Die Region um die kaukasischen Staaten der ehemaligen UdSSR wird für Europa in den nächsten Jahren zwangsläufig stark an Bedeutung zunehmen. So ist es für die hochtechnisierten Staaten Europas beispielsweise von herausragendem Interesse, ihre Versorgung mit Energie sicherzustellen, und das heißt trotz Fortschritten bei der Nutzung erneuerbarer Energien noch immer die Versorgung mit Erdgas und Erdöl sicherzustellen. Europa steigert in den nächsten Jahren seinen Verbrauch and Erdgas und Erdöl erheblich, dementsprechend muss angesichts mangelnder eigener Reserven immer mehr importiert werden. Die Mengen an eingeführtem Erdgas von außerhalb Europas beispielsweise werden sich „zwischen 1995 und 2020 in absoluten Mengen mehr als verdreifachen.“1 Schon heute ist Europa, auch wegen seiner Umweltschutzbemühungen, der größte Erdgasimportmarkt der Welt.2 Beim Erdöl schöpfen die europäischen Länder ihre Reserven so schnell aus, dass Experten ihnen eine statistische Lebensdauer bis zum Ende unseres Jahrzents geben. Zieht man in Betracht, dass die Organisation erdölfördernder Staaten es geschafft hat, wieder als Preiskartell zu funktionieren und auch Russland seine Stellung als herausragender Lieferant (preis-)politisch missbrauchen könnte, muss Europa auch hier Wege finden, seine Versorgungssicherheit und den Bezug von Energieträgern aus mehreren Quellen zu gewährleisten. Dabei bietet sich die kaspische Region geradezu an, weil sie mangels Importbedarf weder ins nördliche Russland, noch in die südlich gelegenen Staaten des Mittleren Osten exportieren kann. Nach Osten gibt es wiederum kaum eine Pipelineinfrastruktur und wenige zahlungsfähige Abnehmer.3 Europa und Zentralasien erscheinen also in punkto Energieversorgung geradezu als ideale Partner. Doch nicht nur die Energiesicherheit ist ein Thema, auch strategisch ist die Region von immenser Bedeutung. Russland als traditionelle Hegemonialmacht ringt dort ebenso um Einfluss, wie die USA, welche dort in einigen Ländern inzwischen Truppen stationiert hat. Ebenfalls involviert sind der Iran und die Türkei.
Die vorliegende Arbeit will versuchen zu ergründen, inwieweit in der Europäischen Union ureigene Interessen in Zentralasien wahrgenommen werden und welcher Einfluss einem eventuellen EU-Beitritt der Türkei bei der Wahrung dieser Interessen zugemessen wird. Zu diesem Zweck hat der Autor Zeitungstexte aus deutschen Medien untersucht. Diese Medien wurden nach politischer Zielrichtung und Relevanz ausgewählt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anlage der Arbeit
- Ökonomische Dimension
- Die Energieversorgung Europas
- Andere wirtschaftliche Interessen Europas in Zentralasien
- Militärisch-strategische Dimensionen
- Politisch-strategische, kulturelle und religiöse Dimensionen
- Grenzen zu Zentralasien - Gefahr oder Chance?
- Die Türkei und die Turkvölker Zentralasiens
- Eine Brücke zu den islamischen Ländern
- Der Drang nach Westen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Bedeutung Zentralasiens für europäische Interessen und untersucht, welchen Einfluss ein möglicher EU-Beitritt der Türkei auf die Wahrung dieser Interessen hätte. Sie befasst sich mit verschiedenen Dimensionen der Beziehung zwischen Europa und Zentralasien, insbesondere im Hinblick auf die Energieversorgung, die militärische und strategische Bedeutung sowie die politischen, kulturellen und religiösen Aspekte.
- Europäische Interessen in Zentralasien
- Die Rolle der Türkei im Kontext europäischer Interessen
- Energiesicherheit und Rohstoffversorgung
- Strategische und geopolitische Bedeutung Zentralasiens
- Kulturelle und religiöse Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Region um die kaukasischen Staaten der ehemaligen UdSSR für Europa dar. Sie hebt die Herausforderungen für die Energieversorgung Europas hervor und beleuchtet die strategische Bedeutung der Region. Es werden auch die Konflikte in der Region sowie die Rolle Russlands, der USA, des Iran und der Türkei erwähnt.
Die Anlage der Arbeit beschreibt die Methodik, mit der die Untersuchung durchgeführt wurde. Es werden die ausgewählten Medien und der Zeitraum der Untersuchung dargelegt. Es wird die Bedeutung der Türkei für Europa im Kontext der europäischen Interessen in Zentralasien herausgestellt.
Das Kapitel "Ökonomische Dimension" befasst sich mit der Energieversorgung Europas und den anderen wirtschaftlichen Interessen in Zentralasien. Es wird die Bedeutung der kaspischen Region für die Energieversorgung Europas erläutert und die Bedeutung von Pipelines für den Transport von Energiequellen beschrieben.
Das Kapitel "Militärisch-strategische Dimensionen" beleuchtet die strategische Bedeutung der Region und den Einfluss von Russland, den USA, dem Iran und der Türkei. Es wird die Bedeutung der Region für die NATO und die NATO-Erweiterung in den Kaukasus diskutiert.
Das Kapitel "Politisch-strategische, kulturelle und religiöse Dimensionen" betrachtet die Beziehungen zwischen Europa und Zentralasien aus verschiedenen Perspektiven. Es untersucht die Chancen und Risiken der Beziehungen zwischen der Türkei und den Turkvölkern Zentralasiens und die Rolle der Türkei als Brücke zu den islamischen Ländern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die europäischen Interessen in Zentralasien, die strategische Bedeutung der Türkei für Europa, die Energiesicherheit, die geopolitische Bedeutung der Region, die Konflikte im Kaukasus, die Beziehungen zu Russland, den USA, dem Iran und den islamischen Ländern, sowie die kulturellen und religiösen Beziehungen zwischen Europa und Zentralasien.
- Citation du texte
- Daniel Schulz (Auteur), 2005, Die Erwartungen in der Europäischen Union an einen EU-Beitritt der Türkei bezüglich europäischer Interessen in Zentralasien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49680