Integrity oder Compliance für das Topmanagement? Wie gelingt verantwortungsvolles Handeln im unternehmerischen Alltag?


Dossier / Travail, 2019

18 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Oliver E. Williamson

3. Grundlegende Definitionen
3.1 Transaktionskostentheorie
3.2 Transaktionskosten
3.3 Opportunismus
3.3 Begrenzte Rationalität
3.5 Was ist überhaupt eine Organisation/ein Unternehmen

4. Die verschiedenen Vertragsarten
4.1 Klassischer Vertrag
4.2 Neoklassische Verträge
4.3 Relationale Verträge

5. Integrity (Ethikkompass) oder Compliance (Haftpflichtversicherung) für das Topmanagement ?

5.1 Was ist Compliance
5.2 Was ist Integrity
5.3 Wechselseitige Beziehung von Compliance und Integrity

6. Schlussbetrachtung der Seminararbeit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In unserer Hausarbeit beschäftigen wir uns mit dem im Jahr 2009 veröffentlichten Artikel „Corporate Compliance & Integrity“ von Lynn Sharp Paine. Nach Ansichten des Autors haben sich in den USA für die Integration von verantwortungsvollem Handeln in Unternehmen zwei verschiedenen Implementationsstrategien bzw. – Ansätze entwickelt, nämlich der Compliance- und der Integrity – Ansatz. Jedoch stellt sich die Frage wieso schaffen wir es nicht Compliance & Integrity in Organisationen zu schaffen. Man sieht es immer wieder an unzähliges Fällen um die (ethische) Verantwortung von Unternehmen. Debatten wie zum Beispiel der „Korruptions-Skandal“ von Siemens Produkten in China und der „Abgas-Skandal“ durch Manipulation von Abgaswerten die durch VW vorgenommen wurden.1 Nach und nach wurden immer wieder Skandale auch bei weiteren Autoherstellern bekannt sowie die jüngste bekannte Debatte, dass die ZF AG in Friedrichshafen sich an diesen Abgasmanipulationen vermutlich beteiligt hat.2 Die Aufforderung nach verantwortungsvollem und moralischem Handeln von Unternehmen richtet sich an alle Branchen, nicht nur an die Automobilherstellern. So sind Textilhersteller (z.B. wegen den schlechten Arbeitsbedingungen) sowie Öl- und Energiekonzerne betroffen, die immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Man geht jedoch davon aus, dass die Unternehmen ihren Gewinn auf verantwortbare Weise erwirtschaften. Doch was muss ein Unternehmen tun, um verantwortungsvolles und moralisches Handeln in den unternehmerischen Alltag zu integrieren? Die zentrale Frage, ob Unternehmen nur Rechtsförmlichkeit oder Werte schaffen wollen, stellt das Hauptproblem unserer Hausarbeit da.

Ziel der Hausarbeit ist es, die Transaktionsökonomie in ihren konzeptionellen Grundlagen zu verstehen und die beiden Ansätze zur Verankerung von ethischem Handeln im Unternehmen Compliance und Integrity in systematischer Weise zu untersuchen. Dabei müssen wir tiefer in die Materie gehen, um überhaupt verstehen zu können wie Werte in einem Unternehmen entstehen können. Dazu gehen wir auf die von Oliver Williamson geprägte Transaktionsökonomie ein, der durch seine Arbeiten maßgeblich zu einer der grundlegenden und einflussreichsten Forschungsansätzen der Ökonomie beigetragen hat.

In den folgenden Seiten werden zu Beginn einige Hintergrundinformationen zu Oliver Williamson geliefert sowie die Frage beantwortet, was eine Unternehmung eigentlich ist und wozu diese dient. Anschließend werden die Grundbegriffe Opportunismus und Begrenzte Rationalität definiert. In 4.1 – 4.3 möchten wir auf die Ausgangslage für die von Williamson verfasste Forschungsarbeit zum Thema Transaktionskosten in Bezug auf unvollständige Verträge sowie die Schaffung einer Identität und Werten eingehen und erläutern. Bevor wir in den darauffolgenden Kapiteln auf die wesentlichen Inhalte des Textes „Corporate Compliance & Integrity“ näher eingehen werden. Nach einer kurzen Zusammenfassung schließen wir unsere Hausarbeit mit einem Schlusswort ab.

2. Oliver E. Williamson

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Oliver Eaton Williamson kam 1933 in Superior, Wisconsin USA auf die Welt. Er besuchte renommierte Universitäten wie die Stanford University in Kalifornien oder das Institute of Technology in Massachusetts. Seinen Doktortitel erlangte er an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.3 Seit 1988 ist Oliver E. Williamson Professor für Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft an der University of California in Berkeley.4 Berühmt wurde er unter anderem durch das nach ihm benannten „Williamson Trade-off“. Das „Williamson Trade-off“ stellt eine Analyse dar, welche die Folgen für den Gesamtmarkt aufgrund Unternehmensfusionen darstellt.5 Mit seinen Forschungen gelang es ihm Grundlagen für die sogenannte „Neue Institutionsökonomik“ zu schaffen. Hierbei untersuchte er nicht nur die Transaktionskostentheorie, sondern auch die Organisationen. Wegen der Erkenntnis, dass Organisationen nicht nur existieren und selbständig funktionieren, erhielt Oliver Eaton Williamson 2009 einen Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften. Er brachte hervor, dass das Verhalten der Menschen auf vorgegebene Regeln, Organisations- und Kontrollstrukturen einer Organisation eine wichtige Rolle spielen und nicht ignoriert werden dürfen. In der heutigen Zeit ist dies vor allem unter dem Begriff „Corporate Governance“ bekannt.6

3. Grundlegende Definitionen

3.1 Transaktionskostentheorie

Die Transaktionskostentheorie befasst sich im Allgemeinen mit den bilateralen Beziehungen zwischen Unternehmen und Märkten, wobei sich primär die Frage stellt, warum anfallende Transaktionen zwischen den genannten Parteien eine unterschiedliche Effizienz aufweisen. Aufgrund der vertraglichen Regelung der Transaktionen stellt die Transaktionskostentheorie bei der Beantwortung dieser Frage die Verträge in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zu anderen wirtschaftswissenschaftlichen Ansätzen trifft die Transaktionskostentheorie auch Annahmen zur Verhaltensweise der handelnden Individuen. Zum einen geht sie von begrenzter Rationalität, und zum anderen von einem opportunistischen Verhalten aus.

Die Transaktionskostentheorie hat also das Ziel die geeignetste Form für eine Unternehmung zu finden, um die mit der Unternehmung verbundenen Transaktionen möglichst effektiv und effizient durchzuführen.7

3.2 Transaktionskosten

Die Transaktionen werden als „Güter- und Leistungsaustausch“8 zwischen Unternehmen und Märkten beschrieben, welche in einer Volkswirtschaft immer auch mit dem Verbrauch von Ressourcen, wie zum Bespiel „Informationssuche und -beschaffung“9 oder „Koordination der Vertragsabwicklung“10 einher gehen. Dieser Ressourcenverbrauch, „der aufgrund unvollkommener Information entsteht“11, bezeichnet man als Transaktionskosten. 12

3.3 Opportunismus

„Der homo oeconomicus ist so konstruiert, daß [sic!] er jede sich bietende Gelegenheit (Opportunität, Okkasion) daraufhin zu prüfen hat, ob sie ihm mehr Nutzen als eine Alternative verspricht; er muß [sic!] - will er rational handeln - jene Chance nutzen, die den größten Nutzen verheißt. Ein Opportunist ist aber nicht nur durch das in der ökonomischen Theorie üblicherweise unterstellte Eigeninteresse gekennzeichnet, sondern er verfolgt dieses ungezügelt und fühlt sich nicht an Regeln oder Versprechen gebunden.“13

Oliver E. Williamson sieht hinter Opportunismus mehr als ein rein eigennütziges Verhalten, er versteht darunter das strategische Vorgehen, bei dem opportunistisch agierende Individuen jede Möglichkeit nutzen, die eigene Situation zu optimieren, auch wenn sie dabei wissentlich gegen Vertragsrichtlinien verstoßen.14

Aus diesen beiden Stellungnahmen lässt sich demnach ableiten, dass Opportunismus aus dem undurchdringlichen Willen des rationalen Handelns heraus entsteht, und keinerlei Rücksicht auf Richtlinien jeglicher Form nimmt.

3.3 Begrenzte Rationalität

Während in neoklassischen Modellen davon ausgegangen wird, dass Individuen vollständig informiert sind, und aufgrund dessen, immer in der Lage sind rational zu handeln, betrachtet man in der neuen Institutionenökonomie die vollständige Information eines Individuums aufgrund der anfallenden Transaktionskosten und auch der Masse an Informationen, die verarbeitet werden müsste als ausgeschlossen. Somit kann nicht mehr die optimale, sondern lediglich eine befriedigende Auswahl getroffen werden. 15

3.5 Was ist überhaupt eine Organisation/ein Unternehmen

Bis zum heutigen Tag gibt es eine Vielzahl von Definitionen, welche die Begriffe „Organisation“ oder „Unternehmen“ beschreiben. Dennoch zielen alle darauf ab, das Zusammenwirken von Mensch und Organisation zu verdeutlichen.

Die Existenz von Organisationen ist grundsätzlich darauf zurückzuführen, dass Menschen nicht selbständig in der Lage sind ihre eigenen Wünsche sowie Bedürfnisse zu befriedigen. Daher wenden sie sich an ihre Mitmenschen, um mithilfe anderer diese Bedürfnisse zu verwirklichen.16 Auch Alfred Kieser und Herbert Kubicek schließen sich dem an: „Wenn Menschen bestimmte Ziele verfolgen, die sie alleine nicht realisieren können, so versuchen sie, diese Ziele mit Hilfe anderer zu erreichen. Handelt es sich dabei um dauerhafte Ziele, die von allen Beteiligten verfolgt werden, bezeichnet man einen solchen Zusammenschluss als Organisation“.17

In der Betriebswirtschaftslehre wird die Organisation als Grundgerüst für den betrieblichen Prozess gesehen. Das heißt, dass mehrere Personen zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Somit ist alles darauf ausgerichtet dieses Vorhaben zu erreichen und umzusetzen. Dies hat zur Folge, dass alle betriebliche Handlungen einzelner Personen aufeinander abgestimmt werden müssen. Das wiederum beweist, dass eine Unternehmung gleichzeitig auch immer eine Organisation darstellt.18 Das Management einer Unternehmung hat daher kontinuierlich die Aufgabe externe (Normen und Gesetzgebung) sowie interne Regeln (Leitbild, Kodex) umzusetzen und eine klare Ordnung in der Organisation zu wahren.19

In der Vergangenheit wurden die verschiedenen Definitionen einer Unternehmung häufig kritisiert, da sie unvollständig seien. Eine ziemlich breitgefächerte Erklärung dafür stellt das Zitat von Luigi Zingales dar: „the firm [is] [..] a nexus of specific investments: a combination of mutually specialized asstes and people.“20 Er greift hierbei nicht nur auf, dass ein Unternehmen aus Verknüpfungen von Verträgen und physischen Vermögenswerte besteht, sondern dass auch beispielsweise Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter miteinbezogen werden. Dies verdeutlicht die Komplexität einer Unternehmung.

[...]


1 Vgl.Prof.Dr.Grüninger (2016),S46

2 Vgl.Walther Rosenberger (2019) http./www,suedkurier.de7 (Stand: 06.06.2019)

3 Vgl. The Nobel Prize 2009

4 Vgl. Boersch/Elschen 2007, S. 62

5 Vgl. wiwi.Uni-Muenster 2013

6 Vgl. FAZ 2009

7 Vgl. Picot 1985, S. 119

8 Deutsche Akademie für Management

9 ebd.

10 ebd.

11 ebd.

12 Vgl. ebd.

13 Neuberger O. 1998, S. 196

14 Vgl. Schramm 2004, S.14

15 Vgl. Schramm 2004, S.15

16 Vgl. Schein 1980, S. 17f

17 Vgl. Kieser/Kubicek 1992, S. 5

18 Vgl. Gablers Wirtschaftslexikon 2018

19 Vgl. Gutenberg 1973, S.235

20 Zingales 1997, S. 5

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Integrity oder Compliance für das Topmanagement? Wie gelingt verantwortungsvolles Handeln im unternehmerischen Alltag?
Université
University of Applied Sciences Constanze
Note
1,3
Auteur
Année
2019
Pages
18
N° de catalogue
V499467
ISBN (ebook)
9783346026545
ISBN (Livre)
9783346026552
Langue
allemand
Annotations
Eine gute Orientierung für die Leute die sich mit Wirtschaftsethik auseinander setzen müssen. Von Oliver E.Williams über Integrity-Ansatz, Compliance-Ansatz bis hin zu den Zusammenhängen.
Mots clés
integrity, compliance, topmanagement, handeln, alltag
Citation du texte
Kai Fischer (Auteur), 2019, Integrity oder Compliance für das Topmanagement? Wie gelingt verantwortungsvolles Handeln im unternehmerischen Alltag?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499467

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