Salary Caps im europäischen Profifußball als Gegenstand einer ökonomischen Analyse


Thèse de Master, 2017

75 Pages, Note: 1,3

Daniel Hagemann (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1. Einleitung

2. Charakteristika des europäischen Profifußballs
2.1. Besonderheiten
2.2. Zielfunktionen
2.3. Elemente des Arbeitsmarktes
2.3.1. Neoklassische Lohntheorie
2.3.2. Zwei-Team-Spielermarktmodell

3. Potenzielle Ineffizienzen des europäischen Profifußballs
3.1. Potenzielle Ineffizienzen durch kollektive Überinvestition
3.2. Potenzielle Ineffizienzen durch sportliche Unausgeglichenheit

4. Salary Caps
4.1. Grundlagen und Varianten
4.1.1. Hard Cap
4.1.2. Soft Cap
4.2. Zusammenfassende Bewertung der Varianten

5. Kritische Betrachtung
5.1. Mögliche Probleme der Modellannahmen
5.2. Mögliche Probleme der Implementierung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1.: Zielfunktionen und optimale Talentnachfrage

Abbildung 2.2.: Erlösfunktionen in Abhängigkeit der Talentnachfrage

Abbildung 2.3.: Grenzerlösfunktionen in Abhängigkeit der Talentnachfrage

Abbildung 2.4.: Marktgleichgewicht bei Profitmaximierung

Abbildung 2.5.: Marktgleichgewichte bei Profit- und Spielerfolgsmaximierung

Abbildung 3.1.: Überinvestition durch Erlösüberschätzung

Abbildung 3.2.: Sportliche Unausgeglichenheit durch Erlösüberschätzungen

Abbildung 4.1.: Payroll Cap

Abbildung 4.2.: Payroll Cap und individueller Salary Cap

Abbildung 4.3.: Luxury Tax

Abbildung 4.4.: Hard Cap und ökonomische Renten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass der deutsche Nationalspieler Toni Kroos einen neuen Arbeitsvertrag beim spanischen Traditionsverein Real Madrid unterschrieben hat. 20 Mio. Euro Bruttogehalt pro Jahr soll er künftig beziehen, was der höchsten Gehaltssumme eines deutschen Fußballspielers seit jeher entspricht (vgl. FOCUS Online, 2016). Solche Nachrichten sorgen in der Öffentlichkeit immer wieder für Empörung, da die Gehälter der Spitzenfußballer sehr weit über dem üblichen Durchschnittseinkommen der jeweiligen europäischen Länder liegen (vgl. Erning, 2000, S.160). In dieser schriftlichen Darlegung sollen jedoch weniger die moralischen oder normativen Aspekte bezüglich der Spielergehälter betrachtet werden − als vielmehr die ökonomischen.

In diesem Zusammenhang stellen sich verschiedene Fragen, die im Laufe dieser Arbeit zu beantworten versucht werden, wobei die Kernfrage sein wird, ob das Implementieren von Gehaltsobergrenzen, sogenannter „Salary Caps“, im europäischen Profifußball ökonomisch zu rechtfertigen ist. Mit Salary Caps sind die bereits in den vier nordamerikanischen „Major Leagues“ für Baseball (MLB), Basketball (NBA), Eishockey (NHL) und Football (NFL) verwendeten Gehaltsregulierungsmethoden gemeint. Es werden speziell diese Methoden getestet, da die nordamerikanischen Ligen in diesem Bereich eine Art Vorreiterfunktion innehaben und ein Großteil der akademischen Studien bezüglich des professionellen Teamsports, alle oder mindestens eine dieser Ligen behandelt. Mit europäischem Profifußball sind grundlegend jegliche Ligen gemeint, die Teil des europäischen Dachverbandes „Union of European Football Associations“ (UEFA) sind, wobei die Wichtigkeit des Wortteils „Profi“ nicht unerheblich für die vorliegende Betrachtung ist und deshalb an dieser Stelle noch konkreter abgegrenzt wird. Hierbei kommt es nämlich zu anderen Rentenaufteilungen − die im Laufe der Arbeit noch eine wichtige Rolle spielen werden − als im Amateurfußball. Im Amateurfußball können die Fußballspieler als Konsumenten bezeichnet werden, die in vielen Fällen sogar für ihre Vereinsmitgliedschaft bezahlen müssen (vgl. Fenn, 2010, S.534). Das Produkt ist im Amateurbereich folglich das Ausführen des Sports. Im Profibereich sind die Spieler dagegen in Verbindung mit den Vereinen und der gesamten Liga für die Produkterzeugung zuständig. Konsumenten sind an dieser Stelle die Zuschauer, die das Produkt nachfragen.

Insgesamt ist die vorliegende Analyse in sechs Kapitel unterteilt, wobei zunächst auf die charakterlichen Eigenschaften des europäischen Fußballmarktes eingegangen wird. Hierbei werden die in der Theorie angenommen Besonderheiten der Teamsportindustrie einleitend erläutert sowie die möglichen Zielfunktionen von Sportvereinen definiert, um anschließend auf Bestimmungsfaktoren der Gehaltshöhe und das so essenzielle „Zwei-Team-Spielermarktmodell“ von Quirk und Fort (1992, S.272) einzugehen. Im dritten Kapitel werden potenzielle Ineffizienzen des europäischen Fußballmarktes herausgearbeitet, wobei Überinvestitionen und sportliche Unausgeglichenheit als Hauptprobleme identifiziert werden. Das darauf folgende vierte Kapitel vertieft die bereits angeführten Salary-Cap-Methoden der nordamerikanischen Major Leagues und soll überprüfen, ob diese theoretisch zu einer ökonomisch erfolgreichen Bekämpfung der genannten Ineffizienzen beitragen können. Im fünften Kapitel kommt es zu einer kritischen Betrachtung, in der erst die Annahmen des Zwei-Team-Spielermarktmodells hinterfragt werden und anschließend mögliche Probleme einer Salary-Cap-Implementierung erläutert werden. Abgerundet wird die gesamte Analyse mit einem Fazit, welches das sechste Kapitel darstellt.

2. Charakteristika des europäischen Profifußballs

In diesem Kapitel werden zunächst die wichtigsten Charakteristika der Teamsportindustrie beleuchtet, indem vor allem auf die Besonderheiten des Sportproduktes sowie auf die möglichen Zielfunktionen der europäischen Fußballteams eingegangen wird. Im Anschluss daran wird die Aufmerksamkeit auf die Elemente des Arbeitsmarktes gelegt, wobei zuerst konkret erläutert wird, wie sich Spielergehälter aus ökonomischer Sicht ergeben. Danach wird das für die hier betrachtete Arbeitsmarkttheorie so wichtige Zwei-Team-Spielermarktmodell entwickelt, woraufhin das Kapitel mit einer ersten Handlungsempfehlung für Regulierungsmaßnahmen abgerundet wird.

2.1. Besonderheiten

Wie Neales Artikel „The Peculiar Economics of Professional Sports“ bereits sehr treffend titelt, birgt die professionelle Sportindustrie einige erwähnenswerte Besonderheiten, die auch den europäischen Profifußball in vielerlei Hinsicht betreffen. Anders als man es von klassischen Industrien gewohnt ist, stellt beispielsweise die Monopolstellung für einen Sportverein kein wünschenswertes Ziel dar. Falls gesetzlich zugelassen, wäre es nämlich für eine herkömmliche Firma oft gewinnmaximierend und optimal, die Konkurrenz mit allen Mitteln zu bekämpfen, um so eine alleinige Vormachtstellung in dem jeweiligen Markt zu erzwingen (vgl. Neale, 1964, S.1f.). Dass dies in der Sportindustrie nicht der Fall ist, liegt an dem Produkt selbst. Hierbei handelt es sich im Profifußball um das Spiel oder vielmehr um den Wettbewerb, der sich aus vielen verschiedenen Partien zusammensetzt (vgl. Swieter, 2002, S.60) und in Kombination mit den Stadionbesuchern durch die Medien vermarktet wird. Entscheidender Knackpunkt für eine erfolgreiche Vermarktung ist aber vor allem, dass es ohne Gegner keinen Wettkampf geben kann. Der Extremfall, in dem nur eine Mannschaft aufs leere Tor spielt, kann sehr gut verbildlichen, dass dies nicht dem entspricht, was die Nachfrager der Dienstleistung sehen wollen. Durch die Monopolstellung einzelner Vereine würde also das Zuschauerinteresse wegfallen, wodurch es zu einem Marktversagen kommen würde, da sämtliche Einnahmen ausblieben (vgl. Borland und MacDonald, 2003, S.478). Neale (1964, S.2f.) nennt diese notwendige Koproduktion, bei der mindestens zwei Teams voneinander abhängig sind „Inverted Joint Product“. Es handelt sich hierbei um eine Wortschöpfung die das Gegenteil zum bekannten „Joint Product“ beschreibt, was ganz klassisch bedeutet, dass aus einem Produktionsprozess mehrere Produkte entstehen.

Für die ideale Vermarktung eines Sportproduktes bedarf es jedoch durchaus mehr als nur eines Sparringspartners. Ein gewisses Niveau der Konkurrenz und des Wettkampfes ist unentbehrlich, um durch die Spannung das Zuschauerinteresse und damit die Nachfrage nach dem Produkt hochzuhalten. Dieses Phänomen wird in der Fachliteratur oft als „Louis-Schmeling-Paradoxon“ beschrieben (vgl. Neale, 1964, S.1f.) und entspringt dem Boxsport der 1930er Jahre. Der amerikanische Profiboxer und Schwergewichtsweltmeister Joe Louis war nämlich zu seiner Zeit so übermächtig, dass man bei jedem Kampf mit ziemlicher Sicherheit seinen Sieg voraussagen konnte. Dies führte zwischenzeitlich zu erheblichen Einbußen des Zuschauerinteresses. Erst ein Kampf gegen den damaligen Ex-Weltmeister Max Schmeling steigerte die Nachfrage nach langer Zeit wieder. Auch wenn es sich hierbei nicht um Fußball und auch nicht um eine Teamsportart handelt, wird an diesem Beispiel sehr gut deutlich, welche beiden Bestimmungsfaktoren neben der Integrität eines Wettkampfes besonders wichtig für die Zuschauernachfrage und damit für die optimale Vermarktung des Produkts sind. Das ist einerseits die naheliegende und in der Ökonomie leicht erklärbare Qualität in Form von maximalem Niveau und andererseits die eben angedeutete Qualität, die durch die Ungewissheit über den Ausgang eines Wettkampfes gegeben ist (vgl. Borland und MacDonald, 2003, S.479). Diese geforderte Ungewissheit muss zwar nicht unbedingt maximal ausgeprägt sein, sie sollte jedoch stets in einem gewissen Maß vorhanden sein. Rottenberg (1956, S.246) beschreibt diese für die Sportökonomik so wichtige Annahme erstmals als „Uncertainty-of-Outcome-Hypothese“, welche direkt mit der sportlichen Ausgeglichenheit zusammenhängt bzw. durch jene bedingt wird. Diese relative sportliche Ausgeglichenheit wird in der englischsprachigen Fachliteratur als „Competitive Balance“ bezeichnet, welche sich in Teamsportarten wie dem Profifußball vor allem durch eine ausgeglichene Talentverteilung auf die einzelnen Mannschaften ergibt. In diesem Zusammenhang bedeutet das Wort Talent nicht nur die spielerische Fähigkeit von jungen Akteuren, sondern das spielerische Niveau im Allgemeinen. Weiterhin ist anzumerken, dass die Begriffe Competitve Balance und Uncertainty of Outcome aufgrund ihrer direkten Verbindung im Folgenden alternierend verwendet werden.

Durch die bisherigen Erkenntnisse ist festzustellen, dass trotz der sportlichen Konkurrenz, die immer aufrecht erhalten bleiben muss, die Vereine im professionellen Teamsportsektor ökonomisch miteinander zusammenhängen und vor allem bei der Herstellung des Produktes in gewisser Weise miteinander kooperieren müssen (vgl. Dietl et al., 2011, S.3). Aufgrund dessen nutzen einige Autoren auch die Wortzusammensetzung „Kooperenz“ (im Englischen „Coorpatition“), eine Mischung aus Kooperation und Konkurrenz, um die Marktsituation dieser Industrie passend zu beschreiben (vgl. Woratschek, 2002, S.15). Sloane (1971, S.124) definiert diese besondere Situation in seinem Werk „The Economics of Professional Football” folgendermaßen:

The paradox of competition in football is that whilst a club’s objective is to finish the season in a higher league position than any of its rivals it has also a vested interest in the continuing success of its rivals in the league, for the more successful the rival in terms of league position and popularity, the larger will be the total attendance resulting from the common product.”

Der Zusammenhang bzw. die Abhängigkeit zwischen den einzelnen Mannschaften wird im europäischen Profifußball vor allem durch das Zusammenschließen zu einer gemeinsamen Liga deutlich. Hier werden relative Tabellenplatzierungen ausgespielt, wobei am Ende einer Saison die besten Mannschaften in Form von Aufstiegen, Meisterschaften oder Qualifikationen belohnt und die Schlechtesten durch den Abstieg in die nächstuntere Spielklasse bestraft werden. In jedem europäischen Land gibt es nämlich mehrere nationale und regionale Ligen, die durch dieses sogenannte hierarchische Relegationssystem miteinander verbunden sind, wobei an der Spitze der Pyramide die Qualifikation für internationale Wettbewerbe lockt. Diese europäischen Spitzenwettbewerbe werden vom gesamteuropäischen Dachverband UEFA organisiert und sind aktuell unter den Namen „UEFA Champions League“ und „UEFA Euro League“ bekannt (vgl. Budzinski, 2014, S.1f.; Simmons, 2007, S.460). Insgesamt können die europäischen Profiligen also im Gegensatz zu den geschlossenen Systemen der nordamerikanischen Profiligen, bei denen das Startrecht nur durch den Kauf einer der sogenannten „Franchises“ möglich ist, als offene Ligasysteme beschrieben werden. Für die jeweilige nationale Topliga kann man sich in Europa – wie beschrieben − nur durch sportliche Leistung qualifizieren (vgl. Frick, 2007, S.423; Primault und Rouger, 1999, S.184), was für die weitere Betrachtung ebenfalls mit einzubeziehen ist.

2.2. Zielfunktionen

Neben den einleitend erläuterten allgemeinen Besonderheiten der Sportindustrie − vor allem der Uncertainty-of-Outcome-Hypothese − und den ersten speziellen Charakteristiken des europäischen Profifußballs, sind die verschiedenen Zielfunktionen von Sportteams eine überaus wichtige Komponente zur angemessenen Analyse eines Teamsportmarktes. Sie haben je nach Ausprägung in unterschiedlichem Maße Einfluss auf die Verteilung von spielerischem Talent, Gehaltsstufen, Ligaumsatz etc., wodurch vermutet werden kann, dass sie auch entscheidend dafür sind, inwieweit eine Liga als effizient bzw. ineffizient bezeichnet wird. Gleichzeitig können hierbei auch die Wirkungsweisen von möglichen institutionellen Rahmenveränderungen, wie das Einführen von Salary Caps, unterschiedlich sein (vgl. Késenne, 2012, S.373).

Die beiden wahrscheinlichsten und deshalb hier zu betrachtenden Zielfunktionen sind zum einen die eines profitmaximierenden Teams und zum anderen die eines nutzenmaximierenden bzw. spielerfolgsmaximierenden Teams. Ähnlich wie die standardmäßige Annahme aus der ökonomischen Theorie über profitmaximierende Firmen, gilt auch für viele professionelle Sportvereine, dass alle anderen Faktoren dem Gewinn untergeordnet werden, weshalb sich die Zielfunktion hierbei wie folgt darstellen lässt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Gewinn, den es hier zu maximieren gilt, wird wie üblich durch π dargestellt. Dabei setzt dieser sich aus der bekannten Formel von Gesamterlös minus Gesamtkosten zusammen (vgl. Késenne, 2006a, S.41). Der Erlös wird dabei mit der Abkürzung R für den englischen Begriff „Revenue“ bezeichnet, während die Kosten mit C für das englische Wort „Costs“ abgekürzt werden. Im Optimalfall entspricht der Grenzerlös des profitmaximierenden Teams also ganz klassisch seinen Grenzkosten (vgl. Késenne, 2012, S.374), was mit Hilfe der Ableitung erster Ordnung und anschließendem Umstellen gezeigt werden kann.

Allerdings wird die Annahme von klassischer Profitmaximierung von vielen Autoren in Verbindung mit professionellen Sportmannschaften in Frage gestellt, wie das folgende Zitat zeigt:

„Profit maximization is somewhat controversial. Neale (1964), Nicholas Jennett, and Peter Sloane (1985) all argue that profit-maximization is not descriptive of leagues where the satisfaction obtained from winning per se can be an important factor in decision making.” (Fort und Quirk, 1995, S.1266)

Sloane (1971, S.121) ist der Erste, der Profitmaximierung speziell bei europäischen Fußballvereinen als unzulänglich ansieht und diese stattdessen als nutzenmaximierend beschreibt. Hierbei sind Gewinne zwar immer noch Teil der Budgetrestriktion, spielen jedoch nicht die Hauptrolle. Sie sind viel mehr dafür da, das Fortbestehen der Vereine zu sichern und die besonders wichtige Variable des eigenen spielerischen Erfolgs zu maximieren. Neben diesem spielerischen Erfolg sind die Competitive Balance und die damit zusammenhängende Zuschauernachfrage weitere wichtige Komponenten dieser Nutzenzielfunktion (vgl. Késenne, 2002, S.3; Sloane, 1971, S.136).

Da jedoch der Hauptnutzen bei dieser Organisationsform aus dem sportlichen Erfolg einer Mannschaft zu ziehen ist, wird das Ganze in darauf aufbauenden Arbeiten – und auch in der hier Vorliegenden − vereinfachend als Spielerfolgsmaximierung operationalisiert. Ziel eines spielerfolgsmaximierenden Vereins in Europa wäre es demnach, am Ende der Saison, möglichst weit oben in dem jeweils besten nationalen Ligasystem zu stehen. Um dies zu erreichen, ist der wichtigste Inputfaktor vor dem Management und dem Trainerteam, das spielerische Talent einer Mannschaft (vgl. Késenne, 1999, S.117), welches aber zugleich auch den größten Kostenfaktor birgt. In der einfachsten Form gilt es bei Spielerfolgsmaximierung die Sieg- bzw. Erfolgswahrscheinlichkeit w unter der Nebenbedingung eines Nullgewinns π0 zu maximieren, was bedeuten würde, dass die Teammanager die erwarteten Gesamterlöse genau abschätzen könnten und das Budget für Spielergehälter komplett ausgeben würden (vgl. Késenne, 2006b, S.417).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dieser Spezialfall des genauen Erreichens eines Break-Even-Punktes ist in der Realität eher unwahrscheinlich und auch für die Anwendung des Spielerfolgsmaximierungsmodells nicht zwingend erforderlich. In der Praxis könnte ein spielerfolgsmaximierender Verein z.B. aufgrund von Vorgaben gezwungen sein, positive Gewinne zu erwirtschaften, was nicht gleichzeitig bedeutet, dass der Verein dadurch Profitmaximierung betreibt (vgl. Késenne, 2006a, S.41f.). Neben dieser Möglichkeit, kommt es jedoch viel häufiger dazu, dass professionelle Fußballclubs in Europa negative Gewinne in Kauf nehmen, um die Erfolgswahrscheinlichkeit durch verbesserte Spielerqualitäten noch weiter zu erhöhen. Diese negativen Gewinne können bis zu einem bestimmten Maß durch die Unterstützung von Sponsoren, Investoren oder auch sogenannten Mäzenen getragen werden, welche auf den ersten Blick nicht einmal eine Gegenleistung verlangen. Diese immer beliebtere Methode wird in der Fachliteratur „Sugar-Daddy-Effekt“ genannt, bei der das Fußballteam weniger einem Investment, als vielmehr einem „Spielzeug“ gleichkommt (vgl. Lang, Grossmann, Theiler, 2011, S.2).

Wie zu Beginn dieses Abschnittes angeführt, haben die unterschiedlichen Zielfunktionen von Sportvereinen divergierende Einflüsse auf bestimmte Faktoren. Die Nachfrage nach spielerischem Talent ist einer der wichtigsten dieser Faktoren, da die Spielstärke wie bereits erwähnt, im direkten Zusammenhang mit der Gewinnwahrscheinlichkeit und dem daraus resultierenden Umsatz eines Teams steht. Késenne (1995, S.16) geht sogar so weit, dass er vereinfachend annimmt, dass die Talentmenge die einzige Entscheidungsvariable für spielerischen Erfolg ist. In der anschließenden Grafik befindet sich deshalb die Menge an spielerischem Talent auf der horizontalen Achse und ist mit t gekennzeichnet. In der ursprünglichen Darstellung des darauf aufbauenden Zwei-Team-Spielermarktmodells von Quirk und Fort (1992) befindet sich auf der horizontalen Achse klassischerweise die Erfolgswahrscheinlichkeit w, was jedoch für die Ergebnisse der weiteren Betrachtung keinen Unterschied macht. Auf der vertikalen Achse wird alles in Geldeinheiten abgebildet, wobei an dieser Stelle in Gesamterlös und Gesamtkosten unterteilt wird. Es wird außerdem vereinfachend angenommen, dass die Kosten eines Vereins sich lediglich aus Spielergehältern zusammensetzen. Die Gesamtkosten C steigen dementsprechend linear mit zunehmender Talentnachfrage. Anders ist der Verlauf der Erlösfunktion R. Diese nimmt aufgrund der Uncertainty-of-Outcome-Hypothese einen konkaven Verlauf an. Das bedeutet, dass sie zunächst mit dem Zuwachs an Talent ansteigt, da dadurch auch der Spielerfolg des Teams zunimmt und Zuschauer sich grundsätzlich bevorzugt Siegermannschaften ansehen (vgl. Késenne, 1999, S.118f.; Késenne, 2000, S.424). Ab einem bestimmten Punkt werden mehr Talentinvestitionen allerdings kontraproduktiv, da es zu einer sogenannten Dominanzexternalität durch die zu übermächtige Mannschaft kommt (vgl. Swieter, 2002, S.61). Demzufolge verschlechtert sich die Competitive Balance in ineffizienter Form, wodurch das Zuschauerinteresse und die damit zusammenhängenden Umsätze per Annahme abnehmen. Das Akquirieren von mehr Talent bzw. das Maximieren der Siegwahrscheinlichkeit ist also immer mit einem abnehmenden Grenzerlös für das jeweilige Team verbunden (vgl. Késenne, 2000, S.424; El-Hodiri und Quirk, 1971, S.1306).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1.: Zielfunktionen und optimale Talentnachfrage. Quelle: In Anlehnung an Késenne (1995), S.16

Vereine mit einer profitmaximierenden Zielfunktion haben − wie bereits oben beschrieben − die Absicht, dass der Grenzerlös den Grenzkosten entspricht und orientieren daran auch ihre Talentnachfrage. Das bedeutet, dass hier die optimale Menge an spielerischem Talent im Punkt tπ liegt, an dem die Steigung der Erlösfunktion genau der Steigung der Kostenfunktion entspricht. Bei Spielerfolgsmaximierung wäre es hingegen optimal, in eine weitaus größere Menge an Talent zu investieren, da dadurch gleichzeitig die Siegwahrscheinlichkeit zunimmt. Unter der Annahme eines Nullgewinns wäre dabei die exakte Menge in tw zu finden. An der Stelle schneiden sich die Funktionsverläufe der Gesamtkosten und des Gesamterlöses, was genau dem Break-Even-Punkt entspricht (vgl. Késenne, 1995, S.16). Die beiden anderen Szenarien, in denen ein gewisser Gewinn erwirtschaftet werden muss oder ein Verlust erwirtschaftet werden kann, liegen jeweils links bzw. rechts von dem Spezialfall, wobei es sich hierbei ebenso um die mögliche Talentmenge eines spielerfolgsmaximierenden Clubs handeln kann. Ohne Vorgaben empfindet dieser jedoch die größtmögliche Menge an Talent als optimal, da dadurch auch die Siegwahrscheinlichkeit maximal wäre (vgl. Késenne, 2012, S.374; Késenne, 2006a, S.41f.). Es kann also in dem Zusammenhang eine erste Vermutung bezüglich ökonomischer Ineffizienz aufgestellt werden, da die Investitionen bei Spielerfolgsmaximierung deutlich höher anzunehmen sind als bei der profitmaximierenden Lösung, was gleichzeitig das Einführen von Regulierungsmaßnahmen begründen würde (vgl. Fort und Quirk, 2004, S.21). Diese Annahme über spielerfolgsmaximierende Teams beschreibt Késenne (2006b, S.418f.) mit folgenden passenden Worten:

[…] if the most important objective of a team is playing success, team managers are probably more likely to pay higher salaries to attract the better players [ …] or to prevent the good players from leaving the club […].”

Welche der beiden Zielfunktionen die europäischen Fußballclubs heutzutage besser beschreibt, kann allerdings nicht eindeutig gesagt werden, da hier in den vergangenen Jahren ein gewisser Veränderungsprozess zu beobachten ist. Für die Spielerfolgsmaximierung spricht, dass europäische Fußballvereine ursprünglich als nichtwirtschaftliche Idealvereine gegründet wurden. Es war ihnen häufig nicht gestattet, langfristig Gewinne zu generieren, da die Vereinsführung sportlichen Erfolg, bei gleichzeitiger Zahlungsfähigkeit als Primärziel hatte (vgl. Enderle, 2000, S.12; Swieter, 2002, S.62ff.). Aber selbst die Zahlungsfähigkeit war im Laufe der Jahre bei vielen Teams gefährdet, da der sportliche Erfolg immer wichtiger zu sein schien. Viele Vereine sind heute noch enorm verschuldet, wobei ein Marktausscheiden nur durch externe Geldquellen verhindert wird. Diese Art zu wirtschaften passt in keiner Weise zu einer effizienten Profitmaximierung (vgl. Sloane 1971, S.131f.).

Dass die europäischen Fußballvereine deshalb von vielen Autoren immer noch als spielerfolgsmaximierend bezeichnet werden, liegt auch daran, dass die Mehrheit von ihnen, im Gegensatz zu den nordamerikanischen Teams, weiterhin eingetragene Mitgliedervereine im klassischen Sinne sind. Beispiele dafür sind unter anderem der FC Barcelona, Real Madrid und der FC Bayern München, die bezogen auf den Spielerkader aktuell die wertvollsten Mannschaften der Welt besitzen und gleichzeitig von ihren Clubmitgliedern geführt werden. Aber auch bei Vereinen wie dem FC Chelsea, die ähnlich wie im nordamerikanischen Franchisesystem einen Besitzer haben, ist Profitmaximierung nicht eindeutig gegeben, zumal die oben erwähnten Sugar-Daddys, wie Roman Abramovich, eher mit dem Finanzieren als dem Profitieren beschäftigt sind und deshalb mehr einem Mäzen als einem Investoren gleichkommen (vgl. Dietl et al. 2011, S.7f.).

Dass allerdings bezüglich der Zielfunktionen mittlerweile ein Wandel stattfindet, zeigt unter anderem die Strategie von Red Bull in Salzburg und Leipzig. Dort wurden die Lizenzen bzw. Startrechte anderer Vereine gekauft, weil man in den jeweiligen Städten einen adäquaten Markt vermutete. Dieses Verhalten erinnert sehr an das der nordamerikanischen Franchises, die häufig als Paradebeispiel für Profitmaximierung genommen werden. Auch dort suchen sich Teams bzw. ihre Besitzer einen Standort nach potenzieller Marktgröße aus und ändern sogar teilweise den Teamnamen und die komplette Corporate Identity, um profitabler zu werden. Ein aktuelles Beispiel für die nach europäischem Empfinden drastischen Vorgehensweisen sind die Los Angeles Rams. Das Team ist erst zur aktuellen NFL-Saison 2016/17 aus St. Louis an die Westküste gezogen, da die Millionenmetropole seit zwanzig Jahren ohne NFL-Team ist und weitaus höhere Einnahmen verspricht (vgl. Los Angeles Times, 2015).

Zudem können die extremen Umsatzentwicklungen der europäischen Fußballligen und die damit einhergehend ansteigende ökonomische Bedeutung als Indiz für eine zunehmende Profitmaximierung genommen werden (vgl. Swieter, 2002, S.62). So soll es alleine seit Beginn der Saison 2012/13 bis zum Ende der aktuellen Saison zu einer Umsatzsteigerung um insgesamt fünf Mrd. Euro kommen. Das entspräche einem aggregierten relativen Marktwachstum von 25% (vgl. Deloitte, 2016, S.8). Neben diesen enormen Zahlen deuten außerdem die Umwandlungen der Rechtsformen zu Kapitalgesellschaften darauf hin, dass der Prozess zu profitmaximierenden Clubs bereits in vollem Gange ist (vgl. Enderle, 2000, S.12). So sind Manchester United und Borussia Dortmund nur zwei von mehreren europäischen Vereinen, die seit einigen Jahren in Form von Aktiengesellschaften an der Börse gelistet sind.

Diese konträren Argumente führen auch bei den verschiedenen ökonomischen Untersuchungen zu auseinandergehenden Zielfunktionsannahmen. Selbst empirisch konnte bisher keine eindeutige Zielfunktion für alle Teams des europäischen Fußball belegt werden (vgl. Swieter, 2002, S.65). In einer Umfrage von Swieter (2002, S.62f.) wurden die 18 Vereine der deutschen Fußballbundesliga zu ihrer Zielausrichtung befragt, wobei sich lediglich 14 als spielerfolgsmaximierend beschrieben. Passend dazu gibt es auch Autoren, die annehmen, es gäbe beide Ausprägungen innerhalb der europäischen Fußballligen (vgl. Giocoli, 2007, S.346). Dies ist zwar durchaus realistisch, im folgenden Verlauf der Analyse wird jedoch nicht auf eine sogenannte gemischte Liga, sondern jeweils auf beide Extremformen einzeln eingegangen, um die jeweils auftretenden Handlungsbedürfnisse klarer herausstellen zu können.

2.3. Elemente des Arbeitsmarktes

Im vorangegangen Abschnitt wurde bereits angemerkt, dass die Zielausrichtung der Ligateams ausschlaggebend für das Vorhandensein von ökonomischer Effizienz sein kann, was wiederum von immenser Wichtigkeit für eine angemessene Überprüfung der Sinnhaftigkeit eines Salary Caps ist. Es wurde bereits vermutet, dass es bei Spielerfolgsmaximierung zu ökonomischer Ineffizienz bzw. zu Überbezahlung der Spieler kommt, was in diesem Teil der Arbeit noch einmal tiefergehend betrachtet werden soll. Um dies zu verdeutlichen, werden die effizienten Ergebnisse bei Profitmaximierung auf einem vollkommenen Markt als Vergleichsmaßstab definiert. In diesem Zusammenhang werden im Folgenden die Mechanismen der ökonomischen Theorie beschrieben, die grundlegend für die Bestimmung der Spielergehälter verantwortlich sind, wodurch gleichzeitig das Zustandekommen des Ergebnisses der Abbildung 2.1. noch einmal nähergebracht wird. Im Anschluss daran wird das Zwei-Team-Spielermarktmodell dargestellt, welches auf dieser Grafik aufbaut und die Talentverteilung mit der Spielergehaltshöhe innerhalb einer Liga ins Verhältnis setzt. Mit Hilfe dieses Models soll zum Abschluss dieses Kapitels die Ineffizienz bei Spielerfolgsmaximierung im Vergleich zur Profitmaximierung vollends bestätigt werden.

2.3.1. Neoklassische Lohntheorie

Die neoklassische Lohntheorie liefert entscheidende Erklärungsansätze, wie die für die Öffentlichkeit oft unverständlich hohen Löhne der Profifußballer aus ökonomischer Sicht zustande kommen können. In direkter Verbindung dazu steht die traditionelle Grenzproduktivitätstheorie, in der die professionellen Fußballvereine zunächst − wie klassische Industrieunternehmen − als profitmaximierend angenommen werden müssen (vgl. Frick, 2012a, S.84f.), während die Spieler als nutzenmaximierend beschrieben werden können.

Diese Grenzproduktivitätstheorie besagt, dass das Maximum, was ein rational agierender, profitorientierter Fußballverein für einen Spieler bereit zu zahlen ist, genau dem zusätzlichen Erlös entspricht, den der Spieler der Mannschaft bringt. Läge die Entlohnung eines Spielers nämlich oberhalb seines individuellen Wertschöpfungsniveaus, so würde der Verein Verluste machen (vgl. Quirk und Fort, 1997, S.216). Diese Überschuldung kann auf Dauer zu Finanzierungs- und Lizensierungsproblemen sowie im Extremfall − bei nicht ausreichendem Sugar-Daddy-Effekt − zum Ausscheiden aus dem Markt führen. Der Teamerlös aus der Wertschöpfung eines Spielers setzt sich im Profifußball aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Er kann einerseits ganz klassisch über die Spielerleistungen auf dem Spielfeld erzielt werden, da erhöhter sportlicher Erfolg die Zuschauernachfrage steigen lässt. Anderseits ergibt sich seine Wertschöpfung auch durch die direkte Vermarktung des Spielers selbst. Trikotverkäufe sind dabei ein gutes Beispiel, bei dem durch Merchandising ein Mehrwert für den Verein generiert werden kann. Laut Theorie erhöht sich also mit steigenden Fähigkeiten und zunehmender Wertschöpfung auch das potenzielle Gehalt eines Spielers. Deshalb verdienen Spieler mit größerem Talent und höherem Identifikationspotenzial auch im Durchschnitt deutlich mehr, als Spieler die dahingehend nicht mithalten können (vgl. Erning, 2000, S.160f.; Frick, 2012b, S.422f.). Dies ist abermals dadurch begründet, dass die Konsumenten für höhere sportliche Qualität, mehr zu zahlen bereit sind (vgl. Rosen und Sanderson, 2000, S.3). Die Gesamtwertschöpfung eines Spielers kann jedoch von Verein zu Verein variieren. Er kann beispielsweise in einer Mannschaft aufgrund eines bestimmten Systems besser funktionieren als in einer anderen oder aufgrund persönlicher Eigenschaften mehr Anerkennung von einer bestimmten Fangruppe bekommen als von einer anderen (vgl. Fort und Quirk, 1995, S.1272). Ökonomisch wird der zusätzlich erzeugte Erlös eines Spielers für die jeweilige Mannschaft als Grenzproduktivität des Spielers bezeichnet, was dem Themenbereich der Grenzproduktivitätstheorie auch seinen Namen gibt.

Ein Spieler, der von einem Verein unterhalb seines Grenzwertproduktes bezahlt wird, würde dem Verein Gewinne einbringen (vgl. Quirk und Fort, 1997, S.216). Das lässt der rationale und nutzenmaximierende Spieler jedoch nur bis zu seinen Opportunitätskosten zu, die dementsprechend eine Art natürliche Untergrenze bilden (vgl. Fort und Quirk, 1995, S.1271). Wenn nichtmonetäre Aspekte ausgeklammert werden, wird er im schlechtesten Fall ein Gehalt akzeptieren, welches ihm bei seiner nächstbesten Anstellung geboten wird (vgl. Quirk und Fort, 1997, S.216f.). Es kann angenommen werden, dass es sich hierbei um eine Beschäftigung in einem alternativen Team handelt, da seine Verdienstmöglichkeiten in anderen Branchen weit unterhalb derer im Profifußball liegen dürften und damit nicht in Frage kommen. Diese Untergrenze, die dem Spieler von einem anderen Team geboten wird, bezeichnet man in der Mikroökonomik als Reservationslohn. Liegt ein Angebot unterhalb dieses Reservationslohns, kommt per Annahme kein Vertrag zustande, weshalb das Gehalt eines Fußballspielers laut Grenzproduktivitätstheorie immer zwischen seiner höchsten Grenzwertproduktivität und dieser zweithöchsten Grenzwertproduktivität in einem anderen Team liegen muss (ebd., S.217f.).

Wo genau es sich am Ende einpendelt, hängt von verschiedenen Aspekten ab. Besonders entscheidend ist hierbei die Verteilung der Verhandlungsmacht zwischen Spieler und Verein. Des Weiteren funktioniert der Arbeitsmarkt für Profisportler grundsätzlich wie jeder andere Arbeitsmarkt auch − nach dem allseits bekannten Prinzip von Angebot und Nachfrage (vgl. Frick, 2012a, S.85; Quirk und Fort, 1997, S.216). Gibt es viel Konkurrenz für den Spieler, beispielsweise durch ein Überangebot an qualitativ ähnlichen Spielern auf seiner Position, so ist seine Verhandlungsposition schwächer und das Gehalt näher am Reservationslohn als am Grenzwertprodukt. Besitzt der Spieler jedoch besondere oder sogar einzigartige Fähigkeiten, hat er nicht nur ohnehin eine höhere Grenzproduktivität, es verbessert sich auch seine Verhandlungsposition durch eine verstärkte Nachfrage (vgl. Frick, 2012b, S.422f.; Quirk und Fort, 1997, S.217). Auch sportartspezifische Regeln können die Verhandlungspositionen der Parteien verbessern oder verschlechtern. So muss sich ein Spieler, der noch einen laufenden Vertrag hat, laut Statuten immer erst mit seinem aktuellen Arbeitgeber einigen, bevor er durch einen Wechsel, bei einem anderen Verein die Möglichkeit hätte, mehr Geld zu verdienen. Dagegen hat allerdings ein europäischer Spieler, dessen Vertrag ausgelaufen ist, seit dem „Bosman-Urteil“ von 1995, uneingeschränktes Entscheidungsrecht über seine zukünftige Karriere. Seit diesem Beschluss des Europäischen Gerichtshofs kann ein Spieler ungehindert mit jeglichen Vereinen einen neuen Vertrag aushandeln, wodurch sich seine Verhandlungsposition augenscheinlich verbessert (vgl. Meier, 2004, S.329). Bei Annahme eines freien Arbeitsmarktes und bei Vernachlässigung nichtmonetärer Anreize, entscheidet er sich am Ende gemäß Theorie für das Team, welchem er am meisten wert ist (vgl. Quirk und Fort, 1997, S.217). Beim Einführen eines Salary Caps kann davon ausgegangen werden, dass der Lohn der Spieler nach unten gedrückt wird (vgl. Erning, 2000, S.170), da die Spieler an Verhandlungsmacht verlieren. Dies würde jedoch nur unter einer vorausgegangen Bezahlung oberhalb der Grenzwertproduktivität ökonomisch sinnvoll sein.

Eine weitere wichtige Determinante für das Spielergehalt ist der Standort und die oft damit zusammenhängende Größe eines Teams. Innerhalb einer Liga kann jeweils in „kleine“ und „große“ Teams unterteilt werden, wobei das große laut vieler Autoren in einer Stadt mit mehr Einwohnern angesiedelt ist und aufgrund von mehr Marktpotenzial einen höheren Umsatz generieren kann als das kleine. Dieser höhere Umsatz sorgt folglich für ein größeres Spielerbudget, weshalb es dem großen Team möglich ist, mehr spielerisches Talent zu akquirieren:

„If, it is argued, other things being equal, a team in an area with a large population has larger revenues than teams in less populous areas, then, in a free players’ labor market, the former will get the most capable players […].” (Rottenberg, 1956, S.247)

Der große Club könnte sich zwar auch durch ruhmreiche Zeiten oder Ähnliches einen Namen gemacht haben, entscheidend ist jedoch lediglich das größere ökonomische Potenzial, was auch für ein höheres Grenzwertprodukt der dort spielenden Akteure sorgt. Spieler mit gleichen spielerischen Fähigkeiten können also, wie bereits erwähnt, aufgrund verschiedener Marktpotenziale unterschiedliche Summen verdienen, weshalb einem großen Club ein größeres Anziehungspotenzial für Spieler zugesprochen werden kann (vgl. Erning, 2000, S.161). Umgekehrt sorgen Starspieler bei den Vereinen aber auch für einen höheren Grenzerlös, weshalb sich große Vereine bemühen, Stars unter Vertrag zu nehmen.

Um eine erste Erklärung für die extremen Gehälter einiger Profispieler in den europäischen Topligen zu geben (siehe Beispiel Toni Kroos), muss angenommen werden, dass das Angebot an Stars knapp ist. Diese geringe Substituierbarkeit und die damit einhergehende geringe Angebotselastizität sorgen dafür, dass viele Spielergehälter weit über der jeweiligen nationalen Durchschnittsentlohnung liegen (vgl. Rosen und Sanderson, 2000, S.6f.). Es kommt also zu dem von Rosen (1981, S.846) beschriebenen Phänomen der „Economics of Superstars“, bei dem sich die Starspieler durch gewisse Talentunterschiede umfangreiche ökonomische Renten sichern können. Ähnliche Mechanismen sind ebenfalls in anderen Teilen der Unterhaltungsindustrie oder auch in klassischen Wirtschaftsunternehmen zu beobachten.

Eine weitere ökonomische Begründung für die extremen Gehaltssteigerungen im europäischen Fußball hängt mit dem Gesetz der abnehmenden Grenzproduktivität und der beschränkten Spieleranzahl in den Partien zusammen. Es ist anzunehmen, dass die Grenzproduktivität im Fußball mit steigendem Input stark abnimmt, da die Anzahl an Akteuren, die pro Spiel eingesetzt werden dürfen, immer auf maximal elf Feldspieler begrenzt ist und man nicht unendlich oft auswechseln darf. Die durchschnittliche Kadergröße liegt deshalb nur sehr selten außerhalb der Spannweite von 25 bis 35 Akteuren, obwohl dies erlaubt wäre (vgl. Simmons 2007, S.460). Es lohnt sich also – anders als bei gewöhnlichen Unternehmen – trotz steigendem Umsatz für einen Fußballverein nicht, den eigenen Kader darüber hinaus mit zusätzlichen Spielern zu erweitern, da Spieler, die nie zum Einsatz kommen, kaum bis gar nichts zur Wertschöpfung des Teams beitragen können und somit den Verein unnötig Geld kosten (vgl. Erning, 2000, S.164). Da die Umsätze der Vereine in den vergangen Jahren jedoch tatsächlich extrem gestiegen sind und die Anzahl der Spieler pro Verein aufgrund der eben beschriebenen abnehmenden Grenzproduktivität konstant geblieben sind, hat ergo auch die Wertschöpfung pro Spieler kontinuierlich zugenommen. Der konstant steigende Verdienst der Profispieler der europäischen Fußballligen hängt also unmittelbar mit dem steigenden Umsatz der Teams zusammen und fällt besonders üppig aus, da die Produktion des Fußballprodukts sehr arbeitsintensiv ist bzw. die Spieler den größten Anteil an der gesamten Wertschöpfung haben. Unter den genannten ökonomischen Gesichtspunkten könnten die enormen Gehaltssteigerungen der letzten Jahrzehnte demnach als effizient beschrieben werden (vgl. Rosen und Sanderson, 2000, S.6; Erning, 2000, S.163). Ob die tatsächliche Höhe der Gehälter wirklich der effizienten Höhe entspricht, ist jedoch eine andere Frage, welche in einem späteren Kapitel dieser Arbeit konkreter behandelt wird.

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Fin de l'extrait de 75 pages

Résumé des informations

Titre
Salary Caps im europäischen Profifußball als Gegenstand einer ökonomischen Analyse
Université
Ruhr-University of Bochum
Note
1,3
Auteur
Année
2017
Pages
75
N° de catalogue
V497550
ISBN (ebook)
9783346012302
ISBN (Livre)
9783346012319
Langue
allemand
Mots clés
Salary Cap, Profifußball, Gehaltsregulierung, NBA, NFL, NHL, MLB, UEFA, Fußballmarkt, Zwei-Team-Spielermarktmodell
Citation du texte
Daniel Hagemann (Auteur), 2017, Salary Caps im europäischen Profifußball als Gegenstand einer ökonomischen Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497550

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