Jugend. Eine vernachlässigte Generation


Tesis (Bachelor), 2014

109 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.Einleitung

2. Emotionale Herausforderungen des Jugendalters

3. Jugend und Gesellschaft
3.1 Jugend im gesellschaftlichen Kontext
3.2 Gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Auswirkung auf die Jugendhilfe

4. Jugend und Umfeld
4.1 Emotionale Vernachlässigung in der Familie
4.2 Emotionale Vernachlässigung in Peergroups

5. Jugend in der Jugendhilfe
5.1 Jugend als vernachlässigte Zielgruppe
5.2 Fehlende geeignete Hilfen

6. Folgen von Vernachlässigung

7. Erklärung des Forschungsdesigns
7.1 Erstellung des Leitfadens
7.2 Auswahl der Interviewpartner
7.3 Auswertung mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Phillip Mayring

8. Auswertung der Interviews
Tina Mützer:
Hermann Thies:
8.2 Zusammenfassung Professionelle
8.3 Auswertung der Jugendlichen
Chantal:
Dilara:
Emilia:
Emily:
Medina:
Nina:
Elina:
Kevin:
8.4 Zusammenfassung Jugendliche

9. Ergebnisse der Forschung und ihre Konsequenzen für Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen

10. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1.Leitfragebogen für die Professionellen

2.Interviews Professionelle
2.1 Interview „Tina Mützer“
2.2 Interview „Hermann Thies“

3. Leitfragebogen für Jugendliche

4.Interviews Jugendliche
4.1 Interview „Chantal“
4.2 Interview „Dilara“
4.3 Interview „Emilia“
4.4 Interview „Emily“
4.5 Interview „Medina”
4.6 Interview „Nina“

5. Fragebögen Jugendliche
5.1 Fragebogen „Elina“
5.2 Fragebogen „Kevin“

6. Experteninterviewfragen im Vergleich
6.1 Experteninterviews Professionelle
6.2 Experteninterviews Jugendliche

Vorwort

Seit über vier Jahren bin ich täglich in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig und habe dadurch unbezahlbare Erfahrungen sammeln können, die mich zu dieser Bachelorarbeit inspiriert haben.

Auch wenn ich mich manchmal wie ins kalte Wasser geschmissen fühlte und das Gefühl hatte, vor unüberwindbaren Hindernissen zu stehen und im Chaos zu versinken, habe ich dadurch wertvolle Lernerfahrungen gemacht, die mir ein Studium allein nie hätte geben können. Ich bin dafür unendlich dankbar und auch für all das Vertrauen, all die Ermunterung und all die Reflexion, die mir das CJD Göddenstedt und insbesondere der CJD Jugendmigrationsdienst Uelzen mit dem HASKFF-Projekt entgegengebracht haben. Ich wurde wie in eine Familie aufgenommen.

Ganz besonderer Dank geht an alle Kinder, Jugendlichen und Familien, die ich bei meiner Arbeit kennen lernen durfte und die mir kreative Überlebensstrategien gezeigt haben. Menschen, die trotz widrigster Lebensumstände, ihr Leben meistern.

Ich bedanke mich auch bei meiner Familie und meinen Freunden, die mich und meine Arbeit über all die Jahre ertragen mussten. Ich entschuldige mich für die unzähligen Unterbrechungen bei Abendessen, wenn mich lebensmüde Jugendliche verzweifelt angerufen haben und für all die Termine zu denen ich zu spät oder gar nicht gekommen bin, weil ich entlaufene Jugendliche gesucht habe oder ihnen bei einer Inobhutnahme zur Seite stand. Danke für all euer Verständnis und all eure Geduld mit mir!

1.Einleitung

Ein Kind wird vernachlässigt und für die daraus resultierenden Folgen bemitleidet. Die Gesellschaft ist bestürzt, die Jugendhilfe bietet Hilfe an.

Ein Jugendlicher oder eine Jugendliche wird vernachlässigt und für die Auswirkungen persönlich verantwortlich gemacht. Die Gesellschaft lehnt ihn oder sie ab und die Jugendhilfe kann keine Hilfe anbieten.

Eine provokante Zuspitzung, doch inwiefern ist sie wirklich Realität? Zur Aufklärung dieser Frage soll die folgende Bachelorarbeit mit dem Titel „Jugend – eine vernachlässigte Generation“ beitragen.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Zielgruppe der vernachlässigten 13- bis 18-Jährigen in den Mittelpunkt zu rücken, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Sie richtet sich an alle, die mit Jugendlichen zu tun haben, sowohl in professioneller als auch in privater Hinsicht. Insbesondere Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen in der Jugendhilfe dient diese Arbeit als Argumentationsgrundlage für Hilfen und als Arbeitshilfe.

Zentrales Thema dieser Bachelorarbeit ist Vernachlässigung. Vernachlässigung bezeichnet dabei nach Reinhold Schone „[…] die andauernde oder wiederholte Unterlassung fürsorglichen Handelns sorgeverantwortlicher Personen […] welche zur Sicherstellung der physischen und psychischen Versorgung des Kindes notwendig wäre“1 Wie viele Kinder und Jugendliche in Deutschland vernachlässigt werden, ist unklar, da es eine hohe Dunkelziffer und kaum Studien darüber gibt. Nach einem Forschungsprojekt von Münder ist Vernachlässigung der mit Abstand häufigste Grund für eine Kindeswohlgefährdung. In 65 % aller Kindeswohlgefährdungsfälle liegt unter anderem eine Vernachlässigung vor, in 50 % aller Fälle ist die Vernachlässigung das Hauptmerkmal der Kindeswohlgefährdung.2 Dies veranschaulicht die Bedeutung und Aktualität von Vernachlässigung. Bei den unter 3-Jährigen ist sie sogar in rund 71 % der Kindeswohlgefährdungen die Hauptursache. Auffällig ist, dass ihr Anteil mit steigendem Alter sinkt. Bei den 15- bis 18-Jährigen wird Vernachlässigung nur noch in 15,4 % der Fälle von Kindeswohlgefährdung als Hauptgrund genannt. Wie kommen diese Zahlen zustande? Gibt es tatsächlich weniger Vernachlässigungen im Teenageralter oder wird sie nur seltener erkannt?

Vernachlässigte Säuglinge und Kleinkinder können verhungern, Jugendliche können sich selbst mit Essen versorgen. Kleine Kinder brauchen rund um die Uhr die Fürsorge ihrer Eltern, Jugendliche lösen sich von ihren Eltern und treffen sich mit Freunden. Sind die Folgen von Vernachlässigung im Jugendalter deswegen weniger schlimm?

All diese Fragen sollen in dieser Arbeit geklärt werden.

Vernachlässigung ist eine Nichtbeachtung von Bedürfnissen. Um diese besser zu verstehen, geht es in Punk 2 erst einmal um die emotionalen Herausforderungen des Jugendalters, um Entwicklungsaufgaben und um Bedürfnisse.

Punkt 3 richtet den Blickwinkel auf das Feld Jugend und Gesellschaft. 3.1 beschäftigt sich mit Jugend im gesellschaftlichen Kontexte und damit mit der Ansicht der Gesellschaft von den Jugendlichen. Die gesellschaftlichen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Jugendhilfe ist das Thema in Punkt 3.2. Der nächste Punkt betrachtet das Umfeld der Jugendlichen und die darin stattfindende Vernachlässigung. 4.1 die Vernachlässigung in der Familie und 4.2 die Vernachlässigung in Peergroups. In Punkt 5 wird dann untersucht, wie den betroffenen Jugendlichen geholfen werden kann, indem die Jugend in der Jugendhilfe betrachtet wird. In 5.1 wird aufgezeigt, inwiefern Jugendliche eine vernachlässigte Zielgruppe darstellen und in 5.2 wird erläutert, warum es wenige geeignete Hilfen gibt. Die aus diesen fehlenden Hilfen sowie aus der Vernachlässigung resultierenden Folgen werden in Punkt 6 aufgezeigt. Mit Punkt 7 startet der empirische Teil. Um die in den Punkten 3 bis 6 festgestellte Theorie mit einem Bild von der Praxis und dem Alltag von Sozialarbeitern und vernachlässigten Jugendlichen zu ergänzen, wurden von der Verfasserin Leitfadeninterviews durchgeführt. Es wurden zwei Experten beziehungsweise Expertinnen aus der Jugendhilfe interviewt. Da Betroffene selbst sicher die besten Experten sind, wurden auch acht Jugendliche mit nur leicht vereinfachten Fragen interviewt. Die Jugendlichen stammen aus einer Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendhilfe und wurden von der betreuenden Sozialarbeiterin als vernachlässigt eingestuft. Die Ergebnisse der Interviews wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring zusammengefasst. Punkt 7 stellt die Erklärung des Forschungsdesigns da, während es hingegen in Punkt 8 um die Auswertung der Interviews geht. In Punkt 9 werden die Ergebnisse der Forschung zusammengefasst und ihre Konsequenzen für die soziale Arbeit aufgezeigt.

Alle Erkenntnisse werden mit einem Fazit in Punkt 10 zusammengebracht.

2. Emotionale Herausforderungen des Jugendalters

Um Jugendliche und ihre Bedürfnisse besser verstehen zu können, ist es wichtig, die emotionalen Herausforderungen, vor denen sie stehen, zu kennen.

Vorweggesagt sei, dass das Jugendalter, anders als im Gesetz, keine klar begrenzte Lebensphase ist.3 Nach § 7 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes „[…] sind Jugendliche Personen, die 14, aber noch nicht 18 Jahre alt sind“4. In der Realität ist auf Grund der Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft eine solche Begrenzung nicht möglich.5 Während früher die Jugend mit der Heirat und der finanziellen Unabhängigkeit endete, ist nun der Übergang ins Erwachsenenalter durch lange Ausbildungszeiten und dem Bedeutungsverlust der Ehe fließend geworden. Ebenso wie das Ende der Jugend lässt sich der Beginn auch nicht exakt auf ein Alter bestimmen. Die einsetzende Pubertät, und damit die körperliche Entwicklung, stellt den Beginn des Jugendalters da.6 Da diese jedoch meist vor dem 14. Geburtstag einsetzt, beziehen sich alle Aussagen dieser Arbeit auch auf Jüngere. In etwa betrachtet diese Bachelorthesis das Alter ab 13 Jahren, da dort die Pubertät in vollem Gang ist7 und folgt damit Fachleuten der Jugend wie Dieter Baacke und Rolf Göppel, die ebenfalls hauptsächlich die Altersgruppe der Jugendlichen ab 13 Jahren beschreiben.

Jugendliche stehen in diesem Alter vor wichtigen Entwicklungsaufgaben. Als Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter ist die Jugend die Phase der biologischen, psychischen und sozialen Reifung.8 Der Begriff ‚Pubertät‘ beschreibt dabei die körperliche Veränderung und die ‚Adoleszenz‘ die psychische und soziale Entwicklung.9

Die körperlichen Veränderungen stellen die Jugendlichen vor einer emotionalen Herausforderung: Sie müssen erst lernen, ihren ‚neuen’ Körper zu lieben. Durch die Hormone kommt es zu Pickeln und ungleichmäßigen Wachstumsschüben, die zu einem „[…] Sichhäßlichfühlen […]10 “ führen.11 Auch die „[…] geschlechtlichen Reifungen irritieren und befremden […]“12. Jugendliche haben häufig das Gefühl, als würden alle sie ansehen und als wäre keiner so wie sie. Dies liegt einerseits an den Veränderungen des Körpers und andererseits am Egozentrismus der Jugendlichen, der durch die neu erworbene Fähigkeit zur Metakognition, sprich der Reflektion über das eigene Denken, entsteht.13 Dadurch, dass Jugendliche sich ständig beobachtet fühlen, sind sie unsicherer und befangener. Auch das Gefühl der Einzigartigkeit kann sich zu einem Problem entwickeln. „Dies ist das <<Niemand-ist-so-wie-ich-Gefühl>>. Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt zum <<Niemand-versteht-mich-Gefühl>>.“14

Bei der psychischen und sozialen Entwicklung kommt es darauf an, eine Identität und einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Prof. Dr. Achim Schröder spricht dabei von den vier Bewältigungsfeldern Familie, Liebe, Arbeit und Selbst.15

Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson entwickelte ein Stufenmodell für psychosoziale Stadien, die ein Individuum erfolgreich durchleben muss. In jedem Stadium gibt es eine Hauptkrise, die bewältigt werden muss und sich aus einer Antithese zusammensetzt. Im Jugendalter ist dies Identität gegen Rollendiffusion. Eine angemessene Lösung dieser Krise ist, das angenehme Erfahren des eigenen Selbst. So gelingt einem das Umgehen mit verschiedenen Rollen, die in verschiedenen Kontexten angewendet werden. Gelingt einem Individuum dies nicht, kommt es zur Rollendiffusion und es kann kein stabiles Selbstbild entstehen.16

Jugendliche sollen also zu sich selbst finden und dafür experimentieren dürfen. Um sich in Ruhe zu orientieren, ist es nach Erikson wichtig, dass Jugendliche Erfahrungen machen können, ohne die volle Verantwortung eines Erwachsenen zu tragen. Die Jugendphase sollte somit ein psychosoziales Moratorium, ein Aufschub der Übernahme von Verantwortung, sein.17

Damit Konflikte in den späteren Stadien erfolgreich gemeistert werden können, müssen Krisen in den davorliegenden Stadien gelöst worden sein.18 Ohne Autonomie aus dem Kleinkindalter und ohne das Vertrauen auf die eigene Initiative aus dem Vorschulalter, ist es im Grundschulalter nicht möglich, selbstwertgefühlsteigernde Kompetenzen zu entwickeln.

„Insofern ist die Jugendzeit die Summe vorheriger Entwicklung: Man erhält eine erste <Quittung>.“19

Der amerikanische Entwicklungspsychologe Robert Havighurst orienteiert sich an Erikson. Er teilt das Leben in neun Lebensabschnitte und ordnet ihnen Entwicklungsaufgaben zu, die als Vorbereitung auf das Leben in der Gesellschaft erfüllt werden müssen.20 Den Abschnitten Jugend und Adoleszenz ordnet er Findung der eigenen Identität und der Geschlechterrolle, Entwicklung einer Zukunftsperspektive, Entwicklung von Autonomie und die Formung von eigenen Wertvorstellungen zu. Damit stimmt er mit Rolf Göppel überein.

Nach Rolf Göppel zählen zu den zentralen Entwicklungsaufgaben im Jugendalter: das Ablösen von den Eltern21, das Entwickeln von reifen Freundschaftsbeziehungen22, das Meistern des schulischen Lernens23, die Entwicklung einer selbstbestimmten und verantwortungsvollen Sexualität24, das Entwickeln eigenständiger Standpunkte25 und das Aufbauen einer Identität26.

Das Ablösen von den Eltern ist mehr ein entwicklungsbedingter Umbau der Eltern-Kind-Beziehung27. Dies ist ein sehr paradoxer Vorgang, da es dabei auf der einen Seite um das Erlangen von Autonomie und auf der anderen Seite um die Aufrechterhaltung von Zuwendung und Kommunikation ankommt. Jugendliche müssen in diesem Alter ihre individuellen Beziehungsnetze knüpfen und eine Position in Cliquen und Gruppen finden. In diesem Rahmen üben sie Autonomie, die Annäherung an Liebesbeziehungen und prüfen erste Identitätsentwürfe.28 Darüber hinaus kommt es zur Entwicklung von Sexualität, wobei Verantwortung übernommen und Selbstachtung sowie Selbstbestimmung gelernt werden müssen.29

Auch im schulischen Kontext stehen Jugendliche vor Herausforderungen. Die Schulausbildungszeit hat sich verlängert und damit ist die Forderung nach guten Schulabschlüssen gestiegen. Weniger als ein Drittel der 16-Jährigen ist im Berufsleben.30 Ohne gute Schulbildung gibt es in der heutigen Zeit keine guten Arbeitsplätze. Für Schüler kommt es daher darauf an, selbstverantwortlich zu lernen und damit Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen.31 Im Allgemeinen müssen Jugendliche zu allen wichtigen Themen des Lebens beispielsweise Religion, Politik und Moral, ihre eigenen Standpunkte finden und so ihre eigene Identität zu finden.32 Die wichtigsten Entscheidungen und Grundsteine für das spätere Leben als Erwachsener werden somit im Jugendalter getroffen und gelegt.

Nach der niederländischen Entwicklungspsychologin Martine F. Delfos treten während der Adoleszenz „ […] die Schwachstellen der Entwicklung der davor liegenden Jahre zu Tage“33. Wenn ein Kind wichtige Entwicklungsaufgaben nicht erfüllt hat, ist es schwer als Jugendlicher die Entwicklungsaufgaben zu meistern. Dies wird am Beispiel der Bindung deutlich. Eine sichere Bindung erfolgt in den ersten Lebensjahren. Wenn diese jedoch nicht aufgebaut wurde, fällt es dem Jugendlichen schwer, Beziehungen aufzubauen, was eine wichtige Aufgabe des Jugendalters ist. Da der Jugendliche dabei ist, eine Identität zu finden und es zu einem Eintauchen in die eigene Psyche kommt, spielen nicht aufgearbeitete Traumata eine wichtige Rolle in der Adoleszenz.34

Dies ist auch der Grund dafür, dass es im Jugendalter ein steigendes Risiko gibt, an Depressionen zu erkranken und in Folge eines Suizides zu sterben.35 Selbstmord ist während des Jugendalters in Deutschland seit Jahren nach dem Tod bei einem Verkehrsunfall die zweithäufigste Todesursache. Die Krankenhausdiagnosestatistik vom Statistischen Bundesamt zeigt, dass 28,8 % aller tödlichen Verletzungen bei 15- bis 20-Jährigen im Jahr 2010 durch Suizid ausgelöst wurden. Die Suizidrate ist damit um das 2,5-fache höher als die Rate an Heim- und Freizeitunfällen. Bei den 10- bis 14-Jährigen ist diese Rate noch ungefähr gleich hoch wie die Suizidrate: Von 100.000 Kinder in diesem Alter sterben 0,7 an einem Suizid.36 Selbstverletzungen können statistisch nicht aus Krankenhausdiagnosen abgeleitet werden. Die einzige Ausnahme ist die absichtliche Vergiftung durch Medikamente. Hier zeigt sich, dass besonders viele Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sich auf diese Weise vergiften, unter 100.000 Mädchen sind es um die 130.37 Die Selbstverletzungen sind ebenfalls als Versuch von Trauma-Verarbeitung zu verstehen. Erstens sind sie als Erlösung von dem aus dem Trauma resultierendem Innendruck zu verstehen, indem sie wie ein Ventil funktionieren, über das Druck abgebaut wird.38 Zweitens fungieren sie als Bewältigungsstrategie von Dissoziation, was wiederum eine Bewältigungsstrategie vom Trauma ist.39 Dissoziation ist die Abspaltung von für den innerseelischen Zustand nicht ertragbarer Realität. Diese Realität wird von der Wahrnehmung abgespalten, indem man zum Beispiel Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch als eingebildet betrachtet, in seiner eigenen Fantasiewelt lebt oder aktiv seinen Körper verlässt. Die Fähigkeit zur Dissoziation ist angeboren und der Vorgang läuft unterbewusst ab, um eine Bedrohung und Demütigung zu überleben. Langfristig gesehen führt Dissoziation jedoch dazu, dass Betroffene das Gefühl für ihren Körper verlieren und sich tot fühlen.

Die Jugendphase ist somit nicht nur eine Zeit, in der die Grundsteine für die Zukunft gelegt werden, sondern auch die Zeit, in der man ein erstes Resümee zieht und unverarbeitete Traumata wieder hochkommen. Hieran zeigt sich die Sensibilität und Wichtigkeit dieser Lebensphase.

3. Jugend und Gesellschaft

Wie oben erwähnt, ist es die Entwicklungsaufgabe von Jugendlichen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Daher ist es wichtig, Jugend im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten. Dies erfolgt in Punkt 3.1. In Punkt 3.2 geht es darum, welchen Einfluss gesellschaftliche Veränderungen auf die Jugendhilfe haben.

3.1 Jugend im gesellschaftlichen Kontext

Bei Jugendlichen handelt es sich um eine von der Gesellschaft vernachlässigte Gruppe.

Die gesellschaftlichen Erwartungen an Jugendliche sind hoch und mit den steigenden gesellschaftlichen Umbrüchen und der Pluralisierung der Gesellschaft ist es für Jugendliche noch schwerer geworden, diese Erwartungen zu erfüllen.

Die Fachwelt des Arbeitsfeldes Jugendhilfe ist sich einig, dass Jugendliche von der Gesellschaft vernachlässigt werden. So schreibt Professor Dr. Dieter Baacke, ehemaliger Dozent der Universität Bielefeld, im Vorwort zu seinem Buch „Die 13- bis 18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters“: „Es ist meine Überzeugung, dass es sich um eine von Erwachsenen – aus Angst, aus Unsicherheit? – vernachlässigte Altersgruppe handelt, die auf Loyalität und Liebe entschieden angewiesen ist.“40

Nach Achim Schröder und Ulrike Leonhardt ist diese Vernachlässigung geprägt durch die postmoderne Zeit, in der es zu einer zunehmenden Gleichgültigkeit gekommen ist.41 Die Probleme der jüngeren Generation werden nicht gesehen, stattdessen steigen die Anforderungen an sie.

Erwachsene erwarten eine Menge von Jugendlichen in Bezug auf gesellschaftliche Ansprüche und auf das Verhältnis zwischen Jung und Alt.42 Jugendliche sollen sich bilden und für eine bessere Welt einsetzen. Gegenüber Älteren sollen sie Respekt und Hilfsbereitschaft zeigen.43 Obwohl dies in Einzelkontakten häufig gelingt und es sowohl positive als auch persönliche Kontakte zwischen Jung und Alt gibt, werden Jugendliche als Gruppe negativ gesehen. Es gibt von Erwachsenen Stereotypen und Klischees über <die Jugend>, die im öffentlichen Raum zu einer negativen Wahrnehmung von Jugendlichen führen.44 Ältere wechseln teilweise die Straßenseite, um eine Gruppe von Jugendlichen zu umgehen. Dabei kommt die Shell-Studie 2006 zu dem Entschluss, dass die Konfrontationen in der Öffentlichkeit fast schon rituellen Charakter haben und es dabei typischerweise nicht um Straftaten oder bewusst unhöfliches Verhalten von Seiten der Jugendlichen geht, sondern vielmehr um simple Verhaltensregeln. Die kleinsten, teilweise unbeabsichtigten Fehler von Jugendlichen werden in der Öffentlichkeit von Älteren als Respektlosigkeit aufgefasst. Eine Gruppe von Jugendlichen wird beispielsweise häufig nicht höflich darum gebeten, Platz zu machen, sondern von Älteren gleich zurechtgewiesen, warum sie nicht aus dem Weg gehen.45 Dabei haben Jugendliche laut der Shell-Studie mehrheitlich Respekt vor den Älteren und ihren Leistungen.46

Die politische Missachtung von jugendlichen Interessen verdeutlicht die Vernachlässigung dieser Gruppe. Die Shell-Studie 2006 kommt zu dem Entschluss, dass Jugendliche nicht als wichtige politische Zielgruppe gesehen werden und damit ihre Wünsche von der Politik kaum beachtet werden.47 Auf der Bundesebene gibt es ein Wahlrecht ab 18 Jahren, das Jugendliche unter dieser Altersgrenze zu Unmündigen macht. Eine Partizipation wird so verhindert. Die Mehrheit der Wähler ist deutlich älter und daher aus wahltaktischen Gründen interessanter für Parteien.48 Jugendliche werden selten nach ihrer Meinung gefragt. „Kindheit und Jugend ist das >>Davor<< aus der Sicht des Bürgers, der immer ein Erwachsener ist.“49

Da Jugendliche so selten nach ihrer Meinung gefragt werden, fällt es Ihnen schwer, ihre Interessen zu formulieren. Es kommt zu einer Politikverdrossenheit, die nur von einigen Einzelnen durchbrochen wird.50 Die Übermacht der Älteren verschärft sich durch den demografischen Wandel: Der Anteil an Älteren steigt, während der Anteil an Jüngeren sinkt und diese zu einer immer kleineren Minderheit werden.

Besonders Jugendliche aus unteren Schichten werden von der Gesellschaft abgeschrieben. Durch die ungleichen Bildungschancen haben sie schlechtere Aussichten auf einen guten Schulabschluss und damit auch auf einen Ausbildungsplatz oder Studium. Ohne guten Zugang zum Arbeitsmarkt haben sie keinen Zugang zu einem regelmäßigen Einkommen. Besonders das Viertel der Jugendlichen, das eine Hauptschule besucht, wird von der Gesellschaft abgewertet, die auf Grund von Fachkräftemangel besonderen Wert auf die Förderung von Gymnasiasten legt.51 Arbeiterkinder haben eine neunmal geringere Chance, das Gymnasium zu besuchen als Kinder aus den oberen Schichten.52 Kinder mit Migrationshintergrund und mit niedrigem sozioökonomischem Status verbleiben meist auf der Hauptschule, bleiben häufiger sitzen und verlassen oftmals die Schule ohne einen Abschluss.53 „Dabei entsteht eine Gruppe struktureller Bildungsverlierer, die materiell, gesundheitlich und sozial benachteiligt sind und wenige Chancen haben, eine zufrieden stellende Position in der Gesellschaft zu erlangen“54

Die Gesellschaft, in der Jugendliche heute einen Platz finden müssen, ist geprägt durch zahlreiche Umbrüche und Pluralisierung, sodass es schwer ist, seine eigene Identität zu finden. Jugendliche müssen ihre eigenen Standpunkte finden und eigene Entscheidungen treffen in einer Welt, die sich ständig verändert. Die Gesellschaft zeichnet sich durch die Ökonomisierung mit wirtschaftlichen Forderungen aus. Jeder soll etwas leisten, um produktiv zu sein. Zudem leben wir in einer Risikogesellschaft.55 Risiken werden individualisiert und jeder Einzelne für sein Schicksal verantwortlich gemacht. So werden auch Jugendliche für ihre Probleme verantwortlich gemacht.

3.2 Gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Auswirkung auf die Jugendhilfe

Die Gesellschaft verändert sich ständig und mit ihr die Jugendhilfe.

Die größten Veränderungen verursachen momentan die Finanzkrise mit der daraus resultierenden Sparpolitik und die generelle Schwerpunktverlagerung auf Frühförderung.

Die Staatsverschuldung und die Schuldenbremse sorgen für eine Sparpolitik, die sich stark auf die Finanzen des Jugendamtes auswirkt. Zum 31. Dezember 2010 betrug die Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts 2.012 Milliarden Euro. Dabei beliefen sich die Schulden des Bundes auf 1.287 Milliarden Euro, die der Länder auf 600 Milliarden Euro, die der Kommunen auf 124 Milliarden Euro und die der Sozialversicherung auf eine halbe Milliarde Euro Schulden.56

Bis 2014 wollte die Bundesregierung 80 Milliarden Euro einsparen57, wobei die Einsparungen in erster Linie den sozialen Bereich betreffen sollten.58 „In der Hierarchie staatlicher Ausgaben stehen die Sozialausgaben ganz unten. Sie kommen bei staatlichen Sparprogrammen als erstes in den Blick […]“59, da sie am wenigsten dem Wirtschaftswachstum dienen.60 Um zu sparen, gab es in den letzten Jahren einige Umstrukturierungen, wie in einigen Bundesländern die Verlagerung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Nachmittagsangebote an Schulen61 und die neue verstärkte sozialräumliche Ausrichtung.62 Auch sollen neue Softwares im Jugendamt, wie beispielsweise die LogoData-Software für die Jugendhilfe in einigen Städten und Jus-It in Hamburg, das Kostenbewusstsein der Sozialarbeiter fördern. Der Preis einer Hilfe wird meist direkt centgenau angezeigt und das günstigste Angebot einer Hilfeleistung an oberster Stelle aufgeführt.63

All diese Umstrukturierungen haben aus Sicht der sozialen Fachwelt gemeinsam, dass sie als fachlich notwendige Verbesserungen verkauft werden und nicht als Sparmaßnahmen.64 So sind die Professoren Heinz-Jürgen Damme und Norbert Wohlfahrt der Ansicht, dass es „[…] zu den Eigenarten der sozialraumbezogen Modernisierungsdiskussion [gehört], dass sachliche Gründe – hier der Wille zur Kostenersparnis im Bereich sozialer Dienste – als fachliche Innovation vorgetragen und behandelt werden, die eigentlich schon längst überfällig seien und nun endlich zum Durchbruch gebracht werden müssten.“65 Um Kosten zu sparen, ist es nun in einigen Bundesländern geplant, einen Teil des Budgets für Hilfen zur Erziehung auf sozialräumliche Angebote umzuschichten. In Hamburg wurde dies Anfang 2012 bereits durchgeführt.66 10 Millionen Euro wurden dem 2,4 Milliarden Budget67 für Hilfen zur Erziehung entnommen. Ab 2013 sollen zusätzlich 10 % bei der Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg gekürzt werden.68

Dies macht deutlich, wie sehr die Kommunen darauf bedacht sind, Geld bei den Hilfen zur Erziehung einzusparen, dies aber als Verbesserung darstellen. Für Jugendliche hat dies jedoch fehlende Hilfe zur Folge, worauf in Punkt 5 genauer eingegangen wird.

In der sozialen Arbeit gibt es immer wieder Trends, die gesellschaftlich beeinflusst werden, wie Drogenhilfe in den 70er Jahren und Wohnhilfen während der Wohnungsnot in den 80er Jahren.69 Im Moment liegt Frühförderung im Trend und es gibt eine Schwerpunktverlagerung auf die Förderung immer jüngerer Kinder.70 Es wurde erkannt, dass eine frühzeitige Förderung viele Entwicklungsprobleme schon im Vorfeld reduziert oder gar verhindert. Dem Wissen entsprechend wurden möglichst frühe Förderprogramme ausgebaut. Problematisch dabei ist jedoch, dass es zu einer „[…] einseitige[n] Konzentrierung […]“71 auf jüngere Kinder gekommen ist, mit der weitläufigen Annahme, dass es ab einem gewissen Alter zu spät sei, um noch etwas Gutes zu bewirken. Hieraus resultiert, dass ältere Kinder und vor allem Jugendliche aufgegeben und marginalisiert werden.72 Sie erhalten nicht die notwendigen Hilfen, sondern werden wie in Punkt 3.1 festgestellt, nur als Verursacher von Problemen gesehen.

4. Jugend und Umfeld

Das soziale Umfeld von Jugendlichen wird durch die Familie und durch die Freunde bestimmt. Dabei beeinflussen sich diese beiden Faktoren. Davon abhängig, wie man in der Familie aufwächst, sucht man sich in der Regel Freunde mit ähnlichen Problemen. Punkt 4.1 betrachtet den Bereich der Familie, während es in Punkt 4.2 um den Bereich der Peergroup geht.

4.1 Emotionale Vernachlässigung in der Familie

Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist emotionale Vernachlässigung als Kindeswohlgefährdung bekannt.73 Untersuchungen von Spitz, Bowlby und Harlow ergaben zu dieser Zeit, dass das Fehlen von emotionaler Zuwendung die psychische Entwicklung von Kindern entscheidend beeinflusst. Daraufhin wurden die soziale und emotionale Versorgung als Grundbedürfnisse von Kindern anerkannt.74

Man unterscheidet verschiedene Formen von Vernachlässigung: körperliche Vernachlässigung, emotionale Vernachlässigung, kognitive, erzieherische Vernachlässigung und unzureichende Beaufsichtigung.75 In der Praxis hängen diese Formen jedoch so eng miteinander zusammen, dass sie sich kaum voneinander trennen lassen. Wenn Eltern ihre Kinder emotional nicht versorgen, indem sie ihnen keine Wärme und keine emotionalen Rückmeldungen geben, dann setzen sie sich in der Regel auch nicht dafür ein, dass ihr Kind regelmäßig die Schule besucht oder stören sich daran, wenn ihr jugendliches Kind unangemessen lange unterwegs ist. Deswegen lässt sich sagen, dass emotionale Vernachlässigung in der Regel kognitive, erzieherische Vernachlässigung und unzureichende Beaufsichtigung mit beinhaltet. Da sich Jugendliche selbst anziehen und duschen können, spielt die körperliche Vernachlässigung in diesem Alter eine untergeordnete Rolle. Im Folgenden wird daher hauptsächlich auf die emotionale Vernachlässigung mit all ihren Facetten eingegangen.

Auch wenn das Ablösen von den Eltern eine Entwicklungsaufgabe des Jugendalters ist, brauchen Jugendliche trotzdem die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Ein zunehmendes Maß an Selbstständigkeit und die wachsende Bedeutung von Gleichaltrigen, bewirken nicht den Verlust der besonderen Wichtigkeit von Eltern.76 „Die Beziehung zu den Eltern verändert sich zwar, dennoch gilt für die meisten Jugendlichen, daß [!] sie <zweigleisig fahren> und sich sowohl ihrem Elternhaus, als auch ihren gleichaltrigen Freunden emotional verbunden fühlen.“77 Nur Jugendliche, die keine oder zu wenig Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekommen, orientieren sich ausschließlich an Gleichaltrigen. Dies tun sie jedoch aus Verzweiflung und nicht freiwillig. Jugendliche müssen ihre Zuneigung nicht, wie oft von Laien behauptet, auf Freunde und Eltern aufteilen, da es davon keine begrenzte Menge gibt.78 Zu diesem Entschluss kommt die niederländische Entwicklungspsychologin Rita Kohnstamm. Ihrer Studie zur Folge werden etwa 14 % aller Jugendlichen von ihren Eltern vernachlässigt. Es ist jedoch unmöglich, genau zu sagen, wie viele Jugendliche betroffen sind, da es immer eine sehr hohe Dunkelziffer geben wird.

Es kommt nicht wirklich zu einer Ablösung von den Eltern, sondern mehr zu einem Umbau der Beziehung hin zu einem emotional unabhängigeren Verhältnis mit weniger Idealisierung, Abhängigkeit und Trotz.79

Um die Bedeutung von emotionaler Vernachlässigung in der Familie zu verstehen, muss man erst die Funktion von Eltern und Familie sowie ihre Wichtigkeit kennen.

Nach Rita Kohnstamm sind die Eltern aus drei Gründen auch in der Adoleszenz wichtig: für die Ablösung, für die Persönlichkeitsbildung und als Entwicklungsfaktor.80

Eltern sind entscheidend für den Individuationsprozess von Jugendlichen. Ihr Handeln und ihr Lebensstil werden von Jugendlichen als Abgrenzungsgegenstand benötigt, um zum selbstständigen Denken und zu mehr Autonomie zu gelangen.81 Jugendliche müssen sich mit den Idealen und Zielen der Eltern auseinandersetzen, um so zu ihren eigenen Ansichten zu gelangen.

Drei Prozesse beeinflussen stark die Persönlichkeitsbildung: der Aufbau eines starken Ichs, eines positiven Selbstbilds und ein integriertes Identitätsgefühl.82 Bei all diesen Prozessen sind Eltern maßgeblich beteiligt. Eine starke Persönlichkeit entwickelt sich in Form einer demokratischen Erziehung, bei der das Kind als Individuum anerkannt und auf seine Meinung eingegangen wird.83 Dafür ist auch die bedingungslose Liebe der Eltern notwendig. Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass es nur unter bestimmten Bedingungen geliebt wird, wird es unsicherer in seinem Verhalten.84 Ohne Zuneigung und Liebe der Eltern entwickelt sich ein negatives Selbstbild, das voller Selbstzweifel ist. Nur durch Wertschätzungen kann sich ein positives Selbstbild, und damit später auch eine integrierte Identität, aufbauen.

Letztendlich „[…] [u]nd zum dritten stellen die Eltern einen so wichtigen Teil des sozialen Umfelds des Jugendlichen dar, daß [!] sie einen mäßigenden oder verstärkenden Einfluß [!] auf andere Faktoren haben, die bei der Entwicklung eine Rolle spielen.“85 Ein gutes Elternhaus kann viele Probleme abfangen, während hingegen problematische Eltern auch kleinere Probleme oder Schwierigkeiten in einem bestimmten Lebensbereich verschlimmern können. Beispielsweise kann die Reaktion auf Schulleistungsprobleme das Selbstwertgefühl der Jugendlichen weiter schmälern oder ihren Ehrgeiz und ihre Problemlösefähigkeit fördern.

Wenn Eltern ihre jugendlichen Kinder vernachlässigen, dann hat das große Auswirkungen auf diese. Sie können kein positives Selbstbild und kein starkes Ich herausbilden, sodass sie ein geringes Selbstwertgefühl haben und von außen manipulierbar sind. Auch ist eine Identitätsfindung durch fehlende Vorbilder und Auseinandersetzungsprozesse erschwert, wodurch es fast unmöglich ist, die Entwicklungsaufgaben des Jugendalters zu erfüllen. Zudem werden die Jugendlichen mit ihren Problemen alleine gelassen, sodass diese sich verschlimmern. So können sich auch kleinere Probleme, wie zum Beispiel Misserfolge im Sport oder in der Schule, zu ernsthaften Schwierigkeiten wie Schulverweigerung steigern.

Nicht nur die Eltern haben eine wichtige Funktion, sondern auch die Familie als Ganzes. Das Drei-Dimensionen-Modell nach Olson, Russell und Sprenkle zeigt die drei Funktionen an, die eine Familie erfüllen sollte: Kohäsion, Adaption und Kommunikation.86 Unter Kohäsion versteht man Zusammenhalt. Die Familie sollte eine Gruppe darstellen, der man sich emotional und physisch zugehörig fühlt und mit der man sich identifizieren kann. Diese Funktion erfüllt eine Familie nicht, wenn Jugendliche vernachlässigt werden. Die Familienmitglieder haben kaum ein Zusammengehörigkeitsgefühl und erleben sich nicht als Einheit. Die Jugendlichen sind auf sich alleine gestellt.

Neben der Kohäsion sollte eine Familie Jugendlichen die Chance geben, sich in der Adaption zu üben. Adaption bedeutet Anpassung und damit die Abstimmung auf wechselnde Machtverhältnisse und Situationen.87 Interaktionsmuster müssen innerhalb der Familie immer wieder angepasst werden. Auf Wünsche des Vaters muss anders reagiert werden als auf Wünsche der kleinen Schwester. In Familien, in denen die Jugendlichen vernachlässigt werden, sind die Interaktionsmuster jedoch gestört. Entweder sind kaum Interaktionen vorhanden, die Jugendlichen übernehmen die Interaktionen der Erwachsenen oder ein Familienmitglied wird von einigen Interaktionen ausgeschlossen.

Bei Vernachlässigung ist auch besonders die dritte Dimension, die Kommunikation, betroffen.88 Die Familie sollte der Ort sein, wo Familienmitglieder netzwerkartig Kompromisse aushandeln, sich gegenseitig zuhören und lernen, ihre Bedürfnisse und Meinungen auszudrücken. Bei emotionaler Vernachlässigung wird gerade diese Aufgabe nicht erfüllt: Die Bedürfnisse der Jugendlichen werden ignoriert und ihnen wird nicht zugehört.

Bei Vernachlässigungen innerhalb der Familie werden also die Funktionen einer Familie nicht erfüllt, sodass Jugendlichen die Möglichkeit genommen wird, sich innerhalb dieser Dimensionen zu erproben und ihre Fähigkeiten auszubauen.

Die Gründe für Vernachlässigung in der Familie sind vielfältig. Vernachlässigung erfolgt oft generationsübergreifend.89 Die Kinder vernachlässigender Eltern, vernachlässigen ebenfalls wieder ihre Kinder. „Erfahrungen von Misshandlungen und Vernachlässigung in der eigenen Kindheit können zu entsprechenden sozio-emotionalen Fehlentwicklungen führen, die in Verbindung mit mangelnder sozialer Unterstützung und schwierigen Charakteristiken des Kindes zu einer eigenen defizitären Elternhaltung führt, die damit wiederum Auswirkungen auf die sozio-emotionale Entwicklung des Kindes hat […]“90. Die typischen Vernachlässigungsfamilien haben weder durch ihr soziales Umfeld noch durch ihre eigene Familie Unterstützung91, sodass es schwer ist, den Kreislauf zu durchbrechen. Dies liegt nicht nur an sozio-emotionalen Fehlentwicklungen, sondern auch daran, dass sich durch die Vernachlässigung eine verzerrte und lückenhafte Vorstellung der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen verankert hat.92

Eine Ursache für Vernachlässigung sind psychisch kranke Eltern. Besonders bei schwer depressiven und chronisch schizophrenen Eltern kommt es zu mangelnder emotionaler Versorgung93, da die Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um Ansprechpartner für ihre Kinder zu sein. Es kommt auch vor, dass stark psychotische Eltern ihre Kinder in ihren Wahn miteinbeziehen und es deswegen zu Vernachlässigung kommt. So können zum Beispiel Meldungen der Schule über unentschuldigtes Fehlen oder über Verhaltensauffälligkeiten als Verschwörungen aufgefasst werden oder es wird angenommen, dass sich die Kinder von Licht ernähren könnten.94 Auch bei einer Suchterkrankung ergibt sich mit einer dreifacherhöhten Wahrscheinlichkeit Vernachlässigung95, da suchtkranke Eltern weniger Sensibilität aufbringen können, um ihre Kinder zu unterstützen und ihnen Aufmerksamkeit zu geben. Ihre ganze Kraft wird für die Sucht benötigt.

Auch Care-Control-Konflikte, also Situationen in denen negative Gefühle durch den Kontakt mit dem Kind ausgelöst werden, können zu Vernachlässigung führen.96 Care-Control-Konflikte können entstehen, wenn das Kind durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde oder dem Kind die Schuld an einer Trennung gegeben wird.97 So ist eine emotionale Annahme des Kindes nicht möglich.

Generell können schwierige Lebenssituationen der Eltern in Verbindung mit eingeschränkten Bewältigungsfähigkeiten und geringer Belastbarkeit zu einer emotionalen Unterversorgung der Kinder und Jugendlichen führen.98 Wenn die Bezugspersonen mit ihrem Alltag überfordert sind, es ihnen an Orientierung fehlt, sie in gewaltbelasteten Partnerbeziehungen leben und/oder intellektuelle Einschränkungen haben, dann fällt es ihnen schwer, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen. Studien ergaben, dass die meisten vernachlässigenden Familien in relativer Armut, ungünstigen Wohnverhältnissen, Arbeitslosigkeit und Partnerkonflikten leben.99

Es lässt sich somit festhalten, dass Eltern ihre Kinder meistens dann vernachlässigen, wenn sie mit ihrem eigenen Leben und ihren eigenen Problemen überfordert sind.

4.2 Emotionale Vernachlässigung in Peergroups

Umso weniger Zuneigung und Beachtung Jugendliche von ihren Eltern bekommen, desto stärker wenden sie sich Gleichaltrigen zu.

Doch selbst in den Peergroups von vernachlässigten Jugendlichen kommt es teilweise zu einem Mangel an Zuneigung und Geborgenheit.

Die Freundschaften von Jugendlichen unterscheiden sich stark von den Freundschaften von Kindern. Kinderfreundschaften werden von Erwachsenen beeinflusst und teilweise organisiert. Es werden zum Beispiel Verabredungen getroffen und sich zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten angemeldet. Kinder sind häufig mit anderen Kindern befreundet, die in der Nähe wohnen, in den gleichen Kindergarten gehen oder deren Eltern sich kennen. Man ist in diesem Alter mit denjenigen befreundet, mit denen man gut spielen kann.100

In der Adoleszenz werden Freunde nach psychologischen Merkmalen ihrer vermuteten Ähnlichkeiten mit der eigenen Person ausgewählt.101 Damit unterscheiden sich diese Freundschaften von den Freundschaften im Kindesalter.

Die psychologische Ähnlichkeit in den Freundschaften bewirkt, dass sich vernachlässigte Jugendliche zusammenschließen, die in ihrer Familie zu wenig Zuneigung und Anerkennung bekommen. Sie versuchen aus ihrer Selbstdarstellung in einer Gruppe von Jugendlichen diese Anerkennung durch die Gruppe zu erhalten. Besonders Stärke ist eine Eigenschaft, mit der sowohl Jungen als auch Mädchen die anderen Gruppenmitglieder beeindrucken können. Der Mangel an Einfluss in der Familie führt dazu, dass Jugendliche danach bestrebt sind, wenigstens innerhalb der Gruppe eine einflussreiche Position zu erlangen.102 So entstehen Konflikte innerhalb der Gruppe, um die Rangordnung zu klären und zu zeigen, wer der oder die Stärkste innerhalb der Gruppe ist.103

Bei fast allen Konflikten innerhalb der Gruppe und zwischen anderen Gruppen geht es um den Status unter Gleichaltrigen und damit um Stärke, Respekt und Ehre.104 Wenn durch eine Beleidigung oder Eifersucht auslösende Situation der Status eines Jugendlichen herabgesetzt wurde, muss er oder sie seinen Ruf verteidigen, um nicht als feige und schwach zu gelten. Es geht somit wieder um „[…][d]ie Inszenierung von Stärke, Härte und Gewaltbereitschaft und der Aufbau einer entsprechenden Fassade“.105 Es wird eine „[…] aggressive Dominanzhülle […]“106 aufgebaut, die die eigene Verletzbarkeit und Schwäche überdecken soll. Durch Abgrenzung von anderen Gruppen entsteht Nähe in der eigenen Gruppe. So kommt es häufig zu Streit und Gewalt zwischen zwei Gruppen.

Auch in den Peergroups kommt es auf diese Weise zu Rangordnungskämpfen und zu Kämpfen gegen andere Gruppen. Die Sieger aus diesen Kämpfen erhalten zwar Anerkennung, jedoch keine Geborgenheit. Sie werden nicht bedingungslos als Person geliebt, sondern als Anführer respektiert. Die Verlierer der Kämpfe erhalten weder Anerkennung noch Geborgenheit und werden weiter vernachlässigt.

Aus Mangel an Zuwendung wenden sich, wie oben bereits erwähnt, 14 % der Jugendlichen ganz ihren gleichaltrigen Freunden zu. Dabei kann es zu einer gegenseitigen Behinderung der Entwicklung kommen107, beispielsweise indem die Jugendlichen durch die Gruppe zu Straftaten oder Rauschmittelmissbrauch motiviert werden. „Betroffen sind in solchen Fällen jedoch vorwiegend Jugendliche, die aufgrund ihrer Persönlichkeit oder Lebensumstände so unsicher sind, daß [!] sie große Furcht vor Ablehnung haben.“108 Negative Auswirkungen hat eine Peergroup somit hauptsächlich auf Jugendliche, die von Misshandlung und Vernachlässigung betroffen sind und deswegen kein gutes Selbstwertgefühl haben. Studien ergaben, dass „[…] die Erfahrung von Zurückweisung signifikant mit Aggression/Delinquenz bei den Jugendlichen [korreliert], was wiederum die Wahrscheinlichkeit für den Anschluss an eine Peergroup, in der Alkohol und Drogen konsumiert werden, erhöht […].“109 Dies wiederum kann zu ernsthaften Drogen- und Alkoholproblemen führen.

Alles in allem kann man sagen, dass Peergroups immer dann negative Auswirkungen auf Jugendliche haben, wenn Jugendliche auf Grund von familiären Problemen unsicher und leicht manipulierbar sind. Unter diesen Umständen können sie dann durch die Zusammensetzung ihrer Clique keine Geborgenheit bekommen, sondern nur Gewalt und Konkurrenzverhalten.

5. Jugend in der Jugendhilfe

Vernachlässigung ist eine Kindeswohlgefährdung, bei der nach § 1666 Abs. 1 BGB eingegriffen werden muss, da die körperliche, geistige und seelische Entwicklung vorhersehbar geschädigt wird. Die Fürsorge für den Jugendlichen muss dabei wiederholt oder ständig unterlassen worden sein, unabhängig davon ob mit oder ohne Absicht.110 Des Weiteren wird Vernachlässigung oft von anderen Formen der Kindeswohlgefährdung begleitet, da es eine hohe Überlappungsrate gibt.111 In 45 % aller Vernachlässigungsfälle kommt es zusätzlich zu seelischer Misshandlung.112 Darüber hinaus fand eine amerikanische Längsschnittstudie heraus, dass innerhalb von vier Jahren bei über einem Drittel der ursprünglich ausschließlich vernachlässigten Kinder, eine weitere Gefährdung dazu kam. So entwickelten beispielsweise viele vernachlässigte Kinder Verhaltensauffälligkeiten, bei denen die bereits überforderten Eltern mit Misshandlung reagierten.113 Die Jugendhilfe muss deswegen nicht nur wegen der Vernachlässigung an sich aktiv werden, sondern auch, um eine Eskalation des Familienlebens zu verhindern.

Das folgende Kapitel befasst sich mit der Jugend in der Jugendhilfe. Dabei geht es in Punkt 5.1 um Jugendliche als vernachlässigte Zielgruppe und in Punk 5.2 um fehlende geeignete Hilfen.

5.1 Jugend als vernachlässigte Zielgruppe

Es gibt fast keine Studien über Vernachlässigung im Jugendalter. Ein quantitatives und qualitatives Forschungsprojekt an der Technischen Universität Berlin untersuchte familiengerichtliche Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung in den Jahren 1996 und 1997. Dabei fiel auf, dass in den Verfahren hauptsächlich jüngere Kinder betroffen waren.114

Besonders ab 15 Jahren gibt es signifikant weniger Verfahren. Besonders auffällig ist, dass wenige Gefährdungen von außerhalb, also von Nachbarn oder Lehrern, gemeldet werden. Die meisten Verhandlungen wurden dadurch in die Wege geleitet, dass der oder die betroffene Jugendliche sich selbst ans Jugendamt gewendet hat.115

Die meisten Kindeswohlgefährdungsfälle bei Jugendlichen betreffen Mädchen mit Migrationshintergrund. In diesen Verhandlungen geht es um Autonomiekonflikte.116 Der Mädchenanteil bei jugendlichen Kindeswohlgefährdungsverfahren beträgt 74,4 %, der Anteil der ausländischen Mädchen bei Gerichtsverfahren in dieser Altersgruppe sogar 92 %.117 Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es kaum Verhandlungen wegen Vernachlässigung im Jugendalter gibt. Bei den unter 3-Jährigen ist Vernachlässigung in rund 71 % der Kindeswohlgefährdungen die Hauptursache. Auffällig ist, dass ihr Anteil mit steigendem Alter sinkt. Bei den 15- bis 18-Jährigen wird Vernachlässigung nur noch in 15,4 % der Fälle von Kindeswohlgefährdung als Hauptgrund genannt.118 Der Grund hierfür ist die Annahme, Jugendliche besäßen „ […] die notwendige Autonomie, […] eine Mangelversorgung durch die Eltern auf den verschiedensten Gebieten durch eigene Aktivitäten zu kompensieren.“119 Dies stimmt jedoch nur teilweise. Jugendliche können zwar körperliche Verwahrlosung selbst verhindern. Sie sind jedoch trotzdem auf die Liebe und Zuneigung ihrer Eltern angewiesen. Emotionale Vernachlässigung ist für Jugendliche genauso schlimm wie für Kinder.

Die Daten über die Kindeswohlgefährdungsverhandlungen verdeutlichen die Vernachlässigung von Jugendlichen als Zielgruppe. Gefährdungslagen von Jugendlichen werden kaum gemeldet und Vernachlässigung bei Jugendlichen nicht als Problem betrachtet. Die Verfahren, die vor Gericht kamen, erfolgten meist dadurch, dass sich Jugendliche selbst an den ASD wendeten. Der Sozialwissenschaftler Heiko Kleve stellte jedoch fest, dass Jugendliche häufig gar nicht die Aufgaben und Hilfsmöglichkeiten des ASDs kennen. „Während der Beratungsgespräche im Jugendamt ist mir allerdings aufgefallen, dass vielen KlientInnen die spezifischen Aufgaben des Sozialpädagogischen Dienstes als Teil des Jugendamtes nicht im Geringsten bekannt sind. Dafür kann meiner Ansicht nach nicht den betreffenden KlientInnen die Verantwortung zugeschrieben werden. Schließlich kann man nicht verlangen, dass alle, die Beratung in öffentlichen sozialpädagogischen Stellen aufsuchen, das Kinder- und Jugendhilfegesetz studieren.“120 Nach der Meinung von Heiko Kleve liegt hier ein strukturelles Problem vor, das bewirkt, dass Jugendliche zu wenig über ihre Hilfsmöglichkeiten Bescheid wissen. Dies verdeutlicht noch einmal, wie wichtig es ist, auf Jugendliche zu achten, da sie sich eben doch nicht alleine Hilfe holen können. Wie in Punkt 3.2 ausführlich erläutert, wird jedoch im Moment mehr auf kleinere Kinder geachtet und der Schwerpunkt auf Frühförderung gelegt. Jugendliche bleiben damit eine vernachlässigte Zielgruppe.

5.2 Fehlende geeignete Hilfen

Vernachlässigende Eltern suchen sich in der Regel nicht von alleine Hilfe. Familienbildungsstätten und Beratungsstellen werden oftmals nur von Eltern mit einem höheren Bildungsniveau aus eigenem Antrieb aufgesucht.121

Ungefähr die Hälfte der vernachlässigenden Eltern nehmen auch Hilfen vom ASD nicht freiwillig an.122 Die Ursache hierfür ist ein mangelndes Problembewusstsein durch die Konzentration auf eigene Schwierigkeiten. Über den ASD und das Familiengericht erfolgt die Hilfe dann im Zwangskontext123, zunächst meist ambulant. Es ist jedoch äußerst schwierig, Wärme und Emotionalität zu erzwingen. Den betreuenden Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen bleibt nichts anderes übrig, als über die Bedürfnisse der Jugendlichen zu informieren. Bei kleineren Kindern, bei denen es auch viel um körperliche Vernachlässigung geht, kann den Eltern über Familienhilfe die Versorgung in Form von Wickeln, Baden und Füttern nähergebracht werden. Bei Jugendlichen geht es nicht um die körperliche Vernachlässigung, da sie in der Lage sind, sich selbst Essen zu besorgen und sich zu duschen. Die Versorgung mit Liebe und Wärme kann jedoch schwer erlernt werden, solange die Ursachen der Mangelversorgung nicht behoben sind. Im Falle eines Care-Control-Konfliktes ist es sinnlos, die Feinfühligkeit des Elternteils zu trainieren, da der Jugendliche trotzdem bei dem Betroffenen negative Gefühle auslösen wird.124 Bei psychischen Erkrankungen und Sucht eines Elternteils kann durch Familienhilfe eine Therapie angestrebt werden. Dafür sind jedoch Problemeinsicht und Motivation der betroffenen Person notwendig.125

Die schwierige Arbeit mit vernachlässigenden Eltern hat auch Auswirkungen auf die Motivation der zuständigen Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen. So führt „[…] die verbale Unerreichbarkeit mancher vernachlässigenden Elternteile […] bei einigen Helfern zu Unlust und Pessimismus in Bezug auf das Machbare.“126 Das Apathie-Nutzlosigkeit-Syndrom bezeichnet die Situation, in der Helfer und Helferinnen Unlust, Ablehnung und Ohnmachtsgefühle ihrer Klienten und Klientinnen übernehmen und dann aufgeben.127

Häufig wurden vernachlässigte Jugendliche schon über einen langen Zeitraum, wenn nicht sogar ihr Leben lang, vernachlässigt, sodass sie nie eine enge Bindung zu ihren Eltern aufbauen konnten. Wenn die Vernachlässigung bereits früh begann, dann ist es wahrscheinlich, dass nie ein Urvertrauen aufgebaut wurde. Im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt sich aus den kommunikativen und interaktiven Erfahrungen eines Kindes eine unterschiedlich ausgeprägte Bindung, die weit reichende Folgen hat.128 Bei Krankheit, Unsicherheit, Einsamkeit und Unbehagen des Säuglings werden Bindungsverhaltensweisen des Bindungssystems aktiviert. Bindungsverhalten ist dabei jede Art von Verhalten, das die Nähe zu einem Versorger herstellt oder aufrechterhält, wie Schreien, Anklammern oder Lächeln. Diese Verhaltensweisen haben Nähe und Geborgenheit zum Ziel. Reagieren die Bezugspersonen darauf feinfühlig, wird eine sichere Bindung und Urvertrauen aufgebaut. Bekommt das Kind keine Geborgenheit, entwickelt es andere auf die Bezugspersonen angepasste Bindungsmuster, um ein Mindestmaß an Bindung zu bekommen wie beispielsweise übertriebenes Klammern oder eine Vermeidung von Nähe. Die Erfahrungen werden verinnerlicht und langsam zu einem Gesamtbild zusammengesetzt.129 So entsteht ein „[…] lebenslange[s] Schema für soziale Beziehungen [...], das als internes Arbeitsmodell (internal working model) bezeichnet wird.“130 Dieses ist eine Gedächtnisstruktur, in der die gespeicherten Interaktionen mit den Bezugspersonen verankert sind, und eine „[…] Schablone […]“131, mit welcher Erwartungen über zukünftige soziale Interaktionen gebildet werden.132 Ist das interne Arbeitsmodell bereits so gebildet, dass von keinem Erwachsenen mehr Hilfe erwartet wird, hat dies zwei gravierende Auswirkungen auf die Jugendhilfe. Zum einen ist es für den betreuenden Sozialarbeiter oder der Sozialarbeiterin sehr schwer einen Zugang zu den betroffenen Jugendlichen zu bekommen und eine Vertrauensbasis für die gemeinsame Arbeit zu schaffen. Diese Jugendlichen werden sich in der Regel auch nicht von alleine Hilfe holen, da sie nicht darauf vertrauen, dass ihnen wirklich jemand helfen möchte. Somit gehen sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht selbst zu Beratungsstellen und wenden sich auch nicht an die Vertrauenslehrer ihrer Schulen. Zum anderen ist damit höchst wahrscheinlich keine Beziehungsverbesserung zu den Eltern möglich. Wenn bis zum Jugendalter hin keine Bindung und kein Vertrauensverhältnis zustande kamen, dann wird dies erst recht nicht in einem Alter geschehen, in dem eigentlich die Ablösung erfolgen sollte. Daher erscheinen niedrigschwellige Angebote, die sich an Jugendliche direkt wenden, am geeignetsten. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist beispielsweise eine gute Methode, um Jugendlichen einen Schutzraum und eine Anlaufstelle zu bieten.: Ein Ort in ihrer Nähe, der sich um ihre Belange kümmert, den sie mitgestalten können und in dem sie mitbestimmen und mitreden können.133 Über offene Einrichtungen kann der Kontakt zu höherschwelligen Hilfen erfolgen, indem eine Vermittlung zu Therapeuten oder zum ASD stattfindet.

Für offene Einrichtungen hat die Sparpolitik jedoch weitreichende Folgen: Einige Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wurden geschlossen oder mehrere kleinere Einrichtungen zu einer größeren zusammengelegt, sodass sich der Weg in Einrichtungen verlängert hat und damit die Niedrigschwelligkeit verloren gegangen ist. Auch wurden durch die Einführung der Ganztagsschule einige offene Einrichtungen in Schulen verlagert. Dies führt jedoch dazu, dass schuldistanzierte Jugendliche diese Einrichtungen nicht mehr besuchen möchten.134

[...]


1 Schone, Reinhold u.a. 1997: Kinder in Not. Vernachlässigung im frühen Kindesalter und Perspektiven sozialer Arbeit. , S. 56

2 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S. 101

3 Vgl. Baacke, Dieter 2003: Die 13-18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters, S.14

4 §7 Abs. 1 Nr.2 SGB VIII

5 Vgl. Schröder, Achim 2013: Jugendliche, die 14- bis 20-Jährigen, S.111

6 Vgl. Ebd.; S.111

7 Vgl. Baacke, Dieter 2003: Die 13-18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters; S. 41

8 Vgl. Drößler, Thomas 2013: Kids, die 10- bis 14-Jährigen, S.105

9 Vgl. Schröder, Achim 2013: Jugendliche, die 14- bis 20-Jährigen, S.112

10 Ebd., S.112

11 Vgl. Ebd., S.113

12 Rose, Lotte 2013: Body und Beauty, S.217

13 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters., S. 51

14 Ebd., S. 51

15 Vgl. Schröder, Achim 2013: Jugendliche, die 14- bis 20-Jährigen, S.113

16 Vgl. Gerrig, Richard; Zimbardo, Philip 2008: Psychologie, S.390

17 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters. S.63

18 Vgl. Gerrig, Richard; Zimbardo, Philip 2008: Psychologie, S.389

19 Baacke, Dieter 2003: Die 13-18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters; S. 183

20 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters. S.64

21 Vgl. Göppel, Rolf: 2005: Das Jugendalter. Entwicklungsaufgaben, Entwicklungskrisen, Bewältigungsformen. S. 141- S. 157

22 Vgl. Ebd., S. 158- S. 177

23 Vgl. Ebd., S. 178- S. 197

24 Vgl. Ebd., S. 107- S. 157

25 Vgl. Ebd., S. 198- 217

26 Vgl. Ebd., S. 218- 246

27 Vgl. Ebd., S. 141

28 Vgl. Ebd., S.159

29 Vgl. Ebd., S. 140

30 Vgl. Ebd., S. 178

31 Vgl. Ebd., S. 197

32 Vgl. Ebd., S.198

33 Delfos, Martine F. 2011: Wie meinst du das? Gesprächsführung mit Jugendlichen (13-18 Jahre), S. 142

34 Vgl. Ebd., S.127

35 Vgl. Ebd., S. 127-132

36 Vgl. Ellsäßer, Gabriele 2012: Unfälle, Gewalt, Selbstverletzung bei Kindern und Jugendlichen 2012.

Ergebnisse der amtlichen Statistik zum Verletzungsgeschehen 2010. Fachbericht, S.15

37 Vgl. Ebd., S.27

38 Heeg, Rahel 2009: Mädchen und Gewalt. Bedeutungen physischer Gewaltausübung für weibliche Jugendliche; S.165

39 Vgl. http://www.selbstverletzung.com/html/hintergrunde.html

40 Baacke, Dieter 2003: Die 13-18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters., S.8

41 Vgl. Leonhardt, Ulrike; Schröder, Achim 1998: Jugendkulturen und Adoleszenz: Was Jugendliche suchen und was sie brauchen., S.26

42 Vgl. Deutsche Shell Holding GmbH (Hrsg.) 2006: Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. S.274

43 Vgl. Ebd., S. 275

44 Vgl. Ebd., S.276

45 Vgl. Ebd., s. 277

46 Vgl. Ebd., S. 22-23

47 Vgl. Ebd., S. 281

48 Ebd., S.283

49 Trautmann-Voigt, Sabine; Voigt, Bernd 2013: Jugend heute. Zwischen Leistungsdruck und virtueller Freiheit., S. 58

50 Deutsche Shell Holding GmbH (Hrsg.) 2006: Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. S.284

51 Ebd., S.41

52 Ebd., S. 42, 65-67, 71

53 Ebd., S. 42

54 Ebd., S.42

55 Vgl., Trautmann-Voigt, Sabine; Voigt, Bernd 2013: Jugend heute. Zwischen Leistungsdruck und virtueller Freiheit. Gießen: Psychosozial-Verlag., S. 26

56 Vgl. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/OeffentlicheFinanzenSteuern/OeffentlicheFinanzen/SchuldenFinanzvermoegenInfo.html (Stand: 26.08.13)

57 Vgl. http://www.n24.de/news/newsitem_6107588.html (Stand: 26.08.13)

58 Vgl. Hinrichs, Knut 2010: Der „Sachzwang“, im Sozialbereich zu sparen, und die Rechtsbindung der Jugendhilfe; S.16

59 Ebd.; S.17

60 Vgl. Ebd.; S.17

61 Vgl. http://www.nokija.de/ (Stand:28.8.12)

62 Vgl. http://www.zepra-hamburg.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Sind_die_SAE-Neuen_Hilfen-SHA_mit_den_Leitideen_des_SGB_VIII_vereinbar_-_Hinrichs_-_2012-02-03.pdf (Stand: 19.8.12)

63 Vgl. https://www.logodata.info/ (Stand 28.8.12)

64 Vgl. Dahme, Heinz-Jürgen; Wohlfahrt, Norbert 2010: Sozialraum und Allgemeiner Sozialdienst. Thesen zur aktuellen Reformdebatte; S.29

65 Dahme, Heinz-Jürgen; Wohlfahrt, Norbert 2010: Sozialraum und Allgemeiner Sozialdienst. Thesen zur aktuellen Reformdebatte; S. 30

66 Vgl. http://www.zepra-hamburg.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Sind_die_SAE-Neuen_Hilfen-SHA_mit_den_Leitideen_des_SGB_VIII_vereinbar_-_Hinrichs_-_2012-02-03.pdf (Stand: 19.8.12)

67 Vgl. http://www.taz.de/Sparen-im-Sozial-Etat/!87907/ (Stand: 20.8.12)

68 Vgl. http://www.taz.de/Sparen-im-Sozial-Etat/!87907/ (Stand: 20.8.12)

69 Vgl. Kreft, Dieter 2004: Moden, Trends und Handlungsorientierungen in der Sozialen Arbeit seit 1945 oder: „Hits und Flops“ – was bleibt für heute?

70 Vgl. Panitzsch-Wiebe, Marion 2013: Ältere Jugendliche und junge Erwachsene im Schatten der Jüngeren.

71 Panitzsch-Wiebe, Marion 2013: Ältere Jugendliche und junge Erwachsene im Schatten der Jüngeren., S. 119

72 Vgl. Ebd., S. 119

73 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S.11

74 Vgl., Ebd., S. 11

75 vgl., Ebd., S. 25

76 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 199

77 Ebd., S.199

78 Vgl. Ebd., S.199

79 Vgl. Göppel, Rolf 2005: Das Jugendalter, S. 141

80 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 199

81 Vgl. Göppel, Rolf 2005: Das Jugendalter, S. 141

82 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 199

83 Vgl. Ebd., S. 215

84 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 73

85 Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 199

86 Vgl. Kohlstamm, Rita 1999: Praktische Psychologie des Jugendalters, S. 209

87 Vgl. Ebd., S. 209

88 Vgl. Ebd., S. 210

89 Vgl. Poss, Martin 2005: Ressourcenfindung in der Arbeit mit vernachlässigenden Familien – (un)möglich in der Sozialpädagogischen Familienhilfe?., S. 563

90 Zobel, Martin 2005: Misshandlung und Vernachlässigung durch süchtige Eltern., S. 159

91 Vgl. Poss, Martin 2005: Ressourcenfindung in der Arbeit mit vernachlässigenden Familien – (un)möglich in der Sozialpädagogischen Familienhilfe?., S. 565

92 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 66

93 Vgl. Deneke, Christiane 2005: Misshandlung und Vernachlässigung durch psychisch kranke Eltern., S. 146

94 Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 74

95 Vgl. Zobel, Martin 2005: Misshandlung und Vernachlässigung durch süchtige Eltern., S. 157

96 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 75

97 Vgl. Ebd., S. 76

98 Vgl. Ebd., S. 76

99 Vgl. Ebd., S. 77

100 Göppel, Rolf: 2005: Das Jugendalter. Entwicklungsaufgaben, Entwicklungskrisen, Bewältigungsformen. S. 160

101 Fend, Helmut 2003: Entwicklungspsychologie des Jugendalters: Ein Lehrbuch für pädagogische und psychologische Berufe

102 Heeg, Rahel 2009: Mädchen und Gewalt. Bedeutungen physischer Gewaltausübung für weibliche Jugendliche; S. 189

103 Ebd., S. 196

104 Ebd., S.196

105 Silkenbeumer, Mirja 2007: Biographische Selbstentwürfe und Weiblichkeitskonzepte aggressiver Mädchen und junger Frauen; S. 287

106 Ebd., S. 287

107 Ebd., S.190

108 Ebd., S.190

109 Zobel, Martin 2005: Misshandlung und Vernachlässigung durch süchtige Eltern., S. 161-162

110 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 23

111 Vgl. Ebd., S. 40

112 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S.103

113 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 40

114 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S.97

115 Ebd., S. 97

116 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S. 85

117 Vgl. Ebd., S.85

118 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S. 101

119 Ebd., S.111

120 Kleve, Heiko 2000: Die Sozialarbeit ohne Eigenschaften: Fragmente einer postmodernen Professions- und Wissenschaftstheorie Sozialer Arbeit., S.123

121 Vgl. Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S. 136

122 Vgl. Münder, Johannes; Mutke, Barbara; Schone, Reinhold: 2000: Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz: professionelles Handeln in Kindeswohlverfahren., S. 111

123 Vgl. Poss, Martin 2005: Ressourcenfindung in der Arbeit mit vernachlässigenden Familien – (un)möglich in der Sozialpädagogischen Familienhilfe?., S. 562

124 Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S.76

125 Vgl. Poss, Martin 2005: Ressourcenfindung in der Arbeit mit vernachlässigenden Familien – (un)möglich in der Sozialpädagogischen Familienhilfe?.,., S. 562

126 Ebd., S. 561

127 Galm, Beate; Hees, Katja; Kindler, Heinz 2010: Kindesvernachlässigung- verstehen, erkennen und helfen., S.119

128 Dornes, Martin 2007: Die emotionale Welt des Kindes, S.50

129 http://www.kindergartenpaedagogik.de/1722.html

130 Gering, Richard J.; Zimbardo, Philip G. 2008: Psychologie, S.391

131 ebd., S.391

132 ebd., S.391

133 http://www.lago-bw.de/index.php/offene-kinder-und-jugendarbeit.html

134 http://www.doj.ch/fileadmin/downloads/ueber_Doj/broschur_grundlagen_web.pdf

Final del extracto de 109 páginas

Detalles

Título
Jugend. Eine vernachlässigte Generation
Universidad
Hamburg University of Applied Sciences
Calificación
1,7
Autor
Año
2014
Páginas
109
No. de catálogo
V501049
ISBN (Ebook)
9783346031112
ISBN (Libro)
9783346031129
Idioma
Alemán
Notas
Mit zahlreichen anonymisierten Interviews von Sozialarbeitern und Jugendlichen
Palabras clave
Jugend, Vernachlässigung, Gesellschaft, Forschung, Interviews, Jugendhilfe, soziale Arbeit, Sozialpädagogik, Jugendliche, Sozialarbeit
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Annika Quednau (Autor), 2014, Jugend. Eine vernachlässigte Generation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501049

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Título: Jugend. Eine vernachlässigte Generation



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