Extrait
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einführung
2 Geldpolitik der EZB im Überblick
2.1 Ziele der Geldpolitik der EZB
2.2 Instrumente für die Geldpolitik der EZB (heutige Nutzung)
2.2.1 Offenmarktgeschäfte
2.2.2 Ständige Fazilitäten
2.2.3 Mindestreserven
2.3 Taylor Regel
3 Aktuelle EZB Politik
3.1 Entwicklung und Gründe der Niedrigzinspolitik
3.1.1 Einsatz konventioneller Maßnahmen
3.1.2 Einsatz unkonventioneller Maßnahmen
3.2 Kritische Würdigung
4 Konsequenzen für den Bankensektor
4.1 Geschäftsmodelle von Banken
4.2 Gefahren für das Geschäftsmodell
4.2.1 Auswirkungen auf die Ertragslage
4.2.2 Fristentransformation und Zinsänderungsrisiken
4.2.3 Risikoneigung und erhöhtes Volumen der Kreditvergabe
4.3 Einfluss regulatorischer Maßnahmen auf den Bankensektor
4.3.1 Liquiditätsregulierung
4.3.2 Eigenkapitalregulierung
5 Konsequenzen für den Versicherungssektor
5.1 Geschäftsmodell und Schlüsselzinssätze
5.2 Anpassungen der Kapitalanlagenpolitik
5.3 Risiken eines positiven Zinsschocks
5.4 Regulatorische Maßnahmen
5.4.1 Zinszusatzreserve
5.4.2 Lebensversi cherungsreformgesetz
5.4.3 Solvency II
5.4.4 Sicherheitseinrichtungen
6 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zentralbankzinsen im Euroraum 2000 - 2015 (in Prozent)
Abbildung 2: Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in den Euro Ländern
Abbildung 3: Entwicklung der Inflationsrate in der Eurozone
Abbildung 4: Zinssätze für Kredite und Einlagen
Abbildung 5: Anteil des Provisionsüberschusses deutscher Banken an den operativen Erträgen
Abbildung 6: Kredite der Banken in Deutschland an Unternehmen und Privatpersonen (in Milliarden Euro)
Abbildung 7: Schrittweise Erhöhung des Eigenkapitals
Abbildung 8: Schlüsselzinssätze deutscher Lebensversicherer Die Entwicklung der Anlagebonitäten wird in Abbildung 9 dargestellt
Abbildung 9: Festverzinsliche Anlagen von Versicherern nach Bonitäten
Abbildung 10: Kritisches Zinsniveau für Lebensversicherer bei einer Kündigungswelle
Abbildung 11: Solvenzquoten deutscher Lebensversicherer nach Solvency II
1 Einführung
Seit der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 hat die EZB mit ihrer expansiven Geldpolitik unter anderem die Leitzinsen drastisch gesenkt. Wie im Folgenden dargelegt wird, stellt das Niedrigzinsumfeld die Banken und Versicherungen vor große Herausforderungen. Das bisherige Geschäftsmodell und die Erträge der Banken stehen zunehmend unter Druck, da die Zinsmarge der Banken gesunken ist. Diese stellt nach wie vor einen bedeutenden Anteil der Erträge dar.
Die Versicherungsbranche hat vor allem mit der Erfüllung der hohen Garantieversprechen aus Altverträgen zu kämpfen. Im Verlaufe dieser Arbeit werden die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf den Finanzsektor untersucht.
Zunächst einmal werden in Kapitel zwei die geldpolitischen Ziele und Instrumente der EZB beleuchtet, bevor dann auf die aktuelle Politik hinsichtlich konventioneller und unkonventioneller Maßnahmen der EZB eingegangen und diese kritisch gewürdigt wird. Im Kapitel vier werden die Geschäftsmodelle und die Gefahren der Niedrigzinspolitik für den Bankensektor erörtert sowie der Einfluss regulatorischer Maßnahmen wie die Liquiditäts- und Eigenkapitalregulierung im Zuge von Basel III untersucht. Anschließend widmet sich diese Arbeit, am Beispiel der deutschen Lebensversicherer, den Konsequenzen aus der Niedrigzinsphase für den Versicherungssektor. Es wird erläutert, welche Anpassungen die Versicherer vornehmen und welche Risiken bei einem positiven Zinsschock bestehen. Zum Schluss werden die regulatorischen Maßnahmen zur Stärkung der Risikotragfähigkeit erläutert.
2 Geldpolitik der EZB im Überblick
2.1 Ziele der Geldpolitik der EZB
Im Euro-Währungsgebiet trägt die EZB die Verantwortung für die Geldpolitik. Alle EU-Mitgliedsstaaten die den Euro als Landeswährung führen sind Mitglieder im Euro-Währungsgebiet.1
Das oberste Ziel des ESZB, und somit auch der EZB, ist die Gewährleistung der Preisstabilität in der Europäischen Union und wird mit dem HVPI gemessen.2
Diesbezüglich wurde von Seiten des EZB-Rats das Ziel ausgerufen, die „Preissteigerung mittelfristig unter, aber nahe 2% zu halten."3 Zudem sollen weitere allgemeine wirtschaftspolitische Ziele der EU verfolgt werden, welche in Artikel 3 des EUV festgelegt sind, wenn das oberste Ziel der Preisstabilität davon nicht gefährdet ist.4 Auf die in Artikel 3 des EUV festgelegten Ziele wird hier aufgrund des geringen Umfangs der Ausarbeitung nicht eingegangen, allerdings sind diese über das Quellenverzeichnis zu finden.5
Zur Erreichung dieser Ziele stehen der EZB nachfolgend erklärte Instrumente zur Verfügung, welche die Liquiditätsversorgung am Geldmarkt und somit die kurzfristigen Geldmarktsätze beeinflussen.6
2.2 Instrumente für die Geldpolitik der EZB (heutige Nutzung)
2.2.1 Offenmarktgeschäfte
Der Einsatz von Offenmarktgeschäften dient der Steuerung von Liquidität und Zinssätzen am Markt, diese werden von der EZB initiiert. Zusätzlich können Signale zum geldpolitischen Kurs der EZB gesetzt werden. Offenmarktgeschäfte unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Liquiditätsflussrichtung, des Zeitabstands ihrer Durchführung und der Verfahrensweise der Durchführung. Als Offenmarktgeschäfte werden von der EZB die Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen und die strukturellen Operationen durchgeführt, wobei die Hauptrefinanzierungsgeschäfte laut EZB Leitlinie das wichtigste Offenmarktgeschäft des Eurosystems darstellen.7
Zuletzt wurde im Rahmen der Offenmarktgeschäfte das monatliche Ankaufsvolumen zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) zum 01.04.2016 auf 80 Mrd. Euro ausgedehnt, welches ab April 2017 wieder auf monatlich 60 Mrd. Euro reduziert wird. Hierzu ergänzt der Ankauf von Vermögenswerten des Unternehmenssektors (CSPP) das APP. Durch den Ankauf von langfristigen Vermögenswerten sollen so die langfristigen Zinsen gesenkt werden. Zudem wurde der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäft bei 0,00 % belassen. Diese Maßnahmen wiederum sollen das primäre Ziel der EZB, einer Preissteigerungsrate von mittelfristig knapp unter zwei Prozent, unterstützen.8
2.2.2 Ständige Fazilitäten
Die ständigen Fazilitäten werden in die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagenfazilität unterschieden. Hierbei treten zugelassene Geschäftspartner an die nationalen Zentralbanken heran, welche auch den Zugang zu diesen gewähren und verwalten.
Die Spitzenrefinanzierungsfazilität dient der Beschaffung von Übernachtliquidität zu einem von der EZB festgelegten Zinssatz bei der NZB des Geschäftspartners. Die Einlagenfazilität dient der Anlage von Übernachtliquidität bei der NZB des Geschäftspartners zu einem von der EZB festgelegtem Zinssatz.9
Der aktuelle von der EZB festgelegte Zinssatz der Refinanzierungsfazilität beträgt 0,25 %, derjenige der Einlagenfazilität -0,40 %.10
2.2.3 Mindestreserven
Die Mindestreserve bezeichnet eine Pflichteinlage auf dem Girokonto eines Kreditinstitutes bei der NZB des Kreditinstitutes. Wie hoch die Pflichteinlage ausfällt ist abhängig von der Reservebasis des Kreditinstitutes. Um die Mindestreservepflicht einzuhalten ist den Instituten eine Durchschnittserfüllung innerhalb einer Mindestreserve-Erfüllungsperiode erlaubt.11
Die Stabilisierung der Geldmarktsätze und die Vergrößerung der Liquiditätsknappheit sind die beiden wichtigsten Funktionen der Mindestreserve. Das aktuelle durchschnittliche Zentralbankguthaben der Kreditinstitute bei den NZBen beträgt ungefähr 823,9 Mrd. Euro.12
2.3 Taylor Regel
Die Gleichung der Taylor Regel wurde 1993 von John B. Taylor entwickelt. Die Taylor Regel hat zwei Funktionen. Zum einen soll diese Regel einen kurzfristigen steuerbaren Zins über einen Zeitverlauf hinweg erklären. Zum anderen soll die Taylor Regel auch als Handlungsempfehlung gelten.13
Taylor formulierte die Formel unter der Annahme, dass ebenso wie die Zielinflationsrate, der gleichgewichtete Realzins zwei Prozent beträgt. Weiter wurde festgelegt, dass die beiden Einflussfaktoren, die Inflationslücke zwischen der aktuellen Inflationsrate (p) und dem Inflationsziel (2 %) sowie die Produktionslücke (y) zwischen dem aktuellen Produktionsniveau und des potentiellen Produktionsniveaus mit der gleichen Gewichtung von 0,5 versehen werden.14
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten15
Wenn die Produktions- und Inflationslücke jeweils null sind, setzt sich der anzustrebende kurzfristige nominale Zinssatz aus dem gleichgewichtigen realem Zinssatz und der momentanen Inflationsrate zusammen.16 Ist der berechnete Taylor Zins gleich dem tatsächlichen Zins spricht man von einem neutralem Taylor Zins. Als zu expansiv wird die Geldpolitik dann angesehen, wenn der aktuelle Geldmarktzins niedriger als der berechnete Taylor Zins ist. Die Taylor Regel würde also eine restriktivere Geldpolitik empfehlen.17
Die EZB verneint eine Nutzung der Taylor Regel und kritisiert, dass diese Regel vor allem zu wenig Variablen berücksichtigt. Außerdem argumentiert die EZB, dass vermeintlich einfache Daten wie die Produktionslücke oder der reale Gleichgewichtszinssatz nur sehr schwer zu schätzen sind. Dies macht die Ergebnisse der Taylor-Regel sehr unterschiedlich und damit auch ungenau. Ein letzter aktueller Kritikpunkt ist, dass die Taylor-Regel keine negativen Zinsen kennt, und somit keine optimale Empfehlung in Niedrigzinsphasen geben kann.18
3 Aktuelle EZB Politik
3.1 Entwicklung und Gründe der Niedrigzinspolitik
3.1.1 Einsatz konventioneller Maßnahmen
Aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 musste der Bankensektor mit ausreichend liquiden Mitteln versorgt werden, um eine Liquiditätskrise zu vermeiden.19 Zum anderen wurde die expansive Geldpolitik aber auch wegen der darauffolgenden weltweiten Rezession ausgeweitet. Während der wirtschaftliche Einbruch in Deutschland relativ gut eingedämmt werden konnte, verschärfte sich die Lage in anderen Ländern des Euroraums.20
Die Wachstumsraten in den Krisenländern, wie beispielsweise Griechenland, wurden deutlich überschätzt und die Kreditgeber wurden skeptischer. Dies äußerte sich in höheren Risikozuschlägen und einer Neubewertung der Staatsschulden, was letztendlich die europäische Staatsschuldenkrise zur Folge hatte. Um den Austritt einiger betroffener südeuropäischer Staaten aus dem Euroraum, als auch einen Staatsbankrott zu vermeiden, musste die Europäische Zentralbank handeln. So versucht die EZB über eine niedrigere Zinslast, sowie mit dem gezielten Ankauf von Staatsanleihen, die von der Wirtschaftskrise geschwächten und überschuldeten Staaten zu entlasten.21
Durchaus politisch motiviert äußerte sich der EZB-Präsident Mario Draghi in seiner Rede vom Juli 2012: „Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough."22 Hierbei ist anzumerken, dass die EZB in den ersten Jahren nach der Krise noch relativ verhalten war und im Gegensatz zur Federal Reserve erst viel später die Nullzinsgrenze erreichte. Es wurde 2011 sogar über einen möglichen Ausstieg aus der Niedrigzinsphase nachgedacht, während andere Notenbanken schon längst auf unkonventionelle Maßnahmen, insbesondere auf den Ankauf von Staatsanleihen, zurückgegriffen hatten.23 Mitte des Jahres 2014 wurde der Hauptrefinanzierungssatz auf 0,05% gesenkt und ein negativer Zinssatz für die Einlagenfazilität eingeführt. Damit war der Spielraum der konventionellen Geldpolitik der EZB so gut wie ausgeschöpft (Abbildung 1).
Abbildung 1: Zentralbankzinsen im Euroraum 2000 - 2015 (in Prozent)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Vierteljahresheft S. 82.
3.1.2 Einsatz unkonventioneller Maßnahmen
Auch die EZB beschloss den Einsatz von unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen. Zum einen, weil die geldpolitischen Standardinstrumente so gut wie erschöpft waren bzw. sind (Nullzinsgrenze). Zum anderen aber auch, weil der Zins- und Bankkreditkanal beeinträchtigt war und somit der Übertragungsweg der Geldpolitik eingeschränkt wurde.24
Die Erwartungstheorie geht normalerweise davon aus, dass die langfristigen Zinsen sich an den kurzfristigen Zinsen orientierten, sofern die Notenbanken glaubhaft einen längerfristigen Zinstrend verfolgen. Dieses Mittel der Kommunikation, Forward Guidance genannt, wird auch von der EZB verstärkt eingesetzt.25 Die bereits erwähnte Staatsschuldenkrise und die damit verbundenen Austrittsmöglichkeiten aus der Währungsunion haben jedoch zur Folge, dass die langfristigen Zinsen (Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen) nicht mit einer Senkung der Leitzinsen einhergehen.26 Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen entwickelten sich bis zur Finanz- bzw. Staatsschuldenkrise nahezu identisch. In den darauffolgenden Jahren führten die Leitzinssenkungen der EZB allerdings nur bei Staatsanleihen von Staaten mit hoher Bonität zu einem Rückgang der Rendite.
Anhand der griechischen Staatsanleihe wird sehr deutlich, wie die Risikoprämien immer höher wurden und sich letztendlich unabhängig von den kurzfristigen Zinsen entwickelten. Damit ist eine Störung des Zinskanals bei den stark überschuldeten Staaten zu beobachten.27
Aufgrund trüber Inflationsaussichten im Jahr 2014, einer schwächelnden Konjunktur, als auch einer nachlassenden Kreditvergabe im Euroraum, ergriff die EZB neue unkonventionelle Maßnahmen um die Geldmenge zu erhöhen. So führte die EZB zur Ankurbelung der Kreditvergabe einen zweckgebundenen Langfristtender ein und startete neue Anleihekaufkaufprogramme (Quantitative Easing). Auch die Einführung eines negativen Zinssatzes für die Einlagenfazilität kann als unkonventionelle Maßnahme angesehen werden.28
3.2 Kritische Würdigung
Das Ziel der EZB, einer Inflationsrate unter, aber nahe 2% steht stets im Fokus. Wenn man die Entwicklung der Inflationsrate betrachtet (Abbildung 3), stellt man fest, dass die Inflation in der Eurozone bisher kein großes Problem darstellte.
Vielmehr herrschten Mitte 2009 und Anfang 2015 Deflationsängste. Diesen starken Inflationsrückgang haben aber auch die volatilen Energiepreise (Öl) zu verschulden. Bei Herausrechnung der Energiepreise ergibt sich ein durchaus besseres Bild. Im Februar 2017 stieg die Inflationsrate auf 2,0%, damit kommt die EZB ihrem primären Ziel der Preisstabilität wieder sehr nahe.29
Abbildung 3: Entwicklung der Inflationsrate in der Eurozone
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eurostat (URL), leicht abgeändert.
Das Vorgehen der EZB zur Sicherung der Preisstabilität war durchaus sinnvoll und erforderlich.30 Aufgrund umfangreicher Maßnahmen konnte der Bankensektor mit genügend Liquiden Mitteln versorgt werden und es kam zu keiner Engpasssituation. Auch die hoch verschuldeten Staaten konnten ab Mitte des Jahres 2012 durch einen Rückgang der Risikoprämie auf deren Anleihen entlastet werden.31
Es bleibt allerdings fraglich, inwieweit die EZB noch vollkommen unabhängig und im Einklang mit ihrem Mandat handelt. Durch das Staatsanleihen-Kaufprogramm wurde die Europäische Zentralbank zudem zum größten Gläubiger. Ob die hochverschuldeten Staaten diese Schuld jemals komplett begleichen können bleibt abzuwarten.32 Strittig ist auch, bis zu welchem Grad die Geldpolitik letztendlich zu einer schnelleren Erholung der Konjunktur, einer Ausweitung der Kreditvergabe sowie Erhöhung der Investitionen beitragen kann.33
So zeigt eine Analyse der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dass niedrige Zinsen nicht zwangsläufig eine Schulden- und Wirtschaftskrise beheben. Vielmehr sollte die EZB zügig die Niedrigzinspolitik beenden.34 Denn eine zu lang anhaltende expansive Geldpolitik birgt auch viele Risiken. Die große und günstige Verfügbarkeit von Geld kann zu Fehlallokationen führen. So werden Projekte finanziert, die unter einem höheren Zinssatz sofort unrentabel werden würden und aufgrund der „Suche nach Rendite" wird vermehrt in risikoreichere Anlagen investiert. Eine Blasenbildung ist ebenso nicht ausgeschlossen.35
In den folgenden Kapiteln werden die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf den Finanzsektor genauer untersucht.
4 Konsequenzen für den Bankensektor
4.1 Geschäftsmodelle von Banken
Laut der BIZ kann man bei Banken drei verschiedene Geschäftsmodelle ausmachen.36
Ersteres Geschäftsmodell zeichnet sich durch einen hohen Kreditanteil in der Bilanz aus und finanziert sich aus stabilen Refinanzierungsquellen. Somit findet eine Fokussierung auf das Einlagengeschäft statt, da dies als stabile Refinanzierungsquelle gilt. Ein großer Teil der von der BIZ beobachteten Banken fällt unter diese Gruppe.37
Das zweite Geschäftsmodell trifft auf Banken zu, welche sich am Interbanken- und Kapitalmarkt refinanzieren. Diese Banken ähneln denen des vorherigen Geschäftsmodells. Der Unterschied besteht in der Kapitalmarktfinanzierung des zweiten Geschäftsmodells, die wesentlich höher ausfällt. Daraus folgt dann auch ein kleinerer Anteil der Kundeneinlagen als Refinanzierungsquelle.38
Banken, deren Refinanzierung überwiegend am Markt stattfinden, fallen unter das dritte Geschäftsmodell.
[...]
1 Vgl. EZB (2011), S. 13.
2 Vgl. AEUV, Artikel 27.
3 EZB (2011), Jean Claude Tnchet, S. 7.
4 Vgl. EZB (2011), S. 14.
5 Vgl. EUV, Artikel 3.
6 Vgl. EZB (2011), S. 101.
7 Vgl. EZB (2011/14) S. 9-18. Vertiefende Informationen zu den Offenmarktgeschäften sind in der EZB Leitlinie 2011/14 zu finden.
8 Vgl. EZB Pressemitteilung 10.03.2016; EZB Pressemitteilung 19.01.2017.
9 Vgl. EZB (2011/14) S. 18-20.
10 Vgl. EZB Pressemitteilung 19.01.2017.
11 Vgl. Deutsche Bundesbank (URL); EZB (2011), S. 109-112. Weiter Informationen zur Berechnung und Verzinsung der Mindestreserve sind unter dieser Quelle zu finden.
12 Vgl. Deutsche Bundesbank (01/2017), Statistischer Teil S. 42.
13 Vgl. Treu, Johannes (2010), S. 1-7.
14 Vgl. Treu, Johannes (2010), S. 1-7.
15 Vgl. Taylor, John (1993), S. 202.
16 Vgl. Treu Johannes (2010), S. 4.
17 Vgl. Treu Johannes (2010), S. 15.
18 Vgl. EZB (10/2001), S. 47-50. Weitere Informationen zur Taylor-Regel sind unter diesen Quellen zu finden.
19 Vgl. Bargel (2015), S. 82.
20 Vgl. Wolgast (2015), S. 18.
21 Vgl. Mackscheidt (2016), S. 5-6; Wolgast (2015), S. 18.
22 ECB, Speech by Mario Draghi (2012).
23 Vgl. Wolgast (2015), S. 18-19.
24 Vgl. Demary/Matthes (2013), S. 2, S. 20-21. Ergänzende Informationen zur Störung des Bankkreditkanals sind in dieser Quelle zu finden.
25 Vgl. Bargel, S. 83-84.
26 Vgl. Demary/Matthes (2013), S. 2; Eurostat, overview interest rates (URL2); ECB Annual Report (2015), S. 7.
27 Vgl. Demary/Matthes (2013), S. 20-21.
28 Vgl. Bargel (2015), S. 83.
29 Vgl. EZB Jahresbericht (2015), S. 7; Eurostat (URL1).
30 Vgl. Wolgast (2015), S. 20.
31 Vgl. Bargel (2015), S. 85.
32 Vgl. Fahrenschon (2016), S. 8.
33 Vgl. Wolgast (2015), S. 20.
34 Vgl. Landmann (2014), S. 612.
35 Vgl. Zeitler (2013), S. 2-3.
36 Vgl. BIZ (12/2014) S. 5.
37 Vgl. ebenda.
38 Vgl. ebenda.
- Citation du texte
- Anonyme, 2018, Niedrigzinspolitik der EZB. Konsequenzen für den Finanzsektor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498221
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