Pädagogische Präventionsstrategien bei Essstörungen. Prävention und Gesundheitsförderung ab dem Kindesalter


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2018

15 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Essstörungen
2.1. Erläuterung des Begriffs „Essstörung“
2.2. Ausprägungsformen von Essstörungen
2.3. Warnsignale für Essstörungen

3. Risikofaktoren für eine Essstörung

4. Präventive Maßnahmen
4.1. Allgemeine Gesundheitsförderung im Kindergarten
4.2. Präventionsstrategien in der Schule
4.3. Familienbasierte Präventionsmaßnahmen

5. Forschungsfrage

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die äußerliche Erscheinung wird in letzten Jahrzehnten für Kinder und Jugendliche immer wichtiger. Themen wie Ernährung und Sport bekommen schon bei Kindern einen hohen Stellenwert. Dadurch können sich schon im Schulalter suchtähnliche Umgangsformen mit diesen Themen ergeben. Die Annahme, dass sich auch schon jüngere Kinder mit ihrer Figur und einem Idealbild auseinandersetzen, zeigte sich in einer Untersuchung von Berger et al. Dieser Studie nach bevorzugen 42% der Jungen und 53% der Mädchen im Alter von 8-12 Jahren ein dünneres Idealbild und 32% der normalgewichtigen Kinder wären lieber dünner (Berger, Schilke & Strauß, 2005).

Essstörungen zählen im Kindes- und Jugendalter zu den häufigsten chronischen Gesundheitsproblemen (Hölling & Schlack, 2007). Laut der KiGGS Studie finden sich bei mehr als 20% der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten. Nach wie vor sind Mädchen fast doppelt so häufig betroffen sind wie Jungen (Hölling, Erhart, Ravens-Sieberer & Schlack, 2007).

Präventions- und Aufklärungsangebote sollten bereits in Kindergärten und Schulen ein gesundes Essverhalten fördern und insbesondere für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen leicht erreichbar sein (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2013).

Um der immer größer werdenden Verantwortung von PädagogInnen entgegenzukommen, soll im Rahmen der vorliegenden Proseminararbeit ein Überblick über mögliche Präventionsmaßnahmen gegeben werden.

Ziel dieser Arbeit ist es, eine Hilfestellung für Eltern und PädagogInnen im Umgang mit Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu schaffen.

Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: Welche präventiven Maßnahmen kann die Erziehung in Bezug auf Essstörungen ab der Kindheit bieten?

Im Zuge dieser Arbeit werden Essstörungen im Allgemeinen beschrieben. Einflussfaktoren wie Medien, das familiäre und schulische Umfeld werden untersucht. Zudem werden präventive Maßnahmen und Empfehlungen zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen dargestellt.

2. Essstörungen

2.1. Erläuterung des Begriffs „Essstörung“

Essstörungen werden nach der ICD-10 zu den psychischen und Verhaltensstörungen gerechnet (Dilling, Mombour & Schmidt, 2006). Sie charakterisieren sich durch intensive Angst vor einer Gewichtszunahme, verändertem Essverhalten, der Körperschemastörung sowie eine Fehleinschätzung des eigenen Körpers (Reich, Götz-Kühne & Killius, 2004, 18ff.). Unter dem Begriff „Essstörung“ werden mehrere unterschiedliche Krankheitsbilder subsumiert, die häufig in einander überfließen. Die bekanntesten Erkrankungen sind die Magersucht (Anorexia nervosa), die Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa), die Binge Eating Disorder und die Adipositas (Fettleibigkeit) im Zusammenhang mit anderen psychischen Störungen (Hölling & Schlack, 2007).

2.2. Ausprägungsformen von Essstörungen

Anorexie oder auch Magersucht zählt zur häufigsten Störung. Sie ist gekennzeichnet durch einen starken selbst verursachten Gewichtsverlust und gleichzeitig durch eine große Angst vor einer Gewichtszunahme. Im Vordergrund der Magersucht steht der starke Wille, das Körpergewicht dauerhaft stark zu reduzieren. Die entwickelte Furcht vor Nahrung und einer Gewichtszunahme wird mit dem Fortschreiten des Gewichtsverlustes immer stärker. Das auffallendste Merkmal bei einer bereits seit einiger Zeit bestehenden Erkrankung ist ein magerer und ausgezehrter Körper (Reich, Götz-Kühne & Killius, 2004).

Bulimie ist mit der Magersucht verwandt. Hier setzten sich die Betroffenen ebenso stark mit ihrem Gewicht auseinander und haben große Angst vor einer Gewichtszunahme. Gleichzeitig beschäftigen sie sich permanent mit Essen und verspüren ein starkes Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln, was zu den typischen Heißhungerattacken führt. Nach diesen Essattacken wird häufig ein Erbrechen erzwungen (mit oder ohne Abführmittel), bevor die gesamte Nahrung verdaut werden kann (Simchen, 2016). Bulimie ist in vielen Fällen eine "geheime" Erkrankung, da sie im Gegensatz zur Mager- oder Fettsucht meist nicht auffällt. Die Betroffenen sind häufig normalgewichtig.

Die Betroffenen der Binge Eating Störung konsumieren dabei innerhalb kurzer Zeit ungewöhnlich große Mengen an Nahrungsmitteln, die dazu häufig sehr kalorienreich sind. Erkrankte Personen können nicht kontrollieren, wie viel sie essen oder wann sie mit dem Essen aufhören müssen. Im Gegensatz zur Bulimie werden anschließend keine systematischen Gegenmaßnahmen, wie Erbrechen oder exzessives Sporttreiben, unternommen, so dass längerfristig Übergewicht die Folge ist.

Adipositas bezeichnet keine Essstörung, sondern ein für das Alter und Geschlecht signifikantes Übermaß an Fettgewebe des gesamten Körpers (Reich, Götz-Kühne & Killius, 2004). Der Übergang vom Übergewicht zur Adipositas wird bei einem Body Mass Index (BMI) von 30 erreicht. Adipositas wird heute nicht mehr als konstitutionelle "Normvariante" verstanden, sondern als chronische Erkrankung, die mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergeht.

2.3. Warnsignale für Essstörungen

Je früher eine Essstörung erkannt und behandelt wird, umso höher ist die Chance Folgeerkrankungen zu verhindern. Aufgrund des fließenden Krankheitsverlaufs dauert es aber oft Monate bis die Essstörung erkannt wird. Deshalb ist es wichtig Signale, die auf eine Essstörung hindeuten könnten, ernst zu nehmen. Allerdings sind die Grenzen „unauffällig“ und „auffällig“ dabei fließend. Bewusst eingeschränktes Essen mit dem Ziel abzunehmen ist nicht selten, doch eine Essstörung muss dabei nicht entstehen.

Tatsächlich können Symptome von Essstörungen Ausdruck von organischen Erkrankungen sein (z.B.: einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder einer Störung im Hormonhaushalt). Daher muss beim Verdacht auf eine Erkrankung immer auch ein Arzt bzw. eine Ärztin konsultiert werden.

Da sich Betroffene meist schämen und unwohl fühlen, ziehen sie sich oft vollständig von Freunde und Familie zurück. Neben Eltern werden ErzieherInnen, LehrerInnen und andere pädagogische Fachkräfte oft zuerst auf die Essstörung aufmerksam (BZgA, 2013).

Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen: das Gefühl, zu dick zu sein und panische Angst zuzunehmen sind klassische Anzeichen dafür. Bestimmte Körperteile werden sehr abfällig bewertet oder es wird sich täglich gewogen. Wenn sich die Gedanken nur noch um das Essen und die Figur kreisen und sich das Kind häufig mit schlanken Menschen vergleicht, weist das auf ein gestörtes Verhalten hin.

Verändertes Essverhalten: Gegessen wird nicht mehr spontan, lustvoll und gerne, sondern kontrolliert. Lebensmittel werden in „gut“ und „böse“ eingeteilt. Mahlzeiten werden ausgelassen und das Kind hat dafür häufig Ausreden. Die Streitigkeiten um das Essen nehmen zu, weil nur noch wenig bis nichts gegessen wird. Dem Kind fällt es schwer, mit dem Essen aufzuhören – es spürt kein Sättigungsgefühl. Lebensmittel verschwinden und werden im Kinder-oder Jugendzimmer gehortet.

Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme: Nimmt ein Mädchen oder Junge innerhalb von drei Monaten sechs Kilo an Gewicht ab oder zu, muss die Ursache vom Arzt geklärt werden.

Ein weiteres Warnsignal könnten häufige Toilettengänge sein. Körperliche Veränderungen wie zum Beispiel geschwollene Speicheldrüsen und Verletzungen im Mundwinkelbereich können auf Erbrechen hindeuten. Häufiges Frieren, Kreislaufprobleme, Schwindel, Haarausfall können ebenso Anzeichen sein (Simchen, 2016).

3. Risikofaktoren für eine Essstörung

Essstörungen sind multifaktoriell bedingt und haben somit nicht nur eine Ursache. Es sind meist mehrere Faktoren und kritische Ereignisse zusammen, die die Entwicklung einer Essstörung begünstigen (Cuntz & Hillert, 2008). Manche Faktoren können nicht beeinflusst werden oder können zumindest nicht mehr verändert werden. Die Suche nach den Ursachen ist dennoch notwendig, um die Entstehung der Erkrankung zu verstehen und um beeinflussbare Faktoren positiv zu verändern.

Dazu gehören Ursachen, die in der persönlichen Entwicklung liegen. Das sind unter anderem ein geringes Selbstwertgefühl und eine erhöhte Ängstlichkeit, insbesondere im Umgang mit anderen Personen (Simchen, 2016). Der Leistungsdruck in der Schule oder beim Sport kann zu einem Überforderungsgefühl führen. Zudem können sich Kinder und Jugendliche mit den Aufgaben des Erwachsenwerdens überfordert fühlen.

Häufig sind psychische Ursachen der Grund für essgestörtes Verhalten. Stark belastende Ereignisse, wie die Scheidung der Eltern, eine Trennungssituation, Gewalterfahrungen, sexueller Missbrauch oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Der Vergleich unter Gleichaltrigen, negative Kommentare und Mobbing durch Mitschüler können ebenso ausschlaggebend für eine Essstörung sein. Essen ist mehr als nur Ernährung, über Essen findet auch die Seele ihren Ausdruck.

Gesellschaftliche Einflüsse, wie das stark schlankheitsbetonte Schönheitsideal in unserer westlichen Lebenswelt, sind mit einem gesteigerten Risiko für Essstörungen verbunden (Hölling & Schlack, 2007). Schlanksein wird häufig mit Attraktivität, Leistung, Erfolg und Anerkennung gleichgesetzt. Dieses Ideal verbunden mit Diäten oder kontrolliertem Essverhalten kann ein Auslöser für Essstörungen sein. Das Schönheitsideal wird durch Werbung, der Modeindustrie und den sozialen Medien geprägt. Dies führt vermehrt dazu, dass sich schon Kinder oft mit prominenten Persönlichkeiten vergleichen und identifizieren wollen.

Die Ursachen können aber auch im familiären Bereich liegen. Eine vererbte Veranlagung kann die Entstehung von Essstörungen begünstigen. Kinder und Jugendliche haben ein höheres Risiko, wenn die Krankheit auch bei den Eltern vorliegt oder vorhanden war (Simchen, 2016). Das Fehlen positiver Vorbilder in Bezug auf das Essverhalten, familiäre Disharmonie oder ein überfürsorglicher Lebensstil der Eltern können mögliche Risikofaktoren sein.

Essstörungen können dabei als fehlgeleitetes Problemlösungsverhalten verstanden werden, bei dem der eigene Körper und dessen Manipulation (Hungern, induziertes Erbrechen, etc.) in den Mittelpunkt gestellt wird (Cuntz & Hillert, 2008).

4. Präventive Maßnahmen

Präventionen haben zum Ziel, Essstörungen durch die Beseitigung von Risikofaktoren zu verhindern. Je nach Zielgruppe und Zeitpunkt der Maßnahmen lassen sich verschiedene Präventionsmaßnahmen unterscheiden (Berger, 2006).

Die Primärprävention richtet sich an Menschen, die keine Essstörung haben. Die Maßnahmen haben zum Ziel, dass das auch so bleibt und insgesamt in der Bevölkerung die Erkrankungshäufigkeit sinkt (Berger, 2006). Liegen bereits erste Symptome vor und soll die Entwicklung einer Essstörung aufgehalten werden, wird von Sekundärprävention gesprochen. Ist eine Essstörung vorhanden, werden therapeutische Maßnahmen gebraucht, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und Rückfälle zu verhindern. Dies wird als Tertiärprävention bezeichnet.

Bereits in Kindergärten und Schulen ist ein gesundes Essverhalten zu fördern und damit der Entwicklung von Essstörungen vorzubeugen. Diese Primärprävention erfordert insbesondere eine verstärkte Qualifizierung aller Personen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Dazu zählen BetreuerInnen, LehrerInnen, TrainerInnen sowie SozialarbeiterInnen. Sie sollten für einen offenen Umgang mit Essstörungen sensibilisiert werden. So können sie bei Hinweisen auf ein gestörtes Essverhalten die Betroffenen frühzeitig mit entsprechenden Präventionsangeboten und Beratungsstellen in Kontakt zu bringen.

4.1. Allgemeine Gesundheitsförderung im Kindergarten

Gesundheitsförderung muss so früh wie möglich ansetzen. Im Kindes- und Jugendalter werden gesundheitsrelevante Einstellungen erworben und entsprechende Verhaltensweisen eingeübt. Gesundheitliche Fehlentwicklungen im frühkindlichen und vorschulischen Alter haben außerdem gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung in späteren Lebensjahren (Pott, 2002).

Der Kindergarten ist die erste öffentliche Erziehungsinstitution im Leben eines Kindes, gleichzeitig ist er die erste Stufe des Bildungswesens. Ihm kommt auch hinsichtlich der Gesundheitsförderung eine besondere Aufgabe zu. Ein großer Teil der Kinder mit ihren Familien können über den Kindergarten erreicht werden, so dass eine effektive Verbesserung der Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens erreicht werden kann (Wagner & Kirch, 2016).

Um Gesundheitsförderung nachhaltig im Kindergarten und in den Familien zu implementieren, müssen Zugänge gesucht werden, die Interesse bei allen Beteiligten wecken. Ein solcher Zugang kann die stärkere Berücksichtigung von Bewegungsmöglichkeiten im Kindergartenalltag sein (Zimmer, 2002). Im frühen Kindesalter ist Bewegung Ausdruck unmittelbarer Lebensfreude, gleichzeitig stellt sie jedoch auch ein bedeutsames Mittel der Entwicklungsförderung dar. Um sich gesund entwickeln zu können, brauchen Kinder eine anregungsreiche Umgebung, in der sie selber tätig werden können, die sie mit allen Sinnen erfassen und begreifen können.

Neben der Bewegung wird auch der Ernährung ein wichtiger Faktor der Gesundheitsförderung zugeschrieben. Kinder müssen grundsätzlich nicht zum Essen erzogen werden. Essen ist eine natürliche Bedürfnisbefriedigung, verbunden mit Wohlbefinden. Kinder haben von Natur aus ein gesundes Hunger- und Sättigungsgefühl. Dennoch ist es auch im Alltag der Kindertageseinrichtung wichtig, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Um ein gesundes Essverhalten der Kinder zu fördern und so einen Beitrag zur Prävention in Bezug auf Essstörungen zu leisten.

In der Kindertageseinrichtung sollte die Freude am Essen gefördert werden (Zimmer, 2002). Im Rahmen von „Kochtagen“ kann man Kinder in den Prozess der Auswahl und Zubereitung mit einbeziehen. Die Kinder sollen erleben, wie sich Lebensmittel in wahre Leckerbissen verwandeln. Wichtig ist eine angenehme Atmosphäre beim Essen. Hier kann ein liebevoll gedeckter und dekorierter Tisch einen Beitrag leisten. Gemeinsame Rituale vor dem Essen helfen den Kindern, sich im Alltag zurechtzufinden. Sie geben Struktur und Sicherheit. Tischreime oder Lieder werden von den Kindern in der Regel sehr gut angenommen. Eine feste Sitzordnung am Esstisch ermöglicht der Erziehungsperson, auffällige Esser neben sich zu setzen und bei Bedarf zu unterstützen.

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Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Pädagogische Präventionsstrategien bei Essstörungen. Prävention und Gesundheitsförderung ab dem Kindesalter
Université
University of Graz
Note
2
Auteur
Année
2018
Pages
15
N° de catalogue
V509875
ISBN (ebook)
9783346075918
ISBN (Livre)
9783346075925
Langue
allemand
Mots clés
pädagogische, präventionsstrategien, essstörungen, prävention, gesundheitsförderung, kindesalter
Citation du texte
Jacqueline Ammer (Auteur), 2018, Pädagogische Präventionsstrategien bei Essstörungen. Prävention und Gesundheitsförderung ab dem Kindesalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509875

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