Überblick und Kritik der empirischen Literatur zum Thema M&A im Bankensektor


Bachelorarbeit, 2019

69 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlegendes – Ein Überblick über den Bankensektor
2.1. Begriffsabgrenzungen und Definitionen
2.1.1. Charakteristika und Unterscheidungsmerkmale von Banken
2.1.2. Charakterisierung von Zusammenschlüssen im Bankwesen
2.2. Konsolidierung der Bankenbranche am Beispiel der EU
2.2.1. Strukturelle Ursachen
2.2.2. Shareholder Value als zentraler Treiber

3. Bankentransaktionen als Untersuchungsgegenstand
3.1. M&A- im Bankensektor – Eine Übersicht der empirischen Literatur
3.2. Von der Theorie zur Empirie – Motive für M&A im Bankensektor
3.2.1. Klassifizierung und Systematisierung der Motivhypothesen
3.2.2. Wertsteigernde Motive und ihre empirische Evidenz
3.2.2.1. Effizienz- und Synergie-Hypothese
3.2.2.2. Diversifikations-Hypothese
3.2.2.3. Marktmacht-Hypothese
3.2.2.4. Spekulationen als Motiv für M&A-Transaktionen
3.2.3. Nicht-wertsteigernde Motive und ihre empirische Evidenz
3.2.3.1. Hubris-Hypothese
3.2.3.2. Agency-Hypothesen
3.2.4. Nachahmer-Effekt – Herdentrieb als unbewusstes Motiv
3.2.5. Strategische Motive
3.3. Erfolgsforschung über M&A-Transaktionen in der Bankenindustrie
3.4. Verwendete methodische Ansätze
3.4.1. Kapitalmarktorientierte Ereignisstudien
3.4.2. Dynamische Effizienzstudien
3.4.3. Performancestudien

4. Ergebnisse der bankenbezogenen M&A-Erfolgsforschung
4.1. Ergebnisse der Ereignisstudien
4.2. Ergebnisse der dynamischen Effizienzstudien
4.3. Ergebnisse der Performancestudien

5. Fazit und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ausgewählte prominente Bankenzusammenschlüsse

Tabelle 2: Betrachtete Ereignisstudien aus den Jahren 1989 bis 2014

Tabelle 3: Betrachtete Effizienzstudien aus den Jahren 1993 bis 2000

Tabelle 4: Betrachtete Performancestudien aus den Jahren 1987 bis 2008

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Strukturelle Determinanten für M&A im Bankensektor

Abbildung 2: Mögliche Systematisierung von M&A-Motiven

1. Einleitung

Wie die jüngst gescheiterte Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank zu einem „deutschen Bankenchampion“ zeigt, befindet sich der Bankensektor im Umbruch. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sehen sich Banken mit erheblichen Wettbewerbsveränderungen konfrontiert. Auch wenn die „Elefantenhochzeit“ in der Wirtschaftspresse viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, nimmt sie dennoch keine Sonderstellung ein. Die globale Wirtschaft ist seit Beginn der 1990er Jahre branchenübergreifend durch Fusions- und Übernahmewellen gekennzeichnet. Nach dem Motto „big is beautiful“ scheinen viele Unternehmen den Wettbewerbsveränderungen und Herausforderungen durch Globalisierung und Digitalisierung auf diese Weise begegnen zu wollen. Obwohl Mergers &Acquisitions (M&A) als wesentliche Lösung für Banken gelten, um wettbewerbsfähige Größe zu erreichen, zeigt eine Großzahl von Studien, dass viele der weltweiten Bankenfusionen nicht erfolgreich sind.1 Warum fusionieren Banken dennoch? Was sind die Motive für M&A im Bankensektor? Besteht aus betriebswirtschaftlicher Sicht tatsächlich ein Zwang zur Größe oder sind die aktuellen Zusammenschlüsse am Bankenmarkt – wie Kritiker behaupten – nur Ausdruck eines sich verselbständigenden „Herdentriebs“?2 Und wie erfolgreich sind Bankenzusammenschlüsse am Ende? Dem Phänomen weltweiter Bankenfusionen begegnet die wissenschaftliche Literatur mit zahlreichen empirischen Studien, die wegen den vielfältigen Einzelaspekten des Themenfeldes sehr facettenreich und nur bedingt vergleichbar sind. Aus dieser Gegebenheit leitet sich die Motivation der vorliegenden Arbeit ab.

Ziel dieser Arbeit ist eine kritische Analyse der zum Thema Mergers & Acquisitions im Bankensektor existierenden empirischen Literatur. Es wird der Versuch unternommen die bereits in der Literatur vorliegenden Erkenntnisse zu M&A-Transaktionen im Bankensektor in einer systematischen Darstellung herauszuarbeiten. Dabei sollen insbesondere etwaige Unterschiede, gegenläufige Aspekte und kritische Argumente identifiziert werden, sodass sich ein möglichst vollständiger sowie detailreicher Überblick über das Themenfeld einstellt.

Einen Anspruch auf Vollständigkeit kann die hier vorliegende Arbeit jedoch ausdrücklich nicht erheben, da es der Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht zulässt.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. In Kapitel 2 wird ein grundlegendes Verständnis über Banken und M&A-Transaktionen sowie vergangener Fusionswellen erarbeitet. Letzteres geschieht am Beispiel des europäischen Bankenmarktes, wobei insbesondere strukturelle Determinanten dargestellt werden. Kapitel 3 umfasst eine Systematisierung und Klassifizierung sowie kritische Analyse der bisher existierenden bankenbezogenen empirischen Literatur zum Thema M&A. Hierbei werden v.a. die verschiedenen Forschungsperspektiven systematisch aufgezeigt. Insbesondere wird auf die M&A-Motivforschung und ihre empirischen Befunde eingegangen. Zudem werden die verschiedenen methodischen Forschungsansätze beschrieben und klassifiziert. Kapitel 4 befasst sich mit den Perspektiven der empirischen Erfolgsforschung im Bereich der Bankentransaktionen. Die Ergebnisse der Erfolgsforschung werden vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus Kapitel 3, auch im Hinblick auf die verschiedenen methodischen Ansätze, diskutiert. In Kapitel 5 wird die vorliegende Arbeit resümiert sowie ein Fazit aus den gewonnenen Erkenntnissen gezogen. Darüber hinaus wird ein Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf gegeben.

2. Grundlegendes – Ein Überblick über den Bankensektor

2.1. Begriffsabgrenzungen und Definitionen

2.1.1. Charakteristika und Unterscheidungsmerkmale von Banken

Banken oder auch Kreditinstitute3 werden, anders als sonstige Wirtschaftsunternehmen, anhand von expliziten Gesetzesnormen charakterisiert und beschrieben. Die Legaldefinition einer Bank ist allerdings von Land zu Land unterschiedlich. Im deutschen Rechtssystem erfolgt die Definition von Kredit-instituten nach dem Kreditwesengesetz (KWG). Demnach ist eine Bank gemäß §1 Abs.1 KWG ein Unternehmen, das Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Anzahl und Art der Bankgeschäfte im Zeitablauf ändern können und zudem in anderen Ländern unterschiedliche aufsichtsrechtliche Abgrenzungen für Bankgeschäfte bzw. für die Legaldefinition von Kreditinstituten bestehen.4 Die Europäische Union (EU) bezieht sich bei der Legaldefinition von Geldinstituten auf ein weit ausgelegtes Konzept entsprechend dem deutschen Universalbankmodell.5 Ein erstes Unter-scheidungsmerkmal von Banken (engl. Banks) ist der Umfang der betriebenen Bankgeschäfte. Nach § 1 Abs. 1 KWG handelt es sich bei Bankgeschäften im Wesentlichen um Kreditgeschäfte6, Effektengeschäfte7 sowie sonstige Geschäfte8. Ausgehend vom KWG kann eine produktgruppenorientierte Einteilung der Bankgeschäfte bzw. Banken, in Commerical Banks (Commercial Banking9 ) und Investment Banks (Investment Banking10 ) vorgenommen werden. Prinzipiell lässt sich bei Banken also zwischen Universalbanken, die alle Bankgeschäfte (Commercial- und Investment Banking) betreiben, und Spezialbanken, die entweder Commerical- oder Investment Banking betreiben, unterscheiden.11 Deutschland ist bspw.charakteristisch für ein Universalbankensystem, das sich in drei Säulen (Sektoren) aufgliedert. Dem privaten Sektor gehören private Banken (z.B.Deutsche Bank) an, deren Eigentümer (je nach Rechtsform) i.d.R.private Aktionäre (engl. Shareholder) oder Gesellschafter sind und die oftmals an der Börse notieren. Zum öffentlich-rechtlichen Sektor gehören Banken (z.B. Sparkassen), die in den Händen öffentlicher Träger – also Gemeinden, Kreisen oder Ländern – liegen. Zum Genossenschaftssektor gehören Banken (z.B. Volks- und Raiffeisenbanken), deren Kunden i.d.R. zuvor Unternehmensanteile (Genossenschaftsanteile) erworben haben. Anders als bei den Privatbanken steht sowohl bei öffentlich-rechtlichen als auch bei Genossenschaftsbanken die Gewinn- und Profitabilitätsmaximierung nicht primär im Vordergrund. Sparkassen wie auch Genossenschaftsbanken sind, im Gegensatz zu den Privatbanken, zumeist regional ausgerichtet. Hinsichtlich der Kundengruppen ist eine Differenzierung nach Privatkunden (Retail Banking) und Groß- und Firmenkunden (Wholesale Banking) möglich.12 Die hier vorliegende Arbeit fokussiert sich jedoch hauptsächlich auf M&A-Transaktionen zwischen börsennotierten (privaten) Großbanken deren Geschäftstätigkeiten international ausgerichtet sind. Im Zuge der Betrachtung entsprechender M&A-Transaktionen wird auf eine explizite Unterscheidung zwischen Spezial- und Universalbanken sowie auf eine produkt- und kundengruppenorientierte Differenzierung der Geschäftstätigkeiten weitest-gehend verzichtet.

2.1.2. Charakterisierung von Zusammenschlüssen im Bankwesen

Seit den 1990er Jahren ist es zu einer Vielzahl von Bankenzusammenschlüssen gekommen, aus denen viele der heute bekannten Großbanken hervorgegangen sind.13 Eines der wohl bekanntesten Beispiele ist die heute weltweit wertvollste und nach Bilanzsumme größte US-Großbank J.P. Morgan Chase.14 Der Finanzgigant ist das Ergebnis zahlreicher Zusammenschlüsse, die in den vergangenen Jahrzehnten die amerikanische Bankenwelt verändert haben.15 J.P. Morgan Chase entstand im Jahr 2000 bei der Übernahme von J.P. Morgan durch die Großbank Chase Manhattan. Infolge des Zusammenschluss entstand der damals drittgrößte Allfinanzkonzern16 der Vereinigten Staaten von Amerika (USA).17 Vier Jahre später übernahm die J.P. Morgan Chase das US-amerikanische Geldhaus Bank One und beschleunigte damit den Aufstieg zur heute größten Bank der USA.18 J.P.Morgan Chase ist ein markantes Beispiel dafür, wie auch viele andere (z.B. in Europa), dass Banken v.a. durch Zusammenschlüsse wachsen und es damit zu einer entsprechenden Konsolidierung des Bankensektors kommt.19 Der Begriff Banken-konsolidierung bedeutet i.Allg., dass die Kontrolle über die Ressourcen des Sektors gestrafft wird, indem sich entweder die Anzahl der wichtigsten Kreditinstitute reduziert oder die Rivalität innerhalb des Sektors abnimmt.20 Die Konsolidierung kann dabei entweder aus dem Zusammenschluss bestehender Banken (exogenes Wachstum), dem organischen21 Wachstum führender Banken oder aus dem Rückzug schwächerer Konkurrenten resultieren.22 Für den Zusammenschluss von Banken gibt es wiederum mehrere Alternativen, die wichtigste hierbei sind M&A. Das i.d.R. ständig verbundene Begriffspaar gehört zu den schillerenden Begriffen des Wirtschaftsgeschehens.23 Aufgrund seiner häufigen Verwendung im wissen-schaftlichen Diskurs sowie in der Praxis (z.B. in der Wirtschaftspresse) hat sich das englische Begriffspaar inzwischen auch in der deutschen Sprache etabliert. Eine kurze definitorische Abgrenzung des Begriffs erscheint für das weitere Verständnis dieser Arbeit sinnvoll.

Zunächst kann zwischen der Unternehmens- und der Dienstleistungsperspektive unterschieden werden.24 Die Unternehmensperspektive fokussiert sich auf alle Transaktionen an einem Unternehmensmarkt bzw. einem Markt für Unternehmenskontrolle (engl.Corporate Control). M&A werden somit aus der Sicht eines Unternehmens betrachtet, dass ein anderes Unternehmen kauft (z.B. der Kauf der Bank One durch die J.P. Morgan Chase). Hiervon abzugrenzen ist die Dienstleistungsperspektive, wonach unter M&A alle Dienstleistungen (z.B. von Banken und Beratungsunternehmen) verstanden werden, die im Zusammenhang mit Unternehmenstransaktionen stehen, wie z.B. Finanzierung und Beratung. Im Rahmen dieser Arbeit steht jedoch ausschließlich die Unternehmensperspektive im Fokus. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Mergers (dt. Fusionen) und Acquisitions (dt. Akquisitionen). Beide Transaktionen gehen mit einer Veränderung der Corporate Control der beteiligten Unternehmen einher.25 Das Unterscheidungskriterium dabei ist, ob durch die Transaktion die rechtliche Selbständigkeit der beteiligten Unternehmen berührt wird. Unter Mergers wird i.Allg. die Verschmelzung zweier Unternehmen mit vorherigem Anteilserwerb verstanden.26 Im deutschen Gesellschaftsrecht wird zwischen zwei Arten der Verschmelzung unterschieden: Verschmelzung durch Aufnahme oder Verschmelzung durch Neugründung. Im ersten Fall gibt das gekaufte Unternehmen seine Selbständigkeit auf. Im zweiten Fall geben beide Unternehmen ihre Rechtspersönlichkeit auf und bringen sich in ein neu gegründetes Unternehmen ein. Unter Acquisitions wird i.Allg. der Erwerb von Gesellschaftsanteilen (engl. Share Deal) oder der Erwerb von Vermögensgegenständen und Rechten (engl. Asset Deal) eines Unternehmens verstanden. Dabei bleibt i.d.R. die Rechtspersönlichkeit des erworbenen Unternehmens und die des Käuferunternehmens nach der Transaktion erhalten. Auf eine explizite Differenzierung des M&A-Begriffs wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit jedoch verzichtet. Ebenso wird die Unter-scheidung zwischen horizontalen, vertikalen und lateralen (konglomeraten) M&A-Transaktionen vernachlässigt.27 Daher sollen im Folgenden unter M&A alle Trans-aktionen im Bankensektor zusammengefasst werden, die darauf abzielen aus zwei oder mehr rechtlich und wirtschaftlich selbständigen Banken eine dauerhafte Einheit unter identischer Unternehmensleitung zu schaffen.

2.2. Konsolidierung der Bankenbranche am Beispiel der EU

2.2.1. Strukturelle Ursachen

Wie eingangs erwähnt, ist es seit den 1990er zu einer weltweiten Konsolidierung des Bankensektors gekommen. Grund dafür war die seit den 90er Jahren enorme Zunahme der weltweiten M&A-Deals im Bankensektor.28 Im europäischen Bankensektor verringerte sich die Anzahl der Kreditinstitute im Zeitraum von 1997 bis 2003 um 23%oder beinahe 2.200 auf knapp 7.500 Kreditinstitute.29 Gleichzeitig kam es im selben Zeitraum fast zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Größe europäischer Banken. Auch nach dem Zusammenbruch der Kapitalmärkte30 in den Jahren 2001/2002 war dieser rasante Konsolidierungstrend in der Europäischen Union (EU) ungebrochen: Von 2001 bis 2004 waren die Transaktionsvolumina zwar deutlich niedriger als zu Boomzeiten in den Jahren 1998 und 2000, sie lagen jedoch nach wie vor über dem Niveau der frühen 90er Jahre. Der europa- und weltweite Höchststand von Bankentransaktionen wurde in der Banken- und Finanzkrise zwischen den Jahren 2007 und 2009 erreicht, als einige große Geldhäuser, im Zuge der US-amerikanischen Immobilienkrise (Subprime-Krise) 2007, nahe der Insolvenz standen oder sogar zusammenbrachen (z.B. die Lehman Brothers Pleite im Jahr 2008).31 Seitdem sind die Transaktionsvolumina der M&A-Deals32 in der europäischen Bankenbranche jährlich stark gesunken. Auch die Anzahl der M&A-Transaktionen zwischen europäischen Banken ist seit 2009 ebenfalls regelmäßig rückläufig, obgleich die Anzahl der europäischen Kreditinstitute im Zeitraum von 2008 bis 2016 weiterhin um 25% oder beinahe 1.700 auf ca.5.100 gesunken ist.33 Ein Ende der Konsolidierungsdynamik im europäischen Bankensektors ist jedoch langfristig noch nicht zu erwarten. Der europäische Finanzsektor ist aufgebläht und verdient zu wenig Geld.34 Die Über-kapazitäten im Bankensektor spiegeln sich am deutlichsten in der hohen Dichte der Filialnetze wider. Insbesondere Spanien, Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland werden wegen ihrer hohen Anzahl von Niederlassungen pro Einwohner häufig auch als "overbanked" bezeichnet. Die momentan schlechte Ertragslage von europäischen ist Banken der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet. Der Ursprung der Entwicklungsrichtungen und Veränderungsfaktoren des EU-Bankensektors geht bis in die Mitte der 1980er Jahre zurück. Abbildung 1 zeigt, wie über die Zeit veränderte strukturelle Rahmen-bedingungen im politischen, wirtschaftlichen und technologischen Umfeld der Banken die Grundlage für diesen Konsolidierungsprozess bildeten.35 Über die wichtigsten Veränderungsfaktoren, die einen hauptsächlichen Einfluss auf die Konsolidierung und folglich auch auf die M&A-Aktivitäten europäischer Banken haben, besteht breite Einigkeit in der Literatur.36 Wie Abbildung 1 zeigt, lassen sich die Veränderungsfaktoren grob in die drei Dimensionen (1) Deregulierung, (2) Digitalisierung und (3) gestiegene Kundenanforderungen unterteilen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Strukturelle Determinanten für M&A im Bankensektor37

Europa erlebte in den letzten 30 Jahren eine Reihe von Deregulierungs- und Harmonisierungsmaßnahmen.38 Angefangen mit dem Entstehen des EU-Binnenmarkts im Jahr 1993 wurde die europaweite Unternehmensniederlassung europäischer Banken erleichtert und im Zuge des erfolgreichen Abschluss der GATT-Uruguay-Runde im Dezember 1997 ein weiterer entscheidender Schritt zur weltweiten Liberalisierung des internationalen Finanzdienstleistungshandels gemacht. Die Maßnahmen waren v.a. der Konsolidierung im Bankensektor bzw. den M&A-Aktivitäten im europäischen Bankensektor dienlich, wie Unter-suchungen zeigen. Studien über M&A im Bankensektor, hinsichtlich struktureller Faktoren, kommen zu dem Ergebnis, dass Deregulierung bzw.ein positives regulatorisches Umfeld verbunden mit geringen Beschränkungen des Markteintritts (auch für ausländische Banken) sich i.Allg. positiv auf M&A-Aktivitäten auswirkt sowie den Transaktionserfolg39 determiniert.40

Als ein Katalysator mit besonderen Auswirkungen auf die Harmonisierung und letztlich auch auf die europäische Bankenkonsolidierung wird. i.Allg. die Einführung des Euros und die Europäische Währungsunion (EWU) betrachtet.41 Mit der Einführung der gemeinsamen Währung kam es u.a.zu einer Reduktion der Transaktionskosten, des Fremdwährungshandels (Devisenhandel) und des Wechselkursrisikos zwischen den Staaten der EWU sowie zu einer Steigerung der Preistransparenz. Das führte sowohl zu einer Verschiebung der Wettbe-werbsvorteile als auch zu einer Verhaltensänderung der Bankkunden, was letztlich zu rückläufigen Gewinnen führte.42 Um diese zu kompensieren, reagierten viele Banken damit, dass sie ihre Produkt- und Servicepalette in anderen Bereichen erweiterten, z.B. durch marktseitige Verdrängung oder den Vollzug von M&A-Transaktionen, was folglich zu einer institutionellen Konsolidierung führt.

Die Digitalisierung ist vielleicht der fundamentalste Veränderungsfaktor im europäischen Bankensektor.43 Im heutigen Geschäftsbetrieb der Banken sind sowohl das Backoffice als auch das Frontoffice digital vernetzt. Weltweit investierten Banken im Jahr 2015 7,9% ihres Umsatzes in ihre Informations-technologie (IT).44 Damit reagieren Banken offenbar auf die Tatsache, dass der Wettbewerb um die Kunden im Zuge der Digitalisierung zugenommen hat, wobei sich Großbanken hin zu eigenen IT-Unternehmen entwickeln.45 Ihre fixen IT-Kosten ersetzen dabei zunehmend die, v.a. im Filialbetrieb, variablen Personal-kosten.46 Zwar entstehen an der Schnittstelle zwischen Banking und IT neue Jobs, doch kompensieren die Neueinstellungen nicht den Personalabbau, der durch die Digitalisierung verursacht wird. Daneben ergibt sich für Banken die Chance auf Wachstum und Profitabilitätsverbesserung durch M&A, indem diese Fixkosten auf größere Geschäftsvolumina verteilt und somit Economies of Scale realisiert werden (s.Kap.3.2.2.1.).47 Besondere Bedeutung hat der Vertrieb von Bankleistungen über das Internet erlangt. Zahlen von Eurostat zufolge nutzten im Jahr 2017 51% der EU-Bürger (im Alter zwischen 16-74 Jahre) das Online-Banking, Tendenz steigend.48 Durch das Hinzukommen des Internets als weiteren Vertriebskanal und dessen steigende Akzeptanz sind im Bankensektor neue Produkte und Markt-teilnehmer (z.B. FinTechs49 und Technologieanbieter50 ) in den letzten Jahren entstanden, die etablierte Kreditinstitute zunehmend verdrängen.51 Über das Internet – ohne Kostenbelastung durch Filialen – kapern die neuen Marktteilnehmer die Geschäftsmodelle von Banken und können zudem Finanzdienstleistungen günstiger anbieten. Oder aber sie greifen die klassischen Geschäftsmodelle von Banken an, indem sie z.B. den weltweiten Zahlungsverkehr revolutionieren, wie die jüngste Bekanntmachung von Facebook, der Einführung ihrer eigenen Kryptowährung „Libra“, vormacht. Der Verdrängungswettbewerb oder auch Disintermediation52 durch sog.Near-Banks53 und Non-Banks54, die v.a. im Zuge der Digitalisierung neu in den Bankenmarkt eintreten, beeinflussen die M&A-Aktivitäten. Bestehende Banken haben z.B. den Investitionszeitpunkt zum Aufbau neuer Distributionskanäle verpasst oder haben intern die Digitalisierung nicht in der notwendigen Geschwindigkeit vollziehen können.55 Einfache, aber ggf.teure Auswege für das betroffene Bankenmanagement bieten sich daher z.B. im Zukauf von Know-How bzw. im Zukauf von oder in der Beteiligung an neu entstandenen Wettbewerbern.

Die Globalisierung bzw. Internationalisierung des Bankensektors und die damit verbundene Wettbewerbsintensivierung ist u.a. eine Folge der Digitalisierung und der Deregulierung.56 Die fortschreitende Deregulierung ermöglicht erweiterte Zugänge zu Volkswirtschaften. Die Digitalisierung ermöglicht diese Zugänge, durch geringere Transaktionskosten, mit noch größeren Kapazitäten und Reich-weiten (z.B. über das Internet) zu nutzen. Der dadurch steigende Wettbewerb auf dem lokalen Heimmarkt durch inländische Konkurrenten oder die dadurch steigenden Markeintritte ausländischer Banken in den Heimatmarkt tragen zur Internationalisierung und Ausweitung des Bankgeschäfts über nationale Grenzen hinweg bei.

Ein weiterer wesentlicher Veränderungsfaktor in der Konsolidierungsdynamik der Bankenbranche sind die gestiegenen Kundenanforderungen.57 Der durchschnitt-liche Privatkunde weist heute ein starkes Renditebewusstsein auf, wobei die traditionelle Loyalität zur Hausbank einer wachsenden Performanceorientierung gewichen ist. Als Konsequenz der Anforderungen in den Bereichen der Risiko-absicherung und flexiblen Finanzierungen haben sich immer mehr Finanz-innovationen durchgesetzt. Die Fähigkeit zur Entwicklung und Realisierung dieser beratungsintensiven Problemlösungsangebote stellt im Wettbewerb um vermögende Privatkunden sowie Firmenkunden einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar und setzt die Banken unter einen hohen Leistungsdruck in Bezug auf Servicequalität und Kreativität. M&A sind ein Weg, um, durch die erlangte Größe, einerseits Kostenvorteile im standardisierten Retail Banking günstige Konditionen anbieten zu können, andererseits im beratungsintensiven Individualgeschäft, durch Zukauf von Know-How58, bestehende Defizite auszugleichen. Zudem steigt die Anforderung an Banken international ausgerichtet zu sein.59 Nach dem Motto „Follow The Customer“ müssen Finanzdienstleister ein heute ein ebenso internationales Profil in ihren Geschäftstätigkeiten aufweisen, wie ihre Firmenkunden, zur Abdeckung ihrer Beratungs- und Transaktionsbedürfnisse (s. Kap. 3.2.5.).

2.2.2. Shareholder Value als zentraler Treiber

Angesichts der in Kapitel 2.2.1. dargestellten strukturellen Veränderungen sind Banken gezwungen nachhaltig ihre Unternehmensstrategie anzupassen.60 Es lässt sich die Hypothese aufstellen, dass der Erfolg einer Bank künftig davon abhängt, wie gut die Anpassungen ihrer eigenen Strukturen an ihr Umfeld gelingt.61 Die aktuellen Strukturanpassungsprozesse bei Banken laufen dabei unter dem Postulat des Shareholder-Values-Ansatzes ab. Im Sinne des wertorientierten Managements liegt das Ziel der Unternehmensführung in der nachhaltigen Steigerung (engl. Value Creation) des Unternehmenswertes (engl. Shareholder Value) bzw. in Steigerung der Anlagerendite für Anteilseigner (Profitabilität).62 Die Ausrichtung der Unternehmenssteuerung an der Steigerung des Shareholder Values wird in den USA und in Großbritannien seit Jahren vollzogen.63 Die Ausrichtung am Shareholder-Value-Prinzip beinhaltet v.a. die Sicherstellung eines stetigen und profitablen Wachstums.

Unter der Handlungsmaxime der Unternehmenswertsteigerung reagieren Banken einerseits auf die Veränderungen ihres Umfeldes, andererseits aber auch auf die Performanceanforderungen der Aktionäre. Dies geschieht, indem sie nach neuen profitablen Ertragsquellen suchen, die operativen Kosten im Verhältnis zu dem operativen Einkommen (engl. Cost Income Ratio) reduzieren, das vorhandene Eigenkapital optimal einsetzen oder aber einen „de novo entry“64, d.h.den Neueintritt in einen Markt oder in Produktnischen, wagen.65 Profitable neue Ertragsquellen und organische Wachstumsquellen sind in nationalen Märkten jedoch begrenzt.66 Der steigende Aktionärs- und Performancedruck sind daher der zentrale Treiber für stetiges und profitables (exogenes) Wachstum. M&A werden dabei als eine der wichtigsten strategischen Antworten von Banken auf o.g.Faktoren betrachtet.67

3. Bankentransaktionen als Untersuchungsgegenstand

3.1. M&A- im Bankensektor – Eine Übersicht der empirischen Literatur

Das Hauptziel dieser Arbeit ist, neben der kritischen Analyse der verwendeten methodischen Forschungsansätze, die Erarbeitung eines systematischen Überblicks der in der empirischer Literatur existierenden Erkenntnisse zum Thema M&A im Bankensektor. Die bankenbezogene empirische Literatur zu diesem Thema ist ebenso facettenreich, wie die bis dahin gewonnen Erkenntnisse. In einem ersten Systematisierungsschritt kann grob von drei möglichen Forschungsperspektiven gesprochen werden: (1) Die M&A-bezogene Motivforschung, (2) die Erfolgsforschung über M&A-Transaktionen im Bankensektor und (3) die Auswirkungen von Bankentransaktionen auf den Finanzsektor. Die Motivforschung geht der Frage nach, warum es zu M&A im Bankensektor kommt, wohingegen die Erfolgsforschung der Frage nachgeht, ob M&A-Transaktionen zwischen Banken den Shareholder Value tatsächlich steigern und welche Determinanten dazu beitragen. Die dritte Forschungsperspektive geht der Frage nach, inwieweit M&A-Aktivitäten zwischen Banken den Finanzsektor (zukünftig) verändern und welche Auswirkungen dies auf die einzelnen Wirtschaftssubjekte hat. Klar voneinander abzugrenzen sind die drei Forschungsperspektiven jedoch nicht, da eine Erfolgsbeurteilung von Bankentransaktionen stets auch Aussagen über das Eintreffen erhoffter Effekte (aus denen sich das Motiv einer M&A-Transaktion ableitet) geben kann. Zudem haben Bankentransaktionen stets Auswirkungen auf bankenbrancheninterne und -externe Wirtschaftssubjekte. Eine analytische Trennung der drei Forschungsperspektiven ist zur Systematisierung dennoch sinnvoll, wobei hier auf letztere Perspektive nicht explizit eingegangen wird. Alle drei Forschungsperspektiven erfahren eine große Beachtung, was die hohe Anzahl empirischer Studien zeigt. Für den Literaturüberblick in dieser Arbeit wurden insgesamt 117 Studien zwischen den Jahren 1976 und 2016 berücksichtigt. Der überwiegende Teil der hier betrachteten Untersuchungen wurde in den 1990er und späten 2000er Jahren durchgeführt, was angesichts der damaligen Fusionswelle zwischen Banken nicht weiter überraschend ist. Ihr geografischer Untersuchungs-fokus lag dabei auf Europa und den USA. Bei der Auswahl der Studien wurde Wert auf die Qualität mit Blick auf den methodischen Ansatz gelegt. Dies erfolgte durch eine schwerpunktmäßige Betrachtung von wichtigen Journals, die für ihre bankenbezogene empirische Forschung in hohem Maße anerkannt sind.

3.2. Von der Theorie zur Empirie – Motive für M&A im Bankensektor

3.2.1. Klassifizierung und Systematisierung der Motivhypothesen

Um die Beweggründe zur Durchführung von M&A-Transaktionen zwischen Banken zu verstehen, werden im Folgenden mögliche Motivhypothesen und die damit verbundenen Ziele für M&A im Bankensektor beschrieben sowie auf ihre empirische Evidenz eingegangen. Dabei wird der Versuch unternommen eine möglichst umfangreiche und detailreiche Klassifizierung und Systematisierung von potenziellen M&A-Motiven darzustellen. Motive zur Bildung von Kooperationen oder strategischen Allianzen zwischen Unternehmen werden nicht berücksichtigt, da sie nicht Bestandteil dieser Arbeit sind. Es wird auch nicht geprüft, ob Kooperationen oder strategische Allianzen den mit einer M&A-Transaktion verfolgten Zweck ggf. besser erfüllen.68

Für M&A zwischen Finanzinstituten kann eine Vielzahl von Motiven genannt werden.69 Das Ziel der Steigerung des Aktionärsvermögens (Shareholder Values) sollte theoretisch den primären Grund für alle M&A-Aktivitäten darstellen bzw. das vorrangige Motiv für Bankmanager sein, M&A-Transaktionen durchzusetzen und auszuführen.70 Damit ist es letztendlich auch das Entscheidungskriterium, ob ein M&A-Deal erfolgreich war oder nicht. In der Realität beeinflussen die Interessen verschiedener Stakeholder, z.B. Unternehmensleitung, Aktionäre und Politik jedoch häufig Fusionsentscheidungen, sodass grundsätzlich zwischen wertsteigernden und anderen Gründen für die Konsolidierung des Bankensektors unterschieden werden kann.71 Prinzipiell sind Bankenzusammenschlüsse nur dann wertsteigernd für Aktionäre, wenn das neu geschaffene Unternehmen einen höheren Wert aufweist als die einfache Summe der beiden einzelnen Banken. Als Hauptursache für solche Wertsteigerungen wird eine verbesserte Profitabilität (Performance) infolge des Zusammenschluss gesehen, welche z.B. aus Synergie-effekten, Effizienzsteigerungen, einer erhöhten Marktmacht oder einer stärkeren Diversifizierung resultiert.72 In der wissenschaftlichen Literatur existiert bzgl. der allgemeinen Motive für M&A-Aktivitäten kein einheitlicher Klassifizierungs-ansatz.73 Abbildung 2 zeigt eine mögliche Vereinigung gemäß den in der Literatur vorgeschlagenen verschiedenen Klassifikationsansätzen. Die in Abbildung 2 dargestellte mögliche Systematisierung von M&A-Motiven ist Grundlage für die folgenden Kapitel. Es wird in drei übergeordnete Motiv-Gruppen differenziert:74

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Mögliche Systematisierung von M&A-Motiven75

(1) Ökonomische Motive, (2) strategische Motive und (3) sonstige Motive. Strategische Motive stellen im Kern ebenfalls wertsteigernde Motive dar. Der durch diese Motive erzielbare Erfolg (Wertsteigerung) lässt sich i.d.R. jedoch nicht isoliert messen und bewerten. Strategische Motive werden deshalb auf eine Stufe mit den ökonomischen Motiven gestellt. Eine analytische Trennung der einzelnen Motive ist zur Systematisierung dennoch sinnvoll. In Abbildung 2 werden deshalb die strategischen Motive durch einen Pfeil mit den ökonomischen Motiven verbunden. Die ökonomischen Motive können in wertsteigernde und nicht-wertsteigernde Motive unterteilt werden. Es ist anzumerken, dass in der Praxis i.d.R. nicht nur ein Motiv ausschlaggebend ist, sondern mehrere Motive zusammen das Handeln der Entscheidungsträger determinieren.76 Auch sind M&A-Motive keineswegs statischer Natur, vielmehr unterliegen die mit Unternehmenszusammenschlüssen verbundenen Ziele einem Wandel. In der vorliegenden Arbeit kann nicht auf alle Motive eingegangen werden, die Abbildung 2 enthält, da es der Rahmen dieser Arbeit nicht zulässt.

3.2.2. Wertsteigernde Motive und ihre empirische Evidenz

3.2.2.1. Effizienz- und Synergie-Hypothese

Die Effizienz- und Synergie-Hypothese gehört zu den wichtigsten und am meisten untersuchten Motivhypothesen.77 Wegen fallender Profitabilität im Bankensektor und steigendem Druck seitens der Aktionäre, hinsichtlich der gesetzten Wachstums- und Profitabilitätsziele, kommt ihr in der Finanzbranche eine besondere Bedeutung zu. Die Begriffe „Synergie“ und „Effizienz“ sind unumgänglich miteinander verzahnt. Die Realisierung von Synergiepotenzialen (Synergieeffekte), im Zuge einer M&A-Transaktion, ist seit den 1990er Jahren das am häufigsten verfolgte Ziel von Banken-CEOs.78 Im Bankensektor wird die Realisierung von Synergiepotenzialen v.a.mit der Steigerung der Effizienz verbunden. Es wird impliziert, dass die Steigerung (Verringerung) der Effizienz nach einer M&A-Transaktion konsequent zu einer Steigerung (Verringerung) der Profitabilität einer Bank bzw. des Shareholder Values führt (s. Kap. 3.4.2.). Die Steigerung der Profitabilität kann entweder durch eine Steigerung der Effizienz auf der Kostenseite (Kostensynergien) oder durch eine Steigerung der Effizienz auf Ertragsseite (Ertragssynergien) erreicht werden.79 Unter Kostensynergien werden i.Allg. Kosteneinsparungen verstanden, die v.a. durch Economies of Scale (Skaleneffekte) erreicht werden. Unter Ertragssynergien werden i.Allg. Ertragssteigerungen, infolge von M&A-Transaktionen verstanden, die entweder durch Economies of Scope (Verbundeffekte), eine Diversifikation (s. Kap. 3.2.2.2.), eine gestiegene Marktmacht (s. Kap. 3.2.2.3.) oder durch den Austausch des ineffizienten Managements des Targets80 erreicht werden können.81 Letzteres beruht auf der Annahme, dass Käufer die Ressourcen, Kundenbeziehungen und internen Ablaufprozesse ihrer Targets durch die Übertragung ihres fähigeren Managements effizienter nutzen können, wodurch die Erträge gesteigert und im besten Fall auch noch Kosten gesenkt werden können.82

[...]


1 Vgl.Behr/Heid (2008), S. 20; Bösecke (2003), S. 3; Penzel/Pietig (2000), S. 2.

2 Vgl. Bösecke (2003), S. 1.

3 Die Begriffe Bank, Kredit-, Finanz- oder Geldinstitut sowie Geld- und Bankhaus werden in dieser Arbeit synonym verwendet.

4 Vgl. Weese (2007), S. 7.

5 Vgl. Vander Vennet (2002a), S. 254f.

6 Zu nennen sind hier z.B. Darlehen, Akzeptkredite und Garantiegeschäfte.

7 Das Depot- und Investmentgeschäft, der Handel sowie die Emission von Wertpapieren.

8 Das Einlagengeschäft, E-Geldgeschäfte und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs.

9 Unter Commercial Banking wird das Aktiv- und Passivgeschäft verstanden. Es beinhaltet das Einlagen- und Kreditgeschäft sowie das Zahlungsverkehrsgeschäft.

10 Unter das Investment Banking fallen alle o.g. Effektengeschäfte.

11 Vgl. hier und in den folgenden der drei Sätzen Weese (2007), S. 6.

12 Vgl. Weese (2007), S. 7.

13 Siehe Anhang S. 45, Tabelle 1.

14 Vgl. Statista (2018a), https://de.statista.com; Statista (2018b), https://de.statista.com. Stand 2018. Gemessen an der Markkapitalisierung und Bilanzsumme in Mrd. US-Dollar.

15 Vgl. hier und im folgenden Satz Frankfurter Allgemeine Zeitung (2008a), https://www.faz.net.

16 Allfinanzkonzerne sind eine Kombination aus Versicherer und Universalbank.

17 Vgl. Handelsblatt GmbH (2000), https://www.handelsblatt.com.

18 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2004), https://www.faz.net. Gemessen an der Bilanzsumme in Mrd.US-Dollar.

19 Vgl. Penzel/Pietig (2000), S. 1; Mußhoff (2008), S. 1.

20 Vgl. Group of Ten (2001), S. 31; Weese (2007), S. 19.

21 Organisches Wachstum bezeichnet das Unternehmenswachstum aus eigener Kraft. Es resultiert also nicht aus Zusammenschlüssen mit anderen Unternehmen.

22 Vgl. hier und im folgenden Satz Weese (2007), S. 19.Weitere Alternativen sind z.B. Kooperationen und strategische Allianzen

23 Vgl. Hier und in den folgenden zwei Sätzen Eschen (2002), S. 20; Mußhoff (2008), S. 11.

24 Vgl. hier und in den folgenden drei Sätzen Mußhoff (2008), S. 12; Jansen (2016), S. 43f.

25 Vgl. hier und im folgenden Satz Mußhoff (2008), S. 13; Zieschang (2000), S. 16f.

26 Vgl. hier und in den folgenden sieben Sätzen Achleitner (2002), S. 137; Beitel (2002), S. 8.

27 Siehe hierzu weiterführend Mußhoff (2008), S. 15-19; Beitel (2002), S. 6-10.

28 Vgl. Statista (2019), https://de.statista.com.

29 Vgl. Hier und im folgenden Satz Europäische Zentralbank (2004), S. 8f; Mußhoff (2008), S. 1.

30 Als Auslöser gelten u.a. das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 sowie der Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 9. September 2001.

31 Vgl. Europäische Zentralbank (2017), S. 30; Statista (2019), https://de.statista.com;Altunbaş/Ibáñez (2004), S. 7.

32 Die Begriffe M&A-Deals, Banken-M&A, M&A-Transaktionen, Bankenübernahmen, Bankentransaktionen und Bankenakquisitionen, Bankenzusammenschlüsse werden im Folgenden synonym verwendet.

33 Vgl. Europäische Zentralbank (2017), S. 23f.

34 Vgl. hier und in den folgenden drei Sätzen Beitel (2002), S. 44; Hashagen (2000), S.6; Statista (2017), https://de.statista.com; Handelsblatt GmbH (2018), https://www.handelsblatt.com; Süddeutsche Zeitung (2019), S. 15.

35 Vgl. Cybo-Ottone/Murgia (2000), S. 832; Lepetit et al. (2002), S. 2; Vander Vennet (1996), S. 1531f.; Hashagen (2000), S. 3; Mußhoff (2008), S. 1.

36 Vgl. Beitel (2002), S. 48.; Europäische Zentralbank (2000), S. 22; Lausberg/Rose (1995), S. 179; Zieschang (2000), S. 28f.; Gardener/Lindblom (1999), S. 5; Group of Ten (2001), S. 70-77.

37 Quelle: Hashagen (2000), S. 4.

38 Vgl hier und in den folgenden zwei Sätzen Barth (1998), S. 102; Beitel (2002), S. 52f.; Hashagen (2000), S. 4; Hornung (1998), S. 29.

39 Zur Definition des Transaktionserfolges siehe Kapitel 3.2.1.

40 Vgl. Dubofsky/Fraser (1989), S. 135f.; Haynes/Thompson (1999), S. 844.

41 Vgl. Beitel (2002), S. 55; Bösecke (2003), S. 8.

42 Vgl. hier und in den folgenden zwei Sätzen Beitel (2002), S. 56; Bösecke (2003), S. 9; Hashagen (2000), S. 4f.

43 Vgl. und im folgenden Satz Beitel (2002), S. 50; Hashagen (2000), S. 8.

44 Vgl. Statista (2015), https://de.statista.com.

45 Vgl. Branchenkompass (2016), S. 4f.; KPMG (2018), S. 8.

46 Vgl. hier und im folgenden Satz AGV Banken (2017), https://www.agvbanken.de; Manager Magazin (2018), https://www.manager-magazin.de; KPMG (2018), S. 5.

47 Vgl. hier und im folgenden Satz Hashagen (2000), S. 8.

48 Vgl. Eurostat (2017), https://ec.europa.eu.

49 Vgl. Bafin (2019), https://www.bafin.de. Eine klare Definition des Begriffs „Fintechs“ existiert bisher nicht. Als Kombination aus den Worten „Financial Services“ und „Technology“ versteht man unter Fintechs i.A. junge Unternehmen, die mit Hilfe technologiebasierter Systeme spezialisierte und besonders kundenorientierte Finanzdienstleistungen anbieten.

50 Zu nennen sind hier z.B. die Technologieanbieter Google, Apple und Facebook.

51 Vgl. her und in folgenden zwei Sätzen Beitel (2002), S. 50; Süddeutsche Zeitung (2019), S. 15.

52 Unter Disintermediation bei Banken wird i.A. der Bedeutungsverlust ihrer Intermediärsfunktion verstanden, aufgrund des Eintretens neuer Marktakteure (z.B. Fintechs, Near- und Non-Banks).

53 Finanzdienstleistungsanbieter, die nach § 1 Abs. 1 KWG nicht zu den Kreditinstituten zählen, jedoch aufgrund ihrer Dienstleistungen und Produkte als Konkurrenten von Banken zählen.

54 Bankenfremde Anbieter im Finanzdienstleistungsmarkt, die aufgrund ihrer Dienstleistungen und Produkte als Konkurrenten von Banken Near-Banks zählen.

55 Vgl. hier und im folgenden Satz Beitel (2002), S. 52.

56 Vgl. hier und in den folgenden zwei Sätzen Beitel (2002), S. 56f.

57 Vgl.hier und in den folgenden vier Sätzen Hashagen (2000), S. 9; Köppen (1998), S. 85-88.

58 Vgl. Hashagen (2000), S. 9; Breuer (1998), S. 2. Die Deutsche Bank konnte bspw. durch die Übernahme von M&A-Expertenteams und „top-rated“ Aktienanalysten im Zuge der Fusion mit Bankers Trust ihr Know-How in diesen Geschäftsfeldern erweitern.

59 Vgl. hier und im folgenden Satz Beitel (2002), S. 56.

60 Vgl. hier und in den folgenden zwei Sätzen Beitel (2002), S. 49f.

61 Vgl. hier und im folgenden Satz Hashagen (2000), S. 9f.

62 Vgl. Hashagen (2000), S. 10; Rappaport (1995), S. 105f.

63 Vgl. hier und in den folgenden zwei Sätzen Beitel (2002), S. 55-58.

64 Vgl. Berger et al. (2000b), S. 17f.; Beitel (2002), S. 49.

65 Vgl. Beitel (2002), S. 55; Group of Ten (2001), S. 75.

66 Vgl. hier und im folgenden Satz Beitel (2002), S. 55; Hashagen (2000), S. 10.

67 Vgl. Beitel (2002), S. 50; Group of Ten (2001), S. 70.

68 Siehe dazu weiterführend Danthine et al. (1999), S. 51-59; Gleason et al. (2003), S. 213-234.

69 Vgl. Beitel (2002), S. 14; Trautwein (1990), S. 288; Berger et al. (1999), S. 136-138; Lausberg/Rose (1995), S. 178-180; Vander Vennet (1996), S.1532-1534.

70 Vgl. Berger et al. (1999), S. 136; Hawawini/Swary (1990), S.24; Lausberg/Rose (1995), S. 180; Pilloff/Santomero (1998), S. 60.

71 Vgl. hier und im folgenden Satz Weese (2007), S. 20; Pilloff/Santomero (1998), S. 61.

72 Vgl. Weese (2007), S. 20; Kane (2000), S. 671; Group of Ten (2001), S. 266f.

73 Vgl. Hier und im folgenden Satz Tröger (2003), S. 161. Beitel (2002), S. 14f.

74 Vgl. hier und in den folgenden drei Sätzen Beitel (2002), S. 17; Tröger (2003), S. 162.

75 Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an Beitel (2002), S. 17.

76 Vgl. hier und in den folgenden zwei Sätzen Kuhner (2000), S. 335f.; Sorensen (2000), S.323f; Tröger (2003), S. 162.

77 Vgl. Beitel (2002), S. 18; Kerler (2000), S. 40.

78 Vgl. Gorton/Rosen (1995), S. 1378f.; Lausberg/Rose (1995), S. 177-180; Tourani Rad/van Beek (1999), S. 533; Group of Ten (2001), S. 65f. und 115f.

79 Vgl. Akhavein et al. (1997), S. 96.

80 Oder auch gekaufte bzw. akquirierte Bank. Im Folgenden synonym verwendet.

81 Vgl. Akhavein et al. (1997), S. 133f.; Berger et al. (1998), S. 224f.; Berger/Mester (1997), S. 943f.; Dodd/Warner (1983), S. 435f.; Haynes/Thompson (1999), S. 844; Hughes et al. (1999), S. 322; Mußhoff (2008), S. 21-23.

82 Vgl. hier und in den folgenden drei Sätzen Beitel (2002), S. 18-21; Fried et al. (1999), S. 384f.; Mußhoff (2008), S. 21f.

Ende der Leseprobe aus 69 Seiten

Details

Titel
Überblick und Kritik der empirischen Literatur zum Thema M&A im Bankensektor
Hochschule
Universität Bayreuth  (Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät – Lehrstuhl BWL XII – Controlling)
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
69
Katalognummer
V516564
ISBN (eBook)
9783346111135
ISBN (Buch)
9783346111142
Sprache
Deutsch
Schlagworte
M&A, Bankensektor, Bankenbranche, empirische Literatur, M&A Motive, Analyse, kritische Analyse, Mergers & Acquisitions, Bankentransaktionen, Erfolgsforschun
Arbeit zitieren
Calvin Krieg (Autor:in), 2019, Überblick und Kritik der empirischen Literatur zum Thema M&A im Bankensektor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516564

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