In der heutigen Arbeitswelt werden immer höhere Anforderungen an die Arbeitnehmer gestellt. Möglichst viele Aufgaben sollen mit minimalem Zeitaufwand, gleichzeitig jedoch mit exzellenter Qualität erledigt werden. Die Digitalisierung der Lebens- und somit auch der Arbeitswelt steuert mit Computer, Internet, Fax, E-Mails, Telefon eine unüberschaubare Fülle an Informationen dazu, die auf den Arbeitenden einwirken und ihn dazu zwingen, permanent erreichbar zu sein. So kommt es immer öfter vor, dass die Arbeit neben der Bitte eines Kollegen oder neuen Aufgabe des Chefs auch noch durch technische Neuerungen unterbrochen wird, was das Meistern der ohnehin anspruchsvollen Aufgaben noch zusätzlich erschwert.
So zeigte das Ergebnis einer Forsa-Umfrage der Techniker Krankenkasse von 2016 zur Ermittlung von Stressfaktoren von Berufstätigen, dass 64 Prozent der Befragten generell mit der Menge an Arbeit überfordert waren. Zusätzlich litten 52 Prozent unter Unterbrechungen und Störungen am Arbeitsplatz. Eine weitere Umfrage des SOEP ergab, dass etwa 30 Prozent der Befragten einer starken und circa 7 Prozent einer sehr starken Belastung durch Unterbrechungen und Störungen ausgesetzt seien. Die ständigen Unterbrechungen resultieren in der Notwendigkeit, regelmäßig zwischen zu bearbeitenden Aufgaben hin- und herwechseln zu müssen, bis hin zu dem Punkt an dem versucht wird, Aufgaben gleichzeitig erledigen zu wollen.
Doch wie wirken sich die wechselhafte, oder sogar gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Aufgaben
auf die Leistung aus, die den Arbeitenden ohnehin schon abverlangt wird? Ist Multitasking, eine Fähigkeit die Bewerber heutzutage oft vorweisen sollen, wirklich effizient? Ist es überhaupt möglich, Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten? Wie bereits genannte Statistiken zeigen, führen die Unterbrechungen und daraus resultierende Mehrfachaufgaben jedenfalls zu Belastung und Stress. Bei einer Statista-Umfrage vom Januar 2017 gaben 61 Prozent der Befragten an, einem hohen Burnout Risiko bezüglich ihrer Arbeit ausgesetzt zu sein. Was können Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Hinblick auf wissenschaftliche Erkenntnisse der Mehraufgabenperformanz unternehmen, um den negativen Auswirkungen entgegenzuwirken? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werden in den ersten beiden Kapiteln die Themen Unterbrechungen und Multitasking behandelt. Dazu werden zuerst die theoretischen Grundlagen der jeweiligen Phänomene dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Unterbrechungen
- 2.1 Begriffserklärung
- 2.2 Handlungsregulationstheorie
- 2.3 Handlungsprozesse
- 2.4 Auswirkungen auf die Arbeitswelt und den Organismus
- 3 Multitasking
- 3.1 Begriffserklärung
- 3.2 Korrelate von Multitasking
- 3.2.1 Aufmerksamkeit
- 3.2.1.1 Begriffserklärung
- 3.2.1.2 Auslastungstheorie der Aufmerksamkeit
- 3.2.1.3 Automatische und kontrollierte Prozesse
- 3.2.2 Arbeitsgedächtnis
- 3.2.3 Fluide Intelligenz
- 3.4 Theorien der Mehrfachaufgabenperformanz
- 3.4.1 Theorien der zentralen Kapazität
- 3.4.2 Modulare Theorien
- 3.5 Determinanten der Mehrfachaufgabenperformanz
- 3.5.1 Aufgabenschwierigkeit
- 3.5.2 Aufgabenähnlichkeit
- 3.5.3 Übung
- 3.6 Chancen und Risiken von Multitasking
- 4 Multitasking und Unterbrechungen in der Arbeitswelt
- 4.1 Befunde der Stressforschung
- 4.2 Umgang mit Multitasking und Unterbrechungen im Arbeitsalltag
- 4.2.1 Mangelnde Aufklärung
- 4.2.2 Verhinderung von Unterbrechungen
- 4.2.3 Umgang mit Unterbrechungen und Mehrfachaufgaben
- 5 Diskussion
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Thematik von Multitasking und Unterbrechungen am Arbeitsplatz und untersucht die Auswirkungen dieser Phänomene auf die Arbeitsleistung und den Organismus. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die theoretischen Grundlagen von Multitasking und Unterbrechungen zu erläutern und die Konsequenzen für die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation aufzuzeigen.
- Handlungsprozesse und deren Unterbrechung durch externe und interne Faktoren
- Die Auswirkungen von Multitasking auf Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und fluide Intelligenz
- Theorien der Mehrfachaufgabenperformanz
- Die Rolle von Aufgabenschwierigkeit, Aufgabenähnlichkeit und Übung bei der Multitasking-Leistung
- Die Auswirkungen von Multitasking und Unterbrechungen auf Stress und Burnout
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik von Multitasking und Unterbrechungen im Kontext der heutigen Arbeitswelt. Im zweiten Kapitel werden Unterbrechungen definiert und die zugrundeliegende Handlungsregulationstheorie erläutert. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Phänomen des Multitaskings, inklusive der Korrelate von Multitasking, Theorien der Mehrfachaufgabenperformanz und Determinanten der Multitasking-Leistung. In Kapitel 4 werden die Auswirkungen von Multitasking und Unterbrechungen auf die Arbeitswelt beleuchtet, insbesondere in Bezug auf die Stressforschung. Abschließend werden in Kapitel 5 und 6 die Ergebnisse der Arbeit diskutiert und ein Fazit gezogen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind: Unterbrechungen, Multitasking, Handlungsregulationstheorie, Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Fluide Intelligenz, Mehrfachaufgabenperformanz, Stress, Burnout, Arbeitsorganisation.
- Quote paper
- Marc Schwinn (Author), 2019, Multitasking und Unterbrechungen am Arbeitsplatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501203