Die Diskussion um die Existenz einer weiblichen Moral wurde von Untersuchungen der Amerikanerin Carol Gilligan entfacht, die sie in den späten 70er und frühen 80er Jahren veröffentlichte. Sie stellte in diesen Schriften eine weiblich präferierte Fürsorgemoral einer von Männern vorgezogenen Gerechtigkeitsmoral gegenüber. Diese These besaß genügend Zündstoff, um Anstoß für eine weitverzweigte Debatte zu werden. Der Frage, warum sie in diesem Maße die Gemüter erregte, wird am Beispiel Gertrud Nunner-Winkler nachgegangen werden. Diese war und ist in Deutschland Gilligans schärfste und engagierteste Kritikerin. Sie publizierte zahlreiche eigene Untersuchungen, die die Zwei-Moralen-These widerlegen.
Doch auch außerhalb der Wissenschaft wurde die Theorie von den geschlechtsspezifischen Moralen ausführlich thematisiert. Deren Nutzen für die Frauenbewegung und die gesellschaftlichen Folgen werden in der vorliegenden Arbeit erörtert. Einen Ausblick in die Zukunft bietet der Schweizer Wissenschaftler Martin Senti. Er untersuchte nicht nur die Differenzen zwischen den Geschlechtern, sondern auch die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen. Senti stellte zudem die Frage, was künftig die Aufgabe der Frauenpolitik sein wird bzw. sein muss, wobei deren einführende Beantwortung die Arbeit abrunden wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Einführung einer „weibliche Moral“
- Kohlbergs Vorarbeit
- Gilligan
- Die provokante These
- Verhältnis von Gerechtigkeit und Fürsorge
- Erklärungsansatz
- Gertrud Nunner-Winklers Gegenposition
- Nunner-Winklers Moralverständnis
- Erfüllung von Rollenerwartung
- Aufbau von moralischer Motivation
- Verständnis als Sondermoral
- Der Nutzen für die Frauenbewegung
- Empirische Untersuchungen
- Gertrud Nunner-Winkler
- Martin Senti
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Debatte um eine „weibliche Moral“, die durch die Forschungsarbeiten von Carol Gilligan entfacht wurde. Die Autorin analysiert die These einer geschlechtsspezifischen Moral, die Gilligan in ihren Schriften aufstellte, und untersucht insbesondere die Kritik von Gertrud Nunner-Winkler an dieser These.
- Analyse der These einer „weiblichen Moral“ von Carol Gilligan
- Kritik von Gertrud Nunner-Winkler an der Zwei-Moralen-These
- Empirische Untersuchungen zur „weiblichen Moral“
- Bedeutung der Debatte für die Frauenbewegung und die Gesellschaft
- Zukünftige Herausforderungen für die Frauenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Debatte um eine „weibliche Moral“ ein und stellt die Forschungsarbeiten von Carol Gilligan und Gertrud Nunner-Winkler vor. Kapitel 1 erläutert die Entstehung der These einer „weiblichen Moral“ anhand von Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung. Kapitel 2 präsentiert Gertrud Nunner-Winklers Gegenposition und ihre Kritik an der Zwei-Moralen-These. Kapitel 3 gibt einen Überblick über empirische Untersuchungen zum Thema. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, die die Ergebnisse zusammenfasst und die Bedeutung der Debatte für die Gesellschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Weibliche Moral, Fürsorgemoral, Gerechtigkeitsmoral, Carol Gilligan, Gertrud Nunner-Winkler, Geschlechterdifferenzen, Moralentwicklung, Stufenmodell, Frauenbewegung, Frauenpolitik.
- Citation du texte
- M.A. Nicole Nieraad (Auteur), 2002, Die Debatte um eine "weibliche Moral" - Gertrud Nunner-Winklers Kritik an der These einer geschlechtsspezifischen Moral, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51063