Thema der Veranstaltung ist das künstliche Glück. Die Referentinnen haben hierfür eine Seminarsitzung vorbereitet, in der das Plenum eine 10. Klasse simulieren soll.
Als Einleitung wird ein Youtube-Video "Glücklich sein – Biologisch betrachtet" geschaut. Zeitgleich erteilen die Referentinnen an das Plenum die Aufgabe, die in dem Video beschriebenen Faktoren zu notieren, die das Glücklichsein entstehen lassen oder fördern.
Stundenprotokoll der Sitzung am 28.11.2018
Thema der Veranstaltung am 28.11.2018 ist das künstliche Glück. Die Referentinnen haben hierfür eine Seminarsitzung vorbereitet, in der das Plenum eine 10. Klasse simulieren soll.
Video: „Glücklich Sein – Biologisch betrachtet“ von SimpleClub
Als Einleitung wird ein Youtube-Video „Glücklich sein – Biologisch betrachtet“ geschaut.
Zeitgleich erteilen die Referentinnen an das Plenum die Aufgabe, die in dem Video beschriebenen Faktoren zu notieren, die das Glücklichsein entstehen lassen oder fördern. Anschließend werden die, von dem Plenum genannten, Faktoren an der Tafel festgehalten.
Das Plenum meint, dass in dem Video der biologische Vorgang beschrieben wird, der im menschlichen Körper aktiv werde, wenn man glücklich sei. So seien Glücksgefühle ein elektro-biochemischer, neurologischer Lebensprozess. Durch bestimmte äußere Faktoren schütte das Gehirn Botenstoffe (wie zum Beispiel Oxytocin, Endorphine, Dopamin, Noradrenalin und Serotonin) aus, die eine wohltuende und beruhigende Wirkung hätten. Glücklichsein sei aber nicht nur an einem Ort im Gehirn lokalisiert, sondern sei ein kompliziertes Zusammenspiel aus jedem Gehirnareal (insbesondere des Belohnungs- und Motivationssystems) und dem Körper. Endorphine hätten beispielsweise die Wirkung von körpereigenen Schmerzmitteln, die beispielsweise beim Sport ausgeschüttet werden und das Wohlbefinden verstärken würden.1
Daraufhin stellen die Referentinnen die Frage, ob das Plenum sich vorstellen könne, dass man Glück künstlich herstellbar werden würde. Das Plenum antwortet, dass das Glück, so wie es im Video definiert ist, eine zeitbasierte Freude sei, Glück hingegen sei eine höhere Form von Freude. Die, wie im Video definierte, Art von Glück sei jedoch künstlich herstellbar, sofern man das Ausschütten der Botenstoffe im Gehirn auslösen könne. Der Begriff „Glück“ sei definitorisch von einer entscheidungstechnischen Kausalität abhängig. Nach der im Video genannten Glücksdefinition sei Glück nie etwas dauerhaftes, zusätzlich gäbe es immer auch äußere Faktoren die unglücklich machen, welche die Glücksgefühle neutralisieren würden.
Textarbeit „künstliches Glück?“
Die Referenten erwähnen nach den Meldungen, dass diese noch nicht auf Diskussionen eingehen wollen und bittet das Plenum zunächst den vorbereiteten Text „künstliches Glück?“, welcher aus einer Lehrerhandreichung stammt, zu lesen2. Der Text wird in Einzelarbeit gelesen, anschließend tauscht man sich in Partnerarbeit über den Text aus.
In der Partnerarbeit wird erwähnt, dass Gegenstand des Textes eine Erlebnismaschine sei, die einem, angeschlossen an den eigenen Körper und während man in einem Becken schwimmt, jeden gewünschten Tagtraum erleben lässt, welchen man aus einem Katalog auswählt. Alle zukünftigen Erlebnisse seien dadurch für die nächsten zwei Jahre planbar. Niemand müsse sich um die Person kümmern, die im Becken angeschlossen ist, auch andere Menschen könnten sich an die Erlebnismaschine anschließen.
Nach der Textbesprechung bitten die Referentinnen, in Partnerarbeit zwei Fragen zu beantworten. Die erste Frage ist, ob man sich selbst an eine Erlebnismaschine anschließen würde und die zweite, ob die Erlebnismaschine eine Möglichkeit für reales Glücksempfinden in der Zukunft werden kann.
Die erste Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Es wird sich die Frage gestellt, ob das Glück, nach der Definition wie im Text beschrieben, mit dem Erleben von zweijährig-anhaltender Dauer nicht an Wert verlöre, sodass das Glück nicht mehr als Gefühl wahrnehmbar sei. Einige Kommilitonen verstehen unter dem Begriff „Glück“ auch eine andere Definition. So sei Glück auch etwas Zufälliges3, außerdem gäbe es einen Unterschied zwischen „Glück besitzen“ und „Glück erleben“ der im Text nicht aufgegriffen wird. Die Schwierigkeit, „Glück“ zu definieren, wird bemerkbar.
Die zweite Frage, ob die Erlebnismaschine ein Einsatz für reales Glücksempfinden in der Zukunft sei, löst ebenfalls eine Diskussion aus. Zum einen könne man in traurigen Momenten glücklich sein, sodass die Erlebnismaschine sporadisch in der Psychiatrie einsetzbar wäre. Damit wird gleichzeitig auch die Frage aufgeworfen, ob die Maschine süchtig machen könne und ob die Symptome, beispielsweise einer Depression, bei ihrer Abkopplung die Depressionen verbessern oder verschlimmern würden. In der Anschlussdiskussion der Ergebnisse wird zusätzlich erwähnt, dass die Erlebnisse nur die Vorteile des Erlebnisses zeigen würde und damit die Vorstellungen an das reale Leben verfälscht werden würde4. Der Dozent ergänzt, dass die Erlebnismaschine mit Platons Höhlengleichnis zu vergleichen sei. So sei das Anschließen an die Erlebnismaschine mit den Schatten an den Höhlenwänden vergleichbar, während das Becken das Leben außerhalb der Höhle darstellen könne. Die Idee der Erlebnismaschine sei daher gut diskutierbar, wenn man diese mit Platons Höhlengleichnis vergleichen würde. Jedoch bliebe die Frage übrig, warum man nicht bis zum Ende des Lebens an der Erlebnismaschine angeschlossen bleiben würde, wenn das einzige Ziel sei, Glück zu empfinden.
Feedback des Plenums
Zum Schluss wird vom Plenum reflektiert, ob die Ausgestaltung der Seminarsitzung für eine 10. Klasse geeignet wäre. Das Plenum meint, dass es einen Bruch zwischen der Definition „Glück“ im Video und in der Aufgabe gäbe. Das Video sei auf die funktionelle Form von Glück ausgelegt, während der Text das Glück mit dem Erlebnis verknüpfe. Durch den definitorischen Bruch von Video und Text entstünde eine kognitive Dissonanz des Begriffes „Glück“ im Fachzusammenhang mit Philosophie/Werte und Normen. Die Frage zum Text bleibt offen, ob das Erlebnis losgelöst vom Glück sei, da man sich, irrelevant für welches Erlebnis man sich entscheide, trotzdem glücklich fühlen würde. Die Schlussfolgerung sei, dass das Aussuchen eines Erlebnisses aus dem Katalog irrelevant wird, da das Gefühl von Glück doch die einzige Absicht ist. Prof. Schulz betont hierbei die Notwendigkeit, die Quelle des ausgesuchten Textes zu erwähnen. Dies sei besonders für textkritische Diskussionen von Relevanz. Außerdem problematisiert er die Katalogfähigkeit von Erlebnissen. Erlebnisse seien nur mit Hilfe der Erinnerung kathegorisierbar und könnten erst dann ausgesucht werden.
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1 Biologie - SimpleCLub.
2 Quellenangabe nicht gegeben
3 Beispiel: Glück haben, das man einen Bus noch erreicht oder ein Geldstück findet.
4 Beispiel aus der Stunde: Rockstar-Leben
- Quote paper
- Lara Bösking (Author), 2019, Beunruhigung als didaktisches Prinzip am Beispiel des Videos "Glücklich Sein. Biologisch betrachtet" von SimpleClub, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512405
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