„Im Jahre 1167 sah sich der fatimidische Kalif al-Adid [...] mit einer ungewöhnlichen Forderung konfrontiert. Hugo von Cäsarea, ein fränkischer Adliger, der [...] im Auftrag König Amalrichs von Jerusalem nach Ägypten gereist war, verlangte, der Kalif möge ihm zur Bekräftigung des gerade zwischen ihnen abgeschlossenen Rechtsgeschäfts seine bloße Hand reichen.[...]. Zum Entsetzten seiner Höflinge entsprach der Kalif dem Wunsch der Gesandten, denn er brauchte diesen Frieden, [...]. Bereits im folgenden Jahr entschloß sich König Amalrich jedoch, erneut gegen Ägypten zu ziehen.“1
Wilhelm von Tyrus beschreibt an dieser Stelle den Vorgang eines Vertragsschlusses zwischen Muslimen und Christen während der Kreuzzüge. Auffällig sind an diesem Beispiel die demütigende Behandlung des Moslems, die dieser auf sich nimmt, um seine Existenz zu wahren und das schändliche Verhalten des Christen, der, scheinbar willkürlich, das Abkommen bricht. Diese Arbeit befasst sich mit der Praxis der Friedensschlüsse zwischen Moslems und Christen im „Heiligen Land“. Es soll näher untersucht werden, ob ein dauerhafter Frieden möglich war oder Beleidigung und Hinterlist die Beziehungen der beiden Vertragspartner trübten. Dazu soll zunächst einmal ein kurzer Ausblick auf die gegenseitige Einschätzung gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Pagani“ und „Schweine“
- Das Bild der Muslime
- Das Bild der Christen
- Friedenschlüsse zwischen Moslems und Heiden
- „Verbot\" von Verträgen mit „Heiden\" durch die Kirche
- Verträge zur Sicherung des notwendigen „modus vivendi“
- Die moralische Haltung zu den geschlossenen Verträgen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Praxis der Friedensschlüsse zwischen Moslems und Christen im „Heiligen Land“ im Kontext der Kreuzzüge. Sie untersucht, ob ein dauerhafter Frieden zwischen diesen beiden Gruppen möglich war oder ob Beleidigung und Hinterlist die Beziehungen der Vertragspartner beeinträchtigten.
- Das Bild der Muslime und der Christen in der westlichen Welt zur Zeit der Kreuzzüge
- Die Entstehung und Entwicklung der christlichen Sichtweise auf die Muslime
- Die Auswirkungen von Verträgen und Friedensschlüssen auf die Beziehungen zwischen Moslems und Christen
- Die Rolle von religiösen und politischen Faktoren in der Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Gruppen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Friedensschlusses zwischen dem fatimidischen Kalif al-Adid und Hugo von Cäsarea im Jahre 1167 dar. Das Beispiel verdeutlicht die komplizierten Beziehungen zwischen Muslimen und Christen während der Kreuzzüge, gekennzeichnet durch Demütigung und Vertrauensbruch.
„Pagani“ und „Schweine“
Dieses Kapitel beleuchtet das Bild, das die westlichen Christen von den Muslimen und dem Islam zur Zeit des ersten Kreuzzuges hatten. Es werden die Ursachen für die negative Wahrnehmung des Islams und die Rolle von polemischen Ausdrücken in der christlichen Propaganda erläutert.
Friedenschlüsse zwischen Moslems und Heiden
Dieses Kapitel analysiert die Praxis von Friedensschlüssen zwischen Moslems und Christen während der Kreuzzüge. Es werden die Argumente der Kirche gegen Verträge mit „Heiden“ sowie die Gründe für die Notwendigkeit von „modus vivendi“ zwischen den Gruppen erörtert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kreuzzüge, Friedensschlüsse, Muslime, Christen, „Heiliges Land“, „Pagani“, „modus vivendi“, Vertragsbruch, Friedensvertrag, Toleranz, Vorurteile, Islamische Kultur.
- Citar trabajo
- Philipp Gaier (Autor), 2003, Frieden zwischen Muslimen und Christen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50596