In dieser Arbeit soll untersucht werden, wodurch sich digitale Plattformmärkte in wettbewerblicher Hinsicht auszeichnen, wie der relevante Markt datenverarbeitender Unternehmen bestimmt wird, und welche Besonderheiten sich bei der Ermittlung von Marktmacht ergeben. Dies soll exemplarisch anhand von Facebook und Google geschehen.
Dazu sollen zunächst die Charakteristika der Plattformen und ihrer Märkte skizziert werden. Sodann wird der bisherige Stand zur Bestimmung des relevanten Marktes sowie zur Bestimmung von Marktmacht erläutert. Mithilfe der bis dorthin gewonnenen Erkenntnisse soll dann untersucht werden, auf welchen Märkten die Unternehmen Google und Facebook tätig sind und analysiert werden, ob sie dort auch marktbeherrschend sind. Soweit erforderlich, werden Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Methodik gemacht.
Die gesellschaftliche Bedeutung von internetbasierten Plattformen wie Google und Facebook nimmt stetig zu. Aus dem Leben vieler Bürger sind die mit ihnen einhergehenden Vorteile nämlich kaum noch wegzudenken: Eine Anfrage bei Google ersetzt beispielsweise das zeitaufwändigere Nachschlagen in einem Lexikon, eine Verbindung bei Facebook erleichtert es, Freundschaften auch über eine große räumliche Distanz aufrecht zu erhalten.
Dies belegen die Zugriffszahlen eindrucksvoll: Derzeit hat Facebook knapp 1,8 Mrd. monatlich aktive Nutzer, 2011 waren dies noch 800 Millionen. Google hat im Jahr 2015 weltweit mehr als 2,8 Billionen Suchanfragen verarbeitet, 2010 lag die Zahl noch knapp unter einer Billion.
Auch ökonomisch sind Google und Facebook eine echte Größe. Mit einem Marktwert von 500 Mrd. Dollar (Google/Alphabet) bzw. 314 Mrd. Dollar (Facebook) gehören beide zu den zehn wertvollsten Unternehmen weltweit. Ihr weltweiter Umsatz beläuft sich im Jahr 2015 auf 17 Mrd. Dollar (Facebook) bzw. 74 Mrd. Dollar (Google/Alphabet).
Die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft führt aber auch zu politischen Debatten. Für Bundeskanzlerin Merkel ist das Internet bekanntermaßen "Neuland", Bundeswirtschaftsminister Gabriel meint, der Informationskapitalismus stelle unsere marktwirtschaftliche Ordnung zur Disposition. Als ultima ratio erwägt Gabriel sogar eine Entflechtung von Unternehmen wie Google, um zu verhindern, dass sich "in neufeudaler Selbstherrlichkeit auftretende Monopolisten rechtsstaatlichen Regeln entziehen".
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 2.1. Charakteristika digitaler Plattformmärkte
- 2.1.1. Netzwerkeffekte
- 2.1.2. Daten als Rohstoff
- 2.1.3. Kein Preiswettbewerb
- 2.1.4. Zwischenfazit
- 2.2. Bestimmung des relevanten Marktes
- 2.2.1. Substitutionskonzept und ergänzende Methoden
- 2.2.1.1. Substitutionskonzept
- 2.2.1.2. SSNIP-Test
- 2.2.1.3. Angebotsumstellungsflexibilität
- 2.2.2. Unentgeltliche Märkte
- 2.2.3. Marktabgrenzung bei mehrseitigen Märkten
- 2.2.1. Substitutionskonzept und ergänzende Methoden
- 2.3. Bestimmung von Marktmacht
- 2.3.1. Marktanteile
- 2.3.2. Potentieller Wettbewerb
- 2.3.3. Netzwerkeffekte
- 2.3.4. Essential facilities
- 2.1. Charakteristika digitaler Plattformmärkte
- 3. Relevante Märkte
- 3.1. Google
- 3.1.1. Nutzermarkt
- 3.1.2. Werbemarkt
- 3.2. Facebook
- 3.2.1. Nutzermarkt
- 3.2.2. Werbemarkt
- 3.1. Google
- 4. Marktbeherrschung
- 4.1. Google
- 4.1.1. Nutzermarkt
- 4.1.2. Werbemarkt
- 4.2. Facebook
- 4.2.1. Nutzermarkt
- 4.2.2. Werbemarkt
- 4.1. Google
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Marktmacht im Datenzeitalter. Im Zentrum steht eine wettbewerbsökonomische Analyse der digitalen Plattformmärkte von Google und Facebook. Ziel ist es, die Besonderheiten dieser Märkte im Hinblick auf die Bestimmung des relevanten Marktes und die Ermittlung von Marktmacht zu untersuchen.
- Charakteristika digitaler Plattformmärkte wie Netzwerkeffekte, Daten als Rohstoff und der fehlende Preiswettbewerb
- Bestimmung des relevanten Marktes bei digitalen Plattformen unter Berücksichtigung des Substitutionskonzepts und der Marktabgrenzung bei mehrseitigen Märkten
- Ermittlung von Marktmacht, wobei neben Marktanteilen auch potentieller Wettbewerb und Netzwerkeffekte eine Rolle spielen
- Analyse der Marktbeherrschung von Google und Facebook auf ihren jeweiligen Nutzer- und Werbemärkten
- Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Methodik zur Bestimmung des relevanten Marktes und der Marktmacht
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung von Google und Facebook sowie die daraus resultierenden wettbewerbspolitischen Fragen beleuchtet. Das zweite Kapitel widmet sich den Charakteristika digitaler Plattformmärkte, wobei die Schwerpunkte auf Netzwerkeffekte, Daten als Rohstoff und den fehlenden Preiswettbewerb gelegt werden. Es folgt eine Erläuterung der Bestimmung des relevanten Marktes mit Fokus auf das Substitutionskonzept und die Berücksichtigung mehrseitiger Märkte. Anschließend wird auf die Ermittlung von Marktmacht eingegangen, wobei neben Marktanteilen auch der potentielle Wettbewerb und Netzwerkeffekte betrachtet werden. Die Kapitel drei und vier befassen sich mit der Analyse der relevanten Märkte und der Marktbeherrschung von Google und Facebook, jeweils für den Nutzermarkt und den Werbemarkt.
Schlüsselwörter
Digitale Plattformmärkte, Netzwerkeffekte, Daten als Rohstoff, Marktmacht, relevanter Markt, Substitutionskonzept, mehrseitige Märkte, Marktanteile, potentieller Wettbewerb, Google, Facebook, Werbemarkt, Nutzermarkt, wettbewerbspolitische Herausforderungen.
- Citar trabajo
- Konrad Schäfer (Autor), 2017, Wettbewerbsökonomie und relevante Märkte im Datenzeitalter, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496769