Jede kritische Analyse des Begriffs eines gerechten Krieges muss sich darüber klar sein, dass die theoretischen Grundlagen und seine historischen Umsetzungen immer eng an die jeweilige Zeitgeschichte sowie konkrete kirchliche, politische und juristische Gegebenheiten gebunden waren , sind und sein werden. Kurzum, jedes Reden über den Gerechten Krieg wurde und wird immer von diesen Einflüssen konditioniert und ist als dynamisch anzusehen.
Interessant ist die Tatsache, dass sich die Idee eines gerechten Krieges in allen drei monotheistischen Religionen findet, besonders aber in Christentum und Islam. Beide Religionen neigen dazu, das Adjektiv gerecht mit heilig auszutauschen. Man führt Krieg gegen Andersdenkende und -gläubige, um den eigenen Glauben zu rechtfertigen, ein erster Hinweis auf die These, dass der Monotheismus strukturell den Kriegsgedanken in sich trägt, da nur eine Religion die wahre sein kann.
Die Idee, dass Kriege gerecht sein können, entstammt jedoch nicht der christlichen Tradition, sondern hat griechische und römische Vordenker. Seit 1990 wird der Begriff immer wieder im Zusammenhang mit humanistischen Hilfsleistungen neu akzentuiert und diskutiert. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Islam seit den Jahren 1979 und 2001 erhielt er eine neuerliche Aktualität sowie eine neue Vermischung von politischen und religiösen Ansätzen und Motiven.
Per Definition ist die Lehre vom gerechten Krieg eine in der abendländischen Rechtsgeschichte entwickelte Auffassung, derzufolge ein Krieg oder ein bewaffneter Konflikt zwischen Kollektiven (meist Staaten) nur dann ethisch und moralisch legitim sein kann, wenn er bestimmte Auflagen erfüllt.
Das Recht zum Krieg (ius ad bellum) ist einer legitimen Autorität vorbehalten. Diese muss den Krieg aus einem gerechten Grund sowie aus ethisch richtigen Absichten und Zielen führen. Das Recht im Krieg (ius in bello), das die Einhaltung bestimmter Kriegsregeln einfordert (z.B. den Schutz der Zivilbevölkerung sowie den humanitären Umgang mit Kriegsgefangenen), bildet eine zweite logische Entwicklung des ius ad bellum.
Schon hier wird deutlich, wie die Ideen eines gerechten Krieges oder seine Varianten der Kreuzzüge oder eines Heiligen Kriegs im Islam, des Jihad, aus genau dieser Mischung von Politik (ge-recht ) und Theologie (heilig) besteht, die ihre Sprengkraft bis heute behalten hat.
Inhaltsverzeichnis
- ABSTRAKT.
- I. DER FUNDAMENTALISMUS DER MODERNE ALS QUELLE VON
GEWALT.
- I.1 Vorwort Fundamentalismus
- I.2 Der moderne Fundamentalismus......
- 1.3 Fazit: Moderner Fundamentalismus.
- II. DIE REDE VOM GERECHTEN KRIEG IN DER CHRISTLICHEN TRADITION
- III. HINTERGRUND DER KATHOLISCHEN LEHRE VOM GERECHTEN KRIEG....
- III.1 Eschatologischer Vorbehalt...
- III.2 Sünde........
- III.3 Ekklesiologie.
- III.4 Theologische Ethik..
- III.5 Die katholische Soziallehre.
- III.6 Zusammenfassende Beurteilung der Tradition………………………………
- IV. DER KRIEG UND DAS RECHT LEGITIMER VERTEIDIGUNG ..........
- IV.1 Ideologien und Realität des Krieges...........
- IV.2 Was tun?
- V. DAS ERBE DER GEWALT IN ISLAM UND CHRISTENTUM.
- V.1 Das Erbe der Gewalt....
- V.2 Politische Ebene..........\n
- V.3 Theologische Ebene...\n
- V.4 Der Anspruch der Moderne.\n
- V.5 Stärkung der Autorität ......
- V.6 Grenzen der Autorität..\n
- VI. DIE FUNKTION DES JIHAD….....
- VII. DER 11.SEPTEMBER 2001 ......
- VIII. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der wissenschaftliche Aufsatz analysiert den Begriff des „Gerechten Krieges“ im Kontext des Fundamentalismus von Christentum und Islam. Die Untersuchung geht der Frage nach, wie die Idee des gerechten Krieges in diesen Religionen entstanden ist, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickelt hat und welche Rolle sie in der Gegenwart spielt. Im Fokus stehen die historischen, politischen, theologischen und gesellschaftlichen Faktoren, die die Entwicklung und Anwendung des Begriffs beeinflusst haben.
- Der Einfluss des modernen Fundamentalismus auf die Konzeption des „Gerechten Krieges“
- Die historische Entwicklung des Begriffs „Gerechter Krieg“ in der christlichen Tradition
- Die Rolle des Rechts auf Selbstverteidigung im Zusammenhang mit dem „Gerechten Krieg“
- Die Auswirkungen des „Gerechten Krieges“ auf die Beziehungen zwischen Islam und Christentum
- Die Bedeutung des „Gerechten Krieges“ im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Der Aufsatz beginnt mit einer Analyse des modernen Fundamentalismus, der als Quelle für Gewalt betrachtet wird. Anschließend wird die Rede vom Gerechten Krieg in der christlichen Tradition beleuchtet und auf die verschiedenen Perspektiven und Interpretationen eingegangen, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben. Das dritte Kapitel widmet sich den Hintergründen der katholischen Lehre vom Gerechten Krieg, wobei die eschatologischen, ethischen und sozio-politischen Dimensionen im Mittelpunkt stehen. Im vierten Kapitel werden die Ideologien und die Realität des Krieges in Verbindung mit dem Recht zur legitimen Verteidigung untersucht. Der fünfte Abschnitt analysiert das Erbe der Gewalt in Islam und Christentum, wobei die politischen, theologischen und gesellschaftlichen Aspekte im Fokus stehen. Die Funktion des Jihad wird im sechsten Kapitel beleuchtet. Abschließend wird der 11. September 2001 als ein Wendepunkt in der Debatte um den Gerechten Krieg betrachtet.
Schlüsselwörter
Gerechter Krieg, Fundamentalismus, Christentum, Islam, Gewalt, Kriegsethik, Recht auf Selbstverteidigung, Monotheismus, Tradition, Moderne, Jihad, 11. September 2001.
- Quote paper
- Dr. Matthias Dickert (Author), 2020, Krieg für Gott? Die Rückkehr des gerechten Krieges im Fundamentalismus von Christentum und Islam, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513547