Die Veranstaltungsbranche in Deutschland. Aktuelle Herausforderungen und Trends


Tesis (Bachelor), 2020

188 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkurzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung und Zielsetzung
1.2. AufbauderArbeit
1.3. Methodik und empirische Daten

2. Veranstaltungsbranche Deutschland
2.1. Historische Entwicklung
2.2. Definition
2.3. Branchenuberblick

3. Aktuelle Herausforderungen und Trends
3.1. Vermarktung und Kommunikation
3.2. Veranstaltungstechnik und -technologien
3.3. SicherheitaufVeranstaltungen
3.4. Personal
3.5. Nachhaltigkeit

4. Chancen und Risiken fur die Branche

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Top 10 Agenturen fur Live-Kommunikation im Raum 2015

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Verbande der Veranstaltungswirtschaft Deutschland

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Allgemeiner Hinweis

In dieser Arbeit wird aus Grunden der besseren Lesbarkeit uberwiegend das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitaten werden dabei ausdrucklich mitgemeint, soweit es fur die Aussage erforderlich ist.

1. Einleitung

1.1. Problemstellung und Zielsetzung

„Wer zum Ziel will, muss den Weg kennen. Innovationskraft und Ideenreichtum sind die Voraussetzung. Chancen mussen erkannt werden. Neues Terrain braucht Pioniergeist, Vorwartsdrang und kreative Kraft. Immer ein Stuck seiner Zeit voraus" (Dams, 2012,S. 6).

Diese Aussage beschreibt die Veranstaltungsbranche in vielerlei Hinsicht und implementiert, dass der Erfolg eines Unternehmens davon abhangt, in welchem MaR die aktuellen Herausforderungen und Trends erkannt und verstanden werden, um fruhzeitig und vorausschauend auf die unterschiedlichen Entwicklungen und Einflusse zu reagieren. Probleme entstehen meist dann, wenn die Anpassung an die wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und technischen Veranderungen gar nicht oder zu spat stattfindet, weil diese beispielsweise nur als ubergeordnete Trends angesehen, ihre Auswirkungen jedoch nicht auf die eigene Branche und Tatigkeit ubertragen werden. Diese Arbeit verfolgt daher das Ziel die aktuellen Herausforderungen der Veranstaltungsbranche am Beispiel von Deutschland systematisch mit Hilfe von Fachliteratur, Fachzeitschriften, Studien, Experteninterviews und der Erhebung eigener empirischer Daten darzustellen und diese hinsichtlich der Chancen und Risiken fur die Ausrichter von Veranstaltungen und die an derVeranstaltung beteiligten Anspruchsgruppen zu analysieren.

Dabei werden im Verlauf dieser Arbeit folgende konkrete Fragestellungen behandelt:

Wo liegt der Ursprung dieser Branche in Deutschland und welche Entwicklungen haben sie gepragt? Wer oder was ist die Veranstaltungsbranche uberhaupt und welche Akteure sind in Deutschland innerhalb dieser Branche organisiert? Was macht die Veranstaltungsbranche so besonders?

Welche Herausforderungen und Trends beeinflussen die deutsche Veranstaltungsbranche aktuell? Wie lassen sich diese erkennen und wie wirken sie sich aus? Wie konnen Risiken vermieden und Chancen besser genutzt werden?

1.2. AufbauderArbeit

Zur Erorterung der in 1.1. beschriebenen Zielsetzung und Fragestellungen wird dieser Arbeit der folgende Aufbau zu Grunde gelegt:

Nachdem in diesem Kapitel die Problemstellung, die Zielsetzung sowie der Aufbau der Arbeit und die Methodik beschrieben werden, folgt das Kapitel 2, um das Grundverstandnis fur den weiteren Verlauf der Arbeit zu manifestieren. Zunachst wird im Kapitel 2 die historische Entwicklung der Veranstaltungsbranche Deutschland anhand zeitgeschichtlicher Ereignisse beschrieben, die schlieBlich dazu fuhren, den Begriff „Veranstaltungsbranche" genauer zu hinterfragen und zu definieren. AnschlieBend folgen in Abschnitt 2.3. unter der Uberschrift „Branchenuberlick" Ausfuhrungen zu den wichtigsten Akteuren der deutschen Veranstaltungsbranche, darunter Branchenverbande, renommierte Agenturen und Event-Dienstleister, da diese oftmals auch Herausgeber der branchenspezifischen Studien sind und teilweise als Autoren der in der Arbeit verwendeten Fachliteratur auftreten. Zusatzlich werden die bekanntesten Branchenveranstaltungen, die Anzahl deutscher Veranstaltungsstatten und Umsatzzahlen benannt. Im Kern der Arbeit, dem dritten Kapitel, welches sich in die Bereiche Vermarktung- und Kommunikation, Veranstaltungstechnik- und technologien, Sicherheit auf Veranstaltungen, Personal und Nachhaltigkeit untergliedert, werden abgestimmt auf den jeweiligen Bereich die dazugehorigen Herausforderungen und Trends kategorisch dargestellt. Im vierten und vorletzten Kapitel der Arbeit werden dann die Chancen und Risiken, die sich aus dem vorherigen Kapitel ableiten lassen, erortert und gegenubergestellt und teilweise werden auch Handlungsempfehlungen angefuhrt. SchlieBlich folgt dann im funften und letzten Kapitel ein Fazit hinsichtlich dererhaltenen Ergebnisse und Erkenntnisse.

1.3. Methodik und empirische Daten

Wie bereits im Abschnitt 1.1. erwahnt, basiert diese Arbeit neben Fachliteratur, Fachzeitschriften und Studien auch auf Primardaten, die in Form von zwei Online- Umfragen speziell fur diese Arbeit empirisch erhoben, ausgewertet und in Kapitel 3 und 4 dieser Arbeit verarbeitet werden. Der Grund fur die Erhebung von eigenen Daten war das Bestreben, die Aktualitat der Ergebnisse zu aktuellen Herausforderungen fur die Branche zu garantieren, da die wenigen Studien, die fur die Branche existieren, teilweise veraltet sind und meist nur Teilbereiche der funf Unterpunkte, die in Kapitel 3 verwendet wurden, abdecken. Der Forschungsstand hinsichtlich der Veranstaltungsbranche birgt allgemein noch groBes Potenzial, insbesondere im quantitativen Bereich. Im folgenden Abschnitt wird die Methodik und Vorgehensweise bei der Datenerhebung beschrieben:

Sowohl fur die Veranstalter und Agenturen in Deutschland, als auch fur die potenziellen Besucher und Zielgruppen von Veranstaltungen aller Art wurde jeweils ein spezieller Fragebogen (vgl. Anhang 1 und 2) mit offenen und geschlossenen Fragen erstellt, der mit Hilfe der LimeSurvey-Software jeweils zu einer Online- Umfrage (vgl. Anhang 3 und 4) umgewandelt wurde, die unter einer eigenen URL in der Zeit vom 18. November 2019 bis zum 20. Dezember 2019 online abgerufen und beantwortet werden konnte. Die Fragen wurden im Vorfeld so ausgewahlt und konzipiert, dass sie wichtige „die Menge betreffende", also quantitative Aussagen als Ergebnis hervorbringen. Zusatzlich wurden beide Fragebogen auch um Fragen erweitert, die zu qualitativen Aussagen fuhren, da fur verschiedene Fragestellungen auch Einzelnennungen und personliche Meinungen und Bewertungen von Bedeutung sind. Demnach liegt der Datenerhebung dieser Arbeit ein „Methoden-Mix" aus quantitativer und qualitativer Primarforschung zu Grunde. Die Besucher und Zielgruppen mussten in der Umfrage im ersten Schritt Grunddaten zu ihrer Person angeben: ihr Geschlecht, ihr Alter, ihre Herkunft unter Angabe der PLZ, ob sie Kinder haben, die derzeitige Beschaftigungsart und den Familienstand, jedoch nicht ihren Namen. So konnte gewahrleistet werden, dass die Datenerhebung anonym erfolgt. Der Link zu der Umfrage fur Zielgruppen und Besucher wurde hauptsachlich uber die sozialen Medien auf Grund des viralen Effekts an potenzielle Probanden herangetragen, insbesondere durch Postings auf Facebook und Instagram. Zusatzlich wurden einige Studiengange der FH Westkuste in Heide wahrend ihrer Vorlesungen im Horsaal besucht und gebeten, den Link aufzurufen und an der Umfrage teilzunehmen. Eine Kooperationsanfrage an „eventelevator.de", eines der bedeutendsten News- und Reportagemagazine der Eventbranche, fuhrte dazu, dass das Magazin die Links zu beiden Umfragen ebenfalls uber ihre Social-Media-Kanale (Facebook, Linkedln, Twitter) online teilte (vgl. Anhang 5). An der Umfrage fur Zielgruppen und Besucher haben im Zeitraum von knapp 4 Wochen insgesamt 365 Personen teilgenommen, davon 117 Personen teilweise und 248 Personen vollstandig (vgl. Anhang 6). Fur die Auswertung der Ergebnisse wurde nach Eliminierung der abgebrochenen Befragungen die verbleibende StichprobengroRe n=248 Personen verwendet. Die Auswertung der Daten wurde mit Hilfe der Statistik- und Analyse Software SPSS von IBM vorgenommen. Nachstehend werden die soziodemographischen Merkmale (vgl. Anhang 7-12) dargestellt, die aus der Teilnahme an der Online-Umfrage fur Zielgruppen und Besucher aus 248 Befragungsteilnehmern identifiziert werden konnten und fur die Aussagekraft der Ergebnisse in dieser Arbeit relevant sind: von den 248Teilnehmern sind 130 Personen (52,4 %) weiblich, 117 Personen (47,2 %) mannlich und 1 Teilnehmer (0,4 %) divers. Das Geschlechterverhaltnis ist demnach sehr stark ausgeglichen. Die Altersspanne der Teilnehmer reichte von 18 bis zu 62 Jahren und die 248 Teilnehmer stammen dabei aus ganz Deutschland, denn die Angaben der Postleitzahlen reichen vom Postleitzahlenkreis 0 bis 9. Von den Befragten sind 42,7 % voll berufstatig, 40,3 % in Schul- oder Hochschulausbildung, 6,9 % teilweise berufstatig, 3,6 % in Berufsausbildung , 0,8 % nicht mehr berufstatig und jeweils 0,4 % arbeitssuchend oder Hausfrau/Hausmann. Die zweite Umfrage fur die Veranstalter und Agenturen wurde ebenfalls uber die o.g. sozialen Medien und „eventelevator.de" verbreitet. Zusatzlich wurden 284 Eventagenturen aus dem Postleitzahlengebiet 2 direkt via E­Mail (vgl. Anhang 13) angeschrieben, allerdings wird aus Datenschutzgrunden auf die Darstellung der Unternehmen und der E-Mail-Adressen verzichtet. Die Teilnehmer der Umfrage mussten im ersten Schritt Angaben zu ihrem Namen, ihrer Position, dem Unternehmen, der Mitarbeiteranzahl und den Veranstaltungen pro Jahr machen, die jedoch nur der Auswertung dienen und bei der Darstellung der Ergebnisse wieder komplett anonymisiert werden. Leider hatte dies zur Folge, das von insgesamt 110 Unternehmen ein GroRteil der 91 Unternehmen, die nur teilweise teilgenommen haben, die Umfrage fruhzeitig abgebrochen haben und lediglich 19 Unternehmen beantworteten die Umfrage vollstandig. Die StichprobengroRe fur die Veranstalter und Agenturen beschrankt sich daher auf n=19, da nur die vollstandigen Angaben fur diese Arbeit relevant sind. Dennoch befinden sich unter den 19 Teilnehmern nahe zu alle denkbaren Arten von Veranstaltern: drei Unternehmen konnen dem Bereich Veranstaltungstechnik und Dienstleistungen zugeordnet werden, ein Unternehmen ist Betreiber von Kultur- und Freizeiteinrichtungen, ein weiteres Veranstalter als Trager freier Jugend- und Kinderhilfe und drei Unternehmen sind auf das Eventmanagement spezialisiert. Des Weiteren haben zwei Full-Service Werbeagenturen, eine Agenturfur Kommunikation und vier namenhafte Agenturen fur Live-Kommunikation, die jeweils mehrere Standorte in Deutschland haben, an der Umfrage teilgenommen. Und schlieBlich haben sogar zwei Unternehmen bzw. Vereine teilgenommen, die den Destinationsmanagementorganisationen und dem Bereich Tourismus zugeordnet werden konnen und zwei Messeveranstalter, wovon einer zu den groBten Messeveranstaltern Deutschlands zahlt. Auf Grund der zugesicherten Anonymitat konnen die Namen der Unternehmen in dieser Arbeit nicht explizit aufgelistet werden. Die Anzahl der Mitarbeiter der Unternehmen variiert zwischen 1 und 1.500 Mitarbeitern und die Anzahl der organisierten Veranstaltungen betragt pro Jahr zwischen 2 und 500 Veranstaltungen (vgl. Anhang 14-16). Von den 19 Unternehmen gaben 9 an Kulturevents auszurichten, 6 veranstalten gesellschaftlich-politische Events, 13 Unternehmen wirtschaftliche Events und 4 organisieren Sport-Events (vgl. Anhang 17). Unter den Veranstaltungsformaten, die von den 19 Unternehmen ausgerichtet werden, finden sich Markte in alien Formen, Presse-Events, Jubilaen, Incentives und Incentivereisen, Messen, Galas und Roadshows, Discotheken und DJ-Veranstaltungen, Mitarbeiterfeste, Corporate-Events, Konferenzen, Tagungen, Preisverleihungen und Awards, Lange Nachte der Museen und Industrie, Karneval und Faschingsveranstaltungen, Poetry Slams und Konzerte, Public Viewings, Stadtfeste und Open-Airs am Strand, TeambuildingmaBnahmen, Kick-Off-Events und Wassersportevents und viele weitere (vgl. Anhang 18).

Wenngleich die Umfrage auf Grund der niedrigen Teilnehmeranzahl nicht als reprasentativ eingestuft werden kann, besitzen die Ergebnisse auf Grund der breitgefacherten, ausgeglichenen Struktur unter den Teilnehmern zumindest teilweise eine representative Aussagekraft und konnen in Hinblick auf Trends und Herausforderungen als Indikator und unterstutzendes Meinungsbild hinzugezogen werden.

2. Veranstaltungsbranche Deutschland

2.1. Historische Entwicklung

In der Fachliteratur bestehen ganz unterschiedliche Aussagen zu den Anfangen und der Entwicklung der Veranstaltungsbranche. Laut Bruhn „[gehen] [d]ie Ursprunge des heutigen Messewesens bis auf den Markt der Antike zuruck[,j [denn] [d]ort hatte der Markt, der zumeist in Verbindung mit religiosen Festen abgehalten wurde, die Funktion, durch Warenaustausch den unmittelbaren Bedarf der Bevolkerung zu decken [...]" (Taeger, 1993, S. 71 f. zitiert nach Bruhn, 2014, S. 887). Hinsichtlich des deutschen Marktes heiBt es weiter, dass sich in Frankfurt am Main seit dem Jahr 1240 und in Leipzig seit dem 15. Jahrhundert die groBten und bedeutendsten Messezentren des deutschen Reiches gebildet hatten (vgl. Rodekamp, 2003, S. 8 ff. zitiert nach Bruhn, 2014, S. 888). Haufig wird auch auf das Kolosseum und den Circus Maximus in Rom verwiesen, da diese „bereits vor 2000 Jahren Event-Locations ungeheuren AusmaBes" darstellten mit einem „Fassungsvermogen von 50.000 bis 250.000 Besuchern" (Masterman und Wood, 2006, S. XVI zitiert nach Gehrke et. al., 2017, S. 26). Die dort stattgefundenen Veranstaltungen gelten „als fruhe Zeugnisse von Events als Instrument strategischer Kommunikation der politischen Herrscherklasse" (ebd.). Den vorangegangenen Belegen uber die lange Tradition von Veranstaltungen stehen in der Fachliteratur jedoch auch abweichende Beurteilungen gegenuber: „Die Veranstaltungsbranche ist eine noch recht junge Branche" meinen Sakschewski und Paul (2017, S. 1), wobei diese Aussage einen signifikanten Interpretationsspielraum offen lasst in Bezug auf das subjektive Verstandnis des Begriffes „jung".

Auf der Suche nach dem Ursprung der historischen Entwicklung der Veranstaltungsbranche in Deutschland ist eindeutig festzustellen, dass kein erwiesener Zeitpunkt existiert, an dem dieser manifestiert werden kann. Vielmehr haben unterschiedliche Entwicklungen, die teilweise vollig unabhangig voneinander uber Jahrzehnte dazu beigetragen haben, dass sich ruckwirkend betrachtet die Veranstaltungsbranche gebildet hat, von der allgegenwartig gesprochen wird.

Fur diese Arbeit ist allerdings - insbesondere in Bezug auf die Darstellung der aktuellen Herausforderungen der Veranstaltungsbranche - die nahere Betrachtung der historischen Entwicklung der jungsten Jahrzehnte in Deutschland von groRer Bedeutung. Aus diesem Grund werden nachstehend die wichtigsten Ereignisse fur die Veranstaltungsbranche entlang der vergangenen vier Jahrzehnte in Form einer gezielten Zusammenfassung des von Colja M. Dams (Geschaftsfuhrender Gesellschafter der VOK DAMS Gruppe) herausgegebenen Werks „50 Jahre KommunikationDirekt: Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing" dargestellt. Als Autor tritt sein Vater Vok Dams (Grunder und Gesellschafter der VOK DAMS Gruppe) auf, ein mit samtlichen Awards pramiertes Urgestein der Veranstaltungsbranche, geboren 1938 und zuletzt ausgezeichnet fur sein Lebenswerk und seinen Einfluss auf die Entwicklung der Event- und Live-Kommunikationsbranche (vgl. o.V., 2018, S. 12). Zusatzlich berichten zahlreiche renommierte GroRen aus dem Veranstaltungsgeschaft als Zeitzeugen uber die damaligen Geschehnisse.

Vok Dams beginnt seinen Bericht als Zeitzeuge der Entstehung der Branche in den 1960er Jahren: „das erste Jahrzehnt stand ganz im Zeichen der Fotografie und Werbung - von Presse- und Werbefotografie uber klassische Werbekampagnen zu Fotoexperimenten mit Dokumentationen und Ausstellungen [...]" (2012a, S. 23}. Der klassische Fotografenberuf sei zur damaligen Zeit, 1948, jedoch streng reglementiert gewesen, da nur vor der Handwerkskammer geprufte Fotografenmeister mit Brief und Siegel sich als Fotografen niederlassen durften, erklart Gundlach (vgl. 2012, S. 28). „Doch spatestens seit den 1960er Jahren zeichnete sich ab, dass das traditionelle Berufsbild nicht mehr der Realitat entsprach. Gefragt waren flexible Fotografen, die ihre fotografische Technik beherrschten, die aber vor alien Dingen in der Lage waren, als Partner der Zeitschriften-Redaktionen und der damals neu entstehenden Werbeagenturen kreative Ideen und Konzeption zu entwickeln und diese professionell zu realisieren" fugt Gundlach hinzu (ebd.). Getrubt wurde diese bewegende Entwicklung dann jedoch durch die Errichtung der Mauer, die als „antifaschistischer Schutzwall" ab dem 13. August 1961 in Berlin errichtet und zum Symbol derTeilung zwischen Ost- und West wurde, erganzt Dams (vgl. 2012a, S. 52). In den 1970er Jahren begann dann schlieRlich „[d]ie Zeit einer neuen Bildsprache, die Zeit, als die Bilder laufen lernten, die Zeit der audiovisuellen Kommunikation" (Dams, 2012a, S. 57). „Nach dem zweiten Weltkrieg war Wuppertal eines der wichtigsten Zentren der Kunstszene geworden [...]. Alle kunstlerischen Aktivitaten gipfelten im Sommer 1971 [...] mit 270 kulturellen Veranstaltungen [...] an neun Tagen in Wuppertal [...]" berichtet Dr. phil. Eike Pies, ehemaliger Feuilletonredakteur der Westdeutschen Rundschau (2012, S. 50). Zu den damaligen Veranstaltungsformaten zahlten u.a. „[...] Gastspielauffuhrungen deutscher Theatergruppen und Ballett- Workshops, Kunstausstellungen und Happenings, Film[e] und Musikdarbietungen [sowie] [ein] Umwelt-Kongress und Diskussionsforen [...]" (ebd.). Des Weiteren seien am 26. August 1972 die zweiten deutschen XX. Olympischen Sommerspiele in Munchen eroffnet worden (vgl. Dams, 2012a, S. 60).

Wie es zu der Entstehung dieser neuen, vielfaltigen Veranstaltungsformate kam, begrundet Vok Dams mit der damaligen bahnbrechenden Weiterentwicklung der Technik: Standbilder, also Fotografien, wurden zu Diapositiven, die mit Hilfe von Carousel-Projektoren „mechanisch in den Projektionsschacht befordert wurden" und somit seien erstmalig Bewegungen auf einer Bildflache simuliert worden. Zusatzlich wurden die Diapositivfilme dann mit Ton unterlegt und es etablierte sich die Bezeichnung „Tonbildschau" begleitet von Begriffen wie „Dramaturgie" und „Raumgestaltung" (vgl. 2012a, S. 68). „Das Ergebnis waren Anfang der 1970er Jahre die ersten GroBprasentationen auf der Hannover Messe" (Dams, 2012a, S. 68), sowie „[b]efahrbare, multimediale Ausstellungen [...] [und] spektakulare Prasentationssysteme fur Museen und Bibliotheken [...]" (Dams, 2012a, S. 64). Zugleich gewahrt erauch einen Einblick in die damaligen Verhaltnisse auf dem Markt fur audiovisuelle Kommunikation: „lm Geschaft mit audiovisuellen Medien gehorten wir zwar zu den Ersten, waren aber nicht allein. Mitbewerber hatten die Entwicklung ebenfalls erkannt. Sie kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen und hatten alle etwas gemeinsam: keinerlei Erfahrung, keinen Branchenuberblick, keine Lobby in der Offentlichkeit und keinen Kontakt untereinander. Zeit also, miteinander zu sprechen" (Dams, 2012a, S. 78). Diese Feststellung fuhrte dann im selben Jahr zur Grundung des Berufsverbandes „cAVcom", dem Centrum AV-Communication e.V., dem unter seinem Vorsitz fuhrend[e] Produzenten vonTonbildschauen, Multivisionen, Film- und Videoprogrammen beigetraten seien, um sich zu einer Berufsorganisation zusammenzuschlieBen (vgl. Dams, 2012a, S. 78).

Im Ruckblick auf die 1980er Jahre „gab [es] keine Grenzen fur die weitere Entwicklung" (Dams, 2012a, S. 84), denn eine zentrale Idee hatte Gestalt angenommen: die Idee von der intensiveren Kommunikation, bedeutend dafur von nun an Zielgruppen wahrzunehmen und zu analysieren, sie zu verstehen und darauf aufbauend naturlich entsprechende Strategien und Konzepte zu entwickeln (vgl. Dams, 2012a, S. 81). Es entstand ein neuer Begriff, „KommunikationDirekt", ein „Begriff fur das, was wir in der Vergangenheit gemacht hatten, und das, was wir in Zukunft machen wollten. Fur unsere Vision vom kreativeren, emotionaleren, effektiveren und nachhaltigeren Informationsaustausch in der direkten Zielgruppenansprache. Kurz: von der intensiveren und damit erfolgreicheren Kommunikation" (Dams, 2012a, S. 84). Diese Neuerungen trugen erheblich dazu bei, dass die Unternehmen der Veranstaltungsbranche realisierten, dass sie nach auBen prasentieren und verkorpern mussen, was sie intern erarbeitet hatten. Erstmalig war die Rede von „Corporate Identity" und „Corporate Design" und parallel entwickelte sich auch die Technik weiter und Videoprogramme, Tagungsfernsehen, Ausbildungs- und Veranstaltungsprogramme eroffneten neue Moglichkeiten bei der Gestaltung und Organisation von Erlebnissen (vgl. Dams, 2012a, S. 84 ff.). Ganz zur Freude der Pharma-lndustrie, die ihre „goldenen Jahre" in den 80er Jahren erfuhr „durch immer bessere chemisch-synthetische Praparate" (Monzel, 2012a, S. 90) und die Produktion der damaligen „Weltsensationen" Insulin und Antibiotikum (ebd.). Der Erfolg erstreckte sich jedoch nicht nur uber die Pharma-Branche in Deutschland, sondern uber den gesamten Globus und der internationale Wettbewerb verlangte von den Veranstaltungsexperten sich nunmehr der „lnternationalisierung" und „weltweiten Einsatzorten" zu stellen (Dams, 2012a, S. 86). Vok Dams berichtet, dass „[m]it Ausbildungs-, Medien- und Veranstaltungsprogrammen Veranstaltungen von Rom bis Munchen, von Helsinki bis Kairo, von Los Angeles bis Budapest (im damaligen „Ostblock") durchgefuhrt [wurden]" (ebd.). Und zu guter Letzt fallt nach 40 Jahren am 09. November 1989 die Mauer in Berlin und die Erkundung des Ostens bringt die Frage mit sich, welche Potenziale und Chancen auf dem neuen, nun zuganglichen Markt fur zukunftige Veranstaltungen bestehen (vgl. Dams, 2012a, S. 98). „Die Mauer ist gefallen und die Republik euphorisch" (Dams, 2012a, S. 106) und diese Stimmung spiegelte sich auch in den Auftragen wider: „es ist die Zeit der GroBprojekte. Hoher, schneller, weiter, groBer - ist die Devise" (ebd., S. 108).

Vok Dams beschreibt die 1990er Jahre als das Jahrzehnt, in dem sich die „Branche [neu definiert]", „die Anspruche [an die Qualitat] wachsen und „ohne Show [gibt es] kein Business [mehr]" (Dams, 2012a, S. 105). Prof. Dr. Bernd Gottschalk war zur damaligen Zeit Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG und berichtet uber die Einfuhrung verschiedenster Mercedes Benz Modelle, bei denen es maRgeblich auf die richtige Inszenierung ankam, um neue Marktsegmente zu erschlieRen und Erfolge zu verzeichnen: „[h]ier unterscheidet sich, wer Kommunikation und Event-Marketing versteht: Das heiRt namlich, zuerst das Produkt zu verstehen, den Markt und den Kunden zu verstehen, die Kernelemente des neuen Produkts zum Vorschein zu bringen und das alles, indem man den Betrachterverzaubert und „Live-Marketing at its best" umsetzt" (2012, S. 112). Es etablierten sich die Begriffe, die den Alltag der Veranstaltungsbranche in der heutigen Zeit bestimmen: Live-Marketing, Event­Marketing und Marketing-Events. „Man spricht seit Ende der 1980er Jahre von „Events", diskutiert uber die Bedeutung dieses Wortes und uber Veranderungen bei den Veranstaltungsangeboten." (Dams, 2012a, S. 116) und Claus Holtmann, Geschaftsfuhrer der Holtmann Messe + Event, fugt in Bezug auf das Wort „Event" noch eine weitere wichtige Information hinzu: „war es noch vorher ein neutrales englisches Wort fur Ereignis, wurde es durch die Zusatze wie Marketing-Event schnell zu einem ausschlieRlich im positiven Erlebnis-Sinne verwendeten Wort[.]" (2012, S. 128).

Nachdem die fundamentalen Begrifflichkeiten der Veranstaltungsbranche nun erstmals offentlich ausgesprochen und diskutiert wurden, erkannten auch weitere Akteure ihre Chance an der fortschreitenden Entwicklung zu partizipieren. „lm Juni 1995 erscheint der erste „EventPartner", eine Fachzeitschrift zum Thema Marketing­Events. Sie definiert das Segment und begleitet die Entwicklung der Branche kompetent und kritisch" erklart Vok Dams (2012a, S. 116) und ihm wurde bewusst, dass es an der Zeit war etwas zu unternehmen, „um in diesem aufbrechenden Markt Stellung zu beziehen, unsere Position zu definieren und auszubauen" (2012a, S. 122). Daraufhin initiierte er ein Treffen zu einem Erfahrungsaustausch unter Kollegen, an dem sieben renommierte Agenturen teilnahmen mit dem Ziel ein eigenes „Forum" zu grunden (vgl. ebd., S. 122). Nach vielen intensiven Gesprachen zwischen dem Chef- Redakteur der Fachzeitschrift „EventPartner", dem Vorstand des „Fachverbands Messe- und Ausstellungsbau e.V." (FAMAB) und mittlerweile zehn ambitionierten Agenturen sei 1997 die Grundung des „Forum Marketing-Eventagenturen" unter dem Dach des FAMAB e.V. zustande gekommen (vgl. Dams, 2012a, S. 122; Adler, 2012, S. 124). Das Ende des wohl pragendsten Jahrzehnts der Veranstaltungsbranche wird dann zu guter Letzt am 12. Februar 1999 mit der Eroffnung der „World of Events" (WoE), der ersten internationalen Fachmesse fur Event-Marketing und Veranstaltungsservices mit Kongress, besiegelt (vgl. Dams, 2012a, S. 116). Der Ursprung der deutschen Veranstaltungsbranche liegt demnach mehr als 50 Jahre zuruck in der Vergangenheit, obgleich diese als eigenstandige Branche von einem GroBteil auBenstehender Personen vermutlich erst in den 1990er Jahren explizit wahrgenommen wurde und sich einige Charakteristika bereits in der Antike erkennen lieBen.

2.2. Definition

Wie bereits im vorherigen Abschnitt erlautert waren uber die Jahrzehnte ganz unterschiedliche Akteure an der Entstehung der Veranstaltungsbranche beteiligt: Agenturen, Fotografen, Videoproduzenten, Messeveranstalter und Verbande sind nur einige Beispiele. Fur das richtige Verstandnis im weiteren Verlauf dieser Arbeit ist daher eine prazise Definition der „Veranstaltungsbranche" essenziell, wenngleich auch keine allgemeingultige Definition auf Grund der Komplexitat der Branchenstruktur in der Fachliteratur existiert.

Um sich einer Definition zu nahern, wird zunachst beschrieben, welche Bedeutung sich hinterdem Begriff „Veranstaltung" verbirgt und wie diese durch die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven variieren kann. Im alltaglichen Sprachgebrauch hat sich der Anglizismus „Event" als Synonym etabliert.

„Der Begriff Event (der oder das) ist in Mode und wird heute fur Anlasse von Fernsehfilm bis Kindergeburtstag geradezu inflationar gebraucht. Dabei steht Event - neben Veranstaltung - im wortlichen Sinne fur Ereignis [...]", erklart von Graeve (2011, S. 7) und erganzt eine allgemeine Definition, die sich stark am Besucher orientiert: „[a]ls Events bezeichnet man einzigartige und einmalige Veranstaltungen mit Erlebnisfaktor und / oder (Zusatz-) Effekt. In jedem Faile aber soil ein Event fur die Teilnehmer ein besonderes, unwiderbringliches positives Erlebnis sein" (ebd.). Luppold definiert eine Veranstaltung noch etwas genauer als „ein organisiertes, zweckbestimmtes, zeitlich begrenztes Ereignis, an dem eine Gruppe vor Ort und/oder uber Medien teilnimmt" (Luppold, 2013, S. 70).

Oftmals werden Events jedoch nicht nur zum Vergnugen der Besucher, sondern zum Erreichen eines im Voraus festgelegten Marketingziels fur ein Unternehmen, eine Marke oder ein Produkt organisiert. In der Literatur wird in dem Zusammenhang auch von einem Marketing-Event gesprochen (vgl. Schafer-Mehdi, 2012, S. 10). „[...] Eine wesentliche Kraft der Marketing-Events liegt darin, die Zielgruppe so exakt einzugrenzen, dass sie durch direkte Ansprache moglichst effektiv erreichbar wird. Fur jedes Marketing-Event gilt: Mit einer klaren Botschaft, die spannend inszeniert ist, motiviert der Veranstalter die Menschen, etwas fur ihn zu tun, indem er was fur sie tut" (Schafer-Mehdi, 2012, S. 12) und Nufer beschreibt noch etwas genauer, dass „durch produkt-, unternehmens- oder dienstleistungsbezogene Ereignisse kognitive, emotionale und physische Reize dargeboten, Aktivierungsprozesse ausgelost sowie unternehmensgesteuerte Botschaften, Informationen und Assoziationen kommuniziert werden [sollen], die zum Aufbau von Unternehmens- und Markenwerten einen positiven Beitrag leisten" (2012, S. 21).

Neben Besuchern, Unternehmen, Marken und Produkten konnen aber auch ganze Orte und Destinationen im Fokus einer Veranstaltung stehen, die als touristische Events bezeichnet werden. „Aus touristischer Sicht meinen Events speziell arrangierte Veranstaltungen fur Einheimische und Ortsfremde, die - auch - von touristischer Attraktivitat sind bis hin zum Event-Tourismus, wo Events zum Hauptmotiv einer Reise werden" (Freyer, 2011, S. 637). Freyer begrundet diese Entwicklung wie folgt: „ln letzter Zeit werden immer haufiger Events speziell kreiert bzw. fur touristische Zwecke genutzt, zum einen als Folge eines steigenden Event- Wettbewerbs der Orte untereinander („Erlebnisdruck"), zum anderen fur Orte mit nurgeringen naturlichen Attraktionen" (Freyer, 2011, S. 637).

Nach Luppold konnen die Erscheinungsformen von Events entlang der folgenden Kategorien geordnet werden: nach der „Ausrichtung (extern oder intern)"[,] Zielgruppe (breit oder eng gefasste Zielgruppe)[, dem] Nutzen (unterhaltsam oder informativ)[, der] Bedeutung (gewohnlich oder einmalig)[, der] Interaktion (stark oder schwach interaktiv) [sowie nach dem] Unternehmens- oder Leistungsbezug (starker oder kein Bezug zum Unternehmen bzw. zur Leistung)" (Meffert und Bruhn, 2006, S. 529 f. zitiert nach Luppold, 2013, S. 71). Dies sei auch der Grund dafur, dass so viele verschiedene Definitionen fur Events koexistieren, denn viele der Definitionen orientieren sich „nur an einem oder einigen wenigen der o.g. Bestimmungsfaktoren" (ebd).

Eindeutig ist, dass Veranstaltungen in ihrer Art sehr vielfaltig sind, ebenso wie auch ihre Veranstalter. Automobilhersteller veranstalten Events fur die Vermarktung ihrer Modelle, Hotels und Restaurants fur ihre Gaste, Radiosender fur ihre Zuhorer, Stadte und Kommunen fur ihre Einwohner und Urlaubsgaste, Kunstler fur ihre Fangemeinschaften und das olympische Komitee fur Sportier auf der ganzen Welt. Es gibt kaum eine Branche, in der Events keinen Bestandteil der Kommunikation ausmachen, daher wurden als Veranstalter, laut Aussage von Prof. Dr. Hans Ruck, neben Unternehmen, Verbanden, Vereinen, politischen Parteien und Verwaltungen auch oftmals Kreativ-Agenturen, die entweder spezialisierte Event-Agenturen oder Full-Service-Werbe und PR-Agenturen sind oder Professional Congress Organizer (PCO) als Organisations-Agenturen agieren. Ferner wurden auch Betreiber von Messen und Veranstaltungsstatten aller Art zu den Ausrichtern von Veranstaltungen gezahlt (vgl. Ruck, o.J.) und Sakschewski und Paul sehen auch „Spielstatten, buhnentechnische Betriebe, Produktionsstatten fur szenische Darstellungen, Messe- und Dekorationsbaufirmen, Unternehmen der Meeting, Incentive, Congress und Event (MICE) Branche, die als Full-Service Agentur oder Spezialanbieter am Markt aktiv sind, Konzert- und Tourneeveranstalter oder Kunstler-Agenturen" als charakteristische Veranstalterbetriebe an (2017, S. 1).

Die Leistungserbringung innerhalb der Veranstaltungsbranche erfolgt allerdings nicht einzig und allein durch die o.g. Veranstaltungsorganisatoren, sondern durch die gemeinsame Produktion von Ausrichtern, Betreibern, Veranstaltern, Agenturen und vor allem durch externe Dienstleister. Je nach Veranstaltungsformat konnen ganz unterschiedliche Akteure assoziiert werden, die fur die Umsetzung des Events notwendig sind: beispielsweise technische Dienstleister, die Buhnen-, Ton- und Lichttechnik bereitstellen, Elektrik-Unternehmen, die das Event mit Strom versorgen, Firmen, die Videowande und Displays fur Messen und Expos vermieten, Caterer und Dekorationsfirmen, Anbieter, die Feuerwerke und Lasershows realisieren oder Sicherheitsdienste, die Taschenkontrollen durchfuhren. Daruber hinaus sind auch die „Dienstleistungen von Vertretern der darstellenden Kunste", wie Sangern, Tanzern oder Musikern (Ruck, o.J.) essenzieller Bestandteil von Veranstaltungen. Als eine weitere Besonderheit der Branche wird der„hoh[e] Anteil an Einzelunternehmungen und Selbststandigen [angesehen], die nur selten feste Mitarbeiter haben" und deren Mittelpunkt ihrer Arbeit die eigene Arbeitskraft ist, wie zum Beispiel Lichtdesigner, Toningenieure, Rigger und Stagehands (Paul und Sakschewski, 2012, S. 15).

„Durch die heterogene Struktur in der Veranstaltungsbranche existieren zahlreiche Rechtsformen parallel" (ebd.), so dass der Markt der Veranstaltungswirtschaft auf dieser Basis als Querschnittsmarkt beschrieben werden kann. Die bestehenden Definitionen von Veranstaltungen, Events und der Event-Wirtschaft lassen die Zuordnung von Akteuren zu einer ubergreifend verstandenen VeranstaltungswirtschaftoderVeranstaltungsbranche plausibel und nachvollziehbar erscheinen (vgl. Gehrke, Spott de Barrera und Lampe, 2017, S. 28). Dieser Arbeit wird damit zusammenfassend fur die vorausgegangenen Informationen die folgende allgemeine Definition fur die deutsche „Veranstaltungsbranche" zu Grunde gelegt:

„D/e Veranstaltungsbranche ist der Querschnitt aus zahlreichen Akteuren, die unzahligen anderen Branchen entstammen und an der Produktion, Planung, Organisation, Durchfuhrung und Nachbereitung aller denkbaren Veranstaltungen teilweise oder vollstandig beteiligtsind und dadurch Umsatze erzielen".

2.3. Branchenuberblick

In diesem Abschnitt wird die deutsche Veranstaltungsbranche anhand ausgewahlter Informationen, Kennzahlen und Statistiken dargestellt.

Unternehmen

In unregelmaRigen Abstanden veroffentlichen die Fachzeitschriften „Werben & Verkaufen" (W&V) und die HORIZONT, Fachzeitschrift fur Marketing, Werbung und Medien in Zusammenarbeit mit dem Verband direkte Wirtschaftskommunikation e.V. (FAMAB) ein Ranking der umsatzstarksten Live-Kommunikations-Agenturen, Event-Agenturen und Agenturen fur Kommunikation im Raum (KiR). Das Ranking erfolgt dabei anhand der jahrlichen Honorarumsatze der Agenturen und die Datenauswertung erfolgt durch eine unabhangige Wirtschaftspruferin. Zuletzt wurde das Ranking der Top 10 Agenturen im Jahr 2016 in der HORIZONT-Zeitschrift und online als Artikel auf der Website veroffentlicht:

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Abbildung 1: Die Top 10 Agenturen fur Live-Kommunikation im Raum 2015, Amirkhizi, 2016

Die Ubersicht der Top 10 Agenturen soil eine grobe Vorstellung uber die Hohe moglicher Honorarumsatze der fuhrenden Unternehmen der deutschen Veranstaltungswirtschaft vermitteln, doch ist dabei gleichzeitig auch kritisch zu betrachten, da sich an der Datenerhebung zu dem Ranking nur wenige Agenturen (im Jahr 2016 nur 21) beteiligt haben und dadurch die Vergleichbarkeit und die Stichhaltigkeit der Ergebnisse in Frage gestellt werden kann in Hinblick auf die Platzierungen und die Aussagekraft eben dieser (vgl. Breyer, 2016). Neben den Agenturen werden jahrlich auch die Eventdienstleister bewertet. Im Rahmen des Online-Votums auf der Website der B2B-Zeitschrift fur Live-Kommunikation und Markenarchitektur „BlachReport" konnen die Auftraggeber von Veranstaltungen jeweils zum Jahreswechsel fur die Eventdienstleister abstimmen, die sie innerhalb der Sparten Beleuchtung, Beschallung, Buhnen- und Dekorationsbau/Setgestaltung, Video- und Medientechnik und in der Gesamtdurchfuhrung als besonders leistungsfahig ansehen. Herausgeber der Zeitschrift „BlachReport" ist die AktivMedia Marketing- und Medienkommunikations GmbH (vgl. AktivMedia Marketing- und Medienkommunikations GmbH, 2019). Das Eventdienstleister-Ranking 2019 (vgl. ebd) konnte die satis&fy AG mit Sitz in Karben ganz klar fur sich entscheiden, da diese in alien Sparten auf den 1. Platz gevotet wurde. Ebenso in alien Sparten vertreten - wenn auch mit unterschiedlicher Platzierung - ist die Neumann&Muller Veranstaltungstechnik GmbH & Co. KG aus Hamburg, die Aventem GmbH Audiovisuelle Dienstleistungen aus Hilden, die schoko Pro GmbH aus Wiesbaden und die BTL Veranstaltungstechnik GmbH aus Dusseldorf. Bei der umfanglichen Recherche fur diese Arbeit wurde auBerdem ersichtlich, insbesondere in den Fachmagazinen der Branche, dass zu den marktdominierenden Dienstleistern der Veranstaltungstechnik auch die Production Resource Group AG (PRG), die AMBION GmbH und die Gahrens+Battermann GmbH & Co. KG zahlen, um den Uberblick noch etwas zu erweitern. Zu den Spezialanbietern, die von groBer Bedeutung sind bei der Umsetzung von Events, zahlen auBerdem die RIEDEL Communications GmbH & Co. KG fur Funk- und Intercomtechnik, die Stageco Deutschland GmbH fur Sonderbauten und temporare Eventarchitektur oder die Losberger De Boer Gruppe fur Zeltkonstruktionen. Eine Ubersicht deutscher Eventdienstleister enthalt der Branchen-Guide des EVENT-PARTNER Magazins (vgl. MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG, 2019).

Verbande

Die nachstehende Tabelle zeigt eine Auswahl von Verbanden, die der deutschen Veranstaltungswirtschaft im weitesten Sinne zugeordnet werden konnen und unterschiedliche Interessengruppen und Unternehmen vertreten. Diese „differenzieren sich [einerseits] entlang der Veranstaltungsformate [und] andererseits entlang der spezifischen Teilaufgabenstellungen oder Funktion innerhalb einer Veranstaltung" (vgl. Gehrke, Spott de Barrera und Lampe, S. 32 f). Des Weiteren hatten sich viele Verbande zu Dachverbanden und Interessengemeinschaften zusammengeschlossen, wie zum Beispiel die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft (IGVW), die aus dem Zusammenschluss der Verbande DTHG, EVVC, FAMAB und VPLT entstanden sei (vgl. ebd.).

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Tabelle 1: Verbande der Veranstaltungswirtschaft Deutschland, Gehrte, Spott de Barrera und Lampe, 2017, S. 32f.

Branchenveranstaltungen

Als fuhrende Leitmesse der deutschen Veranstaltungsbranche gilt die BEST OF EVENTS (BOE), die einmal im Jahr als internationale Fachmesse fur Erlebnismarketing in den Messehallen am Standort Dortmund ausgerichtet wird. Die BOE wurde erstmals im Jahr 1999 mit 143 Ausstellern (damals noch unter dem Namen „World of Events" (WoE)) von Bea Nohre und ihrem Mann Jochen Nohre veranstaltet (vgl. Nohre, 2012, S. 118 f.). Begleitet wird die Messe von einer entsprechenden Messezeitung, die von der Messe Dortmund GmbH in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift EVENT-PARTNER herausgegeben wird. Laut der aktuellen BOE Messezeitung fur 2020 haben sich auf der BOE 2019 in funf Hallen auf einer brutto Ausstellungsflache von 31.000 Quadratmetern 650 Aussteller aus 15 Landern prasentiert, die insgesamt 10.900 Fachbesucher anzogen (vgl. Messe Dortmund GmbH, 2019, S. 2). Zusatzlich feierten auf der BOE 2019 erstmalig das BrandEx, das internationale Festival of Brand Experience und der zugehorige BrandEx-Award, der in Kooperation von der Messe Dortmund, dem FAMAB, dem BlachReport und dem Studieninstitut fur Kommunikation initiiert wurde, ihre Premieren (vgl. ebd., S. 3). Eine weitere Auswahl interessanter Event-Messen in Deutschland wurden die „IMEX", internationale Fachmesse fur Meetings und Incentive-Reisen und die „greenmeetings und events" in Frankfurt, die „LOCATIONS", Fachmesse fur auBergewohnliche Veranstaltungsorte und Eventservices und die „Meetingplace" in wechselnden Stadten, sowie die „mice+business travel market" in Munchen und Dortmund darstellen (vgl. von Graeve, 2015, S. 24). Daruber hinaus bestehen auf dem deutschen Markt auch spezielle Fachmessen fur die technische Ausstattung von Veranstaltungen. Leitmesse ist die „prolight+sound" (pls) mit der integrierten „musikmesse", die internationale Fachmesse der Technologien und Services fur Veranstaltungen und Entertainment, die jahrlich in der Messe Frankfurt stattfindet. Ein besonderes Highlight der prolight+sound ist die Verleihung des „PRG LEA", dem Production Resource Group Live Entertainment Award seit dem Jahr 2006. Weitere representative Fachveranstaltungen seien die „SHOWTECH", internationale Fachmesse und Kongress fur Buhnen- und Veranstaltungstechnik, Ausstattung und Event Services und die „PYRO WORLD", europaische Fach- und Consumer-Messe fur Pyrotechnik in Berlin, die „Kulturborse Freiburg, internationale Fachmesse fur Buhnenproduktionen und Musik und die „PROMOTION WORLD", internationale Fachmesse fur Werbeartikel und Incentive in Hannover (vgl. ebd.).

Veranstaltungsstatten und Veranstaltungsteilnehmer

Laut dem Europaischen Institut fur Tagungswirtschaft (EITW) konnen auf dem deutschen Markt drei Arten von Veranstaltungsstatten unterschieden werden: Veranstaltungs-Centren (VC), Tagungshotels (TH) und Eventlocations (EL). „Zu den Veranstaltungs-Centren gehoren Kongresszentren, Sport- und Mehrzweckhallen, Arenen sowie Burgerhauser, die fur die Durchfuhrung von Veranstaltungen gebaut wurden und keine Ubernachtungsmoglichkeiten anbieten" (EITW, 2019, S. 5). Zu den Eventlocations hingegen zahlen besondere Veranstaltungsstatten, die ursprunglich fur einen anderen Zweck als den der Veranstaltungsdurchfuhrung gebaut wurden, wie zum Beispiel Burgen und Schlosser, Museen, Fabrikhallen und Lokschuppen, Studios, Freizeitparks, Bildungseinrichtungen und Hochschulen, Flughofen und Coworking Spaces (vgl. ebd.). Aus der Studie „Meeting- und EventBarometer 2018/19", die gemeinsam vom Europaischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC), dem GCB German Convention Bureau e.V. und der Deutschen Zentrale fur Tourismus e.V. (DZT) initiiert wurde, geht hervor, dass sich in Deutschland insgesamt 7472 Veranstaltungsstatten als Anbieter prasentieren, die mindestens 100 Sitzplatze im groRten Saal bei Reihenbestuhlung umfassen. Diese setzen sich aus 1793 Veranstaltungs-Centren, 2283 Eventlocations und 3396 Tagungshotels zusammen, die Veranstaltungen durchfuhren und dadurch insgesamt 412 Millionen Teilnehmer verpflichten konnten (vgl. EITW, 2019, S. 10). Die drei bedeutendsten internationalen Quellmarkte waren im Jahr 2018 die Schweiz, Osterreich und die Niederlande, die damit England und die Vereinigten Staaten von ihren Top-Positionen verdrangten (vgl. ebd., S. 27).

Umsatze

Auf Grund der im Abschnitt 2.2 beschriebenen heterogenen Struktur der Veranstaltungsbranche ist es unmoglich eine Kennzahl zu erheben, die die jahrlichen Umsatze aller Unternehmen und Institutionen abbildet, die durch die Partizipation am Veranstaltungsgeschaft direkte oder induzierte Erlose erwirtschaften. Einen Beitrag zur Erhebung des ausschlieRlich direkten Umsatzvolumens der Veranstaltungsbranche durch den Verkauf von Tickets leistet die Studie „Live Entertainment in Deutschland", die im Abstand von vier Jahren seit dem Jahr 1995 vom Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V. (bdv) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft fur Konsumforschung (GfK) herausgegeben wird. „Zielsetzung der Studie ist es, den Veranstaltungsmarkt in Deutschland zu erfassen und zu analysieren" beschreibt die GfK die Studie und erklart, dass „dazu nach wissenschaftlich anerkannten Methoden schriftlich 3.000 Personen befragt [wurden], die in ihrer Struktur der deutschen Bevolkerung ab 10 Jahren reprasentieren" (GfK, 2014, S. 36). Die Daten fur die Live Entertainment Studie 2013 wurden im Januar 2014 ruckwirkend fur das Kalenderjahr 2013 (vgl. ebd.) und im August 2017 erstmalig jahresubergreifend fur den Betrachtungszeitraum Juli 2016 bis Juli 2017 erhoben (vgl. GfK, 2017, S. 24).

Laut der GfK hat der Veranstaltungsmarkt im Jahr 2013 einen Umsatz in Hohe von 3,822 Milliarden Euro erwirtschaften konnen, wovon 2,704 Milliarden Euro fur Musikveranstaltungen und 1,118 Milliarden Euro fur Nicht-Musikveranstaltungen ausgegeben wurden. Dabei werden unter Musikveranstaltungen Musik-Konzerte aller Art, Musik-Festivals und Musicals verstanden, wahrend den Nicht- Musikveranstaltungen Politisches Kabarett, Comedy, Show- und Show-Sport- Veranstaltungen, Variete, Theater, Schauspiel, Lesungen, Zirkus, Dinner-Shows und Diskotheken mit prominentem DJ oder Kunstlerprogramm zugeordnet werden konnen (vgl. GfK, 2014, S. 3). Im Hinblick auf die Besucherzahl „[konnten] 2013 32,9 Millionen Besucher zu Veranstaltungsbesuchen motiviert werden - das sind 2,8 Millionen mehr als im Vorjahr" informiert die GfK (ebd.). Im Vergleich zum Jahr 2013 konnte innerhalb von vier Jahren eine Steigerung des Gesamtumsatzes um rund 31 Prozent verzeichnet werden, die in einem Umsatz von rund 5 Milliarden Euro im Jahr 2017 mundete, von denen 3,655 Milliarden Euro auf Musikveranstaltungen und 1,344 Milliarden Euro auf Nicht-Musikveranstaltungen entfielen (vgl. Michow, 2017, S. 1; GfK, 2017, S. 6). Eine interessante Feststellung bei Betrachtung des gestiegenen Umsatzes stellt die Tatsache dar, dass dieser durch gestiegene Ticketpreise und nicht durch die gestiegene Besucherzahl erwirtschaftet wurde. Wahrend 2013 eine Anzahl von 120,6 Millionen Tickets zu einem durchschnittlichen Preis von 31,70 Euro verkauft wurden (vgl. GfK, 2014, S. 2) lag der durchschnittliche Ticketpreis 2017 bei 44,04 Euro in Relation zu 113,5 Millionen Tickets (vgl. GfK, 2017, S. 4). Die Gesellschaft fur Konsumforschung benennt als Ursache fur die hoheren Ticketpreise immer groRer werdende Events und Spielstatten, die mit einem verstarkten Aufwand verbunden sind und kostenintensive Sicherheitskonzepte und MaRnahmen bedingen (vgl. GfK, 2017, S. 4). Neben dem intensiveren Organisationsaufwand beeinflussen aber auch viele weitere Trends und Herausforderungen die Veranstaltungsbranche, die im nachsten Kapitel ausfuhrlich thematisiert werden.

3. Aktuelle Herausforderungen und Trends

3.1. Vermarktung und Kommunikation

Um den Erfolg einer Veranstaltung zu beeinflussen muss diese im Vorfeld effektiv beworben werden. Effektiv bedeutet dabei zielgruppenoptimiert und zeitgemaB zu vermarkten. Das Internet und die Digitalisierung haben „erheblich[e] technologische Verbesserungen und erweitert[e] Moglichkeiten [...]" zum Vorschein gebracht und „[...] noch nie waren so viele Werkzeuge vorhanden, um Besucher und Teilnehmer individuell und gezielt anzusprechen [...] und perfekt abgestimmtes zielgruppengerechtes Marketing durchzufuhren" (Greenlee, 2017, S. V). Dennoch stellt diese Entwicklung auch eine gewaltige Herausforderung fur die Unternehmen innerhalb der Branche dar, denn das Marketing und die Unternehmenskommunikation haben einen tiefgehenden grundsatzlichen Wandel erlebt. „Kurz gesagt, lasst sich der Wandel als Wechsel von Push-Marketing (die Botschaft wird mittels Werbemittel zum Empfanger transportiert) zu Pull-Marketing (der Empfanger holt sich selbst die Botschaften ab, die ihn interessieren) beschreiben" (Beilharz, 2017, S. 2). Aus gutem Grund, denn Push-Werbung werde zunehmend als lastig empfunden, ganz gleich ob in Form des klassischen Marketings (Plakat, TV-Spot, Zeitungsannonce, Radiowerbung) oder in Form von Online­Marketing (beispielsweise Bannerwerbung und Social Media Werbeanzeigen), der Verbraucher werde bei dem, was er eigentlich gerade tun will gestort (vgl. ebd.).

Diese Umstande wurden dazu beitragen, dass Werbung, die deutlich als solche zu erkennen ist („Above-the-Line"-Werbung, z.B. Broschuren, Websites, Banner) durch „Below-the-Line"-MaBnahmen, also Vernetzung, Content oder Guerilla-Marketing ersetzt wird, da so der werbliche Aspekt auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen sei (vgl. ebd., S. 3). Zu den wichtigsten Online-Marketing-lnstrumenten und -Kanalen zahlen das E-Mail-Marketing, Social Media Marketing (Community Management und Social-Media-Werbung), Suchmaschinenmarketing (Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Suchmaschinenwerbung (SEA), Content-Marketing (Verbreitung relevanter Inhalte fur bestimmte Zielgruppe), Online-PR (Medienarbeit, Blogger Relations und Influencer Marketing), Display-Werbung (digitale Werbeanzeigen), Affiliate Marketing (Partner-Marketing gegen Provision) und die Webanalyse (Informationsbeschaffung uber Verhalten von Besuchern auf Websites) (vgl. Kopp, 2017, S. 19). Die Herausforderung besteht demnach nicht nur darin, sich mit den Fachtermini aus dem Bereich Marketing zu beschaftigen und die Einsatzmoglichkeiten von Online-Marketing zu verstehen, sondern auch darin, den richtigen Mix aus den Offline- und Online-Marketinginstrumenten auszuwahlen, um die passenden potenziellen Besucher fur eine Veranstaltung gezielt zu erreichen, wobei dafur ein spezifisches Wissen notwendig ist, wie und wo diese sich uber Veranstaltungen informieren. Laut der aktuellen ARD/ZDF Onlinestudie waren im Jahr 2019 rund 90 % der deutschsprachigen Bevolkerung ab 14 Jahren „online", das entspricht 63 Millionen Menschen in Deutschland, die Zugang zum Internet haben. Taglich entspricht die Reichweite uber das Internet dabei sogar 50 Millionen Personen (Beisch, Koch und Schafer, 2019, S. 375). Insgesamt nutzen (zumindest selten) 83 % der deutschen Gesamtbevolkerung ein Smartphone, 66 % einen Laptop, 45 % ein Tablet und 13 % eine Smartwatch o.a. (vgl. ebd., S. 385) fur unterschiedliche Internetanwendungen, beispielsweise wird der Messenger-Dienst WhatsApp taglich von 63 %, Facebook von 21 %, Instagram von 13 % und Twitter von 2 % verwendet (vgl. ebd., S. 383 ff.).

In Anbetracht der Ergebnisse der Studie liegt die Schlussfolgerung nahe, dass es durchaus sinnvoll erscheint zukunftig auf klassisches Marketing bei Veranstaltungen, insbesondere auf Offline-Marketing-Aktivitaten zu verzichten, da zum einen der GroBteil potenzieller Besucher online aktiv ist und zum anderen, um Kosten einzusparen. Dieser Annahme stehen jedoch die Ergebnisse der Studienreihe „Live Entertainment in Deutschland" gegenuber, die sich jedoch nur auf Veranstaltungen beziehen, fur die ein Ticket gegen Entgelt erworben werden kann: im Jahr 2013 gaben jeweils 24 % der Grundgesamtheit von 63,8 Millionen deutschen Personen ab 10 Jahren an, dass sie am haufigsten uber Zeitungsanzeigen und Plakate auf Veranstaltungen aufmerksam werden und lediglich 3 % uber Bannerwerbung im Internet (vgl. GfK, 2014, S. 29). Auch vier Jahre spater heiBt es in der Studie fur 2017, dass die Relevanz des Mediums Plakat fur den Veranstaltungsmarkt weiterhin mit 27 % Zustimmung (haufig/sehr haufig) sehr hoch (im Vergleich zu 2013 sogar noch hoher) ist. Zeitungs- und Zeitschriftenanzeigen, Rundfunkspots, Fernsehspots, Vorverkaufsstellen und Flyer hingegen verzeichnen eine rucklaufige Bedeutung als Aufmerksamkeitsquelle (vgl. GfK, 2017, S. 19). Insgesamt hat die Bedeutung des Internets als erster Motivationsfaktor uber die Jahre dennoch zugelegt: soziale Medien haben als Aufmerksamkeitsquelle fur Veranstaltungen zu den Ticketing- Portalen aufgeschlossen und auch die Websites der Veranstalter und Kunstler sowie Newsletter weisen hohere Werte gegenuber den Ergebnissen aus der Studie 2013 auf (vgl. GfK, 2017, S. 18). Allgemein wird aber immer noch am haufigsten durch Freunde, Familie und Bekannte das Interesse fur Live-Veranstaltungen geweckt (vgl. ebd., S. 17). Diese Aussage wird auch von den fur diese Arbeit erhobenen empirischen Daten gestutzt, denn 47 von 248 Befragten gaben an auf die zuletzt besuchte Veranstaltung direkt durch Freunde, Bekannte, Kollegen oder die Familie aufmerksam geworden zu sein und 73 uber Social-Media-Kanale, uberwiegend uber Instagram und Facebook, wo Freunde, Bekannte, Kollegen und die Familie ebenfalls Einfluss nehmen, sofern diese im eigenen Netzwerkvertreten sind (vgl. Anhang 19).

Die Online-Befragung der potenziellen Zielgruppen und Besucher (n=248) im Alter zwischen 18 und 62 Jahren aus dem gesamten deutschen Einzugsgebiet ergab auRerdem hinsichtlich der Vermarktung, dass sich 32,3 % (Platz 1) der Befragten auf Facebook, 31,5 % (Platz 2) auf Ticketplattformen wie Eventim.de oder Ticketmaster.de und 28,6 % (Platz 3) uber Suchmaschinen wie Google gezielt uber Veranstaltungen informieren (vgl. Anhang 20). Interessant ist, dass sich die Kommunikationsinstrumente verandern, sofern es darum geht, wie die potenziellen Besucher zufallig auf eine Veranstaltung aufmerksam werden: 65,7 % (Platz 1) der Befragten werden ebenfalls uber Veranstaltungen auf Facebook aufmerksam, 63,7 % (Platz 2) uber Webseiten aber 57,7 % (Platz 3) uber Plakate, beispielsweise an StraRen und LitfaRsaulen (vgl. Anhang 21). Damit wird die Aussage aus den „Live Entertainment in Deutschland" Studien in Bezug auf die Relevanz der Plakate durch die eigenen erhobenen Daten eindeutig gestutzt, da Plakate fur die Vermarktung von Events auch aktuell eine bedeutende Rolle einnehmen. Wichtigstes Vermarktungstool fur Veranstaltungen scheint laut der Befragung das soziale Netzwerk Facebook zu sein.

3.2. Veranstaltungstechnik und -technologien

Beim Vergleich der Wirkung unterschiedlicher Marketinginstrumente bietet das Event gegenuber Werbespots, Printwerbung und Public Relations mit Abstand das „hochste Emotionalisierungspotenzial" (Schafer-Mehdi, 2012, S. 32 ff.), da alle funf Sinne des Menschen auf einem Event angesprochen werden konnen. Buhnen, Farben, Effekte, Kostume, Beleuchtung und Projektion werden visuell wahrgenommen, Saal- und Raumakustik, Stimmen, Musik und Sound-Effekte auditiv, sowie Effekte, Interaktionen und Tanze haptisch. Wird ein Catering in die Veranstaltung integriert, konnen Speisen und Getranke auch gustatorisch und olfaktorisch wahrgenommen werden (vgl. von Graeve, 2011, S. 18). Insbesondere das Sehen und Horen wird durch veranstaltungstechnische Gewerke proaktiv beeinflusst und durch weitere technische Entwicklungen sind auch die olfaktorische Kommunikation uber Dufte und dreidimensionale Erfahrungen bis hin zu virtuellen und erweiterten Realitaten moglich, daher ist der Einsatz von Veranstaltungstechnik und -technologien aus dem Veranstaltungsgeschaft nicht mehr wegzudenken (vgl. Dinkel, Ronft und Schenk, 2017, S. 5).

„Kreative, anspruchsvolle Set Designs und spektakulare, multimediale Buhnenbilder sind [...] heute zwei der ausschlaggebenden Faktoren um Menschen zu begeistern" und „Live-Shows werden durch die gelungene lichtgestalterische Begleitung erst richtig zum Leben erweckt" (ebd., S. 5 f.). Neue Technologien schaffen also Chancen fur die Branche, stellen aber auch eine Herausforderung dar, denn durch die hohe Bedeutung der technischen Gewerke am Erfolg der gesamten Veranstaltung finden in diesem Bereich auch stetige Weiterentwicklungen statt, an die eine permanente Anpassung stattfinden muss (vgl. ebd., S. 6). Im Folgenden werden daher aktuelle Technologien und Trends analog zur Chronologie der Planung und Umsetzung einer Veranstaltung dargestellt, die die Veranstaltungsbranche maBgeblich pragen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung, genauer wahrend der Realisations- und Planungsphase einer Veranstaltung, konnen neue Technologien und Tools verwendet werden. Kunstliche Intelligenz (KI), lernende Maschinen, konnen standardisierte und wiederkehrende Aufgaben ubernehmen und losen, Datenmengen strukturieren und daraus neue Informationen ableiten. Fur das Eventmanagement bedeutet dies, dass die Prozesse zukunftig starker beeinflusst und automatisiert werden konnen und so helfen, Events noch effizienter zu gestalten (vgl. Rapp, 2019, S. 22 f.). GroBe Technologieanbieter und Plattformbetreiber entwickeln schon heute innovative Eventlosungen durch die Auswertung von Big Data, wobei diese bisher nur zogerlich adaptiert werden auf Grund der vergleichsweise hohen Kosten (vgl. ebd., S. 23). Dieser Trend wird zukunftig jedoch an Bedeutung gewinnen, da die Teilnehmer von Veranstaltungen das individualisierte Eventerlebnis fordern werden, da durch neue Technologien und die Analyse von Teilnehmerdaten die individuellen Teilnehmer zukunftig deutlich mehr in den Fokus rucken werden (vgl. ebd., S. 24). „Ziel maBgeschneiderter Events ist es, ein gemeinsames Erlebnis mit individuellen Inhalten zu schaffen, so dass der Einzelne das Gefuhl hat, dass das Event fur ihn personlich konzipiert wurde", meint Philipp Westermeyer, Geschaftsfuhrer der Online­Marketing Rockstars (OMR) und Grunder/Organisator des OMR Festivals Hamburg und erklart weiter, dass dies „[o]hne genaue Analyse der vorliegenden Teilnehmerdaten [...] nicht moglich ist" und „[w]er auf diese individuellen Anforderungen von Teilnehmern nicht eingeht, wird nicht mehr wettbewerbsfahig sein" (Westermeyer, 2019, zitiert nach Rapp, 2019, S. 24 f.).

Weiterhin zahlen auch Chatbots, virtuelle Berater, zu den aktuellen Trends in der Eventbranche. Chatbots sind Kommunikationsberater, die den Kundenservice und alle Kommunikations- und administrativen Aufgaben ubernehmen konnen und dabei an 24 Stunden eines Tages erreichbar sind. Egal ob FAQs, Buchungen oder Kaufberatung: Chatbots sind die erste Anlaufstelle und ermoglichen damit eine Kundenkommunikation auf einem ganz neuen Level (vgl. Lanser, 2018, S. 48 f.). „Der Bot kann immer besserdas Verhalten und die Wunsche der Kunden vorausahnen und direkt die passende Antwort liefern. So entsteht beim Kunden das Gefuhl mit einem realen Menschen zu chatten" (Goering, 2018, zitiert nach Lanser, 2018, S. 49). Allgemein konnen die o.g. Trends demnach zunachst positiv eingeordnet werden, doch wenn es um Daten in Verbindung mit Technik oder kunstlicher Intelligenz geht, meldet sich der Datenschutz zu Wort und der Kunde muss einer Datenschutzerklarung zustimmen, die wiederum als Herausforderung angesehen werden kann (vgl. Lanser, 2018, S. 49).

In Bezug auf das Teilnehmermanagement haben sich auf dem Markt ebenfalls innovative Technologien entwickelt. Die Erfassung der Teilnehmer, besonders beim Einlass fur die entsprechende Veranstaltung, kann beispielsweise uber einen QR- Code in einer Event-App, mit Hilfe von RFID-Technologie oder uber Facial-Recognition erfolgen. Begriffe wie „Event-App" oder „Conference-App" sind Kofferworte fur die Bereitstellung von Informationen oder fur deren Abfrage im Dialog mit Teilnehmern einer Veranstaltung, sei es beim Ticketing und Einlassmanagement, sei es als digitales Programmheft, als Marketingplattform oder als Networking- und Interaktionstool (vgl. Dieckmann, 2019, S. 59). Besucher mochten zunehmend aktiv an einer Veranstaltung teilnehmen und mitwirken, was eine weitere Herausforderung darstellt, die durch intelligente Event-Apps gelost werden kann. Fuhrender Entwickler fur solche Applikationen und spezielle Software ist die Guest-One GmbH aus Wuppertal, die unter anderem durch „Eventry", dem webbasierten Multi-Event­Tool fur Teilnehmermanagement bekannt geworden ist (vgl. Rapp, 2019a, S.69). Zusatzlich werden auch „Radio Frequency Identification" (RFID) Technologien vermehrt im Bereich des Teilnehmermanagements eingesetzt. „Besonders Musikfestivals setzen schon seit einigen Jahren auf RFID-Technologie: Die bunten Armbander, in die ein kleiner Chip integriert ist, beschleunigen den Zugang zum Festivalgelande und ermoglichen sekundenschnelles bargeldloses Bezahlen auf dem Event (Koch, 2018, S. 50). RFID kann auch die Anmeldung von Seminaren, Workshops und Vortragen vereinfachen und anhand der erhobenen Daten konnen Veranstalter analysieren, welche Themen besonders beliebt waren oder wie viele Teilnehmer ein bestimmtes Panel besucht haben (vgl. ebd.). Fur die Zukunft ist es durchaus denkbar, dass auf der Veranstaltung verteilte Sensoren (iBeacons) mit den RFID-Chips kommunizieren, um den Standort des Besuchers zu erfassen, um beispielsweise Heatmaps, auf denen das Veranstalterteam in Echtzeit Besucherstrome sehen und voraussagen kann, wo sich Menschenmassen bilden konnten. Klarer Vorteil ware die Moglichkeit des gezielten Einsatzes von Sicherheits- und Gastronomiepersonal (vgl. Koch, 2018, S. 51). Schwierig sind auch bei RFID-Technologien die Bereiche Datenschutz und der Aufwand, um die permanente Synchronisation einzurichten. Seit kurzem bietet die FastLane GmbH in Kooperation mit der Doo GmbH in Deutschland sogar ein System zur Eingangskontrolle bei Veranstaltungen an, das Gesichtserkennung nutzt und damit den Registrierungsprozess deutlich beschleunigen kann, besonders bei GroRveranstaltungen. Wird die Gesichtserkennung zukunftig noch mit „Session Tracking" oder „Eye-Tracking" uber Kameras auf den Events kombiniert, konnen sogar ganze „Visitor Journeys" erstellt werden, weil nachvollziehbar ware, welcher Besucher was angesehen hat und vor allem wann und fur welche Dauer (vgl. Horbelt, 2018, S. 43). Die wohl groRte Herausforderung fur die Veranstalter stellt vermutlich die richtige Auswahl der Veranstaltungstechnikdar, um das Event zurZufriedenheit der Besucher zu gestalten. Der GroRteil der Besucher war selbst schon auf GroRveranstaltungen, wie Konzerten, Galas und Festivals und hat bereits eindrucksvolle Shows, gigantische Buhnenbauten und Inszenierungen genossen und hat daher immer hohere Anspruche beim Besuch des nachsten Events. Aus diesem Grund kann innerhalb der Branche sehr gut beobachtet werden, dass Veranstaltungen von Jahr zu Jahr mit neuen technischen Highlights erweitert werden und ein Veranstalter den anderen versucht zu ubertrumpfen. Dies schlagt sich meist auch in der Anzahl eingesetzter Lampen, Lautsprecher, Projektoren oder LED-Wanden nieder. Beim Eurovision Songcontest 2018 kamen beispielsweise 26 verschiedene Lampentypen, die in der Gesamtanzahl 2.286 Lampen ergaben zum Einsatz (vgl. Kothe, 2018, S. 85 ff.). Die Schnelllebigkeit der Technik, insbesondere im Bereich der Lichttechnik, setzt der Branche, insbesondere den Event-Dienstleistern zu, denn eine Lampe, die heute angeschafft wird, kann schon innerhalb von wenigen Tagen durch ein neueres, effizienteres Gerat abgelost werden. Und auch die Tontechnik muss sich permanent weiterentwickeln, denn „heute erwartet der Zuhorer einen kristallklaren, druckvollen Sound [...] und [stellt] damit immer hohere Anspruche an die tontechnische Umsetzung und Planung von Beschallungskonzepten bei Veranstaltungen" (Eckerlin, 2017, S. 21) nicht zuletzt, da „[d]ie Dominanz eingangiger tanzbarer Musik, die elektronisch produziert wird und fur gangige Abspielgerate optimiert ist, heutige Konsumenten zur generation Loudness" [macht], die an genormte Schallpegel und geglattete Dynamikstrukturen gewohnt sind" (Jendrosch, 2018, S. 33). Die klassische Bildprojektion und der Einsatz von Videowanden wurde ebenfalls durch technische Innovationen erweitert. „Udo Lindenberg landet mit einem Zeppelin aufseiner Buhne [...] hunderte Balle bewegen sich in Mustern synchron uber der Buhne des European Songcontest in Wien" (Kothe, 2017, S. 44) und „LED-Wande konnen sich an Schienen, hangend oderauf dem Boden rollbar teilen und Auftrittsmoglichkeiten freigeben" (ebd., S. 45). Diese und ahnliche Vorgange lassen sich unter dem Begriff Kinetik zusammenfassen, damit sind alle Bewegungen gemeint, die szenisch fur das Publikum sichtbar oder auch im Off stattfinden (vgl. ebd.). Ein weiterer Trend ist das Projection Mapping, worunter man das Projizieren von Bildinhalten auf freie Korper versteht. Im Alltag sind Projektionen auf eine planare oder leicht gewolbte Leinwand ublich, wie zum Beispiel im Kino. Beim Projection Mapping kann jedoch auf Gebaude, Fahrzeuge oder beliebige Objekte projiziert werden, wobei die Kunst darin besteht, die Verzerrung, die durch unterschiedliche Flachen entsteht, wieder zu korrigieren (vgl. Rinnhofer, 2017, S. 39). In den letzten Jahren hat sich zusatzlich der Trend abgezeichnet, Veranstaltungen ganzlich virtuell stattfinden zu lassen oder diese in der Realitat um eine virtuelle Komponente zu erweitern. „Bei der Virtual Reality [VR] wird der Konsument so gut wie vollig von der realen Welt getrennt, alles was er sieht, hort und teilweise auch fuhlt, entspringt der Computertechnologie" (Forst, 2019, S. 16). Dies geschieht beispielsweise durch die Nutzung einer VR-Brille, durch die die Illusion entsteht, dass sich der Nutzer in einer fremden Welt befindet, die ihm aber so real erscheint, wie die wirkliche (vgl. ebd.). So kann die VR-Technologie zukunftig beispielsweise fur Produktvorstellungen auf Messen, virtuelle Meetings, die Gamification in der modernen Live-Kommunikation und immersive Ortsbegehungen eingesetzt werden (vgl. Rohrich, 2017, S. 58 f.). Bei der erweiterten Realitat hingegen, die als Augmented Reality (AR) bezeichnet wird, bleibt unsere „wahre" Realitat vorhanden, steht weiterhin im Mittelpunkt, wird aber mit Hilfe von computergenerierten Informationen erganzt. Als gebrauchliche Hilfsmittel haben sich Headsets, Tablets und Smartphones etabliert, mit denen man auf einem Event zum Beispiel virtuelle Gegenstande mittels der AR in den real vorhandenen Raum hineinsetzen oder entfernen kann (vgl. Forst, 2019, S. 16 ff.).

Wahrend sich 29,8 % der Befragten noch unsicher sind, ob sie in Zukunft VR-Brillen auf Veranstaltungen tragen wurden, gaben 49,6 % ein klares „Nein" als Antwort und nur 20,2 % entschieden sich fur VR-Brillen in der Zukunft von Events (vgl. Anhang 22). An einem Live-Stream des Lieblingskonzertes oder der GroBveranstaltung teilzunehmen lehnen 56,9 % kategorisch ab, wahrend 25 % sich einen Live-Stream vorstellen konnen und 18,1 % der Befragten noch unsicher sind (vgl. Anhang 23).

3.3. Sicherheit aufVeranstaltungen

In der heutigen Zeit besteht ein gesteigertes Sicherheitsbedurfnis oder vielmehr Bewusstsein und auch die Eventbranche kummert sich seit einer Weile verstarkt um das Thema Sicherheit, nicht zuletzt auf Grund der steten Bedrohung durch den internationalen Terrorismus (Gawenda, 2018, S. 3). Neben unvorhersehbaren Terroranschlagen kommt es dennoch von Zeit zu Zeit auch immer wieder zu Vorfallen und Unfallen auf Veranstaltungen, die durch mangelnde SicherheitsmaBnahmen entstehen und durch die gezielte Planung im Vorfeld teilweise vielleicht sogar hatten verhindert werden konnen. Hinsichtlich der Sicherheit auf Veranstaltungen konnen grundlegend zwei Bereiche unterschieden werden: zum einen derArbeitsschutz, der den Schutz von Arbeitnehmern und Unternehmen gewahrleisten soil und zum anderen die Sicherheit von Besuchern und weiteren Akteuren, die an einer Veranstaltung partizipieren (vgl. Junker, 2019, S. 26).

Der klassische Arbeitsschutz wird in Deutschland primar durch staatliche Arbeitsschutzgesetze (z.B. Arbeitsschutzgesetz, Arbeitsstattenverordnung, Arbeitssicherheitsgesetz, Gerate- und Produktsicherheitsgesetz), berufsgenossenschaftliche Vorschriften (BGV) oder Vorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) geregelt (vgl. ebd.). Allerdings war es ein langer Weg, bis der Arbeitsschutz flachendeckend verbreitet und vor allem akzeptiert wurde in der Eventbranche, da oftmals sinnvolle, gesetzliche Regelungen und Vorgaben gerne diskutiert und oft mit einerfadenscheinigen „ich bin schlieBlich allein fur mich selbst verantwortlich"-Haltung oder schlicht Bequemlichkeit nicht eingehalten wurden. Naturlich gibt es immer noch Baustellen, auf denen die Sicherheitsvorkehrungen nicht hundertprozentig umgesetzt werden, doch erfreulicherweise gibt es heutzutage kaum eine professionelle Baustelle, auf der man noch Techniker ohne Helm oder Rigger ohne entsprechendes Gurtzeug hantieren sieht (vgl. Junker, 2019, S. 27). Junker sagt auch, dass „weiterhin noch oft missverstanden wird, [dass] es beim Thema Arbeitsschutz zwar primar um Gesunderhaltung und Vermeidung von Unfallen, aber in einem zweiten Schritt auch darum [geht], was passiert, wenn es passiert oder anders ausgedruckt: Wer muss seinen Kopf hinhalten, wenn Schaden passieren" (ebd.). Die positive Entwicklung im Bereich Arbeitsschutz kann definitiv als Trend aber gleichzeitig auch als Herausforderung angesehen werden, da oftmals Probleme auftreten hinsichtlich der Verantwortlichkeit und der Kontrolle des Arbeitsschutzes, insbesondere auf GroBveranstaltungen und Mega-Events. Beim Thema Besuchersicherheit sind die Probleme und Herausforderungen auf Grund des Fehlens eines eindeutigen „Veranstaltungsgesetzes" noch gravierender. Immer noch sorgt das nebulose Gemisch aus zahlreichen Gesetzen, Vorschriften und Regelungen (Versammlungsstattenverordnung, Gewerbeordnung, Musterbauordnung etc.) fur Unsicherheit und Ungewissheit hinsichtlich notwendiger und zumutbarer MaBnahmen und die Forderung im §43 der Muster- Versammlungsstattenverordnung nach einem „Sicherheitskonzept" ist so definiert, dass bezuglich der Haftung und Notwendigkeit ein groBer Interpretationsspielraum bestehen bleibt, der auch zu rechtlichen Konsequenzen bei einer Fehlinterpretation fuhren kann (vgl. Junker, 2019, S. 28 f.). Dabei sind gute Sicherheitskonzepte weit mehr als ein „notwendiges Ubel", „Kostenverursacher" und „Event-Verhinderer", denn umfangreiche und individuell konzipierte Veranstaltungssicherheit ist vor allem eines: ein Garant fur eine gelungene Veranstaltung und eine bedeutende rechtliche Absicherung (vgl. ebd., S. 31). „Per Gesetz werden an den Ersteller eines Sicherheitskonzeptes keinerlei Vorgaben geknupft. Grundsatzlich darf hier jedermann aktiv werden, was uns aber wieder an die eingangs bereits erwahnte Frage nach dem „was passiert wenn es passiert bringt", kritisiert Junker (2019, S. 32) und empfiehlt im Rahmen der Auswahlverantwortung unbedingt auf eine entsprechende Qualifizierung des beauftragten Sicherheitsberaters zu achten und sieht dabei die Ausbildungen zum/zur Meister/in fur Veranstaltungstechnik in Kombination mit Weiterbildungen zum/zur Fachmeister/in fur Veranstaltungssicherheit oder zum/zur Fachplaner/in und Leiter/in fur Besuchersicherheit als sehr empfehlenswert an (vgl. Junker, 2019. S. 32). Ein professionelles Sicherheitskonzept ist immer ein Zusammenspiel von abgestimmten EinzelmaBnahmen, die wie Zahnrader ineinandergreifen und bedingt einen interdisziplinaren Ansatz fur ein ganzheitliches Konzept, bei dem ein Team aus Experten fur relevante Teilbereiche (z.B. Brandschutz und Crowd Management) gemeinsam mit Auftraggebern, Behorden und Diensten zusammenarbeitet (Schafer, 2019, S. 16). Leider bieten Sicherheitskonzepte niemals absolute Sicherheit, sondern minimieren lediglich unvertretbare Risiken durch die Erarbeitung, Umsetzung und Wirkungskontrolle notwendiger, geeigneter und zumutbarer MaRnahmen unter die Grenze eines akzeptierten Restrisikos (vgl. Junker, 2019, S. 30). Daher hat sich der Trend innerhalb der Veranstaltungsbranche abgezeichnet zusatzlich geeignete Absperrsysteme zu nutzen und zu entwickeln, um sich vorausschauend gegen nicht vorhersehbare Gefahren wie Terroranschlage zu schutzen. Zu den bekanntesten Absperrsystemen zahlen mobile Zaune, Einlassschleusen, Polizeigitter, Mannesmanngitter, „Crash Barrier" und Buhnengitter (vgl. Koch, 2018a, S. 42 f.). Weiterhin werden teilweise auch quergestellte Fahrzeuge, versenkbare Poller, massive Blumenkubel und ertuchtige Sitzbanke als SchutzmaRnahmen gegen fahrzeuggesteuerte Terroranschlage eingesetzt, wobei uberderen Wirkungslosigkeit und Nachteile mehrfach berichtet wurde (vgl. Scherer, 2018, S. 36). Zu den wirkungsvolleren Einsatzmoglichkeiten zum Schutz vor Uberfahrten zahlen Betonsperren (z.B. Nizzasteine) und mobile Fahrzeugsperren, die von verschiedenen Spezialanbietern (z.B trucBloc oder Event-Defender) angemietet werden konnen (vgl. Scherer, 2019, S. 34 ff.) und teilweise sogar Drohnenabwehr-Systeme (z.B. ArGus) (vgl. Meier, 2019, S. 32). Die Herausforderung fur Veranstalter besteht in der Auswahl der wirkungsvollsten MaRnahmen unter Beachtung unterschiedlicher Faktoren, insbesondere der Kosten, der optischen Beeintrachtigung der Veranstaltung oder der Auspragung des Gefuhls von Sicherheit bei den Besuchern. Vorreiter ist die Firma Zweiplan, die unter der Marke „Event-Sicherheit 360°" spezielle Dienstleistungen rund um das Thema Veranstaltungssicherheit anbietet (vgl. Kilian, 2018, S. 37).

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Final del extracto de 188 páginas

Detalles

Título
Die Veranstaltungsbranche in Deutschland. Aktuelle Herausforderungen und Trends
Universidad
University of Applied Sciences Heide
Calificación
1,0
Autor
Año
2020
Páginas
188
No. de catálogo
V516360
ISBN (Ebook)
9783346119209
ISBN (Libro)
9783346119216
Idioma
Alemán
Palabras clave
Veranstaltungsbranche, veranstalter, veranstaltungsmanagement, nachhaltigkeit, veranstaltungstechnik, vermarktung, zielgruppen, herausforderungen, sicherheit, ausbildung, fortbildung, fachkräftemangel
Citar trabajo
Laura Bern (Autor), 2020, Die Veranstaltungsbranche in Deutschland. Aktuelle Herausforderungen und Trends, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516360

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