Einleitung
„Far from being a threat to the democratic state, civil society is part of the safety valve that makes democratic political systems resilient to unexpected shocks." (Mishra, 2004).
Am 21. Mai 1998 trat der 32 Jahre lang herrschende Diktator Suharto von seinem Amt zurück und es war damit der erste große Schritt in Richtung einer demokratischen Zukunft in Indonesien getan. Indonesien befindet sich seitdem in einem Demokratisierungsprozess, der bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht in eine konsolidierten Demokratie geführt hat.
Die politikwissenschaftliche Forschungsgemeinschaft macht für die Defizite des indonesischen Demokratisierungsprozesses verschiedene Entwicklungen verantwortlich: die ökonomische Depression des Inselstaates, verfassungsrechtliche Hindernisse, institutionelle Problemzonen oder auch kultursoziologische Phänomene. Jeder der genannten Erklärungsansätze ist in der Lage, Erkenntnisfortschritte zu leisten, will man den indonesischen Demokratisierungsprozess erklären und jene Elemente erkennen, die zu einer Blockade oder zu einer Forcierung des Prozesses führen. Es kann aber kein Ansatz für sich beanspruchen, den indonesischen Systemwechsel in seiner Multikausalität alleine erklären zu können.
Für die vorliegende Arbeit wurde eine akteursfokussierte Perspektive gewählt, die in der Tradition von Guillermo O´Donnell, Philippe Schmitter, Laurence Whitehead sowie Adam Przeworski einem Demokratisierungsprozess interne Faktoren zugrunde legt. Diese Herangehensweise ergibt sich aus dem aktuellen Stand der bisherigen Forschung, deren Fokus hauptsächlich auf strukturelle wie auch institutionelle Defizite innerhalb des indonesischen Demokratisierungsprozesses gerichtet ist. Untersuchungen zur Rolle der beteiligten Akteure konzentrieren sich wiederum auf die Sphären des Staates und der Wirtschaft. Das Forschungsinteresse an der Ebene der Zivilgesellschaft fiel bislang nur gering aus. Hierbei wurde vernachlässigt, dass zivilgesellschaftlichen Akteuren jedoch eine zentrale Rolle im Demokratisierungsprozess zukommt.
Daraus ergibt sich für die vorliegende Arbeit folgende Forschungsfrage:
Welche Rolle spielt die indonesische Zivilgesellschaft im Demokratisierungsprozess und inwiefern sind ihr demokratieförderliche Eigenschaften zuzusprechen?
Der Analyse liegen zwei theoretische Modelle zugrunde: Das Konzept von Croissant, Lauth und Merkel (2000)...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Theoretische Vorüberlegungen
- Zum Begriff der Demokratie
- Akteursorientierte Ansätze der Transitionsforschung
- Die klassische Perspektive
- Die Zivilgesellschaft
- Was ist Zivilgesellschaft?
- Die Funktionen der Zivilgesellschaft
- Zivilgesellschaft im Transitionsprozess: Idealtypen und Entwicklungszyklus
- Kritische Anmerkungen
- Der indonesische Demokratisierungsprozess aus akteurstheoretischer Perspektive
- Die politischen Systeme 1950-1998: Ein Überblick
- Die „Parlamentarische Demokratie“
- Die „,Gelenkte Demokratie“
- Die „Neue Ordnung“
- Die reformorientierte Akteurslandschaft der Orde Baru 1965-1998
- Die reformorientierte Akteurslandschaft vor der Liberalisierungsphase (1965-1988)
- Die reformorientierte Akteurslandschaft während der Liberalisierungsphase (1988/89-1998)
- Die Partai Demokrasi Indonesia
- Non-governmental organisations
- Religiöse Gruppen
- Intellektuelle und das Forum Demokrasi
- Zusammenfassung: Die relevanten Akteure der Liberalisierungsphase
- Die Akteure der Demokratisierungsphase 1998-2004
- Die Präsidentschaft Habibie
- Die klassischen Akteure
- Die Zivilgesellschaft
- Die Präsidentschaft Wahid
- Die klassischen Akteure
- Die Zivilgesellschaft
- Die Präsidentschaft Megawati
- Die klassischen Akteure
- Die Zivilgesellschaft
- Zusammenfassung: Die Entwicklung der Zivilgesellschaft 1998-2004
- Die Präsidentschaft Habibie
- Der Status Quo des indonesischen Demokratisierungsprozesses aus akteurstheoretischer Perspektive
- Die Wahlen 2004
- Die Wahl des Repräsentantenhauses: Ergebnis und Aussage
- Die Wahl des Präsidenten: Ergebnis und Aussage
- Die Präsidentschaft Yudhoyono
- Die klassischen Akteure
- Entwicklungstendenzen der klassischen Akteurskonstellation
- Eine Zwischenbilanz der Regierung Yudhoyono
- Die Zivilgesellschaft: Neue Chancen und alte Risiken
- Hemmnisse zur Bildung einer konstruktiven Zivilgesellschaft: Die Zivilgesellschaft als Subjekt und als Objekt
- Die ,,dunkle Seite“ der Zivilgesellschaft: Der Buyat Bay-Fall und der KPU-Skandal
- Die klassischen Akteure
- Die Wahlen 2004
- Die Rolle der Zivilgesellschaft in der Demokratisierung Indonesiens
- Die verschiedenen Phasen des indonesischen Demokratisierungsprozesses
- Die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Indonesien
- Der Einfluss der Zivilgesellschaft auf die politische Entwicklung Indonesiens
- Die Chancen und Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Indonesien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Rolle der Zivilgesellschaft im indonesischen Demokratisierungsprozess. Sie untersucht, wie die Zivilgesellschaft an der Demokratisierung Indonesiens beteiligt war und welche Rolle sie in der Zukunft spielen könnte. Die Arbeit setzt sich mit den verschiedenen Phasen des indonesischen Demokratisierungsprozesses auseinander und analysiert den Einfluss der Zivilgesellschaft auf die politische Entwicklung des Landes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Gegenstand der Arbeit, die Forschungsfrage und die Forschungsmethodik erläutert. Kapitel 2 behandelt die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es wird der Begriff der Demokratie definiert und die akteursorientierte Perspektive der Transitionsforschung vorgestellt. Kapitel 3 analysiert den indonesischen Demokratisierungsprozess aus akteurstheoretischer Perspektive. Es werden die verschiedenen politischen Systeme Indonesiens seit 1950 vorgestellt und die Rolle der verschiedenen Akteure, insbesondere der Zivilgesellschaft, im Demokratisierungsprozess analysiert. Kapitel 4 befasst sich mit dem Status Quo des indonesischen Demokratisierungsprozesses und beleuchtet die Rolle der Zivilgesellschaft in der aktuellen politischen Situation Indonesiens. Das Kapitel behandelt die Wahlen 2004 und analysiert die Präsidentschaft Yudhoyono. Es werden die Chancen und Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Indonesien beleuchtet.
Schlüsselwörter
Zivilgesellschaft, Demokratisierung, Indonesien, Transitionsforschung, Akteure, politische Entwicklung, Wahlen, Präsidentschaft, Chancen, Herausforderungen
- Die politischen Systeme 1950-1998: Ein Überblick
- Arbeit zitieren
- M.A. Jeannine Hertel (Autor:in), 2005, Die Rolle der Zivilgesellschaft im indonesischen Demokratisierungsprozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51668