geht davon aus, dass Bildungsabschlüsse durch die Kraft der eigenen Leistungen erworben werden. D.h. jeder Schüler und jede Schülerin ist selbst durch Schulleitungen dafür verantwortlich welchen Bildungsgrad er oder sie erreicht, unabhängig von der sozialen Herkunft, Religion, etc.. Allerdings haben Studien gezeigt, dass nicht nur die Leistung der Kinder entscheidend für einen guten Abschluss ist, sondern auch die Qualität des Unterrichts und der Lehrkraft, dem Bildungsangebot und der Sympathie der Lehrkraft.

Dadurch erkennt man klar und deutlich die Selektionsfunktion in unserem Bildungswesen. Diese besagt, dass die Schule die Funktion hat, in Anlehnung an das Leistungsprinzip der Gesellschaft durch ihre Benotungs,- Zeugnis,- Versetzungs,- und Berechtigungssystem Kinder und Jugendliche für die Platzierung im Gesellschaftssystem auszulesen.

Diese Funktion steht aber klar im Spannungsverhältnis zur Inklusion.

Durch diese Selektion steigt das Exklusionsrisiko enorm, besonders zu beachten ist dabei die steigende Anzahl der Schulabbrecher und Schulabbrecherinnen, die die erwarteten Leistungen nicht erfüllen können. Dazu zählen auch Menschen die aufgrund einer Beeinträchtigung nicht in der Lage sind die erwünschten Anforderungen zu meistern (vgl. Weisser 2005, S.71ff).

In unserem Bildungssystem geht es nicht mehr nur um Ungleichheit, sondern vielmehr um eine Heterogenitätstoleranz und wie man mit den zahlreichen Verschiedenheiten umgeht? Behinderung ist neben anderen Parametern wie Hautfarbe, Religion, Geschlecht usw. der einzige Parameter der heutzutage immer noch mit mehrheitlicher Heterogenitätsintoleranz zu kämpfen hat. Der Grund dafür ist, dass Behinderungen das Erziehungssystem vor große Herausforderungen stellen. Dazu zählen unteranderem Seh-und Hörbehinderungen, Konzentrationsschwierigkeiten und schulische Infrastrukturen (vgl. Weisser 2005, S.76f).

3. Begriffserklärung

Im Anschluss möchte ich die Begriffe Exklusion, Segregation, Integration und Inklusion genauer definieren.

3.1. Exklusion (Ausschluss, Ausgrenzung)

Der Begriff Exklusion stammt vom lateinischen Verb „excludere“ (ausschließen, hindern). Exklusion kann sowohl passiv, als auch aktiv betrieben werden, In Bezug auf beeinträchtigte Menschen heißt Exklusion, dass es für solche Menschen keinen Platz gibt und die Gesellschaft sie oftmals als „bildungsunfähig“ betrachtet (vgl. http://www.inklusion-lexikon.de/Exklusion_Terfloth.php). Man hielt Menschen zu dieser Zeit für lebensunwerte Nicht-Menschen.

In der Antike und während der NS Zeit wurden beeinträchtigte Kinder und Jugendliche völlig vom Bildungswesen ausgeschlossen. Diese Ausgrenzung blieb bestehen, bis später die Sonderschulen eröffnet wurden. Die heute noch bestehenden Ungleichheiten durch Segregation von behinderten Menschen, sollen allerdings so bald wie möglich durch die Umsetzung der Inklusion der Vergangenheit angehören.

3.2. Segregation (Absonderung)

Der Begriff Segregation kommt von dem lateinischen Wort „separatio“ und bedeutet Absonderung (vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Separation). Wie oben bereits erwähnt kam die Segregation mit der Gründung spezieller Einrichtungen für behindert Menschen. Es wurde versucht diese Menschen zu einem „nützlichen“ Mitglied der Gesellschaft umzuerziehen. Behinderte, Sonderschüler und Sonderschülerinnen, Migranten und Migrantinnen und Menschen mit Handicap wurden segregiert.

Medizinisches beziehungsweise individualtheoretsiches Paradigma

Behinderung wird als ursächlich in der Person verankert gesehen. Demzufolge ist die Aussonderung eine notwendige Hilfsmaßnahme für Behinderte. Sie werden zum Objekt und der Defekt steht im Vordergrund des pädagogischen Handelns.

Das Konzept der Segregation war in Österreich in den letzten Jahrzehnten am gängigsten. Die Grundvorstellung ist, dass man eine homogene Klasse hat, wobei die Lernenden als vergleichbar betrachtet werden. Alle erhalten dieselbe Behandlung und Bewertung. Es werden für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen verschiedene Schultypen und verschiedene Klassen gefunden. Innerhalb der Klassen wird die Diversität der Schüler und Schülerinnen allerdings nicht anerkannt. Kinder und Jugendliche werden aus den Regelschulen ausgeschlossen und werden in Sonderschulen gegeben.

Die Lehrpläne werden je nach Schulart von der NMS zum Sonderschullehrplan immer weniger Komplex. Kinder mit SPF (Sonderpädagogischer Förderbedarf) haben nochmal einen vereinfachten Lehrplan. Es werden sehr vereinfachte Lernfelder unterrichtet und durch die Homogenegruppe bleibt der Lernhorizont der Kinder und Jugendlichen oftmals beschränkt. Die Kinder erhalten schlechtere schulische Förderungen und haben geringere Berufschancen, dies hat die Festsetzung sozialer Ungleichheiten zur Folge.

Die beiden Begriffe Exklusion und Segregation stehen unter den Normalitätsbegriff des Protonormalismus. Man ist sich im Klaren was normal ist, alles was anormal ist, wird ausgegrenzt.

Wichtig ist aber zu sagen, dass die Sonderschulen in der Geschichte eine große Bedeutung haben, denn sie waren ein wichtiger Schritt, gegen die soziale Ausgrenzung der Kinder mit Beeinträchtigungen im Bildungswesen.

3.3. Integration (getrenntes wieder zusammenfügen)

Der Begriff Integration kommt aus den lateinisch „integratio“ und heißt Wiederherstellung eines Ganzen (http://www.duden.de/rechtschreibung/IntegrationI).

Die WHO beschloss 1989, dass eine Behinderung keine Eigenschaft eines bestimmten Menschen ist, sondern eine sozial bedingte Folge von individualer Schädigung.

Der Zustand der Exklusion und Separation wird aufgehoben und die Individuen werden in die Gesellschaft aufgenommen. Man geht von einem „flexibel-normalistischen-Normenfeld, also, dass einige behinderte Menschen in die Regelschule dürfen.

Die Diversität der Kinder und Jugendlichen wird bereits wahrgenommen, d.h., die verschiedenen Bedürfnisse werden berücksichtigt und es kommt zu einer Förderung nach individuellen Fähigkeiten. Die Vielfalt der Kinder und Jugendlichen wird von den Lehrenden jedoch als Herausforderung gesehen, der man sich stellen muss.

Probleme der Integration sind, dass sie oftmals nur unter selektierenden Bedingungen verwirklicht werden kann. Die Schüler und Schülerinnen erhalten unterschiedliche Lehrpläne oder Noten. Häufig wird in sogenannten Integrationsklassen die Zweigruppentheorie verfolgt, deshalb kommt es auch häufig dazu, dass Kinder mit Behinderungen in getrennten Räumen oder am Gang unterrichtet werden.

Also werden die Kinder zwar in den selben Klassen beschult, aber es kommt innerhalb der Klassen zu einer erneuten Etikettierung zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern.

3.4. Inklusion (beinhalten, einschließen)

Darunter versteht man eine unbedingte Gleichberechtigung und Partizipation und das uneingeschränkte Recht eines jeden Individuums auf persönliche Entwicklung, soziale Teilhabe, Mitgestaltung und Mitbestimmung. In der Pädagogik heißt das nun, die Unterschiede der Schüler und Schülerinnen werden als Gewinn betrachtet und man kann und soll voneinander lernen. Die Unterschiede jedes einzelnen sollen dazu dienen individuell und wechselseitig zu lernen und sich zu entwickeln. Inklusive Bildung bedeutet, dass allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offenstehen, an einer qualitativen hochwertigen Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale zu entfalten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Ungleichheiten im Bildungswesen im Hinblick auf Behinderung. Von der Exklusion zur Inklusion
Hochschule
Pädagogische Hochschule Oberösterreich  (PH-OÖ)
Veranstaltung
Theorien, Konzepte und Kategorien der Bildungswissenschaft, inkl. Einführung in wiss. Arbeiten
Note
2,00
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V495797
ISBN (eBook)
9783346004857
ISBN (Buch)
9783346004864
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ungleichheiten, bildungswesen, hinblick, behinderung, exklusion, inklusion
Arbeit zitieren
Yvonne Pichler (Autor:in), 2017, Ungleichheiten im Bildungswesen im Hinblick auf Behinderung. Von der Exklusion zur Inklusion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495797

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