Entscheidend für diese Arbeit ist die metaphysische Ausgangslage der Autoren Nietzsche und Dostojewski bezüglich der Freiheit und des Übermenschen: Wie ist der Mensch zur Freiheit beschaffen? Wie geht er mit der "drohenden" Freiheit von Sinn um? Welche Lösung wird für die mangelnde Freiheitsfähigkeit des Menschen geschaffen? Sowohl Friedrich Nietzsche als auch Fjodor Dostojewski befassten sich unabhängig voneinander mit der Beschaffenheit von Freiheit und der Beziehung des Menschen zu ihr, ein damals wie heute brisantes Thema. Wenn der Mensch immer Ziel und Ordnung benötigt, was einer illusorischen bequemen Unfreiheit gleichkommt, ist er überhaupt in der Lage, mit wahrhaftiger Freiheit umzugehen? Schließlich bedeutet diese das Anzweifeln einer bestehenden Ordnung und der daraus folgenden Selbstständigkeit, -tätigkeit und -verantwortung. Denn nach der Befreiung von philosophischen und religiösen Grundgerüsten steht der Mensch vor einem signifikanten Problem: dem Nihilismus, kurz dem "Nichts". Beide Denker finden unterschiedliche Lösungen für den Zustand von Sinnfreiheit.
Für Dostojewski liegt die Lösung im Christentum als Wegweiser einer allumfassenden Liebe, die sich im Protagonisten Alexej in "Die Brüder Karamasov" widerspiegelt. Sein Widerpart, der Protagonist Iwan Karamasov stellt dabei die Denkströmung des Nihilismus dar. Inmitten des Romans eröffnet er das für die Argumentation entscheidende Poem "Der Großinquisitor", das die Schwächen der menschlichen Natur und ihren Mangel an Mündigkeit offenlegt.
Friedrich Nietzsche kommt in der Destruktion alles Vorherigen zu seiner eigenen Idee: Dem Übermenschen als Lösung aus dem Nihilismus. Letztendlich lässt sich genau diese Philosophie für ihn als eine "Bejahung des Lebens" verstehen. Anhand seiner Schriften "Die unzeitgemäßen Betrachtungen", "Der tolle Mensch" und "Also sprach Zarathustra" wird seine Philosophie bezüglich der Freiheit, der daraus folgenden Negation Gottes und der Lösung im Übermenschen skizziert. Zugleich wird das Poem "Der Großinquisitor" in seinen Vergleich gestellt und untersucht, ob nicht selbst der Großinquisitor nach Nietzsche die Verkörperung des Übermenschen darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- I. DIE SCHAFFENDE PARALLELE ZWISCHEN NIETZSCHE UND DOSTOJEWSKI
- II. DIE BÜRDE DER MENSCHLICHEN FREIHEIT IN UNZEITGEMÄßE BETRACHTUNGEN III UND „DER GROßINQUISITOR“
- 1. NIETZSCHES KRITIK AM UNFREIEN „SCHEINMENSCHEN“ DES ABENDLANDES
- 2. DES GROBINQUISITORS ANERKENNUNG DER MENSCHLICHEN SCHWÄCHE
- 3. DIE DREI „VERSUCHUNGEN“ DES MENSCHEN LAUT DEM GROßINQUISITOR
- III. DAS VERHÄLTNIS ZU GOTT ALS SEINE NEGATION
- 1. BEFREIUNG DES MENSCHEN DURCH DEN TOD GOTTES IN DER TOLLE MENSCH
- 2. ABKEHR VON GOTT ZUM TEUFEL FÜR DAS IRDISCHE WOHL DES MENSCHEN
- IV. NIETZSCHES ÜBERMENSCH UND DER GROßINQUISITOR ALS SEIN EBENBILD
- 1. NIETZSCHES ÜBERMENSCH IN ALSO SPRACH ZARATHUSTRA
- 2. IWANS GROBINQUISITOR ALS VERKÖRPERUNG DES ÜBERMENSCHEN UND DES LETZTEN MENSCHEN
- V. VOM CHRISTLICHEN GEMEINSCHAFTSGLAUBEN ZUM INDIVIDUALISMUS DER MODERNE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parallelen zwischen Friedrich Nietzsches Philosophie und Fjodor Dostojewskis „Der Großinquisitor“. Das Ziel ist es, die metaphysischen Überlegungen beider Denker hinsichtlich Freiheit und Übermensch zu vergleichen und den Nihilismus als zentrales Thema zu beleuchten. Die Arbeit analysiert, wie beide Autoren mit dem Problem der menschlichen Freiheit und dem damit verbundenen Sinnvakuum umgehen.
- Der Nihilismus und seine Überwindung bei Nietzsche und Dostojewski
- Die menschliche Freiheit als Bürde und ihre Auswirkungen
- Der Vergleich von Nietzsches Übermensch und Dostojewskis Großinquisitor
- Die Kritik an der scheinbaren Unfreiheit des Abendlandes
- Der Übergang vom christlichen Gemeinschaftsglauben zum modernen Individualismus
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die schaffende Parallele zwischen Nietzsche und Dostojewski: Der Aufsatz beginnt mit dem überraschenden Vergleich zwischen Nietzsche und Dostojewskis Werk „Der Großinquisitor“. Trotz unterschiedlicher Lebensläufe und der späten Entdeckung Dostojewskis durch Nietzsche, werden Parallelen in ihrem Schaffen, insbesondere im Umgang mit dem Nihilismus und dessen möglicher Überwindung, herausgestellt. Dostojewski präsentiert diesen Konflikt in „Die Brüder Karamasow“ durch die Figuren Iwan und Alexej, während Nietzsche ihn in seinen Schriften direkt behandelt und das Christentum als Wurzel des Nihilismus ablehnt. Beide Autoren erlebten starkes Leiden, welches ihren Werken eine besondere Prägung gab. Die Arbeit fokussiert sich auf die metaphysischen Fragen nach menschlicher Freiheit und dem Übermenschen, die sowohl in Ivans Gedanken als auch in Nietzsches Schriften präsent sind.
II. Die Bürde der menschlichen Freiheit in Unzeitgemäße Betrachtungen III und „Der Großinquisitor“: Dieses Kapitel analysiert die menschliche Angst vor Freiheit und Selbstverantwortung, die sowohl bei Nietzsche als auch im „Großinquisitor“ thematisiert wird. Nietzsche kritisiert in „Unzeitgemäße Betrachtungen III“ den Hang zur Faulheit und Furchtsamkeit des Menschen, der ihn zu konformen Verhalten und dem Verzicht auf wahre Erkenntnis führt. Der Großinquisitor hingegen rechtfertigt seine Herrschaft über Jesus mit der Schwäche der Menschheit, die ihre Freiheit leichtfertig für Sicherheit und Gewissheit opfert. Der Vergleich der beiden Texte beleuchtet die Unfähigkeit des Menschen, mit der Last der Freiheit umzugehen.
Schlüsselwörter
Nihilismus, Freiheit, Übermensch, Dostojewski, Nietzsche, „Der Großinquisitor“, Christentum, Abendland, Unzeitgemäße Betrachtungen, Selbstverantwortung, Leid, Menschliche Schwäche.
Häufig gestellte Fragen zu: Parallelen zwischen Nietzsche und Dostojewskis "Der Großinquisitor"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die überraschenden Parallelen zwischen der Philosophie Friedrich Nietzsches und Fjodor Dostojewskis Erzählung "Der Großinquisitor". Im Fokus stehen die metaphysischen Überlegungen beider Denker zu Freiheit, Übermensch und Nihilismus. Analysiert wird, wie beide Autoren mit dem Problem der menschlichen Freiheit und dem damit verbundenen Sinnvakuum umgehen.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Nihilismus und dessen mögliche Überwindung bei Nietzsche und Dostojewski, die menschliche Freiheit als Bürde und deren Auswirkungen, einen Vergleich zwischen Nietzsches Übermensch und Dostojewskis Großinquisitor, die Kritik an der scheinbaren Unfreiheit des Abendlandes und den Übergang vom christlichen Gemeinschaftsglauben zum modernen Individualismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel I ("Die schaffende Parallele...") beginnt mit dem Vergleich zwischen Nietzsche und Dostojewski, trotz unterschiedlicher Lebensläufe und der späten Entdeckung Dostojewskis durch Nietzsche. Kapitel II ("Die Bürde der menschlichen Freiheit...") analysiert die Angst vor Freiheit und Selbstverantwortung bei beiden Denkern, unter Bezugnahme auf Nietzsches "Unzeitgemäße Betrachtungen III" und Dostojewskis "Großinquisitor". Weitere Kapitel vergleichen Nietzsches Übermensch mit dem Großinquisitor, beleuchten das Verhältnis zu Gott als dessen Negation und untersuchen den Wandel vom christlichen Gemeinschaftsglauben zum Individualismus.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nihilismus, Freiheit, Übermensch, Dostojewski, Nietzsche, "Der Großinquisitor", Christentum, Abendland, Unzeitgemäße Betrachtungen, Selbstverantwortung, Leid, menschliche Schwäche.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel ist der Vergleich der metaphysischen Überlegungen Nietzsches und Dostojewskis hinsichtlich Freiheit und Übermensch, wobei der Nihilismus als zentrales Thema betrachtet wird. Es geht um die Analyse, wie beide Autoren mit der menschlichen Freiheit und dem damit verbundenen Sinnvakuum umgehen.
Wo finde ich eine Übersicht über die Arbeit?
Das Inhaltsverzeichnis bietet einen strukturierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel der Arbeit. Es umfasst die Kapitel zu den Parallelen zwischen Nietzsche und Dostojewski, die Bürde der menschlichen Freiheit, das Verhältnis zu Gott, den Vergleich von Übermensch und Großinquisitor sowie den Übergang vom Gemeinschaftsglauben zum Individualismus.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Weise. Sie ist insbesondere für Leser interessant, die sich mit der Philosophie Nietzsches und Dostojewskis, dem Nihilismus, der menschlichen Freiheit und dem Verhältnis von Glauben und Moderne auseinandersetzen.
- Citar trabajo
- Veronika Spleiß (Autor), 2018, Freiheit und Übermensch in Nietzsches Philosophie und Dostojewskis "Der Großinquisitor". Wie steht der Mensch zur Freiheit?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507081