Das Recht auf Rausch - aktuelle ethische Debatten im sozialpädagogischen Kontext-


Trabajo Escrito, 2005

28 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Zum Begriff: Sucht und Rausch Vorbemerkung
1.1 Die Sucht
1.2 Der Rausch

2. Gefahren, Verbote und warum der Rausch auch etwas Gutes hat
2.1 Illegale und legale Drogen; Wo liegt die Gefahr?
2.2 Sind Rauschmittel verboten?
2.3 Das „Gute“ und die Freude am Rausch

3. Gesellschaftlicher Diskurs
3.1 Macht die Gesellschaft uns abhängig?
3.2 Muß es nicht auch Abweichungen geben?
3.3 Die Jugendkultur
3.4 Haben wir ein Recht auf Rausch?

4. Ethische Debatten in der sozialpädagogischen Arbeit im Suchtbereich
4.1 Suchtprävention in der Sozialarbeit
4.2 Sollten weiche Drogen freigegeben werden?
4.3 Debatten in der Sozialpädagogik

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Vorwort

Junge Linke für Heroinfreigabe

„ Mit Ihrer Forderung nach einer Freigabe für Heroin ist die jugendpolitische Sprecherin der Linkspartei in Sachsen, Juliane Nagel, auf heftige Gegenwehr gestoßen. Dem Radiosender „Mephisto 97,6 sagte Nagel am Dienstag in Leipzig: „Wir sind dafür alle Stoffe frei zu geben, damit alle Menschen wählen können.“ (...) Spitzenkandidat Gregor Gysi plädierte für die Freigabe weicher Drogen. (...) Gysi sagte am Dienstag, (...) „Wir sind für die Freigabe weicher Drogen, die in Ihrer Gefährlichkeit nicht anders als Alkohol einzuschätzen sind (...).“[1]

Haben wir Menschen ein Recht darauf berauscht zu sein? Ein Recht unserer Sehnsucht nach einem hedonistischen Leben nachzugehen oder gar illegale Drogen, wie Heroin zu legalisieren? Was sagt die Ethik und im Besonderen die Sozialarbeit zu diesem Thema? Mit dieser Fragestellung befasst sich diese Arbeit.

Aktuelle Debatten um die Legalisierung weicher Drogen wie Cannabis, halten die Medizin und andere Fachbereiche in Atem. Oft werden Alkohol, Nikotin oder andere süchtig machende Stoffe verharmlost. Es gehört auf einer Feier dazu, sich mal „einen zu zwitschern“ oder am Joint zu ziehen. Schließlich macht es ja jeder so. Die Gesellschaft proklamiert das vermeintlich gute Lebensgefühl, welches sich beim Konsum von Alkohol einstellt. Sei es durch die Werbung oder auch durch das Vorbild der Erwachsenen; mit 13 Jahren den ersten Rausch zu haben ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Machen es uns doch die großen Spirituosen Händler möglich, durch „Alko-Pops“ oder scheinbar harmlose Cola-Bier-Mixgetränke, ist der Zugang zu Alkohol heute einfacher geworden. Das Einstiegsalter sinkt Jahr für Jahr deutlich. Aber es gibt auch noch andere Arten sich zu berauschen. Zum Beispiel durch Extrem- Sportarten wie Bungee Jumping oder auch der Lust sich ständig neue Kleider zu kaufen, Spielrausch, Sexrausch der Fernsehrausch oder auch die Sucht nach dem Internet , diese Liste könnte man beliebig lange fortsetzen.

Auch früher, wie etwa zu Adam und Evas Zeiten im „Paradies“, waren die Menschen Versuchungen ausgesetzt. So stellte schon damals der Apfel ein Objekt der Begierde dar. Eva wusste nicht was sie erwarten würde, wenn sie Ihrer Versuchung nachgeben würde. Also griff sie zum Apfel und biss ein Stück von ihm ab. Der Reiz des Verbotenen spielt auch bei dem Thema Sucht und Rausch eine Rolle. Die Indianer oder auch die Majas rauchten in der Frühzeit Pfeifen oder tranken mysteriöse Gebräue. Somit gehörte das Bedürfnis sich durch Substanzen in einen anderen Gemütszustand zu versetzen, schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte zum menschlichen Dasein.

Die Philosophie beschäftigt sich mit Fragestellungen zum Thema Sucht und Rausch. Die Sucht gilt im Alltagsdenken als Bedrohung. Ist sie dem Menschen eingebaut, beispielsweise die Alkoholsucht, ist sie ein fehlgeleiteter Trieb der Menschen? Oder ist das Verlangen berauscht zu sein, eine Reaktion auf fehlende Werte und der Suche nach einem Halt im Leben? Die vorliegende Arbeit will versuchen eine Antwort auf die Frage: „ Haben wir ein Recht auf Rausch“? zu geben.

1. Zum Begriff: Sucht und Rausch Vorbemerkung

Süchte gibt es viele. In Deutschland gelten 5 % der Bevölkerung als süchtig. 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind schätzungsweise alkoholabhängig, darunter 30 % Frauen. Man geht von ca. 12 Millionen Deutschen aus, die alkoholkrank sind. Das Statistische Bundesamt zählte im Jahr 2003 40 000 Todesfälle als Folge von Alkoholkonsum.[2] 1,4 Millionen Personen sind Tabletten abhängig. 600 000 Menschen sind nikotinsüchtig und 120 000 Personen sind von illegalen Drogen abhängig.[3]

Was macht jedoch den Rausch aus und wie lassen sich die Begriffe Sucht und Rausch definieren? Neben den vielen medizinischen Abgrenzungen gibt es auch in der Philosophie verschiedene Definitionen über den Zustand des Rausches und der Sucht. Bevor man die Einzelnen Begriffe versucht zu definieren, muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Rausch an sich schon eine Sucht ist. Der Alkoholiker mag dieses Verlangen freilich nicht mehr so stark spüren; wohl aber der Trinker, der ab und zu mal ein Glas „über den Durst trinkt“, ist darauf aus beim „Saufmarathon“, das ekstatische Gefühl des berauscht Seins zu verspüren.

1.1 Die Sucht

Missbrauch, Abhängigkeit. Diese Begriffe ersetzen heute den doch leicht veralteten Begriff der Sucht. Doch umgangssprachlich erfreut sich der Begriff weiterhin großer Beliebtheit. Aus diesem Grund wird auch in dieser Arbeit von der „Sucht“ gesprochen. Was bezeichnet diesen Erlebniszustand genau?

Ist Sucht eine Krankheit? Es ist schwer eine allgemeingültige Definition des heute geläufigen Suchtbegriffs zu finden. In der heutigen Zeit kann jeder als Süchtiger bezeichnet werden. Schon das Verlangen nach Schokolade oder nach Arbeit (Workaholic) kann als „süchtig sein“ bezeichnet werden. Der moderne Suchtbegriff ist mehrdeutig und lässt verschiedene Erklärungsmodelle zu. Sucht ist ein Verlangen nach einem bestimmten Zustand. Die Kräfte des Verstandes werden diesem Verlangen untergeordnet. Die Sucht betrifft 10 – 30 % der Konsumenten einer bestimmten Droge. Sie ist gekoppelt mit einer engen Bindung an ein Objekt wie beispielsweise einer Droge, die dauernd oder in Phasen konsumiert wird. Mit der Sucht wird die freie Entfaltung der Persönlichkeit eingeschränkt. Sie zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Menschen. Ob Kaufsucht, Spielsucht, Arbeitssucht – jede Form menschlichen Interesses kann zu süchtigem Verlangen führen. Besonders am Beispiel des „Craving“, hierunter wird das süchtige Verhalten nach einer Substanz verstanden, lässt sich deutlich das Muster einer Sucht aufzeigen.[4] Am Beispiel des Alkohols kann man verdeutlichen, was im Organismus bei Überkonsum des Stoffes passiert:

Die Schutzmechanismen des Gehirns werden außer Kraft gesetzt. Der Alkohol verteilt sich über die Blutbahn in den ganzen Organismus. Hier entfaltet er seine toxische Wirkung. Das zentrale Nervensystem wird für eine Weile außer Kraft gesetzt. Es handelt sich hierbei um eine Anomalie. Eine Bewußtseinstrübung setzt ein. Der Verlust der Selbstkontrolle kann hier beginnen. Den Trinker verlangt es nach diesem Zustand, die Kontrolle über sich selber zu verlieren. Aber gleichzeitig verabscheut der Süchtige dieses Verhalten:

„Er wehrt sich gegen das gleichmäßige Licht der Wahrnehmung seiner selbst, gegen das unerklärliche Gleichgewicht des Ich. Im ungleichmäßigen Hin und Her dieses Widerspruchs findet der Trinkende seine Identität“.[5]

Die Merkmale süchtigen Verhaltens spiegeln sich auch in den Verhaltensweisen der einzelnen Individuen wieder. Freiheitsentzug ist hier an oberster Stelle zu nennen. Die Sucht bestimmt das Leben eines Menschen, dieser lebt weder für die Zukunft noch für die Vergangenheit. Allein das Hier und Jetzt zählt. Süchtige sind darauf bedacht ihrem Verlangen nach dem „Stoff“ schnell zu befriedigen. Die Befriedigung soll so schnell wie möglich folgen. Die Zukunftsplanung reduziert sich zunehmend auf die Organisation der Sucht. Der Verlust an Freiheit beginnt als ein Verlust der Freiheit des Denkens. Das Denken ist fixiert auf die Befriedigung der Sucht. Gefolgt von der Einengung der Werte und des Handelns.

1.2 Der Rausch

„Jedes Aufflackern der Triebe geht, meint Sokrates, von der dunklen Existenz des Animalischen aus, wie die Metaphern löwenhaft, schlangenhaft, drohnenhaft...

belegen“.[6] Auch der Rausch fällt hierunter. Der Betrunkene gibt seinen tierischen Bedürfnissen nach, er ergibt sich seinen innerlichen Trieben.

Laut Tretter ist „berauscht sein“ in unserem Alltag nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen haben schon einmal das Erlebnis eines Rausches mitgemacht, zumindest was den Konsum von der legalen Droge Alkohol betrifft. Der Rausch ist eine Befindens- und Funktionsänderung als Folge des Konsums psychoaktiver Substanzen wie Alkohol, Cannabis, LSD, Heroin usw. Oft ist der Konsument dieser Drogen äußerlich nicht mehr in der Lage sich zu koordinieren. Aber er erlebt den Zustand doch mit geistiger Kompetenz.[7] Allerdings hängt dies auch von der Persönlichkeit eines Individuums, der Gewohnheit und der Häufigkeit des Drogenkonsums ab. Eine entscheidende Rolle bei der Konsumierung von psychoaktiven Substanzen hat mit Sicherheit auch der Faktor des sozialen Umfeldes, in dem sich der Süchtige aufhält, den Erfahrungen, mit denen er in seinem bisherigen Leben konfrontiert wurde und schließlich den Vorbildern, an denen sich der Süchtige orientiert, zu tun.

Der Rausch als akute Vergiftungserscheinung durch Alkohol ist das Ergebnis eines geplanten Handelns. Man betrinkt sich um „high“ zu sein oder man springt von einem 200 Meter hohen Gerüst, gesichert durch ein Stahlseil, in die Tiefe um den „Kick“ zu bekommen. Alles in dem Bewusstsein sich einem gefährlichen Unterfangen zu begeben, welches für den Organismus nicht ohne langfristige Schäden bleibt. So lange es Menschen gibt, solange gibt es Rauschzustände.

Auch im Bereich der Religion kommt es in gewissen Kreisen vor, sich in einen Rauschzustand zu versetzen. Mit dem Ziel der göttlichen Einheit näher zukommen oder dem Wunsch der Intensivierung nach spirituellen Erfahrungen, ist Drogenmißbrauch in manchen Sekten und Kulturkreisen, üblich. Ein Beispiel hierfür ist die Rastafari Bewegung. Hier wird Marihuana als „heilige Pflanze“ definiert. Das Rauchen von Marihuana ist ein zentrales religiöses Rasta- Ritual. Auch wird das „Kraut“ als Medizin verwendet.[8]

Das Versetzen in einen Rausch ist nach deutschem Recht strafbar. Trotz diesem Wissen hierüber, brauchen viele Menschen diesen Zustand. Warum? Ist dies deren Recht, persönliche Freiheit oder Individualismus?

[...]


[1] Vgl. o.V., Heilbronner Stimme vom 10.08.05, S.4.

[2] Vgl. www.ilexikon.com/alkoholkrankheit vom 10.08.05

[3] Vgl. Hüllinghorst, R. 2004, S.128.

[4] Vgl. Tretter, F. 2003, S.74f.

[5] Papajorgis, K. 1990, S.10.

[6] Papajorgis, K.1990, S.51.

[7] Vgl. Tretter,F. 1989, S.28.

[8] Vgl. Barsch, V. 2003, S.114

Final del extracto de 28 páginas

Detalles

Título
Das Recht auf Rausch - aktuelle ethische Debatten im sozialpädagogischen Kontext-
Universidad
Baden-Wuerttemberg Cooperative State University (DHBW)
Calificación
1,0
Autor
Año
2005
Páginas
28
No. de catálogo
V50630
ISBN (Ebook)
9783638468176
Tamaño de fichero
599 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Recht, Rausch, Debatten, Kontext-
Citar trabajo
Kristin Bauss (Autor), 2005, Das Recht auf Rausch - aktuelle ethische Debatten im sozialpädagogischen Kontext-, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50630

Comentarios

  • No hay comentarios todavía.
Leer eBook
Título: Das Recht auf Rausch - aktuelle ethische Debatten im sozialpädagogischen Kontext-



Cargar textos

Sus trabajos académicos / tesis:

- Publicación como eBook y libro impreso
- Honorarios altos para las ventas
- Totalmente gratuito y con ISBN
- Le llevará solo 5 minutos
- Cada trabajo encuentra lectores

Así es como funciona