Religion und Redekunst: Die Bergpredigt als christliches Paradebeispiel der Rhetorikgeschichte


Term Paper, 2004

16 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung: Religion und Rhetorik
1. Im Wandel der Zeit
2. Konnex
3. Inhalt der Arbeit

II. Exkurs
1. Biblischer Kontext der Bergpredigt
2. Abriss: Rhetorik
a. Geschichte
b. Grundlagen der Rede

III. Analyse der Bergpredigt
1. Äußere Umstände
2. Thema
3. Inhalt
4. Rhetorische Mittel
a. Sprachstil
b. Wiederholung
c. Metapher
d. Abwertung
e. Weiterführende Deutung
5. Wirkung

IV. Kommentar
1. Nachsatz
2. Beurteilung der Rede aus heutiger Sicht

V. Bibliographie

I Einleitung: Religion und Rhetorik

Religion und Rhetorik verfügen nicht nur über denselben Anfangsbuchstaben. So­wohl der „Glaube an [und die] Auseinandersetzung mit einer überirdischen Macht sowie deren kultische Verehrung“[1] als auch die „Lehre von der Redekunst“[2] hatten einst einen großen Stellenwert inne.

1 Im Wandel der Zeit

Während das Interesse an Religion vor allem seit der Industrialisierung kontinuierlich zurückgegangen zu sein scheint, verlor auch die Rhetorik an Geltung, wurde aus dem Lehrplan verbannt und findet seither nur noch vereinzelt - als Vortrag oder Rede - Verwendung.

Jedoch, während es so aussieht, dass der Stellenwert von Religion als vormals etablierter Größe weiterhin schwindet, erfährt die Relevanz der Rhetorik in Deutsch­land seit einigen Jahren durch Impulse aus den Vereinigten Staaten Amerikas eine Wiederbelebung[3]. Auch wenn die Rhetorik bis zum heutigen Tage noch nicht wieder in den schulischen Lehrplan aufgenommen wurde, gewinnt sie mehr und mehr Wichtigkeit: So bietet beispielsweise die Universität Tübingen[4] Rhetorik als Magis­terstudiengang an.

2 Konnex

Glaubenslehre und Redekunst lassen sich in einen direkten Zusammenhang bringen: Viele Religionen - beispielsweise das Christentum, welches expandiert, indem es missioniert - sind auf die Rhetorik als Wissenschaft der „menschlichen Beredsamkeit in allen öffentlichen und privaten Angelegenheiten, ob sie in mündlicher, schriftli­cher oder durch die technischen Medien (Film, Fernsehen, Internet) vermittelter Form auftritt“ (Universität Tübingen, Was ist Rhetorik), angewiesen.

3 Inhalt der Arbeit

Im Folgenden werde ich am Beispiel der Bergpredigt (vgl. Bibel, Matthäus, Kapitel Fünf bis Sieben) untersuchen, ob in der religiösen Rede Gebrauch von rhetorischen Mitteln gemacht wird.

Zudem werde ich die Geschichte der Rhetorik anreißen, und daraufhin erläutern, was eine erfolgreiche Rede ausmacht.

Bei der Analyse der Bergpredigt werde ich auf die äußeren Umstände der Rede eingehen, um danach ihren Aufbau, ihre relevanten sprachlichen Mittel, die Inten­tionen des Redners und die Wirkung auf das Publikum zu interpretieren.

Schließlich werde ich die Arbeit mit einer kurzen Beurteilung der Bergpredigt aus der heutigen Sicht beenden.

II Exkurs

1 Biblischer Kontext der Bergpredigt

Gemäß der Chronologie der Bibel findet die Bergpredigt des Jesus von Nazareth mehrere Jahrhunderte nach der Befreiung des Volkes Israel aus der Gefangenschaft der Ägypter durch Mose und der darauf folgenden Verkündigung des Dekaloges statt. Das Alte Testament hinter sich lassend, ist sie relativ weit vorn im Evangelium des Matthäus platziert und passiert demnach in den ersten Jahren des Wirkens Jesu als Wanderprediger. Jesus ist bereits von Johannes getauft und vom Teufel durch die Versuchungen in der Wüste geschickt worden. Kurz vor der Bergpredigt beruft Jesu seine ersten Jünger und vollführt erste Wundertaten als Heiler.

Der Bergpredigt folgen weitere Wunder durch Jesu, insbesondere Heilungen und Salbungen von Aussätzigen, sowie das letzte Abendmahl und der Verrat Jesu, seine Kreuzigung und Auferstehung sowie die Pfingstereignisse.

Während seiner Lebenszeit sieht sich Jesus von Nazareth mehrmals der Gefähr­lichkeit politischer Machthaber ausgesetzt: Direkt nach seiner Geburt in Bethlehem trachtet ihm König Herodes von Ägypten, der seine politische Hoheitsstellung ge­fährdet sieht, weil eine Prophezeiung den Säugling als neuen „König der Juden“ auszeichnet, nach dem Leben. Während Jesus später als erwachsener Wanderprediger das Volk von seiner Lehre überzeugt, sehen die Pharisäer ihre Machtstellung durch ihn bedroht und üben Druck auf den römischen Statthalters Pontius Pilatus aus, der Jesus letztlich kreuzigen lässt.[5]

2 Abriss: Rhetorik

a Geschichte

Die Bergpredigt Jesu ist eine der berühmtesten Reden der Geschichte. Allerdings machten die Menschen schon vorher Gebrauch von Vorträgen, um einander ihre Überzeugungen zugänglich und interessant zu machen:

Die Geschichte der Rhetorik beginnt „im 5. Jh. v. Chr. nach der Beseitigung der Tyrannenherrschaft in Syrakus und Athen“[6], wo man ökonomische, politische und rechtliche Konflikte nun öffentlich austragen kann. Die sophistische Aufklärung be­freit die Sprache endgültig aus ihrem mythischen Denken und verleiht der Rhetorik damit weiteren Auftrieb. Neben ihren Befürwortern, so unter anderem Sokrates und Gorgias, finden sich auch Gegner wie Platon, der die Rhetorik als „Scheinkunst“ und „Schmeichelei“ zur „Überredung“[7] kritisiert. Dessen Schüler Aristoteles verschafft der Redekunst mit seiner Rhetorik Rehabilitierung und entwirft damit gleichzeitig ein Lehrbuch, das bis heute folgenreich ist.

Die Verbreitung in das Römische Reich verschafft der Rhetorik schließlich den Rang eines der „wirkungsmächtigsten Bildungssystem[e] der europäischen Ge­schichte“[8]. Cicero erweitert bisherige Theorien und entwickelt die Grundlage für ein neues umfassendes System. Quintilian bezeichnet die Rhetorik als regina artis, als Königin aller Künste und Wissenschaften, und verfasst Die Ausbildung des Redners, was zum Standardwerk der europäischen Rhetorik avanciert.

[...]


[1] vgl. www.wissen.de (Wahrig Deutsches Wörterbuch, Definition von Religion)

[2] vgl. www.wissen.de (Wahrig Deutsches Wörterbuch, Definition von Rhetorik)

[3] vgl. www.uni-tuebingen.de/uni/nas/definition/rhetorik.htm

[4] vgl. www.uni-tuebingen.de/uni/nas

[5] vgl. Bibel

[6] Universität Tübingen, Was ist Rhetorik?

[7] Universität Tübingen, Was ist Rhetorik?

[8] Universität Tübingen, Was ist Rhetorik?

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Religion und Redekunst: Die Bergpredigt als christliches Paradebeispiel der Rhetorikgeschichte
College
University of Siegen
Course
Geschichte der Rhetorik
Grade
1,3
Author
Year
2004
Pages
16
Catalog Number
V49966
ISBN (eBook)
9783638462907
File size
518 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit beschäftigt sich mit der christlichen Bergpredigt als Beispiel für eine Rede im rhetorischen Sinne. Nachdem die Arbeit einführend einen Überblick in die Techniken der Rhetorik liefert, konzentriert sie sich auf die Bergpredigt und untersucht detailliert deren stilistisches Repertoire. Die Arbeit schließt mit einem persönlichen Kommentar und der Beurteilung der Rede aus heutiger Sicht.
Keywords
Religion, Redekunst, Bergpredigt, Paradebeispiel, Rhetorikgeschichte, Geschichte, Rhetorik
Quote paper
Nadine Schneider (Author), 2004, Religion und Redekunst: Die Bergpredigt als christliches Paradebeispiel der Rhetorikgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49966

Comments

  • guest on 11/13/2007

    Bergpredigt fand statt!.

    Wer in seiner Arbeit behauptet, die Bergpredigt hätte nicht stattgefunden, der glaubt wohl ziemlich sicher nicht dem Wort Gottes. Alles was er jemals sagte, ist DIE Wahrheit. Jesus Christus selbst sagt es: ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Johannes 14,6. Wenn man nicht glaubt, das die Bergpredigt stattgefunden hat, weil man Zweifel hat, dann sollte man dies stehen lassen und für richtig annehmen, bis es von dieser Person geoffenbart wird. Niemand würde auf die Idee kommen und sagen, es gebe keine Funkwellen, kein Licht, keine Gerüche nur, weil man es nicht fassen kann. Darum der erste Weg, das Radio (Mensch) einzustellen (beten) auf die richtige Frequenz (Gott). Denn Gott spricht: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen. Jer. 19,13f.

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Title: Religion und Redekunst: Die Bergpredigt als christliches Paradebeispiel der Rhetorikgeschichte



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