Ayurveda und Rückenschmerzen. Eine prospektive, nicht randomisierte Anwendungsbeobachtung


Tesis de Máster, 2019

113 Páginas, Calificación: merit


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Danksagung

2. Theoretischer Teil
2.1. Rückenschmerzen aus schulmedizinischer Sicht
2.2. Rückenschmerzen aus ayurvedischer Sicht

3. Einleitung und Studiendesign
3.1. Fragestellung und Herausforderung
3.2. Hypothesen der Studie

4. Methodologie
4.1. Einführung
4.2. Ethische Grundlagen dieser Arbeit
4.3. Einschluss- und Ausschlusskriterien
4.4. Beschreibung der Messmethodik

5. Anwendungsbeobachtung Praxis
5.1. Praxisanwendungen Ayurvedapraxis Thun
5.1.1. Diagnostik, Anamnese
5.1.2. Ablauf
5.1.3. Ernährungsempfehlungen
5.1.4. Verhaltensempfehlungen
5.1.5. Manualtherapie
5.1.6. Unterstützung mit ayurvedischen Kräutern
5.1.7. Yogaübungen
5.1.8. Dinacarya
5.2. Statistische Datenerfassung Praxis Luise Pfluger
5.2.1. Datenerfassung
5.2.2. Beschreibung der Ergebnisse
5.2.3. Deskriptive Statistik
5.2.4. Auswertung der Hypothesen

6. Ayurveda Therapie bei Rückenschmerzen, geographischer Vergleich
6.1. Dr. S.N. Gupta, Patel Ayurvedic Hospital, Nadiad, Indien
6.3. Nilaveli Resort, Sri Lanka
6.4. Dr. med. Kalyani Nagersheth, Praxis Frankfurt, D
6.6. Vergleich

7. Diskussion

8. Abbildungsverzeichnis

9. Tabellenverzeichnis

10. Quellenverzeichnis

11. Anhang

1. Danksagung

Ich bedanke mich aufrichtig und von ganzem Herzen bei meinem Freund und Partner Marcel Pfluger für seine Flexibilität, Geduld und liebevolle Unterstützung während des gesamten Ayurveda Studiums. Dank seiner moralischen und auch finanziellen Unterstützung ist das Studium und die Masterarbeit erst möglich gemacht worden.

Des weiteren spreche ich meinen Kooperationspartnern Matthias Neudeck und Miriam Delies meinen Dank aus. Unser reger Austausch hat das Ganze bereichert.

Folgende Personen haben mich bei meiner Arbeit unterstützt:

- Dr. Antje Heise, Intensivstation Spital Thun, zur Ablärungen Ethikkommission
- Dr. Othmar Schwarzenbach, Rückenzentrum Thun, www.spine.ch, für das zur Verfügung stellen der statistischen Scores
- Matthias Brun, Yogalehrer, www.riveryoga.ch, für das Erarbeiten und zur Verfügung stellen der für diese Studie passenden Yoga Unterlagen in Bild, Schrift und DVD
- Meinem Betreuer dieser Arbeit, Prof. Martin Mittwede, für seine geduldige, ruhige sowie stets positiv beeinflussende Unterstützung
- Meinem Betreuer dieser Arbeit, Dr. med. Michael Jeitler, für seine Korrekturvorschläge
- Frau Jessica Aust für die statistische Aufarbeitung der Daten
- Frau Christine Karo für das Gegenlesen der Arbeit (4 Augen-Prinzip)
- Frau Aisha Merz für das Gegenlesen der Arbeit (4 Augen-Prinzip)
- Dr. Kalyani Nagersheth, Robert Therewold und Prof. Shive Gupta für Ihre aktiven Beiträge zu dieser Masterarbeit

Ein besonderer Dank geht an all Jene, die an meiner Studie als Probanden teilgenommen haben. Ihr Vertrauen, ihre Daten für eine Auswertung und die vielen positiven und schönen Erlebnisse haben mein Leben um vieles bereichert.

2. Theoretischer Teil

2.1. Rückenschmerzen aus schulmedizinischer Sicht

Die Untersuchung von Rückenschmerzen erfolgt nach Standards. Chou 2007 empfiehlt, eine fokussierte Anamnese und körperliche Untersuchung, woraus sich die Basis für eine Einteilung in drei Klassen bildet: unspezifische Rückenschmerzen, Rückenschmerzen, die möglicherweise mit Radikulopathie oder Spinalstenose verbunden sind, oder Rückenschmerzen, die möglicherweise mit einer anderen spezifischen Wirbelsäulenursache assoziiert sind. Bildgebung oder andere diagnostische Tests sollen bei Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen nicht routinemässig gemacht werden. Es wird empfohlen, diagnostische Bildgebung und Tests für Patienten mit Rückenschmerzen nur durchführen, wenn schwere oder progressive neurologische Defizite vorliegen oder wenn aufgrund der Anamnese und der körperlichen Untersuchung ernsthafte Grunderkrankungen vermutet werden.

Zukünftige diagnostische Ansätze sollten eine Klassifikation und Identifikation von Patienten-Subgruppen mit chronischem Rückenschmerz ermöglichen (Wagner 2009).

Diese aktuelle Studie befasst sich mit chronischen Rückenbeschwerden. Die heutige Klassifizierung des tiefen unteren Rückenschmerzes erfolgt üblicherweise anhand der Beschwerdedauer (Tulder 2006 1634-1653). Lumbaler Rückenschmerz wird als akut definiert, wenn er weniger als sechs Wochen anhält und als subakut, wenn er 6 – 12 Wochen andauert. Er gilt als chronisch, wenn er länger als 12 Wochen vorhanden ist (Airaksinen 2006, 192-300).

Im überwiegenden Teil der Fälle (ca. 80-90 %) von Rückenschmerzen findet sich keine somatische Pathologie (Hildebrandt 2002, Fresenius 2004, Cedraschi, 1999). Laut Dahm 2010 sind mechanische Rückenschmerzen in 80-90 % innerhalb 6 Wochen selbstlimitierend (Traeger 2015, 733-743). Entsprechen die chronischen Rückenschmerzen der ICD 10, unterscheiden sich diese nicht eindeutig zwischen nicht spezifischen und spezifischen chronischen Rückenschmerzen.

Ziel der Therapie von Rückenschmerzen ist es, eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden. Daher ist es sinnvoll, bei fortbestehenden Kreuzschmerzen frühzeitig das Risiko für eine Chronifizierung über validierte Messinstrumente, z. B. Spine Tango COMI, COMI Euro Qol EQ-5D Fragebogen zu erfassen und bei Bedarf eine adäquate Therapie vorzunehmen (äzq 2017). Risikofaktoren für die Chronifizierung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen sind:

- iatrogene Faktoren
- mangelhafte Respektierung der multikausalen Genese
- Überbewertung somatischer/radiologischer Befunde bei Schmerzen
- lange schwer begründbare Krankschreibung
- Förderung passiver Therapiekonzepte
- übertriebener Einsatz diagnostischer Maßnahmen

Sonstige Faktoren sind Rauchen, Übergewicht, geringe körperliche Kondition und Alkohol (Hagen 2006).

Werden bei der sorgfältigen Anamnese und klinischen Untersuchung keine Hinweise auf akute, behandlungsbedürftige Verläufe vorliegen, sind zunächst keine weiteren diagnostischen Maßnahmen indiziert, da die Befunde technischer Untersuchungen häufig nicht die Therapieentscheidung und den Behandlungserfolg verbessern (Gilbert 2004). Bei chronischen Rückenchmerzen können allerdings auch rheumatische Erkrankungen oder Osteoporose dahinter stecken. Neben einer verminderten Knochenfestigkeit wie bei der Osteoporose, die häufig nicht erkannt werde, lägen oft auch altersbedingte Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates vor (Hellmich 2017).

Symptomatik:

Die für eine Lumbago typischen Leiden im Bereich der Lendenwirbelsäule können über das Gesäss und den rückseitigen Oberschenkel bis in den Unterschenkel oder sogar Fuss ausstrahlen, je nach Stärke der Nervenwurzelreizung. Die Art und Stärke der Schmerzen sind sehr unterschiedlich. Ausgelöst und verstärkt werden sie oft durch Bewegungen wie das Anwinkeln oder Heben des Beins sowie das Drehen des Körpers. Bei einer sehr schweren Lumboischialgie, können die Schmerzen sogar im Ruhezustand beim Stehen, Sitzen oder Liegen auftreten. Aufgrund der Schmerzen krampfen sich bei chronischen Rückenschmerzen reflexartig die Muskeln um die Wirbelsäule zusammen. Dies führt zu Muskelverspannungen am unteren Rücken und einer Krümmung und Steifigkeit der Wirbelsäule. Es kann zu neurologischen Ausfällen, Darm- und Blasenfunktionsstörungen kommen (Deutscher Verlag für Gesundheitsinformation, Heidelberg, 2018). Paravertebrale Muskelverspannungen, chronischen Fehlbelastungen durch Überdehnung und Mikrozerrungen, führen bei kontralateralen Muskeln und Bändern, zur Kompensation und verhärten sich ebenfalls. Es entwickeln sich lokal entzündliche Komponenten (Lasek, 2007).

Therapie:

Bei mechanischer, meist degenerativen oder muskulärer Insuffizienz, respektive Überbelastungs- bedingten Rückenschmerzen, wird ein multimodales Therapiekonzept angestrebt (Varier 1980).

- Abgabe einer Informationsbroschüre
- analgetische Therapie mit NSAR, Novalgin sowie optional, aber nur mit äusserster Vorsicht, auch Opiate
- Gegebenenfalls erfolgt eine Schmerzsprechstunde über Evidenz, Wirksamkeit und Risiko einer Infiltration mit Analgetika und / oder Anästhetika in die Facettengelenke. (Epidurale Infiltrationen sind eine weitere Möglichkeit)
- Physiotherapie, Manuelle-Therapie, Wärme- oder gegebenenfalls Kälte-Applikationen zur Optimierung der Heilung nach Abklingen in der Akutphase
- Selfmanagement mit Verhaltensmassnahmen im Alltag wie ergonomischer Arbeitsplatz, Rückengerechte Verhaltensweise, 15 Minuten Rumpfmuskeltraining
- Arbeitsunfähigkeit nur wenige Tage, so kurz wie möglich. Bei Yellow flags Konsil zusätzlich Psychosomatik (Traeger 2015).

Laut Hanscom 2015 gibt es eine enorme Vielfalt an Therapien und daher sollten chronische Rückenschmerzen anhand des Übels ursächlich zu lösen sein.

2.2. Rückenschmerzen aus ayurvedischer Sicht

2.1.1. Definition, Pathophysiologie, Ursache und Symptome

Definition:

Lumbago heisst im Sanskrit Gridhrasi (CaCi,28.56f) und gehört zu den vata-vyadhi, was soviel bedeutet wie Vata Krankheit. Gridhrasi wird als schwächende Krankheit beschrieben, welche im modernen Sprachgebrauch mit Ischias verglichen werden kann (Vaneet 2013).

Mahadeva 1920, 167, beschreibt den Begriff «Gridhrasi» folgendermassen: « «Grdhra» heisst «Geier». Geier liebt Fleisch und isst besoders Fleisch. Es durchbohrt seinen Schnabel tief in das Fleisch und zieht es dann kräftig und verursacht starke Schmerzen. Der Schmerz von Gridhrasi ist von dieser Art, daher der Name.»

Pathophysiologie:

In der Ca.Sa,CiXXVIII wird Gridhrasi beschrieben als aggraviertes Vata, mit Beschwerden wie Steifheit, Schmerzen und stechenden Empfindungen in folgenden Körperregionen: Taille, Rücken, Oberschenkel, Knie, Wade und oder intermittierenden, zuckenden Beschwerden.

Im Ayurveda gibt es differentialdiagnostisch drei Krankheitsbilder des Bewegungsapparates. Bei chronischen Rückenschmerzen sind zwei davon relevant:

Pathophysiologie und Ursache:

Sandhi-gata-vata: Das ist eine reine Vata Erkrankung des Bewegungspparates. Arten wie Arthrose und Degenerationen der Gelenke wirken als Ursache einer Vata Aggravation. Betroffen sind Knorpel (kandara) und Knochen (ashthi), Sehnen (snayu), Muskeln und Faszien (mamsa) sowie Nervengewebe (majjadhatu). Diese betroffenen Körperregionen sind ursächlich vor allem infolge Verschleiss durch exzessives Verhalten, Mangelernährung, vata-aggraviertes Verhalten wie schwere körperliche Arbeit, schweres Heben, Kälte, Wind, Trockenheit (zu erkennen im Alter, bei trockenem Wetter aber auch zuwenig Pflege und Selbstsorge), zuviel Raubbau des Körpers , falsches Bewegen aber auch generell ein Bewegungsmangel. Die Symptome sind Steifigkeit, schmerzende Gelenke, Gelenksschwellungen, Bewegungsschmerzen, Vatabeschwerden mit Eigenschaften wie kalt, rau, trocken usw (Gupta 2009, 271). Sandhi-gata-vata Symptome treten vor allem am Morgen nach dem Aufstehen auf. Eine Steifigkeit macht sich breit.

Amavata: Diese Krankheit wird beschrieben als entzündlich rheumatische Erkrankung. In Bezug auf Rückenbeschwerden in der Schulmedizin entspricht dies dem Morbus Bechterew. Die betroffenen Strukturen des Rückens sind Gelenke, Bänder, Sehnen und das Muskelgewebe (Gupta 2009, 284, 293).

Symptome wie Trägheit und Schwäche erfolgen vorwiegend am Kaphasitz, also an Knochen, Gelenken und Muskeln. Weitere Symptome von Amavata sind Körperschmerzen, Schmerzen vor allem am Morgen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Trägheit, Verdauungsbeschwerden und Dosha bezogene Symptome. Ganz typisch sind skorpionartige Stiche und Wanderschmerzen. Hier kann auch Pitta involviert sein, was zusätzlich zu Entzündungen führen kann. Ist Pitta involviert, können Symptome wie saures Aufstossen, Brennen, Fieber, intensives Schweregefühl und Juckreiz auftreten.

Ursache: Vata aggravierende und unverträgliche Nahrung, auch falsche Nahrungsmittelkombinationen wie Kuhmilch in Kombination mit anderen tierischen Eiweissen. Dies vor allem während der Agniaktivität (schwer, kalt, fettig). Agni ist das Verdauungsfeuer.

Viruddhacesta oder falsches Verhalten wie zum Beispiel harte Arbeit, Körpertrauma, Sorgen, Angst, Neid oder Aufregung.

Symptome:

Die Symptome erweisen ein breites Spektrum auf. Werden diese analysiert, finden sich leicht die Eigenschaften vom Dosha Vata (Bewegungselement Äther und Luft) :

Muskelschmerzen = kalt

Krämpfe = beweglich

Ziehen, Bohren, Steifheit, aber auch Taubheit und Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen=beweglich

Brennen = hier Pitta

Chronische Rückenschmerzen sind vielfältig. Sogar unterhalb des Knies können sie auftreten und sind zum Beispiel Folgen durch Druck auf einen Nerv in den oberen Regionen. Die Schmerzen können sowohl in Ruhe aber auch bei Belastung auftreten.

Hier eine Erläuterung der Zuordnung von Dosha bezogenen Eigenschaften:

- Vataüberschuss: Trockenheit, Rauheit, Kälte, Schmerz, Beweglichkeit, Leichtigkeit, Feinstofflichkeit.
- Kaphaüberschuss: Steifheit, Schwellungen, Schwere, Kältegefühl, Dumpfheit, Verschleiss.
- Pittaüberschuss zeigt sich in den klassischen Entzündungszeichen wie Schwellung, Hitze, brennender Schmerz, Druck, Reizung, Rötung, Inflammation.

Nicht selten gibt es Mischformen.

In der untenstehenden Tabelle 1 sind die auslösenden Faktoren der Dosha bezogenen Störungen nach Gupta und Stapelfeld:

Tabelle 1, aus: Praxis Ayurveda-Medizin, Shive Gupta, Elmar Stapelfeld, Kapitel 6, S. 26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Ayurveda kennt man sechs Samprapti (Krankheitsstadien), dargestellt in Tabelle zwei. Die Störung beginnt bereits vor Ausbruch der Krankheit, welche meistens «in vivo», lebend, in Phase drei, Prasara oder Immigrationstadium symptomatisch wird. Ein möglicher Verlauf bei chronischen Rückenschmerzen kann sich folgendermassen entwicheln:

Tabelle 2 : Vatavektorenbeispiel anhand von Gunas und Symptome in Bezug auf Samprapti und Körperintelligenz ,(Quelle: Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Ayurveda kann eine Funktionsstörung von Stoffwechselprodukten (Ama) ursachen. Ama sammelt sich im Körper an und kann sich durch seine klebrige Eigenschaft in Zellen und Geweben verbinden (Gupta 2009, 205,295).

2.1.2. Therapie und Prognose

Therapieschwerpunkte bei Rückenschmerzen im Ayurveda sind:

Reinigungsverfahren: je nach Schweregrad erfolgen ambulante oder stationäre Ausleitungsverfahren von Ama, wenn vorhanden wie bei Spondylditis ankylosans (verbiegende/versteifende Wirbelentzündung oder Morbus Bechterew ist eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung) oder bei Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen). Laut Ayurveda kann Ama nur entstehen aufgrund eines schwachen Agnis. Hierzu verwendet der Ayurveda scharfe Drogen wie Zingiber officinale (Ingwer), Piper longum (langer Pfeffer), Piper nigrum (schwarzer Pfeffer) (Gupta 2009, 284-287). Trikatu, eine berühmte Mischung aus gleichen Teilen von Piper longum, Piper nigrum und Zingiber officinale ist eine erfolgreiche Rezeptur (Zoller 2012, 687, Atal, 1981). Diese Heilmittel bewirken durch natürliche Ausscheidungsprozesse, Ama zu entfernen (amapacana=auskochen) (Gupta 2009, 206-207).

Virecana, (therapeutisches Abführen), unterstützt in Folge die erfolgreiche Ausleitung von Ama. Unter Berücksichtigung von Jahreszeit, Individuum, Ziel, Gesundheitszustand und unter ärztlicher Betreuung wird mittels Erandatailam (Ricinus communis, Rizinusöl) plus individuell sorgfältig ausgesuchten, laxativen (abführenden) und / oder reinigenden Kräutern wie beispielsweise Haritaki (Terminalia chebula, schwarzer Myrobalanenbaum) ein möglichst erfolgreiches Virecana durchgeführt.

Manualtherapie: Es folgt die Doshaausleitung, bei chronischen Rückenschmerzen die Vataausleitung und gegebenenfalls auch die Pitta- und Kaphaausleitung. Reinigende Einläufe, genannt Niruha Basti, reinigen den Darm und leiten Vata aus. Dies geschieht mit sehr alten und bewährten Rezepturen wie dem Dashamulakvath, wie im klassische Ayurveda verwendet (Gupta 2009, 288, Schrott, Ammon 2012, 455).

Virecana: Das Purgieren dient zur Reinigung der Srotas (Körperkanäle) und nachhaltiger Beseitigung von Vata und Pitta. Virecana bei chronischen Rückenschmerzen wird als modifizierte Art zur Standardform angewandt. Nach vorangegangener Ganzkörpermassage und Sudation wird mittels Eranda (Rizinusöl), ausgewählten Kräuterrezepturen und rotem Traubensaft, mit ausreichend warmem Wasser, eine Ausleitung herbeigeführt. Bei dieser Therapieform gibt es strikte Anweisungen zu befolgen (Gupta 2009, 76-80, 279, Rasmussen 2012). Ricinus communis ist eine bewährte Heilpflanze im Ayurveda gegen Gelenksschmerzen und wirkt vorallem durch seine erhitzende Wirkung Vata senkend und Srotas reinigend (Zoller 2012, 530-533). Gleichzeitig erfolgt eine äussere Reinigung via Manualtherapie wie ayurvedische Ölmassagen.

Sudation Die Sudation bewirkt eine vermehrte Schweissbildung. Hier macht sich Ayurveda die Haut, als grösstes Organ, zu Nutzen, um flüchtige und feste Stoffe zu transportieren. Zusätzlich findet auch eine Hyperämisierung (Erwärmung) des Körpers statt, welche Sekretion, Transport und Ausscheidung fördert aber auch die Salutogenese positiv beeinflusst. Eine Sudation kann lokal, sowie systemisch erfolgen. Einzig der Kopf soll bei dieser Prozedur ausgespart werden. Eine Dampfkabine bietet hier die Eigenschaften von feucht und heiss. Aber auch ein Infrarotlicht kann lokal angewandt werden. Dies bewirkt eine Austrocknung der Gewebe und zählt auch zu den ayurvedischen Sudationsverfahren (Lin, 2008). Svedana (Schwitzen) kann auch mit Pflanzen intensiviert werden. In Indien wird dazu oft die Pflanze Nirgundi verwendet (Gupta 2006, 167-176). Eingesetzt werden auch Pindasweda (Sandbeutel). Diese haben durch ihre Eigenschaften heiss und trocken gleiche Wirkung (Gupta 2006, Mumtaz 2010, 457).

Wenn die Krankheitsursache ausschliesslich vom Vata Dosha geprägt ist, und kein Ama involviert ist, gelten zu Beginn die allgemeinen Vata senkenden Massnahmen wie Manualtherapie / Massagen mit medizinierten Ölen plus Wärme.

Ayurvedische Massagen zeigen in Studien eine hohe statistisch und klinisch signifikante Reduktion der subjektiven Belastungserfahrung sowie eine Senkung der Herzfrequenz und somit eine Elimination des Stresses (Basler 2011, May 2010, Kumar 2017, Sritoomma 2014).

Snehana (Ölung): Technik: Berührt man die Haut, aktiviert dies das Subdosha von Bhrajaka Pitta (die Haut), Prana Vayu (Vermittler der Berührungsempfindung), Vyana Vayu (Kreislauf und Verteiler der Tastempfindung) und Ranjaka Pitta (das Blut). Ein Ayurveda-Therapeut muss bestimmen über: Druck, Intensität / Tiefe, Zeit, Schnelligkeit, Richtung, Technik, Ölwahl, Temperatur und Kombinationen von Zusatzbehandlungen wie Agnikarma (direkte Wärmebehandlung am Schmerzpunkt mittels Feuerflamme und Heilkrautblatt), Lepas (Ölkräuterauflagen), Svedana (Dampfbäder).

Eine Ölanwendung bezweckt ein psychisches Wohlbefinden und die Verjüngung der Gewebe. Mittels Wärme werden die Strukturen weich gemacht, die Durchblutung angeregt und das Gewebe genährt und entspannt (Lad, Durve 2016, 28).

Prshthabhyanga: die ayurvedische Rückenmassage, ist speziell konzipiert bei Lumbago, Rückenschmerzen und Vata - Erkrankungen. Als Kontraindikationen werden erwähnt: entzündliche Prozesse, Fieber und akute (Haut-, Vergiftungs-, Leber-) Krankheiten, Ama, Adipositas und bedingt auch bei Schwangerschaften. Die Rückenmassage mit speziellen und Dosha bezogenen Kräuterölen sowie der fachkundigen, individuellen Marmatechnik, richtet sich nach Konstitution, Alter und Beschwerden. Sie kann individuell angepasst werden in Bezug auf Behandlungen, Druckstärke, Geschwindigkeit und Häufigkeit.

Wirkung: reduziert Vata, nährt (anabol), befeuchtet und stärkt die Strukturen (Haut, Knochen Muskeln, Sehnen, Bänder, Nervensystem sowie den ganzen Organismus) und macht sie geschmeidig. Das warme medizinierte Öl hat eine ausleitende Wirkung. Die Muskulatur wird vorgehend weich gemacht damit die Strukturen anschliessend bearbeitet werden können. Das Anheben der Toleranzgrenze gegenüber weiteren Traumata und Schmerzen ist ein zusätzlicher Benefit dieser Behandlung (Gupta 2006, 105-111). Integrative Applikationen von Massagen haben eine hohe Patientenzufriedenheiten aufzuzeigen während den Spitalaufenthalten (Cutshall 2010). „In der Manualtherapie werden Luxationen (Verrenkungen, Ausrenkungen) und Protrusionen (Vorwölbungen der Bandscheiben ohne oder nur geringe Verletzung des Anulus fibrosus) auch professionell chiropraktisch oder osteopathisch reponiert“ (Ludwig 2018).

Empfohlene Ölwahl bei einer Behandlung der Prishtabhyanga (ayurvedische Rückenbehandlung) bei chronischen Rückenschmerzen: Narayanatailam. Dieses traditionelle, ayurvedische Massageöl mit Kräutern und weitere speziell für die Ölmassagen entwickelten hochwertigen Öle werden nach traditionellen Rezepturen in aufwändigen Prozeduren verarbeitet. Ein Rezept finden wir im Buch von Zoller, Nordwig, 2012, 670). Da lesen wir, dass diese spezielle Rezeptur für Indikationen wie Vata Erkrankungen, Rheumatismus , Osteoarthritis (eine Entzündung, die vom Knochen auf ein Gelenk übergeht), Muskelatrophie (Verringerung der Muskelmasse) sowie als Tonikum zur Kräftigung gut ist, auch im Speziellen für das Nervengewebe. Wirkung: Vata - und Kapha Reduktion, gewichtsvermehrend, srotasöffnend, kräftigend. Sesamöl: über 30 Wurzelrinden und Kräuter wie Ashwagandha (Withania somnifera Winterkirsche), Solanum dulcamara (Bittersüsser Nachtschatten) und Malve werden mit Wasser, Milch und Wurzelsaft werden über Tage gekocht und aufwändig verarbeitet. Murivenna ist ein weiteres unterstützendes Öl auf Kokosnussbasis mit Inhaltstoffen wie Zwiebel, Aloe Vera, Moringa und Shatavari und wird in der Regel unterstützend für alle Arten der Regeneration von Haut-, Muskel- und Knochengewebe verwendet. Kleine und grössere geschlossene Wunden werden mit Murivenna behandelt (Ludwig 2018).

Katibasti: ist eine lokale Dauerölbehandlung (20 bis 40 Minuten) und gilt im Ayurveda auch als äusserer Einlauf. Katibasti werden direkt auf der Lendenwirbelsäule in Bauchlage verabreicht. Katibasti werden speziell angewendet bei degenerativen, chronischen Rückenschmerzen sowie bei Ischiasleiden. Vasant Lad beschreibt die Katibasti Therapie gegen Hexenschuss, Ischias, Diskushernie, Schmerzen an Nervenknoten, lumbosakraler Arthritis, lumbaler Spondylose (krankhafte Veränderung an den Wirbelkörpern und Bandscheiben) und lumbalen skoliotischen Veränderungen (Fehlhaltung mit einer Krümmung). Er verwendet diese Therapieform sogar bei akuten Bandscheibenbeschwerden, jedoch mit Sesamöl (Lad 2016, 199, Bali 2010). Gupta beschreibt hier akute Krankheitsbilder und Entzündungen (Gupta 2009, 111-114).

Auch neue Forschungswege zeigen immer mehr die Nutzbarkeit der Haut zur Abgabe von Wirkstoffen, wie gerade mit ausreichender Lipophilien (Fett liebende Substanz) durch das Stratum corneum via Penetration, was die Arzneimittel Stoffaufnahme verbessert oder überhaupt erst ermöglicht (Norbert 2007).

Punkto Häufigkeit sollten mindestens drei Behandlungsintervalle in täglicher Folge durchgeführt werden. „Die Durchführung kann eine Woche lang 1x täglich, dann alle 2 Wochen alle 2 Tage und danach 12 x pro Woche bis zum Abklingen der Symptome für jeweils 45 Minuten erfolgen“ (Gupta 2009, 111-114).

Handling: Mit Kichererbsen- oder Uriaddalmehl wird ein Teigring hergestellt und geformt. Der Ring wird vorgewärmt auf die betroffene Stelle gelegt (in unserem Fall die Lendenwirbelsäule) und mit ca. 45°C warmem, mediziniertem Öl nach vorgegangenem Asuwahlverfahren gefüllt. Das Ölbad muss andauernd warm gehalten werden und kann durch eine Infrarotlampe bestärkt werden. Der zeitliche Rahmen ist je nach Konstitution 25 Minuten (Kapha) bis 55 Minuten (Vata). Vielfach wird ein Katibasti unmittelbar nach einer Prstabhyanga oder auch isoliert verabreicht (Gupta, 2006, Gupta 111-114).

Matrabasti: Werden auch anuvasana-basti genannt und sind Einläufe mit Öl zur Reduktion von Vata. Da die Einläufe am Hauptsitz von Vata angesetzt werden, sind diese besonders wirkungsvoll. Der ölige Einlauf dient vor allem dem Aufbau von ausgezehrtem Gewebe mit Eigenschaften wie reinigend, stärkend und wärmend. Sie sind ölig und schwer und harmonisieren das Vatadosha beim Bewegungsapparat und das Nervensystem. Dieser Einlauf hat auch auf die Psychosomatik einen positiven und effizienten Effekt

Angewendet im Wechsel mit dem Niruhabasti (ein wässriger Einlauf mit einer spezialisierten und individualisierten Kräuterdekoktrezeptur), entspricht der Effekt einer schonenden und intensiven Darmsanierung (Gupta 2006, 82, 137ff, Ali 2010). Im Ayurveda werden oft Bastis eingesetzt, um Schmerzen und Steifheit im Bewegungsapparates zu lindern (Thatte 2015).

Agnikarma: auch Kauterisation genannt, macht sich die punktuell eingesetzte, intensive Hitze zunutze und erhöht die Gewebedurchblutung. Gerade bei akuten Beschwerden eine hervorragende Therapie bei Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen mit sofortiger Wirkung (Jethava 2015). Der Fachmann kennt spezifische und wirkungsvolle Punkte (Ca,Ci,28,101). In der Studie von Vaneet 2014 über Agnikarma wird erwähnt, dass Agnikarma bessere Effekte erzieht als Siravedha (Blutegeltherapie). Agnikarma erzielt vermutlich durch die Qualität ushna (Hitze) eine Beruhigung des Gunas (Eigenschaften) Shita (Kälte) und verringert den Schmerz. Zudem erhöht die Hitze eine Durchblutungsförderung, was wiederum die Ernährung des Gewebes beschleunigt. Die induzierte Zirkulation spühlt die entzündungsverursachenden Substanzen an den betroffenen Stellen weg und reduziert letztendlich die Entzündung (Jethava 2015, Mc Lane 1989).

Rakta-mokshana: Die Anwendung von Blutegeln bei Ischiassyndrom ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Diese zeigt jedoch in der Praxis immer wieder gute Erfolge. In der Schweiz gibt es eigens dafür bestimmte Spezialisten (www.hirumed.ch/therapie.htm). Diese Therapie wird gerne angewandt bei Schwellungen, Schmerzen, Entzündungen und bei Betroffenen mit fortgeschrittenen Krankheitsverläufen. Entzündungshemmende-und thromolytische Wirkungen sowie eine Verbesserung der Blut- und Lymphzirkulierenden Flüssigkeiten im Körper, wurden im Speichel der Blutegel gefunden (Koeppen 2014).

Ahara (Ernährungsanpassung): Das Ziel der Ernährungsoptimierung sind die Ursachenvermeidungen der auslösenden Faktoren. Diese erfolgt sehr individuell, konstitutionell, Dosha - und krankheitsbezogen unter Beachtung allgemeiner und individueller Ernährungsregeln. Bei chronischen Rückenschmerzen wird folgendes Empfohlen: mildes Fasten und / oder leichte Diät wie Gemüsesuppen, Reismilch oder Fleischsuppen. Diese idealerweise mit Zugaben von Ghee, scharfe Gewürze wie Trikatu, Salz, Pfeffer und Ingwer. Die Speisen sollen wohlwollend frisch, regional und saisonal gekocht sein. Langhana, reduzierende Kost, hilft bei schwachem Agni sowohl als auch um Ama zu eliminieren.

Eine Vata senkende Ernährung wird erreicht unter der Berücksichtigung folgenden Eigenschaften: leicht, warm, regelmässig sowie in Maßen eingenommen. Unter „leicht verdaulich“ meint der Ayurveda gekochte Nahrungsmittel. Auch vatasenkende Kräuter wie Dashamula, eine stärkend - und schwer wirkende Mischung aus zehn Wurzeln, sind unterstützend. Eine weitere Möglichkeit: Heiss zubereitete Getränke mit vatasenkenden Gewürzen wie Musta, Tila, Nelke, Shatavari (Asparagus racemosus), Bala (Sida cordifolia) etc. gekocht in Milch oder Joghurt. Gupta empfiehlt weiter: Weizen, Dinkel, Hafer, Reis, Mung (vigna radiata), geringe Mengen Masa (vigna mungo), Milch, Ghee, Sesamöl, Zucchini, Auberginen, Karotten, Kürbis, Knoblauch, Fenchel, Rote Beete, Topinambur, Kartoffeln, Steckrüben, Zwiebeln (gekocht), Pfeffer, Nelken, Kardamom, Zimt, Koriander und Ingwer.

Öle sind durch Ihre befeuchtende Eigenschaft nützlich, um Vatakrankheiten zu senken. Sie können in vier Arten verwendet werden: äusserlich, innerlich, inhalativ und als medizinisches Enema (Einlauf). Speziell zu meiden sind Vata aggravierende Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Brokkoli, Blattgemüse, Hirse, Mais und Gerste; also trockene, rohe, leichte Nahrung, schwer verdaulich und Srotas blockierende Nahrung wie Joghurt, Käse, Fleisch, Fisch, Eier sowie saure Nahrungsmittel wie Essig, Wein, saures Obst und Tomaten. Auch Virudhara (falsche Nahrungsmittelkombinationen) wie Nahrungsmittel mit sauren Eigenschaften kombiniert mit Milchprodukten blokieren die Srotas. Nicht empfohlen sind aufgewärmte Speisen und Zubereitungsarten in der Mikrowelle (Gupta 2009, 280).

Vihara (Verhaltensoptimierung):

Yoga heisst Vereinigen und damit ist der Kontakt zu sich selber und oder zu Gott gemeint (Mittwede 2013, 421). Es gibt unzählige Yogaformen. Yoga beinhaltet Atemtechniken und körperliche Asanas (Übungen). Die Wirksamkeit der „mind-body-spirit“ Praxis wird in Studien bewiesen (Bhutkar 2011, Williams 2005, Sapern 2004). Bereits die täglich praktische Anwendung des bekannten Surya Namaskara (Sonnengruss) beeinflusst positiv das vegetative Nervensystem und ist als Prävention eine optimale Hilfe (Bhutkar 2011). Wichtig ist die Bewegung für die Betroffenen.

Eine Körperölung kann der Klient gerne selbstständig zu Hause durchführen, was einen positiven Effekt auf die Compliance der Betroffenen hat. Grudsätzlich gilt auch hier: Wärme herbeiführen in jeglicher Form: schützende Kleidung, warme Umgebung, warmes Essen und Trinken. Asanas (Yoga), Bewegung, den Umständen entsprechendend, ist wichtig. Physische Überlastung sollte vermieden werden. Dies gilt für alle falschen und übertriebenen Anstrengungen wie langes Sitzen, langes Stehen, schwere körperliche Arbeit, ein zuviel an Sport und Traumata. Eine kalte Windexposition soll vermieden werden (Gupta 2009, 280). Evidenzbasierte Studien sagen aus, dass es von Vorteil ist, aktiv zu bleiben anstelle einer Bettruhe. Weitere Möglichkeiten bieten professionelle Angebote wie Wirbelsäulenmanipulation, Traktionstherapie und Physiotherapie. (Koes 2007).

Aushadha (Unterstützung aus der Natur): medizinische Präparate (Heilpflanzen, Mineralien, Metalle, tierische Produkte) (Schrott 2012, 7). In diese Kategorie gehören bei chronischen Rückenschmerzen alle Pflanzen sowie auf der Erde existierenden Substanzen, welche den Vataeigenschaften entgegegesetzte Wirkung erzielen. Auch alle beruhigenden, schlaffördernden und ausgleichenden Pflanzen sind hier angebracht (Schrott, Ammon 2012, 37). Bei chronischen Rückenschmerzen können Nervengewebe und den Bewegungsapparat - beeinflussende Kräuter eingesetzt werden. Besonders erwähnt werden in der Literatur bei Grdhrasi Yogarajguggulu oder Simhanadaguggulu und Ashvagandha (Withania somnifera). Darum werden diese auch in schwacher Dosis bei dieser Studie eingesetzt. Yogarajguggulu wirken durch den Inhaltsstoff von Guggulu (Commiphora mukul), besonders Vata senkend. Sie reinigen die Srotas, indem sie lekhana (auskratzend) wirken und haben auch eine entzündungshemende Wirkung (Zoller 2012, 296-297, Schrott 2012, 457, Satyavati 1988).

Ashvagandha ist bei Vatabeschwerden das Mittel der Wahl und hat eine erwiesene antiinflammatorische Wirkung, besonders bei Arthritis (Zoller 2012, 640-641, Schrott 2015, 380-381, Kulkarni 1991, Sumantran 2008).

Ashvagandha gehört ayurvedisch zu den Rasayanas (Verjüngungsmittel), wirkt degenerativen Prozessen entgegen und des weiteren nährend, analgetisch, agnistärkend, abwehrsteigernd und medhya (gut für Nerven und schlaffördernd), (Grandhi 1994, Kulkarni 1992, Kukarni 1994).

Die Einnahme ayurvedischer Kräuter wird noch verstärkt, wenn diese kombiniert eingenommen werden mit einem anupana (wie ein Katalysator wirkend, ein Vehikel welches die Resorption unterstützt, die Wirkung steigert, und die Nebenwirkungen reduziert), (Schrott 2012, 74). Ashvagandha wird mit Milch als gängiges anupana eingenommen.

Eine bewährte Heilmethode ist auch das Auflegen von Lepas. Diese Technik gehört zu den Upanahasveda (Pasten und Packungen aus Blättern und Getreide; warme Breiumschläge). Gerade bei Ischias, Lumbago und Kyphosen häufig angewendet, können Lepas mit auch bei uns bewährten und gängigen Kräutern wie zum Beispiel Beinwell wohltuend Beschwerden lindern (Gupta 2006, 134). Eine weitere Anwendung von Svedana kennt Ayurveda mit Sainthava (rosafarbenes Steinsalz). Das klassisches Steinsalz mit einem besonders hohen Anteil an Mineralien und Spurenelementen besitzt noch den natürlichen Mineralstoffgehalt von über 8% und enthält viele physiologisch wertvollen Spurenelemente (Sena 2007, 83). Daher kann es eingesetzt werden, um die Rückenstrukturen zu wärmen, zu nähren und auch um Schlacken zu lösen. Als Anwendung stellt man Pindas her. Pindas sind mit Steinsalz gefüllte Beutel, und betupft dann die betroffenen Stellen mit den erhitzten Pindas.

Eine typische ayurvedische Rezeptur bei Gridhrasi ist die Knoblauchmilch. Obschon in der ayurvedischen Medizin, Milch in Kombination mit Knoblauch, gänzlich eine gesundheitsschädigende Kombination darstellt (Gupta 2009, 112), stellt dieses Rezept eine wirkungsvolle Ausnahme dar. Man kocht eine Knoblauchzehe mit 1 Tasse Milch und 2 Tassen Wasser, bei milder Hitze so lange, bis alles Wasser verdampft ist. Diese Rezeptur nimmt der Betroffene 2x täglich ein (Gupta 2009, 283). Geweberegeneration: Rasnadikvath (Zoller 2012, 659), Haritaki (Terminalia chebula) (Zoller 2012, 600), Erandakalka (Eine Paste aus Ricinus communis) (Zoller 2012, 530, 656) und Ghee, zum Beispiel Pancatiktaghee (eine Rezeptur aus fünf bitteren Kräutern) (Zoller 2012, 674-677), Shallaki (Boswellia serrata) (Zoller 2012, 231), Simhanada guggulu (Zoller 2012, 697). Viele Pflanzen, in Sanskritnamen erwähnt in den Kaya Cikitsa, sind für uns nicht eruierbar oder verboten, wie uns folgendes Beispiel zeigt:

-Hindi: harsiṅgār, parjā
-Bengali: śephālikā, śephāli, śiuli
-Tamil: paviḻamallikai oder paviḻamalli, pārijātam
-Englisch: bekannt als Nachtjasmine oder Korallenjasmine

Diese Pflanze ist in den USA verboten.

Viele Ayurveda-Mediziner verwenden jedoch auch bereits einheimische Pflanzen, hergestellt in ayurvedischen Rezepturen. Der Ayurveda beteuert, dass die Heilmittel unter Berücksichtigung von regionalen und saisonalen Bedingungen wirkungsvoller sind. Hier gibt es auch einen ökologischen Hintergrund (Gupta, 2006, 97, Sena 2009, 164, Schrott 2012, 58).

Dinacarya, tägliche Routine: Wichtige Komponenten im Ayurveda sind die Dinacarya. Diese dienen vorallem der Prävention. Ein gemässigter Lebensstil entspricht den Naturrhythmen (Gupta 2009, 49). Bereits das frühmorgentliche Wassertrinken senkt alle drei Doshas und wird vor allem auch erwähnt, um Lumbagobeschwerden zu senken (CS Su.5.und 7.31-37).

Prognose:

Gridrhasi wird in der CA.SA,XXVIII,42 wie folgt beschrieben: „genannte Krankheiten können geheilt werden, nur bei sorgfältiger Behandlung:

Sich inneinander verbissenes ( Lock-jaw), krummer Rücken, Buckel, Atrophie der Glieder, Steifheit. Die Krankheiten würden nur unter folgenden Umständen geheilt: bei neuerem Leiden, wenn der Patient kräftig ist, wenn die Krankheit nicht assoziiert ist mit Komplikationen.“

Bei Amavata, wie dem Morbus Bechterew, erwähnt Gupta 2 Stadien in Bezug auf die Prognose: Das Stadium 1, Frühstadium, hat noch keine schwerwiegenden Veränderungen (Ankylose), wird als günstig prognostiziert bei adäquater Therapie. Im Stadium 2 sind bereits radiologisch strukturelle Veränderungen sichtbar. Dieser Schaden ist irreversibel und mit stätionären Behandlungen kann eine Beschwerdelinderung erwartet werden.

Sandhi-gatavata gilt als heilbar bis auf das, was durch degeneratives Geschehen bereits zerstört ist (Gupta 2009, 280, 293).

3. Einleitung und Studiendesign

Laut Bundesamt für Gesundheitswesen gehören Rückenschmerzen zu den meist verbreiteten Beschwerden unserer Zeit (BAG 2018). Deutsche mit einer Lebenszeitprävalenz von mehr als 80 % haben mindestens einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen (Raspe und Kohlmann 1998, Gralow 2000, Hasenbring 2004). In der Schweiz leiden achtzig Prozent der Menschen einmal pro Jahr bis mehrmals wöchentlich unter Rückenschmerzen (Gerfin 2011). Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 30 Rappen (40 Rappen ab 2018) zugunsten der Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird (BAG, 2018). Nach resultierenden Schätzungen verursachten Rückenschmerzen in der Schweiz im Jahre 2011 direkte medizinische Kosten von rund CHF 3'755 Mio. (Wieser 2005). In der Rangliste der zehn Erkrankungen mit den längsten Arbeitsunfähigkeitszeiten liegen Rückenschmerzen, ICD-10-GM:M54 (WHO 2011). Mit dem hier in dieser Studie angewandte Owestry Score können die durch Rückenschmerzen verursachten Einschränkungen am Sozialleben ermittelt werden und das alltagsrelevante Beschwerdeausmaß gemessen werden (Tal 2009).

In einer Minderzahl findet man spezifische Ursachen: Frakturen, symptomatische Diskushernien, Spinalkanalstenosen, Spondylarthritiden, Infektionen, Tumoren und Metastasen (Chou 2007).

Prävention, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie unspezifische, chronische Rückenschmerzen, müssen dringend verbessert werden, denn die Krankheitslast und die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Folgen wiegen schwer (Allaz, Schulte, Strittmatter, Stuck 2011). Bei der Mehrzahl von Rückschmerz-Patienten lässt sich weder eine Krankheit, noch eine sichere anatomische Quelle, noch ein krankhafter Prozess als Ursache für den Schmerz finden. Man spricht hier von unspezifischen Rückenschmerzen und diese werden auf wenigstens 80% geschätzt (Abraham, Killackey-Jones 2002).

Es wird angenommen, dass anhaltender oder repetitiv auftretender emotionaler Distress, mit einer Erhöhung der muskulären Aktivität der lumbalen Rückenstreckmuskulatur einhergeht, was zu Verspannungen und Schmerzzuständen führt (Hasenbring et al. 2001). Unspezifischer Rückenschmerz tritt auf und chronifiziert durch eine komplexe Verknüpfung von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren (Waddell 1998, Kröner 2000). Aber auch Stress, Konflikte, Überforderungen in Beruf, Familie, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, negative Stimmungen wie Angst oder Depressionen sind bekannte Ursachen. Laut Schmid, Klimczyk, Möckel, Kuiper, Nilges und Ljutow, sind gerade einmal bei 1% der Rückenpatienten Entzündungen, Infektionen und Tumore deren Ursache ( McKenzie Institut Deutschland 2016 ).

Laut Raspe fallen Ausmass und Verlauf der Besserung ähnlich aus und fallen nicht spezifisch auf (Raspe 2008). In Bezug auf diese Erkenntnis bietet sich Ayurveda an, um die Effekte dieser Heilmethode bei chronischen Rückenschmerzen unter die Lupe zu nehmen.

Im Rahmen dieser Masterarbeit soll die Wirksamkeit von Ayurveda bei chronisch unspezifischen Rückenschmerzen, anhand einer prospektiven nicht randomisierten monozentrischen Anwendungsbeobachtung mit Pilotcharakter, untersucht werden.

Bisher wurden nur wenige Studien mit Ayurveda-Therapie bei Gridhrasi durchgeführt (Falkenbach 2003). Gridhrasi wird beschrieben als Ischiassyndrom mit Symptomen wie Schmerzen, Muskelverspannungen, Sensibilitätsstörungen (Sharma Vol. 1 2012, 363-367, Sharma Vol V 2012, 35-35). Mit dem Fokus in Einzeltherapien wie Svedana (Wärmebehandlung), Matrabsti (Einläufe), Agnikarma (lokale Kauterisation) und Katibasti (lokale Dauerölanwendung) gut beschrieben im jeweiligen Sachverzeichnis (Gupta 2009). Ayurveda ist ein multidimensionales System und bedarf einer umfassender Behandlung wie es bei Ayurveda- Medizin üblich ist (Kumar, Krishna 1992).

Weiterhin beinhaltet diese Studie Experteninterviews. Einen Einblick von Experten über Ayurveda- Medizin weltweit in Bezug auf Gemeinsamkeiten und Besonderheiten bezüglich chronisch unspezifischer Rückenschmerzen und deren Behandlung.

3.1. Fragestellung und Herausforderung

Es erfolgt eine Evaluation der Wirksamkeit von multimodaler ayurvedischer Behandlung auf die Schmerzintensität, Funktionalität, psychologische Effekten, Lebensqualität und Langzeitwirkung auf Patienten mit chronischen Rückenschmerzen in einem definierten Behandlungszeitraum, gefolgt von einer Untersuchung und Gesamtzufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis nach Studienende.

Ayurveda basiert auf einer eingehenden individuellen, systemischen Befunderhebung, Anamnese (Gupta 2009, 33). Dies kann sehr unterschiedliche Behandlungen für die Probanden bedeuten. Die Therapieperson wird demnach jeden Probanden kennen und zuordnen. Da hierdurch die Vergleichbarkeit der Resultate leidet und eine statistische Unschärfe entsteht, wird es eine wichtige Aufgabe des Studiendesigns sein, einerseits den Ansprüchen einer ganzheitlichen Behandlung zu genügen und andererseits die Aussagekraft der Statistik zu erhalten. Dies wird durch die Installation eines möglichst homogenen und einheitlichen Therapieregimes (Grundmusters) sicher gestellt, nämlich die Scores, beschrieben unter Methodik.

Letztlich sucht diese Arbeit eine Antwort auf die Frage, ob Ayurveda-Therapie überhaupt hilft bei chronischen Rückenschmerzen. Wenn sich bestätigt, dass Ayurveda-Therapie hilft bei chronischen Rückenschmerzen, sind weitere Arbeiten angezeigt, welche die einzelnen Massnahmen wie z.B. Massage, Bewegung und Yoga und Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten untereinander auf ihre Effizienz vergleichen. Diese Frage wird nicht im Studiendesign berücksichtigt und nur über Einzelbeobachtungen wahrgenommen. Die ayurvedischen Therapiemassnahmen wirken sich aufgrund ihres ganzheitlichen Ansatzes immer auch auf das Allgemeinbefinden des Patienten aus, so dass dies in der Auswertung berücksichtigt werden soll (Allgemeinzustand, psychisches Befinden, andere körperliche Beschwerden, Einfluss der Therapie auf andere Grunderkrankungen u.ä.). Im Diskussionsteil soll zudem auf die Pilotfunktion dieser Studie Bezug genommen werden. Künftige Studien können die erarbeiteten Ergebnisse aufgreifen und folgende Fragen gezielter nachgehen: Welche ayurvedische Therapiemassnahme hat am besten geholfen? Wie kann der Langzeiteffekt der ayurvedischen Behandlungen eruiert werden?

3.2. Hypothesen der Studie

Mit dieser Studie werden folgende wesentliche Ziele verfolgt:

-Ayurveda-Medizin in Bezug auf chronische Rückenschmerzen.
-Schmerzreduktion
-Steigerung der Funktion des Bewegungsapparates
-Rezidivprophylaxe in Bezug auf chronische Rückenschmerzen

Als Nebeneffekt werden Fragen in Bezug auf die Zufriedenheit der Behandlung und ein Feststellen der Verbesserung der Lebensqualität gestellt.

Die Erfahrungen von Ayurveda-Spezialisten ergeben ein sehr positives Bild über die Wirkung von ayurvedischen Therapiemassnahmen bei chronischen Rückenschmerzen. Anhand von statistischen, subjektiven und objektiven Kriterien soll die Wirkung von Ayurveda auf chronische Rückenschmerzen auf die Lebensqualität der Probanden untersucht werden.

Der ganzheitliche Therapieansatz mit Massage, Mobilisation / Yoga, Gewebskräftigung, Umstellung von Lebensgewohnheiten, Meditation, Pranayama/Atemübungen, Ernährung, ayurvedischer Pharmakologie, sowie Gespräche sollen in Theorie und Praxis beleuchtet werden. Ausserdem wird ein Vergleich zwischen unterschiedlichen Zentren in dieser Studie dargestellt und diskutiert.

4. Methodologie

4.1. Einführung

Dieser prospektiven, nicht randomisierten Studie liegt die Anwendungen und Analyse von 21 Probanden mit einem Beschwerdebild von chronischen Rückenschmerzen zugrunde. Das Patientenkollektiv dieser Studie repräsentiert einerseits die Gruppe der chronisch Rückenkranken, die degenerative Veränderungen haben ohne OP - Indikation, andererseits operierte Patienten mit persistierender chronischen Rückenschmerzen. Die meisten haben bereits Erfahrung in konservativen Methoden wie Physiotherapie, Massage, Medizinische Trainingstherapie und ähnlichem.

Die Probanden wurden in der Ayurvedapraxis Thun von Luise Pfluger behandelt. Luise Pfluger ist Experte Intensivpflege NDS HF und sie hat das Studium Ayurveda Medizin an der Middlesex University London, im Jahr 2016, erfolgreich abgeschlossen. Seit 2014 praktiziert sie in eigener Ayurvedapraxis in Thun und des Weiteren ist sie als Ayurveda Medizinerin für die Giardino Group in der Schweiz tätig. Diese Anwenderstudie wird im Rahmen der Masterarbeit geschrieben.

Als Messgrössen zur Beurteilung werden grösstenteils standardisierte Zielparameter erhoben. Diese zeigen ein erwünschtes Ergebnis und gelten in der Medizin als verlässlich und üblich.

Vier unterschiedlich standardisierte Scores / Screeningfragebogen (Anhang 3, 4, 5, 6) werden zur Verfügung gestellt von Dr. Schwarzenbach, Rückenzentrum Thun (www.spine.ch). Hierdurch ergibt sich eine gute Erfassung der erwünschten Zielparameter: Körperfunktionen in Bezug auf die Rückenschmerzen, Beweglichkeit, Einschränkungen und die Tätigkeiten des Alltages, Selbsteinschätzung des Patienten in Bezug auf die Rückenschmerzen und zusätzlich die Komorbiditäten.

Um ein homogenes und einheitliches Therapieregimes sicher zu stellen, wird ein standardisierter Therapieplan und ein Algorhytmusbogen erstellt (Anhang 15, 18). Ein zusätzlich selber erstellter Fragebogen soll Tendenzen aufzeigen zu den Erwartungen vor der Therapie, Rezidivprophylaxe, mögliche Instrumente zur Verbesserung der Lebensqualität und weitere Aspekte des psychischen Befinden beleuchten (Anhang 7, 8, 9, 10). Zudem wird der FBA (Finger-Boden-Abstand) erfasst. Die Messung des FBA ermöglicht eine orientierende Beurteilung der Beweglichkeit der Wirbelsäule, da Einschränkungen der Beweglichkeit der Brust- und Lendenwirbelsäule in einem erhöhten FBA resultieren (Horre 2004).

Die Beobachtungszeit dauert zeitlich begrenzt in etwa 2 Monate. Therapeutisch begrenzt sind das 3 – 6 Behandlungen von je einer Stunde, Therapiezeit plus 15 Minuten Ruhezeit. Zur Beobachtung einer Wirkung auf die Nachhaltigkeit erfolgt nach der Beobachtungsphase noch einmal ein Follow-up mit den Probanden (Anhang 10).

Dieses Projekt wird so durchgeführt, wie es die Gesetze in der Schweiz vorschreiben (DSGVO 2018).

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird generell auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für beiderlei Geschlechter.

4.2. Ethische Grundlagen dieser Arbeit

Bei der Anwenderstudie werden persönliche und medizinische Daten erfasst. Diese Patientendaten werden komplett anonymisiert. Es werden nur sehr wenige Personen die unverschlüsselten Daten sehen, und zwar ausschliesslich, um Aufgaben im Rahmen des Projektes und zum Wohlergehen des Teilnehmers zu erfüllen. All diese Personen unterstehen strikt der Schweigepflicht. Der Proband hat auf Verlangen jederzeit Einsicht in seine Daten. Es wurde im Vorfeld von jedem Teilnehmer eine Einwilligungserklärung abgegeben, die unterschrieben wurde (Anhang 12, 13). Somit sind alle Probanden durch anonyme Datenerhebung geschützt. Durch die Verwendung von Identifikationsnummern ist die Vertraulichkeit gewährleistet.

4.3. Einschluss- und Ausschlusskriterien

Die Einschluss und Ausschlusskriterien für die Teilnahme werden zum Beginn der Studie und vor Akquisition der Probanden definiert.

Die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10-GM Version 2013) verweist im Kapitel XIII Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (ICD-10-GM: M00 – M99) auf verschiedene Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückens (ICD-10-GM: M40 – M54). Dazu zählen u. a. die sogenannten Spondylopathien (ICD-10-GM: M45 – M49), also die Wirbel- bzw. Wirbelsäulenerkrankung mit nachweisbaren Strukturstörungen sowie sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens (ICD-10-GM: M50 – M54)

ICD-Code Krankheit oder Störung (Beispiel) M45 – M49 Spondylopathien M45 Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) M46 Sonstige entzündliche Spondylopathien (u. a. eitrige Bandscheibenentzündung) M47 Spondylose M48 Sonstige Spondylopathien (u. a. Verengung des Wirbelkanals, Ermüdungsbruch) M49 Spondylopathien bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (u. a. Tuberkulose der Wirbelsäule) M50 – M54 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens M50 Zervikale Bandscheibenschäden im Bereich der Halswirbelsäule, mit oder ohne Einengung von Nervenwurzeln oder Rückenmark M51 Sonstige Bandscheibenschäden im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule mit oder ohne Einengung von Nervenwurzeln oder Rückenmark M53 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens, anderenorts nicht klassifiziert (u. a. Lockerung des Gefüges der Wirbelkörper) M54 Rückenschmerzen M54.5 Kreuzschmerz, M54.9 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet.

Einschlusskriterien:

-Alle Patienten mit unterem chronischem Rückenschmerz, ICD10:M54
-Einwilligung zur Studienteilnahme (Anhang 12, 13)
-Übernahme der Behandlungskosten (Selbstzahler)
-Der Patient befindet sich wegen der Rückenschmerzen idealerweise, aber nicht zwingend, in ärztlicher Betreuung

Ausschlusskriterien:

-ICD 10: Spondylitis ankylosans: Lumbalbereich M45.07 Spondylitis ankylosans: Lumbosakralbereich M45.08 Spondylitis ankylosans Spondylitis ankylosans: Nicht näher bezeichnete Lokalisation: Thorakolumbalbereich M53.96 Krankheit, der Wirbelsäule und des Rückens, nicht näher bezeichnet: Lumbalbereich, Krankheit der Wirbelsäule und des Rückens, nicht näher bezeichnet Lumbosakralbereich: Sakral- und Sakrokokzygealbereich, Lumboischialgie Lumboischialgie M54.4, Sonstige Rückenschmerzen: Lumbalbereich

M54.87, Sonstige Rückenschmerzen: Lumbosakralbereich M54.88, Sonstige Rückenschmerzen : Sakral- und Sakrokokzygealbereich M54.86-88, Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Lumbalbereich M54.97, Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Lumbosakralbereich

M54.98, Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Sakral- und akrokokzygealbereich.

-Schwangerschaft
-aktuell behandeltes Malignom (generell)
-Alter < 17 Jahren
-Alter > 87 Jahren
-Fibromyalgie
-akute Ischialgie
-dringliche Operationsindikation
-Status nach langjähriger hochdosierter Steroidtherapie
-hochdosierte antiinflammatorische / antirheumatische Therapie
-frische Fraktur-Symptomatik aufgrund einer internistischen, rheumatischen oder Grunderkrankung
-kardial und pulmonal starke Einschränkungen
-Fieber
-akute psychiatrische Erkrankungen
-Bandscheibenvorfall mit paretischer Komponente
-alle akuten Krankheitsbilder

4.4. Beschreibung der Messmethodik

Es wird die übliche, klinisch relevante Diagnostik (klinische Untersuchung, ggf. Bildgebung, Labor etc.) durchgeführt. Entsprechende Befunde liegen dem Prüfer vor. Es werden im Rahmen dieser Studie zu vier Messzeitpunkten Daten erhoben:

1. Vor Therapie-VO
2. unmittelbar nach den ersten drei Manualtherapien-V1
3. vier Wochen nach Beginn der Therapie-V2
4. drei bis 6 Monate nach Beginn der Therapie, als follow up per Briefpost-V3

(Anhang 7, 8, 9, 10)

Zur Quantifizierung und objektiven Beurteilung werden als Basis folgende statistischen Scores gewählt:

- Oswestry Disability Index 2.1, deutsche Version, 2009 (ODI) (Gaul 2008):

Das meist bekannte und einfach anzuwendende System repräsentiert eine Selbsteinschätzung über Lifestyleaktivitäten, wahrgenommene Wirkung der Rückenschmerzen, Behinderungsgrad und Fähigkeiten um sie als normal auszuführen.

Der ODI beinhaltet 10 Items, jeder mit 6 Antworten von 0-5 Punkte Skala, empfohlen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Jeder beinhaltet die Beeinträchtigung von LBP und Beinschmerzen mit folgenden Zustimmungen:

-10 Items: Schmerzen, Selbstpflege, Lebensgewohnheiten, Gehen, Sitzen, Stehen, Schlafen, Sexleben, Soziales, Reisen
-Interpretation: 10 Items, 1-5 Punkte: 0=schwach. 5=erhöhter Schweregrad
-Skala: 0 – 50 Punkte
-Score Auswertung: Zahl mal 2 ergibt die prozentuale Auswertung. (zum Beispiel bei 15 Punkten = 15x2= 30 Prozent)

0 bis 20 Prozent: minimale Behinderung: können meist alles managen. Keine Therapie nötig, Vorschläge fürs Leben wie Haltung, Fitness, Diät

21 – 40 Prozent: moderate Behinderung: mehr Probleme beim Sitzen, Heben, Stehen, Reisen, Sozialem, Sex. Eventuell stark betroffen und Arbeitsunfähig. Konservative Therapie genügend

41 – 60 Prozent: schwere Behinderung: Der Schmerz ist das primäre Problem: signifikante Probleme beim Sitzen, Gehen, Heben, Stehen, Sozialem, Sex, Reisen. Eine detaillierte Analyse ist nötig

61 – 80 Prozent: Verkrüppelung: chronischer Rückenschmerz hat Auswirkung auf alles. Aktive Therapie nötig

81–100 Prozent: Eventuell Bettlägerig. Vorsicht erforderlich. (www.igptr.ch) (Anhang 4).

- Euro Qol EQ-5D 2006 (Hinz 2006): Seit 1987 ist dieser Score eine Messmethode weltweit und gibt Auskunft über Beweglichkeit, für sich selber sorgen, Allgemeine Tätigkeiten, Schmerzen, körperliche Bewschwerden, Angst und Niedergeschlagenheit. (www.euroqol.org). Beim Euro Qol ist auch ein VAS (Visuelle Analogskala) dabei, Numerische Ratingskala (NRS) in Anlehnung an den deutschen Schmerzfragebogen (Nagel et al., 2002). VAS zum Bewerten des Gesundheitzustands wurde in dieser Studie ausgeschlossen, da mehr als genug Angaben zu dessen Befindlichkeit in den Untersuchungen präsent sind (Anhang 5).
- Spine Tango COMI , 2009 (Röder 2009): Spine Tango COMI sind Fragebögen des internationalen Wirbelsäulenregisters. Dieses selbstverwaltete multidimensionale Instrument, besteht aus sieben Fragen, um das Ausmass von Rücken und Beinschmerzen des Patienten, Schwierigkeiten beim Funktionieren im Alltag, symptomspezifisches Wohlbefinden, allgemeine Lebensqualität sowie Soziales und Arbeit zu beurteilen.

Beinschmerzen und Rückenschmerzen werden auf 0 – 10 graphischen Bewertungsskalen und allen anderen Punkten auf 5 Punkt Antwortskalen bewertet. In jedem Fall zeigt eine höhere Punktzahl einen schlechteren Status an. Scores für jede Domain und eine Zusammenfassung Index Score werden berechnet. Für letzteres wird der schlechteste Schmerz Score zuerst als der höhere der beiden Schmerzskalen – Werte (Rücken und Bein) berechnet und reicht von 0 – 10 Punkten. Für die anderen Punkte wird die 5 Punkte Skala neu skaliert (0=0 Punkte, 1=2.5 Punkte, 2=5 Punkte, 3=7.5 Punkte, 4=10 Punkte), so dass das Ergebnis für den Gegenstand zwischen 0 und 10 liegt, analog zur Schmerzskala. Die Werte für Soziale Behinderung und Arbeitsunfähigkeit werden gemittelt, um einen Behinderungswert zu bilden. Der COMI Summenscore von 0 (bester Gesundheitsstatus) bis 10 (schlechtester Gesundheitsstatus) wird dann durch Mittelung der Werte für die 5 Subskalen berechnet (schlimmster Schmerz, Funktion, symptomspezifisches Wohlbefinden, allgemeine Lebensqualität, und Behinderung) (Anhang 3).

- SWISSspine, Schweizerische Gesellschaft für spinale Chirurgie, 2009 (Röder 2009):

Gibt Auskunft über mögliche Komorbiditäten wie Hypertonie, Herz- und andere Organerkrankungen, Diabetes, Krebserkrankungen, Bluterkrankungen, Depressionen, Krankheiten des Bewegungsapparates, und andere medizinische Probleme. (www.swiss-spine.ch) (Anhang 6).

Anhand der körperlichen Untersuchung wird der FBA (Finger-Boden-Abstand) gemessen, indem der Patient sich im Stehen mit gestreckten Knien maximal nach vorn beugt und versucht, mit den Fingerspitzen den Boden zu berühren. Der verbleibende Abstand zwischen den Fingerspitzen und dem Boden wird in Zentimeter gemessen und als FBA dokumentiert. Die medizinische Untersuchung dient zur Einschätzung der Gesamtbeweglichkeit von Wirbelsäule, Hüfte und Becken. Der FBA beträgt normalerweise zwischen 0 cm und 10 cm. Je höher der Messwert, desto grösser die Verkürzung der ganzen Muskelgruppen.

Bewertung:

-Gut: Die Fingerspitzen erreichen Ihre Füße oder den Fußboden.
-Durchschnitt: Ihre Fingerspitzen reichen bis unter die Mitte des Unterschenkels, etwa eine Handbreit über die Fußknöchel.
-Schlecht: Die Finger kommen bis zum Knie oder knapp darunter

FBA wird klinisch vor und nach drei Manualtherapien ermittelt und auch mittels Exceltabelle erfasst.

Zur Erfassung der Zufriedenheit mit der Ayurveda-Behandlung werden ebenfalls sechs

Items selbst konstruiert, die sich auf die Zufriedenheit mit der Ayurveda-Therapie und mit dem Behandlungserfolg insgesamt beziehen sowie im Einzelnen die Zufriedenheit mit der Behandlungsergebnis hinsichtlich folgender Kriterien:

-Rückenschmerzen
-psychisches Wohlbefinden
-Nachhaltigkeit (Was sind Ihre Erwartungen an einer Teilnahme an dieser Anwenderstudie Ayurveda mit Rückenschmerzen? Was verbessert/verschlechtert Ihre Rückenschmerzen? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt? Welche Intervention der Ayurveda Therapie hat Ihnen am meisten geholfen? Was hat sich bei Ihnen alles verbessert nach Ende der Studie? Wie beeinflusst die Ayurvedatherapie ihre Stimmung?)

Zum Beantworten Items mit geschlossenen und offenen Antworten. Rückenschmerzen, Lumbago (Anhang 5).

Alle Ergebnisse werden anschliessend in eine Exceltabelle eingefügt.

[...]

Final del extracto de 113 páginas

Detalles

Título
Ayurveda und Rückenschmerzen. Eine prospektive, nicht randomisierte Anwendungsbeobachtung
Calificación
merit
Autor
Año
2019
Páginas
113
No. de catálogo
V501560
ISBN (Ebook)
9783346065650
ISBN (Libro)
9783346065667
Idioma
Alemán
Palabras clave
Rückenschmerzen, Ayurveda, Alternativmedizin, lower back pain, Ursache, Behandlung, Tipps, schmerzfrei, Ischias, Hexenschuss
Citar trabajo
Luise Pfluger (Autor), 2019, Ayurveda und Rückenschmerzen. Eine prospektive, nicht randomisierte Anwendungsbeobachtung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501560

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