Die vorliegende Arbeit hat den Anspruch, die titelgebende These, dass es die musikalischen Momente, bzw. die musikalischen Kunsterfahrungen sind, die in beiden Werken die Möglichkeit der Erkenntnis und der Überwindung der Separation darstellen, zu bestätigen.
Untersucht werden jeweils zwei exemplarische Szenen aus beiden Romanen. Die Ergebnisse werden dann unter den gemeinsamen Teilaspekten, in einem Dreischritt, bestehend aus dem Problem (Kommunikationslosigkeit), der Bedingung für die Erkenntnis (Auflösung der Zeit) und der Lösung bzw. Nicht-Lösung (Akzeptanz), vergleichend zusammengetragen.
Die Textstellen werden nacheinander behandelt und ihrer Analyse wird jeweils ein Überblick über die Auffassung des Autors von der Intermedialität von Literatur und Musik sowie dem generellen außerliterarischen Verständnis von Kunst vorangestellt, wodurch die Arbeit sich in einen "Broch-Teil" und einen "Roth-Teil" gliedert.
Die zentrale These Hermann Brochs lautet, dass sich seit dem christlich geprägten Mittelalter, in dem der integrative, religiöse Zentralwert die Orientierung darstellte, die einzelnen Wertgebiete verselbstständigen würden und eine Auflösung der Gesellschaft und völliges gegenseitiges Unverständnis ihrer Mitglieder die Folgen seien. Dieser extreme Individualismus münde in Gewalt und Zerstörung. Im dritten Teil seiner Romantrilogie "Die Schlafwandler" baut er die, auf dieser These aufbauenden, Überlegungen zum "Zerfall der Werte" ein.
Auch Joseph Roth beschäftigt sich in seinem Werk "Hiob – Roman eines einfachen Mannes" mit der Frage nach einer Größe, die Orientierung bietet, der Frage nach "richtig" und "falsch".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Kunstverständnis Hermann Brochs
- Intermedialität von Literatur und Musik
- Außerliterarische Kommentare
- Paradigmatische Analyse innerliterarischer Umsetzung des Kunstverständnisses in 1918 – Huguenau oder die Sachlichkeit
- Kessel, Pasenow, Kuhlenbeck und die Brahms'sche Cellosonate e-moll op. 38
- Der Wechselgesang des Majors, Huguenaus sowie Herr und Frau Echs
- Das Kunstverständnis Joseph Roths
- Intermedialität von Literatur und Musik
- Entwicklungen in Roths Kunstverständnis
- Paradigmatische Analyse musikalischer Motive in Joseph Roths Hiob · Roman eines einfachen Mannes
- Die musikalische Erziehung des Lehrers Mendel Singer
- Menuchims Lied
- Vergleichende Zusammentragung der Textbetrachtung
- Die Nichtmöglichkeit der Kommunikation
- Die Überwindung der Zeitlichkeit durch eine musikalische Kunsterfahrung
- Die Möglichkeit zur Akzeptanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwiefern musikalische Momente in den Romanen „1918 – Huguenau oder die Sachlichkeit“ von Hermann Broch und „Hiob – Roman eines einfachen Mannes“ von Joseph Roth die Möglichkeit zur Erkenntnis und Überwindung der gesellschaftlichen Separation bieten. Dabei werden exemplarische Szenen aus beiden Romanen analysiert und die Ergebnisse unter den Gesichtspunkten der Kommunikationslosigkeit, der Auflösung der Zeitlichkeit und der Akzeptanz vergleichend zusammengefasst.
- Intermedialität von Literatur und Musik
- Das Kunstverständnis in der Moderne
- Die Überwindung des Wertezerfalls
- Kommunikationslosigkeit und Zeitlichkeit
- Die Bedeutung musikalischer Momente für die Erkenntnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor, dass musikalische Momente in den Werken von Hermann Broch und Joseph Roth als Möglichkeit zur Erkenntnis und Überwindung der gesellschaftlichen Trennung dienen. Die Kapitel 2 und 4 widmen sich dem jeweiligen Kunstverständnis der Autoren, beleuchten die Intermedialität von Literatur und Musik sowie deren außerliterarische Sicht auf Kunst. In den Kapiteln 3 und 5 werden exemplarische Szenen aus „1918 – Huguenau oder die Sachlichkeit“ und „Hiob – Roman eines einfachen Mannes“ analysiert, um die Funktionsweise der musikalischen Momente in den Romanen zu erforschen. Das Kapitel 6 führt die Ergebnisse der Textbetrachtung zusammen und analysiert die gemeinsame Thematik der Kommunikationslosigkeit, der Zeitlichkeit und der Akzeptanz.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Intermedialität, des Kunstverständnisses in der Moderne, dem Wertezerfall, der Kommunikationslosigkeit, der Zeitlichkeit und der Akzeptanz. Sie untersucht, inwiefern musikalische Momente in den Romanen von Hermann Broch und Joseph Roth als Mittel der Erkenntnis und Überwindung der gesellschaftlichen Separation dienen.
- Citation du texte
- Sophia Henze (Auteur), 2017, Musikalische Momente als Überwindung des Wertezerfalls, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496919